It's getting heavier I wanna run and hide (Arbeitstitel) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 2: Ertappt ------------------ Der Morgen kam hart und unbarmherzig. Schließlich war Lily doch irgendwann eingeschlafen. Als sie dann wieder aufwachte, konnte sie höchstens fünf Minuten geschlafen haben. Hoffentlich wurde sie noch fitter, ansonsten würde das heute ein harter Tag werden. Verschlafen richtete der Rotschopf sich auf und sah zu ihrer besten Freundin, die schon geschäftig durch den Schlafsaal wuselte. „May... Du bist laut. Es muss doch noch mitten in der Nacht sein.“ Mürrisch zog Lily ihre Decke hoch bis zur Stirn, da warf Mary sich auch schon neben sie auf die Matratze. „Komm schon, sonst kannst du vor der ersten Stunde nicht mehr frühstücken.“ Im Gegensatz zu Lily selber war ihre beste Freundin, Mary Macdonald, ein typischer Morgenmensch. Sobald der Wecker morgens klingelte, hüpfte Mary mit einem strahlenden Lächeln aus den Federn und hieß den Tag willkommen. Manchmal trällerte sie dabei sogar ein Liedchen, völlig absurd! Lily dagegen gehörte eher zur Fraktion Morgenmuffel. Zu dieser Zeit des Tages war sie auch definitiv am undiszipliniertesten. Aber zum Glück gab es ja Mary. Die ließ ihre Freundin nämlich niemals verschlafen und ertrug sogar die schlechte Laune. Die Bettdecke wurde mit einem Ruck von Lilys Körper gezogen und wütend sah sie zur grinsenden Mary hinüber. „Nun komm schon, Lily.“ Wie immer hatte Mary es natürlich geschafft, ihre beste Freundin aus den Federn zu bekommen, sodass die beiden Mädchen noch rechtzeitig zum Frühstück in der Großen Halle saßen. Etwas lustlos rührte Lily in ihrem Tee, während Mary schnatterte und schnatterte. Wie konnte man nur immer morgens so gute Laune haben? Lily hörte ihrer Freundin nur mit halbem Ohr zu, bis sie plötzlich angestoßen wurde. Etwas unwirsch wand sie sich zu Mary, die bedeutungsvoll auf einen Platz am Gryffindor-Tisch sah, ein Stückchen von ihnen entfernt. Dort saß James Potter mit einer hübschen Blondine. Die beiden wirkten sehr vertraut. Gerade flüsterte James dem Mädchen etwas ins Ohr und sie kicherte vergnügt. Jetzt erst, auf den zweiten Blick, erkannte Lily, wer das blonde Mädchen war: Es handelte sich um Elize Abbott aus Hufflepuff. Schön, dann konnte Potter jetzt ja ihr auf den Senkel gehen und sie selbst könnte endlich wieder in Ruhe leben. Was das Ganze sollte, wusste Lily sowieso nicht. Schon seit dem letzten Jahr hatte er immer wieder seine dubiosen Annäherungsversuche gestartet. Warum das so war, verstand die Gryffindor nicht. Sie und James hatten nichts gemein, er und ihr ehemaliger bester Freund waren sogar ziemlich verfeindet, was Lilys Sympathie dem ach so beliebten Potter gegenüber nicht gerade steigerte. Und trotzdem... Obwohl sie James Potter wirklich nicht leiden konnte, verspürte sie ein seltsam flaues Gefühl im Magen, wie sie ihn da so beim Turteln mit Elize beobachtete. Anscheinend war sie ganz in Gedanken versunken und hatte ihre beiden Mitschüler schon eine Weile angestarrt, aber das fiel ihr erst auf, als James aufsah und die Blicke der beiden sich trafen. Als wäre sie vom Blitz getroffen worden, hüpfte sie auf ihrer Bank ein kleines Stückchen hoch und senkte den Kopf so ruckartig und tief, dass sie mit der Nase auf ihr Marmeladenbrötchen prallte. Mary sah verdutzt zu ihrer Freundin herüber. „Lily, was war das denn? Bist du schockartig eingeschlafen?“ Fast schon besorgt war ihre Miene, als Lily wieder aufsah. Die Besorgnis wich aber schnell einem belustigten Grinsen. Doch weil sie keine schlechte Freundin war, griff Mary während ihres Gekichers nach einem Stapel Servietten auf dem Tisch und reichte Lily eine. „Hier für dich, es sei denn, du möchtest Marmelade von deinem Brötchen zu deinem neuen Look machen. Hast du einen Fluch abbekommen oder was war gerade los?“ Lily fühlte sich ertappt. Mary war zwar ihre beste Freundin, aber... Ja, was aber? Warum hatte sie das gerade gemacht? Sie verstand es ja selber nicht. Also musste eine rasche Notlüge her; auch wenn das eigentlich nicht Lilys Art war. „Ich, also... Ich hatte irgendwie ein kurzes Stechen im Oberschenkel. Keine Ahnung was das war. Ist aber auch schon wieder weg.“ Die ersten paar Unterrichtsstunden vergingen rasch, aber auch ziemlich ereignislos. Im Grunde war Lily aber auch froh darüber, in ihrem Kopf ratterte es sowieso schon viel zu viel. „Oder? Findest du nicht auch?“ „Hä?“ Irritiert sah Lily zu ihrer besten Freundin auf. Was die gerade gesagt hatte, war völlig an ihr vorbei gegangen. Sofort hatte sie ein schlechtes Gewissen. „May, es tut mir Leid. Was hast du gesagt?“ Mary entfuhr ein tiefer Seufzer. „Irgendwie bist du heute nicht auf der Höhe, oder? Was ist denn los mit dir?“ Aber Lily schüttelte nur den Kopf und winkte mit der Hand ab. „Bin nur ein bisschen müde. Also, was meintest du?“ Marys Gesicht erhellte sich wieder, als sie antwortete: „Sirius... Schau doch mal. Sieht er heute nicht richtig gut aus? Also so richtig, richtig gut. Noch besser als normalerweise schon.“ Mit gerunzelter Stirn sah Lily auf und begutachtete Sirius Black, der gerade vorne stand und einen Zauber demonstrierte. Längeres, schwarzes Haar, dunkle Augen, eine lässige Aura, sein spitzbübisches Lächeln... Für sie sah er aus wie immer. Aber sie wusste auch, dass Mary Black schon immer toll fand. Rein äußerlich konnte sie das auch noch ein wenig nachvollziehen, aber er war genau so ein arroganter Angeber wie sein bester Freund Potter. Sirius trottete gerade wieder zu seinem Platz in der letzten Reihe zurück und Lily folgte ihm noch eine Weile mit ihrem Blick. Dieses Mal achtete sie akribisch darauf, nicht aus Versehen James anzusehen. Dann wand sie sich schulterzuckend wieder an Mary. „Ich weiß nicht. Für mich sieht er aus wie immer.“ Auf diese Worte hin sah Mary fast wütend aus. „Iwo. Sei doch nicht immer so negativ.“ Lily wollte gerade etwas erwidern, da wurde sie von einer lauten, deutlichen Stimme abgewürgt. „Miss Evans, Miss Macdonald! Da Sie ja sicher unterrichtsrelevante Sachverhalte erörtern, bitte ich Sie, Ihre sicherlich klugen Gedanken mit der Klasse zu teilen.“ Ertappt sahen die beiden Mädchen auf. Lily war eine gute Schülerin, eine sehr gute sogar. Normalerweise gehörte sie nicht zu denjenigen, die im Unterricht getadelt wurden und eigentlich wollte sie auch nicht damit anfangen. Blitzschnell ordnete sie ihre Gedanken, versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, welchen Zauber Sirius gerade vorgeführt hatte und was man dazu vielleicht diskutieren könnte. Und dann kam ihr auch schon eine Eingebung. „Es tut mir Leid, Professor Raeken, wir hatten uns nur gerade gefragt, ob es vielleicht möglich ist, mit einem Zauberstab zwei Schildzauber zu wirken oder ob man dann schon eine erweiterte Form des Protegos verwenden müsste.“ Professor Raekens Miene hellte sich wieder auf. „Eine sehr gute Frage, meine Damen. Darauf wollte ich in der Tat hinaus. Den einfachen Schildzauber kennen Sie ja bereits und ich möchte mit Ihnen in diesem Jahr vertiefend weitere Schutzzauber behandeln. Einen groben Überblick sollten Sie ja bereits im letzten Jahr erhalten haben. Was wissen Sie denn bereits, wer kann mir das beantworten?“ Puh, das war ja nochmal gut gegangen. Die restliche Unterrichtsstunde brachte Lily all ihre Aufmerksamkeit auf. Als die Stunde dann aber endete, war sie doch ziemlich erleichtert. Sie fühlte sich wie gerädert, nicht einmal mehr Marys gute Laune war ansteckend genug. Irgendwie schien sie heute aber auch noch mehr von Sirius zu schwärmen, als normalerweise. Warum konnte ihre beste Freundin sich nicht in einen anständigen Kerl verknallen? Die Sache mit Black war noch nicht einmal wirklich existent und doch wusste man schon, dass es kein Happy End geben würde. Aber es war ja nichts Ernstes. Dann aber stellte Mary eine Frage, die alles verändern konnte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)