Last Desire Extra von Sky- ================================================================================ Kapitel 16: Ein kleiner Teufel ------------------------------ Im Klassenzimmer herrschte Unruhe und alle Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Heute war sein erster Schultag und viele wären in seiner Situation nervös gewesen, hätten vielleicht erste Anzeichen von Unruhe gezeigt, doch er blieb seelenruhig da stehen und hielt den Blicken seiner Mitschüler stand. Seine Lehrerin hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt. Vermutlich als Geste, um ihm Mut zu machen. Normalerweise hätte er schon vor knapp vier Wochen eingeschult werden sollen und hätte sich damit diese ganze Einstandsprozedur ersparen können. Aber dummerweise war er am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt und als wäre das nicht schon genug gewesen, hatte er dabei auch noch eine Mandelentzündung gehabt, weshalb man sie ihm kurzerhand herausoperieren musste. Dadurch war er jetzt gezwungen, sich jetzt nachträglich der Klasse vorzustellen. Naja, es gab Schlimmeres. Nur nervten ihn diese ganzen gaffenden Blicke, denn er wusste, dass sich schon längst herumgesprochen hatte, dass seine Familie etwas „anders“ war. Naja, Laylas Eltern waren zwar auch nicht gerade das, was man als alltäglich bezeichnen konnte, aber keiner wagte es, sich mit ihr anzulegen. So wie er gehört hatte, hatte sie einem Jungen, der zwei Jahre älter war, zwei Milchzähne ausgeschlagen, als dieser sich über sie lustig gemacht hatte. Aber er war der Neue und damit hatte er einen schweren Start. Zumindest hieß es so, denn er sah sich nicht so in der Rolle des Prügelknaben und er hatte auch keine Lust, in diese Rolle hineingedrängt zu werden. Seine Klassenlehrerin ermahnte die Schüler um Ruhe. „Hört mal alle her“, rief sie und nun waren die meisten ruhig. „Wie ihr wisst, bekommen wir heute einen neuen Mitschüler. Er konnte leider nicht zur Einschulungsfeier kommen, da er sehr krank war und sich von einer Mandelentzündung erholen musste. Damon, möchtest du dich der Klasse vorstellen?“ Eine etwas dämlich formulierte Frage, aber er sagte nichts dazu und seufzte leise. Dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und räusperte sich kurz. „Mein Name ist Damon Birthday. Ich bin sieben Jahre alt, Sternzeichen Skorpion und meine Dads sind beide Detektive. Ich…“ „Hast du keine Mami?“ rief einer der Jungen, der Cody Valmer hieß. Es war deutlich zu sehen, dass er auf Stress aus war. Doch davon ließ sich Damon auch nicht beirren. Er blieb ruhig und gelassen. „Doch schon, nämlich meine Leihmutter. Sie hat mich zur Welt gebracht und meine Dads haben mich aufgezogen.“ „Haha, du hast keine Mami!“ „Haltet die Klappe oder ich verhau euch!“ kam es von Layla, die die anderen böse anfunkelte und danach aussah, als wollte sie am liebsten von ihrem Platz aufspringen und die Fäuste fliegen lassen. Für ein kleines siebenjähriges Mädchen war sie schon gefährlich und nicht wenige fanden sie allein schon wegen ihrer finsteren Ausstrahlung gruselig. Auch ihr Blick allein jagte schon viele in die Flucht und nicht selten kam es auch dazu, dass sogar die Eltern der anderen sie unheimlich fanden. Aus diesem Grund hatte sie auch kaum Freunde. Lediglich Damon, Charity, Eden und Faith hielten zu ihr und mehr brauchte sie auch nicht. Und sie wusste auch um ihre Wirkung auf andere, um sie einzuschüchtern. Sofort waren einige von ihnen ruhig, weil sie zu viel Angst hatten, nachher wirklich von Layla verprügelt zu werden. Doch es gab jemanden, der sich davon nicht beeindrucken ließ: Nabril Nagid. „Ich finde es ekelhaft, dass man zwei Dads, aber keine Mami hat“, meinte er nur und wandte sich dann Damon zu. „Das ist doch nicht normal.“ Nun reichte es Layla endgültig. Sie sprang von ihrem Platz auf, ging auf Nabril zu und hob ihre Faust, um ihm mitten ins Gesicht zu schlagen. „Das nimmst du zurück!“ rief sie, doch bevor sie zuschlagen konnte, hielt die Lehrerin sie zurück und ermahnte sie, dass sie zum Rektor geschickt werden würde, wenn sie sich nicht wieder hinsetzte. Doch Nabril wollte noch einen nachsetzen, denn er war noch nicht fertig. „Wie ist es denn so, keine Mami zu haben?“ Hier lächelte Damon kühl und erklärte nur „Deine Aussagen passieren mich an der analen Peripherie. Also kannst du dir diese Verbalemanation ohne kommunikative Signifikanz auch sparen. Und überhaupt: wenn der Limes des Wissensstandes eines Individuums gegen null tendiert, sollte dieses seinen Rachenraum zu einem System ohne Teilchenaustausch umfunktionieren.“ Nun war Nabril still geworden und auch sein herablassendes Grinsen war gewichen. Verwirrt sah er Damon an und hatte keine Ahnung, was dieser gerade gesagt hatte. Hat er mich jetzt beleidigt oder nicht? Er konnte es einfach nicht sagen und sah fragend zu seiner Lehrerin, doch die sah genauso verständnislos drein und hatte ebenfalls keine Ahnung, was ihr Schüler da gesagt hatte. „Hä?“ fragten einige Mitschüler und Nabril, der sich in seinem Stolz gekränkt sah, war sauer. „Kannst du auch normal reden?“ Doch Damon lachte nur amüsiert und meinte „Ich beliebe es wahrzunehmen, wie andere Individuen der Gesellschaft aufgrund ihrer unterlegenen kognitiven Fähigkeiten einen derart komplexen Konversationsbruchteil wie diesem nicht folgen können.“ „Und was heißt das?“ „Dass du mit deinen Attitüden meine Columna cerebralis mit deinem Clunium bearbeiten kannst.“ „Hast du mich etwa gerade beleidigt?“ „Was glaubst du?“ Hasserfüllt funkelte Nabril ihn an und einige Schüler begannen zu lachen. Es kam selten vor dass der „Klassenprinz“ von einem Mitschüler so vorgeführt wurde. Zwar hatten die anderen auch nicht wirklich verstanden, was Damon gesagt hatte, aber dass jemand Nabril eins auswischen konnte, das hatte noch keiner geschafft. Und als Damon die kichernden Mitschüler sah, war er zufrieden und bemerkte „Tja. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit einiger Individuen scheint sich offenbar auf die eines feinporigen, meist gebackenen Nahrungsmittels zu belaufen. Mein Dad hat mir immer gesagt: wenn dich jemand beleidigt, schlage ihm auf deinem Niveau, denn auf diesem bist du unschlagbar. Lässt du dich auf ihr Niveau herab, schlagen sie dich mit ihrer jahrelangen Erfahrung. Und Paps pflegt hingegen immer zu sagen, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Ich mag zwar keine Mama haben wie du, Nabril. Aber dafür hab ich wenigstens mehr Ahnung als du.“ Damit war die Vorstellungsrunde beendet und Damon wurde im Anschluss ein Platz zugewiesen. Er saß neben Layla, neben der keiner sitzen wollte und erledigte die Aufgaben, die gegeben wurden, problemlos. Da das Lesenlernen für sie eigentlich schon überflüssig war, kamen sie kurz ins Gespräch und die junge Sefira stupste ihren Sitznachbarn an. „Sag mal, wie hast du das eigentlich geschafft, so was Kompliziertes zu lernen?“ „Ich bin Autodidakt“, erklärte Damon. „Ich habe das alles alleine gelernt und Dad hat mir auch ein klein wenig geholfen.“ Layla grinste, wobei sie eine Zahnlücke entblößte, da sie erst kürzlich einen Milchzahn verloren hatte. „Das hat dieser Blödmann echt verdient. Und? Hast du immer noch Schmerzen?“ Damon schüttelte den Kopf. „Nein. Oma hat mich gestern noch mal untersucht und gesagt, dass ich wieder gesund bin. Ich fand es aber echt cool, dass dein Dad mir die Mandeln rausgenommen hat.“ „Er ist eben ein echt guter Arzt“, sagte Layla stolz. „Und wenn ich groß bin, werde ich genauso wie er auch Mafiaboss.“ Zum Glück hatte Layla diese Ziele für sich behalten und auch nur ihren Freunden davon erzählt. Es war ja sowieso schon kein Geheimnis, dass ihr „Dad“ die absolute Nummer 1 der Bostoner Unterwelt war. Aber auch Damon behielt lieber Stillschweigen darüber, dass sein „Paps“ ein verurteilter Serienmörder war. Damit konnte er ja auch nicht wirklich angeben. Als die Pausenglocke klingelte und nach und nach alle den Klassenraum verließen, blieben nur noch Layla, Nabril und Damon übrig. „Damon, ich geh schon mal nach unten. Kommst du gleich?“ fragte das schwarzhaarige Mädchen. Ein „ja“ kam zur Antwort und Damon begann ein paar Sachen aus seinem Schulranzen zu packen. Sofort kam Nabril zu ihm hin und warf Damons Hefte zu Boden. „Mach dich nicht über mich lustig, klar? Mein Vater ist immerhin Gott, also wag es nie wieder, mich zu verarschen.“ Doch davon blieb Damon unbeeindruckt. Er lächelte nur kühl und entgegnete „Weißt du, was die Menschen mit dem Sohn Gottes machen? Sie peitschen ihn aus, nageln ihn danach an ein Kreuz und lassen ihn dann im Anschluss verrecken.“ Und hier funkelte etwas Mörderisches in Damons Augen auf. Insbesondere in seinem rechten Auge war, welches so leuchtend rot und unmenschlich war. Das Auge eines Shinigami. Er hatte denselben gefährlichen Blick wie sein Vater Beyond. Und in diesem Moment hatte Nabril schon fast Angst vor ihm. Doch dann packte Damon ihn am Kragen und zog ihn zu sich heran, sodass sich ihre Blicke trafen. Was hatte er denn jetzt vor? Bevor Nabril diese Frage stellen konnte, küsste Damon ihn. Sofort riss sich der Junge mit den langen brünetten Haaren los und rief empört „Spinnst du? Was soll das?“ „Paps nennt so etwas eine „kleine Strafe“. Wenn du noch mal meine Familie beleidigst, dann küss ich dich vor der ganzen Klasse.“ „Du hast doch nen Knall!!!“ rief Nabril wütend und wischte sich den Mund mit seinem Ärmel ab. Dann rannte er fluchtartig aus dem Klassenzimmer und Damon sah ihm hinterher. Einen Moment lang schwieg er nur, dann musste er lachen. Es war aber auch wirklich zu einfach, Nabril zu ärgern. Ja, in der Hinsicht war Damon Birthday wirklich ein kleiner Teufel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)