Harry Potter, the Real Story von Zaje (die Geschichte beginnt) ================================================================================ Kapitel 4: Willkommen in der Winkelgasse! ----------------------------------------- In dieser Nacht schlief Sally schlecht. Immer wieder jagte sie der Alptraum, von dem sie nun wusste, dass er wahr war. Als sie am nächsten Morgen wach wurde und sich umsah, glaubte sie, dass der letzte Abend ein Traum war. Doch als sie das Armband an ihrem Handgelenk betrachtete, wusste sie, dass es wirklich geschehen war. Oliver schlief noch und Sally zog sich inzwischen leise an. Sie ließ sich wieder auf ihr Bett fallen, den Brief aus Hogwarts in den Händen. Immer wieder las sie ihn durch, ohne ihn eigentlich wirklich zu verstehen. Das, was Mad-eye Moody ihr erzählt hatte, jagte ihr im Kopf herum. Es klopfte leise an der Tür und als Sally aufsah, sah sie bereits, dass Nymphadora ins Zimmer gehuscht war. Heute Morgen trug sie kurze, blaue Haare. »Morgen, Kleine. Kann ich reinkommen?« Doch sie stand sowieso schon mitten im Raum. Sie setzte sich zu Sally. Die beiden schwiegen eine Weile, doch dann fragte die Ältere: »Sie haben es dir gestern gesagt, nicht wahr? Darum waren Mad-eye und Professor McGonagall hier, oder?« Dora sah Sally von der Seite her an. Diese hatte den Blick gesenkt und betrachtete den Brief. Eine Träne tropfte darauf als sie nickte. Dora legte der Jüngeren einen Arm um die Schulter und zog sie zu sich. »Sally, du bist etwas Besonderes. Wie dein Bruder. Du kannst stolz auf ihn sein. Und auf dich. Ihr habt beide überlebt, wenn auch nur zufällig«, flüsterte die Blauhaarige. Die beiden saßen eine Weile so da, bis Ted von unten rief, dass das Frühstück fertig sei. »Komm, gehen wir.« Dora stand auf und zog Sally mit sich. »Weißt du, auch wenn du die wahre Geschichte jetzt kennst. Du wirst immer meine kleine Schwester bleiben, die ich liebe. Und du wirst immer ein kleiner Goldengel sein, den Mum und Dad lieben. Ich hoffe du weißt, dass du zur Familie gehörst, wie eine ›richtige‹ Tochter oder Schwester.« Sally nickte. Sie drückte sich an Dora. Das hatte ihr ihre Mutter zwar auch schon gesagt, aber das gleiche aus dem Mund ihrer Schwester, ihrer engsten Vertrauten, noch mal zu hören, war etwas ganz anderes. Einige Tage vergingen und Sally konnte immer besser schlafen. Sie zählte schon förmlich die Tage bis zum Schulbeginn. Es waren noch genau 18. Sally gähnte herzhaft und streckte sich. Sie hatte diese Nacht etwas schönes geträumt. Sie war mit einem Besen hoch über das Hogwarts, wie sie es sich vorstellte, geflogen. Sally kroch aus dem Bett und zog sich an. Oliver war gerade wach geworden und fiepte zur Begrüßung fröhlich. »Dir auch einen schönen guten Morgen, Oliver.« Als sie sich fertig angezogen hatte, ging sie zum Käfig hinüber und öffnete ihn, damit Oliver hinausfliegen konnte. Bevor er aus dem offenen Fenster flog, verabschiedete er sich noch mit einem liebevollen Zwicken in das Ohr seiner Besitzerin. Sally kicherte und schon war der Vogel weg. Sie ging in das unterste Stockwerk und begrüßte ihre Eltern. Sie setzte sich zu ihnen an den Tisch. »Und gut geschlafen, mein Engel?«, fragte ihr Vater, der sich gerade ein Brot bestrich. Sally nickte. »Ja. Sehr gut sogar.« »Das freut mich.« Er wusste von ihren Alpträumen und war froh, dass sie wieder besser schlief. Als Sally sich den dritten Löffel ihres Müslis in den Mund schob, kam eine ziemlich müde aussehende Nymphadora die Treppe runter. »Morgen, Leute…«, begrüßte sie ihre Familie. »Wann gehen wir denn in die Winkelgasse? Ich brauch bald mal meine Sachen…«, gähnte Dora, die ihre Augen immer noch nicht geöffnet hatte. Sally kicherte leise. »Ich hätte mir gedacht, dass wir das heute erledigen. Ted, du hast gesagt, du fährst heute zu deinen Eltern, nicht? Dann könnten wir drei nämlich nach London fahren.« Andromeda sah vom Tagespropheten auf und ihren Mann an. Ted nickte. »Auch wenn ich gerne dabei wäre, aber meine Mutter braucht Hilfe also könnt ihr ruhig fahren. Oder was dann auch immer«, fügte er grinsend hinzu. »Vielleicht komme ich später nach.« Sally war mit einem Schlag hellwach. Das hatte sie beinahe vergessen! Sie musste ja noch ihre ganzen Sachen besorgen und durfte nun das erste Mal in die Winkelgasse! Sie war schon wahnsinnig aufgeregt. »Ach, Mum?« Dora hatte es inzwischen geschafft, dass sie halbwegs wach wurde und normal aussah, und richtete sich ein Müsli. »Ja, Schatz?« »Sarah geht heute auch in die Winkelgasse. Sie hat mir heute eine Eule geschickt. Oder zumindest ist sie heute angekommen… Stört es dich, wenn ich mit ihr die Bücher kaufen gehe?« Andromeda schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, Liebling. Aber ich möchte gerne, dass du trotzdem mit uns zusammen nach Gringotts gehst. Damit ich dir das Geld für dieses Schuljahr mitgeben kann. Und ich würde sagen, dass wir uns dann bei Florean‹s treffen?« Sallys Schwester stimmte mit einem »Ja natürlich« zu. Sally war dem Gespräch der beiden gebannt gefolgt. Eine Stunde später saßen sie bereits im Auto auf den Weg nach London. Ted hatte angeboten sie mitzunehmen, da seine Eltern in einem Vortort Londons lebten und außerdem war das Flohpulver alle, wie Nymphadora festgestellt hatte. »Hast du auch deine Liste dabei?«, fragte Andromeda Sally nun schon zum dritten Mal. »Nein, Mum. Weil die hast du in deiner Tasche«, lachte das Mädchen, als es den erschrockenen Blick Andromedas sah. Diese nickte erleichtert. »Achja. Genau…« Ted setzte sie in der Stadt ab. »Viel Spaß, ihr drei. Kauft nicht zu viel. Wenn ich nicht mehr nachkomme nehme ich an, dass ihr mit dem Flohnetzwerk nach Hause kommt?« Andromeda nickte. »Ja. Danke, Schatz. Und bestell deinen Eltern liebe Grüße von uns.« Sie verabschiedete sich mit einem Kuss von ihrem Mann und dann wandte sie sich den beiden Mädchen zu. »So. Los geht‹s.« Sally staunte nicht schlecht, als sie eine kleine London-Stadtführung erhielt. Sie war noch nie hier gewesen. Gesehen hatte sie in diesen fünf Minuten zwar nicht viel von der Hauptstadt Großbritanniens, doch es war trotzdem beeindruckend gewesen. Ihre Mutter bog in eine Seitenstraße ein, in der sich nicht viele Leute tummelten. Die Muggel nahmen keine Rücksicht auf sie. Andromeda ging zielstrebig ans andere Ende der Straße, wo ein dunkles Pub war. Tropfender Kessel stand da. Sally bemerkte, dass die Muggel nichts bemerkten. »Sie sehen das Haus nicht. Nur Zauberer und Hexen sehen es«, flüsterte Nymphadora zur Erklärung. Die drei traten ein. Es war dunkel und bis auf den Wirt waren keine Leute in dem Wirtshaus. »Hallo, Tom«, begrüßten Andromeda und Dora den Wirt zugleich. »Hallo, Andromeda. Nymphadora. Wen habt ihr denn da noch mitgebracht? Ist das deine zweite Tochter?« Andromeda nickte. »Ja. Das ist Sally.« »Hallo«, sagte Sally schüchtern. »Guten Tag, Sally. Wollt ihr etwas trinken?« »Später vielleicht, danke. Zuerst erledigen wir, was zu erledigen ist.« Andromeda lächelte dem Wirt zu und die drei verabschiedeten sich von ihm. Sie gingen in den Hinterhof, wo Andromeda ihren Zauberstab zog. Sie klopfte auf den Backsteinen herum und nach kurzer Zeit tat sich eine Art Tor auf. Sally kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. »Willkommen in der Winkelgasse!« Sally klappte der Mund auf, als sie die Einkaufsstraße der Hexen und Zauberer mit schnellen Schritten durchquerten. Schon bald standen sie vor einem großen, weißen Gebäude. »Das ist Gringotts. Die Zaubererbank«, erklärte Andromeda. Die drei traten ein. An den Schaltern saßen lauter »Kobolde«, flüsterte Andromeda. »Nicht zu spaßen, mit denen.« Als sie am Empfangsschalter angekommen waren, räusperte sich Andromeda kurz. »Guten Tag. Wir würden gerne zwei Verließe aufsuchen.« Der Kobold am Schalter sah auf. Er blickte auf Andromeda herab und sah sie mit warteten Blick an. »Zuerst möchten wir zum Verließ der Potters und dann zu unserem. Tonks«, fügte sie hinzu, als der Kobold sie fragend ansah. »Die Schlüssel, bitte.« Andromeda zog zwei kleine Schlüssel aus ihrer Tasche und reichte sie ihm. »Bitte einen Augenblick. Sie können dort warten. Alden wird sich gleich um Sie kümmern.« Die drei gingen dort hin, wo der Kobold hingezeigt hatte und ein weiterer Kobold wartete bereits auf sie. »Guten Tag. Ich bin Alden«, begrüßte sie der Kobold. Er war etwas kleiner, als die anderen und wirkte viel freundlicher. »Guten Tag«, sagten die drei einstimmig. Der Kobold führte sie zu einem Waggon. »Bitte steigen Sie ein und halten Sie sich gut fest.« Sally wusste nicht wozu das gut war, doch als der Waggon losfuhr, fand sie es besser seinem Rat doch zu folgen. Sie war noch nie Achterbahn gefahren, aber sie glaubte zu wissen, dass die Fahrt in die unterirdischen Verließe Gringotts‹ tausend Mal schlimmer war. Zuerst waren sie beim Verließ der Potters. Sally und Andromeda stiegen aus; Dora wartete im Waggon. Der Kobold nahm den Schlüssel, steckte ihn ins Schloss und drehte ihn einmal herum. Die schwere Tür ging langsam auf und Sally klappte der Mund auf. Da lagen Berge von Galleonen, Sickel und Knuts. »Das gehört alles dir. Und deinem Bruder, natürlich«, verbesserte sich ihre Mutter sofort. Sie half Sally einen Beutel mit Geld zu füllen. »Damit dürftest du eine Zeit lang auskommen, will ich meinen. Und jetzt weiter mit diesem Karren zu unserem Verließ.« Als Andromeda Geld aus dem Verließ der Tonks‹ geholt hatte, stieg sie wieder in den Karren und schon nach ein paar Minuten sahen Sally, Dora und Andromeda wieder das Tageslicht, welches grauenhaft in den Augen blendete. »Hey, Tonks!« Sally hörte eine Mädchenstimme rufen, als sie die Zaubererbank verließen. Anscheinend war ›Tonks‹ der Spitzname Doras in Hogwarts, denn die Ältere hatte sich sofort danach umgewandt und erfreut gerufen: »Hey, Sarah!« Sarah Martin war ein schlankes Mädchen, das gleich alt war wie Nymphadora. Neben ihr stand ein kleineres Mädchen, mit rotbraunen Haaren. »Das ist meine Schwester Sophie. Sie fängt heuer in Hogwarts an.« »Und das ist meine Schwester Sally. Auch sie fängt dieses Jahr an«, gab Nymphadora grinsend zurück. Sophie warf Sally einen Blick zu und lächelte schüchtern. »Hallo«, sagten die zwei gleichzeitig. »Also, Mum. Wir sehen uns später. Tschau, Sal.« Mit diesen Worten verabschiedete sich die momentan Lilahaarige von ihnen und zog mit Sarah und Sophie von dannen. »Na dann. Auf geht‹s.« Zuerst gingen Sally und ihre Mutter in den Laden von Madam Malkin. Dort bekam sie ihre Umhänge her. Andromeda ging inzwischen in die Apotheke, um Zaubertrankzutaten und Flohpulver für zu Hause zu kaufen. Außerdem nahm sie noch Drachenhauthandschuhe und Glasfläschchen für Sally mit. »Hogwarts?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Sally nickte, doch das bekam Madam Malkin gar nicht mehr mit. Denn schon hatte sie die Elfjährige auf einen Schemel gestellt und ein magisches Maßband maß sie ab. Nach cirka zwanzig Minuten war Sally fertig. Sie bezahlte und ging hinaus aus dem Laden. Ihre Mutter wartete schon auf sie. »So. Dann gehen wir mal deine Bücher kaufen.« Auch der Mann in diesem Laden fragte ob sie nach Hogwarts kam und schon drückte er ihr ihre Bücher in die Hand. Jetzt fehlten noch Kessel, Waage, Teleskop und ein Zauberstab. Den Zauberstab besorgten sie ganz zum Schluss. Sally war schon gespannt darauf. Sie betraten den Laden von Mr. Ollivander. Er war klein, dunkel und sehr staubig. Als Sally und ihre Mutter eintraten klingelte es irgendwo im Laden. Kaum eine Sekunde später stand ein alter Mann vor ihnen. »Sie sehen aus wir ihre Mutter, Miss Potter.« Sally zuckte kurz zusammen. Sie hatte ja mit vielem gerechnet aber damit sicher nicht. Sie warf dem Mann einen vorsichtigen Blick zu, der ihr – war es aufmunternd? – zulächelte. Irgendetwas an diesem Mann war sehr faszinierend. »Guten Tag, Andromeda. Wie geht es Ihnen? 12 Zoll, Ahorn, Einhornhaar, unbiegsam.« Andromeda nickte. »Danke, gut. Ihnen hoffentlich auch?« Mr. Ollivander war inzwischen schon in den Reihen von Zauberstabschachteln verschwunden, während ein Maßband erneut Sallys Maße vermerkte. »Natürlich geht es mir gut. Zauberstabhand ist rechts, wie ich annehme?« Es war eine Feststellung, keine Frage. Erneut. »12 ¾ Zoll, Buche mit einer Phönixfeder als Kern. Schwingen Sie ihn.« Sally nahm den Zauberstab in die Hand, doch bevor sie überhaupt dazu kam, dass sie ihn über ihren Kopf hob, wurde er ihr von Ollivander schon wieder aus der Hand gerissen. »Nein. Nein. Nein. Auf keinen Fall. Ich weiß...« Anscheinend hatte Ollivander einen Einfall, denn er hastete ans andere Ende des Ladens. Er holte einen Zauberstab hervor und reichte ihn Sally. Als sie ihn berührte erfüllte ein warmes Kribbeln ihren ganzen rechten Arm. Goldene Funken sprühten aus der Spitze des Stabes. Mr. Ollivander nickte zufrieden. »Ja. 11 Zoll und aus Rosenholz gefertigt. In seinem Inneren befindet sich die Herzfaser eines Ungarischen Hornschwanzes. Der Stab ist für feine Arbeiten sehr gut geeignet, genau wie der Ihrer Mutter, Miss Potter.« Nachdem sie bezahlt hatten wünschte Mr. Ollivander ihr noch viel Glück. Als sie den Laden verließen legte Andromeda Sally den Arm um die Schulter. »Ich weiß, dass es noch ungewohnt ist für dich, nicht wahr? Aber Mr. Ollivander hat Recht. Du bist Lily wie aus dem Gesicht geschnitten.« Sally sagte nichts dazu. Sie würde den Moment zerstören, wenn sie etwas sagen würde, wie sie fand. Sally war nicht wirklich traurig über ihr Schicksal. Wenn sie dem was Moody erzählt hatte Glauben schenken konnte, dann waren ihre Eltern sehr mutig gewesen. Und sie war stolz auf die beiden. Und sie würde die beiden stolz machen. Bei Florean Fortescues Eissalon machten Sally und Andromeda erneut Halt. Nymphadora und die Familie Martin saßen bereits vor dem Laden und schleckten ein Eis. Die beiden Neuankömmlinge holten sich auch eins und Sally verzehrte glücklich ihr Zitroneneis. Nach einer Stunde brachen die Martins auf. »Wir sehen uns, Tonks~«, verabschiedete sich Sarah von Dora. Sophie und Sally sahen sich an. »Bis in Hogwarts«, meinte Sally. Sophie nickte und lächelte. »Ja. Bis dann.« Etwas später brachen auch die drei wieder auf. Im Tropfenden Kessel tranken sie noch etwas. Sally bekam ein Glas Kürbissaft und die anderen beiden tranken Butterbier. Danach verabschiedeten sie sich von Tom, der ihnen viel Spaß in Hogwarts wünschte. Sie durften den Kamin benutzen und mit dem neu gekauften Flohpulver konnten die drei nach Hause reisen. Nach dem Abendessen nahm Sally die Einkaufstüten mit in ihr Zimmer. Sie nahm eines der Bücher – Theorie der Magie von Adalbert Schwahfel – und begann darin zu lesen. Doch schon auf der zweiten Seite schlief sie ein. Nicht etwa, weil es so langweilig war, sondern weil der Tag sie mehr geschafft hatte, als sie eigentlich geglaubt hatte. Oliver kam gerade durchs Fenster hereingesegelt und sah seine schlafende Besitzerin. Er wollte sie nicht aufwecken. Dennoch flatterte er hinüber und versuchte das Buch so gut es ging von ihrem Gesicht zu heben. Nachdem er sich eine Viertelstunde abgemüht hatte, gelang ihm irgendwie und er ließ es auf ihren Nachttisch fallen. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, hob er die Decke, die am Boden lag, hoch und deckte Sally zu, damit sie nicht fror. Mit einem liebevollen Blick bedachte der Vogel seine schlafende Besitzerin und flog dann in den eigenen Käfig zurück um zu schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)