Dunkler als schwarz von Leira (Shinichi x Ran) ================================================================================ Kapitel 39: Alte Allianz ------------------------ KAPITEL 39 – ALTE ALLIANZ „No.“ Jenna schüttelte den Kopf, seufzte leise. „This was not the only reason. That’s quite right.“ Sie seufzte. „First, I really wanted to know the whole truth. I mean, being confronted with the fact that your partner and boss, whom you have considered brilliant and flawless“, sie wurde kurz rot, „is been suspended because of drug misuse. That costed me two third of my night’s sleep.” Sie zog die Augenbrauen zusammen. „I wanted to know what’s right and what’s wrong of all the rumours I’ve heard…“ Sie schluckte. „…bevore telling you the latest developments.“ Shinichi schaute sie überrascht an. „But Jenna, you mustn’t tell me anything. I am suspended. Off duty...“ Sie bemerkte, wie ernst er sie anschaute. „If you keep providing me with information about actual cases you are risking your job…“ „The picture is gone.“ Er brach abrupt ab. Dann schüttelte er den Kopf. „Honestly, Jenna, you shouldn‘t…“, begann er ein letztes Mal, unüberzeugt. Er war zurückgesunken in seinen Stuhl, in seinem Kopf drehte sich alles. „You know what that means.“, unterbrach sie ihn unnötigerweise, schaute ihn ernst an. Shinichi seufzte, hielt sich den Kopf, verzog das Gesicht. „I’m afraid, yes, I know what that means.“, murrte er dann leise. „That means, they – whoever „they“ are – have already their fourth victim along with its matching decoration. Possibly they don’t need Brady anymore…“ Er hob den Kopf, legte ihn schief, schaute Jenna nachdenklich an. „But four? Which colours have we already seen?“ Ungelenk fischte er sein Mobiltelefon aus seiner Jackentasche, klickte sich zurück zu den Bildern aus Merediths Näheckchen im Atelier ihrer Wohnung. Das Foto einer Stoffprobensammlung war zu sehen. Shinichi legte das Smartphone auf den Tisch, schob es zu Jenna. „But there are five colours. Black, anthracite, grey, light grey and …“ „White.“ Jenna zog die Augenbrauen hoch. „What if the white fabric is only hanging there for comparison? She must have done the dyeing of the silk herself, the store I’ve been visiting is only selling natural wild silk.” Sie beobachtete, wie seine Augenbrauen zusammenrutschten – unbewusst stützte er sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch auf, legte die Handflächenaneinander und stützte sein Kinn auf seine Daumen, berührte mit den Zeigefingern seine Nasenspitze. Ein leicht Pfeifendes Geräusch entstand, als er langsam ausatmete. „Possible. But we can’t be…“ „… sure. No.“ Er verdrehte die Augen. Sie lehnte sich zurück, betrachtete ihren Partner nachdenklich – ehe sie hochfuhr. „Ah – something else has happened today. Brady’s attorney was here today. He was to be questioned by myself and McIntosh today…“ „McIntosh?!“, warf Shinichi entrüstet ein, war hochgefahren. „Why on earth did Montgomery…“ „Don’t be upset.“ Jenna lächelte schmal. „That the two of you are not best buddies was clear to me within the first couple of seconds when I heard him talk about your work. But that is not what should be of interest for you – McIntosh really did nothing. Literally. To be plain, nobody did anything. The attorney has explained to us very politely that his client is denying his assertion and withdrawing his confession-…“, sie bemerkte, wie Shinichi sich versteifte, er sie mit starrem Blick anschaute, „… furthermore he wants to file a complaint against you; he is maintaining that you’ve forced his confession without the presence of his lawyer yesterday. Brady had been confessing as he was terrified by you, that’s how he put it.” Shinichi starrte sie immer noch an – und Jenna fragte sich, was in seinem Kopf wohl gerade vorging. Ärger, wahrscheinlich. Eventuell auch etwas Nervosität, so ein Disziplinarverfahren war schließlich… Lautes Gelächter ließ sie aus ihren Gedanken schrecken. Verblüfft starrte sie ihn an. Shinichi hatte sich zurückgelehnt und zu lachen begonnen – es war kein freudvolles Lachen, viel mehr durch und durch getränkt mit einer ordentlichen Ladung Sarkasmus – dennoch schien er bei weitem nicht so beunruhigt von der Aussicht auf ein Disziplinarverfahren wie sie es wäre, hätte man ihr gerade diese Ankündigung gemacht. Fragend zog sie die Augenbrauen hoch – und er seufzte, schüttelte dann den Kopf. „Jenna, if the mastermind behind this whole desaster is the man I am suspecting, this complaint is my smalles problem. Despite – I am suspended anyway. What else is there to come? A dismissal? Good lord…“ Er strich sich über die Augen. „Honestly? After this article today, after all this mess these last days, I don’t care. This job was my life to long anyway, I’m afraid. I have entirely lost my sight of the world outside…” Ein bitteres Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „And if it comes to my dismissal, I’ll have to write crime novels like my old father…“ Er ging in die Küche, um sich ebenfalls ein Glas Wasser zu holen. „But do tell me – where did that attorney come from? Had he already been assigned to a duty solicitor?“ Jenna nippte an ihrem Glas. „No. I don’t thing so – this guy just looked to spick and span for this.“ Shinichi zog die Augenbrauen kraus, seine schlanken Finger um das Wasserglas gelegt, die die Brechung unvorteilhaft deformierte. Kurz beobachtete er das Phänomen, dann schaute er zu Jenna auf. „Spick and span?“ „Jap.“ Sie seufzte, merkte, wie ein Schauder ihr vom Kreuzbein die Wirbelsäule hinaufkroch, auf seinem Weg wie mit kleinen, kalten Fingern all ihre Härchen einzeln aufstellte, bis er unter ihrem Haaransatz angekommen war und dort ein unangenehmes Kribbeln verursachte. „Sharp-edged, pale face, long, silvery-blonde hair bound in a pony-tail, eyes steel-blue and cold. Freezing, really. I couldn’t believe he was an attorney at all; despite knowing that many of them look and behave like sharks. But how Brady could afford a man like him, I cannot tell. Perhaps he has a patron?“ Sie schaute unkonzentriert auf die Tischplatte, sah nicht, wie blass ihr Vorgesetzter geworden war. „I couldn’t even tell if he was a foreigner or not; he spoke perfect, accent-free English, but he seemed alien nevertheless. He had an appearance like a lotus leaf…” “Lotus leaf?”, murmelte Shinichi fragend, schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Yeah. Everything I said and every look I shot him just seemed to pearl off him.“ Ihre Stimme war leise geworden – und als sie aufsah, erschrak sie. Shinichi saß ihr gegenüber, sein Blick unfokussiert, sein Atem flach. „Long, silvery-blonde hair, yes?“, wisperte er leise. „Yes.“ „A dark, sonor voice, not uncomfortable for your ear, but making every word sound like a hidden threat? A linkish smile, left corner of the mouth slightly higher than right?” Jenna nickte. „Yeah, but how do you know?“ „Jenna, think… a long, silvery-blonde hair…“ Jenna stutzte. „Oh my god.“ Jennas Kinnlade klappte nach unten. „Don’t tell me…?“ Shinichi schüttelte den Kopf, lächelte schmal. „I don‘t.“ Er rieb sich über die Stirn, merkte, wie es dahinter wieder sachte zu pochen anfing. „Have you, by any chance, a picture? Do you remember his name? Just to make sure…“ „No picture. But his name, of course.“ Sie atmete kurz durch. „Jinsuke Kuro.“ Das Glas glitt aus seinen Fingern, stürzte um und hinterließ eine Wasserpfütze auf Shinichis Tisch. Bevor es jedoch zu Boden fallen konnte, hielt er das rollende Trinkglas auf, stellte es wieder hin. Die Wasserlache schien ihn gar nicht zu interessieren. Vor seinen Augen lief längst ein ganz anderer Film – Jenna schaute ihn nur an, wagte nichts zu sagen. Sie wusste, wenn er so kuckte, war er mit seinen Gedanken woanders - und sollte dort besser nicht gestört werden. „Ich bin wie James Moriarty, Kudô… meine Fäden spinne ich überall, und wie Moriarty es bei Holmes war, bin ich dir immer einen Schritt voraus. Meine Augen, meine Ohren, meine Hände sind überall… und warten nur auf meinen Befehl…“ Shinichi starrte die Gestalt an, die in der Dunkelheit stand, eine Stimme leise wie das Flüstern des Winds in den Bäumen und kalt wie der sprichwörtliche Hauch des Grabes. „Du hast verloren, Detektiv. Mein Syndikat ist dir weit voraus. Deine kleine Show hier war amüsant, aber nicht mehr. Denn anders als James Moriarty… verfüge ich nicht über nur einen Colonel Moran, sondern über Hunderte. Und sie alle reißen sich darum, meine Befehle auszuführen.“ Er trat näher – so nahe, das Shinichi, der kaum bei Bewusstsein war, seinen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Er focht gegen die Ohnmacht, weil mit ihr der nächste Traum kam, und er wollte nicht träumen – auf gar keinen Fall schlafen und träumen und diesen Bastarden eine neue Gelegenheit bieten, sein Innerstes zu sehen… und zu hören. Um es gegen ihn zu benutzen. „Weißt du, einer dieser Morans ist ganz scharf darauf, endlich zu vollenden, woran er vor zwei Jahren gescheitert ist, Sherlock…“ Ein heiseres Lachen streifte sein Ohr – mehr der Hauch als das Geräusch kam in seinem Gehirn an. „So scharf drauf, dass ich mir nicht sicher bin, ob er nicht auch gegen meinen Befehl handeln würde. Noch wagt er es nicht, aber wer weiß, wie lange dein unbedingter Gehorsam und deine Geduld noch anhalten - was… Gin?“ Er lachte erneut. „Und ich sage dir, es stört mich nicht einmal. Ich finde es spannend zuzusehen, wie ihr beide euch bekriegt. Wie ein kaum achtzehnjähriger Bengel es schafft, meinen fähigsten Mann so vorzuführen ist erstaunlich erfrischend zu beobachten. Ich mag das.“ Er tätschelte Shinichis Kopf – der daraufhin fast zu explodieren schien. Shinichi stöhnte auf, versuchte, seinen Kopf unter der Hand wegzuziehen. „Ja, wirklich… Höchst amüsant. Ich würde mir dieses Schauspiel um nichts in der Welt entgehen lassen wollen…“ Shinichi schnappte nach Luft, schaute sie an. „Kuro, you say?“ Jenna nickte. „Yeah. Has the name a meaning?“ Shinichi lächelte bitter. „Kind of. Kuro means „black“ in Japanese. Did you do a background-check on that attorney, anyway?” Sie schüttelte den Kopf. “Well, then do it. Just for fun, and send the result to Montgomery immediately, I’d die to see his face then…“ Müde massierte er sich die Schläfen. „What’s Kogorô doing now?“ Jenna seufzte leise. „Waited for Heiji to complete their report. In Montgomery’s eyes this case is closed. He’s literally purchased them their ticket back home to Japan, to be frank.“ Shinichi nickte langsam. „Not especially surprising.“ Dann räusperte er sich aufgeräumt, knetete kurz seine Hände. „And you should be back, too, Jenna. I don’t want you to become suspicious to your boss… while I have to talk to some guys, I think.“ Sie schaute ihn an, fragend. „Guys…?“ Das breite Lächeln, das nun auf seinen Lippen erblühte, irritierte sie. „You’ll see soon enough, Jenna.“ Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. „I’m curious to find out what they’ll say about attorney Jinsuke Kuro.“ Dann hielt er inne. Vor seinen Augen flackerte die letzte Nacht auf – und gesetzt der Tatsache, dass es sich bei Moran wirklich um den handelte, den er dahinter vermutete, erschien ihm Sharons Verdacht in ganz neuem Licht. „Ich denke nicht, dass dein… kleiner Blackout hier vom Stress kommt.“ Er schluckte, starrte auf den Wasserfleck, der langsam ins Holz zog und es dunkel färbte. Was, wenn sie Recht hatte… und mein Vater auch… Ihm wurde schlagartig übel. Zu deutlich war die Erinnerung an das Gift, das ihn fast Leben und Verstand gekostet hatte. Sein Herz begann zu rasen, seine Handflächen zu schwitzen, als seine Gedanken sich seinen Weg durch diese schauderhafte Wahrheit bahnten. Was, wenn sie wirklich da sind. Wenn man mir das Gift untergeschoben hat… in kleinen Dosen. Oral, vielleicht. Wenn einer von Ihnen im Yard rumläuft… So, dass ich es nicht gleich merke, es abwiegle… Bis es… Solange, bis es eine Konzentration erreicht hat, die… Scharf zog er die Luft ein, wobei ein leicht pfeifender Ton entstand. Jenna schaute ihn irritiert an, wartete jedoch ab. Sie sah, wie es in ihm arbeitete und wollte ihn nicht unterbrechen. Aber wie weise ich das nach? Wie kann ich mir sicher sein… ich hab hier ja kein Labor. Und die Symptome sind noch nicht eindeutig genug… Er riss seinen Blick vom Wasserfleck, schaute auf – geradewegs in Jennas Gesicht. Richtig. Hier habe ich kein Labor. Hier nicht. Woanders aber… Er schluckte hart. Und er haderte sichtlich mit sich, ehe er seinen nächsten Satz formulierte. „Ah. Jenna.“ Jenna, die gerade Anstalten gemacht hatte, ihre Tasse in die Küche zu tragen, hielt inne, sah ihn an. Der Blick, der sie traf, als sie in sein Gesicht sah, verursachte ihr ein mulmiges Gefühl. Langsam ging sie zurück, setzte sich wieder, sagte nichts, wartete, bis er weitersprach. „Before you go, Jenna, I… You could do me a favour. A rather… extraordinary, favour, though, and if you don’t want to do it, I won’t…” „Just tell me what it is.“ Sie schaute ihn an, merkte, wie ihre Fingerspitzen kalt wurden. Seine Anspannung fing an, sich auf sie zu übertragen und eigentlich war sie gerade soweit gewesen, den Schock der letzten Neuigkeiten einigermaßen verdaut zu haben. Er zögerte, biss sich auf die Lippen, wich ihrem Blick aus. Jenna stutzte – sie hatte ihn so nie gesehen. Er rieb sich übers Handgelenk, kratzte unbewusst über seine Haut. Sie beobachtete ihn genau, merkte, wie sich in ihrem Bauch ihr Mittagessen rührte, als sie darüber nachdachte, woher diese Übersprungshandlung kam, schluckte. „I’ll do anything you want.“ Er atmete aus. „Well. Would you… would you test a blood sample, in our laboratory? Of course nobody mustn’t take notice what you are up to…” Überraschung zeichnete sich auf ihrem Gewicht ab, als ihre Augenbrauen zusammenrutschten. „A blood sample? Whose?“ Langsam atmete Shinichi ein, dann wieder aus. „Mine.“ Sie starrte ihn an, unfähig zu irgendeiner Regung. Als sie das nächste Wort äußerte, glich ihre Stimme eher einem heiseren Krächzen. „What… shall I look for?“ Als er sie ansah, lächelte er bitter. Es zeugte von ihrer Loyalität und ihrem Sinn als Polizistin, dass sie nicht sofort fragte, warum. „Psychotropic drugs.“ Sie stand auf, wortlos. Dann ging sie in die Küche, wo er kurz Wasser laufen könnte, drehte sich nicht um, als er sie wieder hereinkommen hörte. Sie setzte sich wieder ihm gegenüber, trank mit kleinen Schlucken das Glas Wasser aus, das sie sich geholt hatte, stellte es mit einem lauten „Klonk!“ zurück auf den Tisch, schaute ihn mehr oder minder entsetzt an. „Are you suspectiong yourself to be…“ Er ging auf ihre Frage nicht ein, unterbrach sie, ehe sie sie fertig formulieren konnte. „Listen, this is important. You mustn’t let that sample unattended. If you’ve finished with testing, you’ll have to destroy it. Nobody mustn’t know what… but I’ll need to know if I…“ Er wischte sich über die Stirn, fühlte den Schweiß an seinen Fingern. Sein Kopf pochte leise – fast fiel es ihm nicht mehr auf, weil er sich daran gewöhnte, an diesen leisen Schmerz, der nicht verging, stetig auf gleichbleibendem Niveau seine Schmerzrezeptoren strapazierte. Jenna sah ihn an. „Do you want to tell me that you afraid of having been drugged without noticing it? But how?“ „I don’t think at all. If I knew anything specific, I would not have to ask you for this favour. But I am afraid that I can’t exclude it – I mean, somebody has managed to put a flask of heroine in my desk’s drawer, without me taking notice of it. So, please, Jenna, are you going to do this? You are the only person within Scotland Yard that I am trusting at the moment…” Lange schaute sie ihn an, stumm. Dann nickte sie nur – nicht mehr, und nicht weniger. „Yeah, sure, but… how are we going to get that blood sample…?“ Er lächelte, winkte ab. „Shouldn’t be a problem, we don’t need much…“ Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf, ging kurzerhand in die Küche, kam zurück mit einem Obstmesser und fischte eins der Beweismittelröhrchen und einen Beutel aus seiner Tasche, sowie ein Heftpflaster. „Well, we won’t have a forensic valuable sample, but that’s not our aim. If you can’t see blood, you should not look at this, now…”, meinte er gelassen, als er sich setzte. Kurz und scharf war der Schmerz, den er spürte, als er sich über die Kuppe seines rechten Zeigefingers ritzte, aber er verzog keine Miene dabei. Er presste seinen Finger gegen seinen Daumen, um ein paar Tropfen Blut herauszuquetschen, die er in das Röhrchen fallen ließ. Jenna schluckte hart, als sie ihm dabei zusah – ein wenig weiß war sie tatsächlich um die Nase geworden. Er verschraubte das Fläschchen ruhig, ließ es in das Beutelchen fallen und verschloss es gewissenhaft. Genauso ruhig klebte er sich das Heftpflaster um den Finger und reichte ihr sein Beweisstück, ehe er das Messer zurück in die Küche trug. Als er wieder kam, saß sie immer noch da, das Beweismitteltütchen in ihren Händen, biss sich auf die Lippen – dann ließ sie es in ihre Aktentasche gleiten, zog stattdessen einen Umschlag heraus. „Ah, well. I thought, you’d like to think about this case a bit. I have copied your files and added the latest reports and photos.“ Sie reichte ihm das dicke, große Kuvert. Er nahm es entgegen, seufzte leise, schaute sie resignierend an. „Honestly, Jenna, what have I been teaching you? How to lose one’s job most effectively? I hope nobody saw you copy these…” Sie winkte ab. „Nobody cares about me, you know that.“ Damit stand sie auf, ein bitteres Lächeln war auf ihre Lippen getreten. „And fort he first time in my life, this is my big advance. I’ll call as soon as I have the results – or other news.” Shinichi erhob sich ebenfalls, begleitete sie zur Tür. „Take care, Jenna.“ Mehr sagte er nicht – sie schaute ihn nur an, erwiderte nichts. Ihre Antwort konnte er in ihren Augen lesen. Sie war kaum gegangen, als sein Telefon klingelte. Verwirrt schaute er auf die Nummer, die ihm das Display zeigte – er kannte sie nicht. „Kudô Shinichi?“, meldete er sich mit ruhiger Stimme, wartete gespannt auf die Reaktion seines Anrufers. „What’s the newspaper is telling us? Case closed and Sherlock on holiday?” Blacks Stimme klang ruhig, wenn auch milde erstaunt an sein Ohr. Shinichi seufzte leise in den Hörer. „Concerning Scotland Yard this is the story they want the public to believe. The bitter truth is that I was suspended because…” Er schluckte, hielt inne. Bitter schmeckte der Gedanke, dass man ihm so wenig Vertrauen entgegenbrachte bezüglich der Geschichte in seiner Akte, immer noch. Noch bitterer der, dass man ihm nicht glaubte, was den Fall betraf. „… they found a… little bottle of diamorphine in the drawer of my desk.“ Die Stille, die folgte, war fast zum Schneiden dick. Dann dröhnte ein lautes Räuspern an Shinichis Ohr, das den nächsten Satz gebührend einleitete. „Is there something you want to tell me, Shinichi?“ Shinichi verdrehte die Augen, lächelte schmal, ehe er zu einer knappen Antwort ansetzte. „Yeah. It’s not mine.“ Erneut entstand Stille im Äther, als der alte Brite seine Schlüsse zog. „Well, that’s good news – but bad enough, though. Seems, you have a serious problem, more serious, than we could’ve expected. Is there any chance you have a little time for a little talk between four eyes?” Shinichis Lächeln wurde zunehmend zynisch. Es war immer wieder faszinierend, wie der Engländer es schaffte, Sätze wie „Schwing deinen Hintern sofort hierher und rück endlich raus mit der Wahrheit!“ so unendlich diplomatisch und formvollendet höflich zu formulieren. „What do you expect? I’m on holiday, so I have plenty of time. I expect you would prefer the cosy ambiance of your hotel room for our chat?” “Precisely.” Etwa eine halbe Stunde später saß er gegenüber von James Black, fand sich von dessen hellen Augen fast geröngt. Jetzt weiß ich mal, wie sich das anfühlt. Ein paar Minuten waren bereits in völligem Schweigen vergangen – sie hatten sich vom Zimmerservice Kaffee bringen lassen, und geduldig gewartet, bis der junge Page gekommen und wieder gegangen war. Langsam griff er nach der feinen Porzellantasse und setzte sie an die Lippen – ganz seinem Stand gebührend residierte Black in einem der nobelsten Häuser Londons. Shinichi ließ seine Blicke über die schlichte, aber exquisite und geschmackvoll zusammengestellte Einrichtung schweifen. „Also. Wann wolltest du uns denn von deiner Suspendierung erzählen, Shinichi?“ James Blacks Stimme klang ruhig – Shinichi wusste dennoch, dass der Mann mit seiner Geduld einigermaßen am Ende war. Seine Selbstkontrolle war es einzig und allein, die ihm einen harscheren Ton verbot. „Du trommelst uns zusammen und speist uns mit der halben Wahrheit ab. Was ist passiert?“ Shinichi seufzte – dann setzte er langsam die Tasse zurück auf den Unterteller, ehe er mit knappen Worten schilderte, was sich gestern zugetragen hatte – von der Festnahme Bradys bis zu seiner Suspendierung. Wegen seiner Entscheidung, ihn tags zuvor laufen zu lassen. Wegen seines Zweifels, was dessen Täterschaft betraf. Wegen des Funds von Diamorphin in seiner Schreibtischschublade. Als er geendet hatte, räusperte er sich, trank seinen Kaffee in einem Zug aus. „Sie wissen, was in meiner Akte steht. Diese…“ Black schaute ihn ernst an. „Hat man einen Drogentest gemacht bei dir? Ein negativer Test könnte doch sofort widerlegen…“ Shinichi fuhr hoch. „Nein.“ Er merkte, wie er zu schwitzen anfing unter den kalkulierenden Blicken des Agenten. „Du scheinst nervös.“ Shinichi wischte sich über die Stirn. Von seinem Verdacht hatte er ihm eigentlich nicht erzählen wollen – allerdings hatte er wohl für einen kurzen Moment vergessen, wem er gegenübersaß. Einem leitenden Agent vom Federal Bureau of Investigation. „Willst du nicht endlich mal mit der ganzen Wahrheit herausrücken? Muss ich dir wirklich alles aus der Nase ziehen?“ Shinichi zögerte. „Diese Vermutung in den Raum zu stellen ist aber nicht ganz ohne. Offen gestanden… wäre das eine Katastrophe. Und spräche nicht gerade für meine Fähigkeiten als Ermittler…“ Ein zynisches Grinsen war auf seine Lippen gekrochen, verzog sie zu einer Grimasse, die sich jedoch schnell auflöste, als er mit ernster Stimme weiter sprach. „Ich… bin mir nicht sicher, bitte bedenken Sie das. Und ich habe Beweise für nichts - weder für die Anwesenheit der Organisation, noch für die… Vermutung, die ich jetzt äußere.“ Er schluckte hart, merkte, wie trocken sein Mund schlagartig geworden war. „Seit… ein paar Tagen, vielleicht… zwei oder drei… bemerke ich… Veränderungen.“ Blacks Augenbrauen rutschten zusammen. „Changes? Where? And what kind of changes do you mean?“ „An mir.“ Shinichi massierte sich die Schläfen. „Kopfschmerzen. Zunehmende Müdigkeit. Unruhigen Schlaf. Letzte Nacht… ein Alptraum. Und ich weiß…“ Er ließ die Hände wieder sinken, löste seinen Blick von der Tischfläche, auf der er bis gerade geklebt hatte, schaute dem Agent unsicher ins Gesicht. „… ich weiß, dass das aus den Umständen resultieren kann. Aus der Tatsache, dass ich nicht wusste, dass Ran noch lebt und jetzt überfordert bin mit der Wahrheit – nämlich fünf Jahre umsonst durch die Hölle gegangen zu sein, gepaart mit der Angst, dass ihr erneut etwas zustößt. Aus der Größe dieses Falls, der Tatsache, dass sich der Täter kaum fassen lässt, dem Druck, der auf mir lastet, weil sie mir hier diesen Namen aufdrücken…“ Er lächelte bitter. „Gott, was war ich früher geehrt, wenn man mich so nannte. Geschmeichelt. Hab mir die Zeitungsausschnitte ausgeschnitten und gesammelt. Und heute könnte ich ihn verfluchen…“ „Sherlock Holmes.“ Black sah ihn an. Shinichi nickte müde. „Die Vergangenheit holt mich ein und die Gegenwart wirft mir auch ein paar harte Brocken zu kauen hin. Es wäre kein Wunder, wenn mein Körper mich langsam darauf aufmerksam macht, dass er das auf Dauer nicht mehr mitmacht. Dennoch… und bis heute morgen wollte ich es nicht glauben…“ „You think you were poisoned.“ James Black ließ sich zurücksinken. „Why now? Why not yesterday?“ Shinichi seufzte. „I doubted my conclusions. I still don’t know whether I am right or not, playing the Black Organization card in this game.“ Er schaute auf. “Sie wissen, was ich dachte, sonst hätte ich Sie nicht gerufen. Ich glaubte die Organisation hinter all dem. Das lange helle Haar, das man gefunden hat, das schwarze Kleid, die Ähnlichkeit des ersten Opfers mit Ran, der Geruch von Gin in der Champagnergondel des London Eye, das… Foto… und Jenna meinte, Brady’s Anwalt habe Ähnlichkeit mit Gin. Allerdings, sie hat Gin nie gesehen, und ich habe diesen Anwalt nicht gesehen, also...“ Er schluckte hart. „Also… was beweist das? Ich habe keinen von Ihnen gesehen. Auch wenn ich mir einbildete, Gins Schatten bei Bradys Festnahme gesehen zu haben weiß ich doch nicht, ob mir nicht meine Wahrnehmung einen Streich spielte. Das alles machte mir unser Pathologe gestern klar. Und ich musste zugeben, er hatte nicht Unrecht. Im Yard nahm man meine Befürchtung nicht ernst; Montgomery glaubt, ich wäre einfach überarbeitet, und würde Gespenster sehen – bestenfalls. Im schlechtesten Fall meint er, ich bin wieder süchtig.“ „Shinichi…“ Der schüttelte den Kopf. „Ich hab mich mit Ran gestritten, weil ich sie wieder angelogen habe. Ich…“ Er schluckte. „Es spielt keine Rolle, ob Sie’s nun wissen oder nicht, weil sie es ja jetzt weiß – also warum sollte ich es Ihnen nicht sagen. Der Mann… der mir damals erzählt hatte, dass Ran tot ist, war ihr eigener Vater. Kogorô Môri.“ Mit kalten Fingern wischte er sich übers Gesicht, schaute in seine leere Kaffeetasse. Er hörte und sah keine Regung von James Black, aber er ahnte, dass dessen Blick ernst, starr und unverwandt auf ihm lag. „Sie wissen, ich war… lange bei den Môris. Und ich dachte, unser Verhältnis hätte sich verbessert. Ich habe ihm geglaubt, ohne wenn und aber. Ich dachte nicht, dass er mir das antut… dass er mich so anlügt. Deshalb hab ich nie nachgefragt, nie nachgeforscht. Für mich war das Fakt.“ Er schüttelte den Kopf. „Gestern fand sie heraus, dass ich sie angelogen habe vor ein paar Tagen, als ich ihr sagte, ich wüsste nicht, wer mir das gesagt habe. Ich wollte nicht, dass sie ihrem eigenen Vater misstraut. Ihrer Mutter. Ich wollte keinen Streit in ihrer Familie säen, und da ich nicht da sein können werde, um ihr… Halt zu geben, ihr eine neues Familie zu gehben, dachte ich, es wäre klüger, diesen Tod zu sterben und sie ein letztes Mal anzulügen. Nun.“ Langsam hob er den Kopf. Ein bitteres Lächeln war auf seinen Lippen erblüht, seine Augen dunkel von Trauer. „Diese letzte Lüge war eine zuviel.“ Er räusperte sich. „Wir haben uns gestritten und sie hat mich stehen gelassen. Und nach diesem desaströsen Tag fuhr ich dann heim – und fiel einfach um. Ich hatte Kopfschmerzen und mir war übel, und ich weiß, ich hatte einen Fiebertraum… aber ich…“ „Jetzt weißt du nicht, ob einfach nur die Umstände deinen Zustand verschulden oder ob man dir tatsächlich etwas untergeschoben hat.“ Black starrte ihn an. „Wo könnte denn…?“ Shinichi schüttelte den Kopf. „Sie wissen, dass diese Frage eine rhetorische ist. Es gibt nur einen Ort, wo man mir konstant etwas hätte unterjubeln können.“ Ein langes Seufzen gab ihm die Antwort. „Du weißt also nicht, ob man in einem Test nicht wirklich etwas finden könnte, und deswegen hast du ihn auch nicht vorgeschlagen, um dich zu entlasten.“ Shinichi nickte müde. „Um ehrlich zu sein… und ich soll ja ehrlich sein… habe ich Jenna heute drauf angesetzt. Sie wird eine kleine Probe heimlich testen.“ Black schaute ihn alarmiert an. „Kannst du ihr denn trauen? Ich meine, wenn du vermutest, dass du einen Feind im Yard hast, könnte dann nicht auch sie…?“ „Sicher.“ Shinichi schaute ihn ernst an, sein Gesicht war blass geworden. Der Gedanke war ihm natürlich gekommen. „Allerdings, wenn ich mich… nicht mehr auf meine Menschenkenntnis verlassen kann bezüglich einer Person, mit der ich nun schon über ein halbes Jahr fast täglich zusammenarbeite, kann ich meinen Job an den Nagel hängen. Abgesehen davon habe ich sie gerade eben erst gesprochen. Allein die Reaktion auf meine Geschichte…“ Er brach ab. Der Brite nickte langsam. „Gut, wenn du ihr traust, wirst du deine Gründe haben. Uns bleibt also nichts weiter, als abzuwarten. And to drink tea…“ „So ist es.“ Der junge Superintendent nickte langsam. „Well, then. I’ll have to tell Agents Akai and Starling about this news. They, too, will try to find out who’s behind your suspicious attorney and I’ll tell them to have a look at you…” Er erstickte Shinichis Protest mit einem scharfen Blick im Keim, “too. We can’t have you lying half-dead on your living-room floor. What are you going to do in the meantime?“ Shinichi lächelte müde. „Sie hat mir meine Akten kopiert. Ich denke, mit denen werde ich mich noch einmal beschäftigen, irgendetwas muss da doch zu finden sein. Bis sich an der Front etwas tut, wäre ich froh, ihr habt weiterhin ein Auge auf Ran.“ Damit stand er auf, seufzte leise. „Ich melde mich, wenn ich mehr weiß.“ Und ohne auf ein weiteres Wort von James Black zu warten verließ er die Suite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)