Schicksalsschläge von lunalinn (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 4: Geborgenheit ----------------------- Das dunkle Zeitalter hatte erneut begonnen. Es würde nicht mehr lange dauern und der große Krieg würde ausbrechen. Eine Schlacht, wie sie möglicherweise noch nie stattgefunden hatte. Die Dunkelheit dort draußen würde nicht länger nur die Nacht beherrschen, sondern sich auch über den Tag senken. Remus John Lupin stand mit ernster Miene am Fenster des kleinen Hauses von Andromeda Tonks, schaute hinaus und wäre er in dieser Nacht Werwolf gewesen, so hätten ihm alle Haare zu Berge gestanden. Sein eigener Instinkt war nicht so gut ausgeprägt wie der seiner monströsen Seite, doch vermutlich war inzwischen jeder Zauberer und jede Hexe voller Anspannung aufgrund des Kommenden. Blitze durchzuckten den Himmel und tauchten das Zimmer kurzzeitig in gleißendes Licht, ehe ein finsteres Donnergrollen erschallte. Gleich darauf ertönten die Schreie eines Säuglings und er wandte den Kopf zur Seite. Seine ungewohnt harten Züge wurden weicher, als er seine junge Frau sah, die soeben durch die Tür trat und dabei ein in die Decke gewickeltes Bündel mit sich trug. Der kleine Kopf mit den wenigen bunten Haarspitzen lugte daraus hervor, wippte leicht, als Nymphadora Tonks ihren Sohn sanft in ihren Armen wiegte. Ein leises Summen bewegte ihre Lippen, während die bernsteinfarbenen Iriden auf ihr gemeinsames Kind gerichtet waren. Ihre kurzen Haare waren von einem warmen Braun, das ebenso wie die Augenfarbe seiner eigenen ähnelte. Als Metamorphmagus passte sich Tonks Aussehen zumeist ihrer inneren Stimmung an und dass sie ihm nun so ähnlich sah, berührte ihn auf eine Weise, die ihn wieder einmal erkennen ließ, wie tief seine Gefühle für diese einzigartige Frau gingen. Wenn er daran dachte, dass er damals beinahe einen unverzeihlichen Fehler gemacht hatte – nämlich den, die schwangere Tonks zurückzulassen –, schämte er sich in Grund und Boden. Was war er nur für ein Feigling gewesen, dass er sich einfach so davon hatte stehlen wollen. Wenn er sie jetzt so ansah, wie sie mit dem kleinen Teddy auf dem Arm zu ihm kam, leise mit ihm sprach und wieder diese beruhigende Melodie summte, war er Harry mehr als dankbar, dass er ihm den Kopf zurechtgerückt hatte. Diesen Fehler hätte er sich niemals verziehen. Normalerweise war Tonks ein kleiner Tollpatsch, doch wenn sie Teddy auf dem Arm hielt, konnte sie sich mit einer Vorsicht bewegen, die die meisten, die sie kannten, in Erstaunen versetzte. Zuneigung erfasste ihn, als die Schreie des nur wenige Wochen alten Babys leiser wurden und schließlich ganz verklungen. Sein Mund formte ein Lächeln, als sie neben ihm zum Stehen kam und zu ihm aufschaute. „Er ist heute besonders unruhig“, murmelte sie und Remus seufzte leise. „Wer ist bei einem Gewitter schon ruhig“, erwiderte er und wusste, dass sie die Bedeutung seiner Worte verstand. Der entspannte Ausdruck in ihrem herzförmigen Gesicht geriet ins Wanken und sie zog die Augenbrauen sorgenvoll zusammen. Remus wünschte, er hätte einfach gar nichts gesagt, wo doch der Schatten ihrer Zukunft seit Teddys Geburt noch bedrohlicher über ihnen schwebte. Remus hatte die letzte Zeit ausschließlich mit ihr verbracht, sich um sie gekümmert und keine Aufträge des Ordens mehr angenommen. Beinahe hatte er sich an ein (zumindest einigermaßen) friedliches Leben mit ihr gewöhnt, auch wenn ihn die Berichte von außerhalb natürlich nie vergessen ließen. Und trotzdem ertappte er sich bei dem Gedanken, was wäre, wenn sie einfach hierbleiben würden…als Familie. Wenn sie andere kämpfen ließen und sich hier versteckten, bis es vorbei sein würde. Erneut glitt sein Blick über Tonks und ihren Sohn…und er stellte betrübt fest, dass seine Feigheit dieses Mal nicht ausreichte, um ihn die falsche Entscheidung treffen zu lassen. Er würde für die Zukunft ihrer Familie kämpfen und wenn er dafür sterben würde, so wäre sein Sohn wenigstens stolz auf ihn. „Dora“, begann er langsam und sah sie ernst an, während er eine Hand an ihre Wange legte. „Du solltest hier bei Teddy und deiner Mutter bleiben…es wäre…besser für euch.“ Sofort trat das kämpferische Funkeln in ihre Augen, die nun beinahe orange leuchteten und ihn fixierten. Normalerweise liebte er dieses Temperament und die Entschlossenheit der jungen Aurorin, doch soeben quälte es ihn eher. „Wir haben bereits darüber geredet, Remus“, entgegnete sie gewohnt störrisch und Teddy quengelte erneut. „Ich werde meinen Mann nicht allein für die Zukunft unseres Sohnes kämpfen lassen!“ Ihre Stimme klang so bestimmt, dass ihm direkt klar wurde, dass er auch heute auf Granit beißen würde. Ein Seufzen entkam ihm und er strich mit dem Daumen über ihre Wange. „Warum kannst du nicht etwas mehr nach deiner Mutter kommen…“, brummte er und sah sie vorwurfsvoll an. Tonks Schmunzeln ließ ihn innerlich aufatmen, ebenso wie das langsame Verglühen des intensiven Orange in ihren Augen. „Du meinst die Frau, die gegen ihre schreckliche Familie rebelliert hat, indem sie einen gewöhnlichen Muggel geheiratet hat und damit zur Blutsverräterin wurde?“ Stille. „…vergiss, was ich gesagt habe.“ Tonks konnte ein Kichern nicht unterdrücken und dieses schien sich nicht nur positiv auf Remus auszuwirken, denn auch ihr Sohn wurde sofort wieder friedlich. Er wünschte immer noch, er könnte es ihr ausreden, mit ihm Seite an Seite zu kämpfen, doch das wäre verschenkte Zeit, die er lieber anders verbringen wollte. Vor Tonks hätte er nie gedacht, dass er all das haben könnte…eine Frau an seiner Seite, die ihn akzeptierte und liebte, wie er war…und einen Sohn, der nicht unter seiner Lykanthropie leiden musste. Ja, sogar seine Schwiegermutter mochte ihn. Remus fragte sich, warum ihm dieses Glück erst jetzt zuteilwurde, wo Voldemort und seine Todesser dort draußen waren und die Welt ins Chaos stürzten. Es war ungerecht, doch änderte dies nichts daran, dass es nun einmal so war. Er zuckte leicht, als er spürte, wie sich Tonks an seine Seite lehnte, den Kopf an seine Schulter geschmiegt und er legte den Arm um sie, küsste ihren braunen Schopf. Das warme Gefühl in seiner Brust wollte nicht abebben und er genoss es in vollen Zügen. In Momenten wie diesen wünschte er sich, die Zeit möge stillstehen und ihnen noch ein wenig mehr von diesem falschen Frieden bringen. „Remus?“ Er atmete durch, als sie seinen Namen sagte, nickte aber leicht, während sie immer noch so da standen…wie eine Familie. Seine Familie…und er stellte fest, dass ihn allein der Gedanke daran bestärkte, dafür zu kämpfen, dass sie es blieben. Hatte sich James damals auch so gefühlt? Vielleicht…er wusste es nicht, doch er konnte es sich gut vorstellen. Auch Lily und James hatten für ihr Kind gekämpft…und waren gestorben. Doch selbst wenn Tonks und ihn dasselbe Schicksal treffen würde, so würde sich Andromeda liebevoll um ihrer beider Kind kümmern. Er hoffte dennoch nicht, dass es dazu kommen musste. „Es wird alles gut werden, solange wir zusammen sind“, wisperte sie und die Worte rührten ihn, rangen ihm ein mattes Lächeln ab. Teddy gähnte in ihren Armen und er festigte seinen Griff um Tonks, während er die Nase in ihren Haaren vergrub, die Augen schloss. Die Geborgenheit, die ihm seine kleine Familie vermittelte, war in diesem Moment alles, was er fühlen wollte. Und seine Liebe, war alles, was er ihnen geben wollte, bis die grausame Realität sie einholen und aus ihrer friedlichen Welt reißen würde. „Ja…das wird es.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)