Dunkler als schwarz von Leira (Shinichi x Ran) ================================================================================ Kapitel 12: Zeitenwende ----------------------- KAPITEL 12 - ZEITENWENDE Während Heiji mit den Eltern des japanischen Opfers, Herrn Takeshi und Frau Mariko Kanagawa ins Revier fuhr, verließen Shinichi und Jenna die University of Arts. Sie hatten den Vormittag damit zugebracht, dort mit dem Dekan zu verhandeln, alle Studenten zu versammeln, die mit Öl malten und sich auf Porträts spezialisiert hatten, und dabei versucht, der Presse geschickt aus dem Weg zu gehen. Noch war erfreulich wenig los – aber Shinichi befürchtete, dem würde nicht mehr lange so sein. Unter Umständen wartete Miss Shelley ja schon an der nächsten Ecke auf ihn. Shinichi seufzte, verscheuchte das zynische Lächeln, das sich bei dem Gedanken an die aufgestylte Medientussi auf seine Lippen geschlichen hatte und wandte sich dann wieder dem Vorstand der Universität zu. Der Mann, ein hagerer, langgestreckter Mensch mit schulterlangem, grauen Haar und stechend grauen Augen hatte sich bisher als wenig bis gar nicht kooperativ erwiesen, was seine Bitten bezüglich des Falls betraf. „It is impossible to gather them in that short time. We are a university, not a school, they come and go as they want. And how on earth am I to know which kind of paint every single one of my students uses?“ Shinichi schaute ihn aufmerksam an, lächelte freundlich. Jenna beobachtete ihn aus den Augenwinkeln – und bewunderte ihn, dass er es schaffte, seine Wut nur auf seinen Daumen und Ringfinger zu beschränken, die er, unsichtbar für den Dekan, aneinander rieb, während sein Gesicht nichts weiter zeigte als endlose Geduld und allerbritischste Höflichkeit. „Well, but you should have an overview concerning those who study in their eighth semester and paint in a realistic manner? Perhaps you even know whom of them has specialized on portraits…“ „Of course I have not!“ Der Mann hatte sich vor ihm aufgebaut, wirkte in seinem schwarzen Mantel noch hagerer und langgestreckter als er es ohnehin von Natur aus war, und schien zunehmend verärgert darüber, dass man es wagte, ihm seine Zeit zu stehlen. Das Lächeln auf Shinichis Lippen bröckelte immer noch nicht. Jenna fragte sich wiederholt, aus welchem Stoff der Geduldsfaden ihres Chefs gestrickt war – ihrer war schon längst gerissen. Seit Minuten beackerten sie diesen Typen, hatten sich freundlich und formvollendet vorgestellt und ihre Marken gezeigt, ein Foto des Gemäldes vorgelegt und bissen seither auf Granit. Offenbar war der Dekan der UAL von der eher zurückhaltenden Sorte, was Kooperation mit der Staatsgewalt betraf. „Do you have a search warrant?“ Shinichi seufzte leise. „No, to be honest, I don’t.“ Er steckte das Foto zurück in seine Mappe. „But for now, we don’t want to search anything. We don’t impute a crime. We are not accusing anybody. We are merely looking for witnesses…” „If you have no search warrant, I ask you to leave my university. Please.“, fiel ihm der Dekan ins Wort – und an der Stelle fing Shinichis Lächeln tatsächlich zu zucken an. Dekan Hammersmiths Stimme klang kalt – und seine Wortwahl fiel deutlich höflicher aus, als sie gemeint war. Jenna drückte ihr Rückgrat durch. So viel Starrsinn und Sturheit waren ihr zuwider und strapazierten ihre Nerven aufs Äußerste. Sie waren auf einer heißen Spur und dieser alte Dickschädel ließ sie knallhart gegen eine geschlossene Tür laufen. „Now, you’ll listen to me, Sir. The kind of reaction you show is called …“ Doch sie hielt inne, als sie den scharfen Blick ihres Partners auf sich spürte. „Well then, I cannot force you. But please count on a second visit of us soon, Mr. Hammersmith.“ Shinichi hatte das Wort übernommen, seine Stimme immer noch ruhig, allerdings war das Lächeln von seinen Lippen gewichen. Wie gewohnt streckte er dem Mann höflich seine Hand entgegen, ließ sie allerdings sinken, als der Mann den Gruß nicht erwidern wollte. „I wish you a pleasant day.“ Damit drehte er sich um, verließ, Jenna im Schlepp, das Büro des Dekans. Kaum fiel die Tür zu, griff Hammersmith nach seinem Telefon auf dem Schreibtisch, wählte zu seiner Vorzimmerdame durch. „Yes, please? How can I help you…?“, quäkte ihm die unangenehme Stimme von Mrs. Kathy Carter entgegen. „I don’t want to be disturbed in the next time. And tell Eduard Brady I want a word with him.“ Er hatte den Urheber des Bildes auf dem Foto entgegen jeder seiner Beteuerungen sofort erkannt. Und in ihm läuteten die Alarmglocken penetrant laut. Into what kind of trouble has this stupid brought himself this time?! Ed Brady war ein begnadeter Künstler, allerdings nicht nur talentiert, was den Umgang mit Pinsel bedurfte, sondern auch, was seine Begabung betraf, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Er erinnerte sich daran, wie der Junge, der weder familiären noch freundschaftlichen Rückhalt vorzuweisen hatte, hier aufgetaucht war – ein Ex-Junkie, Schulabbrecher und obdachloser Herumtreiber - und sich sogleich erneut mit Drogenproblemen beladen hatte. Als er dann wegen Diebstahl in einem Elektronikgeschäft verhaftet wurde, um seine Sucht zu finanzieren, wäre er fast von der Universität geflogen. Einzig sein eigener Einsatz, den jungen Mann noch nicht aufzugeben, hatte ihn vor einem Schicksal auf der Straße mit noch mehr Drogen, noch mehr Kriminalität und einem vielleicht viel zu frühen Tod bewahrt. Percival Hammersmith seufzte tief. Er hatte etwas in Brady gesehen, das ihn sehr an sich selbst erinnerte. Das Gefühl des Verlassenseins, der Heimatlosigkeit. Des Nicht-Verstanden-Werdens. Er hatte ihm helfen wollen, hatte ihm die Adresse der UAL gegeben, als er ihn in der Nähe der Tower Bridge als Straßenmaler hatte arbeiten sehen. Und er hatte sich bestätigt gefühlt, als Brady gekommen war und aufgrund seiner Porträtarbeiten ohne Wenn und Aber aufgenommen wurde in den Kreis derer, die man für die Kinder der Musen hielt. Nach dem Vorfall damals hatte er den Jungen ins Gebet genommen, ihn in die Drogenklinik einweisen lassen, Mäzene gefunden, die das bezahlten, weil sie an seine Kunst glaubten, und so hatten sie die Kurve damals noch gekratzt. Gerade so. Nach ein paar kleineren Delikten – Raufereien, Alkoholmissbrauch und ähnlichem – hatte er es dann vor anderthalb Jahren geschafft, sich mit anderen Studenten bei einer Graffitiaktion verhaften zu lassen; die Anklage wegen Sachbeschädigung hatte ihm ein heftiges Bußgeld eingebracht, das er heute noch abstotterte, sowie eine zeitweilige Suspendierung von seinem Studium an der Universität. Und dann war der Wandel gekommen – als er Meredith kennengelernt hatte. Hammersmith lächelte. Meredith Rowling war ein Engel. Sie machte aus Eduard einen besseren Menschen, hielt ihn von der Straße und von Schwierigkeiten fern, inspirierte ihn, machte ihn glücklich. Und eigentlich hatte der alte Dekan der Universität, der über seine Studenten mit Argusaugen wachte, gerade über die, die Bewachung bedurften, angefangen, aufzuatmen - und zu glauben begonnen, zu hoffen gewagt, dass damit nun endlich die Akte Brady geschlossen war. Offenbar war sie das nicht. Er musste herausfinden, was da lief, bevor der Junge den Karren vollends an die Wand fuhr. Major crime investigation, murder squad, New Scotland Yard, Eduard. And they don’t send anybody… they send Mr. Holmes himself. Shinichi seufzte, betrat das Freie, wartete, bis Jenna aufgeholt hatte. Er hatte das Gebäude mit langen Schritten verlassen, hatte nicht darauf gewartet, ob sie mit ihm Schritt halten konnte, oder nicht. Nun stand er da, die Augen geschlossen, die Sonne auf seiner Haut genießend. Dann wandte er sich um, als er das Knirschen des Kieses unter ihren Schuhen hörte. „Jenna, you mustn’t forget your manners.“ Er öffnete die Augen, wandte sich zu ihr um. Seine junge Partnerin schaute ihn ertappt an. „Of course, it is frustrating, everytime a person denies us his or her helping hand and cooperation. But we cannot force anyone to help us, unless we come up with a search warrant. But we always represent Scotland Yard – and in this position, we have to behave flawlessly, politely and patiently. What do you think is going to happen, if anyone complains about us? Scotland Yard has no use for bad press that is caused by a young sergeant unable to control herself. They are busy enough with me.“ Shinichi lächelte kurz, hatte ruhig gesprochen, jeglichen Tadel und jeden Hauch von Rüge aus seiner Stimme verbannt… dennoch glühte Jennas Gesicht in der Sonne, und das nicht nur vor Hitze. „Yes, Sir.“ Sie schaute betreten zu Boden, stiefelte ihm dann hinterher, als sich auf den Weg zum Auto machte. „So… what now?“ „Well, we’ll do him the favour and get him his search warrant.“ Er grinste forsch, sperrte den Wagen auf. „And as for the dresses and tailor students, we’ll try another strategy; I’ve an interesting idea concerning this. Get in, Heiji should have…“ Seine Stimme verebbte, als er das gedämpfte Klingeln seines Handys vernahm. Er zog es aus der Innentasche seines Sakkos, hob ab und hielt es sich ans Ohr, lauschte aufmerksam der Stimme am anderen Ende. Seine Miene verdüsterte sich zusehends. „Thank you, Sir. I’ve understood. We’re on our way. Did you inform Mr. Hattori as well? Fine. I think, we’ll catch him there. Goodbye.“ Er legte auf, starrte kurz in die Ferne, seine klaren Augen unfokussiert in den Himmel gerichtet. „What is it?“, wagte Jenna schließlich leise zu fragen. „Another victim, London Eye, Champaign gondola. She was found right now, only a few minutes ago, as someone wanted to use the gondola. It is likely that she has lain there for the whole night.“ Shinichi schluckte hart. „And…?“ „Smoky gray dress, made of wild silk, young, red blonde woman, portrait showing her off in that dress…“ „Sounds like our man...“ Jenna merkte, wie ihr ein eisiger Schauer über den Rücken rann. Sie stieg in den Wagen ein, schnallte sich an, beobachtete den wie steinern wirkenden, nachdenklichen Gesichtsausdruck ihres Partners. „A serial killer, then?“ Shinichi schluckte hart. Dann nickte er scharf. „A serial killer, then.“ Dann griff er erneut nach seinem Handy, tippte routiniert eine Nummer ein. „Heiji, wo steckst du? Gut. Hör zu, du hast bereits… richtig. Nimm die Jubilee Line und fahr nach Westminster. Warte dort auf uns bei der U-Bahnhaltestellte in der Nähe der Westminster Bridge. Wir sind so schnell da, wie es geht.“ Er lauschte kurz ins Telefon. „Ja gut. Bis dann.“ Damit legte er auf, startete den Wagen und fädelte ihn geschickt in den laufenden Verkehr ein. Heiji am anderen Ende der Leitung seufzte lautlos. Damit waren es gleich zwei Nachrichten, die seinen Freund heute hübsch aus der Fassung bringen würden… neben dieser zweiten Leiche, die da auf sie wartete, wartete auch noch die Nachricht auf Überbringung, dass sie hier war. Er verzog das Gesicht, stieg er die nächste U-Bahntreppe hinab und zwängte sich in einen der Wagen, um nach Westminster zu fahren. Und Heiji war auch der erste, der am vereinbarten Treffpunkt, dem Big Ben, eintraf. Shinichi und Jenna verspäteten sich kaum; er hatte sich gerade gegen die Brücke gelehnt, den Anblick des neogotischen Gebäudes genossen und sich die leichte Themsebrise um die Nase wehen lassen, als er die beiden auf sich zukommen sah. Er ging ihnen entgegen, griff Shinichi kurz am Arm. „Hör zu, ich muss dir etwas sagen…“, fing er an. Shinichi zog die Augenbrauen hoch. „Jetzt? Zum Fall?“ „Nein.“ Heiji wich seinem Blick aus. „Kann es dann nicht warten?“ Shinichi klang ungeduldig und etwas abgehetzt, und er konnte es ihm nicht verdenken. Andererseits wollte er ihn nicht eine Sekunde länger darüber uninformiert lassen, wem er hier, in seiner Stadt, in die Arme laufen könnte. Es zu wissen, dass sie noch lebte, war die eine Sache. Sie zu sehen eine ganz andere. „Ich glaube eher nich‘, wenn ich ehrlich bin, Kudô…“, murmelte er also langsam, versuchte die richtigen Worte für die Botschaft zu finden, die er zu überbringen hatte. Ein lapidares „Ran is‘ hier“ wäre sicherlich Information genug, aber ganz so unvorbereitet wollte er ihm das nicht vor den Latz knallen. Shinichi schritt zügig aus, warf ihm einen Blick zu. Jenna hinter ihm musste fast laufen. „Dann musst du’s mir sagen, während wir gehen. Wir sind ohnehin schon spät dran…“ Statt eine Antwort von ihm zu bekommen, bemerkte er, wie Heiji auf einmal abrupt stehen geblieben war. Er folgte seinem Blick – und meinte im nächsten Moment, der Boden unter seinen Füßen würde ihm weggerissen. Am anderen Ende der Brücke standen vier junge Damen, und waren sie gerade noch intensiv in ein Gespräch vertieft gewesen, starrten sie sie nun an. Kazuha blieb stehen, hatte Heiji sofort gesehen – dann hörte sie es laut platschen, als ein Becher Caffé Frappée auf den Boden auftraf und explodierte wie eine Wasserbombe. Sie spürte kühle Spritzer an ihrem Bein, wandte sich Ran zu, die in einer Pfütze geeisten Kaffees stand, und wie erstarrt nur auf einen Punkt blickte. Erst dann sah sie ihn. Und fragte sich, wie sie ihn hatte übersehen können. Shinichi. Sherlock Holmes. Er stand da, eine Hand an der Brüstung liegend, aber momentan sah es vielmehr so aus, als halte er sich daran fest, um nicht umzufallen. Er war kreidebleich, starrte Ran an wie einen Geist. Klar, natürlich, du fürchtest ihre Reaktion, schließlich hast du sie einfach allein gelassen. Hinter ihm und Heiji stand eine junge Frau in unscheinbaren Klamotten, deren Blick immer wieder von Shinichi zu ihnen schweifte. Kazuha bekam das nur am Rande mit; Sonoko, die neben ihr stand, hingegen umso mehr. Heiji warf seinem Freund einen beunruhigten Blick zu. Tja. Zu spät. Er wollte etwas sagen und brachte doch kein Wort über die Lippen – er bezweifelte auch, dass Shinichi irgendetwas gehört, geschweige denn verstanden hätte. Er war abrupt verstummt, stand wie schockgefroren neben ihm und schien kaum zu atmen. Für ihn existierte in diesem Moment nur eins. Sie. Und sie sah ihn an. Heiji schluckte hart. Er hatte sehr wohl bemerkt, wie sich Shinichis Körper angespannt hatte, wie sich seine Finger um die Brüstung krallten, als wolle er sie in das Metall bohren. Seine Augen waren starr auf Ran gerichtet, ohne zu blinzeln - Heiji konnte nur ahnen, was in ihm vorging. Sehr wohl ahnte er aber, dass für ihn die Welt gerade stillstand. Wenn es so etwas wie die Welt für ihn überhaupt noch gab. „Du Bastard!“ Neben Kazuha explodierte die zweite Bombe; Sonoko schien buchstäblich in die Luft zu gehen, als sie losrauschte, ohne Rücksicht auf Verluste einem Hund, der eigentlich eher Handtaschenformat hatte, und eher in eben jene als auf den Boden gehörte, auf die Pfote trat. Sie hatte kein Gehör für das schmerzvolle Jaulen und das entrüstete Wettern seiner Besitzerin, stattdessen steuerte sie zielgerichtet auf Shinichi zu, der sich der nähernden Gefahr langsam bewusst schien, und sich ihr zuwandte. Und dennoch machte er nicht einmal den Versuch, der Ohrfeige auszuweichen, die Sonoko ihm mit Wucht ins Gesicht pfefferte. Er hielt sich nicht einmal die Wange. Kazuha wusste nicht zu sagen, ob er den Schmerz überhaupt spürte. Shinichi reagierte praktisch nicht, ließ Sonokos lautstarke und nicht eben jugendfreie Schimpftirade über sich ergehen, ohne ihr auszuweichen, sich wegzudrehen oder irgendetwas zu entgegnen. Nur mühsam zerrte Heiji die aufgebrachte junge Frau von seinem besten Freund weg. Shiho setzte sich in Bewegung, zog Ran mit sich. Kazuha rannte ihnen nach. „Herrgott, Sonoko, nu‘ hör doch mal zu!“ Heiji hatte sie an den Schulter gepackt, versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. „Es interessiert mich nicht! Lass mich los! Lass mich LOS!!“ Sie kreischte, rammte ihm den Absatz ihres Schuhs in den Fuß woraufhin er sie losließ, nicht ohne laut und übelst zu fluchen. Sie hingegen hatte sich schon längst wieder ihrem Opfer zugewandt, das immer noch da stand, ohne die geringsten Anstalten zur Flucht oder Gegenwehr zu machen. „Weißt du, was du ihr angetan hast!? Einfach so zu verduften, ohne ein Wort, ohne eine Meldung?! Keine Nachricht hast du hinterlassen, deine Eltern waren nicht zu erreichen, du bist praktisch im Nichts verschwunden, hast dich in Luft aufgelöst, du verdammter Egoist, wir haben uns Sorgen gemacht! Obwohl wir das nicht hätten tun sollen, weil du nämlich keinen weiteren Gedanken wert bist, denn so etwas tut man nicht, so behandelt man…“ Sonoko schnappte nach Luft. Shiho verschränkte ihre Arme nachdenklich vor der Brust, musterte ihn eingehend, konnte nicht leugnen, dass sie das nicht nur tat, um Gelassenheit auszudrücken, sondern auch, um ihre schlagartig kalt gewordenen Finger an ihrem Oberkörper aufzuwärmen. Ihr Puls raste, und dennoch, ahnte sie, glich ihrer wohl noch einem gemächlichen Schritttempo, verglichen mit seinem. Seine Hände zitterten so sehr, dass er sie tief in seinen Hosentaschen vergraben hatte, und dennoch sah sie es. Sein Gesicht war leichenblass, seine Lippen praktisch blutleer, auf seiner Stirn stand ein leichter Anflug von Schweiß. Und sie traute sich wetten, dass sein Herzschlag so sehr raste, dass er wohl sprichwörtlich kaum mehr zu spüren war. Noch dazu der Blick, mit dem er Ran ansah. Manchmal frage ich mich, ob du eigentlich weißt, was deine Augen alles verraten, über dich. Wohl nicht, sonst würdest du eine Sonnenbrille aufsetzen, nicht wahr? Kudô… Sie schluckte, als sie ihn eingehender ansah, bemerkte die Veränderungen an ihm – die nicht nur dieses unerwartete Treffen mit sich brachte, das sicherlich für sich schon reichte, um ihn aus den Fugen zu reißen, für ein paar Minuten. Nein. Da war mehr. Und der Gedanke an dieses „mehr“ allein reichte schon, um ihr einen Schauer kalt wie eine Ladung Eiswürfel über den Rücken rieseln zu lassen. Sie zog ihre Unterlippe zwischen die Zähne, bewegte ihre Finger unruhig. Da stimmt doch etwas nicht… Welchen Dämon fütterst du nun schon wieder, Idiot? Hast du nicht eigentlich endlich mal genug davon? „Du glaubst, damit kommst du mir davon? Verdammt nochmal, ich will eine Erklärung! Ran will eine Erklärung! Ist doch so, oder, Ran?!“ Sonokos Stimme riss Shiho aus ihren Gedanken, ließ sich ihr zuwenden. Die Kunstblondine stieß ihrer Freundin in die Rippen, die starr wie eine Marmorstatue neben ihr gestanden hatte, kaum atmete und fast ohne zu blinzeln sein Gesicht anstarrte, immer noch, als könne sie ihren Augen nicht trauen. Und in diesem Moment bereit zu sein schien, ihm alles zu verzeihen, wenn er sie nur endlich in die Arme nehmen würde. Sonoko starrte sie an; als sie merkte, dass sie von ihrer Freundin keine Unterstützung kriegen würde, fuhr sie weiter fort, sich alleine zu ereifern. „Und eine Entschuldigung wäre auch fällig! Wie konntest du nur, wie…?!“ Sie merkte, wie die Wut erneut in ihr hochkochte, sie drohend einen Schritt näher trat. Heiji warf ihr einen warnenden Blick zu. „Jetzt isses genug, Suzuki.“ „Nein, ist es nicht! Und warum schlägst du dich auf seine Seite, du hast genauso geschimpft, du warst genauso enttäuscht, wie kannst du ihm so schnell verzeihen, wie…“ In Heijis Schläfe pochte eine Ader. „Weil er einen verdammt guten Grund hatte! Er…“ „Nein!“ Seine Stimme schnitt scharf durch die Luft, ging ihnen allen durch Mark und Bein. Und er wusste, er hatte mit diesem einen Wort viel mehr verraten, als er wollte. Wohl aber immer noch weniger, als das, was Heiji gerade eben hatte erzählen wollen, und darauf kam es an. Mühsam atmete er ein und aus. Heiji hielt inne, warf Shinichi einen überraschten und gleichermaßen verständnislosen Blick zu. Shinichi schluckte, strich sich kurz mit Daumen und Zeigefinger über die Augen, ehe er sich Sonoko zuwandte. „Damit hast du völlig Recht.“ Seine Stimme verursachte Ran eine Gänsehaut. Sie klang wie immer, so unendlich vertraut – und gleichermaßen abgekämpft und müde. Er räusperte sich, strich sich über den Hinterkopf; so wie er es immer tat, wenn er unsicher war, von unten nach oben, brachte seine Haare damit noch mehr in Unordnung, als sie es ohnehin waren. Ran schluckte, musterte ihn eingehend. Er sah nicht eben so aus als hätte er sein Leben genossen, in den letzten Jahren. Ganz und gar nicht. „An mich sollte man keinen Gedanken mehr verschwenden.“ Er lächelte bitter, starrte zu Boden. Als er aufsah, sah er Ran mitten ins Gesicht. Ihre Blicke trafen sich, und für ein paar Sekundenbruchteile schien die Welt still zu stehen. Das Lächeln bröckelte von seinen Lippen, als er ihr in die Augen sah. Sein Kopf schien auf einmal wie leer gefegt, stattdessen überwältigte ihn dieses eine Gefühl fast; dieses Gefühl, das ihn bisher in seinen Alpträumen heimgesucht hatte, das Gefühl, das in ihm emporkroch, wenn er das Bild von ihr betrachtete. Nur so ungleich stärker fühlte es sich an, und fragte sich, wie lang er das aushalten konnte. Er sah sie nur an… sie sah aus wie immer, und doch ganz anders, aber egal was es war, das er an ihr liebte, es war immer noch da. Und er wollte, wollte so gern einfach nachgeben. Wollte sie an sich ziehen, ihr Haar berühren, ihren Duft riechen und ihre Stimme hören - immer wieder ihre Stimme hören. Ihre Wärme fühlen. Einfach nur das. Fühlen. Damit er aufhörte, dieser Schmerz. Damit diese Sehnsucht endlich ein Ende hatte. Er wollte einfach glücklich sein, dass sie lebte. Wollte fühlen, dass sie lebte, es spüren, nur kurz, nur… Dass er das nicht konnte, weil er nicht durfte, er es sich nicht erlauben wollte, brachte ihn fast um den Verstand. Shiho sah von einem zum anderen, merkte, wie ein Schaudern sie ergriff. Sie konnte die Sehnsucht fast spüren, sicher aber sah sie sie; und auch Ran musste sie sehen, wenn sie nicht völlig blind war. Ran trat einen Schritt näher, zögernd, ihre Augen weiterhin fest auf ihn gerichtet. „Shinichi…“ Der Klang ihrer Stimme brachte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. Mit Mühe kämpfte er alle Gefühle nieder, die sich gerade emporwinden und ihn unter ihre Kontrolle hatten bringen wollen, und schüttelte den Kopf, bestimmt, brach damit den Blickkontakt. Als er sprach, hatte er sich wieder Sonoko zugewandt. „Du hast ganz Recht, ich bin ein egoistischer Bastard, der sich aus dem Staub macht, wenn‘s ernst wird, und der sich nur für eine Sache interessiert, und das ist seine Arbeit. Also bitte, macht das. Hasst mich. Vergesst mich. Denkt nicht mehr an mich. Und verschwindet aus dieser Stadt, wenn ihr wisst, was gut für euch ist.“ Seine Stimme klang bitter, und genauso bitter war das Lächeln auf seinen Lippen. Sonoko starrte ihn an, sprachlos. Ran neben ihr schien fast in Ohnmacht zu fallen; sie sah ihn an, immer noch unentwegt, und fühlte sich, als würde in ihr gerade zum zweiten Mal etwas ganz fürchterlich und irreparabel zu Bruch gehen. Dann durchschnitt ein Handyklingeln die Stille. Shinichi zuckte zusammen, griff in seine Sakkotasche, holte das Mobiltelefon heraus, nahm das Telefongespräch entgegen und hörte kurz zu, begann dann ruhig und sachlich, jedoch mit merklich beunruhigter Stimme auf Englisch in das Telefon zu sprechen. Kazuha hingegen näherte sich ihrem Freund, griff nach seiner Hand, zog ihn an sich. „Heiji, ich kauf ihm kein Wort ab. Was is los? Du weißt es doch?“ Sie durchbohrte ihn mit einem Blick aus grünen Augen. Heiji seufzte, griff sie an der Hüfte und drückte sie an sich, merkte erst jetzt, wie glücklich er sich schätzen konnte, als sein Blick auf Ran fiel. Eine einzelne Träne rollte aus ihrem Augenwinkel, und er wusste, dass Shinichi sie sah. So wie er immer alles sah, auch wenn er ihr scheinbar den Rücken zuwandte. Und er wusste, dass er gerade innerlich still und leise an die tausend Tode starb, einen nach dem anderen, und einer schmerzvoller als der andere, als er gegen den Drang ankämpfte, sie einfach in die Arme zu nehmen und nie mehr loszulassen. Heiji presste die Augen zusammen, dann schüttelte er den Kopf. „Wenn er nich‘ reden will, werd ichs auch nich tun, Kazuha. Das weißte.“ Sie lächelte verständnisvoll. Deine Loyalität hat er also wieder, Heiji. Dann is ihm auch zu vertrauen. Und warum auch immer er gegangen is, er hat sie nich grundlos verlassen. Aber warum verhält er sich jetzt so? Was treibt ihn denn immer noch? Ihre Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als sie Shinichis Stimme hörte. „Wir…“ Heiji ließ sie los. „Sie wart‘n wohl schon…“ Shinichi nickte schwer, strich sich übers Gesicht. „Ja. Die Spurensicherung ist da und bestätigt die erste Meldung von vorhin.“ Er schluckte hart. „Ein weiteres junges Mädchen, ein Bild, ein hellgraues Kleid.“ Unwillig wandte er sich den anderen zu, schaute sie ernst an. „Hört zu, es ist mir gleich, was ihr von mir denkt. Aber fliegt nach Hause, momentan ist hier ein Serienmörder unterwegs, und er hat es auf junge Frauen in eurem Alter abgesehen. Und wenn ihr schon nicht abhauen wollt, passt wenigstens auf euch auf. Haltet euch fern von Schneidern und Malern oder Designern oder was auch immer für Berufe, die damit verbunden sind. Ich hab wenig Lust...“ Er brach ab, drehte er sich um, ohne den Satz zu vollenden und ging. Kurz warf er einen Blick zurück, sah Ran, die ihm hinterherblickte. Sah die Tränen in ihren Augen, die Enttäuschung, die Verständnislosigkeit. Und hasste sich und dieses Leben einmal mehr. Hinter ihm her lief Jenna, die während der Geschehnisse einfach nur fassungslos daneben gestanden hatte. Ihr verwirrter Blick sprach Bände. Shinichi bemerkte sie erst, als sie neben ihn trat, schnelle Schritte machte, um mit ihm mitzuhalten, und stöhnte lautlos auf. Jenna hatte er völlig vergessen; und er wollte sich gar nicht fragen, was sie von ihm nun dachte. „Sir…“, fing sie an, aber er schüttelte nur den Kopf, hob die Hand abwehrend, brachte sie so zum Schweigen. Im Moment fühlte er sich sichtlich überfordert, irgendetwas klar zu stellen. Heiji starrte ihn an, seufzte. „He’ll explain later. Rather private business, that is, anyway. As you might have observed.” Dann griff er nach Jennas Arm, zog sie mit sich, die sich widerstandslos von ihm führen ließ. Shinichi hingegen wurde immer langsamer, als der Schock ihn einholte. Er hatte nicht gedacht, dass es ihn so treffen würde, sie zu sehen. Er hatte doch gewusst, dass sie lebte. Er war doch gefasst darauf gewesen. Oder doch nicht? Ihm wurde übel. Sie lebt. Und sie ist hier. Und sie… Sie… Wie sie… mich angesehen hat… Als sie außer Sichtweite waren, blieb er stehen, lehnte sich schwer atmend gegen eine Telefonzelle; hinter seiner Stirn pochte es, in seiner Brust schlug sein Herz schmerzhaft gegen seinen Brustkorb, raubte ihm den Atem und jeden Willen, auch nur noch einen Schritt vorwärts zu tun. Heiji, der mit Jenna schweigend vorangegangen war, hielt inne, starrte ihn an. Kopfschüttelnd trat er auf ihn zu. „Kudô. Geh zurück und rede mit ihr. Stell das klar.“ „Nein.“ Seine Stimme klang gequält, auch wenn er versuchte, sie fest klingen zu lassen. „Das geht nicht, das weißt du. Ich will nicht. Gerade, falls…“ „Falls was…?“ Shinichi schluckte; sein Blick verlor sich ins Nichts, ehe er den Kopf schüttelte. Heiji hingegen schaute ihn verärgert an. „Du weißt doch…“ Shinichi schluckte schwer; nur mit Mühe schien sich sein Adamsapfel einmal nach unten wieder nach oben zu bewegen. „Sie lebt, und… das ist… das ist für mich ein Geschenk. Ein unfassbares, unglaubliches Geschenk! Sie wäre wegen mir fast gestorben. Das darf nicht noch einmal passieren, wenn sie… ich kann nicht garantieren, dass sie…“ „Ein langes Leben kannste ihr auch nicht garantieren, selbst wenn de nicht unter Verfolgungswahn leiden würdest.“ Heiji starrte ihn aus Halbmondaugen genervt an. „Abgesehen davon haben die seit fünf Jahren ihre Köpfe unten gehalten. Glaubste wirklich…“ Shinichi sah ihn nicht an, seufzte. Langsam schüttelte er den Kopf, seine Miene wurde ernst. „Sie warten darauf. Darauf kannst du Gift nehmen. Und eines Tages, vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen… aber eines Tages… werden sie kommen. Und sich rächen. Und dann soll es, wenn es denn sein muss, diesmal verdammt nochmal den Richtigen erwischen.“ Er schaute auf, in seine Augen war ein gefährliches Funkeln getreten. „Er hat es versprochen. Und ich baue darauf, dass er sein Versprechen hält, denn ich hab diese Rechnung noch offen, verdammt!“ Seine Stimme war auf ein leises Zischen gesunken. Jenna schaute ihn verdutzt an; sie verstand die Sprache nicht, aber hörte sehr wohl den Ernst… und auch die Angst im Tonfall ihres Chefs. Und sie sah etwas in seinen Augen glänzen, dass sie dort noch nie gesehen hatte. Zorn. Heiji hingegen schüttelte den Kopf. „Die werden umbringen, wen se wollen, egal ob du das willst oder nich‘. Aber egal was du tust oder nicht tust, so wie du grad aussiehst, kauf ich dir nicht ab, dassde in ner Verfassung bist, in der man nen Fall lösen kann. Willste nicht…“ Shinichi seufzte, schaute ihn nachdenklich an. „Du hast ja Recht.“ „Also was?“ „Also…“, Shinichi nickte Jenna zu, die ihn überrascht ansah, „geht ihr schon mal vor. Jenna kann sich ausweisen und weiß, wo die Polizei erwartet wird, ich habe sie im Auto schon informiert. Und ich krieg mich solange wieder ein, in eine Verfassung, in der man einen Fall lösen kann, wie du es nennst. Ich komm in maximal fünfzehn Minuten nach.“ Er schluckte, wischte sich über die Augen; als er nun sprach, war nichts mehr in ihnen zu sehen außer die altbekannte Müdigkeit. Jenna schluckte nachdenklich, befingerte die Knöpfe ihrer Jacke mit ihrer Hand. „Es ist nur… so unfassbar zu sehen, dass sie lebt. Es ist… nach all der Zeit, in der ich dachte, sie nie wieder sehen, ihre Stimme nie wieder hören zu können… mehr, als ich ertragen kann… im Moment.“ Heiji sah ihn nachdenklich an. „Du bist ein Idiot, das weißte, oder? Ich frag mich, was passieren muss, bis’des endlich kapierst. Eigentlich dachte ich, ich wär in der Hinsicht der Dümmere von uns beiden…“ Shinichi hob den Blick, schaute ihn empört an. „Bitte?“ „Gib doch einfach einmal nach.“ „Hm?“ Shinichi sah auf, schaute ihn verwirrt an. „Geh hin, nimm sie in die Arme, gestatte dir das doch einfach… zu fühlen, dass sie lebt. Sie… wird’s dir nicht übel nehmen. Falls es dir nicht aufgefallen ist… das… war das einzige, was in ihren Augen zu sehen war, ihr quer übers Gesicht geschrieben stand. Dieser eine Wunsch, dir endlich nah zu sein.“ Er schüttelte den Kopf, grinste schief. „Und das sag ich dir, als absoluter Grobmotoriker, was Gefühle und Romantik betrifft. Und Ran hat sich das verdammt nochmal verdient.“ Shinichi schluckte, schien tatsächlich kurz nachzudenken; dann schüttelte er den Kopf. „Nein.“ „Warum denn nich‘…?! Hör mir doch auf mit dem ganzen Quatsch – ich bin selber Polizist, ich weiß auch, dass Kazuha in meiner Nähe nich‘ immer sicher is, weil’s ein paar Verrückte gibt, aber davon lassen weder ich noch sie uns abhalten, also was willste!? Verdammt, Kudô!“ Heijis Stimme war laut geworden. „Du hast dich aber nicht mit ihnen angelegt, Hattori. Abgesehen davon finde ich, du kannst erst dann mitreden, wenn in deinen Armen…“ Er brach ab, als er Heijis Blick bemerkte, schluckte, schwieg betreten. „Entschuldige, das war unangebracht. Aber… ich weiß das doch. Ich weiß das alles, und bis zu diesem einen Moment sah ich das genauso wie du. Aber die sind… einfach eine Nummer größer. Und ich bin mir nicht sicher, ob sie mir nicht sogar ne Nummer zu groß sind.“ Shinichi rieb sich erschöpft über die Stirn, ließ die Hand kraftlos sinken. Der Osakaner schaute ihn betroffen an. „Ich wage nicht, ihr zu nahe zu kommen, bis sie nicht wirklich weg sind. Ich will sie nicht nochmal verlassen müssen, das tut uns beiden auch nicht gut…“ „Also dann lieber gar nich‘ anfangen…?“ Heiji schaute ihn ernst an. „Genau das.“ Er räusperte sich, straffte die Schultern. „Ich sagte es dir, wenn sie weg sind, versuch ich’s nochmal, wenn‘s sein muss kriech ich auf Knien zurück nach Tokio, zu ihr. Aber nicht jetzt. Und jetzt geh schon vor, ich komm gleich nach. Es sollte… ja nicht schwerer sein, zu verstehen, dass sie lebt, als dass sie tot ist. Und damit bin ich ja auch… irgendwie klar gekommen.“ Er lächelte das aufgesetzteste Lächeln, das Heiji je gesehen hatte. Der junge Kommissar sah ihn betrübt an, kniff die Augen zusammen, massierte sich kurz die Nasenwurzel. Allerdings sah er auch, dass momentan auf kein Durchkommen zu hoffen war, und so drückte er ihm nur die Schulter, ehe er sich umdrehte und Jenna mit sich winkte. Sie warf ihrem Partner, der wieder gegen die Telefonzelle gesunken war und auf die Themse blickte, einen beunruhigten Blick zu. Shinichi wartete, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren, ehe er die Hand hob, sie sich gegen den Brustkorb presste. Stöhnend atmete er aus, versuchte Herr über seine Gedanken, seine Gefühle zu werden. Schweiß war ihm auf die Stirn getreten und alles, absolut jede Faser in seinem Körper und jede Zelle in seinem Gehirn schrie ihn an, endlich zurück zu gehen und sie in den Arm zu nehmen. Heiji hatte Recht gehabt, was diesen Wunsch betraf; er schien fast übermächtig, und Shinichi fragte sich ernsthaft, welcher Teil in seinem Hirn noch übrig war, der abgebrüht und sachlich genug war, ihn hier eisern stehen zu lassen. Sie ist hier. Was jetzt? Müde strich er sich über die Stirn, atmete kontrolliert ein und aus, starrte in den wolkenlos blauen Himmel über London. Dann ging er los, langsam, immer noch darauf bedacht, ruhig zu atmen, machte sich auf den Weg zum Tatort. Und bemerkte nicht die junge blonde Frau, die zufrieden lächelnd am anderen Ende der Brücke an der Brüstung lehnte, ihr Notizbüchlein wegsteckte. „I hope, you got it, Sean?“ Der pickelgesichtige Fotograf nickte eifrig. „‘course, Vicky.“ _______________________________________________________________________ Hallo, my dears! Well. This is it. Ran ist da und die Welt versinkt im Chaos… *garharhar* Und an der Stelle habe ich eine Ankündigung zu machen. Einige haben mich darauf angesprochen, dass meine Kapitel sehr lang sind (ich weiß T.T) was zwar schön zu lesen ist, weil viel zu lesen ist, aber das Schreiben eines Kommentars schwieriger macht, weil mehr Zeit vonnöten ist. Dazu kommt der in manchen Kapiteln etwas höhere Englischanteil. Deshalb werde ich nun den Ladezeitraum erhöhen – die Kapitel erscheinen nunmehr zweiwöchentlich, nicht mehr wöchentlich. Es wird, wie immer, im Weblog ein Vorgeschmack aufs folgende Kapitel zu lesen sein. Ich hoffe wirklich, das kann euch nun dazu animieren, auch mir ein wenig Auftrieb zu geben, wenn das Tempo hier etwas reduziert ist.Sollte das auf wenig Gegenliebe stoßen, lasst es mich wissen, ich bin flexibel und kann alle verstehen, die gern wöchentlich lesen – aber dann will ich auch was von euch sehen, hier. Klar, ich weiß, die Geschichte wird gelesen, wohl, ich seh ja die Favoritenzahl. Allerdings, und das muss ich in aller Ernsthaftigkeit betonen, Leute – das, was das Hochladen ausmacht, ist nicht, seine Geschichte im Browserfenster vor lila Hintergrund zu sehen, sondern eure Reaktionen zu lesen! Wie diese Story auf jemanden wirkt, der sie nicht kennt, der nicht weiß, was noch kommt. Die Interaktion mit euch, euer Lob, eure Kritik. Das ist alles, was ich für die viele Arbeit kriegen kann – also bitte – wer das hier gut findet, lasst es mich wissen. Wer das hier schlecht findet, bitte auch – ich bin genauso Amateur wie ihr und für jeden Tipp dankbar. Ich wills nicht ständig wiederholen müssen. Macht mir die Freude, falls ich euch mit meiner Geschichte eine Freude mache. Zu diesem Kapitel gibt’s ein Fanart, by the way. Ihr dürft selbst entscheiden, ob es prophetischer Natur ist ;) Beste Grüße, bis in zwei Wochen, eure Leira Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)