Dunkler als schwarz von Leira (Shinichi x Ran) ================================================================================ Tag 9 - Kapitel 43: Der Tag danach ---------------------------------- Kapitel 43 – Der Tag danach Einige Stunden später riss ihn der Wecker aus seinem Traum. Er fuhr hoch, sah sich hektisch um, sah in der Finsternis, die im Schlafzimmer herrschte, zunächst nichts und war schon drauf und dran, Bitterkeit wie Galle in sich aufsteigen zu fühlen, als in ihm die Ahnung emporkroch, dass er wieder mal nur geträumt hatte – ein Traum voll irrem Glück zwar, aber doch nur ein Traum – als er es roch. Parfum – und zwar eins, das garantiert nicht seins war. Dann bemerkte er das Kleid, das neben ihm auf dem Boden lag und beredt davon erzählte, wie es ausgezogen worden war – nicht von seiner Trägerin nämlich, die es zumindest über den Stuhl gehängt und nicht einfach achtlos an Ort und Stelle fallen gelassen hätte. Hitze stieg ihm in den Kopf, ließ ihn sich ungläubig an die Stirn fassen, als er die letzten Stunden rekapitulierte, und dabei der Wahrheit ins Auge sehen musste – das alles war kein Traum gewesen. Ein verlegenes Lächeln glitt ihm über die Lippen. Dann schloss er die Augen, atmete deutlich entspannter tief ein und aus, genoss den Duft, der ihm in der Nase hing und die Erinnerung, die damit einherging. Dann wandte er sich um, blickte zur anderen Seite seines Bettes, in der Ran lag, eingemümmelt in seine Bettdecke, zusammengekuschelt wie ein Embryo, und ihn gerade müde anblinzelte. Er gab dem Wecker einen Klaps, um den nervtötenden Ton abzustellen. Ran war hier. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte ihn, als er sich zu ihr beugte und ihr einen sanften Kuss auf die Lippen drückte. Sie schaffte es, eine Hand aus ihrem Kokon zu befreien, strich ihm über die Wange, ließ ihre Hand auf seiner Schulter liegen. „Musst du schon aufstehen?“, murmelte sie schläfrig. Shinichi seufzte unschlüssig. „Normalerweise würde ich sagen - ja. Es ist halb sieben Uhr, und um die Zeit beginnt mein Tag… da ich allerdings ja momentan arbeitslos bin, könnte ich auch liegen bleiben…“ „Und warum tust du’s nicht?“ „Seit wann liest du Gedanken?“ Er runzelte die Stirn, beobachtete, wie ihr ein feines Lächeln auf die Lippen kroch. „Ich kenne dich. Und du guckst schon wieder so.“ „Ach.“ Shinichi schürzte die Lippen, stützte sich mit dem Ellenbogen in seinem Kissen ab, legte seinen Kopf in seine Handfläche, fixierte ihre Augen mit seinem Blick. „Wie guck ich denn?“ Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. „So wie du immer guckst, wenn du große Gedanken zu einem Fall wälzt. Und da ich dich noch nie deine Fälle im Bett lösen gesehen habe, sondern du…“ „An sich ist das aber keine schlechte Idee. Ich wird‘ mir das mal durch den Kopf gehen lassen…“, murmelte er grinsend. „…bisher immer deinen Verbrechern hinterhergejagt bist wie die Katze der Maus, von einem Ort zum anderen, etwas, dass dich mehr beansprucht, als du zulassen solltest, im übrigen…“ Shinichi schnappte nach Luft, zuckte merklich zusammen, als unerwartet ein paar Finger über seine Magengrube glitten. Ran sah ihn bekümmert an. „Ehrlich… du solltest unbedingt…“ Shinichi schluckte ertappt, wandte den Blick ab, fischte dann ihre Hand mit seiner unter der Bettdecke hervor. „Du klingst wie meine Mutter.“ „Und sie hat doch Recht.“ Ran strich ihm über die Wange. „Sie hat doch Recht.“ Mühsam fing sie seinen Blick wieder ein. „Also… was willst du machen?“, fing sie erneut an, bemühte sich, den Faden wieder da aufzunehmen, wo sie ihn eben hatte kurz ruhen lassen. „Ich weiß nicht.“ Sie sah ihn verblüfft an, sah die Zweifel in seinen Augen, als er sich niedergeschlagen zur Seite, auf den Rücken wälzte und die Decke anstarrte. „Ich dachte eigentlich, alles wäre klar… ich dachte, die Indizien sprechen für sich. Der Gin, die Tatsache, dass man mir ein Bild von dir geschickt hat, die Art, wie die Opfer sterben mussten, die Tatwaffe…“ „Aber?“, sprach Ran das Wort aus, das er ungesagt an den Ende seines unvollendet gebliebenen Satzes gehängt hatte. „Aber… das alles beweist nichts. Es… ich hab nirgendwo einen echten, stichhaltigen, unverrückbaren Beweis gefunden. Nicht im Loft. Nicht an den Tatorten. Ich habe das Gefühl, ich jage einem Phantom hinterher. Was, wenn ich nur den Geistern nachjage, die mich seit der Auslöschung dieser Organisation verfolgen? Was, wenn ich mir das alles einbilde, wenn es wirklich zu viel wird für mich, wie meine Mutter… und du ja auch… und einige andere mir unterstellen…“ Ran sah ihn an, beugte sich über ihn, versuchte, den Ausdruck in seinem Gesicht zu deuten. „Deine Mutter und ich haben dir aber nie ausgeredet, dass du mit deiner Vermutung richtig lagst. Warum zweifelst du auf einmal…?“ Shinichi wandte den Kopf ein wenig, schaute sie an. „Ich habe… nunja. Das Gespräch mit Montgomery war mehr als ernüchternd. Die Beweislage ist es, wie du ja weißt, auch. Und… unser Pathologe, ein Mann, der mich jetzt immerhin fünf Jahre kennt, und mit mir immer sehr ehrlich war, hat ebenfalls seine Bedenken bezüglich meiner… Vermutung geäußert, und ich weiß, er meint‘s gut mit mir. Sie alle tun das wohl, es gut mit mir meinen, meine ich… und seien wir ehrlich, mehr als Vermutungen sind es auch nicht. Ich hab nur eine Theorie, mehr nicht.“ „War es das letzte Mal auch nicht. Und du hast sie trotzdem ans Licht gezerrt, der Welt bewiesen, dass sie existierten, und sie zerstört, Shinichi.“ Rans ernste Stimme riss ihn aus seiner Lethargie. Sie jedoch war noch nicht fertig. „Warum zweifelst du jetzt an dir? Du hast in deinem ganzen Leben noch nie an dir gezweifelt. Wer bist du noch, wenn du damit anfängst, Shinichi? Du glaubst nicht daran, dass Brady das alleine war. Du hast Menschenkenntnis, das weißt du, und du erkennst einen Mörder, wenn er vor dir steht, und du erkennst auch sein Motiv. Du bist, verdammt noch mal, Großbritanniens neuer Sherlock Holmes!“ Shinichi zog die Augenbrauen überrascht hoch. Ran hatte sich in Rage geredet, sich im Bett gerade aufgesetzt, gestikulierte nun wild. „Nur weil ein paar Knalltüten diesem… diesem Absatz in deinem Lebenslauf mehr Beachtung und Glauben schenken als dir, Shinichi, muss das nicht heißen, dass du falsch liegst! Du fantasierst dir doch nichts zusammen! Du hättest das FBI nicht informiert, wäre dein Verdacht nicht begründet! Also…“ Sie sah ihn ruhig, aber entschlossen an. „… wirst du sie dir auch holen.“ Langsam beugte sie sich runter, gab ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. „Du liegst nicht falsch. Und das ist der Grund, warum du jetzt aufstehst. Du weißt das doch eigentlich.“ Er wandte den Blick kurz ab, seufzte tief. Dann drehte er sich wieder um zu ihr, drückte ihr einen Kuss auf die Wange, lächelte sie an. „Danke.“ Sie sagte nichts, lächelte nur zurück. „Du kannst aber eigentlich noch weiterschlafen, ich lass dir den Schlüssel…“ „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf, grinste ihn an, zog ihm dann das Bett weg. „Ich steh auch auf. Die Mädels werden mich schon vermissen.“ Das Blut schoss ihr in die Wangen, zauberte einen deutlichen Rotschimmer auf ihre Wangen, als sie an die vergangene Nacht dachte, beobachtete, wie er aus dem Schlafzimmer tappte, sich dabei den Schlaf aus den Augen wischte. Dann schluckte sie hart, als sie sich ihres Dilemmas bewusst wurde, merkte, wie sich ihre gerade eben noch lächelnden Lippen verzerrten. Sie würde nicht bleiben können. Denn auch wenn sie es nicht gerne einsah, in einer Sache hatte er vielleiecht doch Recht. Sollte die Organisation dahinterstecken, war sie hier nicht sicher. Und das hieß im Klartext, dass sie ihn so schnell, wie sie ihn bekommen hatte, wieder verlieren würde. Er drehte sich um, als könne er den Blick, der sich in seinen Rücken bohrte, körperlich spüren. Ganz sicher aber konnte er ihn lesen, als er in Rans Gesicht sah. Auch sein Hochgefühl ebbte allmählich ab. Langsam trat er zurück, setzte sich neben Ran aufs Bett. „Wir… hätten besser nicht…“ Ran schüttelte den Kopf, griff seine Hand, drückte sie. „Nein. Nein, um ehrlich zu sein, hatte ich die letzten Stunden, angefangen vom Moment, als ich den Brief gelesen habe bis jetzt, endlich das Gefühl, mal was richtig zu machen. So sollte es doch sein, Shinichi. Du… und ich. Wir. Das… es hat sich doch gut angefühlt. Selbstverständlich… oder kommt es dir anders vor…?“ „Nein.“ Seine Stimme war kaum zu hören. „Nein. Und das weißt du auch.“ Sie merkte, wie in ihr ein Gefühl von Ohnmacht aufstieg, presste die Augen kurz zusammen, wollte die aufsteigenden Tränen wegblinzeln und schaffte es. „Ich meine, das war es doch, worauf wir beide so lange gewartet haben! Wir haben doch so gekämpft dafür, zusammen zu sein, dieses Gefühl zu teilen -unser Leben zu teilen! - und ich versteh‘s nicht, wie kann etwas, das für andere so selbstverständlich ist, für uns so unerreichbar sein, ich…“ Sie brach ab, als er ihren Redeschwall mit einem Kuss stoppte. „Weil andere keinen dummen Idioten lieben, wie du, Ran.“ Schuldbewusst blickte er sie an. „Der Grund, warum wir nicht zusammen sein können, ist meine Dummheit. Ich hab‘s verbockt.“ Shinichi nickte langsam, sah sie dann an. „Wir haben gespielt, und… der Ausgang dieses Spiels steht noch nicht fest. Sehr wohl aber wissen wir, was unser nächster Zug sein wird. Sie sind hier, also musst du unbedingt zurück. Aus ihrer Reichweite verschwinden. Weg von hier, bis alles vorbei ist. Und…“ „Du kannst mir nicht versprechen, dass es dann endlich vorbei ist. Shinichi, wie soll das weitergehen… ich… ich kann das nicht mein Leben lang so machen, ich kann und will nicht warten, Shinichi, jetzt erst Recht nicht mehr, ich…“ Er lächelte matt, und sie ahnte, was seine Antwort war. „Dann musst du Schluss machen mit mir und dir einen anderen suchen, Ran.“ Ran sagte nichts, sah ihn nur bedrückt an, beobachtete, wie er um Worte rang. Schweigend sah er sie an, ehe er Luft holte und sich ihr erneut zuwandte. „Du weißt, dass das Schwachsinn ist. Und… eigentlich wollte ich mir auch nicht mein Leben lang Feinde machen. Und wenn… wenn endlich…“ Sie schaute ihn an. „Glaubst du noch daran?“ Er versuchte ein Lächeln, das sich verzweifelt verzerrte. „Ich… möchte gerne, und ich tu es wohl, warum sonst würde ich morgens aufstehen, um‘s mit deinen Worten zu sagen? Ich hoffe noch… allerdings befürchte ich, nach allem, was passiert ist, wird das kein leichtes Unterfangen. Aber ich… will unbedingt noch hoffen. Auf Glück. Ein Leben zu zweit, vielleicht…“ „Heiraten?“ Ran schaute ihn nicht an, ihr Blick verlor sich kurz. „Wenn du ja gesagt hättest…“ Seine Stimme klang rau. „Glaubst du ernsthaft, ich will das hier? Klar…“ Er unterbrach sich selber. „Klar, im Yard zu arbeiten ist super. Und ich streit gar nicht ab, dass ich mir das nicht heimlich erträumt hab – arbeiten in der Stadt Sherlock Holmes‘, ihm sogar Konkurrenz machen! Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mir das keinen Kick gibt, erst Recht jetzt, wo langsam dieses drückende Verlustgefühl nachlässt.“ Shinichi seufzte, sah sie an, lächelte kurz. „Aber abhauen aus der Heimat, ohne ein Wort? Zu keinem mehr Kontakt halten? Sich selber bestrafen für den Mist, den man verbockt hat, nur noch wegen der Arbeit zu leben, denkst du, ich will das? Glaubst du, das war je mein Lebensziel? Klar, wir Japaner arbeiten gern und viel…“, er lächelte sarkastisch, „und ja, ich mag meinen Job. Aber das war nicht alles, was ich von meinem Leben wollte. Bei. Weitem. Nicht.“ Ein bitteres Lachen entfloh seiner Kehle, so leise, dass nur Ran es hörte. „Nein. Ich hatte eigentlich mal gedacht… es irgendwann auf die Reihe zu kriegen, dir nochmal vernünftig zu sagen, was ich von dir halte, etwas Glück zu haben, nämlich das, dass du das Gleiche über mich denkst… und wir dann zusammen irgendwo ein Leben aufbauen, zu zweit, und glücklich werden bis wir alt und grau sind. Ganz klassisch, und furchtbar spießig klingt das, und will so gar nicht passen zu Shinichi – der Meisterdetektiv, der das Verbrechen magisch anzieht – Kudô.“ Er schluckte trocken, gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Dann stand er auf und verließ das Schlafzimmer ohne ein weiteres Wort. Kraftlos ließ sie sich zurücksinken, griff sich sein Kissen, vergrub ihre Nase darin und starrte die Decke an. Shinichi seufzte, starrte unwillig in sein Spiegelbild, als er sich routinemäßig die Haare wusch, die Zähne putzte, rasierte – und zuckte bei eben jener Tätigkeit zusammen, als er plötzlich zwei Hände spürte, die sich um seinen Bauch legten. Im nächsten Moment presste er einen Finger auf einen kleinen Schnitt an seinem Wangenknochen, drehte sich um, blickte in Rans Gesicht, die ihn schuldbewusst anschaute, auf ihrer Unterlippe kaute. „Ran.“ Er seufzte, lächelte dann spöttisch. „Hat dir Kogorô nicht beigebracht, dass man sich von Männern mit scharfen Gegenständen in der Hand fernhält? Gilt auch für Nassrasierer.“ Ran seufzte. „Entschuldige. Ich…“ Er schüttelte lächelnd den Kopf drehte sich um, besah sich den Schnitt genauer. Sie trat näher, drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Hast du Jod daheim? Lass mich wenigstens…“ Shinichi seufzte, verdrehte die Augen. „Ran, was meinst du, wie oft mir das passiert ist, als ich damit angefangen hab.“ Er tupfte mit einem Papiertuch daran. „Blutet eh kaum noch. Aber wenns dir besser geht – bitte.“ Damit öffnete er einen Badezimmerschrank, griff nach einer kleinen Flasche und reichte sie ihr, hielt brav still, als sie den Schnitt desinfizierte, schlüpfte im Anschluss in sein Hemd. „Ich geh kurz zum Bäcker.“ Ein entschuldigendes Lächeln flackerte über sein Gesicht. „Wie du ja vorhin bemerkt hast, bin ich kein großer Frühstücker…“ „… und Mittagesser und Abendesser…“ „Und da ich dir aber ein guter Gastgeber und Freund sein will, bevor ich dich in den Flieger nach Hause setze…“ Er überging ihren missmutigen Gesichtsausdruck und redete unbeeindruckt weiter. „… muss ich was zum Frühstücken besorgen. Außer Kaffee ist nichts da, den du gern kochen darfst, wenn du möchtest.“ Er küsste ihr grinsend auf die Nase. „Irgendeinen Wunsch?“ Sie seufzte. „Ja, aber den willst du nicht hören.“ Shinichi schluckte, schaute sie an, antwortete nicht. „Eine Viertelstunde. Länger wird’s nicht dauern.“ Damit verließ er das Badezimmer, ließ sie allein zurück mit dem jodgetränkten Tuch und dem Geruch seines Aftershaves. Sie seufzte tief, schaute sich im Spiegel an, schüttelte den Kopf, traurig. Nachdenklich war er die Treppe nach unten gestiegen. Er wusste, was Ran dachte. Und was sie wollte. Und dass es nahezu unmöglich werden würde, sie zu überzeugen, zu gehen, jetzt. Jetzt, nachdem… Er seufzte, verdrehte die Augen. Und er würde lügen, würde er behaupten, dass es ihm leicht fiel. Dass er sie gern gehen ließ. Ach, verdammt. Warum muss es immer, immer kompliziert sein. Dann öffnete er die Tür – und sah sich einer etwas größeren Menschenmenge gegenüber, die auf den beiden Stufen zur Haustür stand, und sein Leben ebenfalls verkomplizierte. Hinter ihm hallte die Klingel durch das Treppenhaus, ein Ton, der sofort erstarb, als er den Verursacher des Lärms anblickte, der da mit aller Macht den Klingelknopf drückte, so fest, dass das Blut aus ihrer Fingerspitze gewichen war. Sonoko schaute ihn an, ihre Stirn in tiefe Falten gelegt. „Stiehlst du dich etwa davon, Kudô?“ Shinichi schaute sie an, stopfte seine Hände in seine Jackentasche, schaute sie zynisch lächelnd an. „Ja, dir auch einen guten Morgen, Suzuki.“ Er seufzte leise, ließ seinen Blick über die Köpfe schweifen. „Seid ihr im Konvoi gefahren?“ Ein Hauch von Spott und Ironie klang in seiner Stimme. „Aber um deine Frage zu beantworten – nein. Ich hol – und jetzt lach ruhig – das Frühstück. Da ihr um diese Uhrzeit hier schon aufkreuzt, weil ihr offenbar nichts Besseres zu tun habt – schlafen, zum Beispiel – nehme ich an, ihr hattet auch noch keins.“ Sonoko ließ ihren Arm sinken. Hinter ihr standen Kazuha, Heiji, Shiho, Kogorô und seine Eltern sowie die Agents Starling und Akai. „Ran ist oben und… zieht sich an. Geht schon mal rauf – ich fürchte aber, es wird eng werden. Ein Stuhl steht noch im Büro.“ Damit stieß er die Tür hinter sich noch ein Stück weiter auf, drängte sich an der Gruppe vorbei und ging den Gartenweg entlang – und merkte erst nach ein paar Metern, dass Heiji ihm folgte. „Glaubst du, ich komm nicht zurück? Komm schon, ich weiß, ich bring gern mal ein paar unberechenbare Dinger, aber so mies…“ „Nein.“ Heiji seufzte, lächelte dann matt. „Wie geht’s jetzt weiter?“ „Was soll wie weiter gehen?“, erwiderte Shinichi, als er um die Ecke bog, zielstrebig auf die kleine Bäckerei zusteuerte. Heiji neben ihm ächzte – und er musste sich mächtig zusammenreißen, um nicht zu grinsen. „Na, also – ich dacht‘ eigntlich – jetzt sag nich‘…“ Er starrte ihn an, war stehen geblieben. Und stöhnte laut auf, als er seinen Freund lachen sah. „Kudô!“ Er holte nach ihm aus, traf ihn jedoch nicht, weil Shinichi sich wegduckte. „Argh…“ Kopfschüttelnd wischte er sich übers Gesicht. „Heiji ehrlich, du bist Kommissar? Sie wär wohl kaum über Nacht geblieben oder ich hätte sie gelassen, hätten wir gestern nicht…“ „Jaaaa?“ „Mal ein paar essentielle Dinge klargestellt.“ Heiji stöhnte auf. „Der große Romantiker biste ja nich‘ Kudô.“ „Nicht für dich, nein.“ Er schüttelte den Kopf, lächelte, merkte, wie ihm erneut die Hitze in den Kopf stieg, Blut ihm in Stirn und Wangen schoss, als er an das Gestern dachte – Heiji sah ihn von der Seite an, bemerkte es, fühlte, wie er sich zu freuen anfing, langsam. Für seinen Freund. „Was soll ich sagen. Ich… es war berauschend.“ Er hielt inne, schluckte hart. „Und eigentlich… will ich sie nie mehr gehen lassen… aber das wussten wir ja im Grunde genommen auch schon vorher.“ Er schüttelte den Kopf – Bitterkeit stieg in ihm hoch, klang in seiner Stimme mit, als er sprach. „Du… hast keine Ahnung, wie sehr ich… wie sehr ich sie liebe. Ich denke, sie selbst hat vielleicht den Hauch einer Ahnung davon, und ich fürchte, selbst mir ist es nicht ganz klar – aber…“ Heiji starrte ihn an – sah ihn lächeln, allerdings nicht mehr dieses glückliche Lächeln, das bis gerade eben auf seinem Gesicht gelegen hatten, sondern das traurige Verziehen seiner Lippen, das er schon gesehen hatte, als er ihm auf der Brücke ins Gewissen geredet hatte, vor ein paar Tagen. Es reichte nicht bis in seine Augen; in ihnen lag pure Verzweiflung. So sehr, dass es weh tut, Shinichi. So sehr liebst du sie. Er schloss die Augen. „Und du ahnst nicht, was ich aufzugeben bereit wäre, wenn ich… wenn ich dafür ein Leben mit ihr bekäme.“ Tief holte er Luft, starrte in den Himmel, versuchte an Atem zu kommen und merkte doch, wie ihm die Angst die Luft abschnürte. „Das alles hier, Heiji. Alles. Ich würd sogar das Detektivsein hinwerfen. Ich… all die Dinge, die sie mir gibt, allein ihre pure Anwesenheit, das schier unbegreifliche Gefühl zu wissen, dass es wahr ist, wenn sie sagt, dass sie mich liebt, ist…“ Er schluckte hart, räusperte sich, ehe er Heiji wieder ansah, sich langsam wieder in Bewegung setzte. „Aber es führt momentan einfach kein Weg dahin! Es geht nicht.“ Unwillig starrte Shinichi auf den Asphalt, als er weiterging, mit leiser Stimme weiter redete. „Sie sind hier. Ich kanns nicht beweisen, noch nicht, aber ich…“ Seine Stimme klang heiser. „Gin ist hier. Er steckt… hinter diesen Morden, und ich weiß…“ Er ballte die Fäuste. „Ich kann nicht mit ihr zusammen sein. Sie benutzten sie einmal, um mir zuzusetzen, sie werdens wieder tun. Sie ist hier nicht sicher. Sie ist mit mir nicht sicher.“ Er schwieg, blieb erst vor der Ladentür der Bäckerei wieder stehen, schaute nicht auf, als er sprach. „Sosehr ich ein Leben mit ihr will, noch wichtiger ist mir, dass sie ein Leben hat, Heiji. Ich ertrag nicht noch einmal, wenn ihr etwas wegen mir passiert. Ich ertrug es das letzte Mal kaum.“ Langsam hob er den Kopf, schaute ihn an – dann öffnete er die Tür, setzte sein höflichstes Lächeln auf und grüßte scheinbar gut gelaunt die Bäckerin – und Heiji folgte ihm, wortlos, sich im Stillen darüber wundernd, was für ein exzellenter Schauspieler er war. Ran hatte gerade den Reißverschluss ihres Kleids zugezogen, als es klingelte. Sie stutzte. Eine Viertelstunde kann doch noch nicht vorbei sein? Ist er etwa schon wieder zurück? Sie ging zur Tür, zog sie auf – und erschrak ganz kurz, als sie die Meute vor ihrer Tür bemerkte. Dann seufzte sie, als sie Sonokos musternden Blick aus halboffenen Augen bemerkte, fühlte, wie ihr erneut ein wenig warm im Gesicht wurde und verfluchte sich selbst dafür. „Sag mal, melden, wo du abgeblieben bist, Ran, musst du dich nicht, oder wie? Oder mal ans Handy gehen? Wir haben uns Sorgen gemacht, du…“ Ran seufzte laut. „Ist ja gut, Sonoko. Du siehst, es geht mir gut. Außerdem wusstet ihr, mit wem ich mich treffe.“ Sonoko warf ihr einen Blick aus Halbmondaugen zu. „Ja, mit dem arbeitslosen Meisterdetektiven. Besonders luxuriös scheint er ja nicht zu hausen.“, bemerkte sie, als sie in die Wohnung trat, sich neugierig umsah. „Aber jetzt sag schon! Was ist denn da gestern noch…“ „Sonoko.“ Zur Überraschung aller war es Kogorô, der sich einmischte. „Ich denke nicht, dass es dich etwas angeht, was die beiden zwischen sich…“ Ran seufzte leise, drehte sich um, als sie einen Blick an ihrer Schulter kitzeln spürte. Yusaku Kudô schaute sie an – neben ihm stand seine Frau. Sie überließ Sonoko ihrem Vater und Shiho, trat auf sie zu. Ein schmales Lächeln war auf die Lippen des Schriftstellers getreten, ein zarter rosa Schimmer auf die Wangen seiner Frau. „Also dürfen wir dich jetzt Schwiegertochter in Spe nennen?“, flüsterte Yukiko, zwinkerte ihr zu. Ran lächelte verlegen. „Schätze wohl ja… wobei er das Spe wohl noch sehr klein schreibt.“ Der warme Rotschimmer auf ihren Wangen ließ Yukiko lächeln, als sie die junge Frau in ihre Arme zog, sie an sich drückte. Als sich Ran von ihr löste, war deren Lächeln allerdings ein wenig ins Wanken geraten. „Es ist… wundervoll, endlich, und ich glaube auch er ist… glücklich – ich denke, zumindest gestern war er es.“ Sie seufzte, schaute seinen Eltern sorgenvoll ins Gesicht. „Trotz allem lässt er sich leider nicht davon abbringen, mich heimschicken zu wollen.“ Yusaku seufzte leise. „Immerhin aber ist er aus seiner Höhle gekrochen und hat dich wieder in sein Leben gelassen, wie es aussieht. Das ist fast mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte, um ehrlich zu sein.“ Er lächelte kurz, ehe er sich die Brille zurechtschob und seine Miene wieder ernst wurde. „Und du musst ihn verstehen… er hat sich mit gefährlichen Leuten angelegt, das weißt du, er will doch nur…“ „Ja.“ Ran seufzte, das Lächeln war ihr von den Lippen gebröckelt. „Das weiß ich leider jetzt besser denn je.“ Ihre Augen glitten zum Tisch, auf dem seine Uhr lag. Yusaku folgte ihrem Blick, zuckte kaum merklich zusammen. „Also hat er’s dir gesagt?“ „Ihm blieb nichts anderes übrig. Auch wenn er sich nicht in Details ergossen hat.“, murmelte Ran. „Und das ist etwas… was es für mich einfach ganz und gar unmöglich macht, ihn allein hier zu lassen. Ich will nicht tausende Kilometer weit weg sein, wenn er in Gefahr ist. Und machen wir uns nichts vor – das wird er sein. Er ist es bereits.“ Sie zitterte, schlang ihre Hände um ihren Oberkörper. Heiji und Shinichi hatten den Heimweg relativ schweigend hinter sich gebracht, beide mit zwei großen Tüten aus der Bäckerei beladen, denen der köstliche Duft frisch gebackener Brötchen entströmte. Vor der Tür angekommen blieben sie stehen, während Shinichi nach seinen Schlüsseln suchte. Heiji schaute ihn nachdenklich an. „Und? Ich wiederhol‘ mich ungern, aber du hast meine Frage immer noch nich‘ beantwortet. Wie geht’s jetzt weiter? Ich denk‘, sie wird sich nich so leicht mehr abwimmeln lassen, nun, da se…“ „Das wird sie aber müssen, Heiji.“ Shinichi hatte seine Schlüssel gefunden, rammte ihn unwirsch ins Schloss. „Die Frage steht nicht zur Debatte. So sehr ich mir ein Leben mit ihr wünsche… es geht nicht.“ Er kniff die Lippen zusammen, als er die Tür aufsperrte und sich dagegenstemmte, um sie aufzudrücken. „Noch nicht.“ Kurz biss er sich auf die Lippen. „Ich hab ihr das Rückflugticket vorhin gekauft. Für die anderen auch, im Übrigen.“ Er seufzte laut, als er die Treppen hinaufzusteigen begann. Heiji hob die Augenbrauen. „Und weiß sie das schon?“ Shinichi lächelte bitter. „Noch nicht…“ Er hatte seine Wohnung noch nie so voll gesehen, kam er nicht umhin zu bemerken, als er die Tür zu seiner Wohnung aufstieß. Und ganz definitiv war es hier noch nie so laut gewesen. Stimmengewirr schallte ihm entgegen, als er und Heiji eintraten. Er zog sich mit den Füßen die Schuhe aus, schob sie ein wenig zur Seite, damit Heiji nicht drüberfiel und deponierte seine Papiertüte auf der Mitte des Tischs – und erst jetzt schienen alle anderen wahrzunehmen, dass sie wieder da waren. Er spürte Rans Blick auf sich, die neben ihn getreten war, als er die Brötchen aus dem Papier befreite, seufzte leise. „Spuck’s endlich aus, Ran.“ Er sah auf, begegnete ihren blauen Augen, die ihn starr ansahen. „Bevor du platzt.“ Und auf einmal war es still. „Ich werde mich nicht von dir wegschicken lassen.“ Sie sagte es leise, und er hörte ihr an, wie schwer ihr die Worte fielen, wie viel Mut es sie kostete – und wie ernst sie es meinte. Und er traute sich wetten, dass sie seit dem Zeitpunkt, an dem er sie im Bett zurückgelassen hatte bis zu diesem Augenblick über den Wortlaut und die Tonlage nachgedacht, ach was, gebrütet hatte, mit denen sie ihm diese Worte sagen wollte. Er seufzte leise. „Doch, wirst du. Ich hab dir dein Ticket heute morgen gekauft. Bitte sehr. Business Class.“ Er zog den Computerausdruck aus seinem Jackett. „Ihr fliegt heut nachmittag.“ Ein Sturm der Entrüstung wollte sich gerade Bahn brechen, als er Sonoko und Kazuha, die sich da lautstark beschweren wollten, mit einem scharfen Blick das Wort abschnitt. „Und ihr solltet mal ganz leise sein, wenn euch was an ihrem Leben liegt. Ihr wisst genau, was passiert ist, als sie das letzte Mal zu lange in meiner Gesellschaft war.“ Er schüttelte den Kopf. „Man möchte meinen, euch liegt etwas an ihrem Leben.“ Sonoko starrte ihn an, schwieg geschockt. Shinichi wandte sich ab, drehte sich ihr zu. „Ran, hör zu. Das… das musst du tun für mich. Ich bitte dich. Du weißt, was… passieren kann, und du weißt, wie…“ Sie schluckte, schaute ihn an. „Shinichi ich…“ „Ich hab nicht nur dein Ticket gekauft.“ Langsam griff er in die andere Tasche seines Jacketts, zog ein weiteres Dokument hervor, reichte es ihr. Sie schluckte hart, merkte, wie ihre Finger zu zittern anfingen, als sie den Namen des Passagiers und das Flugdatum las. Dann sah sie auf, griff das Revers seiner Jacke, zog ihn an sich. „Versprichst du`s?“, flüsterte sie, schaute ihn drängend an. „Versprichst du, dass du übermorgen nachkommst, kannst du mir dein Wort darauf geben… Shinichi?“ Er gab ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. „Hätt ich sonst ein Ticket gekauft…“, raunte er leise. „Also, versprichst du mir, heute abend zu fliegen, Ran…?“ Sie presste ihre Lippen so fest aufeinander, dass von ihnen nur ein schmaler Strich übrig blieb. „Das ist kein Trick, um mich loszuwerden…?“ Er schaute sie an, lächelte bitter, strich ihr über die Wange. „Hattest du… irgendwann seit gestern Nachmittag den Eindruck, dass ich dich loswerden will?“ Ran schluckte, hatte längst all die anderen Personen, die im Raum waren, vergessen, wie auch er. „Nein.“ „Also… haben wir einen Deal?“ Sie schürzte die Lippen, dachte an die Worte, die sie mit ihrem Vater gewechselt hatte – gestern und gerade eben. Erinnerte sich mit Schaudern an sein Gesicht in jener Nacht, als er aufgehört hatte, sich zu wehren, weil er Angst um ihr Leben hatte. Es war leider etwas Wahres dran, wenn sie ihr sagten, dass ihn ihre Anwesenheit verletztbar machte. Das war Fakt. Und so wenig es ihr schmeckte, so weit weg zu sein, wenn es ernst wurde, sah sie doch ein, dass die Argumente nicht auf ihrer Seite waren. Zumindest waren es die logischen nicht. Und immerhin… plante er ein danach. Sie ließ ihren Kopf gegen seine Stirn sinken, seufzte lange, ehe sie antwortete – und er konnte den Widerwillen in ihrer Stimme deutlich hören. „Gut. Wir haben einen Deal. Aber wehe, du hältst dich nicht dran…“ „Sonst was…?“, hob er an, grinste breit. Sie lachte, gab ihm einen Kuss auf die Lippen, als sie hinter sich ein genervtes Räuspern hörte – drehte sich um und schaute geradewegs in das noch genervter dreinblickende Gesicht ihres Vaters. „Seid ihr dann fertig? Krieg ich endlich nen Kaffee?“, murrte er. „Selbst- selbstverständlich.“ Shinichi ließ Ran los, wandte sich um und ging in die Küche, von wo aus ihm ein keuchendes Gurgeln verriet, dass jemand seine dringend mal zu entkalkende Kaffeemaschine angeworfen hatte. Kogorô schaute ihm kalkulierend hinterher – ihm war die deutlich gerötete Gesichtsfarbe des jungen Mannes gerade noch aufgefallen. Mit hochgezogener Augenbraue schaute er zu seiner Tochter – und fing an zu lächeln, als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, mit dem sie ihm hinterherblickte. Er hatte sie seit Jahren nicht so lächeln sehen. Erst als eine Tasse geräuschvoll vor seiner Nase abgestellt wurde, wandte er seinen Blick von seiner Tochter Shinichi zu, der ihm gerade seinen Kaffee gebracht hatte und sich anschickte, auch den anderen Menschen, die sich um seinen Tisch gedrückt hatten, auch eine Tasse einzuschenken. „Und? Was machst du jetzt solange?“ Shinichi goss ruhig die letzte Tasse ein, stellte die Kanne ab, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Das, was ich immer mache. Nur nicht innerhalb der vier Wände oder mit Unterstützung meines Arbeitgebers.“ Er seufzte matt. „Es ist damit zu rechnen, dass es noch ein viertes Opfer geben wird. Und spätestens dann müssen die auch einsehen, dass ich Recht hatte – allerdings hoffe ich, dass ich den vierten Mord noch irgendwie verhindern kann…“ Shinichi ließ sich neben Ran sinken, drückte ihre Finger, die nach seiner Hand gegriffen hatten. „Also, was mache ich heute? Akten studieren, mit Jenna telefonieren, mich schlau machen, was sich Neues getan hat… irgendetwas muss ich übersehen haben. Wir haben…“, er wechselte einen schnellen Blick mit Heiji, „leider ganz und gar nicht viel Zeit. Wenn ich recht habe, dann… sollte es das nächste Ofer schon heute… geben.“ Und morgen das nächste. Aber das lass ich nicht zu. Er seufzte leise, starrte kurz verwirrt auf die Brötchenhälfte mit Marmelade, die vor seiner Nase aufgetaucht war, biss dann hinein und nahm sie Ran ab, die sich die zweite Hälfte in den Mund schob. „Wer auch immer dahintersteckt, ich lass ihn nicht davonkommen… und ich werde beweisen, dass Brady nur der Komplize war.“ Er nahm einen Schluck Kaffee. „Viel interessanter ist doch, was ihr macht, bis euer Flug geht?“, hakte er dann ein, schaute zu Shiho, Kazuha und Sonoko, die sich erstaunlich still verhalten hatten. „Wir dachten, du zeigst uns die Stadt, nachdem du schon… Urlaub hast.“ Shinichi lächelte breit. „Ich hab keinen Urlaub. Wenn ich den Fall nicht löse, löst ihn niemand… ich würd euch gern London zeigen, allerdings bin ich wohl kein geeigneter Guide, mal abgesehen davon, dass ich die Zeit nicht habe.“ Er seufzte, kratzte sich dann verlegen den Hals. „Ich hab, um ehrlich zu sein, die Stadt nur erkundet, wenn mich ein Verbrechen dorthin geführt hat. Ich bin nie mit dem London Eye gefahren. Ich war auch nie bei Madame Toussaud’s, bis vorgestern. Hab keine Tour in einem offenen Doppeldecker gemacht, keine Themseschifffahrt, ich hab nicht bei Harrod’s eingekauft, ich…“ Er seufzte, merkte, wie in ihm plötzlich Bitterkeit aufstieg, als ihm zum ersten Mal bewusst wurde, was er mit seinem Leben angestellt hatte, in den letzten fünf Jahren. „Ich hab hier nur gearbeitet. Ich wollte es nicht anders.“ Er schaute auf, zog die Augenbrauen hoch. „Wenn ihr allerdings Lust auf eine Shoppingtour habt, würde ich die Oxford Street empfehlen. Das ist bekanntermaßen die Einkaufsmeile Londons. TopShop, Primark, Selfridges…“ Sonoko schaute ihn sarkastisch grinsend an. „Und da warste schon?“ „Ja. Wegen einem Mord in der Delikatessen-Abteilung von Selfridges. Aber für dein Budget genau die richtige Adresse, Suzuki. Die haben da ne große Kosmetik- und Damenmodeabteilung.“ Er erwiderte ihr Grinsen ungerührt. "Also gut. Dann machen wir halt das… spendierst du ihr wenigstens ein neues Outfit?“ Sonoko blickte kurz zu Ran, die sichtlich rot wurde. Shinichi hingegen zuckte mit den Schultern. „Klar. Ich bring euch auch zum Flughafen.“ Er lächelte breit. Shinichi warf einen kurzen Blick zu seinen Eltern. „Vielleicht wollt ihr sie begleiten?“ Sein Vater lächelte entschuldigend, während Yukiko lebhaft nickte, einfach nur die Hand aufhielt, in die sein Vater brav eine Kreditkarte legte, die er aus seinem Portemonnaie fischte, das er seinerseits aus seiner Jackentasche gezogen hatte. „Ich würde lieber hier bleiben. Du weißt, Shopping…“ Shinichi nickte kurz, wandte sich dann zu Kogorô und Heiji. „Was ist mit euch? Habt ihr von…“ „Ja. Wir sollen uns zur Abschlussbesprechung im Yard einfinden.“ Heiji verzog das Gesicht. „Sei so gut und beeil dich mit deinen Ermittlungen. Ich hab keine Lust, zweimal das Blabla anhören zu müssen, wie fruchtbar unsere Kooperation war…“ Shinichi lächelte schmal. „Ich tu, was ich kann. Ich nehme an, ihr werdet aber mitfahren?“ Er warf Akai einen fragenden Blick zu, der bisher schweigend seine zweite Tasse Kaffee getrunken hatte. „Ja.“ Er nickte. „Jodie allerdings soll zu Black kommen. Das FBI will separat an dem Fall arbeiten, nach deinen Erkenntnissen gestern.“ Shinichi seufzte leise. Er konnte sich denken, dass Akai die Rolle des Babysitters nicht so wirklich passte – allerdings wusste er, auf wen er aufpasste. Und der Blick, den er Shiho zuwarf, sagte Shinichi alles. Akai glaubte an die Gefahr, die Shinichi witterte. Und er wusste, dass sein Platz genauso wichtig war wie Shinichis – denn würden sie versuchen, ihr oder Ran etwas anzutun, würden sie zuerst an ihm vorbei müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)