Schicksalsschläge von lunalinn (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Vergebung -------------------- Aufgebracht rauschte Severus Snape durch die Gänge Hogwarts, wobei sein schwarzer Umhang geradezu über den steinigen Boden fegte. Sein bleiches Gesicht war wutverzerrt und der Blick aus schwarzen Iriden so finster, dass eine Erstklässlerin, der er auf dem Gang begegnete, beinahe in Tränen ausbrach. "Zehn Punkte Abzug für Hufflepuff, Miss Williams, für unnützes Herumstehen in den Gängen!", zischte er das verschüchterte Mädchen an, woraufhin dieses erschrocken aufschluchzte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, setzte er seinen Weg fort, ignorierte das nervtötende Geheule hinter sich; diese Blagen sollten sich gefälligst nicht so anstellen. Außerdem waren sie kein anderes Verhalten von ihm gewöhnt...nun gut, die Erstklässlerin konnte nicht wissen, dass sie ihm lieber aus dem Weg hätte gehen sollen. Es gab bestimmt keinen unbeliebteren Lehrer an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei als ihn, Severus Snape und eben jener konnte auch nicht gerade von sich behaupten, dass ihm die fehlende Sympathie der Schüler sonderlich traurig stimmte. Es war ihm schlicht egal. Und ebenso gleichgültig war es ihm, dass sich selbst seine werten Kollegen von Zeit zu Zeit fragten, ob er sich jemals die Haare wusch. Alles unbedeutende Nebensächlichkeiten, die ihn nicht interessierten. Was Severus allerdings sehr wohl interessierte, geradezu aufbrachte, war die Tatsache, dass Albus Dumbledore es gewagt hatte, Remus Lupin als Lehrer einzustellen. Bei Merlin, Severus hatte selbst Quirrel damals mehr akzeptiert als diesen herunter gekommenen, immer lächelnden, feigen Werwolf. Wie abgrundtief er ihn hasste...einzig Potter und Black übertrafen die Gefühle noch, die er für diesen Schlappschwanz von Mann empfand. Obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob Lupin in dieser Hinsicht nicht doch den ersten Platz belegte...immerhin war Potter bereits tot. Und dass Sirius Black den Todeskuss der Dementoren schon bald erhalten würde, stand für Severus auch außer Frage. Der Tag, an dem dies geschehen würde, würde ihm den größten Triumph aller Zeiten bescheren. Bevor dies allerdings eintreffen würde, musste er sich noch mit Lupin rumärgern. Dumbledore mochte der Schulleiter sein, ja, er mochte Lupins Fachwissen bezüglich des ausgewählten Fachs auch wertschätzen und er musste sich generell auch nicht um seine Belange kümmern. Aber dass er es wagte, dem ihm verhassten Werwolf ausgerechnet Verteidigung gegen die dunklen Künste anzubieten – das war ungeheuerlich! Jedes Jahr bat er den älteren Zauberer um dieses Fach und jedes Jahr wurde er erneut abgewiesen...das allein war schon schwer zu ertragen, aber diese...Kreatur dafür auszuwählen, das übertraf selbst Severus’ Toleranz - und inzwischen war er gezwungen, eine Menge zu tolerieren. Und jetzt meinte Dumbledore auch noch, er solle sich doch mit Lupin vertragen...wie konnte er es wagen, so etwas von ihm zu verlangen, wo er doch genau wusste, was damals passiert war. Dass der Werwolf ihn vor Jahren in der heulenden Hütte beinahe umgebracht hätte...dass er zugesehen hatte, wenn seine ach so tollen Rumtreiber-Freunde ihn vor allen gedemütigt und gequält hatten. Nicht ein Wort hatte diese feige Missgeburt jemals darüber verloren und wenn er ihn damit konfrontiert hatte, war er stets verlegen geworden und hatte peinlich berührt das Gesicht zur Seite gewandt. Wie er ihn verabscheute...   Krachend fiel die schwere Tür seines Büros hinter ihm zu und Severus war erleichtert, als er endlich allein war...nicht mehr dem wehleidigen Blick Lupins und Dumbledores stechend blauen Augen ausgesetzt. Er würde nichts begraben...weder die Feindseligkeit gegenüber dem Werwolf, noch dem Groll gegen den Schulleiter. Sei es drum...er brauchte jetzt seine Ruhe, bis die nächsten Unterrichtsstunden anfingen...unglücklicherweise mit den Gryffindors. Ein weiterer Grund, um seine momentane, sicher kurzlebige Ruhe zu genießen...er kannte Albus Dumbledore, ahnte, dass der alte Mann nicht aufgeben würde, bis er bekommen hatte, was er wollte. Aber dieses Mal verlangte er einfach zu viel...Severus würde in diesem Fall nicht nachgeben. Nun gut, er musste sich beruhigen...unbeherrschtes Verhalten gegenüber Schülern war völlig unangebracht - er würden ihnen auf zivilisierte Weise einen Berg von Hausaufgaben aufhalsen. Und dem Potter-Jungen eine Strafarbeit...einen Grund würde der ihm schon liefern...möglicherweise auch für Weasley. Doch gerade als er sich auch noch etwas für Longbottom, den hoffnungslosen Fall, auszudenken versuchte, klopfte es plötzlich an der Tür und er verfluchte den Störenfried bereits jetzt in Gedanken.   „Severus? Wir müssen reden, denke ich“, drang Lupins Stimme durch die geschlossene Tür. Das war ja zu erwarten gewesen...wusste dieser Abschaum nicht, wann es genug war? Wohl kaum...aber Severus hatte noch jede Menge Zeit, ihm das zu zeigen und er würde dabei bestimmt nicht schonend vorgehen. „Darf ich reinkommen?“ Der Tränkemeister schnaubte leise, ging dann aber zur Tür und öffnete diese so ruppig, dass er gerade noch sehen konnte, wie Lupin zurückschreckte; anscheinend hatte er gar nicht erst damit gerechnet, dass er ihn rein lassen würde. „Fassen Sie sich kurz, Lupin...im Gegensatz zu Kreaturen wie Ihnen haben normale Leute nicht den ganzen Tag Zeit“, schnarrte er so unfreundlich wie möglich, was wohl auch wirkte, denn der Werwolf wurde zugleich etwas blasser. Mitleid konnte er von ihm nicht erwarten, also sollte er sich auch nicht so anstellen. Dennoch trat er beiseite und ließ den anderen in sein Büro, schloss die Tür hinter diesem. Lupin wirkte nervös, so wie er da stand, den Blick durch den Raum schweifen lassend, die Finger ineinander verschränkt. Unweigerlich wurde Severus an Longbottom erinnert. „Reden Sie...ich höre“, teilte er dem Braunhaarigen mit, woraufhin dieser ihn endlich ansah. Nicht dass es ihn interessiert hätte, was selbiger ihm sagen wollte...auf diese Ausflüchte konnte er gut verzichten...allerdings, wenn Lupin ihm schon die Chance bot, ihn fertig zu machen - er würde nicht darauf verzichten. „Ich wollte mich entschuldigen.“ „Wie rührend. Mir war, als sagten Sie bereits etwas Ähnliches in Dumbledores Büro.“ Ein gequälter Ausdruck trat auf Lupins Züge und er wirkte dadurch gleich ein wenig mitgenommener, sofern das in seinen geflickten Klamotten noch möglich war. „Severus, bitte...meine Entschuldigung ist ernst gemeint. Wenn Sie-“ „Wenn ich auch nur im Geringsten Wert auf Ihre überflüssige Entschuldigung legen würde, hätte ich Ihnen das bereits mitgeteilt. Sollte das alles gewesen sein, was Sie mir zu sagen haben, dann können Sie  mein Büro jetzt verlassen.“ Eine Weile sagte der Werwolf nichts, sah ihn lediglich wie vor den Kopf gestoßen an...dann straffte er die Schultern und die plötzliche Entschlossenheit in seinen bernsteinfarbenen Iriden gefiel dem Tränkemeister ganz und gar nicht. „Wieso kannst du mir nicht endlich verzeihen?“ Er hatte ihn geduzt.   Eine ganze Weile sagte niemand etwas, die Stille schwebte bedrohlich im Raum und Lupins Mut sank so schnell, wie er gekommen war - sein Gesicht war immer wie ein offenes Buch gewesen. „Raus!“ Severus spürte das leichte Zittern unterdrückter Wut in seiner Stimme, spannte seine Kiefermuskeln an, während er um Beherrschung rang. Dass er es wagte... „Severus-„ Angesprochener wich einen Schritt zurück, als sein Gegenüber sich ihm näherte, erwiderte dessen Blick aufgebracht. „Ich wiederhole mich kein weiteres Mal...verschwinden Sie! Sofort!“ Er hatte fest damit gerechnet, dass dies Lupin davon überzeugen würde, nun zu gehen, ihn in Ruhe zu lassen...aufzugeben wie immer. Aber scheinbar wollte der Werwolf ihm diesen Triumph nicht gönnen. Stattdessen trat er erneut auf ihn zu, mit unverkennbarer Nervosität, seine Finger ver- und entkrampften sich abwechselnd, bewiesen seine Unentschlossenheit. „Nein.“ Diese Antwort auf seine Ablehnung hin klang so kräftig, dass sie völlig im Widerspruch zum Rest stand und den Tränkemeister für einen Moment aus der Fassung brachte, so dass er nicht fähig war, etwas Bissiges zu entgegnen. „Ich bin hergekommen, um mit dir zu reden...ich...es tut mir leid, was damals gewesen ist und das meine ich ernst. Ich weiß, dass ich...ebenso Schuld daran war, wie James...oder Sirius...und...Peter“, zum Ende hin war Lupin leiser geworden und der schmerzliche Unterton entging Severus nicht. Nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass zwei der verhassten Rumtreiber bereits tot und der andere auf der Flucht wegen Mordes an einem seiner Freunde und 13 Muggeln war. „In der Tat...und ich hasse dich nicht weniger als sie. Wenn du also vorhattest, reinen Gewissens hier raus gehen zu können, nun, dann muss ich dich enttäuschen.“ „...du wirst mir das nie verzeihen oder?“ Ein unangenehmer Stich bohrte sich in Severus’ Brust, war ihm doch bewusst, was genau Lupin soeben angesprochen hatte...ein Thema, das er nicht bereit war hier noch einmal aufzuwärmen. „Verschwinde!“, zischte er lediglich und wandte sich um. „Willst du das ewig zwischen uns stehen lassen...das damals?“, drang es noch beharrlicher aus dem Mund des Werwolfs. „Ich weiß nicht, wovon du redest...ein uns hat es nie gegeben. Keine Ahnung, was in deinem kranken Hirn vor sich geht und ich versichere dir, ich will es nicht wissen.“ Ebenso wenig wie er ihm noch länger in die Augen sehen wollte...nicht bei diesem Thema. Warum also ging der vermaledeite Wolf nicht einfach? Es war damals nicht wichtig gewesen, warum sollte es das heute sein?   „Es hätte eines geben können, Severus.“ Nun drehte sich der Genannte doch um, fixierte seinen Gegenüber gehässig, ehe er ihm die nächste Ladung Gift entgegen spuckte. „Ach wirklich? Bring mich nicht zum Lachen! Du hättest mich niemals über deine Freunde gestellt, nicht wahr, Remus?!“ Schachmatt. Er hatte genau die richtigen Worte gewählt, um ihn zu treffen...im entscheidenden Moment seinen Vornamen benutzt. „Ich...“, mehr brachte er nicht mehr hervor. „Du hast nicht einmal eingegriffen, dich fein zurückgehalten als Vertrauensschüler.“ Lupin zuckte zusammen, starrte ihn anscheinend sprachlos an...verletzt. Es tat gut, ihn so zu sehen, so schwach und abgekämpft, mit praktisch nichts in den Händen. „Solange du dein Gewissen beruhigen konntest, war es in Ordnung, nicht? Und jetzt sind alle deine tollen Freunde entweder tot oder verurteilt. Niemand ist mehr da, um dein Gewissen zu beruhigen...kommst du deshalb her? Um Vergebung bei mir zu finden? Ich habe dir meine Antwort darauf bereits gegeben. Und jetzt geh endlich!“ Es war pure Genugtuung...Lupin schrumpfte förmlich in sich zusammen, mit jedem weiteren wahren Wort. Er hatte es verdient und er wusste es, würde sich damit ewig rumquälen.   Severus hatte Remus Lupins weiche Seite niemals nachvollziehen können, ihn schlicht für einen naiven Idioten gehalten. Wahrscheinlich war er das auch...schon damals gewesen. Andererseits...dieses eine Ereignis, was sie beide wohl nicht vergessen würden können - auch wenn zumindest Severus es sehnlichst versuchte...es störte. „Was...da damals passiert ist...ich habe es nie bereut, Severus.“ Wie rührend...sollte das nun das Argument sein, dass ihn zum Verzeihen brachte? Da stürzte er sich eher den Astronomieturm runter. „Nicht? Dann sind wir wohl unterschiedlicher Ansicht, wie überraschend.“ Der Werwolf sagte nichts mehr dazu, sah ihn lediglich mit diesem traurigen Blick an...als würde er es bereuen. Heuchler. „Ich wusste nichts von...dieser Sache. Sirius hat es übertrieben...ich...hätte sie daran gehindert, wenn ich es gewusst hätte...ich habe dir nie etwas antun wollen.“ „Natürlich nicht“, der Sarkasmus schnitt messerscharf ein. „...du wirst mir nie glauben, hab ich Recht? Es ist egal, was ich sage...weil du dir deine Meinung bereits gebildet hast. Weil du wie damals glaubst, dass sich alle gegen dich verschworen haben...ich, Lily-„ „Sei still! Sprich nicht von ihr!“, fuhr Severus auf. Noch immer schmerzte der Gedanke an seine beste Freundin, die, seit er sie kannte, mehr für ihn gewesen war, als er für sie. Wenn Lupin gewusst hätte, dass er eine große Mitschuld am Tod der Potters trug…dass er dem dunklen Lord damals die richtigen Hinweise geliefert hatte…würde er dann hier stehen? Sicherlich nicht und das machte das Ganze noch schlimmer und widerlicher. „Du hast keine Ahnung davon, was ich glaube…oder will“, versetzte er kalt. „Für dich war es immer leicht, nicht wahr? Tagsüber hast du Potter und Black den Rücken gedeckt bei ihren demütigenden Streichen, die jeder ach so amüsant und harmlos fand…und nachts kamst du zu mir.“ Betretenes Schweigen senkte sich über den Raum, die Worte schwebten zwischen ihnen.   „Nun, ich will nicht leugnen, dass es meine eigene Schuld war“, fuhr er fort. „Ich war damals naiv, zu glauben, du wärst anders…aber gut, solche Fehler passieren nun mal.“ Er fühlte sich längst nicht so ruhig, wie seine Stimme nun klang. „Severus, ich-“ „Mir hätte klar sein sollen, dass du deine Freunde jederzeit mir vorgezogen hättest, wenn es drauf ankommt.“ „…“ „Immerhin haben sie dich akzeptiert…zumindest den Teil, den sie kannten. Was Black wohl gesagt hätte, wenn er von deinen…Neigungen gewusst hätte…?“ Und sie waren sich beide bewusst, dass er zutiefst angewidert gewesen wäre. Black mit seinem Macho-Getue, das viele Mädchen damals wie magisch angezogen hatte. Er sah es in Lupins Blick, dass auch er es wusste, sah, wie er die Lippen zusammenpresste. „Die Wahrheit tut weh, nicht wahr?“, spuckte er ihm höhnisch ins Gesicht und Lupin schwieg immer noch. Es überraschte ihn nicht, dass ihm nun die Worte fehlten. Beinahe war es angenehm, wenn der Nachgeschmack nicht so bitter gewesen wäre. Er selbst konnte nicht sagen, was das zwischen ihnen gewesen war. Von seiner Seite aus wohl Neugierde und so erbärmlich es auch war, das Verlangen nach Akzeptanz…Lily hatte sich zu dieser Zeit sehr zu Potter hingezogen gefühlt und er war allein gewesen. Sein Vater hatte seine Mutter und ihn verlassen, was ihn verletzlich gemacht hatte…und damit auch empfänglich für jegliche Art von Zuneigung. Anfangs hatten sie sich nur durch Zufall getroffen…mal in der Bücherei, mal in der Eulerei…auf dem Gelände. Es war schwierig gewesen, mit Lupin zu streiten, denn er wehrte sich nicht. Auf seine bissigen, sarkastischen Kommentare hatte er nur schief gelächelt oder es mit Höflichkeit übergangen und dann neutrale Themen angeschlagen. Man hatte sich gut mit ihm unterhalten können, weil er kein Dummkopf gewesen war…irgendwann war er schwach geworden. Lupin war wie er ein Außenseiter gewesen, bevor er Potter, Black und Pettigrew um sich gehabt hatte. Vielleicht hatten sie deshalb einander verstanden. Natürlich hatte das niemals jemand erfahren dürfen, nicht nur wegen der anderen Rumtreiber, sondern auch weil die Slytherins ihn gelyncht hätten. Als Lupin ihn damals geküsst hatte, war es sein erster Kuss gewesen…und er hatte sich in seiner Naivität in etwas verrannt, das niemals eine Chance gehabt hatte. Lily hatte ihn nie auf die Weise geliebt, wie Severus sie geliebt hatte…folglich war der Wunsch nach jemandem, der ihm etwas Ähnliches entgegen brachte, sehr begehrenswert gewesen. Genau so hatte er sich auch das erste Mal in seinem Leben gefühlt. Begehrt. Geborgen. Akzeptiert…ein Zustand auf Zeit und wie Sand war er nur wenig später durch seine Finger geglitten. Zuvor hatte er den sogenannten Rumtreibern aus Boshaftigkeit nachspioniert…doch bald schon hegte er ernsthaftes Interesse daran, wohin sie einmal im Monat verschwanden. Er würde nie vergessen, wie er durch Blacks Scherz beinahe zerfleischt worden wäre. Wie ihm die Reißzähne um ein Haar das Bein ausgerissen und ihn das schaurige Heulen beinahe in Ohnmacht hatte fallen lassen. Danach war ihre zweifelhafte Beziehung sehr schnell beendet gewesen. Keine nächtlichen Treffen mehr, keine ungezwungenen Gespräche…auch wenn Lupin oft versucht hatte, sich zu entschuldigen. Er hatte ihn jedes Mal abgewiesen – die Situation schien sich zu wiederholen.   „Ich kann nichts rückgängig machen“, brach Lupin die bleierne Stille, wich seinem Blick nicht länger aus. Entschlossenheit stand darin, stach aus dem Bernstein hervor…aber wen wunderte es, wenn alles andere nicht nennenswert war. Lupin hatte immer abgegriffen und heruntergekommen gewirkt, doch das Alter hatte ihm wohl den Rest gegeben. Niemand stellte einen Werwolf ein und den Banntrank gab es noch nicht allzu lange – man sah ihm an, dass sein Leben nicht leicht gewesen war. Dennoch verspürte Severus keinen Funken Mitleid. „Ich bin mir meiner Fehler wohl bewusst, Severus, deshalb bin ich hier. Um mich zu entschuldigen“, sprach er weiter. „Du kannst meine Entschuldigung entweder annehmen oder es lassen. Es ist deine Entscheidung, doch ich möchte es wenigstens versucht haben.“ „So nobel, wie man es von einem Gryffindor erwartet“, ätzte Severus, woraufhin Lupin schwach lächelte. „Ich ahnte, dass du mich abweisen würdest. Nun gut…“ Er straffte die eingesunkenen Schultern und nickte ihm zu. Allein für diese Geste wollte er ihm einen Fluch auf den Hals hetzen – am besten einen der unverzeihlichen. „Mir wäre es lieber gewesen, du würdest darüber nachdenken. Du musst mich nicht mögen, ich hatte lediglich gehofft, wir könnten…normal miteinander umgehen, trotz…allem…aber ich weiß, dass du deine Meinung nicht ändern wirst.“ „Wie ungemein scharfsinnig…“, gab er zurück und Lupin seufzte leise. Dann zuckte er mit den Schultern, sah ihn noch einige Sekunden lang an und wandte sich schließlich zum Gehen. Severus presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, wollte keine weiteren Worte an diesen Mann verschwenden. Sollte er zurück zum Schulleiter kriechen und sich darin sonnen, dass er das Fach anvertraut bekommen hatte, das er schon so lange unterrichten wollte. Nur ein weiterer Grund, ihn zu hassen. Jedoch drehte sich Lupin überraschenderweise noch einmal zu ihm um, kaum dass er die Klinke in der Hand hielt. Sein Blick war dabei unergründlich, jagte Severus unwillkürlich einen Schauer über den Rücken. Er wollte ihn schon anherrschen, was nun wieder war, doch der Werwolf war schneller. „Auch wenn du es nicht hören willst…du sollst wissen, dass ich dich bei unseren Treffen nie belogen oder dir etwas vorgespielt habe.“ Und mit diesen Worten ließ er ihn allein zurück. Severus schwarze Augen hefteten sich an die Tür, hinter der Lupin verschwunden war. Wie betäubt stand er einige Sekunden so da, ehe er zur Seite griff, nach dem Fläschchen, in dem sich der Wolfsbanntrank befand. Es klirrte einmal laut, als das Glas mit voller Wucht an der Tür zersplitterte und sich die Flüssigkeit infolgedessen auf dem Boden verteilte. Doch die Wut und noch einige andere Emotionen, die er verwünschte, blieben…brodelten in ihm…und er fragte sich, ob es je aufhören würde, ihn zu quälen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)