Last Desire: Devious Desire von Sky- ================================================================================ Kapitel 7: Aussprache --------------------- Nabi fuhr die Straßen von London entlang und beschleunigte das Tempo noch weiter. Er spürte den kühlen Fahrtwind und wie der Wind sein Gesicht kühlte. Eine wahre Wohltat und das beste Mittel, diesen ganzen Scheiß zu vergessen und wieder runterzukommen. Aber sein Entschluss stand dennoch felsenfest. Er konnte nicht mehr bei Samajim bleiben, dafür war es endgültig zu spät. Er würde London verlassen und Ain Soph bitten, ihn von seinem Schwur zu entbinden. Das war das Beste für alle Beteiligten, da er ja sowieso als Diener auf ganzer Linie versagt hatte. Er hatte Gefühle für seinen Meister und das durfte einfach nicht sein. So etwas war verboten und hätte ohnehin keine Zukunft. Herr und Diener, so etwas gab es nicht und das auch aus gutem Grund. Das waren so verschiedene Welten, die einfach nicht zusammenpassten und nicht einmal im Märchen gab es so etwas. Und selbst wenn, es waren ja auch nur Märchen. Samajim verdiente etwas viel Besseres als ihn. Jemanden, der nicht so frech, sarkastisch und herrisch in dem Sinne war, dass dieser seinen eigenen Herrn anfing herumzukommandieren. Es war ja schon ein Wunder, dass Samajim es überhaupt so lange mit ihm ausgehalten hatte. Was konnte er ihm schon großartig bieten? Nun, im Grunde eigentlich gar nichts. Er war weder mächtig noch reich. Besitztümer spielten für die Unvergänglichen zwar ohnehin keine große Rolle, aber er war nicht so stark und vor allem war er kein Kämpfer. Selbst während des Krieges hatte er sich nicht ins Kampfgetümmel gemischt und sein Leben auf dem Schlachtfeld riskiert. Auch sonst war er niemand, der gerne kämpfte, sondern würde eher die Flucht ergreifen. Samajim war da ganz anders als er. Und da er es beim besten Willen nicht schaffte, seine Gefühle für ihn zu begraben, war er es nicht mehr länger würdig, sein Diener zu sein. Als es um eine enge Kurve ging, drosselte Nabi ein wenig das Tempo und bog schließlich auf die Landstraße ab, die direkt aus London rausführte. Vor ihm erstreckten sich riesige Wälder und so langsam begann das tiefe Rot der Abenddämmerung immer mehr dem tiefen blau zu weichen, um dann schließlich in einem dunklen Schwarz zu enden, welches den letzten Rest des Tageslichts verschlucken würde. Und für Nabi besiegelte es sogleich nicht nur das Ende des Tages, sondern auch das Ende der Gemeinschaft mit seinem Meister. Jetzt, nachdem er Samajim seine Gefühle gestanden hatte, war es eh zu spät. Er konnte nicht mehr zu ihm zurückkehren und es würde nie wieder so sein wie früher. Bei dem Gedanken schnürte sich seine Brust zu und ihm war wieder einfach nur zum Weinen zumute. Warum nur musste das Leben manchmal so gemein sein und mit seinen Gefühlen spielen? Er wusste selbst, dass er zu viel verlangte. Er sollte dankbar dafür sein, dass er überhaupt am Leben war und Samajim so gut zu ihm war. Aber selbst das war ihm offenbar nicht genug. Stattdessen wollte er mehr, nämlich seine Liebe. Und das war einfach zu viel verlangt. Es war völlig unmöglich. Die Nacht brach herein und eine friedliche Stille lag über England. Der Himmel war nun in ein tiefes violett gehüllt, als sich das Rot der letzten Sonnenstrahlen mit dem Blau der Nacht vermischte und die letzte Grenze zwischen Tag und Nacht besiegelte. Selbst die Wolken wurden zu einem Teil dieses Farbenspiels der Dämmerung und boten ein wunderschönes Bild. Am Himmel waren schon die ersten Sterne zu sehen und auch der Mond leuchtete bereits. Nicht mehr lange würde es dauern, bis diese schöne und auch romantische Abenddämmerung der tiefschwarzen Nacht wich und den letzten Rest der Sonnenstrahlen gänzlich verbannte. Nur ein paar Minuten, bis diese Endgültigkeit dieses Tages besiegelt war und die Sonne endgültig untergegangen war. Die Menschen fürchteten die Dunkelheit für gewöhnlich, aber nicht Nabi oder die anderen Unvergänglichen. Für sie waren Tag und Nacht bloß sich stets wechselnde Tageszeiten, nicht mehr und nicht weniger und deswegen nichts Schlimmes oder Bedrohliches. Sie sahen die Welt mit anderen Augen als die Menschen und empfanden vor der Nacht selbst keinerlei Furcht. Nabi trug keinen Helm, als er so durch die Nacht fuhr. Er brauchte auch keinen, denn durch seine Fähigkeiten konnte er seinen Körper vor Unfällen schützen. Und auf die Weise konnte er sich auch ein wenig abkühlen und seine Gedanken halbwegs sortieren. Am liebsten wäre er ewig so gefahren. Er wollte weit weg fahren, weg von Samajim und diesem ganzen Liebesdrama, welches ihn noch fast zum nervlichen Wrack gemacht hatte, weil er sich selbst so lange Zeit so dermaßen quälen musste. Doch er spürte viel zu spät, dass sich da eine verdächtige Aura näherte und ihn ins Visier genommen hatte. Dafür war er viel zu sehr durch seine Gedanken abgelenkt. Und gleich schon im nächsten Moment schlang sich eine Kette um seinen Hals und schon wurde er mit immenser Kraft vom Motorrad gerissen und schaffte es in allerletzter Sekunde noch, seinen Körper vor schwereren Schäden zu schützen, bevor er auf dem Asphalt aufschlug. Unerbittlich schlang sich die kalte Metallkette um seine Kehle und schnürte ihn die Luftzufuhr ab und schleifte ihn über den Boden in Richtung des Waldes. Er schaffte es nicht, schnell genug zu reagieren und sich aus diesem eisernen Galgenstrick zu befreien, der ihm gnadenlos die Luftzufuhr abschnitt und drohte, ihn zu erwürgen. Auch schaffte er es nicht, um Hilfe zu rufen. Doch auf der verlassenen Landstraße hätte ihn sowieso niemand gehört. Unerbittlich wurde er über den Boden geschleift und schaffte es nicht, sich dagegen zu wehren. Verzweifelt versuchte er stattdessen, seinen Kopf irgendwie aus dieser beengenden Schlinge zu befreien, doch es brachte nichts. Und gleich schon darauf, als sich der Zug an der Kette etwas lockerte und er wieder halbwegs Luft bekam, da trat ihm jemand in den Bauch und drückte seine Hände auf den Boden. Das Nächste, was Nabi spürte, war ein heftiger Schmerz, als eine Klinge seine Handflächen durchbohrte und ihn auf dem Boden festnagelte. Er schrie auf und dann wurde er sogleich grob an den Haaren gepackt, was den Schmerz seiner durchbohrten Handflächen nur noch übertraf. Und durch diesen heftigen Schmerz war er nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen und sich zu befreien. Er saß endgültig in der Falle. „Sieh an, sieh an“, hörte er eine Stimme sprechen und sah ein Gesicht, welches durch eine Schutzbrille und einer Art Gashalbmaske verdeckt wurde. „Hat sich da ein kleines Schäfchen zu weit von seiner Herde getrennt? Und dann geht mir auch noch ein echt dicker Fisch ins Netz. Auf deinen Kopf ist eine ziemlich hohe Summe ausgesetzt, mein Freund. Die großen Alten brennen ja richtig darauf, deinen Kopf in ihrem persönlichen Sammelregal zu sehen, genauso wie die deiner anderen Freunde, die der Massenhinrichtung nicht entkommen konnten, oder die so dumm waren, ihren sicheren Ort zu verlassen.“ Nabis Augen weiteten sich vor Entsetzen als er erkannte, wer da vor ihm stand und ihn an den Haaren gepackt hielt. Das war ein Head Hunter. Oh nein… was macht denn ein Head Hunter hier in dieser Welt? Ist er… ist er wegen mir hier? Die Angst überkam den Sefira und vermischte sich mit dem quälenden Schmerz. Wirklich alles musste aber auch heute schief laufen. Erst das mit Samajim und jetzt auch noch ein Head Hunter, der ihn gleich umbringen würde, weil er sich aus London herausgewagt und damit den einzig sicheren Ort für Asylanten verlassen hatte. Und dann war dieser Head Hunter auch noch Akrav der Grausame, der als der brutalste aller Head Hunter bekannt war. Was für ein Alptraum. „Nein… bitte…“, flehte Nabi und hätte sich normalerweise zur Wehr gesetzt, doch die Schmerzen machten es ihm unmöglich, seine Kräfte einzusetzen und das wusste auch Akrav. Das war eben die effektivste Methode, um einen Unvergänglichen wehrlos zu machen. Der Head Hunter selbst lachte amüsiert darüber, als er sein wehrloses Opfer auf dem Boden liegen sah. Es war kein Geheimnis, dass er ein absoluter Bilderbuchsadist war, der seine Opfer zerfleischte und folterte, bevor er sie umbrachte. Niemals ließ er eines davon je am Leben. Er machte keine Gefangenen. „Du hörst dich echt verdammt süß an, wenn du schreist. Hey, ich hab gehört, dass dich bislang noch keiner angerührt hat, ist das wirklich so?“ Ein eisiger Schreck durchfuhr den wehrlosen Sefira, als er das hörte und er stand kurz vor einer Panik. Und als Akrav ihm auch noch zwischen die Beine fasste, da wurde er in seiner schlimmsten Befürchtung bestätigt. „Ich glaub, ich hol mir erst mal meinen Spaß mit dir, bevor ich dir den Kopf abschneide und ihn mitnehme. Wäre ja langweilig, dich einfach nur umzubringen und dann die Belohnung zu kassieren. Hat ja auch für dich den schönen Vorteil, dass du nicht als Jungfrau sterben musst, mein Guter. Und halt dich bloß nicht zurück und lass mich mehr von deinem süßen Stimmchen hören. Ich mag es nämlich, wenn meine Opfer auch schön laut schreien.“ „Nein, fass mich nicht an“, schrie Nabi und versuchte den Head Hunter wegzutreten, doch da packte Akrav ihn wieder grob an den Haaren und schlug ihm ins Gesicht. „Ein bisschen widerspenstig, hm? Ja, das mag ich. Sonst würde das Ganze ja auch keinen Spaß machen. Na dann wollen wir mal loslegen. Eine kopflose Leiche zu ficken ist bei weitem nicht so heiß, wenn man nicht mal etwas Geschrei dabei hören kann.“ Damit begann Akrav nun, Nabis Shirt hochzuschieben und zog sogleich mit einem Messer einen langen Schnitt quer über die Brust seines Opfers. Nabi presste die Zähne zusammen und versuchte, nicht zu schreien. Er hatte Angst, dass noch viel Schlimmeres passieren würde, wenn er es tat. „Na, stehst du auf Schmerzen? Dann werde ich dich gleich garantiert um den Verstand bringen, bevor ich dich umbringe.“ Nabi wusste, dass er in dieser Verfassung keine Chance gegen diesen Killer hatte und hatte einfach nur Angst. Ihm war bewusst, dass er nicht so schnell sterben würde. Nein, vorher würde Akrav wie ein Raubtier über ihn herfallen und ihn zerfleischen. Es musste aber auch wirklich alles schief laufen… Vor Angst und Schmerzen zitternd schloss er die Augen und bereitete sich auf das Schlimmste vor. Doch gerade, als Nabi schon befürchtete, dass Akrav gleich über ihn herfallen würde, da hörte er plötzlich einen Schrei. Zögernd öffnete er die Augen und sah, dass da Samajim hinter Akrav stand und ihn am Schopf gepackt hatte und ihn gewaltsam hochzerrte. Er stieß den maskierten Head Hunter gegen den Baum und noch nie hatte man ihn wütender gesehen als in diesem Moment. Abgrundtiefer Hass und Verachtung lagen in seinem Blick und es sah wirklich danach aus, als wolle er den Head Hunter umbringen. Zwar war Samajim für gewöhnlich friedfertig und vermied überflüssige Gewalt, aber wehe, jemand tat einem Schutzbefohlenen oder seinen Freunden etwas zuleide. Dann vergaß er sich endgültig. Sein eiskalter und hasserfüllter Blick jagte selbst Akrav in diesem Moment einen Schreck ein. „Lass deine dreckigen Finger von Nabi, du widerlicher kleiner Kopfjäger, oder ich vergesse mich gleich. Der Junge steht unter meinem persönlichen Schutz und wenn du ihm auch nur ein einziges Mal zu nahe kommst, dann schwöre ich bei Ain Soph und Ajin Gamur: es wird das Letzte sein, was du tun wirst. Dann wird es dein Kopf sein, der bald ein Regal zieren wird.“ Damit stieß Samajim ihn zu Boden und zog vorsichtig das Schwert aus dem Boden, welches Nabis Hände festgenagelt hatte und stieß es in Akravs Schulter und schnitt ihm die Maske und die Schutzbrille vom Gesicht, woraufhin sich eine blutige Schnittwunde quer über dessen Gesicht abzuzeichnen begann. „Verschwinde von hier und lass dich nie wieder in der Menschenwelt blicken. Dieses Mal werde ich dein Leben noch verschonen, aber nur, weil ich Nabi diesen Anblick ersparen will. Aber sollte ich merken, dass du noch ein einziges Mal einen Fuß in diese Welt setzt, dann werde ich dir höchstpersönlich zeigen, wie deine Opfer zu leiden hatten. So viel kann ich dir versprechen.“ Damit ergriff Akrav die Flucht und verschwand. Samajim sah erst noch danach aus, als wolle er ihm nachsetzen, doch er ließ es. Stattdessen wandte er sich Nabi zu, um bei ihm nach dem Rechten zu schauen. Dieser lag auf dem Boden und war völlig am Ende mit den Nerven. Er zitterte am ganzen Körper und hatte Tränen in den Augen. Außerdem bluteten seine Wunden schlimm. Zwar ließ sich die Verletzung auf seinem Brustkorb leicht zurückzusetzen, doch mit seinen Handflächen sah es nicht gut aus. Diese waren mit einer Sefiraklinge verursacht worden und solche Waffen verursachten einen weitaus größeren Schaden als von Menschen geschmiedete Waffen. Es würde dauern, bis sie verheilt waren und einen großen Kraftaufwand bedeutete es auch. Sefira-Waffen waren die gefährlichsten Waffen, die es gab, da sie einen Unvergänglichen tatsächlich zu töten vermochten. Samajim ging zu dem Verletzten hin und wollte ihn trösten, doch Nabi ging sofort wieder auf Abstand und senkte reumütig und beschämt den Blick. „Tut mir Leid, dass ich weggelaufen bin. Ich… ich mache auch nichts als Ärger…“ „Ach sag so etwas nicht. Als dein Meister ist es auch meine Aufgabe, dich zu beschützen. Na komm, lass uns nach Hause gehen.“ Damit wollte er ihn auf den Arm nehmen, doch das wollte Nabi nicht zulassen und rief sofort „Nein, Meister. Ich bin voller Blut und Ihr werdet Euch nur schmutzig machen.“ „Jetzt hör schon auf mit dem Unsinn. Als ob mich so was in so einer Situation kümmert. Du bist verletzt und brauchst Hilfe, also stell dich nicht so an. Na komm.“ Damit hob er ihn hoch und setzte sogleich seine Kraft ein, um ihre Position zurückzusetzen. Das war bei weitem kraftaufwendiger, aber so ging es deutlich schneller als wenn sie mit dem Motorrad fahren würden. Die Zurücksetzung der Position verhielt sich ähnlich wie mit der Zurücksetzung der Verletzungen, allerdings war es bei weitem komplizierter und nur erfahrene Unvergängliche vermochten sie anzuwenden. Es ermöglichte ihnen, sich ganz einfach an den Ort zurückzusetzen, wo sie schon mal gewesen waren, also ähnlich wie eine Teleportation. Nur gab es da leider das Problem, dass man diese Technik nicht in der Menschenwelt anwenden konnte, da man Gefahr lief, sofort gesehen zu werden und dann würden die Menschen nur misstrauisch werden. Deshalb verzichteten die Unvergänglichen freiwillig auf den Einsatz dieser Fähigkeit, auch wenn dies enorme Umstände bedeutete. Und den Asylanten war dies ohnehin verboten worden. Kaum, dass sie also wieder im Pfarrhaus zurück waren, brachte Samajim Nabi erst einmal in sein Zimmer und begann damit, seine Wunden zu verarzten. Der Ärmste war immer noch vollkommen aufgelöst und konnte nicht aufhören zu zittern. Dieser Zwischenfall mit Akrav musste wirklich zu viel für ihn gewesen sein, genauso wie die Geschichte mit dem Geständnis. Samajim überkam wirklich das schlechte Gewissen, als er seinen Diener so sah. Und wieder sagte Nabi nur „Es tut mir leid. Ich mache Euch wirklich nur Ärger.“ Nein, dachte Samajim, während er Nabis Handflächen verband. Der Einzige, der hier Ärger gemacht hat, war ich. Du bist der Letzte, der etwas für diese Situation kann. „Der Einzige, der sich hier entschuldigen muss, das bin ich. Hätte ich das Ganze nicht so auf die Spitze getrieben, dann wäre das nicht passiert. Ich wollte nicht, dass es so eskaliert und du so verletzt wirst. Weder körperlich noch seelisch. Wirklich alles ist schief gelaufen, obwohl mir das noch nie im Leben passiert ist. Weißt du Nabi, es gibt einen bestimmten Grund, warum ich damals beschlossen habe, dich zu meinem Diener zu machen. Ich wollte dich bei mir haben und dich beschützen. Dabei spielte es für mich gar keine Rolle, wer oder was du bist. Du sagst, du bist nicht einfach… Der Einzige, der hier nicht einfach ist, das bin ich. Ich bin nicht gerade der Fleißigste, ich bin absolut launisch, hab Spaß daran, dich zu ärgern und ich halse gerne anderen die Arbeit auf. Und ich kann es einfach nicht lassen, meine Spielchen mit anderen Leuten zu spielen. Du hast hier gar nichts falsch gemacht und du brauchst dich auch nicht für die Gefühle zu schämen, die du hast. Für seine Gefühle kann man nichts und man kann sie auch nicht so einfach abstellen. Ich weiß das sehr gut aus eigener Erfahrung.“ „Wie… wie meint Ihr…“ Nabi konnte die Frage nicht zu Ende aussprechen, denn da küsste Samajim ihn auch schon und unterbrach ihn auch schon sogleich. Nabis Augen weiteten sich und Samajim wieder langsam seine Lippen von ihm löste, da brachen die letzten Dämme bei seinem Diener. Ungehindert flossen seine Tränen und er konnte nicht mehr aufhören zu weinen. „M-Meister… was…“ Sanft strich Samajim ihm seine Tränen weg und sah in seine türkisfarbenen Augen. „Verzeihst du einem dummen alten Mann, der so dermaßen stur war und dich so lange hat warten lassen?“ „Wie meint Ihr das?“ „Dass es mir leid tut, dass ich dich in so eine Lage gebracht habe. Ich liebe dich ebenso, Nabi. Ich habe dich schon geliebt, seit ich dich das erste Mal gesehen habe und ich habe dich deshalb zu meinem Diener gemacht, weil ich dich an meiner Seite haben und dich beschützen wollte. Aber ich war so darauf versessen, von dir zuerst ein Liebesgeständnis zu hören, dass ich es viel zu weit getrieben habe. Zuerst dachte ich, du würdest allerhöchstens Dankbarkeit empfinden und es genügte mir zuerst, dich bei mir zu haben. Aber als ich dann erkannte, dass du mich ebenso liebst, da hatte ich mich in diese völlig verrückte Idee verrannt und dachte, ich könnte dich genauso leicht lenken wie all die anderen. Aber es ist alles in die völlig falsche Richtung verlaufen und als ich erkannt habe, was ich für einen Riesenmist verzapft habe, da warst du auch schon weg und so bin ich dich suchen gegangen. Du hast nichts falsch gemacht. Ich bin es, der hier einen Haufen Fehler gemacht hat und es tut mir wirklich sehr leid. Nun frage ich dich nicht als dein Meister: willst du bei mir bleiben, auch wenn ich ein kindischer, ichbezogener, arbeitsfauler Trotzkopf bin?“ Und daraufhin umarmte Nabi ihn. Er klammerte sich regelrecht an ihn und schluchzte heftig, wobei er sein Gesicht in Samajims Schulter vergrub. Es fiel ihm umso schwerer, jetzt noch in diesem Zustand überhaupt zu sprechen. Aber dann gelang es ihm mit einiger Mühe. „Bitte lasst mich bei Euch bleiben, Meister. Mir ist es egal, ob Ihr schwierig seid oder nicht. Ich liebe Euch und ich bin auch glücklich bei Euch. Auch wenn es egoistisch von mir klingt und ich zu viel verlange, aber ich will bei Euch bleiben, wenn Ihr mich auch bei Euch haben wollt…“ „Natürlich will ich das“, sagte Samajim ruhig und erwiderte die Umarmung. „Ich würde dich am liebsten für immer an meiner Seite haben, aber ich will dich nicht länger dazu zwingen. Ich will dich nicht mit irgendeiner Verpflichtung an mich binden. Nicht mehr. Wenn es dein Wunsch ist, kann ich dich von deinem Versprechen lossagen und du kannst frei sein und gehen wohin du willst. Keine Verpflichtungen mehr, keine Spielchen.“ „Aber das ist für mich doch nicht wichtig“, rief Nabi und klammerte sich noch fester an ihn. „Ich bin gerne Euer Diener und ich brauche diese Freiheit nicht. Sie ist für mich nicht so wichtig wie Ihr. Ich bin schon glücklich genug, wenn ich weiter bei Euch bleiben darf. Aber… Ihr müsst das nicht aus Mitleid für mich tun.“ „Wer redet hier von Mitleid?“ fragte Samajim und löste sich von Nabi. Am liebsten hätte er ihm eine Kopfnuss gegeben, aber er ließ es doch lieber. Nicht, wenn der Ärmste in so einem Zustand war. „Aus Mitleid würde ich nie solche Worte zu dir sagen. Nabi, ich liebe dich wirklich und daran wird sich auch nichts ändern.“ Damit nahm er ihn wieder in den Arm, um ihn zu beruhigen. Es hätte alles nicht so lange andauern müssen und vor allem hätte es gar nicht erst so eskalieren brauchen. Insgeheim ärgerte sich Samajim über seine eigene Art, dass er es einfach nicht lassen konnte, andere für seine eigenen Pläne wie Spielfiguren zu benutzen. Erst damit hatte er Nabi in diese Situation gebracht. Aber für ihn stand nun endgültig fest, dass er es nie wieder so machen würde. „Und eines verspreche ich dir, Nabi. Es wird keine Tricks mehr geben und keine Spielchen. Nur die üblichen.“ Der Schwarzhaarige konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und nickte. „Damit kann ich gut leben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)