Wicked Games von VelvetBlossom ================================================================================ Kapitel 1: Die Ernte -------------------- Am Tag der Ernte für die 97. Hungerspiele wache ich wie gewohnt erst spät auf. Meine Mutter lässt mich jedes Jahr ein bisschen länger schlafen. Vor allem seit ich 12 geworden bin. Diese Angst, die sie jedes Jahr um mich hat, bringt sie dazu, besonders nett zu mir zu sein. Eine Woche vorher hören auch die Späße meines Vaters abrupt auf. Er schaut fins-ter drein, ist schweigsam und ihm vergeht der Appetit. Wir haben nicht wenig zu essen, aber immer noch nicht viel. Hat in unserem Distrikt aber so oder so keiner. Zumindest nicht mehr, seit wir letztes Jahr die Hungerspiele verloren haben. Kein Sieger heißt keine Geschenke heißt für die meisten Hunger. Ich frage mich jedes Jahr aufs Neue, warum das Kapitol die Ernte auf den Spät-sommer legt. Vermutlich aber, weil die meiste Ernte dann abgeschlossen ist und somit alle vor dem Fernseher sitzen können, um ihren Freunden, Geschwistern oder Kindern beim Sterben zuzusehen. Ich blinzle kurz gegen das grelle Licht, das durch meine Vorhänge dringt und lasse den Blick schweifen. Meine Mutter hat mir eines der hübschen Kleider rausgelegt. Grün. Nicht so grün wie meine Augen, sondern eher ein bisschen dunkler. Ich seufze kurz unmotiviert, schwinge die Beine aber aus dem Bett und tapse zu eben dem Kleidungsstück rüber. Sich hübsch dafür machen, wie ein Lämmchen zur Schlachtbank geführt zu werden. Ironisch. Aber, wo die Hungerspiele eh immer gefeiert werden wie ein großes Er-eignis, wenig verwunderlich. Ich wische mir eine lange Strähne aus den Augen und fange an, mich umzuziehen. Gebadet habe ich erst gestern. Und der uralte Wecker auf meinem Nachtschrank sagt, dass es nur noch zwei Stunden sind, bis erneut zwei unglückliche Kinder aus den Lostrommeln gezogen werden. Die sich hinterher bis aufs Blut bekämpfen und töten müssen, um ihre Lieben wie-derzusehen. Keine sonderlich amüsante Vorstellung. Aber die Spiele sind eh nur für die Leute interessant, die im Kapitol sitzen und sich daran ergötzen können, 12-jährigen beim Sterben zuzusehen. Dafür leben die Sieger bis zu ihrem Tod in Saus und Braus. Haben Geld bis zum abwinken und. Ich brauche nicht lang, um in das Kleid zu schlüpfen und denke kurz daran, dass mein Name sechs Mal in der Kugel ist. Andere mit 17 haben 24 Lose... Oder sogar noch mehr. Also ist für diese Kinder die Chance gezogen zu werden vier Mal so groß... Ich wünsche keinem, den ich kenne den Tod in den Hungerspielen. Glücklicherweise ist mein bester Freund Naruto seit zwei Jahren raus aus dem Spiel. Er hatte das Glück gehabt, am Ende mit 14 Losen dabei zu sein, weil er selber immer nur einen Tesserastein brauchte, für den man sich eintragen kann und ein wenig Nahrung bekommt, seinen Namen aber auch einmal mehr hinein werfen muss, und nicht in die Hungerspiele ziehen zu müssen. Einer seiner Sandkastenfreunde hatte wohl nicht so viel Glück. Der kam aber vor zwei Jahren als Sieger zurück. Lebt seitdem aber im Dorf der Sie-ger und ist ziemlich außen vor. Von den meisten Siegern sieht man nur noch wenig in den Distrikten. Eine Ausnahme ist da wohl Nara Shikamaru. Der ist häufig noch im Ort, plaudert hier und da. Er hat vor drei Jahren gewonnen. Lag wohl aber auch an seinem IQ von über 200... Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich erst merke, dass meine Zeit rum ist, als meine Mutter mich runter ruft. Wer nicht kommt, wird geholt. Ausgenommen nur, wer das Bett nicht verlassen konnte. Sich auf dem Hauptplatz einzufinden ist ebenfalls ironisch. Im Winter wird eben hier der Sieger der 97. Hungerspiele empfangen werden. Und man wird erwarten, dass wir ihn oder sie feiern. Obwohl er lebt, während wahrscheinlich zwei aus unseren Reihen tot sein werden. Ich stehe relativ weit vorne, nächstes Jahr vermutlich ganz vorne. Meine Eltern habe ich aus den Augen verloren. Aber Naruto kann ich erkennen. Er steht unweit des Treppenaufgangs zur Bühne und grinst mich an, ehe er die Daumen hebt. Er wünscht mir Glück... Hoffentlich bringt das was. Ich werde an der Schulter gepackt und wende mich von dem blonden Strahlemann ab, um zu einer weiteren blonden Person zu blicken. Nur diesmal weiblich. Ino. Meine wohl älteste und beste Freundin. Und direkt daneben Hinata. „Wie oft stehst du drin?“, hakt Ino nach und ich seufze kurz. „Sechs mal.“, erwidere ich und die beiden anderen nicken. Also auch nicht öfter. „Fröhliche Hungerspiele, alle miteinander!“, ertönt es dann auch bereits aus den Lautsprechern auf dem Platz und ich hebe den Blick zur Bühne. Vier Personen. Shizune, die Betreuerin der Tribute aus unserem Distrikt. Tsunade Senju, unsere Bürgermeisterin, die gerne mal ein bisschen über den Durst trinkt. Und mir trotzdem beigebracht hat, wie ich Schläge austeile, die Knochen breche und innere Organe zerquetsche. Aber auch, wie ich eben jenes wieder heilen kann. Chakra ist eben eine feine Sache. Und als Mädchen muss man immer vor den Frie-denswächtern auf der Hut sein... Ino hatte das auf die harte Tour gelernt. Außerdem saßen da noch unsere letzten beiden Sieger. Shikamaru, der mehr als gelangweilt herumsaß und abwartete. Und Uchiha Sasuke, Narutos Sandkastenkumpel und der letzte Sieger. Vor Kimima-ro. Er sieht unbeeindruckt aus. Vermutlich hatte er damals bereits gehofft, dass er nicht gezogen werden würde. Wurde er auch nicht. Naruto wurde gezogen. Und er hatte sich freiwillig gemeldet. Dadurch, dass er unverschämt gut aussieht, konnte er die meisten Sponsoren auf seine Seite ziehen, sodass er geradezu mit Geschenken überhäuft wurde. Außerdem bestach er dadurch, dass er einen beängstigend guten Instinkt hatte und ebenso schnell getötet hatte, wie er einen Gegner ausfindig gemacht hatte. Soweit ich mich erinnere, waren das die kürzesten Hungerspiele. Mit nur einer Wo-che. Tsunade tritt vor, nachdem Shizune ihr Platz gemacht hat, und fängt an zu reden. Von der Vergangenheit, den Gründen für die Hungerspiele, die Verantwortung gegenüber dem Kapitol Und so weiter und so fort. So langsam kennt man das ganze Theater auswendig. Die Nervosität in der Gruppe ist deutlich zu spüren. Selbst mein Mund ist trocken. Ich hab nie ein gutes Gefühl bei der Sache, aber dieses Jahr ist es besonders schlimm. „Dann wollen wir doch mal die diesjährigen Tribute bestimmen! Wie immer, Ladies First!“, kommt es dann auch von Shizune, ehe sie zu einer der Glaskugeln geht, demonstrativ darin herumrührt und schließlich einen Zettel her-auszieht. Es wird Ino. Oder Hinata. Alles, nur nicht Hinata! Sie würde vermutlich einfach von der Metallplatte springen in der Hoffnung, dass sie sich einen langsamen und schmerzhaften Tod sparen- „Haruno Sakura!“ Einen Moment lang könnte ich eine Stecknadel fallen hören. Das ist einer von meinen Zetteln. Mein Name steht da drauf. Plötzlich ein Tumult beim Bühnenaufgang. Naruto schimpft lautstark drauf los, dass es nicht fair wäre, dass das alles Unsinn sei. Ich bin noch vollkommen benebelt, als ein bekannter Friedenswächter mich am Arm packt und aus dem Pulk Mädchen zieht. Ich erhasche einen Blick auf meine Eltern, beide fassungslos. Blankes Entsetzen spiegelt sich in ihren Gesichtern. Auch Tsunade schaut vollkommen verblüfft drein. Naruto wird zurückgedrängt, vermutlich in das Rathaus hinein, um ihn da ruhig zu stellen. Ich werde zum Bühnenaufgang geschoben, bekomme einen kurzen Druck in den Rücken und taumele mehr hinauf, als dass ich gehe. Mein Kopf ist vollkommen leer, mir ist schlecht und schwindelig. Schock? Die Gänsehaut auf meinen Armen spräche dafür. Ich trete zu der Dunkelhaarigen, die mir kurz die Hand drückt und strahlt. „Was für eine hübsche Kandidatin wir dieses Jahr haben!“ Kandidatin? Das klang ja, als könne ich dabei was gewinnen! Ich würde aber mit Sicherheit nicht mehr gewinnen als einen Freifahrtschein in einen Häcksler. „Nun zu den Herren.“, ertönt erneut Shizunes Stimme, ehe sie zur zweiten Kugel tritt. So wie ich das sehe, bin ich Uchihas Tribut. Also ist er wohl derjenige, der versuchen darf, mich auf die Arena vorzubereiten. „Inuzuka Kiba! Komm rauf!“, strahlt die Betreuerin – meine Betreuerin – und winkt einen Jungen heran, den ich dunkel im Gedächtnis habe. Auch wenn ich mich nie sonderlich viel mit ihm unterhalten habe. Er ist bestimmt mit Ino oder Hinata befreundet. Wie in Trance drücken wir uns kurz die Hände, ehe wir auch schon in das Rathaus gescheucht werden und da in nebeneinander liegende Räume. Kaum bin ich drin, stürzen meine Eltern hinein und drücken mich an sich. „Das darf nicht wahr sein. Das ist nur ein schlechter Traum und wenn ich aufwache wirst du nicht gezogen und bleibst hier...“, schluchzt erstaunlicherweise mein Vater in mein Ohr und droht mich zu zerquetschen. Mir fehlen die Worte und ich kann nicht anders und steige in die Schluchzer meiner Eltern mit ein. „Du bist ein helles Köpfchen. Du wirst gewinnen, Liebling.“, kommt es von meiner Mutter und ich muss ihr innerlich widersprechen. Ich werde vermutlich noch beim Kampf um das Füllhorn draufgehen. „Du bekommst sicher Sponsoren.“ Die mir aber auch erstmal etwas schicken können müssen. „Die Zeit ist rum!“, kommt eine forsche Stimme und meine Eltern werden flott von mir weggerissen, ehe ich bereits in anderen Armen liege. Ich erkenne den Geruch nach Suppe, Schweiß und Blumenerde sofort und schlinge auch blind die Arme um den Nacken meines besten Freundes. „Kümmre dich um meine Eltern. Und um Ino und Hinata.“, ermahne ich ihn erstickt und er nickt schweigend. Ich merke die Tränen an meinem Hals, während er das Gesicht in meiner Halsbeuge vergräbt. „Hinata liebt dich, also gib ihr eine Chance. Iss immer brav dein Gemüse. Und bade auch ja regelmäßig.“, erinnere ich ihn und spüre erneut sein Nicken. „Du gewinnst das. Teme ist auch zurückgekommen.“, knurrt er kurz und ich seufze. „Er ist größer und schwerer als ich. Wenn ich so massig wäre wie er, würdest du mir nicht den Hals voll heulen.“ „Du bist schlau. Du bist liebenswert. Du kannst austeilen und heilen.“ „Ich kann nicht töten.“ Eine Tatsache. Ich kann keiner Fliege was zu leide tun. „Dann lern es.“ Ich runzele verwirrt die Stirn und will mich von ihm lösen, da wird er bereits von mir weggerissen und hinaus geworfen. Keine zehn Minuten später betrete ich zusammen mit Kiba und den beiden Siegern, sowie Shizune den Zug. Meine Tränen zu verbergen, versuche ich erst gar nicht. Es wäre ja eh sinnlos.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)