Between the Lines von Karo_del_Green (The wonderful world of words) ================================================================================ Kapitel 12: Geschichten aus Tausend und...Ach, Scheherazade für Arme! --------------------------------------------------------------------- Kapitel 12 Geschichten aus Tausend und...Ach, Scheherazade für Arme! Meine Finger gleiten über die scharfen Kanten der metallischen Gürtelschnalle. Erst oben und dann über die nach innen verlaufenden Bögen der Unterseite. Die Flügel der Fledermaus. Ich zeichne sie blind nach und genieße die kalte Glätte. Die Tür fällt endgültig ins Schloss. „Trägst du die, um mich zu ärgern?“, frage ich, spüre seinen Blick auf mir und bin mir ohne hinzusehen sicher, dass er grinst. „Ja.“ „Du bist schrecklich berechenbar…“, knurre ich ihm halbherzig entgegen. „Und du leichter zu durchschauen, als du denkst.“ Ein Schauer der Erregung durchfährt mich mit einem Kitzel der Verärgerung. Er macht mich seltsamerweise noch williger. Kain beugt sich nach vorn. Ich spüre, wie sein warmer Atem gegen meinen Hals trifft. Nur kurz. Nur gehaucht. Ein Funke in meinem Inneren. Er schwelt und glüht. „Ist dir bewusst, dass dein Name zwei Helfershelfer des Batmanuniversums vereint?“ Ich sehe auf, kann nicht verhindern, dass ich für einen Moment dämlich aus der Wäsche gucke. Nichts Seltenes. „Ach wirklich“, kommentiere ich fahrig, starre auf einen unsichtbaren Punkt auf seinen Lippen und dann kurz hinab. Kain drückt mir die Flasche Vanillesoße an die Brust. „Batmans aufmüpfiger, kleiner Helfer meets Jokers verrückte Gespielin…“ Trotz erschreckenden Wahrheitsgehalt sehe ich ihn nur ungläubig entgegen. „Du trägst schon wieder zwei verschiedene Socken. Ich erkenne da Parallelen…“ Und ich verdrehe gelangweilt die Augen, nehme ihm die Flasche aus der Hand und werfe sie auf mein Bett. „Wie wäre es, wenn du einfach den Mun…“ Bevor ich meinen Unwillen über die fadenscheinige Konversation mit weiteren sarkastischen Äußerungen würzen kann, greift seine Hand an meinen Kiefer. Die Spitze seines Daumens tippt gegen meine Unterlippe und so führt er mich ohne Widerstand in die Position, in die er mich haben will. Nur Millimeter trennen uns und wieder ist es dieses erregende Kitzeln, welches mich durchfährt. Meinen Körper schier entflammt. Was macht er nur mit mir? Warum reagiere ich so sehr auf ihn? Ich verstehe es nicht und ich schaffe es nicht, lange darüber nachzudenken. Ich bin einfach nur ausgehungert. Schlicht weg geil. Mehr nicht. Meine selbstleugnerische Fähigkeit brilliert im Kampf gegen die hormondominierenden Impulse in meinem Inneren. Für etwa 10 Sekunden, dann übermannt mich das pochende Kribbeln noch heftiger. Kains Lippen treffen meinen Kiefer. Ein Kuss. Kurz. Prickelnd. Dann spüre ich nur noch den Hauch seiner Nähe, als die Lippen über die prägnante Linie meines Kiefers gleiten. Sie kommen meinem Hals immer näher. Der Moment, der verweilt bis sich sein Mund wieder gegen die pulsierende Haut meines Körpers drückt, scheint endlos. Die Aufregung durchzuckt mich mit spannungsgeladenen Wellen und macht den Augenblick nur noch intensiver. Noch immer hält er mein Gesicht in Position, sodass ich ihm kaum Widerstand bieten kann, als sich seine Lippen über die empfindliche linke Seite meines Halses nippen. Jede Berührung ist nur ein Hauch, der extreme Reaktionen in mir reizt. Die Gänsehaut, die meine Glieder ummantelt, ist mehr als eine einfache Piloarreaktion. Sie geht mir durch Mark und Bein. Warum lasse ich zu, dass er mir derartig nah kommt? Er spielt nur mit mir. Ich verstehe mich selbst nicht. Unwillkürlich zieht sich meine Schulter nach oben. Ich sorge so dafür, dass sich Kain zurückziehen muss. Obwohl ich glaube, mich unter Kontrolle zu haben, keuche ich leise auf, als die Nachhut seiner Berührungen meinen Leib durchrollt. Meine Reaktion bleibt ihm nicht verborgen. Die Hand an meinem Kiefer gleitet in meinen Nacken. Ein kurzes Durchfahren meiner Haare und dann zieht er mich in einen Kuss. Die Erinnerung von süßem Feuer trifft auf den Geschmack von Salz und Hopfen. Ein enttäuschtes Gefühl. Ein Vermissen, aber es währt nicht lange. Die intensive Berührung sorgt dafür, dass sich mein Kopf fast sofort abschaltet und selig gen Delirium schwebt. Kains Hände. Ich spüre ihre Wärme, die sich durch den Stoff meiner Kleidung direkt auf meine Haut legt. Ich giere danach, sie deutlicher fühlen. Statt den Kuss erneut aufzunehmen, zwinge ich ihn, sein Shirt auszuziehen und seinen trainierten Körper preis zu geben. Ich sehe dabei zu, wie sich die Muskeln seines Bauches beim Atmen bewegen, während Kain sein Oberteil zur Seite wirft. Kontraktionen. Musculus rectus abdominis. Er spannt ihn an. Kains Bauch zeigt Ansätze für einen Eightpack. Nicht jeder Mensch ist mit einer solchen Aufteilung dieses prägnanten Muskels gesegnet. „Anfassen erlaubt…“, raunt er mir entgegen, reißt mich aus den Gedanken. Seine Stimme hat genau denselben neckischen Ton, den er auch in der Bibliothek hatte. Er greift meine Hand und legt sie auf seinem Bauch ab. Das Gefühl seiner festen Muskeln ist berauschend und das würde ich nicht mal unter schwerster Folter zugeben. Ich folge meinen Berührungen mit den Augen, sehe, wie sich die straffe, weiche Haut unter meinem Fingern in fein geperlte verwandelt. Er reagiert auf das zarte Ertasten und in mir prickelt neben der stetig heftiger werdenden Erregung der Wunsch, es aufzuschreiben. Die Empfindungen und die Worte in meinem Kopf zu archivieren. Kain beugt sich zu mir. Er küsst mich und zieht damit meine Aufmerksamkeit zurück in die Realität. Ich greife nach der Schnalle seines Gürtels, sorge dafür, dass sich unsere Becken dichter aneinanderdrücken und wir den Kuss keuchend lösen. Auch mein Oberteil folgt und nun spüre ich den warmen Körper auf direkter Haut. Seine leicht rauen Hände streichen über meine Brust, kitzeln über erhärtete Brustwarzen und gleiten dann zu beiden Seiten meinen Hals hinauf. Ich merke den Zug, der mich in einen weiteren Kuss ziehen soll, doch statt darauf einzugehen, öffne ich mit gekonnten Griffen seine Hose. Erst den Gürtel, dann den Knopf. „Fick mich“, fordere ich ihn auf, sehe mit berauschender Zufriedenheit, wie sich Kains Pupillen leicht weiten. Keine Spielereien. Kein weichgespültes Begrabbeln. Nur Befriedigung. „Kein Vorspiel?“ Ich bestätige ohne aufzusehen, ziehe den Reißverschluss seiner Hose runter und lasse meine Hand hinein gleiten. Das verlangende Kitzeln auf meinen Lippen straft mich Lügen. Auch das werde ich nicht zugeben. Niemals. „Wozu?“ Mehr eine rhetorische Frage, denn keiner von uns beiden kann leugnen, dass weiteres Anheizen notwendig ist. Meine Finger tasten sich tiefer und schon treffe ich auf seine Härte, spüre die ausgeprägte Hitze an meinen Fingerkuppen. „Zu Schade…“, gibt Kain von sich, neigt zu mir und bricht den erneuten Versuch, mich zu küssen, wenige Millimeter vor mir ab. Mein Herz macht einen Satz und meine Unterlippe erfasst ein feines Zittern. Er sieht es genau. Ich drücke ihn den letzten Schritt dichter an das Nachtlager meines Mitbewohners. Ich gleite noch etwas tiefer in seine Hose hinein, reibe mit nur zwei Fingern über das heiße Fleisch. Kain keucht, neigt sich mir entgegen und ich spüre seinen Atem, der meine Schulter trifft. Dann seine Lippen. Er küsst sich über mein linkes Schlüsselbein, während ich beginne, ihn intensiver zu reiben. Genießerisch beugt er sich meiner Hand entgegen. Die Gänsehaut auf meinem Körper wird immer ausgeprägter und der Druck in meiner Lendengegend deutlicher. Ich will ihn spüren. Jetzt. Ich ziehe meine Hand aus seiner Hose, kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als der Schwarzhaarige gekünstelt aufstöhnt. Ein leichter Stoß und er lässt sich auf Jeffs Bett fallen. Nun greift Kain nach meiner Hosenöffnung. Der Knopf ist kein Widerstand und mit nur zwei Handgriffen streicht er mir die Jeans über die schlanke Hüfte. Sein Blick haftet sich auf meine deutliche Erregung und ich frage mich, was in diesem Moment in seinem Kopf vorgeht. Was es in ihm auslöst? Ist es dasselbe prickelnde Verlangen, welches auch in meinem Körper entsteht? Ich kann nicht abstreiten, dass mich Kains nackter, gut trainierter Körper extrem anmacht. Warum auch immer. Selbst der jetzige Anblick erregt mich. Kains geöffnete Hose offenbart den Blick auf seine Körpermitte. Seine Härte drückt sich deutlich unter den dunklen Stoff seiner Shorts hervor. Befriedigung verheißend. Bittend. Kain zupft meine Shorts am Hosenbein etwas runter. Der Stoff strafft sich über die Spitze meiner Erregung. „Meinst du, Jeff fällt auf, dass wir ihm schon wieder Kondome klauen?“ Während er das sagt, streichen seine Hände meine Seite entlang. Sein Daumen fährt über meine sanft hervortretenden Bauchmuskeln. Ich beuge mich zu dem kleinen Schränkchen, knipse das Licht an und nehme zur Kenntnis, dass kein einziger Gummi darin ist. Die Black Velvet sind noch immer in Jeffs Rucksack. Ich ziehe nur die Tube Gleitmittel hervor und schließe das Schränkchen. Ein Hoch auf die Unvernunft. Ich gebe Kain keine Chance weiter darüber nachzudenken. Meine Shorts landet neben dem Schreibtisch. Kains neben Ben. Die Hitze seines warmen Körpers berauscht mich sofort, als ich mich auf seinem Schoss niederlasse. Seine Lippen erkunden mich mit ungebremster Neugier, während seine wissenden Finger die richtigen Punkte in mir drücken. Seine Behutsamkeit erstaunt mich aufs Neue. Immer wieder merke ich seine Finger, die den Punkt unsere Vereinigung ertasten. Ich lehne mich zurück, beginne mein Becken schneller zu bewegen und spüre, wie er noch tiefer in mich eindringt. Kain neigt sich mir entgegen, schlingt seinen rechten Arm um meine Hüfte und legt seine Lippen gegen meine Brust. Ich keuche erregt auf. Ich öffne meine Augen, sehe dabei zu, wie sich Kains Lippen um meine linke Brustwarze schließen. Sie wird augenblicklich härter, hebt sich deutlich und gierig hervor. Er wechselt auf die andere Seite. Dasselbe Spiel. Ich lasse mein Becken gierig kreisen. Ich will mehr. Ich will ihn noch tiefer spüren. „Schneller…“, keuche ich ihm entgegen, verlange die Härte süßer Befriedigung. Kains Blick wandert nach oben. Das glänzende Braun erfasst mich und lässt mich innerlich erbeben. So viel Erregung. So viel Verlangen. Neckend leckt er sich über die Lippen, lehnt sich an die Wand zurück und zieht mich an der Hüfte höher. Auch bei unserem ersten Mal hat er diese Position gewählt. Er beginnt kräftig nach oben zu stoßen. Die Reibung. Die Hitze. Ich stöhne erregt auf, genieße das intensive Gefühl, ihn tief zu spüren. Ich lechze danach. Die wohlige Härte flacht ab, wird zu langen, kontrollierten Stößen. Meine Finger ertasten den rasenden Puls des anderen Mannes und ich lasse mich unwillkürlich wieder in seinem Schoss nieder. Seine Lippen treffen meinen Hals, streicheln sich genauso, wie seine Hände unentwegt über meinen bebenden Leib. Die Bewegung seines Beckens stoppt nicht, sondern setzt sich langsam und gleichmäßig fort. Ich merke ihn umso tiefer. Ein weiterer Kuss, der diesmal mein Schlüsselbein trifft. Nur kurz, dann wechselt er wieder zu meinen harten Brustwarzen. Erst die Linke. Ein Saugen. Ein Knabbern, gefolgt von neckischen Lecken. Die Rechte. Das ekstatische Stöhnen perlt bereits von meinen Lippen, noch bevor er sein Spiel fortsetzen kann. Seine feuchten Lippen treffen meine Brust, küssen sich über mein Sternum. Der gleichmäßige, fast langsame Rhythmus seiner Stöße macht mich fast wahnsinnig. Ein leises Murren perlt von meinen Lippen. Kain packt mich, lässt mich rücklings aufs Bett fallen. Die Hitze erfasst mich wellenartig, während er mich ausgiebig und im selben Takt seiner Stöße zu befriedigen beginnt. Ich komme heiß in seiner Hand, als er sich mit einem intensiven Biss meiner linken Brustwarze widmet. Kain stoppt, pumpt mich etwas nach und sorgt dafür, dass sich mein Körper zuckend dem Orgasmus hingibt. Erst, als ich mich wieder etwas gefangen habe, beginnt er, weiter zu zustoßen. Die Härte seiner plötzlichen Stöße ist irritierend und im selben Augenblick unglaublich befriedigend. Während er vier letzte, kräftige Stöße gegen meinen selbst noch empfindlichen Leib setzt, stöhnt er tief und befriedigt. Ich spüre die Hitze seines Körpers, genieße für einen kurzen Moment das zufriedene Gefühl, welches sich in mir ausbreitet. Kains Lider bleiben geschlossen, während er sich zurückzieht. Unbewusst fasse ich mir gegen den feuchten Bauch, verziehe das Gesicht und stelle abschirmend mein Bein auf. Kain sieht mir dabei zu, bedenkt mich mit einem seltsamen Blick und lässt es unkommentiert. Wenigstens etwas. Ich sehe mich nach einer Möglichkeit, um das Zeug von mir runter zu bekommen. Mein Herzschlag beschleunigt sich, als sich der größere Körper des anderen Mannes über mich beugt und nach der Packung Taschentücher auf Jeffs Nachtschrank greift. Mein Blick haftet sich an den straffen, trainierten Bauch, der direkt über mir schwebt. Und bevor ich es begreife, lasse ich meine Finger über die fein definierte Modulationen streichen. Der Schwarzhaarige zuckt, bewegt sich aber nicht. Ich merke, wie sich seine Muskeln anspannen. Die leichte Bewegung unter fester, glatter Haut. Genauso wie beim letzten Mal spüre ich, wie sich mein Körper erneut regt und die Erregung noch heftiger zurückkommt. Meine Fingerbeeren gleiten über feste, weiche Haut. Seine rechte Seite entlang. Ich folge den unsichtbaren Spuren meiner Hände mit den Augen. Nehme jede noch so winzige Sonderheit in mich auf. Eine kleine Narbe über seinem fünften, rechten Rippenbogen und ein winziger Leberfleck, der keck unterhalb seines linken Musculus pectorialis major liegt. Ich sehe seine Brust entlang, über die dunkler gefärbte Haut seiner Brustwarze. In meinem Kopf formulieren sich die Fantasien über das Gefühl, genau diese Stelle mit meinen Fingerspitzen zu reizen. Feine Kreise ziehend. Entdeckend. Erlebend. Dabei zu spüren, wie sich die Haut direkt unter meinen Fingern erhärtet. Die Hitze zu spüren und wie sie in mich eindringt. Schicht für Schicht. Mein Körper reagiert auf die Worte, die sich in meinem Kopf bilden und meine ganz eigene Vorstellung kreieren. Das intensive Erfühlen macht es nur noch erregender. Ich habe noch nicht genug. Mein ausgehungerter Körper zeigt es deutlich. Kain rührt sich, rutscht etwas tiefer und somit mein Blick höher. Er trifft auf die feinen Schriftzeichen, die sich über die Innenseite seines rechten Oberarms ziehen. Ein lateinischer Schriftzug. Ich schaffe es nicht, ihn vollständig zu lesen, denn Kain richtet sich auf, lässt sich kniend zwischen meinen Beinen nieder. Er greift nach meinem aufgestellten Fußknöchel und zieht mich ein ganzes Stück an sich heran, dichter an seinen Schoss. Meine Erregung ist nun offensichtlich. Er wandert mit seinen Fingern über mein Schienbein und streichelt sich dann die innen Seite meines Schenkels entlang. An der Hüfte machen seine Hände halt. „Zweite Runde?“, fragt er mit einem eindeutigen Blick auf meine Körpermitte. Ich kann deutlich sehen, dass er ebenso wie ich an meine böswillige Behauptung denkt. Es wurmt ihn und das bereitet mir ein freudiges Kitzeln der Genugtuung. Ich gebe ihm keine Antwort und er will auch keine, denn mit Beendigung seiner Frage, greifen seine Hände mein Becken fester und er zieht es hoch. Mein Hintern hebt sich vom Bett ab und tippt gegen seine Oberschenkel. Obwohl ich das Gefühl habe, noch genügend Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen zu spüren, greift er nach der Gleitcreme. Das kühle Gel lässt mich erschaudern. „Hast du ein Glück, dass ich so ein vitaler Kerl bin…“, säuselt er mir entgegen. „Halt einfach den Mund...“, erwidere ich flapsig, spüre als Beschwichtigung, wie seine Hand meinen Bauch entlang streicht. Meine eigenen weniger definierten, aber dennoch festen Muskeln ertastet. Die Spuren des ersten Aktes vermengen sich mit dem feuchtglänzenden Gel. Er streicht wieder runter, nimmt einen Umweg über meine pochende Erregung. Das feine Kreisen lässt mich genüsslich Stöhnen. Dann spüre ich, wie seine Finger erneut in mich eindringen. So tief. Ich keuche laut, bäume mich auf. Sein Blick ist derartig intensiv, dass er mir Gänsehaut beschert, die sich deutlich über meinen gesamten Körper ausbreitet. Verräterisch. Es beschämt mich mehr, als ich es für möglich gehalten hätte. „Lass das!“ Kain zieht seine Hand zurück. „Was soll ich lassen?“ Das feine Grinsen, welches sich auf seine Lippen legt, ist ebenso neckisch wie sein gelbenetzten Finger, der meine Erregung entlang streicht. Er tippt gegen meine Eichel, lässt seine Fingerkuppe kreisend wandern und verursacht mir ein tiefes Stöhnen, welches unwillig über meine Lippen fließt. „Du genießt und dank deiner überaus beschreibenden Zeilen weiß ich, dass die Ästhetik für dich nicht allein für die weiblichen Rundungen reserviert ist. Außerdem, so wie du gerade vor mir liegst, verspüre ich nichts mehr als das Verlangen deinen Körper ausgiebig zu kosten...So würdest du es doch sicher schreiben, oder?" Er hat Recht, denn wieder ist es eine Passage aus dem Text. Während seines Monologs beginnt er langsam in mich einzudringen und gemächlich zu stoßen. Entzieht sich mir bis auf die Spitze seiner Erregung, um ebenso bedacht wieder in mich zu gleiten. Ich ziehe bei jedem Mal die Luft ein, stöhne, sobald er wieder tief in mir ist. Dann entfernt er sich vollends. Ich spüre seine Hand, wie sie über meinen Oberschenkel streichelt. Weiter zu meinem Becken und über meinen Bauch. Ich spüre seine Härte. Sie streicht über den Punkt unserer vorigen Vereinigung. Nippend. Bettelnd. Ich habe ihm nichts entgegen zu setzen, außer willigem Fleisch und das weiß er. Langsam, fast vorsichtig schiebt er sich in mich. Beobachtet jeden verschwindenden Zentimeter seiner Erregung. Es gefällt ihm. Ich kann es deutlich sehen. Tiefer, immer tiefer. Das Gefühl ist berauschend. Kain beugt sich zu mir runter. Seine Lippen berühren meine, doch bevor ich mich abwenden kann, merke ich seine Zähne, die spielerisch meine Unterlippe umfassen. Prickelnder Schmerz. „Sag mir, warum ich manchmal das Gefühl habe, dass du meinen Körper mit deinen Blicken verschlingst." Erwischt. Ich kann ihm nicht darauf antworten und will es auch nicht. Ein weiterer Biss. Diesmal an meinem Hals. Nur so stark, dass garantiert kein Mal zurückbleibt. Ich wehre mich trotzdem und der Schwarzhaarige greift nach meiner Hand, drückt sie neben meinem Kopf ins Kissen. „Du bist doch selbst kein Kostverächter.“ Seine feuchten Lippen drücken sich gegen meinen Kiefer. Ich neige meinen Kopf zurück und Kain leckt sich meinen Hals hinab, bevor er sich aufrichtet und mich hart und intensiv nimmt. Ich komme wieder vor ihm, genieße die einnehmenden Stöße, mit denen er mich in Besitz nimmt und bin mir sicher, dass ich noch immer nicht genug habe. Kain lehnt sich schweratmend gegen die Wand. Seine Brust hebt und senkt sich in einem Tempo, das darauf schließen lässt, dass das Ganze ziemlich anstrengend gewesen ist. Ich richte mich auf, werfe einen Blick zu meinem Bett. „Kein Vorspiel und kein Nachspiel!“ Diese Aussage soll mich reizen. Sie schafft es. „Wer sagt, dass wir schon beim Nachspiel angekommen sind?“, kontere ich und bezwecke einzig und allein damit den Schwarzhaarigen zu ärgern. „Was bist du? Ein Sexflummi…“, keucht er mir entgegen, als ich mich auf seinen Schoss niederlasse und deutlich klar mache, dass ich noch eine Runde nachlegen kann. „Den Mund doch zu voll genommen?“, frage ich neckisch, sehe das Blitzen in den warmen braunen Augen des anderen Mannes. „Na warte...“ Kain packt mich im Nacken und zieht mich in einen festen, intensiven Kuss. Herbe Süße erfasst mich, lässt mich für einen Moment Widerstand leisten. Doch dann reißt sie mich davon. Ich erwidere die wohlschmeckende Verlockung und spüre, wie er mich mit jeder weiteren Berührung unserer Lippen mehr und mehr gefangen nimmt. Genau das, was ich verhindern wollte. Seine Lippen sind gierig. Sie kosten und erleben. Mein Puls geht auf Anschlag, als sich Kains warme Hand um meine Erregung schließt. Die Hitze dringt in mich ein, lässt mich wohlig auf keuchen, während sich der Schwarzhaarige an meiner Unterlippe gütlich tut. Sanftes Saugen. Genüssliches Knabbern. Die berauschende Wonne, die über mich hereinbricht, ist unglaublich gefährlich. Es ist deutlich zu spüren, wie sehr er diese Form des Körperkontakts mag und wie sehr ihm das im vergangenen Teil unseres Geschlechtsaktes gefehlt hat. Meine Zungenspitze gleitet neckend über die empfindliche Mitte seiner Oberlippe. Ein stilles Einvernehmen für ihn, noch mehr zu verlangen. Die Hand in meinem Nacken drückt mich wieder tiefer, während die andere genüsslich die Spitze meiner Erregung umschmeichelt. Die feuchte Reibung ist wie hauchzartes Betteln. Ich habe nur noch das Bedürfnis, nach mehr zu schreien. Kains leidenschaftliche Küsse dampfen mein Stöhnen und intensivieren das herausragende Gefühl seiner wissenden Finger. Dosierte Reibung an genau den richtigen Stellen. Der zunehmende Druck, wenn er zu meiner Eichel gleitet. Er kostet es vollkommen aus, dominiert mich. Ich nehme es willig hin. Er beginnt mich stärker zu pumpen, sorgt dafür, dass ich mich kaum mehr auf die Küsse konzentrieren kann. Nutzt sein Wissen, um mich an den Rand des Höhepunkts zu treiben und um mich kurz davor in einen alles einnehmenden Kuss zu ziehen. Wieder und wieder. Ich bin ihm vollkommen ausgeliefert und ich genieße es. Bis er mich endlich über die Klippe springen lässt. Ich komme heiß in seine Hand. Keuchend kippt mein Oberkörper etwas nach vorn. Kains Hand verschwindet. Ich lasse meine Augen geschlossen, so lange ich noch nach einem geregelten Puls suche. „Du siehst befriedigt aus.“ Nur mit einem Auge blicke ich ihm entgegen. Kain grinst, beißt sich dann auf die Unterlippe und lässt seine Augenbraue leicht nach oben zucken. „Für den Moment...“, sage ich, beuge mich weiter nach vorn zu seinem Ohr. Meine Lippen berühren die Helix. Ich lecke federleicht über die warme Haut. „Du schuldest mir trotzdem einen richtigen Fick“, raune ich ihm entgegen und spüre mit Genugtuung, wie sich seine Schultern straffen. Dann sehe ich ihn an. Das intensive Braun seiner Augen glänzt. „Dafür, dass du dich vorher so vehement geweigert hast, sind das große Töne“, kommentiert der Schwarzhaarige meine ungewohnte Koketterie. Seine Hand streicht über meinen Oberschenkel. Kain lässt dabei seinen Daumen über meinen Innenschenkel gleiten. Ein Kitzeln und ein Zucken durchfahren mich. „Kriegst du Angst?“, frage ich provozierend, weiche seinem Blick nicht aus. Ich bin in vielerlei Hinsicht nicht leicht zu handhaben, das sollte er langsam wissen. Er packt mich hart im Nacken, zieht mich runter, sodass meine Mund nur wenige Millimeter vor seinem stoppt. Mein Herz macht einen Satz und prallt dann wieder heftig gegen meinen Brustkorb. „Du?“, fragt er leise. Selbst die Vene an meinem Hals spüre ich deutlich. Sie pulsiert gegen Kains Handballen. Verräterisch. Wahrheitsrufend. Der Kuss, der folgt, ist liebevoll. Zärtlich. Er wirft mich aus der Bahn und das rebellische Gefühl verpufft. Kain entlässt mich aus seinem Griff und schließt die Augen, während er sich zurücklehnt. Seine Hand streichelt sich von meiner Schulter zu meiner Hüfte, bleibt über meinem linken Beckenknochen liegen. Trotz meiner eigenen Wärme ist es die eindringliche Hitze, die von ihm ausgeht und mich selig in die absolute Befriedigung wiegt. Ich löse mich aus meiner Starre und mache als Erstes die Nachttischlampe aus. Erst im Dunkeln wechsele ich zu meiner eigenen Zimmerhälfte. Ein leises Murren folgt mir. „Das ist irgendwie demütigend...“, meckert Kain in die Dunkelheit hinein und ich lasse mich grinsend auf mein Bett fallen, lande auf der Flasche Vanillesoße und stelle sie zur Seite. Ich ziehe meine Schlafklamotten unter dem Kissen hervor und entferne mir mit einem Taschentuch die verräterische Feuchtigkeit vom Körper. „Benutzt und weggeworfen...“, ergänzt er. Wie theatralisch. „Sei froh, dass ich dich nicht rauswerfe...“ „Du und welche Armee?“ Kain kichert verschwörerisch und lässt sich dann zur Seite fallen. Erst als sich meine Augen richtig an die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich, dass Kain mit der Front zu mir auf der Seite liegt. Ich erkenne nicht, ob seine Augen noch geöffnet sind, doch ich bezweifele es. Die letzten Male ist er auch so gut wie sofort eingeschlafen. Ich bleibe ruhig stehen und sehe zu dem anderen Mann. Ein erneutes Rufen in meinem Inneren. Es verlangt nach einer sinnvollen Begründung für mein Verhalten. Ich habe keine. Außer, dass ich schlecht Nähe zu lassen kann, aber auch das würde ich niemals offen aussprechen. „Erzählst du mir noch von deinem Vortrag?“ Ich zucke zusammen, als Kains verschlafene Stimme nuschelnd durch den Raum dringt. „Wozu?“, frage ich ausweichend und will gar keine Antwort. „Komm schon, du weißt, dass ich die Hälfte der Fachschaft beim Vornamen kenne…“ Schon wieder eine dieser leeren Drohungen. „Schön für dich…“, gebe ich genervt von mir. Dann soll er die halbe Fachschaft doch danach fragen und mich in Frieden lassen. „Warum bist du nur so stur?“, kommt es undeutlich vom anderen Bett. Kain brabbelt die Frage unwirsch ins Kissen. „Tu was du nicht lassen kannst…“ Damit ist für mich das Gespräch beendet. Ich seufze und ziehe mir das langärmelige Shirt über den Kopf. Zu meinem Leidwesen finde ich den rechten Ärmel nicht. Bitte erschießt mich doch endlich. Ich kämpfe einen fast aussichtslosen Kampf, der meine geistesgewärtige Lichtausschalt-Aktion nur noch mehr rechtfertigt, brumme unverständliche Flüche und lasse mich ermattet ins Bett fallen. Kain schweigt. Himmel, das Anziehen hat mich gerade mehr Energie gekostet als der Sex. Trotz alledem brauche ich eine ganze Weile, bis ich wirklich eingeschlafen bin. Der Pudding in meinem Traum beginnt plötzlich zu klingeln. Ich erwache auf dem Rücken liegend und weiß nach dem ersten Zucken des kleinen Zehs, dass das ganz schlecht war. Das Dudeln hört auch nicht auf. Blind taste ich nach dem nervenden Gerät und stoße auf nichts als warme Luft. Nach kurzem Abwägen meiner Chancen, das Ganze durch pure Willenskraft zu beenden, schätze ich ein, dass ich nicht mal eine Kerze mit bloßen Gedanken ausbekäme. Ich taste nach dem nervigen Gerät, blitze mit nur einem Auge nach dem angezeigten Störenfried. Das Wecktrauma meiner Jugend. Ich gehe ran und bekomme im ersten Moment nur ein Brummen zur Stande. „Guten Morgen mein Schatz, du klingst aber nicht sehr munter.“ Meine Mutter hingegen klingt schrecklich wach. Ich schiele zu dem Wecker, der auf meinem Nachttisch steht. Es ist halb 8. Mit dem gleichen Blick sehe ich noch zum Nachbarbett. Es ist leer. Ich blinzele zweimal. Es bleibt leer. „Wir hatten eine Abmachung…erinnerst du dich? Vor 10 Uhr keinen Terror“, kommentiere ich den fröhlichen Morgengruß meiner Mama. Das leere, gemachte Bett irritiert mich. „Ja, die Vereinbarung gilt meiner Erinnerung nach nur, wenn du unter unserem heimeligen Dach nächtigst.“ Immer diese Korinthenkacker. Ich brumme ein weiteres Mal und richte mich etwas auf. „Wie geht es dir?“, fragt sie weiter, nachdem ich noch immer nur Laute von mir gebe, die wie die eines depressiven Braunbäres klingen. „Ich atme, esse und unterliege dem Verfall…also ganz gut.“ Ich höre das erwartete Seufzen und bin mir ziemlich sicher, dass sie in der Küche sitzt und zweifelnd den Kopf schüttelt. Ja, was ist mit mir schief gelaufen? Das fand ich schon witzig, als ich noch zu Hause gewohnt habe. Bei Anwesenheit würde sie mich jetzt in den Arm nehmen und mir kopfschüttelnd einen Kuss gegen die Schläfe drücken. Für einen Moment sehne ich mich danach. „Okay, weswegen rufst du an? Ich habe Lena schon mitgeteilt, dass ich in der zweiten Juliwoche mit Jeff aufschlage.“ Sie weiß, dass ich lebe und dass ich dieses Jahr noch nach Hause komme. Damit ist meines Erachtens die familiäre Meldepflicht erfüllt. Ich streiche mir die Haare zurück, sehe zu Jeffs Bett. Wo ist Kain? „Abgesehen davon, dass das sehr unkonkret ist, habe ich ein anderes Anliegen. Eine Bitte.“ „Ich begleite Lena nicht zu dem Konzert…Nicht mal mit Ohrenschützer.“ Und Anti-Fangirl-Spray aus reichlich Butansäure. Ach, ich stehe einfach auf diese knuddeligen Carboxylgruppen. „Welches Konzert?“ „Konzert?“ Oh je. „Worum wolltest du mich bitten?“, setze ich sofort nach. Ich bin zwar ein ziemlich ignoranter Bruder, aber meine Schwester absichtlich in die Miesere bringen, dafür habe selbst ich zu viel Gewissen. Ich befürchte nur, dass ich der Bitte jetzt auf jeden Fall nachkommen muss. Was kann ich auch immer meine Klappe nicht halten. Meine Mutter zögert immer noch mit einer Antwort. Ich höre schon jetzt Lenas aufgebrachte Motzstimme, mit der sie mich am Telefon zur Schnecke macht. Das wird ein Spaß. Ich ziehe mir für einen Moment die Decke ins Gesicht und schreie geräuschlos. „Ich möchte gern, dass du im August nochmal nach Hause kommst.“ In meinem Magen bildet sich ein Stein. Sie muss nicht mal ein Datum erwähnen, denn ich weiß sofort, warum sie mich darum bittet. René. Ebenso schnell wie das Verstehen bildet sich in mir der Widerstand. „Ich kann nicht…“ Ich schaffe nicht meine Begründung auszuführen, da unterbricht mich meine Mutter bereits. „Bitte, versuche es…“ Seit ich mit der Schule fertig bin, habe ich es geschafft, diesem Termin im August aus dem Weg zugehen und ich habe nicht vor, es zu ändern. „Mama, ich muss los…“ Mit der Verabschiedung kommt ein letzter Versuch mir ins Gewissen zu reden. Auch, wenn ich ihn scheinbar ungerührt abblocke, trifft er mich. So wie jedes Mal. Nach dem Auflegen lasse ich mich noch mal ins Bett fallen. Ich rolle mich schwerfällig auf den Bauch und drücke mein Gesicht ins Kissen. Ich schreie ein weiteres Mal. Diesmal geräuschvoll. Danach setze ich mich auf. Mein Becken fühlt sich seltsam schwer an und auch als ich aufstehe, wird es nicht besser. Der Versuch, mich durch Strecken in Form zubekommen, misslingt sträflich. Genauso wie die Anstrengung, danach wieder gerade zu stehen. Ich krieche mehr als wirklich zu gehen, krame mir aus dem Kleiderschrank eine bequeme Jacke und lasse mich dann schon wieder auf meinen Schreibtischstuhl nieder. Meine Hose liegt mitten im Raum und scheint unerreichbar. Zum Schreiben braucht man keine Hose. Ich drehe mich von dem bösen Kleidungsstück weg und stocke. Auf meinem Schreibtisch liegen die sechs Karten. Die Nummer Sechs zuoberst. Kains Worte gehen mir durch den Kopf. Ich bekomme unwillkürlich eine Gänsehaut und frage mich sofort, was er sich vorstellt, interessantes über mich erfahren zu können. Ich brauche eine Zigarette. Ich starte einen neuen gelingenden Versuch, an meine Hose zu kommen, greife mir meine Jacke samt Zigaretten und weiche auf dem Weg nach draußen geschickt Micha aus, dem deutlich anzusehen ist, dass er heute schlechte Laune hat. Sein linkes Augenlid beginnt bereits zu zucken und sein Zeigefinger verharrt in einer für ihn typischen Pass-bloß-auf-Position. Er ist sichtbar gereizt. Ich gehöre zu der Sorte, die das dann noch verstärkt. Nicht mal bewusst. Heute lasse ich es lieber nicht darauf ankommen. Außerdem hänge ich zu sehr an meinen Vergünstigungen, um dem bösartigen Kitzeln in meinen Fingerspitzen nachzukommen. Ich höre ihn laut schimpfen, während ich aus der Tür trete und meinen ersten Glimmstängel fast im Foyer anzünde. Nach zwei Zigaretten spüre ich, wie sich mein leerer Magen meldet und verschwinde wieder nach oben. Ein kurzes Intermezzo im Waschraum, samt schamerfüllten Ignorieren meines Spiegelbilds. Aufgefrischt oder eher für die Außenwelt tragbar, setze ich mich an meinen Computer, da ich bis zu meinem ersten Seminar noch etwas Zeit habe. Mein Blick richtet sich sofort auf die beschriebenen Karten, die noch immer wie von Kain abgelegt neben meiner Tastatur darauf warten, dass ich eine Entscheidung treffe. Ich trau dem Braten nicht, schreit es in meinem Inneren. Kain wird nie im Leben einfach stillschweigen und mich in Ruhe lassen, wenn wir uns wegen irgendwas in die Haare bekommen und ich die Reißleine ziehe. Dafür ist sein Hang alles zu Brei zureden zu stark ausgeprägt. Wenig Batmanlike. Eher Scheherazade meets Tony Stark. Dass er den Märchenonkel machen kann, hat er mir schon tatkräftig bewiesen. Ich ziehe mein Handy ran, öffne Sharis Nachricht, um mir das Thema ihres letzten Kurses ins Gedächtnis zu rufen. Die SMS lässt mich auch beim wiederholten Lesen schmunzeln. Das Mädchen ist purer Zucker. Nichts für einen diabetesgefährdeten Griesgram wie mich. Ich öffne ein neues Dokument. Fluor, Jod, Chlor und…Blockade. Auch nach fünfminütigen Grübeln will mir das fehlende Halogen nicht einfallen. Der Sex hat mir das Gehirn weichgekocht. Andere kriegen einen harten Schlag auf den Kopf um zu vergessen und bei mir reicht rhythmische Bettgymnastik. Wenn das nicht einen Applaus wert ist. Ich mache mich trotz zeternder innerer Stimme daran, das Arbeitsblatt für Shari halbwegs fertig zu stellen, entdecke weitere schwerwiegende Wissenslücken und nehme mir vor, im Baumarkt einen bequemen Strick zu besorgen. Vor dem Verlassen des Zimmers krame ich mir das Lehrbuch aus dem ersten Semester hervor, sinniere, dass das auch eine gute Beschwerung fürs Ertränken wäre und verschwinde zu meiner Vorlesung. Im zweiten Seminar des Tages treffe ich auf einige Kommilitonen, die sich gestern meine Katastrophe mit angehört haben. Obwohl das Kichern und Gelächter sicher nicht mir gewidmet sind, verspüre ich das Bedürfnis, die Radieschen von unten zu kraulen. Ich drehe die Musik in meinen Kopfhörern lauter. Wie zur Bestätigung beginnt ´Bad day´ von Daniel Powter und ich frage mich zum wiederholten Male, warum ich der Fußabtreter des Zufalls sein muss. Ich denke an die gestrige Nacht. Okay, so schlecht war mein Tag letztendlich gar nicht gewesen. Umso mehr ärgert mich der Umstand, dass der Schwarzhaarige heute Morgen einfach verschwunden ist. Unwillkürlich sehe ich auf mein Handy. Nichts. Was erwarte ich eigentlich? Eine Bewegung neben mir. Ich sehe sie aus den Augenwinkel heraus. Es sind in erster Linie ihre roten Haare, die mir auffallen und die mir im selben Moment eine Würgereiz verursachen. Neben ihr steht eine korpulente Brünette in einem merkwürdigen Einteiler. Mit Blumenmuster. Grenzwertig. Kains Ex-Plage sieht direkt zu mir, nachdem ihre Begleiterin etwas gesagt hat. Ihre Lippen bewegen sich, doch ich kann es nicht verstehen. Die Rothaarige war nicht in der Hiobsvorlesung gewesen, aber ich bin mir sicher, dass sie mit Freude jedes Wort aufsaugt, welches meine Fehlleistung skizziert. Ob sie den Mut hat, mir hier und jetzt eine Giftspritze zu setzen? Ich bezweifele es. Dennoch verschränke ich unbewusst die Arme vor der Brust und zwinge mich, auf meinen Bildschirm zu sehen. Sie lassen sich drei Reihen vor mir nieder. Ich kann ihr Profil sehen. Ihre definierten Wangenknochen und die garantiert operierte Nase. Sie ist zu klein und zu zierlich. Zwischen den Strähnen ihres Haares blitzen gigantische goldene Ohrringe hervor. Ihre Lippen sind wieder rot. Ohne Kopfhörer würde ich sie reden hören können. Obwohl ich in keiner Weise das Verlangen verspüre, darüber nachzudenken, kann ich nicht verhindern, dass es mein Kopf von ganz allein macht. Ein typischer Tussidialog. Gespickt mit Trivialitäten und den klassischen Klischees. Vielleicht sollte ich etwas Derartiges in meinem neuen Buch einbauen. Eine bunte Mischung aus Dramatik und Pseudokomödie. Es wäre ein guter Kontrast zu dem sonst eher melancholischen Grundtenor der Geschichte. Außerdem ärgere ich damit garantiert Brigitta und das lässt meinen Enthusiasmus im Kreis tanzen. Ich bin abgelenkt und damit unkonzentriert, kritzele einen ersten Entwurf für die Dummchendiskussion in meinen Block und kriege kaum etwas vom Seminar mit. Es ist auch nicht so wichtig, denn die meisten Dozenten und Professoren reden nur noch über die Klausuren. Das Lernen kann uns eh niemand abnehmen. Bisher habe ich Glück mit der Verteilung meiner schriftlichen Prüfungen. Das ist nicht immer so. Ich stelle auch das Arbeitsblatt für Shari fertig. Auch, wenn mir immer noch nicht einfällt, was das letzte Halogen ist. Ich formuliere daraus einfach eine Frage und klopfe mir für meinen grandiosen Einfall symbolisch auf die Schulter. Jeff wartet nach dem Seminar im Foyer des Hauptgebäudes auf mich. Er ist allein und ich für einen Sekundenbruchteil verwundert. „Kannst du das mal halten?“ Jeff drückt mir seinen Rucksack in die Hand und verschwindet zur Toilette. Mit beiden Taschen bleibe ich im Flur stehen. Degradiert zum Garderobenständer. Früher hat er mich immerhin noch begrüßt. Der Unmut darüber lässt sich deutlich in meinem Gesicht ablesen. Jetzt weiß ich, wie sich Lumière und von Unruh gefühlt haben. Mit einem jeffreifen Seufzer betrachte ich die neben mir hängende Informationstafel. Ein Footballspiel am Samstag. Nicht mal bei strahlenden Sonnenschein. Ein Flyer für die kommende Wohnheimparty. Diesmal bei Kain und Abel. Nein, nein und nochmal nein. Ich überfliege die Unmenge an Hilferufen nach einem Tandempartner und stoppe bei einem Verkaufsangebot von gebrauchten Fachbüchern. Biologie und Chemie. Ich reiße mir eine Nummer ab und lehne ich mich gegen die Wand Jeff braucht ewig und ich lasse gelangweilt meinen Blick durch die Studentenhorden wandern. Eine bekannte weibliche Stimme lässt mich aufsehen. Sina. Neben ihr steht Kain. Vollkommen ins Gespräch vertieft. Beide halten einen Kaffeebecher von diesen sagenumwobenen Coffeeshop in der Hand. Sina lächelt aufreizend. Die Spitzen ihres blonden Haares kitzeln seinen Hals. Sowie seine Wange, als er sein Gesicht tiefer zu ihr hinabbeugt, dichter an ihre sanft glänzenden Lippen. Sie flüstert ihm etwas entgegen. Es ist etwas Gutes, das erkenne ich an seinem immer stetig werdenden Lächeln. Die meisten Frauen wissen ganz genau, welche Töne sie anstimmen müssen, um in Männer bestimmte Assoziationen zu wecken. Ein Wort füllt ganze Erwartungen und jeder hat gewisse Bilder im Kopf. Verknüpft man sie dann noch mit gezielten Bewegungen und Gestiken, sind es Automatismen, die ganze Bedeutungen hervorbeschwören. Autoren spielen damit. Menschen benutzen sie. Körpersprache ist keinesfalls immer bewusst. Im Gegenteil. Ich bin nicht immer gut darin sie zu lesen. Kain antwortet, hält sich dabei die Hand vor den Mund. Ein eindeutiges Flüstern. Ein Lachen. Sinas helles. Kains wohltuendes. Sie reckt sich ihm deutlich entgegen und Kains gesenkter Blick sucht und findet ihr wohlgeformtes Dekolleté. Es schreit förmlich danach, beschaut und berührt zu werden. So wie gestern Abend. In meinem Kopf spinnen sich Szenerien, so wie sie in meinen Geschichten vorkommen würden. Finger, die die sanften Rundungen nachmalen und zärtlich streichelnd die empfindliche Haut necken. Das Gefühl ihrer Weichheit unter leicht rauen Fingerspitzen. Wird sich ihr Körper neckisch in die Berührung lehnen und wird er mit gespielter Scham entfliehen. Es ist das brennende Verlangen, was danach schreit, befriedigt zu werden. Ich merke nicht, dass ich Kain und Sina noch immer anstarre. Es sind ihre ausdruckstarken blauen Iriden, die mich für einen Augenblick erfassen. Nicht mehr als ein Augenaufschlag, der die beiden in meinem Kopf stillstehen lässt. Sinas Ausdruck ist sinnlich. Ich verstehe, warum sie bei vielen Männern gut ankommt. Manche Frauen haben einfach diese gewisse Ausstrahlung. Doch fehlt der unschuldige Aspekt, wie damals bei Luci. Ich denke an den Moment mit meiner Eisprinzessin. Ihre Mimik. Ihre Gestik. Der Inbegriff unschuldiger Fantasie. Sinas Gesten sind wissend und dadurch weniger reizvoll. Und viel weniger erwähnenswert. Ich wende mich ab. Frischfrisiert und umgeben von einer penetranten Wolke neuen Duftes taucht mein Mitbewohner wieder auf. Auch sein Blick wandert zu unserem Kommilitonen. Das Grinsen, welches sich auf seinem Gesicht bildet, ist wissend. Es schreit seine Gedanken förmlich heraus. Es nervt mich, ohne, dass er ein Wort sagt. Je näher Jeff mir kommt, je mehr beginnt es in meiner Nase zu kitzeln. „Puh, Massaker bei Douglas…gab es Beckham im Sonderangebot?“, frage ich, reiche meinem Kindheitsfreund seinen Rucksack und ergebe mich einem unwillkürlichen Niesen. „Nö, Bruno Banani…obwohl ich David Beckham gern mal testen würde.“ Er zwinkert und schenkt mir einen kecken Blick, der diese amouröse Zweideutigkeit unterstreichen soll. Zu viel Information. Ich wünsche mir den scheinheterosexuellen Blonden zurück und verdrehe die Augen. „Ich bemitleide jeden, der mit dir in einem Hörsaal sitzen muss“ Auch ich bete um plötzlich auftretende Anosmie. Ich werde nicht erhört und fange an zu zwinkern, weil sich Jeffs Wolke langsam in meine Augen ätzt. „Frauen stehen auf gut riechende Männer. Lass dir das gesagt sein…“ Er muss es ja wissen. Einmal schwungvoll mit dem Klischeehammer. Ich bin erbärmlich. Jeff beugt sich zu mir und ich weiche aus. „Ein bisschen mehr Geselligkeit würde dir nicht schaden.“ Er zwinkert schon wieder. Vielleicht ist das krankhaft. Jeff deutet in die Richtung, in der eben noch Kain und Sina standen. Ein kurzer Blick. Mittlerweile sind sie verschwunden. Mein Mitbewohner giggelt und hängt sich um meinen Hals. Wie befürchtet, drückt er mir seine kühle Hundenase in die Halsbeuge. Furchtbar. „Deine Platte hat einen Sprung. Kauf dir…“, setze ich an, doch als Jeff abrupt von mir ablässt, breche ich ab. Verwundert sehe zu dem blonden Mann. „Was?“, frage ich irritiert und der Gesichtsausdruck meines Zimmergenossen macht es nicht besser. Er ist eine Mischung aus Verwirrung, Neugier und etwas, das ich nicht definieren kann. „Du riechst… anders.“, kommt es nach kurzem Zögern. Er beugt sich noch mal zu mir, schnuppert und hebt dann eine seiner fein gezupften Augenbrauen in die Höhe. Ich kann ihm ansehen, wie es in seinem Kopf arbeitet. Unwillkürlich stelle ich mir vor, wie ein paar Zahnräder in seinem Schädelinnerem zu rotieren beginnen. „Anders?“, frage ich nicht weniger inhaltfordernd, als bei meinem hübschen Fragenwort. Wieso weiß Jeff, wie ich normalerweise rieche? Das Getriebe des Blonden rattert weiter, doch anstatt mir seine Äußerung zu erläutern, startet er einen neuen Schnupperangriff. Ich halte ihn zurück. „Würdest du bitte damit aufhören?“, sage ich milde warnend. Natürlich hat es bei meinem quirligen Mitbewohner keine Wirkung. Anscheinend waren 12 Jahre intensiver Konditionierung fruchtlos. Er beugt sich ein weiteres Mal zu meinem Hals, so als würde er bei diesem Versuch herausbekommen, was das Mysterium ist. Ich greife mit Zeige- und Mittelfinger nach seinem Zinken und klemme ihn dazwischen ein. „Jeff, ich sorge dafür, dass du lange Zeit keine olfaktorische Wahrnehmung mehr hast, wenn du nicht aufhörst…“ Eine ziemlich leere Drohung, denn ich würde Jeff niemals physisch anpacken. Genäselte, unverständliche Worte. Ich genieße noch einen Moment lang meine Oberhand und gebe den anderen dann frei. „Musst du immer so rabiat sein?“ „Musst du mich immer den letzten Nerv kosten?“, gebe ich retour, sehe dabei zu, wie er sich die Nase reibt und wende mich ohne weiteres Motzen abwartend Richtung Mensa. Jeff hält mich zurück. „Wir müssen auf Abel warten, damit er uns findet…“, sagt er und sieht sich dabei nach dem Angesprochenen um. „Warum? Dich erschnuppert er sogar inmitten eines Misthaufens.“ Jeffs wenig amüsiertes Lachen ist trocken und kurz. Statt mich zu rügen, verwendet er ein effektiveres Mittel an, um mich zu bestrafen. Er labert mich voll. Seine nach 12 Jahren perfektionierte Methode um mir deutlich zu machen, dass er mir ein besserer Freund ist, als ich ihm. Ich ertappe mich dabei, dass ich den Kragen meines Pullovers hochziehe und daran schnuppere. Vielleicht rieche ich nach Kain? Unmöglich. Ich richte meine Klamotten augenblicklich. Mein Kindheitsfreund hat weniger Glück mit seinen Klausuren. Vier davon verteilen sich auf die letzten zwei Tage der Prüfungswoche. Ich habe tatsächlich Mitleid, was ich mir nicht anmerken lasse. Ich bin mir sowieso sicher, dass Jeff mindestens eine der Klausuren ausfallen lässt, um sie in Ruhe am Ende des Semesters schreiben zu können. Gängige Praxis. Eine Hausarbeit, die er während der vorlesungsfreien Zeit schreiben muss, hat er auch. Er erläutert mir bis ins kleinste Detail, über was er schreiben will. Ich verstehe nur Steine und große Steine. Sein Enthusiasmus hat dennoch etwas Hypnotisches. Ich starre träge auf einen Punkt am anderen Ende des Flurs. Erst die schreiende Schweigsamkeit, holt mich zurück. Abel ist hinter Jeff aufgetaucht, legt in dem Moment seine Lippen auf die meines Kindheitsfreundes, als ich aufsehe. Das seltsame Gefühl, welches mich erfasst, zwingt mich dazu, wieder weg zu sehen. Ob ich mich je daran gewöhnen werde? Ich bin mir nicht sicher. „Erinnere mich daran, dass ich Professor Thomas keinen Gefallen mehr tue“, sagt Abel, lässt einen Seufzer folgen, der nicht mal ansatzweise an Jeffs heranreicht und streift sich den Rucksack von der Schulter. Ich versuche dem gennannten Namen ein Gesicht zu zuordnen, doch ich gebe auf, als mir die Möglichkeiten nach 6 Gesichtern ausgehen. Ich muss auch nicht alles wissen. Anscheinend sieht Jeff das anders. Ich sollte das mit der Konditionierung unbedingt noch mal in Angriff nehmen. Vielleicht trainiere ich ihm einen Pawlowischen Reflex an. Das wäre sicher spaßig. Auf jeden Fall muss ich ihm deutlich machen, dass bei mir Schweigen tatsächlich daraufhin deutet, dass ich kein Interesse daran habe, mehr zu erfahren. Ohne Umschweife beginnt er mir zu erläutern, dass sich zurzeit die Football-Mannschaft unserer Partneruniversität hier aufhält. Das Freundschaftsspiel am Samstag und eine Unmenge geplanter Parties. Schließlich müsse man den fremden Studenten zeigen, dass auch wir den Konsum von Ethylethanol auf die Spitze treiben können. Nichts hinterlässt mehr Eindruck, als ein Berg Schnapsleichen vor den Toren des akademischen Aushängeschilds einer Stadt. Jeff ist völlig außer Häuschen. Ich bin mir sicher, dass er die nächsten Nächte nicht in seinem Bett verbringen wird. „Prof. Thomas hat mir gestern eine Liste mit Sehenswürdigkeiten in die Hand gedrückt und gemeint, dass wir diese bis zum Nachmittag geschafft haben sollen“, setzt nun Abel fort und ich schaffe es tatsächlich, ein klein wenig Interesse hervor zu kitzeln. Ich erinnere mich dunkel daran, dass Jeff als auch Abel im Laufe der vergangenen Wochen mehrfach davon gesprochen haben, dass er den Touristenführer spielen soll. Dass es sich dabei um eine Gruppe testosterongesteuerte Muskelberge handelt, war mir entgangen oder ich habe es gleich als unnützes Wissen wieder aussortiert. Passiert mir oft. Ich kriege Lust auf Pudding. „Wir haben nicht mal die Hälfte geschafft, da schrien alle Hunger.“ Abel macht ein paar seltsamen Bewegungen, reißt wedelnd seine Hände in die Luft und ich frage mich trotz voriger Erklärung, was er damit ausdrücken will. „Finde mal ein Lokal, in dem man 40 hungrige Mäuler gleichzeitig stopfen kann.“ Spontan fallen mir gleich mehrere ein. Zwei mit rot-gelben Logo. Abel ist nicht der Schnellste. Wahrscheinlich sind ihm deswegen die Fast-Food-Ketten nicht in den Sinn gekommen. „Ein Laden sah viel versprechend aus, aber sie wollten uns nicht reinlassen, da sie erst später öffnen… es war furchtbar“ „Vielleicht hättet ihr es mit ´Sesam öffne dich´ probieren sollen“, schlage ich vor, ernte von Jeff einen mahnenden und von Abel einen fragenden Blick. Beides wundert mich nicht. „Die Bedienung muss ernsthaft geglaubt haben, sie ist bei der versteckten Kamera.“ Oder bei Alice im Wunderland. Ich bin ein Fan von Absolem. „Dabei hätte sie das Geschäft der Woche mit euch gemacht…“, sagt Jeff aufmunternd und pattet sanft seine Hand. Abel jammert noch etwas weiter und mein Mitbewohner gibt sein fürsorglich Bestes. Wenn er ihm jetzt noch einen Keks reicht, dann werde ich ihn nie wieder ernstnehmen. „Hey.“ Die Rothaarige kommt auf uns zu. Ihr Blick wandert von Abel zu Jeff und wirklich nur für eine hundertstel Sekunde zu mir. Die Bosheit reibt sich in meinem Kopf bereits die Hände. Es ist wie ein Reflex und ich kann nichts dagegen tun. „Habt ihr Kain gesehen?“, fragt sie, klingt dabei extrem unbehaglich. Ein weiterer Blick zu mir. Jeff setzt an, doch ich komme ihm zu vor. „Zuletzt tief versunken ins Sinas Ausschnitt“, sage ich durch die Tatsache beflügelt, dass ihr Unwohlsein allein meiner Anwesenheit geschuldet ist. Das ist elektrisierend und ich vergesse sogar mein Verlangen nach Pudding. Ihre roten Lippen kräuseln sich. Jeffs Ellenbogen trifft meine Seite. Ich bin voller gehässiger Endorphine. Ich merke nichts. „Was? Aus mir spricht die reine Sorge!“, erkläre ich mit ernster Miene. „Klar“, kommentiert Abel. „Was, wenn sich Kain verirrt hat? Solch ausgeprägte Körperformationen ist er schließlich nicht gewöhnt“, setze ich verdeutlichend nach, forme mit meinen Händen kurz einen weiblichen Vorbau und lasse sie wieder sinken, als mich erneut Jeffs Arm trifft. Diesmal ist es ein halber Tiefschlag. Die Rothaarige scheint es nicht richtig zu verstehen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht sofort nachzulegen und kann mich doch nicht zusammenreißen. „Was? Er könnte bereits erstickt sein… erotische Asphyxiophilie kann sehr gefährlich werden“, setze ich erläuternd nach. Meine stetig steigende Schamlosigkeit ist in solchen Situationen ein weiteres Treibmittel. Nun versteht es auch die Rothaarige und ihr Gesicht nimmt einen verdächtig haarähnlichen Ton an. Ihr Puls schnellt nach oben. Ich sehe deutlich, wie sich ihr Brustkorb heftiger auf und ab bewegt. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und ihre manikürten Finger krallen sich in den grobmaschig gestrickten Pullover. Ein seltsamer Grünton, der mich bei genauem Betrachten eindeutig an wieder hochgewürgtes Essen erinnert. Kains Auftauchen verhindert weitere Ausfälligkeiten meinerseits und sorgt für ein deutliches Ausatmen bei den anderen Parteien. Er umfasst die dünne Rothaarige an der Taille. „Ich habe dich gesucht“, säuselt sie ihm entgegen, bevor er vollkommen bei uns angekommen ist. „Entschuldige, ich wurde aufgehalten.“ Seine Lippen legen sich auf ihre Wange. Mir vergeht der Appetit. Ich verkneife mir nur mit Mühe den angewiderten Mimikparcoure über diese lächerliche Scheinbeziehung. „Verlaufen?“, frage ich schnippisch, ernte von Kain einen verwirrten und von Jeff einen Nicht-witzig-Blick. Abels Gesicht ist so wie immer. Dämlich. Den Gesichtsausdruck der Rothaarigen kann selbst ich nicht in Worte fassen und das soll schon etwas heißen. Für heute habe ich genug von pseudofröhlichen Studenten-Smalltalk. Ich greife mir meinen Rucksack und schiebe mich an Jeff und Abel vorbei. „Kommst du nicht mit essen?“ Mein blonder Mitbewohner hält mich zurück. „Bis ihr endlich in der Mensa ankommt, bin ich verhungert. Außerdem verspüre ich einen enormen Anstieg von Cholecystokinin.“ Nur Kain weiß mit dem Neurotransmitter, der für die Sättigung zuständig ist etwas anzufangen. Ich meide es, zu ihm zu schauen. Nur kurz hebe ich meine Hand zum Gruß und verschwinde direkt an der Mensa vorbei an die frische Luft. Auf dem Weg zum unieigenen Supermarkt rauche ich zwei Zigaretten und ärgere mich über die Tatsache, dass ich Kain schon wieder Anlass zum Nachfragen gegeben habe. Aber es ist nicht nur die Wut über mich selbst, die mir im Laden die Wahl nach einem halbwegs ausreichenden Mittagsessen erschwert. Auch der Anruf meiner Mutter beschäftigt mich. Grübelnd laufe ich zwischen abgepackten Sandwichs und Kains chemiegetränkten Schnitzeln umher. Ich bin weniger Ernährungsbewusst, als er glaubt. In meiner Hose beginnt es zu vibrieren, als ich dem lahmarschigen Kassierer einen Schein in die Hand drücke, um mein wenig nahrhaftes Essenssammelsurium zu bezahlen. Mit einem kalten Fertigschnitzel zwischen den Lippen ziehe ich mein Handy hervor. Eine SMS von Luci. Sie nennt mir Zeit und Ort für den Wettbewerb. Ich hatte es erfolgreich verdrängt. Mit kleiner Verspätung folgt ein Danke und ein Smiley samt Schneeflocke. Wer kann da schon widerstehen? Ich checke die Uhrzeit. Bis zu meinem Tutoriumdesaster habe ich noch eine halbe Stunde. Obwohl ich darüber nachdenke, mir eine schöne, abgeschiedene Parkbank zu suchen, lasse ich es sein, als mir der kalte Wind zum wiederholten Male die Kapuze vom Kopf weht. Mein zimmereigener Wetterfrosch wird rechtbehalten. Das momentane Klima wird immer schlimmer. Als ich in der Fakultät für Naturwissenschaften ankomme, beginnt es zu regnen. Ohne lange nach zudenken, mache ich einen Abstecher zum Kopierer und gehe zum Seminarraum. Darin entdecke ich ohne große Überraschung die schöne Inderin. „Lass mich raten, vor lauter Vorfreude von mir zu lernen, sitzt du hier schon den ganzen Vormittag.“ „Oh ja, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen vor unbändigem Wissensdurst. Bitte erhelle mich. Sofort.“, raunt sie mir entgegen. Es ist die feine Röte, die im krassen Gegensatz zu ihren kecken Worten steht. Ich setze mich anerkennend schmunzelnd auf einen Stuhl neben sie und verkneife mir einen deutlich anzüglicheren Kommentar. Sharis lange Haare sind diesmal zu einem mehrfach geflochtenen Zopf gebunden, der ihr leger über die Schulter fällt. Ein paar einzelnen Strähnen streicheln über ihren schlanken Hals. In ihren Händen hält sie ein Taschenbuch. „Was ist aus Harry Potter geworden?", frage ich ohne weitere Begrüßungen, neige das Buch so, dass ich das Cover erkennen kann. Auch sie sieht auf die Buchhülle und dann zu mir. „Hab ihn nach Askaban geschickt.“ „Wie bösartig!“ „Ich bin ein Todesser, aber pscht!“ Sie kichert verschwörerisch und ich glaube, dass es niemand auf der Welt gibt, der ihr das abkauft. Die Sanftmütigen sind aber meistens die Schlimmsten. „Ich brauchte mal etwas anderes, als Abrakadabra", gibt sie erklärend von sich und ich lese den Titel. P.S. Ich liebe Dich von Cecelia Ahern. Ein Rundumschlag im Taschentuchmilieu. Nicht meins. „Avra kedavra", berichtige ich aus dem Stand und öffne den Verschluss meines eingepackten Sandwiches. Shari beäugt es kritisch. Ich beiße nur noch demonstrativer ab und zelebriere die chemische Konservierung, die mit dem Verzehr einhergeht. Ich ziehe das Arbeitsblatt aus der Tasche und bin guter Hoffnung, dass sie das von etwaigen Gesundheitsdiskussionen ablenkt. Ich habe sowieso nicht vor, ewig zu leben. „Hier, lies es dir einmal durch und sag mir, ob du Fragen hast…“, fordere ich sie auf, knabbere an meinem Schinken-Käse-Brot und lehne mich zurück. Shari zieht einen Stift hervor und beginnt das Blatt durchzuschauen. Selbst die nachdenkliche Falte zwischen ihren Augenbrauen entstellt sie nicht. Heute trägt sie ein leichtes Make up. Noch ein Hauch von Glanz, der auf ihrer dunklen Haut nur durch den richtigen Lichteinfall auffällt. Ich lächle. Unwillkürlich denke ich an Sina und dem Blick, den sie Kain vorhin zugeworfen hat. Seine Erwiderung. Ich werde aus ihm einfach nicht schlau. Anscheinend bereitete es ihm wirklich keine Probleme, willige Sexpartner zu finden, was also will er von mir? Für mich war die Sache mehr oder weniger nach dem zweiten Fehltritt gegessen. Kain ist es, der den Kontakt sucht. Und dann diese seltsame Idee mit den Karten. Was denkt er sich dabei? Warum hat er Interesse daran, mehr über mich zu erfahren? „Hey?“ Eine zartgebräunte, schmale Hand wedelt vor meinem Gesicht umher. Ich wende mich wieder der Realität zu. „Fragen?“ Unbewusst sehe ich zur geschlossenen Tür. „Ja, wohin verschwindest du immer mit deinem Gedanken?“ „Brom.“ In meinem Kopf macht es plötzlich Klick. Das fehlende Halogen. Ein schnell verfliegender Sieg über meine Sexdemenz. „Wie bitte?“, fragt Shari kichernd. „Die Antwort auf die erste Frage im Arbeitsblatt.“ Schande gekonnt abgewendet. Wir gehen alles gemeinsam durch. Ich beantworte ihre auftauchende Fragen so gut ich kann und bin davon begeistert, wie viele Zusammenhänge die schöne Inderin nach so kurzem Informationsinput herleiten kann. Sie ist eine dieser fleißigen, schlauen Bienchen. Von denen gibt es viel zu wenige. Zwischendurch klingelt mein Handy. Ich ignoriere es problemlos. Die Tür öffnet sich und zwei junge Studenten schauen hinein. Noch bevor sie ihre Münder öffnen können, unterbreche ich sie. „Nur für geladene Gäste…“ Erschrocken ziehen sie sich zurück. Ach, wie sehr ich es mag, kleine verschreckte Erstsemester zu ängstigen. Als ich mich wieder zum Tisch wende, merke ich, dass mich Sharis braune Iriden ausführlich mustern. „Was?“, frage ich unbeirrt. „Sie wollten vielleicht zum Tutorium.“ Guter Hinweis. Ich zucke ungerührt mit den Schultern. Es ist nicht meine Schuld, wenn sie so schnell das Weite suchen, ohne sich ordentlich zu erkundigen. Schließlich sieht Shari so nett aus, dass es für zwei weitere Exemplare meiner Sorte reicht. „Du magst es wirklich nicht, vor Gruppen zu sprechen, oder?“, fragt sie mit leicht hochgezogener Augenbraue. Ich frage mich unwillkürlich, ob sie auch schon von meiner Referatsblamage gehört hat. Sicherlich. „Ohne Eigenarten wäre das Leben doch langweilig“, gebe ich ausweichend von mir und stehe auf. Schnell habe ich das Lehrbuch und die Unterlagen im Rucksack verstaut. „Du darfst ihnen gern von allem eine Kopie machen…“ Ich deute auf das Arbeitsblatt und greife nach meinem Rucksack. Im Wohnheimflur kommt mir meine Lektorin entgegen gestöckelt. Als sie mich erkennt, fängt ihr Arm an, wie wild zu winken. Irgendwie wirkt es schrecklich furchteinflößend und ich widerstehe dem Urinstinkt, vor Gefahren wegzulaufen. Weder damals noch heute würde ich einen guten Neandertaler abgeben. Wahrscheinlich hätte man mich im Schlaf mit der Keule erlegt, weil ich so widerspenstig bin. Als Brigitta näher kommt, höre ich sie übertrieben laut schnaufen. Es hat den Anschein, dass sie auf den letzten Meter extrem an Tempo zugelegt hat. Warum auch immer. „Da bist du ja, Sahnehase“ Beim Kosename kann ich nicht verhindern, dass ich mich kurz in alle Richtungen drehen in der Hoffnung, dass das wirklich niemand gehört hat. Brigitta stützt ihre manikürten Finger in die Seite und macht mit der anderen Hand eine winkende Bewegung. Sie wirkt wie eine altersschwache Winkekatze. „Was machst du hier? Oder eher, wie kommst du hier rein?“, frage ich verdattert und mustere die auffallende Frau vor mir. Sie trägt wie immer ein Kostüm. Diesmal ist es etwas schwarz-rotes mit passenden Schuhen, die so hoch sind, dass mir davon schwindelig wird. Zu schrill um wirklich geschäftsmäßig auszusehen. „Durch die Vordertür!“, sagt sie lapidar und sieht mich mit großen, starkgeschminkten Augen hinter gerahmter Brille an. „Dich hat niemand aufgehalten?“, frage ich verwirrt. Normalerweise ist Unbefugten das Betreten der Wohnheime nicht erlaubt. Ich sollte unbedingt mal ein Wort mit Micha reden. „Hach, anscheinend gehe ich noch als Studentin durch. Ist das nicht wunderbar?“ Sie streicht sich über die ebenmäßige Wange und macht ein verzücktes Gesicht. Ich erläutere ihr nicht, dass es in Universitäten auch Studenten jenseits der 30 Jahre gibt und es damit gar nicht so großartig ist. „Ja, es ist ein Wunder“, sage ich nur, aber auch das nimmt sie nicht als Kritik. Wahrscheinlich, weil es definitiv so klang, als würde ich sie aufziehen. Sie schlägt mir mit der Tasche leicht gegen den Arm. „Was willst du hier?“, frage ich erneut und diesmal deutlich. „Wie ich dir schon am Telefon sagte, verreise ich für 14 Tage in die Staaten und bin nicht erreichbar.“ Das höre ich zum ersten Mal und genauso gucke ich auch. „Puschelchen, du solltest besser zu hören. Nun denn, da ich nicht da bin, habe ich dir deine Buchexemplare vorbeigebracht.“ Ich versteife mich augenblicklich. Vorbeigebracht? Wohin? „Was?? Bitte sag mir, dass du sie noch in deiner Tasche hast.“ Ich starre auf das etwas portmoneegroße Handtäschchen, welche mit einem Gliederkette von ihrer Schulter hängt und ignoriere die Tatsache, dass ich längst selbst weiß, dass das unmöglich ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Brigitta sieht an sich hinab und lässt dann ihren Blick über mich wieder hochwandern. Ihre Augenbraue huscht mehrmals über den Rand ihrer Brillengläser. „Mein liebster Schokoladenhohlkörper, ich hab sie in deinem Zimmer abgegeben!“ Nette Variante für Dummkopf. Sie schlägt mir sachte gegen die Schulter und beginnt dann zuckersüß zu kichern. „Mir hat ein gutaussehender junger Mann geöffnet. Zum Anbeißen…“ Die folgenden Candyshopbeschreibungen blende ich unwillkürlich aus. Brigitta zwinkert. Sie schwärmt und mir wird schummerig. Mit jeder vergehenden Sekunden mehr. Mein Albtraumszenario. „Ich kündige…“, sage ich apathisch. „Im nächsten Leben vielleicht…“ Sie nimmt mich nicht ernst. „Du kannst doch nicht jemand anderen meine Bücher in die Hand drücken.“ „Ich ging davon aus, dass er dein Mitbewohner ist, wenn er sich in deinem Zimmer aufhält. Und er war so höflich. Sehr adrett….harr…“ Die Kleinmädchenschwärmerei geht weiter. Mir wird immer mulmiger. Zu dem finde ich Brigittas libidinöses Verhalten reichlich gruselig. „So ein Pech, dass ihr alle noch so jung seid.“ Glück für uns. Meine Lektorin seufzt theatralisch, kramt einen Lippenbalsam aus ihrer Tasche und ich ertappe mich dabei, dass ich hoffnungsvoll einen Blick hineinwerfe. Keine Bücher. Nur lustig umherkullernde Frauenutensilien. „Wir brauchen übrigens noch den Vorentwurf für deine neue Idee. Aber lass dir ruhig Zeit bis ich wieder da bin.“ Ich nicke geistesabwesend. Mit der Zusammenfassung habe ich bereits angefangen. „Viel Spaß bei deinem…was machst du in der USA?“ „Eine Fortbildung. Baiserhäubchen. Nicht jeder ist so ein Totalverweigerer wie du!“ Brigitta tätschelt mir den Kopf und stöckelt nach einer weiteren kariesverursachenden Verabschiedung davon. Die Meter zwischen mir und dem Wohnheimzimmer werden zu den Längsten in meinem bisherigen Leben. Wenn ich Glück habe, wird Jeff vielleicht gar keine Fragen stellen. Vielleicht interessiert es ihn gar nicht. Als ich das Zimmer betrete, sehe ich statt Jeff Kain an dem Schreibtisch sitzen. In diesem Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als den heute Morgen erdachten Strick. Bitte nicht. Nicht er. Bevor ich es schaffe, still und heimlich die Tür wieder zu schließen und zu verschwinden, dreht er sich zu mir um. Ich bin mir nicht mehr sicher, was schlimmer ist. Jeff, der erfährt, dass ich Romane schreibe oder Kain, der erfährt, dass ich Mädchenliebesromane veröffentliche. Ich schiele zu meinem Schreibtisch. Darauf liegen zwei Exemplare vollständig folierter Bücher. In Kains Händen ein drittes Exemplar meines Romans. Für einen Moment bleibt mein Herz stehen. „Wie kann ein muffeliger Typ wie du solche Sachen schreiben?“ Sein Blick richtet sich immer wieder auf mich und dann auf das Deckblatt des Buches, welches zwei junge Menschen abbildet, die ihre Hände ineinander verschränken und sich verliebt entgegenblicken. PS vom Autor: Danke danke danke danke für eure unglaubliche Geduld!!! Ich habe im Moment viel um die Ohren und komme selten zur Ruhe. Ich halte mich, aber ran. Versprochen. Ihr seid wunderbar! Für alle die es interessiert, habe ich gestern meinen Entwurf für das Wohnheim von Robin und Jeff hochgeladen ^^ im Weblog. Schaut mal rein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)