Von Kuchen, Minze, Alkohol von Kurama_Kitsune ================================================================================ Prolog: Chibis aus der Dose --------------------------- CHIBIS AUS DER DOSE "Also, vergiss es nicht! Milch, Brot, Marmelade..." "...Zucker, Eier und Bananen. Ich weiß. Ich vergess schon nichts, Mama!" Der Junge mit den rosafarbenen Haaren schnappte sich die Einkaufstasche und das Geld und verließ die Wohnung. Er sprang die Treppen hinunter und machte sich auf den Weg zum Supermarkt. Natürlich blieb er wieder an fast allen auf dem Weg liegenden Schaufenstern stehen. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war nämlich das Herumtrödeln. Schließlich konnte man sich doch so schön mit allen möglichen Dingen ablenken. Am längsten zog ihn das Schaufenster mit den Antiquitäten und Ramschartikeln in den Bann. Es war sein Lieblingsgeschäft, weil man dort so schön in alten Sachen stöbern konnte. Und dabei die Zeit vergaß. Apropos Zeit... Schnell machte er, dass er weiterkam. Seine Mutter würde ihm sonst nur wieder eine Moralpredigt übers zu spät kommen halten. Also ab in den Supermarkt und eingekauft. Wenn er sich dort beeilte, konnte er sich auf dem Rückweg mehr Zeit lassen. Keine zehn Minuten später stand er schon wieder auf der Straße. Das war Rekord! Als er erneut zu dem Antiquitätenladen kam, beschloss er spontan einen kurzen Blick hinein zu werfen. Er hatte schön öfter ein ganz hübsches Geschenk für den ein oder anderen Anlass dort gefunden und vielleicht fiel ihm ja auch heute etwas in die Hände. "Hallo, Pie!" begrüßte ihn der ältere Herr, dem der Laden gehörte. Mittlerweile hatten sie sich schon angefreundet, weil Pie so ein guter Kunde war. "Hallo! Na, gibt es neue Sachen?" wollte Pie wissen und sah sich suchend um. "Neue nicht, aber ich hab ein paar alte reinbekommen." Pie grinste. "Oh, warte, da fällt mir ein..." Der Mann zog eine Schublade auf und holte eine Dose heraus. "Was ist das?" Neugierig trat Pie näher. "Ich glaube, das ist eine Bonbondose. Leider bekomme ich sie nicht auf. Die hat wohl jemand mit ganz schöner Gewalt zugedrückt. Sie ist nicht Besonderes, aber ich hab sofort an dich denken müssen, als ich sie gesehen hab. Du magst doch Süßigkeiten so gern. Und wenn du willst, schenk ich sie dir." Pie strahlte und nickte begeistert. "Ja, gern! Vielen Dank!" Fast ehrfürchtig nahm er die Dose entgegen. "Danke. Aber ich muss jetzt los. Meine Mama wartet auf die Einkäufe, damit sie backen kann. Wiedersehen! Bis bald!" "Ja, mach's gut, Pie." Der Verkäufer winkte ihm noch nach, dann war Pie auch schon aus dem Laden und lief nach Hause. "Na so was, du bist ja richtig schnell gewesen", wunderte sich seine Mutter, als Pie die Tür aufschloss. "Ja und? Hier, die Sachen. Ich geh in mein Zimmer." Pie stellte die Einkaufstasche auf den Küchentisch und verschwand in seinem Zimmer. Da er keine Geschwister hatte, gehörte es ihm ganz allein. Und seine Eltern erfüllten ihm beinahe jeden Wunsch. Sein Vater arbeitete in einer Computerfirma und verdiente nicht schlecht, da war schon das ein oder andere Extra drin. So besaß Pie zum Beispiel einen eigenen Computer, einen Fernseher plus Spielkonsole, eine Stereoanlage und jede Menge anderer Dinge, die das Herz eines Jungen höher schlagen ließen. Pie warf sich erst mal auf sein Bett und zog dann die Bonbondose aus seiner Tasche. Eigentlich ganz hübsch. Aus Metall mit irgendwelchen exotischen Blumen auf dem Deckel. Und ein paar Früchte waren auch darauf abgebildet. Pie versuchte den Deckel zu lösen, aber der saß verdammt fest. Also zog Pie mit aller Gewalt daran, dann schnappte er sich eine Schere von seinem Schreibtisch und versuchte den Deckel der Dose damit aufzubekommen. "Na... Komm... schon... Mistding!! Geh... auf! Nnngh!!" Noch einmal hieb Pie die Schere unter den Deckelrand und drückte, da sprang der Deckel auf und Pie flog die Dose aus der Hand. "Oh nein! Was ist denn das?" Aus der Dose war jede Menge Staub aufgestiegen und Pie wedelte erst mal mit den Händen um wieder klar sehen zu können. Und dann stockte ihm erst mal der Atem. Die Dose lag auf dem Boden und in ihr war etwas, das aussah wie ein winzig kleiner Mensch. "D-das... das gibt's doch nicht..." Ganz vorsichtig näherte Pie sich der Dose und sah noch einmal ganz genau hin. Tatsächlich. Ein winziges Püppchen, das aussah wie ein schlafender kleiner Mensch. Wie niedlich! Es hatte mintfarbenes Haar und eine blauen Anzug an. Und kleine Flämmchen auf die Wangen gezeichnet. Pie tippte mit dem Finger auf das Püppchen. Es fühlte sich irgendwie seltsam an. So... echt. "Hm... aus was für 'nem Zeug ist denn das?" Noch einmal stupste Pie das Püppchen an, dann nahm er es aus der Dose und hielt es sich dicht vors Gesicht. Und dann hätte er beinahe einen Herzinfarkt bekommen, denn das Püppchen nieste ihm ins Gesicht! Vor Schreck ließ Pie es fallen und war mit einem Satz auf dem Schreibtisch. "Au, au, au!! Geht's noch?!" wetterte die kleine Puppe los und rieb sich das Hinterteil. "Wirf mich nicht so rum! Du spinnst wohl!!" Pie starrte nur mit offenem Mund auf das Püppchen und konnte gar nichts sagen. Das Ding lebte! "He! Jetzt schau mich doch nicht so dämlich an! Man könnte ja meinen, du hast ein Gespenst gesehen!" Plötzlich hielt auch das Püppchen inne und sah sich um. "Hey... ich... ich bin ja raus! Raus aus dieser verdammten Dose! Hast... hast du mich rausgeholt?" Ganz langsam nickte Pie. Jetzt wurden die Augen der kleinen Gestalt ganz wässrig. "Ooooh... vielen Dank! Du hast mich aus dem blöden Ding rausgeholt!! Danke, Mann! Dafür hast du was gut! Das heißt..." In dem Moment klopfte es an der Tür und schnell verschwand das Püppchen, das nun so gar kein Püppchen mehr war, wieder in der Dose. "Pie? Alles ok? Was schreist du denn so rum?" Pies Mutter öffnete die Tür und sah etwas irritiert auf ihren Sohn, der noch immer auf dem Schreibtisch saß. "Aber Pie! Was machst du denn da?" Erst jetzt schien Pie aus seiner Starre zu erwachen. "W-was? Äh... also... ich... da... da war... ein... ein Käfer! Ja, ein Käfer!" Kopfschüttelnd schloss Pies Mutter die Tür wieder. "Weg?" Vorsichtig lugte das Püppchen über den Rand der Dose. "W-was... was bist du?" fragte Pie leise. "Was soll das heißen, ,was' ich bin?! Frag lieber ,wer'!" empörte die kleine Gestalt sich. "O-ok. Wer bist du?" Jetzt stemmte sie stolz die Hände in die Hüften. "Ich bin ein Schutzgeist!" Ungläubig sah Pie die gestalt an. "Aus der Dose?" "Nein! Seh ich vielleicht wie'n Einkaufsartikel aus?! Da wurde ich nur eingesperrt!" "Pssst! Meine Mutter!" Pie kletterte vom Schreibtisch und stellte das Radio an, dann kniete er sich zu dem angeblichen Schutzgeist. "Ich bin Mint! Und du?" "Äh... Pie..." Mint verzog das Gesicht. "Pie? Was'n das für'n Name?" Beleidigt sah Pie Mint an. "He! Deiner ist ja wohl auch nicht besser!" Beide sahen sich kurz herausfordernd an, dann schüttelte Pie den Kopf und meinte: "Wie kommst du überhaupt da rein? Bist du so was wie ein Flaschengeist nur eben in der Dose? Und musst du mir jetzt Wünsche erfüllen?" "Sag mal bei dir hakt's wohl! Nein!!" regte Mint sich gleich wieder auf. "Wünsche! Das wär ja noch schöner! Pah! Ich hab's dir schon gesagt, ich wurde da eingesperrt! Und jetzt, da du mich rausgelassen hast... da du..." Mint schien etwas siedend heiß einzufallen, denn plötzlich verstummte er und kaute auf seiner Unterlippe herum. "Was ist?" Fragend sah Pie Mint an. "A-ach..." Mint murmelte etwas Unverständliches. "Was?" Pie beugte sich näher zu Mint herunter. "Kann ich was zu trinken haben? Dann... kann ich besser erklären." "Klar! Warte, ich hol dir... Was trinken denn Schutzgeister so? Wasser? Oder Saft? Oder..." "Alkohol", unterbrach Mint ihn, wobei er absolut ernst blieb. "A-A-Alkohol?! Ja, aber... wo soll ich denn Alkohol herbekommen?" Verdutzt sah Pie auf Mint. "Is' doch nicht mein Problem." Mint setzte sich auf den Dosenrand. Nach kurzem Überlegen sprang Pie auf. "Meine Mama macht gerade Kuchen!" Jetzt war es an Mint, ein wenig verständnislos zu schauen. "Und?" "Naja, sie macht einen mit Eierlikör. Das ist doch Alkohol! Und ein kleines Gläschen bekomm ich sicher ab", erklärte Pie und war dann auch schon zur Tür hinaus. "Eier... Eierlikör??" Mint kratzte sch am Kopf, zuckte mit den Schultern und wartete. "Mama! Kann ich was von dem Eierlikör? Bitte!" Pies Mutter stellte das Rührgerät ab. "Na von mir aus. Aber nicht viel. Nimm dir eins von den Schnapsgläsern aus dem Schrank", willigte sie ein und Pie füllte sich ein kleines Glas. "Danke! Oh, darf ich dann die Schüssel haben?" Pie sah ganz begeistert auf den Teig. "Sicher, Schatz. Komm in zehn Minuten noch mal", lächelte Pies Mutter, dann meinte sie noch: "Eigentlich spar ich mir dabei das Abwaschen." Auch Pie grinste, dann lief er zurück zu seinem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. "Hier!" Er sah sich nach Mint um, der sich erneut in die Dose verkrochen hatte. "Mann! Erschreck mich nicht so! Mein Herz wär fast stehen geblieben!" Pie stellte ihm das Gläschen hin. "Tut mir leid. Geht das mit dem Glas? Oder soll ich dir helfen?" bot er Mint dann an. "Seh ich so schwach aus?! Klar geht das!" Mint umfasste das Gläschen mit beiden Armen und hob es an, dann kippte er den Eierlikör einfach herunter. "Uäh!! Was'n das für'n Pappzeug?!" Kurz schüttelte er sich, dann machte er ein paar Schritte rückwärts. "Und jetzt? Du wolltest mir was erzählen?" Mint hob die Hand. "Gleich... warte..." Er schloss die Augen und Pie beobachtete ihn interessiert. Plötzlich warf ihn ein starker Druck nach hinten um und als Pie aufsah, stand Mint auf einmal in ganz normaler Größe vor ihm. "W-w-was... wie... warum..." "Awww, bitte! Keine Nervefragen!!" fiel Mint Pie ins Wort. "Ich bin ja eigentlich nicht klein!" Pie stand langsam auf und sah zu Mint hoch, der ihn um einen halben Kopf überragte. Jetzt sah er auch, dass Mints Augen richtig rot leuchtend waren. Aber auch Mint taxierte Pie von oben bis unten. "Wie alt bist du denn?" "F-f-fünfzehn. A-aber wie..." stotterte Pie noch immer. "Ja, ja! Also..." Mint fing an, an den Fingern abzuzählen. "Ich bin ein Schutzgeist, also kann ich auch meine Gestalt ändern. Manche ändern das Aussehen, ich die Größe. Naja und das geht eben mit Alkohol bei mir. Beim letzten Mal als ich der Schutzgeist von jemand war und der mich eigentlich nicht mehr verdient hatte, wurde ich übelst reingelegt. Weil der Idiot mich nicht gehen lassen wollte, hat er mich eingesperrt! Tja, du hast mich rausgelassen, jetzt muss ich dich beschützen!" Pies Augen wurden groß. "Was? Du... du bleibst jetzt hier?" Mint grinste und nickte. "Ja!" "Aber... aber..." stammelte Pie, doch Mint ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. "Freu dich! Du hast jetzt deinen hauseigenen Schutzgeist! MICH!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)