Schicksalsschläge von lunalinn (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 6: Sühne ---------------- Noch niemals zuvor war ihm der Weg so schwer erschienen wie in dieser Nacht…und es war nie ein leichter gewesen. Er war nicht oft an diesem Ort gewesen, da ihn die Erinnerung auch so schon genug gequält hatte. Rau zerrte der Wind an seinem schwarzen Umhang, als wollte er ihn daran hindern, sich seinem Ziel zu nähern. Dabei hatte er jetzt, nach so vielen Jahren, zum ersten Mal das Gefühl, er dürfte wirklich um Verzeihung bitten – vielleicht war es deshalb so schwer. Er näherte sich dem Kriegerdenkmal, ohne dieses eines Blickes zu würdigen. Selbst jetzt konnte er das steinerne Standbild der drei nur zu bekannten Gesichter nicht ertragen. Er wollte ihr Gesicht nicht in Stein gehauen sehen, sondern sich an ihre Lebendigkeit erinnern. Ihre roten Haare, die leuchtend grünen Augen…die Sommersprossen und er konnte in Gedanken ihr herzliches Lachen hören. Niemand hatte ihn je so angelächelt wie sie. Die Musik aus dem Pub in der Nähe wurde langsam leiser und er war froh drum. Er wollte nicht gestört werden, wollte in Ruhe trauern dürfen. Es war dieser eine Tag…der schlimmste Tag seines ganzen Lebens – und es hatte viele graue Tage für ihn gegeben. Die Feststellung erinnerte ihn erneut daran, dass sie für ihn das Licht in der Finsternis gewesen war. Das eiserne Tor des Friedhofs quietschte, als er dieses passierte, und plötzlich wurde ihm die Kälte der Nacht viel bewusster als zuvor. Es war immer so, wenn er diesen Ort besuchte. Sein Gewissen meldete sich wie gewohnt, wog schwer wie Blei in seiner Brust und nahm ihm die Luft. Dennoch zwang er sich zum Weitergehen, fasste das aus weißem Marmor gehauene Grabmal ins Auge. Es leuchtete in der Dunkelheit geradezu, so dass man es gar nicht übersehen konnte, doch er hätte den Weg ohnehin gekannt. Vermutlich waren schon einige Leute vor ihm hier gewesen, weswegen er absichtlich erst so spät kam. Eine halbe Stunde vor Mitternacht. Die schwarzen Augen glitten über die vielen Blumengestecke, die man um das Grab herum platziert hatte. Aufwendige Sträuße, die kunstvoll hergerichtet worden waren. Wie betäubt stand er da, starrte auf die Blumen…und dann auf den Namen, der in den Stein eingraviert worden war. Seine Lippen bewegten sich stumm, während er sich weigerte, den zweiten Namen auch nur eines Blickes zu würdigen. Niemals wäre er wegen James Potter hierhergekommen und wäre das hier nicht ebenfalls das Grab seiner Lily, er hätte vermutlich noch eine üble Verwünschung ausgestoßen. So konnte er nichts weiter tun, als mit zittrigen Fingern eine einzelne weiße Lilie unter seinem Umhang hervorzuholen und diese auf das Grab zu legen.   Es war gut, dass niemand sehen konnte, wie Severus Snape hier rührselig und voller Schuldgefühle stand…nach den richtigen Worten suchend. Die letzten Jahre hatte er keine gefunden, die ausdrückten, wie sehr er alles, was passiert war, bereute. Fast 19 Jahre hatte er gebüßt, indem er das mit seinem Leben geschützt hatte, wofür sie sich geopfert hatte. 16 Jahre lang war er Lehrer in Hogwarts gewesen und er stellte sich unweigerlich ihr Gesicht vor, wenn man ihr das zu Lebzeiten erzählt hätte. Vermutlich hätte sie die Augenbrauen zusammengezogen und ihn skeptisch angesehen, ehe sie ihn gefragt hätte, ob er sicher wäre, dass das der richtige Beruf für ihn wäre. Niemand hatte ihn so gut gekannt wie sie – demzufolge hätte sie mit ihrer Skepsis vollkommen Recht gehabt. Oft hatte er das vermisst, ihre vertraute Stimme, wie sie ihm Ratschläge erteilte, ihn zurechtwies oder ihm irgendetwas erzählte. Wie sie sich über irgendwelche Nichtigkeiten aufregte und wie ihre Augen dabei funkelten. Ihre schönen, grünen Augen... Erneut wurde ihm die Kehle eng und er spürte ein vertrautes Brennen in den Augen. Normalerweise hatte er sich unter Kontrolle. Etwas anderes als Sarkasmus, Verachtung oder Hass bekam sonst niemand zu sehen. Dumbledore war vielleicht die Ausnahme gewesen…oder einige Schüler aus seinem Hause. Schüler, die er nicht mehr leiten musste…ein Segen. Er würde nicht nach Hogwarts zurückkehren, obwohl Minerva es ihm verhalten angeboten hatte. Sehr verhalten und wohl auch nur, um ihm dabei zu helfen, seinen Namen reinzuwaschen. Als würde jemand das vollbringen können. Es würde immer Leute geben, die zweifelten. Und selbst wenn nicht, so hätte er es abgelehnt. Er wollte keine tragische Klatschgeschichte von Rita Kimmkorn sein, wollte keine Interviews geben oder sich in einer Rolle sehen, die absolut nicht zu ihm passte. Er war kein Held. Er wollte kein Held sein. Es war lächerlich, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Was er wollte, war seine Ruhe…die Tage in Spinner’s End verbringen, fernab von allem, denn die Wahrheit war, dass er in dieser neuen Welt keinen Platz hatte. Alles, was ihn ausmachte, war gestorben. Lily, die Liebe seines Lebens, war durch seine Schuld gestorben. Seine Rolle als Spion war mit Dumbledore gestorben…und die des treuen Todessers mit dem endgültigen Fall des dunklen Lords. Was blieb, war ein Mann, der nichts mehr vom Leben erwartete. Alles, was hatte getan werden müssen, war letztendlich getan worden.   Severus atmete durch, schob die Gedanken dann beiseite, denn immerhin wollte er um Verzeihung bitten. Bereits bevor er sich auf den Weg gemacht hatte, hatte er sich seine Worte zurechtgelegt…doch wo er nun hier stand, vor Lilys Grab…schien sein Kopf wie leergefegt. Es verschlug ihm sonst nie die Sprache, er hatte immer die passenden Worte gehabt, doch das hier war etwas anderes. Sein Mund öffnete sich, doch es dauerte, bis etwas von ihm kam. „Es…ist vorbei.“ Er wusste nicht, warum das die ersten Worte waren, die er über sich brachte, obwohl er allein hier stand und ihn niemand hören konnte. Außer den Toten vielleicht. Es fiel ihm schwer, einen Anfang zu finden, auszudrücken, was er so dringend loswerden wollte. „Ich habe getan, was ich konnte, Lily…“ Seine eigene Stimme klang merkwürdig verzerrt in seinen Ohren, während er die schwarzen Augen krampfhaft auf die geschwungenen Buchstarben ihres Vornamens gerichtet hielt. „Der dunkle Lord ist gefallen und…der Junge lebt“, stieß er mühsam hervor, weil Harry Potter eigentlich das Letzte war, an das er jetzt denken wollte. Dieser Moment gehörte Lily. Lily und ihm. Niemand sollte dazwischen stehen. „Ich…wünschte, ich hätte eher den Mut gefunden, zu tun, was nötig gewesen wäre, um…das alles zu verhindern…vielleicht wärst du dann noch am Leben…“ Zum Ende hin wurde seine Stimme leiser und er merkte, dass er bereits wieder mit den Tränen kämpfte. Wie sehr er sie nach all den Jahren immer noch vermisste…sie immer noch liebte…und sich dafür hasste, dass er es nicht hatte abwenden können. Oder auch nur zu feige gewesen war…zu verbohrt, um zu sehen, was ihm am wichtigsten war. „…ich will nur, dass du weißt…dass es mir…leid tut“, würgte er hervor und musste hart schlucken. Natürlich konnte er keine Antwort erwarten, aber hier zu stehen und sich seine Last von der Seele zu reden, hatte dennoch etwas Befreiendes an sich. Er hatte so viel Buße getan und vielleicht reichte es ja endlich. Er konnte jetzt nichts mehr tun.   Und gerade als seine Beine nachzugeben drohten, hörte er hinter sich ein verhaltenes Räuspern. Seine Haltung versteifte sich augenblicklich, während er nur mit Mühe der alten Angewohnheit widerstand, herumzufahren und einen Fluch loszulassen. „Ich…denke, das weiß sie…Sir…“ Wie festgefroren stand er da, nicht fähig, sich zu rühren. Natürlich erkannte er die Stimme sofort, auch wenn er sich wünschte, er würde irren. Von allen Menschen war es Harry Potter, den er am wenigsten am Grab von Lily sehen wollte, während er versuchte, zumindest ein bisschen mit sich ins Reine zu kommen. Er wollte nicht in dieses Gesicht blicken und James Potter vor sich sehen, doch ebenso wusste er, dass er den Jungen auch nicht ignorieren konnte. Nicht, nachdem der ihn in einem solch schwachen Moment erwischt hatte. Als würde es nicht reichen, dass er bereits durch seine Erinnerung alles gesehen hatte, was ihn ausmachte. Der Gedanke schickte eine Welle des Hasses durch seine Adern, doch er nahm sich zusammen – er selbst hatte es ihm gezeigt. Er hatte aber auch nicht damit gerechnet, diesen Krieg zu überleben. „…es ist bemerkenswert“, begann er leise und immer noch, ohne sich umzudrehen. „Dass Sie denken, zu wissen, obwohl Sie sich nicht mal an sie erinnern dürften. Arrogant wie eh und je, Potter.“ Das Gift seiner Worte hatte eine lindernde Wirkung auf sein aufgewühltes Gemüt. Es hatte sich nichts geändert. Er hasste Harry Potter immer noch, wenn er ihm nur ins Gesicht sah. Er stand für alles, was er verloren hatte und wegen wem er es verloren hatte.   Schritte näherten sich, doch er wandte den Blick nicht von den eingravierten Buchstaben ab. Er spürte die Präsenz sehr wohl neben sich…wartete. „Ich habe sie gesehen“, drang es an seine Ohren und er presste die Lippen fest aufeinander. „Bevor er gefallen ist…sie war da. Mit meinem Vater…mit Sirius und Remus…“ Als würde ihn das interessieren und er war kurz davor, ihn anzuschreien, dass er den Mund halten sollte. „Sie hat mit mir gesprochen“, sprach Potter weiter und kam nun neben ihm zum Stehen. „Sie…war ein sehr warmherziger Mensch, nicht wahr?“ Der Kloß in seinem Hals schwoll wieder an und er wünschte wirklich, er würde still sein. Was wollte Potter von ihm hören? Dass er von seiner Mutter schwärmte? Natürlich war sie warmherzig gewesen, klug, wunderschön…und sie war tot. „Erwarten Sie jetzt, dass ich gerade mit Ihnen über Ihre Mutter rede, Potter?“, fragte er schneidend und immer noch ohne aufzusehen, da er die grünen Augen gerade nicht ertragen hätte. „Diese besondere Verbindung würde unsere unermessliche… Sympathie füreinander sicherlich noch verstärken.“ Er nahm wahr, wie Potter angestrengt ausatmete. „Na ja, ich habe wohl irgendwie gehofft, dass Sie mich ein bisschen weniger hassen würden, nachdem ich vor Gericht für Sie ausgesagt habe, damit Sie nicht in Askaban verrotten müssen.“ Aus den Augenwinkeln vernahm er ein Schulterzucken. „Mein Fehler, Sir.“ „In der Tat“, versetzte er trocken. „Seien Sie versichert, dass sich meine Dankbarkeit in Grenzen hält, da dies das Mindeste war, das Sie mir geschuldet haben.“ „Nachdem, was ich in Ihrer Erinnerung gesehen habe, schulden Sie mir einiges mehr.“ Severus‘ Kiefermuskeln spannten sich an, als er diese unverschämten Worte hörte. „Ihnen schulde ich nicht das Geringste“, zischte er leise und funkelte ihn nun das erste Mal direkt an. „Sondern allein Ihrer Mutter!“ Er bereute den Blick in die grünen Augen sofort, denn es erschütterte ihn so sehr, dass ihm direkt übel wurde. Vor allem als sich diese Augen verengten und ihn ansahen, wie Lily ihn viele Male angesehen hatte. Zum Beispiel als er angefangen hatte, sich in den schwarzen Künsten zu vergaben. Ein stummer Vorwurf, der ihn schon damals getroffen hatte.   „Und Sie denken, meine Mutter hätte es gefreut, wenn Sie sehen könnte, dass wir hier stehen und uns anfeinden?“ Darüber musste Severus nicht einmal nachdenken; vermutlich hätte sie ihn dafür zusammengestaucht. Das Argument nahm ihm tatsächlich den Wind aus den Segeln, doch er war zu stur, um sich dies gegenüber Potter einzugestehen. Also blickte er wieder zum Grab, heftete die Augen auf den weißen Marmor. „Sie waren ihr doch wichtig-“, begann Potter wieder, doch er schnitt ihm das Wort ab. „Ich war ihr wichtig, bis sie sich lieber mit Ihrem Vater abgegeben hat als mit mir“, zischte er in einem Anflug von alter Eifersucht. Auch heute tat es ihm noch weh, wenn er daran dachte, wie sie an James Potter gelehnt am See gesessen hatte. Im selben Moment verachtete er sich selbst dafür, seine Schwäche so offen vor dem Jungen gezeigt zu haben. „Sie verstehen immer noch nicht, dass Sie sie selbst vergrault haben oder?“ „…was wissen Sie schon!“, gab er eisig zurück. „Na ja, ich habe Ihre Erinnerung gesehen…“ „Indem Sie Ihre Nase einmal mehr in Dinge gesteckt haben, die Sie nichts angehen!“, fauchte er und von Potter kam ein entnervtes Seufzen. „Ja…kann sein. Das ändert aber nichts daran, dass ich weiß, was Sie ihr an den Kopf geworfen haben.“ Schlammblut. Severus sah die Buchstaben im Geiste so deutlich vor sich, wie Lilys verletzten, wütenden Blick, als er sie so genannt hatte. Bis heute schämte er sich dafür.   Seine Züge verhärteten sich wieder, ehe er zu einer bissigen Antwort ansetzte. „Sind Sie hier, um mir meine Fehler aufzuzeigen, Potter?!“ „Eigentlich n-“ „Weil Sie natürlich so fehlerlos wie Ihr Vater sind!“ „Das habe ich gar n-“ „Haben Sie nichts Besseres zu tun, als mir mit Ihrem überflüssigen Gerede auf die Nerven zu gehen?!“, fuhr er dem Jungen erneut über den Mund.   „…das ist das Grab meiner Eltern, Sir“, wies Potter ihn nach ein paar Sekunden des Schweigens auf das Offensichtliche hin. „Ich habe ebenso das Recht, hier zu sein, wie Sie.“ Severus biss die Zähne zusammen, da dies eine Tatsache war und es nichts gab, was er dagegen hätte sagen können. Die Zurechtweisung nahm er selbstverständlich gar nicht zur Kenntnis. Jedoch bildete er sich ein, ebenfalls das Recht auf ein wenig Zeit allein mit Lily zu haben. Er hatte absichtlich gewartet, in der Hoffnung, seine Ruhe zu haben…und nun musste er sie mit Potters Sohn teilen. „Wie auch immer“, lenkte dieser schließlich ein. „Ich wollte Sie nicht beim Trauern stören…oder belauschen.“ Severus kommentierte dies mit einem abfälligen Schnauben. „Ich bin schon seit einer Weile hier…und als ich Sie gesehen habe, wollte ich nicht einfach gehen.“ „Es wäre besser gewesen, sie hätten es getan“, erwiderte Severus kühl. „Auch wenn es Sie vielleicht überrascht, ich gehöre nicht zu den Menschen, die Ihre Anwesenheit schätzen.“ „Jaah“, gab Potter gedehnt zurück. „Stellen Sie sich vor, das ist mir nach 9 Jahren auch schon in den Sinn gekommen.“ „Bemerkenswert, Potter.“ Abermals herrschte Schweigen zwischen ihnen und zumindest er war froh drum.   „Wie auch immer, ich will Sie nicht weiter stören.“ Severus warf ihm einen skeptischen Seitenblick zu, der mit einem schiefen Lächeln erwidert wurde. Diese schreckliche Freundlichkeit brachte ihn beinahe noch mehr zur Weißglut, als die Abneigung, die ihm der Junge sonst entgegen gebracht hatte. Der Junge…Potter musste mittlerweile 19 Jahre alt sein. Er war kein Junge mehr. Niemand musste ihn mehr beschützen. Und Severus erkannte mit unerwartetem Grauen, dass man ihm selbst diese verhasste Aufgabe genommen hatte. Die Erkenntnis traf ihn mit unvorbereiteter Härte und das, obwohl sie eigentlich längst klar war, doch nichts davon ließ er nach außen dringen. „Ich sitze noch eine Weile in dem Pub da drüben“, wies Potter ihn darauf hin, dass er noch nicht gehen würde. „Falls Sie es sich also anders überlegen…“ „Mit Sicherheit nicht!“, lautete die knappe Antwort seinerseits. Zu seiner Verblüffung zuckte Potter nur mit den Schultern, schien seine Entscheidung akzeptieren zu wollen. Vielleicht war er aber auch einfach nur erleichtert darüber, dass er nicht doch noch Zeit mit ihm verbringen musste. Allein die Vorstellung war absurd. „Wie Sie meinen, wollte es nur gesagt haben…“ Er sah Potter nicht nach, als dieser ihm den Rücken kehrte. Schon als er dachte, es würde nichts mehr kommen, sagte er doch noch etwas. „Wenn Sie doch mal über meine Mum reden wollen…ich würde nicht nein sagen. Trotz allem.“ Erst dann entfernten sich die Schritte und Severus atmete unweigerlich aus. Trotz allem…? Als würde man so viele Jahre der Abscheu einfach vergessen und einen Neuanfang starten können. Vielleicht war Potter dazu bereit und das war natürlich überaus nobel von ihm…doch er selbst konnte nicht einfach darüber hinwegsehen. Für ihn hatte sich nichts geändert. Wann immer er Harry Potter ansehen würde, würde ihm vor Augen gehalten werden, was er verloren hatte.   Sein Blick glitt wieder zu dem aus weißem Marmor gefertigten Grabmal…erfasste nun zum ersten Mal beide Namen. Lily Potter…James Potter… Er hatte nie loslassen können…nie akzeptieren können, dass sie nicht mehr seine Lily Evans gewesen war. Dass sie schon seit langem Lily…Potter geheißen und ein Leben ohne ihn gegründet hatte. Auch jetzt tat die Erkenntnis so weh, dass er nicht damit umzugehen wusste. Potters Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Er sollte sie vergrault haben? Was wusste der Junge schon von ihm oder Lily. Andererseits…wenn er damals anders gehandelt hätte…wenn er sie gewählt hätte, anstatt der dunklen Künste…nein, er tat den Gedanken ab. Es war ohnehin nicht mehr zu ändern. Er beugte sich vor, strich vorsichtig mit den Fingerkuppen über ihren eingravierten Namen. Der Stein war kalt und glatt geschliffen. Sie wäre niemals sein geworden, schoss es ihm durch den Kopf und er zog seine Finger zurück, als hätte er sich verbrannt. Seine Lippen bewegten sich stumm und ihm wurde schmerzhaft klar, dass er es selbst jetzt nicht über sich brachte, ihr zu sagen, was er für sie fühlte. Hätte er den Mut jemals aufgebracht? Wenn er selbst jetzt, wo sie tot war, hier stand und mit sich rang? Die Erkenntnis traf ihn und seine Haltung sackte etwas mehr in sich zusammen. Für sie war er mutig gewesen, all die Jahre…aber dafür reichte sein Mut nicht. Hatte er nie. Severus schluckte, heftete den Blick ein letztes Mal auf die weiße Lilie…ehe er sich mit wehendem Umhang umdrehte und ging. Den Pub um die Ecke würdigte er dabei keines Blickes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)