Last Desire: Devious Desire von Sky- ================================================================================ Kapitel 8: Zurück zur Normalität -------------------------------- Nach den ganzen Strapazen war Nabi in einen langen und tiefen Schlaf gefallen und hätte wahrscheinlich noch länger geschlafen, wenn ihn nicht irgendetwas geweckt hätte. Nämlich das laute Geräusch des Rauchmelders. Ach herrje, was war denn nun schon wieder los? War Samajim etwa schon wieder mit einer brennenden Zigarette eingeschlafen, so wie vor 10 Jahren? Dieser Idiot! Der fackelt ja noch die ganze Bude ab mit seinem Leichtsinn. Sofort sprang Nabi aus dem Bett auf und sah auch schon den Rauch, der aus der Küche kam. Schnell eilte er zum Fenster und öffnete es, bevor sich der ganze Rauch im Haus verteilen konnte und damit er wenigstens wieder vernünftig etwas sehen konnte. Und das Bild, was sich ihm bot, war gänzlich anders als zunächst erwartet. Samajim stand am Herd und hatte offenbar einen Selbstversuch gestartet, etwas zu kochen. Da er aber keine Erfahrungen darin besaß, war es deshalb mächtig in die Hose gegangen. „Meister, was hat das zu bedeuten? Wollt Ihr die ganze Küche abbrennen lassen?“ „Oh Nabi, schon wieder wach?“ bemerkte dieser erstaunt und wich zur Seite, als sein Diener sich an den Herd drängte und die verkohlten Überreste dessen, was irgendwann mal etwas Essbares gewesen war, in den Müll entsorgte. Doch gleich schon, als er die Pfanne zu fest packte, da durchfuhr ein stechender Schmerz seine Hände und er ließ sie fast fallen. Er sah seine bandagierten Handflächen und erinnerte sich an das, was gestern gewesen war. Seine Flucht, Akravs Angriff, Samajim, die Aussprache… Ja, er hatte Samajim seine Liebe gestanden und sie wurde erwidert. Gegen aller Erwartungen und Befürchtungen hatte sein Meister ihn nicht von sich gestoßen, sondern ihn um Verzeihung gebeten und ihn getröstet. Das war alles so unglaublich gewesen, dass Nabi echt hätte schwören können, dass er das alles nur geträumt hatte. Und als Samajim seine Hände nahm und sie besorgt betrachtete, da begann sein Herz wie verrückt zu schlagen und er errötete, wobei er verlegen dem Blick seines Herrn auswich. „Wie geht es denn eigentlich deinen Händen? Tut es noch sehr weh?“ „Es geht. Aber sagt mal, was habt Ihr Euch bei dieser Aktion nur gedacht? Wenn Ihr etwas essen wollt, dann hättet Ihr mich wecken können.“ „Du hast so tief und fest geschlafen und nach der ganzen Aufregung dachte ich, das tut dir auch mal gut.“ „Ach Meister, ich bin immer noch Euer Diener und daran wird sich auch nicht so schnell etwas ändern. Deshalb ist es auch meine Aufgabe, für Euch zu kochen und mich um alles andere zu kümmern. Und jetzt setzt Euch erst mal hin und esst meinetwegen einen Twinkie, wenn Ihr nicht warten könnt. Ich koch uns eben schnell etwas.“ „Zu spät, die sind schon alle leer.“ „Wie bitte?“ rief Nabi und sah ihn fassungslos an. „Ich habe erst vorgestern ein ganzes Paket geholt! Wie verfressen seid Ihr eigentlich?“ „Lass mich doch, ich hatte eben Hunger.“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, dass das wirklich Samajims Ernst sein sollte. Aber andererseits war das ja auch mal wieder so was von typisch für ihn. Bei dem Kerl wunderte ihn überhaupt nichts mehr. Schließlich, als er damit begann, das Gemüse zu schneiden, da legte Samajim seine Arme um ihn und diese direkte Umarmung von hinten brachte ihn nun endgültig aus dem Konzept. Er erstarrte regelrecht und ihm war, als würde ihm gleich das Herz zerspringen. Diese Situation war so dermaßen ungewohnt für ihn und fühlte sich fast wie ein Traum an. Für Nabi war das alles zu viel und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Das war alles so neu für ihn… So lange Zeit herrschte trotz Freundschaft immer eine gewisse Distanz zwischen ihnen, weil sie in einem Herr-und-Diener-Verhältnis zueinander standen. Und nun hatte sich so einiges geändert. Er und Samajim hatten sich einander zu ihren Gefühlen bekannt und damit war diese Distanz nun endgültig verschwunden. Und das konnte Nabi noch nicht so wirklich einordnen und war damit auch erst mal überfordert. „Soll ich dir vielleicht irgendwo zur Hand gehen?“ „N-nein, schon in Ordnung. Ü-überlasst d-d-das ruhig mir.“ Nabi hatte sichtlich Mühe, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren und selbst als sich Samajim wieder von ihm löste, wurde es nicht besser. Er wusste auch überhaupt nicht, wie er sich denn jetzt ihm gegenüber verhalten sollte. Sollte er sich ganz normal so wie sonst verhalten oder sollte er diese Annäherung erwidern? Irgendwie war er da völlig ratlos und wurde nur noch nervöser und verkrampfter. Und das entging auch Samajim nicht, der sich nun ein klein wenig über diese Reaktion wunderte. „Gibt es noch irgendetwas, oder ist alles in Ordnung bei dir?“ „Alles bestens“, versicherte Nabi und begann nun, das Gemüse in der Pfanne anzubraten. „Ich… äh… also es ist so, dass… ähm…“ Jetzt verlor er endgültig den roten Faden und wusste nicht mehr, was er sagen wollte. Samajim beobachtete ihn neugierig und sagte schließlich nach einer Weile „Jetzt sag schon, was dich beschäftigt. Ich dachte, zwischen uns beiden wäre alles geklärt.“ „Ist es ja auch“, rief Nabi schon fast und versuchte seine Stimme wieder zu senken. „Aber das ist noch alles so neu für mich. Die ganze Zeit war ich nur Euer Diener und jetzt… jetzt ist es irgendwie nicht mehr das gleiche Verhältnis zwischen uns beiden. Nicht, dass es mich stören würde. Das ist es nicht! Aber ich weiß irgendwie nicht so wirklich, wie ich mich Euch gegenüber verhalten soll.“ „Das ist dir überlassen. Mach, was du für richtig hältst und womit du am glücklichsten bist. Und wenn du eine Zeit lang brauchst, um dich daran zu gewöhnen, dann nimm dir ruhig die Zeit. Sei nicht so verkrampft, sondern geh es ganz gelassen und entspannt an.“ Das ist leichter gesagt, als getan, dachte sich der Sefira und setzte nun das Wasser für die Nudeln auf. Immerhin bin ich dieses alte Verhältnis zwischen uns schon so sehr gewöhnt, dass es für mich fast schon zu viel ist, wenn Ihr mir zu nahe kommt. „Stört es Euch, wenn ich Euch noch weiterhin mit „Meister“ anspreche?“ „Überhaupt nicht“, antwortete Samajim und konnte sich ein verschlagenes Grinsen nicht verkneifen. „Du kannst mich meinetwegen auch mit „Gebieter“ ansprechen.“ „Auf Eure alten Tage auch noch übergeschnappt werden, oder was? Das hättet Ihr wohl gerne!“ rief Nabi und war damit wieder ganz der Alte, als er ihm wieder eine Standpauke hielt. „Also das schlägt dem Fass nun wirklich den Boden aus. Und grinst nicht so, das ist mein Ernst! Und was Eure Verfressenheit angeht: für den Rest der Woche gibt es keine Twinkies mehr!“ „Egal, es ist eh Samstag.“ „Wie jetzt? Ja aber… es ist doch erst Dienstag.“ Nun war er endgültig verwirrt. Er sah auf die Uhr, die auch eine Datumsanzeige hatte und tatsächlich sah er, dass es nicht Dienstag, sondern Samstag war. Sollte das etwa heißen, dass er vier Tage durchgeschlafen hatte? Und dieser Vollidiot hatte ihn nicht einmal geweckt? „Meister, jetzt mal im Ernst: wie habt Ihr vier Tage ohne mich überhaupt überleben können?“ „Eva hat ein wenig geholfen und nach dem Rechten gesehen. Sie ist aber heute wieder abgereist und lässt schöne Grüße ausrichten.“ Aha, das erklärte so einiges. Es hätte Nabi aber auch sehr verwundert, wenn Samajim sich ganz alleine zurechtgefunden hätte. Nicht, dass er dumm war, aber mit menschlicher Technik war er doch gänzlich überfordert. Und seit er in den Genuss eines eigenen Dieners gekommen war, entwickelte er sich immer mehr zur unselbstständigsten Person der Welt. „Oh Mann, warum habt Ihr mich denn so dermaßen lange schlafen lassen? Da wartet doch ein Haufen Arbeit auf mich, der erledigt werden muss.“ „Das hat Eva schon erledigt, also entspann dich mal ein wenig.“ Nabi sagte nichts und als er schließlich mit dem Kochen fertig war, wollte er den Topf und die Pfanne auf den Tisch stellen, doch da machten sich die Schmerzen in seinen Händen wieder bemerkbar und er hielt inne. „Lass mich das machen“, sagte Samajim nur und erledigte das schnell. „Wie lange dauert so etwas, bis es gänzlich verheilt ist? Es ist schon so lange her, dass ich von einer Sefira-Waffe verletzt wurde…“ „Nun, eigentlich müssten sie wieder verheilt sein. Womöglich dauert es bei dir etwas länger als gewöhnlich.“ „Scheint so“, murmelte der Schwarzhaarige nachdenklich und betrachtete seine bandagierten Handflächen. „Bei Schnittverletzungen geht es wesentlich schneller. Aber die Wunden scheinen sich schon bereits geschlossen zu haben. Wahrscheinlich ist es wirklich nur der Schmerz, der noch nachwirkt.“ „Nun, in dem Fall haben die Menschen ja diese praktischen kleinen Pillen erfunden, die dagegen helfen.“ Damit ging Samajim zu einem der Schränke und holte ein kleines Päckchen mit Tabletten raus und gab es dem Verletzten. Dieser brauchte nur einen kurzen Blick darauf zu werfen, um zu erkennen, dass das keine Schmerzmittel waren. Und als er las, was das für Dinger waren, sah er den Blondhaarigen ungläubig an. „Meister, das sind keine Schmerztabletten, das ist Viagra!“ „Nun, das erklärt, warum meine Kopfschmerzen nicht weggegangen sind und ich plötzlich einen Ständer hatte…“ Nabi klatschte sich die Hand gegen die Stirn und konnte nicht glauben, dass jemand sich tatsächlich so blöd anstellen konnte. „Meister, das kann doch wohl nicht Euer Ernst sein!“ „Gib nicht mir die Schuld. Was kann ich denn dafür, wenn die Menschen ihren Medikamenten so seltsame Namen geben, dass man nicht mehr weiß, was jetzt wofür ist? Und dann gibt es auch noch hunderttausende von Schmerzmitteln mit den unmöglichsten Namen. Wie soll ich das denn bitteschön auseinander halten?“ „Vielleicht fragt Ihr mich besser, bevor Ihr Euch so einen Schwachsinn andrehen lasst. Was habt Ihr denn noch für Mittelchen gekauft, von denen ich nichts weiß? Her damit, aber schnell, bevor noch ein Unglück passiert.“ Und damit holte Samajim alle Medikamente aus dem Schrank, die er eingekauft hatte. Wie sich herausstellte, war wirklich alles dabei. Schmerzmittel, irgendwelche kurierenden Sachen wie zum Beispiel für Herz und Nieren, aber dann auch etwas, das verdächtig nach LSD aussah. „Wo habt Ihr das denn her?“ „Von so einem Typen in der Hintergasse. Er sagte, es wäre guter Stoff.“ „Und da ist Euch nicht vielleicht in den Sinn gekommen, dass das eventuell ein Drogendealer sein könnte?“ „Nun, ich hab mich schon gewundert, aber normalerweise werden Drogen doch als Pulver oder Gras verkauft.“ „Nein, es gibt sie auch in Pillenform. Und für die Zukunft: kauft keine Medikamente außerhalb der Apotheke, klar? Echt, manchmal habe ich wirklich das Gefühl, ich hätte es hier mit einem Kleinkind zu tun.“ Nachdem das LSD entsorgt war und Nabi zwei Schmerztabletten eingenommen hatte, saßen sie gemeinsam am Tisch und aßen erst einmal etwas. Die Nervosität und Anspannung waren längst wieder der gewohnten Alltagsatmosphäre gewichen und sie unterhielten sich über alles Mögliche. Es war so, als wäre es zwischen ihnen beiden nie anders gewesen und sie lachten auch zusammen. Schließlich aber hatte Samajim etwas Wichtiges zu erzählen. „Heute Abend findet in der Kirche eine Besprechung statt. Alle Asylanten versammeln sich dort und es wird auch geklärt werden, was mit euch allen passieren wird. Elohim und Ain werden auch gleich hier sein.“ „Wie bitte?“ rief Nabi und sprang auf. „Und das sagt Ihr mir erst jetzt?“ „Du bist ja auch gerade erst wach.“ „Ihr habt vielleicht Nerven, Meister. Da kommen Meister Elohim und Ain Soph und ich erfahre es erst jetzt…“ „Nun fahr doch nicht gleich aus der Haut. Die beiden sind doch nicht die Queen.“ „Als ob das eine Rolle spielt! So langsam habe ich echt das Gefühl, Ihr macht das mit Absicht. Nur um mich in den Wahnsinn zu treiben.“ Kaum, dass sie mit dem Essen fertig waren, begann Nabi sogleich mit dem Aufräumen und war nun noch hektischer als sonst. Samajim kannte ihn schon lange genug, um zu wissen, dass Nabi der absolute Ordnungstyp war. Chaos oder Schmutz waren nun mal etwas, das er gar nicht ausstehen konnte und es war für ihn erst sauber und aufgeräumt, wenn er es selbst machte. In der Hinsicht ließ er sich auch nur sehr ungern Arbeit abnehmen. „Verdammt. Ich muss noch die Bänke und die Böden wischen, die Fenster putzen, die Heiligenstatuen entstauben, die Kerzen auswechseln…“ „Nabi, es wird niemandem auffallen, wenn es irgendwo ein klitzekleines bisschen staubig ist. Jetzt mal im Ernst: du bringst fast jeden Tag alles auf Hochglanz und alle wissen, was mit dir passiert ist. Da wird auch keiner wirklich daran denken, dir den Hals umzudrehen, nur weil man sich nicht gerade im Fußboden spiegelt. Also dreh nicht gleich so ab.“ Und um ihn zu beruhigen, umarmte Samajim ihn. Irgendwie ist er schon süß, dachte er sich dabei. Bei ihm kann man sich ja nur verlieben. „Ich weiß nicht“, sagte Nabi schließlich. „Findet Ihr nicht, ich sollte wenigstens ein bisschen…“ „Es ist alles in bester Ordnung“, versicherte ihn Samajim und gab ihm einen Kuss. Und so beruhigte sich sein Diener wieder so langsam und erledigte noch den Abwasch, bevor er sich umzog. „Ich bin ja mal gespannt, was Meister Elohim und Ain Soph für die Asylanten geplant haben. Es sind zwar viele Gerüchte im Umlauf, aber trotzdem weiß keiner so wirklich, was denn jetzt passieren wird. Wie ist die große Mutter denn so?“ Ain Soph wurde, obwohl kaum jemand sie schon persönlich getroffen hatte, auch die große Mutter genannt. Denn aus ihr war alles Lebende entstanden, auch die Sefirot. Elohim selbst wurde von fast allen als Meister Elohim angesprochen, oder auch als „ehrwürdiger Meister Elohim“ betitelt, bis er darauf bestanden hatte, wenigstens das ehrwürdige wegzustreichen. Man könne es ja auch mit der Respekterweisung übertreiben und er wolle sich ja auch nicht allzu stark abheben. „Nun“, sagte Samajim gedehnt und überlegte sich die passenden Worte. „Um sie mit einem Wort zu beschreiben: sie ist natürlich.“ „Toll, damit kann ich auch wunderbar etwas anfangen“, entgegnete Nabi in seinem gewohnten Sarkasmus und begann nun ein Hemd und ein dazu passendes Jackett anzuziehen. Wenigstens wollte er ordentlich aussehen, wenn schon so hoher Besuch kam. „Meint Ihr, ich kann das so anziehen?“ „Du kannst auch meinetwegen ein Kleid anziehen.“ „So habe ich das nicht gemeint!“ „Warum nicht? Würde dir bei deiner androgynen Figur auch sehr gut stehen.“ „Sehr witzig…“ Nun hatte Nabi sich fertig angezogen und betrachtete sich nachdenklich im Spiegel. Schlecht sah er ja nicht aus. Nur leider mit seinem feinen Gesicht und seinen Haaren und der zierlichen Figur eben auch sehr androgyn. Doch das schien Samajim nicht sonderlich zu stören. „Das sieht doch ganz gut aus. Aber übertreib es nicht gleich, ja? Wir gehen immerhin auf kein Staatsbankett.“ Na der hat ja mal wieder die Ruhe weg, dachte sich Nabi, sagte aber nichts. Samajim, der das alles deutlich entspannter sah, sagte schließlich „Um auf deine Frage bezüglich Ain zurückzukommen: sie wirkt vielleicht auf dem ersten Blick etwas undurchschaubar, aber sie hat ein großes Herz und sie ist vor allem gerecht. Außerdem ist sie unvoreingenommen gegenüber jeden und sie lacht sehr gerne.“ Nun, das klang doch bisher ganz gut. Trotzdem war Nabi sichtlich nervös. „Es gibt keinen Grund, aufgeregt zu sein. Elohim ist mein bester Freund und er mag es sowieso nicht, wenn man ihn übertrieben respektvoll behandelt und Ain genauso wenig. Aber die beiden haben eine Schwäche für Süßes. Ähm Nabi, könntest du da vielleicht…“ „Ich weiß, worauf Ihr hinaus wollt, Meister. Netter Versuch übrigens, aber ich bleibe dabei: es gibt keine Twinkies mehr für diese Woche. Und überhaupt: wenn Ihr schon das Rauchen nicht lassen könnt, dann öffnet wenigstens das Fenster und nehmt einen Aschenbecher.“ Samajim, der sich gerade wieder eine Zigarette anzündete, verzog leicht beleidigt die Miene, öffnete dann aber ein Fenster. Schließlich nahm Nabi die Bandagen ab, um die Verletzungen zu sehen. Nun, vollständig geschlossen hatten sie sich noch nicht und es tat ziemlich weh. Von einem solchen Angriff erholte man sich leider nicht so schnell. Besonders dann nicht, wenn man von einer Sefira-Waffe verletzt wurde. „Minha hat mir ein sehr gutes Mittel gegeben, was die Wundheilung bei solchen Verletzungen zusätzlich beschleunigt. Warte kurz, ich komm gleich wieder.“ „Nein, Meister. Macht Euch nur keine Umstände. Ich kann das auch.“ Doch das ließ sich Samajim nicht ausreden. „Erstens ist es meine Pflicht als dein Herr, mich auch gut um dich zu sorgen und mich deshalb auch um solche Sachen zu kümmern. Und außerdem hättest du diese Verletzungen nicht, wenn ich nicht schon viel früher eingelenkt hätte. Außerdem machen das Verliebte doch so, wenn ich mich recht entsinne: sie kümmern sich umeinander.“ Diese letzten Worte hatten Nabi komplett entwaffnet und so ließ er bereitwillig seine Wunden behandeln. Er beobachtete Samajim dabei und bemerkte, dass er sich dabei nicht so unbedingt ungeschickt anstellte, so wie er zuerst angenommen hatte. Aber so manchmal hatte er eben das Gefühl, dass Samajim sich manchmal absichtlich so dumm anstellte, weil dieser gerissene Fuchs wusste, dass dies der beste Weg war, um seinem Diener die ganzen Sorgen, Ängste und negativen Gedanken zu nehmen. Auch wenn dieser Faulpelz von Pfarrer oft so wirkte, als würde er nur an sich selbst denken und einen Heidenspaß daran haben, seinen Diener zu ärgern und durch die Gegend zu scheuchen, so wusste er genau, wie er ihn am besten wieder aufmuntern konnte. Nämlich, indem er ihm einen guten Anlass gab, seinen Meister zurechtzuweisen. Samajim betrachtete Nabis verletzte Hände und es war so etwas wie Schuld in seinem Blick zu sehen. Und das mochte Nabi überhaupt nicht. Überhaupt seinen geliebten Meister unglücklich zu sehen, war für ihn das Schlimmste, was es geben konnte und so legte er seine fertig bandagierte Hand auf Samajims. „Ihr müsst wegen mir kein schlechtes Gewissen haben, Meister. Was passiert ist, das ist passiert und es ist ja zum Glück noch alles gut gegangen. Ich lebe noch und diese Verletzungen verheilen ja auch wieder.“ „Das mag vielleicht so sein. Aber wenn ich nicht schon viel früher gekommen wäre, dann hätte Akrav dir das nicht angetan. Wäre ich nur einen Augenblick später gekommen, dann hätte er dich…“ Dieses Mal war es Nabi, der ihm die Worte durch einen Kuss abschnitt und ihn somit zum Schweigen brachte. „Ich bin selbst Schuld, weil ich London verlassen und damit die neutrale Zone verlassen habe. Hätte ich es nicht getan, dann wäre ich auch nicht an Akrav geraten. Ich bin ja schon froh, dass Ihr rechtzeitig da gewesen ward, um mich da rauszuholen. Und…“ Bevor er weitersprechen konnte, klingelte es auch schon an der Haustür und Nabi ging hin, um zu öffnen. Vor ihm stand ein großer Mann und platinblonden Haaren und strahlend blauen Augen, der etwas sehr Ehrwürdiges und Erhabenes ausstrahlte. Bei ihm war eine Frau, deren Haare schon fast weiß waren. Ihre Augen hatten das Grün eines frisch ergrünten Blattes und besaß etwas Undurchschaubares. Dennoch hatte sie etwas Warmherziges und Ruhiges. Ihm fielen fast die Augen raus und für einen Moment war er komplett sprachlos. „Meister Elohim, ehrwürdige Mutter Ain Soph.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)