Der schwarze Drache von Mittelerde von Feluzia12 ================================================================================ Kapitel 10: Die Schlacht der fünf Heere --------------------------------------- Der Morgen graut. Es sind einige Stunden vergangen seit ich mich von Bilbo verabschiedet habe. Ich hoffe Fili und den anderen Zwergen geht es gut. Es ist keine leichte Entscheidung gewesen die Gemeinschaft zu verlassen. Der Hobbit ist ja jetzt bei den Menschen in Sicherheit. Naja, Menschen sind eigentlich totaler Dreck… Sagen wir in sicherer Entfernung zu Thorin, damit er dem Kleinen nichts antun kann. Der Halbling ist mir inzwischen richtig wichtig geworden. Genauso wie Fili und Kili. Freunde. So nannte es doch der Hobbit? Freunde. Es ist irgendwie noch ungewohnt aber der Gedanke, dass ich jetzt Freunde habe, bringt mich immer zum schmunzeln. Thorin würde seinen Neffen doch nie verletzten, oder? Abrupt bleibe ich stehen und werfe einen Blick zurück. Der Berg ragt einsam und düster zwischen dem morgendlichen Nebel heraus. Die ersten Sonnenstrahlen zeichnen eine leichte Röte an die östlichen Hänge des Berges. Schwache Rauchschwaden von der Seestadt steigen noch in die Lüfte. Soll ich zurück? Mich vergewissern, dass Fili nichts passiert? Kopfschüttelnd drehe ich mich wieder um. Nein, ihm wird nichts passieren. „Dass du dich mal um jemanden anderes als dich selber sorgst. Bist du sicher, dass ihnen nichts passiert?“ Angelika. Als gehe sie hinter mir, höre ich ihre Stimme. Doch ich vernehme nur meine Schritte. Einbildung. Pure Einbildung. „Du schon wieder? Ich dachte schon, du tauchst nicht mehr auf.“ „Mich wirst du so schnell nicht los. Also sag schon! Bist du dir sicher, dass ihnen nichts passiert? Oder fällt der Zwergenkönig ihnen in den Rücken und tötet sie so wie du Syrath?“ Wie versteinert halte ich inne. Sie klingt nicht überrascht oder wütend, nicht mal traurig, eher gelangweilt. Sie ist nur eine Einbildung. „Ich bin ihm nicht in den Rücken gefallen. Ich wollte ihn nicht töten!“ Sie ist nur eine Einbildung. Warum rechtfertige ich mich dann? „So wie du mich nicht töten wolltest?“ Wut schwingt in ihrer Stimme. Ich fange an zu zittern. Das sehe ich als ich meine Hände betrachte. Sie ist nur eine Einbildung. Nur eine Einbildung. Ich muss mich nicht rechtfertigen. Wie ein Mantra wiederhole ich diese Sätze in meinem Kopf in der Hoffnung, dass sie verschwindet. „Hat es Spaß gemacht ihn umzubringen? Du hättest auf mich hören sollen. Dann wäre vieles anders gelaufen und Syrath und ich wären noch bei dir.“ Sie ist nur eine Einbildung, aber sie hat recht. „Du hast die Zwerge und den Hobbit wirklich gern, nicht wahr?“ Nun klingt sie sanfter. Augenblicklich höre ich auf zu zittern. „Ja, sie sind meine Freunde.“ „Aber manche hast du mehr als nur gern?“ Ich muss an Kilis leichtsinnige Art, Bilbos Mut und Filis Fürsorge denken. „Ja, manche sind wirklich gute Freunde.“ „Nur gute Freunde?“ Ich kann das Lachen deutlich heraushören. „Was heißt hier ‚Nur‘?“ Ich bin jetzt komplett verwirrt. „Bilbo ist für mich wie ein kleiner Bruder. Kili ist wie ein verletztes Reh um das man sich immer kümmern muss und Fili ist wie, ich weiß nicht. Er ist unheimlich stur und man kann ihn leicht kränken, er ist aber auch unheimlich neugierig und, wenn er etwas wissen will, fangen seine Augen an zu leuchten wie Sterne. Sein Lachen ist so warm und hell, ich könnte es den ganzen Tag hören.“ Auf einmal fängt sie an zu lachen „Gut, meine Frage ist beantwortet.“ „Was zum-?! Was ist so witzig?“ „‘Tschuldigung, aber-, nein, das sage ich dir nicht. Da musst du schon selber darauf kommen. Geh lieber zurück und beschütze deinen Schatz.“ „Mich interessiert Thorins Gold nicht! Außerdem sind sie sicherer ohne mich.“ „Das glaube ich weniger. Außerdem habe ich nicht von Gold gesprochen.“ Sie unterdrückt ein Lachen. „Was meinst du? Hör auf in Rätseln zu sprechen!“ Ich werfe einen Blick über meine Schulter, nur um zu sehen, dass dort niemand ist. Es war also nur Einbildung. Trotzdem drehe ich mich in alle Richtungen um sie zu suchen. Aber ich finde sie nicht. Dafür etwas anderes. Eine Armee, die Richtung Süden marschiert. Eine Armee von Orks. Über ihnen fliegen große Fledermäuse und verdunkeln den Himmel. Sie sind von mir vielleicht noch vier Stunden entfernt. Wenn sie den einsamen zum Berg wollen, werden sie ihn wohl bis Mittag erreichen. Mit schnellen Schritten gehe ich weiter in Richtung Norden. Vielleicht war meine Schwester nur eine Einbildung, vielleicht war es ein Fehler den Berg zu verlassen. Aber wenn diese Maden zum Berg und ihn in Schutt und Asche legen wollen, müssen sie erst an mir vorbei. Als zwischen der Orkarmee und mir nur noch etwa hundert Meter liegen, bleibe ich stehen. „Hey! Wo wollt ihr Schwachmaten hin?“ rufe ich ihnen zu. Statt mir zu antworten schreit ein Ork auf einem dunkelgrauen Warg, anscheinend der Anführer, etwas in einer mir unbekannten Sprache, worauf ein anderer mit erhobenem Schwert auf mich zu rennt. Im Ausfallschritt packe ich seinen Arm bevor die Missgeburt das Schwert auf mich niedersausen lassen kann. Mit einer fließenden Bewegung werfe ich den krumm zahnigen Bastard auf den Boden und breche ihm mit einem Tritt das Genick. Animalisch brüllend schickt die Metallfresse fünf weitere auf mich los. Solche Idioten.Diesmal sammle ich Magie in meinen Armen, um dem ersten Arschloch die Wirbelsäule zu zertrümmern. Dem Nächsten bohre ich meine Rechte in den Rücken nur damit der Arm mit dem Herz in der Hand aus seiner Brust kommt. Dummerweise fällt der tote, stinkende Ork auf mich drauf. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Unbeholfen versuche ich meine Hand aus dem Ork zu ziehen, ihn von mir zu stoßen und den Gestank auszublenden, damit ich mich nicht übergebe. Als die Missgeburt zur Seite gezogen wird, presst ein anderer Bastard seinen Fuß auf meine Brust. Er verzieht sein Gesicht zu einer Fratze, das wohl ein triumphierendes Lächeln sein soll, während er seinen Arm mit dem Schwert hebt. Immer noch Magie sammelnd pulverisiere ich ihn mit einem „Gebrüll des schwarzen Drachens“. Die Anderen weichen augenblicklich zurück, sodass ich wieder aufstehen kann. Meine Arme schmerzen vor Magie. Bedrohlich knurrend gehe ich auf sie zu. Schnell sprinte ich auf den nächsten Ork zu und schlage ihm mit meiner Faust in sein Gesicht. Es wird mehr aufgekratzt als zertrümmert. Erst jetzt fällt mir auf, dass meine Hände keine Hände mehr sind sondern Klauen. Die Magie muss sie verändert haben! So hat sich also Syrath verwandelt! Ich konzentrier mich um überall in meinem Körper Magie zu sammeln. Unter Schmerzen merke ich, wie sich meine Gestalt verändert. Meine Umgebung wird immer kleiner und mir wachsen meine Flügel und mein Schweif. Als ich mich nicht mehr verändere, brülle ich. Spitzen von Hellebaren und Lanzen brechen ab, Fahnen fliegen losgelöst von der Halterung durch die Luft und manche Soldaten, ob durch den heftigen Windstoß oder durch Angst verursacht, lassen ihre Waffen fallen. Mit Genugtuung rieche ich ihre Angst. Nach einem kurzen Augenblick fange ich an sie zu attackieren. Am Anfang schlage ich nur mit meinen Klauen oder zerquetsche sie durch einen Hieb mit dem Schweif. Einmal fresse ich einen Ork. Einmal und nie wieder. Ich hätte mich fast übergeben. Er schmeckt widerlich! Als hätte ich etwas Verfaultes mit Dreck geschluckt. Den Rest der Orks pulverisiere ich mit einem „Gebrüll des schwarzen Drachens“. Von der Armee ist nichts mehr übrig außer ein paar Leichen, Waffen und der Gestank von totem Fleisch. Wo vorhin noch eine Ebene die Landschaft zierte, klafft nun ein riesiger Krater. Zufrieden mit der Arbeit erhebe ich mich in die Lüfte. Es ist schön wieder ein Drache zu sein. Die Winde treiben mich immer höher, bis ich sogar einen Teil des Düsterwalds sehen kann. Doch ich höre nun auch Kampfgeräusche. Im Süden wird gekämpft! Ohne weiter darüber nachzudenken fliege ich zurück. Mit jedem Flügelschlag beschleunige ich meinen Flug. Ich nutze die Winde und gleite um den Berg herum. Nun sehe ich das Schlachtfeld. Zwerge, Elben und Menschen kämpfen gegen Orks und Trolle. Fledermäuse von vorhin verdunkeln wieder den Himmel und die Ruinen der Stadt, die Balin Thal nennt, stehen in Flammen. Schreie von Verzweifelten dringen an mein Ohr. Langsam neige ich meinen Körper nach unten, um an Höhe zu verlieren. Mitten in dem feindlichen Heer lande ich und zerquetsche ein paar Trolle und einige Orks. Staub und Dreck wird aufgewirbelt und Lanzen bersten unter dem Windstoß meiner Flügel. Brüllend reiße ich ein weiteres Loch in die feindlichen Linien. Immer drauf bedacht keine Zwerge zu zermalmen, pflüge ich durch die Orkarmee. Ich halte plötzlich geschockt inne. Meine sensiblen Ohren hörten einen Schrei. Thorin rief entsetzt Filis Namen! Mit zwei starken Flügelschlägen erhebe ich mich in die Lüfte und suche im Flug panisch das Schlachtfeld nach Thorin und seinen Neffen ab. Alle meine Sinne konzentriere ich nur drauf, sie zu finden. Sie müssen hier irgendwo sein! Ein verfallener Turm, neben einem eingefrorenen Fluss, der kurz darauf in einen Wasserfall übergeht, und eigenartigen Flaggen auf den Zinnen, erregt meine Aufmerksamkeit. Da! Dort stehen Bilbo und Dwalin! Thorin kommt später in mein Blickfeld. Wo sind Fili und Kili?! Etwas weiter entfernt erspähe ich dann doch die zwei Zwerge. Der Blondschopf liegt besorgniserregend ruhig im Schnee, während Kili neben ihm kniet. Die Luft riecht nach Verzweiflung, Trauer und, was mich am meisten erschreckt, Tod. Grob krache ich an den Abhang, wodurch das Eis knackend Risse bekommt. Aufgebracht erblicke ich Orks, unter ihnen eine Neuheit: ein weißer Ork! Ich spüre wie Fili das Leben entweicht. Wütend brüllend hüpfe ich auf den Turm und schnappe mir mit einem Krallenhieb die beiden Brüder. Sie müssen in Sicherheit gebracht werden und der Blonde muss unter allen Umständen geheilt werden! Zwei Flügelschläge später fliege ich wieder und bringe den Turm zum Einsturz. Was jetzt? Wohin? Verdammt! Warum haben wir kein Lazarett?! Wer kann helfen? „Kili, wo ist Gandalf?“ nach den Zwergen hat er schon mal Thorin kurz vor dem Tod bewahrt. Er muss Fili helfen! „Ich weiß nicht! Vielleicht in Thal?“ höre ich Kilis leise Stimme. Augenblicklich fliege ich dorthin. Meine Klauen lege ich schützend um meine wertvollen Passagiere. Die Ruinen sind schnell erreicht, doch die Suche nach dem alten Mann hat damit nicht aufgehört. Hektisch schaue ich mich um, ziehe Kreise in der Luft, aber ich kann ihn nicht finden. Viele Orks, Trolle und Elben ja! Die Spitzohren glänzen ja wie ein Weihnachtsbaum! Sogar ein Elch rennt da unten rum. Ich kann nicht so lange warten! Fili stirbt. Es soll nicht noch jemand sterben, der für mich da ist. „GANDALF!“ schreie ich aus vollem Leib, als mir der Geduldsfaden reißt. Es zeigt auch wirklich Wirkung! Die Orks, Menschen und Elben krümmen sich vor Schmerz als wären ihnen ihr Gehör geplatzt und tatsächlich erscheint auf einer für mich gut sichtbaren Fläche eine graue Gestalt. Möglichst vorsichtig fliege ich näher und achte darauf, sehr sanft zu landen. Als ich meine Hände öffne, springt Kili mit seinem Bruder auf dem Arm den letzten Meter hinunter. „Rette ihn!“ Meine Stimme duldet keinen Widerspruch. „Ich werde mein bestes tun.“ Der Zauberer beugt sich über den Verwundeten und beginnt ihn mit magischen Wörtern zu heilen. Langsam fließt das Leben zurück. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Fili wird die Schlacht überleben. Zufrieden erhebe ich mich in die Lüfte. Die Gebrüder Durin sind in guten Händen. Jetzt kann ich mich den Orks zuwenden. Sie sollen alle qualvoll sterben. Ich werde sie alle auslöschen. Diese elenden Maden! Mit meinem Schweif pflüge ich einmal quer durch die feindlichen Linien, während ich Magie sammle. Die Zwerge fangen an sich zurück zu ziehen. Als ich bei der Bergwand, die das Tal eingrenzt, ankomme, wende ich und entlade einen Drachenschrei, der quer durch das ganze Tal geht. Wo ich vorhin noch leicht mit meinem Schweif durchgepflügt bin, ist nun ein Graben. Von dem Turm auf der anderen Seite, wo vorhin noch die Zwerge und Bilbo waren, ist nur noch Schutt und Asche übrig. Der Wasserfall berstet und eine Flut füllt den neugeborenen Graben mit Wasser. Jetzt sind nur noch die Insekten in den Ruinen übrig. Den Rest der Armee vor dem Eingang des Berges wird von den Zwergen erfolgreich erschlagen. Ich kreise nochmal über das Schlachtfeld um sicher zu gehen, dass die Zwerge auch wirklich damit klar kommen. Plötzlich werde ich müde. Scheiße, woher kommt diese Müdigkeit? Ich will schlafen. Einfach schlafen. Auf einmal kommt der Boden auf mich zu. Träge versuche ich mit meinen Flügeln der Erde zu entkommen, doch ich spüre sie nicht mehr. Schmerzhaft pralle ich auf. Ich höre noch wie ein paar Knochen brechen, bevor alles schwarz wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)