Stolz und Vorurteil von Angelus75 ================================================================================ Kapitel 3: Das Lichterfest -------------------------- 3. Das Lichterfest Sicht Legolas Ich war mit Gimli und Aragorn den ganzen nächsten Vormittag auf Patrouille, um mögliche Orkscharen aufzuspüren. Aragorn berichtete, dass wir in 2 Tagen die Wälder Lothloriens verlassen würden, um unsere Reise zum feurigen Berg fortzusetzen. Es stimmte mich traurig, diesen Ort verlassen zu müssen. Aber ich wusste, ich konnte nicht bleiben. Schließlich war ich ein Teil dieser Gemeinschaft und hatte die Aufgabe meine Gefährten zu beschützen. Als der Mittag anbrach, kehrten wir um. Aragorn trat neben mich und sagte „wir sollten langsam zurückkehren. Es ist sehr unhöflich zum Beginn des Lichterfestes nicht anwesend zu sein. Ich glaube, wir brauchen uns nicht zu sorgen, denn die Grenzen dieses Waldes sind sehr gut bewacht“. Ja, das wusste ich und dachte instinktiv an den Hauptmann der Wache. Ich lächelte. Seine Laune war mit Sicherheit auf dem Tiefpunkt, denn als Hauptmann der Soldaten Lothloriens wurde es von ihm erwartet, bei den Festlichkeiten anwesend zu sein...und zwar ohne Uniform und Waffen. Das gefiel ihm mit Sicherheit überhaupt nicht, war ich überzeugt. Insgeheim war ich schon gespannt darauf, wie er wohl erscheinen würde und ob er sich nicht doch gegen den Wunsch Celeborns auflehnte und in seinem Waffenrock erschien. „Legolas, träumst Du“? hörte ich Gimli fragen. Ich sah ihn erstaunt an und erwiderte „nein, mellon nin“. Hatte ich tatsächlich geträumt? Nein hatte ich nicht, sagte ich mir energisch und beeilte mich meinen Freunden zu folgen. Eine Stunde später betrat ich den Festplatz und meine Augen suchten nach meinen Freunden. Ich wollte gerade zu ihnen gehen, als Herr Celeborn und die Herrin Galadriel eintrafen und begleitet von hell erklingenden Posaunen den Platz betraten. Gefolgt von Hauptmann Haldir. Die Lady verweilte kurz an meiner Seite und sagte gütig „Mae govannen, Legolas. Eure Anwesenheit lässt unser Fest erstrahlen. Eure Schönheit steht der Schönheit Eures Vaters in nichts nach. Noch heller strahlt sie, denn ich fühle, dass ein warmes Herz in Eurer Brust schlägt“. Ich verneigte mich ehrfürchtig vor ihr und legte dabei ihre Hand an meine Stirn, als Zeichen meiner Ehrerbietung. Ihre Worte hatten mich berührt, denn niemals wollte ich so herzlos werden, wie mein Vater. Bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte, fiel mein Blick auf Haldir, der mich in seiner üblichen unzugänglichen Art feindselig ansah. Ich glaubte jedoch eine Spur von Spott in seinen Augen erkennen zu können. Atemlos betrachtete ich ihn. Er trug ein feines Gewand aus silbergrauem Stoff, der edel schimmerte. Verschlungene Stickereien schlangen sich seitlich an seinen Beinen entlang und waren auch auf einem Teil seiner eng anliegenden Ärmel zu sehen. Dazu trug er schwarze Stiefel. Kunstvoll geflochtene Zöpfe zogen sich durch sein silberblondes Haar, dass wie immer offen über seinen Rücken floss. Ich war beeindruckt. Ein wahrlich schönes Wesen, dachte ich mir und betrachtete ehrfürchtig seine muskulöse Gestalt. Es war ungewöhnlich für einen Elben derart breite Schultern zu haben, während seine Taille so schlank war. Solch eine Gestalt sprach man eher den Menschen zu. Ich war so in den Anblick des stolzen Elbenkriegers versunken, dass ich nicht mitbekam, wie Gimli an meine Seite trat. „Mach den Mund zu, Junge“ brummte er mich schelmisch lächelnd an. Da wurde ich zum vermutlich ersten Mal in meinem Leben rot im Gesicht und ich drehte mich weg. Sicht Haldir: Völlig verspannt ging ich hinter meinem Herrn und meiner Herrin her. Ich hatte ihren Wunsch respektiert und keine Waffen angelegt und genau das war jetzt mein Problem. Ich fühlte mich fürchterlich nackt und wehrlos. Jetzt stell Dich nicht so an, sagte ich mir selbst und war einfach nur unglücklich mit der gesamten Situation. Ich blieb höflich stehen, als ich sah, wie meine Herrin mit dem Prinzen sprach, aber am liebsten wäre ich einfach gegangen. Ich fühlte mich noch viel unwohler in seiner Gegenwart, als sonst. Missmutig betrachtete ich ihn. Er war wunderschön. Sein Aussehen überstrahlte alles. Es gab nur zwei Personen an diesem Ort, die ihn noch übertrafen. Mein Blick fiel auf meine Herrin und meinen Herrn. Dann sah ich zurück zu Legolas und glaubte mich beinahe geblendet, denn in diesem Moment fiel das Sonnenlicht durch die Blätter direkt auf sein Haupt. Sein goldenes Haare strahlte in einem überirdischen Licht. Den goldenen Stirnreif, der sein Haupt zierte, hätte er sich eigentlich sparen können, dachte ich mir andächtig, denn sein Haar leuchtet viel heller, als jedes Gold dieser Erde. Seine schlanke Gestalt steckte in einer edlen nachtblauen Robe, die seine helle Haut zum schimmern brachte. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden und sah ihm ins Gesicht. Mein Herz setzte kurz aus. Er starrte mich aus azurblauen glänzenden Augen an. Ich hatte fast den Eindruck darin zu ertrinken. Wir standen beide wie vom Blitz getroffen da und starrten uns an. Ein Soldat der neben mich getreten war, räusperte sich „mein Hauptmann, ich muss kurz etwas mit Euch besprechen“. Ich reagierte zuerst nicht und starrte weiter in die Augen des Prinzen. Erst als der Zwerg sich neben ihn stellte und etwas zu ihm sagte, worauf Legolas errötete, riss ich meinen Blick los und ging wortlos mit meinem Soldaten an den Rand des Festplatzes. Sicht Legolas: Was war jetzt gerade geschehen? Ich musste erst einmal meine Gedanken ordnen, denn ich war tatsächlich etwas aus der Fassung gebracht. Gerade noch stand mir der Hauptmann gegenüber und wir starrten uns an, als wären wir zwei Raubtiere, die gleich übereinander herfallen würden. Jegliche Arroganz und Kälte war aus seinen silbergrauen Augen verschwunden. Stattdessen sah ich Bewunderung und dann Angst darin. Ich war sichtlich irritiert. Da hörte ich die väterliche Stimme meines zwergischen Freundes „Legolas, was ist denn los mit Dir? Ist alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest Du einen Geist gesehen“. „Sei unbesorgt“ erwiderte ich „es ist alles in Ordnung“. „Komm, lass uns etwas zu essen suchen“ sagte er und zog mich mit sich. Ich lachte „mellon nin, Du denkst wirklich nur immer an das eine“. Er fiel fröhlich in mein Lachen mit ein. Etwas später saß ich dann auf einer der reich geschmückten Bänke und sah interessiert dem Treiben zu. Gimli saß satt und zufrieden bei mir und rauchte aus einer der Pfeifen, die ich für ihn angefertigt hatte. Als ich so umher blickte, sah ich Haldir, der sich angeregt zu unterhalten schien. Plötzlich sah ich, wie sich seine Hand verkrampfte, als hätte er meinen Blick in seinem Rücken gespürt. Er wandte sich blitzschnell zu mir um. Sein Blick hatte nichts mehr mit dem vorigen gemein. Seine Augen sprühten mir wütende Funken entgegen. Was hab ich jetzt wieder getan, seufzte ich leise in mich hinein. Unser Spiel...es schien anstrengend zu werden. Ich hatte nur noch bis morgen Abend Zeit und war noch meilenweit von seiner Freundschaft entfernt. Wieder seufzte ich und erhob mich. Vielleicht sollte ich alles auf eine Karte setzen und einfach mit ihm sprechen. Ich drehte mich zu Gimli und sagte „warte auf mich, mellon nin“. Gimli nickte leicht. Ich sah, dass der Hauptmann sich in den Schatten der untergehenden Sonne zurückgezogen hatte und mit verschränkten Armen das Geschehen beobachtete. Ich ging leise zu ihm und stellte mich neben ihn. Dann neigte ich leicht meinen Kopf und sagte „ich grüße Euch, Hauptmann Haldir“. Noch bevor ich wieder das Wort an ihn richten konnte, riss er mich herum und packte hart meinen Arm. Zwischen zusammengepressten Zähnen zischte er mich an „WAS wollt ihr“!? Ob der Heftigkeit seiner Reaktion, war ich zutiefst erschrocken und ich sah aus dem Augenwinkel, wie Gimli sich argwöhnisch erhob. Ich reagierte sofort und machte eine beruhigende Handbewegung in seine Richtung, die ihn dazu brachte, sich wieder zu setzen. „Oh ja richtig, Ihr habt ja einen unwürdigen Aufpasser an Eurer Seite, Zwergenfreund“! zischte er mich wieder an. In mir fühlte ich Wut aufsteigen und ich herrschte ihn an „lasst sofort meinen Arm los oder Ihr werdet es bereuen“! Dann wollte ich einen wütenden Redeschwall in sein arrogantes Gesicht prasseln lassen, besann mich jedoch zähneknirschend. Das war wohl genau das, was er bezweckte...mich auf Abstand halten. Ich schloss kurz die Augen und schluckte, dann sagte ich mit fester Stimme „Haldir, warum seid Ihr so derart distanziert und abweisend. Habe ich Euch in einem früheren Leben einmal etwas angetan?“ fragte ich ihn leise. Er sah mich noch zorniger an, als zuvor. „Warum stoßt Ihr jeden von Euch weg, der es gut mit Euch meint? Ihr seid, wie ein Eisblock, doch ich weiß, dass da auch Leben in Eurer Brust ist und Freundlichkeit“ versuchte ich es weiter. „Prinz Legolas, Ihr wisst absolut GAR nichts von mir. Schließt nicht von Euch auf andere. Ich möchte einfach, dass Ihr mich in Ruhe lasst. Habt Ihr das verstanden? Und wenn Ihr das nicht tut, dann lernt Ihr mich von einer anderen Seite kennen“! Mein Blick glitt an ihm vorbei, als ich bitter erwiderte „könnt Ihr das tatsächlich noch steigern“? Mit ungewohnter Kälte in meiner Stimme sagte ich „gut, wie Ihr wünscht. Ich werde Euch nicht noch einmal belästigen“. Dann machte ich mich bereit, an ihm vorbei zu gehen, doch er hatte dasselbe vor und wir stießen gegeneinander. Als sich unsere Hände dabei kurz berührten, fühlte ich etwas gewaltiges, wie einen elektrischen Schlag durch meine Finger zucken. Und dann durch meinen ganzen Körper. Ich glaube, er spürte dasselbe, denn er keuchte entsetzt und zuckte ebenfalls kurz zusammen. Wir sahen uns mit weit aufgerissenen Augen an und da sah ich sie wieder. Die verletzliche Seele Haldirs. In seinem Blick lag Verblüffung und Furcht. Ich hörte, wie er sagte „Was zum Teufel...“ dann drehte er sich blitzartig um und verschwand. Völlig benommen, sah ich zu Gimli hinüber, der mich mit einem äußerst merkwürdigen Blick ansah und dann eine Augenbraue langsam nach oben zog. --------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)