Dunkler als schwarz von Leira (Shinichi x Ran) ================================================================================ Tag 6 - Kapitel 24: Schatten und Licht -------------------------------------- TAG 6 KAPITEL 24 – SCHATTEN UND LICHT Am nächsten Tag saß Jenna frühmorgens über ihren Notizen. Sie hatte sich, wie ihr Partner ihr aufgetragen hatte, die Nacht mit der Beschattung des Pärchens um die Ohren geschlagen. Sie war ihnen unauffällig ins Kino gefolgt, wo sie sich mit ihnen in eine Liebesschnulze gesetzt hatte – und sich dort sechsundneunzig Minuten zu Tode gelangweilt, bis die tollpatschige, schüchterne Protagonistin den smarten Hauptdarsteller natürlich doch rein zufällig bekommen hatte, weil, wer hätte das gedacht, er sie schon seit geraumer Zeit anschmachtete, ihr aber nie einen Wink gab. Jenna grollte leise vor sich hin. How boring. How unrealistic. Although… considering that drama of SI Kudô and his girlfriend… what where they like, in their teenhood? For sure he never went like a bull at a gate, whenever he approached her. If he approached her at all. He is not that kind of guy. And the fact of him being famous and popular even back then, made it not easy for her to confess her feelings to him, for sure… All those girlies adoring him were not easy to swallow for her, I guess. So… it seems that they, too, stood half of their life face to face, petrified by this overwhelming fear to destroy a very precious friendship by blurting out their feelings for each other. They have never dared to do this. But what good did that to them? Nothing. Just – nothing. Life is such a bad joke. Nach dem Kino waren die beiden Essen gegangen – da die beiden noch Studenten waren, in ein Etablissement, das auch Jennas Portemonnaie entsprach. Sie verbrachten den Rest des Abends bei einem günstigen, aber leckeren Chinesen, sehr zu ihrer Freude – sie hatte den halben Tag auch noch nichts gegessen und freute sich wie ein kleines Kind über die scharfe Curry-Ente auf gebratenem Reis, Pekingsuppe und ihr Dessert. Jenna notierte sich die Adresse und den Namen – bei Gelegenheit würde sie sicher wieder hier aufschlagen. Die Glücksbällchen im Kokosbad, die sie als Dessert vertilgt hatte, waren ein Gedicht gewesen, auch wenn ihr das gestrige Menü heute noch im Magen lag. Sie strich sich ihre Haare aus der Stirn, führte ihre Kaffeetasse an die Lippen, trank die schwarze, heiße Flüssigkeit in kleinen Schlucken. Alles in allem leider keine nennenswerten Ergebnisse… kein Grund, ihn wieder einzuladen aufs Yard und ihm dort ein Zimmerchen anzubieten. Sie fragte sich ohnehin, was SI Kudô sich davon erhoffte. Nach wem suchte er denn? Es schien so, als würde ihr Partner hinter den Serienmorden noch andere Drahtzieher vermuten. Allerdings gab es dafür bisher keinen Hinweis, sofern sie das richtig sah. Warum also nicht gleich den Mann behalten, versuchen, ihn ein bisschen ernsthafter zu verhören, ein Geständnis oder irgendeine andere Aussage aus ihm herauspressen… Dieser Kunststudent gestern hatte nicht eben so ausgesehen, als hätte er genug Rückgrat, um dem ewig standzuhalten – auch wenn sie wusste, dass es natürlich Grenzen gab, was ihre Verhörmethoden betraf. Jenna seufzte leise, zuckte mit den Schultern. Sie würde ihren Bericht abgeben und dann sehen, was ihr Boss daraus machte. Shinichi unterdessen war zu dem Zeitpunkt, als Jenna gerade noch ihren Morgenkaffee hinunterstürzte, schon wieder im Yard. Er hatte nach seiner nächtlichen Recherche zwar noch ein paar Stündchen geschlafen, war am Morgen dann von einem Hemd in ein anderes und aus einem Anzug in einen anderen Anzug geschlüpft und versuchte momentan, so frisch wie möglich auszusehen und wusste doch, dass er haargenauso aussah, wie er sich fühlte. Ausgelutscht wie ein zu lange gekauter Kaugummi. Jillian McDermitt bestätigte diese Vermutung indirekt – der entsetzte Ausdruck, der über ihr Gesicht flackerte, wenn auch nur für Sekundenbruchteile, sagte eigentlich alles. Sie hatte sich zwar gut im Griff und war zu gut erzogen, um ihn darauf anzusprechen, aber er sah ihr doch an, dass ihr sein Aussehen aufgefallen war, und in ihr die Sorge weckte. Fast schon mütterlich drückte sie ihm die Tasse Kaffee in die Hand, die sie offensichtlich gerade erst für sich selbst geholt hatte. Er schaute sie an, lächelte müde. „Thank you very much, Lady McDermitt.“ Dann polterte hinter ihm Heiji in das halboffene Büro der Sekretärin, blieb atemlos stehen. „Hey, Kudô.“ Er schnaufte, hielt sich die Seite. Shinichi drehte sich um, warf ihm einen fragenden Blick zu, sah auch in seinen Augen diesen Ausdruck von Mitleid – auch wenn Heiji ihn wohl aus ganz anderem Grund so ansah, als die Sekretärin. Sie hielt ihn wahrscheinlich nur für überarbeitet. Überlastet. Heiji seufzte leise, schaute dann etwas neidisch auf den Kaffee in Shinichis Händen. Der las den Blick korrekt und winkte seinen Kollegen mit sich in die Kantine. „Also, was ha’m wir denn?“, fragte der Osakaner schließlich mit ernster Miene, als er mit seiner Ration des schwarzen Gebräus vor Shinichi saß, an einem der kleinen Kantinentischchen in der Ecke. Shinichi seufzte leise, sah sich dann kurz um, ehe er den Umschlag aus seiner Sakkotasche zog, ihn unauffällig Heiji reichte. „Schwarz. Wie dezent.“ Er grinste schief – allerdings gefror ihm das Lächeln auf den Lippen, als er das Foto aus dem Umschlag fischte und erkannte, was es war. „Das Foto aus der Zeitung. Sie hams tatsächlich aus der Zeitung, verflixt nochmal. Das war… vorgestern.“ Shinichi nickte langsam, nahm das Foto wieder entgegen, fing dabei Heijis mitleidigen Blick ein. „Schau mich nicht so an.“, murrte er gereizt. „Ich wollts ja. Ich wollte endlich ein Ende, ich wollte die Konfrontation, ich will sie endlich in die Hölle schicken. Ich hoffte nur, diesmal bliebe Ran aus dem Spiel. Da ich ja dachte, sie wäre tot, war ich mir meiner Sache eigentlich recht sicher.“ Er lächelte zynisch. „Nun sind wir wieder beim gleichen Spiel wie letztes Mal, aber ich lass das diesmal nicht zu. Ich kann das nicht zulassen. Ihr darf auf keinen Fall noch einmal was passieren.“ „Und was…?“ Shinichi schluckte. „Ich hab mit Akai telefoniert, er sitzt wohl schon im Flieger; Jodie wahrscheinlich auch. Black… setzt sich wohl im Laufe des Vormittags mit mir in Verbindung. Womit die Probleme beginnen…“ Shinichi fuhr sich durch die Haare. Heiji grinste fast schadenfroh. „Die Zeiten, wo du frei agieren konntest, sind vorbei. Du gehörst jetzt Scotland Yard.“ Shinichi biss sich auf die Lippen. „Ich darf offiziell ohne die Erlaubnis meines Arbeitgebers nicht mit dem FBI kooperieren. Super, nicht wahr? Nur wird der mir kein Wort glauben, wenn ich von schwarzen Dämonen spreche.“ „Kennt er deine Vorgeschichte denn nicht?“ Shinichi lachte laut auf – Heiji schaute ihn verwundert an, fragte sich, was an seiner Frage ihn so amüsiert haben könnte. „Eben deswegen, mein Freund. Eben deswegen.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein.“ Ein tiefes Seufzen entfloh seinen Lippen. „Montgomery wird mir nicht glauben. Er kennt den Fall, weiß um meine Konfrontation mit der Schwarzen Organisation, aber er sieht das pragmatisch, und wird es immer so sehen – sie sind in seinen Augen zerstört. Nach fünf Jahren Heilung von dieser schwarzen Seuche…“ Müde wischte er sich über die Augen. „Außerdem entzieht er mir den Fall, wenn er wüsste, dass die mich persönlich angreifen. Du weißt, wie das läuft. Deswegen sitzen wir ja auch hier in dieser Ecke und krämen mit Flüsterstimmchen unsere kleinen Geheimnisse.“ Heiji grinste matt. „Hast ja Recht. Dennoch…“ Er hielt inne, merkte, wie Shinichi das Foto wegsteckte, als er Jenna den Kantinenraum betreten sah. Sie machte auch einen einigermaßen übernächtigten Eindruck – und wenn sie sein Aussehen wunderte, so ließ sie sich als Erste nichts anmerken. Vielleicht war es mit ihrer Aufmerksamkeit bezüglich dieser Dinge heute aber auch nicht so weit her. „Good morning, SI Kudô. Konnichi wa, Hattori-san.“ Sie ließ sich auf den freien Stuhl sinken. Shinichi schob ihr den Becher Kaffee zu, den er noch besorgt hatte, neben dem für Heiji. „Anything new to add to our researches?“ Jenna nippte an ihrem Kaffee, schüttelte dann bedauernd den Kopf. „I am sorry to disappoint you, but everything he did yesterday was to spend the evening with his girlfriend.“ Sie zog ihre zuvor sauber geordneten Notizen hervor, breitete sie auf dem Tisch aus. „He went home, got his girlfriend and watched a film in the cinema with her, ate at a Chinese restaurant with her, went home – with her, of course. There was light in one window a while after their return, and I could see his scheme, he was painting, I guess. But I could not see what he painted. He did not call anybody, did not write short messages as far as I could see. No use of a computer and no contact to anybody else than his girl, the ticket vendor at the cinema, the servant at the restaurant.“ Shinichi seufzte leise – er hatte so etwas geahnt, damit gerechnet, dennoch - gehofft hatte er etwas anderes. „Look at this. I did my researches on the flowers yesterday. Perhaps you can make something with the fennel. Check the missing person records, please. Perhaps we have a hit there.“ Dann riss das laute Klack-Klack der Stöckelschuhe Jillian McDermitts ihn aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf, sah sie in ihrem taubenblauen Kostüm und mit sauber hochgesteckter Banane näherstöckeln, bis sie vor dem Trio stehen blieb. In Ihren Händen hielt sie eine Akte. Shinichi konnte ihre perfekt manikürten Fingernägel sehen. „Please excuse the interruption, SI Kudô. I am here to inform you that AC Montgomery wants to have an update, Sir.“ Sie schaute ihn an, in ihren Augen leiser Alarm. „Immediately.“ „Ah.“ Shinichi schaute sie an, seufzte dann, schob seinen Stuhl zurück und stand auf. „We’ll meet in a few minutes. Go to my bureau, both of you, it’s open. I never lock it.“ Damit folgte er der Sekretärin ohne einen Blick zurückzuwerfen. Er fragte sich, was Montgomery gesagt hatte, das die gute Lady McDermitt so hatte aufhorchen lassen, dass die Warnung noch in ihren Augen stand. Er folgte ihr wortlos zurück durch die Treppenhäuser, an ihrem Pult vorbei in den Gang, von dem die Büros abzweigten, sah ihr nach, als sie ihn allein vor der Tür mit der Aufschrift „Assistant Commissioner Jackson Montgomery“ stehen ließ, die im grellen Licht der Neonröhren hart silbern glänzte. Von drinnen drangen leise, harsche Worte nach draußen – offenbar telefonierte der Assistant Commissioner gerade. Shinichi holte tief Luft, straffte die Schultern, ballte eine Faust und klopfte mit seinen Fingerknöcheln gegen das harte, milchige Glas. Kaum dass er damit aufgehört hatte, hörte er auch schon das scharfe „Come in!“ seines Vorgesetzten. Shinichi zögerte kurz – dann griff er nach dem Türknauf, drehte ihn und öffnete die Tür. Als er eintrat, redete Jackson Montgomery immer noch ins Telefon. Er setzte sich auf sein Zeichen, nutzte die Zeit, sich das Büro seines Chefs genauer anzusehen. Meistens saß er nur kurz hier drin – hörte sich die neuesten Anordnungen und Aufgaben an und verabschiedete sich schnell wieder. Schon in seinen früheren Besuchen waren im ein paar Ähnlichkeiten zwischen diesem und Megurés Büro in Tokio aufgefallen- ob nun bewusst oder nicht. Da war in beiden Büros der große Plan der Stadt im Rücken des Polizeichefs. Die obligatorische Grünpflanze in der Ecke, in beiden Fällen ein großblättriges Grün; das Sammelsurium von Fotos auf dem Tisch. Hier war auch der erste, signifikante Unterschied. Während auf Megurés Arbeitsplatz ein einziges Bild seiner Frau Midori den Schreibtisch eine persönliche Note verlieh, stand hier eine ganze Batterie von Bildern. Wie er wusste, hatte Montgomery eine hübsche Frau, Eliza, und drei Kinder im Alter von vier, sieben und neun Jahren – Jessica, Owen und Charles. Von diesen dreien und den beiden Haushunden Fish und Chips (ja, die beiden hießen wirklich wie der typisch englische Imbiss aus Fischnuggets und Pommes frites) gab es unzählige Bilder, die den Tisch fast zu einem Viertel vollstellten. Zum Vergleich – auf Shinichis Tisch stand nichts. Er schluckte, wurde sich dessen gerade bewusst. Er hatte niemals auch nur ansatzweise den Versucht gemacht, sich etwas persönlich einzurichten. Er hatte nicht mal eine Topfpflanze, obwohl er sich wetten traute, das Büros auf der ganzen Welt aussahen wie das von Meguré oder Montgomery. Und was sagt uns das, Kudô? Du arbeitest nicht um zu leben. Du lebst, um zu arbeiten. Nicht mal das tust du. Du arbeitest nur. Dann riss ihn das harsche Räuspern seines Chefs aus seinen Gedanken über Schreibtische und sein Leben, ließ ihn auffahren. „Excuse me.“ Montgomery faltete seine Hände vor sich auf dem Tisch, bedachte seinen Mitarbeiter mit einem aufgeräumten Blick. „I heard rumours that you have questioned a suspect yesterday.“ Shinichi schluckte, merkte, wie sein Unwohlsein wuchs. „That is right.“ „Ah. And?“ „Well, rumour perhaps has also told you, that I let him go afterwards.“ „Indeed, it has.“ Montgomerys Stimme hatte an Schärfe gewonnen – und Shinichi fand sich in seiner Ahnung bestätigt, woher der Hase lief. „And, to be honest, I am very interested to hear the reason for this most unexpected decision.“ Shinichi seufzte leise, legte seine Fingerspitzen aneinander, ehe er sprach, seine Worte wohlbedacht setzte. „We had nothing against him in hand. Nothing that would indicate an investigative custody. He confirms that he uses the same colour as those used in the paintings, but that’s no proof. In his atelier was no picture found. He denies having painted the pictures of our victims. It is testimony against testimony. We have no other witness. The same is true for the dresses, by the way. We think, the tailoress could be his girlfriend, but the search of her atelier gave the same result: no sewing pattern, no drafts, talk alone of a model. If they store their works at home, we need a search warrant for their flat and, as you well know, we will get this one only with a proved suspicion, not by a suspicion alone. As I wanted to see where he is going and what he is up to, I decided myself on shadowing him rather then on investigative custody. That is… the status quo.” Montgomery schaute ihn durchwegs missvergnügt an. „That’s not much.“ Shinichi warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Er ahnte, dem AC saß bereits der Erfolgsdruck im Nacken – das hier lief schon verhältnismäßig lange, und ohne nennenswerte Ergebnisse. „Well, but this is it. You won’t be amused by hearing that the shadowing also was quite resultless up till now. SI Watson is tracking him and confirms, he has not behaved suspicious in whatever manner.” „Mhm.“ Der AC puhlte eine Zigarette aus seinem Etui, steckte sie sich gedankenverloren an. „And what will you do next?“ Shinichi blickte auf. „I have had a closer look at the pictures, especially on the flower motive. We now which flower he uses next, perhaps we can find the girl through this, as every flower seems to be connected to a certain meaning, matching to the victims. It was pansy for Osaka and remembrance for Ayako, rosemary as a sign of loyalty and faith for the engagend Erin. We have fennel, which is a symbol for success, flattery and beauty – perhaps this is telling us something about the girl of the next picture. Besides, we of course are keeping our eye on Brady, perhaps we did not went wrong on this one. There’ll be a development, for sure – there always is. As to the murderer…“ „… who will keep on murdering...“ „… not if we stop him.“ Shinichi versuchte, ruhig zu bleiben. „All honours to your good faith, Sherlock, but…” Shinichi verdrehte die Augen. „Listen, Sir. We do the best we can, but we cannot work miracles…“ „But that is what is expected of you! And it has been a long time that passed without a positive report, and this makes people nervous…“ Der junge Superintendent starrte ihn sprachlos an. „Sir – you do know that I am not Sherlock Holmes? Cases do not solve themselves while smoking a nice pipe… or five.“ „False. You must be aware that that is exactly what you are in the eyes of the public, and, depending on this, in our eyes as well. And, to be honest, you currently seem to become a bit too similar to him in my opinion.“ Jackson Montgomerys Stimme wurde leise. Shinichi schluckte, merkte, wie in ihm das Unbehagen wuchs „Have you had a look at yourself in a mirror recently…?“ Shinichi merkte, wie er blass wurde. „That’s stress. And private… problems. But let me mention, that my private life has not to bother you…“ „False once more, Sherlock. It is of course mattering to me how my people do their work.“, unterbrach ihn sein Vorgesetzter ungehalten. „And if personal problems interfere with this work, those problems are no longer your private issues. I may hope, in your own interest, it’s not more hiding behind this appearance of yours.” Er ließ den Satz wirken, sprach jedoch weiter, bevor Shinichi, der ihn fassungslos anstarrte, etwas erwidern konnte. Er fühlte, wie ihm der Atem stockte, ihm das Herz bis zum Halse schlug. „I do not need to mention that you should keep your life out of your work, problematic or…“ „… not. I know.“ Shinichi verbarg mit Mühe seine Gereiztheit. „Are we finsihed then? I’ve got a case to solve, as you keep reminding me constantly.“ Damit drehte er sich um, ließ seinen Vorgesetzten ohne ein weiteres Wort zurück. Ihm schwirrte der Kopf, als er auf den Gang trat. Er kann doch nicht denken… Diese verfluchte Akte, ich könnte…!! Er biss seine Kiefer so fest zusammen, dass seine Zähne knirschten, er die Verspannung bis in die Schläfe hinauf spürte, als er Richtung seines Büros ging, um Heiji und Jenna abzuholen. Eins war dennoch klar geworden… sie brauchten handfeste Ergebnisse. Und er wusste auch, dass er den nächsten Mord um jeden Preis verhindern musste. Weit sollte er allerdings nicht kommen, als er hinter sich ein Räuspern vernahm. Er drehte sich um, bemerkte McCoy, der an seinem Kaffee schlürfte und ihn abwartend ansah – ihm dann eine zweite Tasse hinhielt, die Shinichi dankend annahm. „I saw you exiting the room, you seemed agitated – so I concluded, you could do with one of these.“ Shinichi nahm einen Schluck, seufzte. „I’ve got to be more careful with that stuff. This is becoming an addiction, slowly…” Unwillkürlich biss er sich auf die Lippen, atmete durch. „But what are you doing here? Taking your breakfast?“ „Hardly, Sherlock.“ Der Mann lächelte, drehte sich dann um und winkte seinen jungen Kollegen in der Bewegung noch mit sich. „I’ve been on the lookout for you. I managed to identify the weapon – the murderer has attacked his second victim with so much force that it hit the spine as it emerged at her back. The trace on the bone does not leave room for speculation, come with me, have a look for yourself.“ Ein paar Minuten später standen sie in der Autopsie, wo Shinichi am Kaffee nippend, die Vergrößerung einer Mikroskopaufnahme auf einem Bildschirm studierte. „Struck the rib as well.“, murmelte er dann. „What makes it even more obvious.“ Shinichi nickte langsam, besah sich den Stichkanal, der auf einer zweiten Aufnahme dargestellt war. „Single-edged, rasorblade-sharp, slightly curved blade, a short but very pointed tip. But that can’t be possible…“ „Well, it is.“ McCoy lehnte sich zurück, bis er gegen die Tischkante stieß, an der er sich stützte. „What we have here, is a very exotic piece. And that suggests, that it is still in possession of the murderer…“ Shinichi schüttelte den Kopf. Er hatte geahnt, was es sein würde, seit ihm der Gedanke gekommen war, dass die Organisation darin verwickelt war, und spätestens seit dem Umschlag, den er erhalten hatte, lag der Fall eigentlich klar. Nun vor vollendeten Tatsachen zu stehen riss ihn dennoch fast von den Socken. Hastig kippte er den Rest seines Kaffees seine Kehle hinunter, schauderte kurz - der Kaffee war seltsam bitter gewesen im lauwarmen Zustand; als er noch heiß war, war es ihm gar nicht so aufgefallen. Aber gut, Kantinenkaffee… was will man erwarten. Dann wandte er sich wieder dem Bild zu. „A katana.“ Er strich sich übers Gesicht, hoffte, McCoy sah nicht, wie ihm das Blut aus dem Gesicht gewichen war. „Our weapon is a Japanese samurai sword…“ „Exactly.“ Der Forensiker sah ihn ernst an. „And I do ask you this now, because it is not really far-fetched – Sherlock – but is there somebody having an unpaid bill with you? I mean, could it be coincidence, that the victims of your murder case are being killed with a weapon of your cultural background…?” Shinichi wandte sich um, sah ihn so gelassen an, wie er konnte. „Of course it is. The murder could hardly predict that I would handle this case.” Damit drehte er sich um, hob die Hand zum Gruß. Aber vermuten konnte er es, gerade, wenn er zuerst ein asiatisches Opfer umbringt, noch dazu eins, das meiner… Freundin so ähnlich sieht. Abgesehen davon, dass meine Beförderung leider nicht so klammheimlich vollzogen worden ist, wie ich es gern gehabt hätte. Verdammt, ich bin bekannt wie ein bunter Hund. Aber dieses Spekulieren ist sowieso hinfällig… Gin wusste genau, ich würde alles tun, um diesen Fall zu bekommen, wenn ich davon Wind bekäme. So oder so… lag die Konstellation der Spieler in diesem Match von vorneherein fest. Er fuhr mit dem Aufzug nach oben, wischte sich über die Stirn. Er schwitzte ein wenig, und wusste nicht so recht, warum, auch schien das Licht seltsam grell. Er schüttelte den Kopf, atmete tief durch. Wahrscheinlich war er einfach hoffnungslos überarbeitet. Kein Wunder, dass er wie ausgekotzt aussah. Er hatte einfach viel um die Ohren, momentan. Als er aus dem Aufzug trat, kamen Jenna und Heiji ihm entgegen. Heiji verdrehte die Augen. „Sag‘ mal, wo treibste dich rum, Kudô? Wir hab’n…“ „Well, yes, I’ve been looking for you, too. You haven’t been in the cafeteria, as I guessed you’d finish your coffee bevor going into my bureau. But there was McCoy, presenting the weapon of our murder case to me…” „What..? We have it?“, rief Jenna erstaunt. „No. To no extent at all.“, lächelte Shinichi bitter. „But we know what it is…“ Er wandte sich um, seufzte leise. „Es ist die gleiche wie beim letzten Mal.“ Und während Jenna ihm verwirrt hinterher starrte, schluckte Heiji hart. Kogorô fanden sie in der Lobby; in seiner Gesellschaft befanden sich auch Ran, Kazuha, Shiho und Sonoko. Shiho war auffallend blass – Ran ebenso, aber auf ihrem Gesicht stand noch ganz anderes zu lesen. Trotz und wilde Entschlossenheit. Shinichi kniff die Augen zusammen; einerseits spielte ihm seine Wahrnehmung immer noch einen Streich; andererseits sah er diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht gern. „Na, gut geschlafen?“, meinte Kogorô, fing sich einen finsteren Blick von Shinichi ein, der mit vor der Brust verschränkten Armen stehen geblieben war. „Ich hoffe, ihr habt den Rückflug schon gebucht.“, meinte er dann knapp, hob die Hand, als Ran etwas erwidern wollte, schüttelte den Kopf. „Nein, nicht hier. Wir sollten das woanders besprechen, abgesehen davon, dass wir auch noch einen Fall haben, den wir besser schnell lösen.“ Heiji verdrehte die Augen. „Deshalb also…“ „Jap.“ Shinichis Miene verfinsterte sich kurz. „Er fand die Gründe, warum ich unseren Künstler gestern hab laufen lassen, nicht wirklich stichhaltig. Er will gern…“ „Jemanden einbuchten um der Öffentlichkeit ein Ergebnis präsentieren zu können.“ Heiji seufzte ärgerlich. „Ja, das hört sich ganz nach…“ „Nem eigentlich netten Chef an.“ Shinichi schüttelte den Kopf. „Allerdungs muss man wohl einfach sagen, dass ihm meine Anwesenheit nicht nur Freude und einen guten Ruf bringt, und das merkt er gerade wohl zum ersten Mal. Scheitere ich, scheitert Scotland Yard. Der Name ist einfach zu groß, den man mir hier aufdrückt.“ Er runzelte die Stirn, rieb sich müde über die Augen. Ran warf ihm einen besorgten Blick zu. „Nun kommt. Bevor wir hier noch irgendwie unangenehm auffallen.“ Er führte sie hinaus auf die Straße um die Ecke, ein paar Straßen weiter in ein Café, wo er sie in eine Ecke dirigierte. „So… ich denke, es ist am Besten, wenn ihr für heute beieinander bleibt. Und offengestanden wäre es mir Recht, wenn ihr zwei“, er blickte zu Heiji und Kogorô, „ein Auge, oder besser vier, auf sie habt. Solange, bis Akai, Jodie und Black da sind. Und dann verschwindet ihr. Ich will euch nicht hier in London haben, es ist definitiv zu gefährlich.“ Damit stand er auf, winkte Jenna mit sich. „Shinichi.“ Ran war ebenfalls aufgestanden, schaute ihn an. „Du erst Recht.“ Seine Stimme klang erschreckend kühl. Dann schloss er kurz die Augen, atemte durch; als er sie wieder anschaute, war die Kälte in seinem Blick verschwunden. „Du… weißt, warum, Ran. Ich bitte dich, zu deiner Sicherheit, flieg zurück nach Tokio. Ich… versprech dir, ich melde mich, sobald das hier rum ist.“ Er versuchte ein Lächeln, und sah doch in ihrem Blick, dass seine Bitte vergebens war. Sie würde nicht gehen. Und er fragte sich, ob er das wirklich wollte, bedachte er das Kribbeln in seiner Magengegend, wenn er an sie dachte. Sobald sich jedoch die Angst wieder meldete, die ihm im Nacken saß und ihm mit eisiger Stimme ins Ohr flüsterte, was mit ihr geschehen könnte, beantwortete sich diese Frage von allein. Er seufzte; und ohne ein weiteres Wort, sich Jennas fragenden Blick wohl bewusst, verließ er das Café. Sie wusste nichts von dem Umschlag. Und da sie die einzige war, die er noch raushalten konnte aus der Sache, würde sie davon auch nichts erfahren. Draußen angekommen seufzte er lange, sah sie dann ernst an. „What…“, fing sie an, doch er unterbrach sie, ehe sie ihre Frage fertig formulieren konnte. „None of your business, Jenna. We have other problems. Montgomery wants to see real achievements in our case. We… should better give him some soon.” Er drehte sich um, vergewisserte sich, dass sie ihm folgte, redete weiter. „Play Brady’s shadow once more, please. I’ll have a go at his girlfriend, it is time to talk to her seriously. I can’t believe that she does not know what her friend is doing all the time. Or what is happening to her dresses after giving them to the models. The advert is indicating that there are a tailor and a painter – she is the tailoress, so he must be the painter, which means that she has lied to us in that point.” Was auch nicht verwunderlich wäre. „Perhaps whe should have taken her with us and question her, too. We were so keen to find the painter… that we forgot about the tailoress. She was not at that school last time, was she?” „No.“ Jenna schüttelte den Kopf. „No, she was not to be found.“ Dann öffneten sich ihre Augen erstaunt. „He could not probably…“ „I promise you, he has.“ Shinichi nickte. „He has lured her out of the school. And he himself had been alerted, too, as you have already guessed. This dean didn’t seem very… trustworthy to me the last time I had the pleasure to meet him.” Nein. Ganz sicher, der Knabe erschien mir das letzte Mal schon nicht knusprig. Der deckt ihn doch… aus irgendeinem Gefühl von falsch verstandener Nächstenliebe, Mitleid oder was weiß ich... Wenn er vielleicht auch nichts weiß, ganz sicher ahnt er etwas. Vielleicht sollten wir uns mal die Akte dieses Malers anschauen. Eventuell findet sich da was… Shinichi rieb sich mit Zeige- und Mittelfinger an der Nase, teilte Jenna seine Vermutung mit – und damit verbunden auch gleich die Aufforderung, darüber Erkundigungen einzuziehen, sobald sie im Yard zurück war. Dann atmete er durch, straffte die Schulter. „Well now. Let’s do our work – and let’s hope, we’ll come back home with something more substancial results, this time.“ Damit hob er seine Hand, ließ sie stehen, um zu seinem Auto zu gehen, das auf dem Parkplatz bereits auf ihn wartete. ________________________ Hallo Leute! Bitte entschuldigt die Verspätung... momentan häuft sich bei mir die Arbeit, aber keine Angst, eine Unterbrechung wird's nicht geben. Ich hoffe, das Kapitel trifft euren Geschmack - langsam wird's eng für alle... ;) Vielen Dank für die Kommentare zum letzten Kapitel! Beste Grüße, Leira Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)