Take A Breath von A_Senbonzakura (SasuNaruSasu) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Das erste Mal sah er ihn in einem überfüllten U-Bahnwagon der Tozai-Linie Richtung Nakano in einer großen Menschenmenge. Ein junger Mann mit schwarzen Haaren und bleichen Gesicht hielt sich mit einer Hand an einer Eisenstange fest und starrte auf den Boden. Er schien seine Umgebung zu ignorieren und seine Mundwinkel waren leicht nach unten gezogen, als wäre im die gegenwärtige Situation sehr unangenehm. Obwohl er so unscheinbar und blass wirkte, stach er aus einem bestimmten Grund aus der Menge der vielen Menschen heraus. Der Blick von Naruto blieb auf dem jungen Mann haften, der alle Farben im Raum zu verteilen schien, obwohl er keinen Finger rührte und ein unglückliches Gesicht zog. Naruto spürte wie langsam wieder die vielfältigen Farbtöne in seiner schwarz-weißen Welt auftauchten und er aus seinen depressiven Geisteszustand gerissen wurde. Naruto war nun nicht mehr in seiner negativen Gedankenwelt versunken, sondern sah eine bessere Welt vor seinen Augen. Endlich registrierte er, dass er sich in einem U-Bahnwagon befand und auf dem Weg nach Hause war. Er konnte sich nicht einmal mehr erinnern, wo er gewesen war und wieso er sich nun an diesem Ort befand. In diesem Moment wurde das Atmen plötzlich leichter, das ihm so viele Jahre so schwer gefallen ist. Sein Brustkorb hob und senkte sich ohne Probleme und seine Nase empfing die stickige, stinkende Luft der U-Bahn. Es entstand ein Drang in ihm, der sofort die frische Luft und den Sonnenstrahl des Frühlings herbeiwünschte, die den kalten, bewölkten Winter endlich beendeten. Mit einem Rumpeln wurde er aus seinen Gedanken gerissen und Naruto befand sich wieder im überfüllten Wagon der U-Bahn. Mehrere Leute versuchten sich in den engen Raum zu zwängen, sodass er den jungen Mann mit den schwarzen Haaren aus seinen Augen verlor. Unter den vielen Menschen war es unmöglich das leicht gesenkte Gesicht mit der blassen Haut zu erkennen oder vielleicht hatte er die Linie schon verlassen. „Nächste Station: Waseda“, ertönte es kaum verständlich aus einem Lautsprecher. Naruto folgte den Massen der Menschen aus dem stickigen Raum, um auf einen weiteren zu treffen. Schnell lief er die Treppen hinauf an Menschen vorbei, um die frische Luft des Abends begrüßen zu können und den jungen Mann, der nun genau hinter ihm stand, für einen kurzen Moment in seinem Leben aus den Augen zu verlieren. Zum ersten Mal nach vielen Jahren atmete er tief durch, doch sein Köper verkrampfte sich wieder, als die gesamte Welt auf ihn einprasselte. Naruto setzte sich erschöpft auf eine Bank und starrte auf den dreckigen Boden der Stadt. Er fühlte sich wieder unfähig und alleine auf dieser zu großen Welt, die ihm so viel Angst bereitete. Der Lärm um ihn herum schien immer lauter zu werden und die wiedergekehrten Farben verschwanden so schnell, wie sie aufgetaucht waren. Naruto saß noch eine Weile auf dieser kleinen Bank und versuchte die schreckliche Welt vor seinen Augen zu vergessen. Der Winter hatte Tokyo bereits getroffen und schien die allgemeine Stimmung von Naruto noch zu verschlechtern. Er stand auf, steckte seine tauben, kalten Hände in die Jackentaschen und marschierte zur Wohnung seiner besten Freundin. Seit ungefähr schon zwei Jahren lebten sie gemeinsam in dem kleinen Apartment, das sich recht günstig in der Nähe einer Universität befand, die Naruto in den meisten Fällen ignorierte. Die kleine Wohnung war nicht für zwei Leute geeignet, doch beide schienen keine andere Wahl zu haben. Naruto war glücklich, dass er eine Unterkunft bei Sakura gefunden hatte und Sakura wollte nicht, dass ihr bester Freund auf der Straße schlafen musste. Außerdem war eine dunkle Wohnung im großen Tokyo für eine Person ziemlich einsam, denn wie in vielen großen Städten waren Nachbarn keine Freunde mehr. Langsam schlenderte er die Stufen hinauf bis zur Wohnung, die im vierten Stock lag und eine wunderschöne Aussicht bot, wenn man aus dem Badezimmerfenster blickte. Kurz rüttelte Naruto am Türhenkel und holte dann seinen Zweitschlüssel aus seiner Hosentasche. Es war ein Wunder, das er diesen bis jetzt noch nicht verloren hatte. Vor lauter Kälte stolperte er schnell in die dunkle Wohnung. Sakura war anscheinend noch nicht zu Hause. Naruto zog seine Schuhe aus und stellte sie sorgfältig in den kleinen Kasten, der hauptsächlich Sakuras Schuhe beinhaltete. Seine Jacke hängte er auf, sodass sich seine beste Freundin nicht über sein schlampiges Verhalten aufregen konnte. Seine nackten Füße trugen ihn sofort in den nächsten dunklen Raum der kleinen Wohnung. Er schaltete das Licht an und betrat den kleinen Raum, der als Küche und Esszimmer diente. Er nahm sich einen Becher Ramen aus dem Kühlschrank und stellte diesen in die Mikrowelle. Ein kurzes Kling-Geräusch ertönte und ließ Naruto wissen, dass sein Essen nun bereit zum Verzehr war. In diesem Moment wurde die Haustür geöffnet und die laute Stimme seiner besten Freundin verbreitete sich in der ganzen Wohnung. „Naruto, bist du da?“, rief Sakura, während sie ihre Schuhe neben die von Naruto stellte und ihre pinke Jacke neben der Orangen von Naruto hängte. „In der Küche“, antwortete er genauso laut wie seine beste Freundin. Ein pinker Schopf mit breiten Lächeln tauchte in seinem Blickfeld auf. „Wie war die Arbeit?“, fragte Naruto, nahm den heißen Becher Ramen aus der Mikrowelle und setzte sich zum kleinen Esstisch. „Anstrengend“, seufzte Sakura und setzte sich gegenüber von Naruto, der eilig sein Lieblingsessen hinunter schlang, „Und was hast du heute so angestellt?“ „Ich habs vergessen“, erwiderte er ohne von seinem Essen aufzublicken. „Wie meinst du das, du hast es vergessen?“, fragte seine beste Freundin verwirrt nach. Sie hatte erst vor kurzem ihre Ausbildung als Krankenschwester beendet, doch wollte nun wieder studieren, um eine Ausbildung als Ärztin zu beginnen. Den Gesundheitszustand von Naruto fand sie schon immer besorgend, doch leider konnte sie ihm nicht wirklich helfen. „Ich habe wirklich keine Ahnung mehr, was ich gemacht habe. Auf einmal war ich in der Tozai-Linie auf den Weg hierher“, meinte Naruto und hob nun seinen Kopf, um in die besorgten Augen seiner besten Freundin zu sehen. „Ist das schon einmal passiert?“, bohrte Sakura nach und sah den Kopf von Naruto genau an, als würde sie nach Verletzungen suchen. „Hast du dich am Kopf verletzt?“ „Nein, das ist das erste Mal und wenn ich mich verletzte hätte, würde ich mich nicht daran erinnern können“, gab er zurück und musste Seufzen. Naruto war diese ganze Situation recht egal, denn sein Leben war schon verwirrend oder schrecklich genug, das brauchte er keine weiteren Sorgen. Sakura stand auf, ging um den Tisch und inspizierte den Kopf von ihrem besten Freund. Sie konnte keinerlei Verletzungen feststellen. „Hast du Kopfschmerzen?“, fragte sie ihn. „Nein, aber eine kurze Zeit habe ich mich gefühlt, als könnte ich endlich wieder atmen“, erwiderte Naruto und nun sah Sakura in ein bisschen verwirrt an. „Hast du Schmerzen in der Lunge?“, Sakura schaute ihn mit großen, entsetzten Augen an. „Nein, Sakura, es ist eher so auf psychischer Ebene. Ich habe keine körperlichen Leiden“, erklärte er ihr, nahm ihre zarte Hand in seine und drückte sie sanft. Ein Zeichen dafür, dass sie sich keinerlei Sorgen machen müsste. Durch ihren Beruf war jeder kleinste Schmerz ein großliegendes Problem, wegen dem man sofort ins Krankenhaus musste. Manchmal kam es vor, dass sie den Puls von Naruto überprüfte und ihn jeden zweiten Monat zum Blutspenden schickte. Das war die einzige Bezahlung dafür, dass er gratis in ihrem kleinen Apartment wohnen durfte. „Naruto, ich mache mir Sorgen um dich“, begann sie, biss sich auf die Lippe und setzte sich wieder auf den Stuhl gegenüber von ihrem besten Freund. „Du wohnst seit zwei Jahren bei mir, du bist 22 Jahre alt und arbeitslos, außerdem hast du die Schule abgebrochen und keine Ausbil-“ „Ich weiß, Sakura“, unterbrach er sie, stand auf und schmiss den leeren Becher Ramen in den Mülleimer, der neben dem Kühlschrank stand. „Du musst es mir nicht immer unter die Nase reiben, dass ich nutzlos und ein Versager bin“, meinte Naruto und sah Sakura mit traurigen Augen an. Obwohl er wusste, dass seine Arbeitslosigkeit ein riesiges Problem war, sprach er nicht gerne darüber. Schon gar nicht mit Sakura, denn dann schämte er sich immer für sein bescheuertes Leben. „Möchtest du dir keinen Job suchen und mich wenigstens in der Miete unterstützen?“, Sakuras Stimme wurde nun lauter. Nach diesen zwei Jahren hatte sie langsam die Nase voll von ihrem besten Freund, der sich in ihrer Wohnung eingenistet hatte. „Du besitzt überhaupt kein Geld und lebst von meinem Gehalt!“ Narutos Fingernägel bohrten sich in seine Handfläche, als er seine Hand zu einer Faust ballte. „Ich weiß“, wiederholte er seine Worte. Dieses Mal ein bisschen leiser als zuvor. „Ich werde versuchen, da-“ „Nein! Du wirst nicht nur versuchen. Hör auf alles nur zu versuchen! Du musst beginnen etwas zu machen und nicht nur versuchen!“, schrie sie ihn an. Sakura stand nun auch auf und ging ein paar Schritte auf Naruto zu. „Ich möchte endlich, dass du etwas machst und kämpfst, denn ich kann nicht mehr mit ansehen, wie du langsam in deinem eigenen Elend ertrinkst“, sagte sie nun ein bisschen leiser. Sanft legte sie ihre Arme um Naruto und drückte ihn leicht an sich. „Ich bin immer für dich da, aber leider kann ich dir nicht helfen den Weg ins Leben wiederzufinden. Ich habe gelernt, dass nur du das kannst“, flüsterte sie ihrem besten Freund ins Ohr. Auch Naruto legte nun seine Arme um ihre Taille und umarmte sie. „Danke“, wisperte er zurück. Sie standen noch eine Weile in der Küche und umarmten sich. Sakura löste sich von Naruto und sah ihn mit einem leichten Lächeln an. „Du kannst es schaffen“, meinte sie und gab ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Auch auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln und er nickte. Er würde es schon irgendwie schaffen, nicht für sich selbst, sondern für Sakura. „Ich bin müde“, erklärte Sakura und gähnte. „Ich gehe schnell duschen und dann schlafen. Bleib nicht zu lange auf“, sie verschwand aus der Küche und ließ Naruto zurück. „Mach ich nicht, Mama“, rief er ihr mit einem Lachen nach. „Manchmal denke ich wirklich, ich wäre deine Mutter“, hörte er die Stimme von Sakura aus dem Badezimmer rufen. Das Lächeln verschwand wieder von seinen Lippen. Mit einem Seufzen verließ er die Küche, schaltete das Licht ab und ging in das kleine Wohnzimmer, wo ein kleiner Altar zur Erinnerungen an seine Eltern und seinen Patenonkel aufgestellt waren. Er betrat das dunkle Zimmer und setzte sich vor den Altar. In der Dunkelheit konnte er die Bilder nicht wirklich erkennen, denn der Raum wurde nur ganz leicht vom Mondlicht erhellt. „Manchmal bin ich echt wütend auf euch“, flüsterte Naruto. Die Worte waren an seine Eltern gerichtet. „Ihr habt mich verlassen, als ich euch am meisten brauchte, aber ich kann euch echt nicht böse sein“, sein Atem stockte. Die Gedanken, die in seinem Kopf herumschwirrten, konnte er nicht durch Worte zum Ausdruck bringen. Tränen bildeten sich in den Augen von Naruto, als er an den Vorfall vor vier Jahren dachte. Langsam stand er vom Boden auf und setzte sich auf die Couch. Ein Polster und eine Bettdecke lagen bereits darauf. Als sich herausstellte, dass Naruto länger als ein paar Wochen bei Sakura wohnen würde, hatten sich die besten Freunde nicht mehr darum gekümmert, die Bettwäsche wegzuräumen. Er kuschelte sich unter die weiche Decke und starrte aus dem Fenster. Von diesem aus konnte er den Mond und die unzähligen Sterne beobachten, die aber nur schwach zu erkennen waren. Naruto wünschte sich ein Mal in die Berge zu fahren und von dort aus die Sterne zu beobachten. Dieses Szenario stellte er sich wunderschön vor. Plötzlich musste er wieder an den jungen Mann denken, den er in der U-Bahn gesehen hatte. Er wirkte ein bisschen älter als Naruto, doch an seinem Outfit konnte er erkennen, dass er noch nicht arbeitete. Der Mann musste ein Student sein. In diesem Moment versprach sich Naruto, wenn er einen Job fand und sein Leben langsam wieder auf die Beine stellte, hatte er einen Freund wie diesen Jungen verdient. Es bestand eine überaus große Möglichkeit, dass er den Jungen nie wieder sehen würde, doch früher hatte er auch nicht so einfach aufgegeben. Wann hatte ihn diese Kämpfernatur eigentlich verlassen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)