Rise of the Guardians von bubblespower (Fire and Ice) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Und das erste, was ich sah, war der Mond. Er schien unnormal hell und groß. Er schien durch ein Loch in der Wand direkt auf mich. Dann spürte ich die Hitze. Alles brannte. Die Decke unter mir, der Boden unter mir. Ich selbst. Doch das Feuer verbrannte mich nicht. Es umgab mich schützend. Ich merkte, dass ich wenige Zentimeter über dem Boden schwebte. War ich tot? Das musste ich wohl sein. Aus der Ferne hörte ich Sirenen, die immer lauter wurden. Feuerwehr, dachte ich. Sie kommen zu spät. Dann brüllten sich einige Männer und Frauen gegenseitig Befehle zu. Ich bahnte mir einen Weg hinaus. Das Feuer tat mir nichts an. Die Haustür stand offen, und ich trat hinaus. Auf den Veranden der Häuser standen viele Nachbarn, entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen oder Mund und Augen wie aus stillem Protest geöffnet. In ihren Augen spiegelten sich die Flammen, die das gesamte Haus verzehrten. Dann fiel mein Blick auf meine Mutter. Sie saß am Boden, die Wangen schwarz vom Ruß. Man sah die Stellen, wo ihre Tränen den Schmutz weg gewaschen hatten. Sie war in eine große, graue Decke eingehüllt, und hielt mit zittrigen Händen ein Glas Wasser in der Hand. Miss Thompson, eine nette alte Dame von neben an, die früher oft auf mich aufgepasst hatte wenn meine Mutter weg war, kam mit einem Tablett voller Kekse und einer Tasse heißem Tee zu meiner Mutter und bot ihn ihr an. Meine Mutter blickte jedoch die ganze Zeit in ihr Glas. Die Feuerwehrleute fingen an, das Wasser zu löschen. Ich kniete mich vor ihr nieder. "Mom?" Hoffnungsvoll hob sie den Blick, ließ ihn dann aber enttäuscht wieder sinken. "Mom? Ich bin doch hier!", sagte ich. Ich hob die Hand um sie zu schütteln, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken – doch meine Hände gingen durch sie hindurch. Ich war ein Geist. Ich war tot. Die Flammen hatten meinen Körper wohl verschlungen, und nun war nur noch mein Geist auf dieser Erde. Meine Mutter hatte ihre einzige Tochter verloren... Erst Dad, jetzt auch mich. Wie viele Rückschläge sollte sie denn noch erleben? Ich wollte ihr sagen, dass ich doch hier war und dass sie nicht alleine war, dass ich ihr helfen und für sie da sein würde... Aber es ging nicht. Ich stand auf, blickte mich um auf der Suche nach irgendjemanden, der mich sehen konnte. Zwischen einigen Büschen neben einem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite meinte ich einen Schatten verschwinden zu sehen. Ich meinte auch ein leises Lachen gehört zu haben. Pitch. Ohne zu zögern sprintete ich zu der Stelle. Von hier konnte ich den Wald sehen. Und einen ziemlich großen Schatten, der kurz wartete eher er hinter Bäumen verschwand. Ich lief ihm nach. Er würde mir Rede und Antwort stehen müssen. Es war dunkel, aber ich kannte den Wald so gut dass ich blind und ohne zu stolpern sicher hier durch gekommen wäre. Pitch würde bestimmt zum See gehen. Oder mich aus den Schatten heraus angreifen. Nach einigen Minuten sah ich zwischen den Bäumen hindurch den See unter dem Mondschein glitzern. Ich verlangsamte mein Tempo, bis ich schließlich langsam am Ufer ankam. Pitch stand wenige Meter von mir entfernt, den Kopf gen Himmel gerichtet. "Wieso hast du das getan, alter Freund? Wolltest du so dringend meinen Plan durchkreuzen?", sagte er. Ich stutzte. Mit wem zum Teufel redete der Typ denn? "Du solltest heute eigentlich sterben", sagte er und drehte sich zu mir um. Seine gelben Augen musterten mich scharf. Im Mondlicht wirkte seine graue Haut beinahe silbern. Er trug eine lange, schwarze Robe, die seinen Körper wie einen einzigen großen Schatten erscheinen ließ. "Sterben?" Ich dachte daran wie meine Hand durch die Schultern meiner Mutter geglitten ist. "Wenn ich nicht tot bin, was bin ich denn dann?", fragte ich ihn. "Dummes Mädchen. Wenn du tot wärst, wärest du nicht mehr auf dieser Welt! Du wärst einfach weg, für immer verschwunden. Du bist aber noch hier. Nach deinem ... heldenhaften Versuch deine Mutter zu retten, hat mein alter Freund wohl gedacht dass deine Zeit noch nicht gekommen ist. Und hat dabei gründlich meine Pläne durchkreuzt, wie ich zugeben muss." "Wieso wolltest du mich umbringen? Was hab ich dir je getan?" "Du interessierst mich nicht im geringsten. Aber Jack interessiert sich durchaus für dich! Es wäre ein harter Schlag für ihn gewesen, wenn du einfach verschwinden würdest." "Und meine Mutter?" "Eine Person mehr oder weniger, wen kümmert das schon?" Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Sie einzusperren hat dich dazu gebracht, länger im Feuer zu bleiben, was zu deinem Tod geführt hätte." Er redete so leichtfertig darüber, Menschen zu töten, bloß um einer Person zu schaden. Was war dieser Pitch für ein Wesen? Wen konnte so etwas kalt lassen? Wut überkam mich wie ich es noch nie zuvor gespürt habe. Mir wurde richtig warm. Ich sah, wie Pitchs Augen sich weiteten und an mir herunter sahen. Ich folgte seinem Blick. Meine Hände standen in Flammen. Ich schrie kurz auf und schüttelte die Hände, aber sie gingen nicht aus. Aber sie taten mir auch nicht weh. Mein Herzschlag beruhigte sich, und schließlich verschwand das Feuer. "Du bist also ein Feuergeist. Wie raffiniert.", sagte er matt. Ein Feuergeist? So, wie Jack ein Wintergeist war? War ich jetzt wie sie? Wie die Hüter? Die Hüter hatten versprochen mich vor Pitch zu beschützen. Hat ja super geklappt, dachte ich bitter. Niemand war da gewesen. Keiner von ihnen. Auch wenn ich nicht tot war, meine Mutter war allein. Das war ihre Schuld. "Fühlst du dich von den Hütern verraten?", fragte Pitch plötzlich. Er beobachtete mich ziemlich genau. Aber es stimmte. Ich presste die Kiefer zusammen und starrte ihn nur an. "Das ist nicht das erste Mal, dass die Hüter versagen. Wenn du Rache willst, schließ dich mir an!" "Rache will ich. Aber nicht an den Hütern. Die haben mein Haus nicht in Flammen gelegt. Denkst du ich bin so blöd, dass ich darauf reinfalle?" Das ließ ihn diesmal stutzen. Ich nutzte das aus. "Wieso bist du so verbittert? Haben die Hüter etwas, was du nicht hast? Den Glauben der Kinder zum Beispiel?", fragte ich ihn. "Das ist doch der einzige Grund, weshalb du so krampfhaft versucht ihnen zu schaden. Und Jack hasst du, weil er auch einmal alleine war, und es nun nicht mehr ist. Aber du bist immer noch allein. Jack hat mir alles erzählt." Ich kehrte ihm den Rücken zu. "Und jetzt lässt du mich in Ruhe!" Mit diesen Worten lief ich weg. Ich wusste nicht wohin ich gehen sollte, aber ich lief immer weiter, Richtung Stadt. Irgendwo dort musste mich doch jemand sehen können. Ich glaubte fest daran. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)