Main hoon na - Ich bin immer für dich da von Seelendieb (Yugi x Yami) ================================================================================ Kapitel 16: Obelisk, der große Kriegsgott ----------------------------------------- Obelisk, der große Kriegsgott Es dämmerte bereits und man hatte auf dem Dorfplatz ein großes Feuer angezündet. An diesem saß Atemu in eine alte Wolldecke gewickelt. Er fühlte sich noch immer schwach. Während Subaru sich ernsthafte Sorgen machte, war Anthony nur am Grinsen – Es war halt sehr kräfteraubend, gleich zweimal hintereinander sich mit einem Magier zu vereinigen. Seto selber fühlte sich sehr überfordert, dass der Pharao im Staub am Feuer saß. Die ganze Dorfgemeinschaft hatte sich in einem Kreis um das Feuer versammelt und lauschte gespannt. „Möchtet ihr was essen, mein Pharao?“ fragte der Greis. Atemu blickte müde auf. „Bitte, nenn mich Atemu, Väterchen. – Subaru soll den gesamten Proviant an euch verteilen!“ meinte Atemu warm. Da trat plötzlich ein kleiner, etwa zehnjähriger Junge, eingehüllt in Lumpen aber mit offenem Blick, mutig vor den Pharao. „Ich kenne dich!“ rief er laut und herausfordernd. Atemu blickte auf und musste warm lächeln. „Ich kenne dich auch...“ antwortete er. „Du hast uns immer mit Lebensmitteln versorgt!“ meinte der Knabe mit stolzgeschwellter Brust. Atemu nickte. Subaru hatte sich gerade abwenden wollen, als er die Worte des Kleinen hörte und drehte sich wieder zu dem Pharao um. „Atemu, du hast was?!“ fragte er entsetzt. Atemu vergrub sein Gesicht in seine Hand. „Ich habe mich aus dem Palast geschlichen und diesem Dorf des Öfteren Lebensmittel gebracht. – Gerade als die Dürre nach einem Angriff so schlimm war...“ murmelte er halbverschluckt. „Und dein Magier wusste davon?“ – „Er hat es mir ermöglicht, dass ich ungesehen aus dem Palast gelangen und unerkannt die Lebensmittel verteilen konnte...“ Subaru starrte seinen Pharao an. Und überlegte ernsthaft, ob er hier einen erwachsenen Mann oder einen kleinen Jungen vor sich hatte! „Darüber reden wir noch...“ wandte sich Subaru ab. Anthony hatte alles gehört und trat an Atemu ran. „Gibt das Ärger?“ – „Er ist der Offizier meiner Leibgarde. Er ist für mein Leben verantwortlich... Ich darf eigentlich nichts machen, ohne ihm Bescheid zu geben... Bin ich froh, dass dieses Versteckspiel vorbei ist!“ Und Subaru teilte den gesamten Vorrat im Dorf auf, während Atemu alles beobachtete. „Anthony?“ begann er plötzlich. Anthony trat neben den Pharao. „Ich brauche Zeit für mich... Nimm Subaru und reitet schon mal vor zu den nächsten Dörfern. Säubert die Grenzen!“ Anthony blickte lange zu Atemu runter, der die ganze Zeit ins Feuer gestarrt hatte, während er sprach. Ihm gefiel Atemus Entscheidung nicht, doch musste er sie akzeptieren. Zu viel ist in den letzten Wochen passiert... Aber zum Glück hatte der Pharao ja Narbengesicht – von daher... „Pass auf dich auf!“ seufzte Anthony und ging zu Subaru. Atemu nickte. Es dauerte nicht lange, da machten sich Anthony und Subaru gemeinsam auf den Weg. Das Dorf hatte wieder den gewohnten Tagesablauf angenommen. Es wurde Essen zu bereitet. Kinder tollten rum, Männer unterhielten sich und berieten über die weitere Vorgehensweise. Und in dem ganzen Gewusel, saß der Pharao im Staub am Feuer, eingehüllt in eine alte Baumwolldecke, und beobachtete alles. Jetzt in diesem Moment fühlte er sich nicht als Atemu, der Pharao, sondern als Faisal, der Weggefährte Yugis. Mit leisen Tränen in den Augen blickte er zu den Sternen. Wo Yugi jetzt war? Ob es ihm gut ging? Seto beobachtete Atemu bereits die ganze Zeit und zuckte betroffen zusammen, als er die Tränen in Atemus Augen glitzern sah. Leise trat er nun an den Pharao ran. „Mein Pharao...“ begann er vorsichtig. Doch Atemu unterbrach ihn mit einer energischen Handbewegung. „Atemu. Nicht Pharao. Atemu! – Was gibt‘s?“ blickte Atemu Seto an. Dieser atmete tief durch. „Während der gesamten Zeit... kam immer in unregelmäßigen Abständen eine dunkle Gestalt, die Lebensmittel für mehrere Wochen da gelassen hatte. Und immer kamen die Lebensmittel, wenn wir es am dringendsten brauchten. – Danke, dafür. Du hast vielen von uns das Leben gerettet!“ Atemu seufzte. „Seto, ich weiß nicht, ob ich richtig gehandelt habe. Ich habe nur versucht, das Erbe meines Vaters zu erhalten, mein Volk, das Land zu retten. Dabei musste ich viele Opfer bringen. Das größte Opfer war Seth! – Ich habe versucht mit meinen Möglichkeiten, die ich hatte, etwas Leid unter meinem Volk zu lindern. Es freut mich, wenn es mir hier in diesem Dorf geglückt ist.“ Atemu hatte seine Augen wieder ins Feuer gerichtet. Seto schwieg. Er war ergriffen von diesen ruhigen, sanften und bedauernden Worten. Der Pharao litt! „Seto, Narbengesicht sagte, dass du über die weißen Drachen mit eisblauem Blick befehlen kannst. Nimm Narbengesicht, lerne ihn kennen, mache dich mit ihm vertraut und fliege die Grenzen ab.“ – „Und was ist mit dir?“ fragte Seto verwirrt. „Mach dir um mich keine Sorgen! – Geh! Narbengesicht ist der Drache deines Vaters. Er soll dich nun tragen!“ Seto starrte den Pharao verwirrt an. Was bezweckte dieser? Doch dann nickte er und trat zum Drachen. Keine fünf Minuten später flog Narbengesicht mit Seto davon. „Warum schickst du alle fort?“ trat der Greis wieder an Atemu ran und bot ihm eine Schale mit Fleisch. Dieser blickte leicht auf und lächelte warm, als er die Schüssel Fleisch entgegen nahm. „Danke. – Ich brauche Zeit für mich. Ich habe das Gefühl, das mir alles über den Kopf wächst, seit Seths Tod. Als ich heute mit Narbengesicht ankam, dachte ich zuerst, Seto wäre Seth!“ Der Greis nickte und setzte sich neben Atemu, während dieser langsam aß. Der Greis blickte nachdenklich ins Feuer. „Ja... Seto ist das genaue Ebenbild Seths, als dieser jung war. Seto müsste in etwa dein Alter sein. Nimm ihn an deine Seite. Er ist ein weiser Berater!“ – „Väterchen, dass brauchst du mir nicht erst zu raten! Ich wollte von Anfang an Seto an meiner Seite haben.“ Schweigen. „Darf ich offen reden?“ Atemu blickte zu dem Greis, als dieser die Worte leise aussprach. „Sprich.“ – „Atemu, wie kommt es, dass du dich dem Magier komplett unterworfen hast?“ Atemu blickte den Greis fragend an. Dieser lächelte warm. „Magier... tritt dazu!“ bat er leise und schon erschien der Zauberer der dunklen Magie neben Atemu ans Feuer. Der Greis begann. „Wenn sich zwei Wesen miteinander verschmelzen, vereinigt sich alles der beiden Personen. Der Atem, der Herzschlag... Einfach alles, selbst der Körper. Außer die Seele. Der gemeinsame Körper wird zum Gefäß für zwei Seelen. Es kann allerdings nur eine Seele in dem Gefäß existieren. Das heißt, dass nur einer von den beiden Wesen, die Gedanken, den Körper beherrschen kann. Damit dies möglich ist, muss sich eine Seele der anderen komplett unterwerfen und alle Selbstbestimmung aus der Hand geben...“ Atemu blickte den Greis fragend an. „Was meinst du damit?“ – „Was hast du gefühlt, als du dich das zweite Mal mit deinem Magier vereinigt hast?“ Atemu starrte in die Augen des Greises, dann blickte er wieder ins Feuer. Was hatte er gespürt? Wenn er das selber wüsste! „Ich weiß es nicht. Ich war wie schwerelos. Ein Zuschauer. Ich habe zu geschaut, was passiert und war doch nicht in der Lage es zu verhindern. Ich fühlte mich gelähmt. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Und doch spürte ich eine sehr starke, mächtige Präsenz, die mich zu beruhigen suchte...“ – „Du hattest Angst...“ erklärte da plötzlich der Magier. „Es ist uns Magiern verboten, die Seele eines Menschen zu unterwerfen. Aus dem einfachen Grund, weil eurer Drang nach Freiheit und der Selbstbestimmung so ausgeprägt ist, dass eure Seele Schaden nehmen kann oder ihr so durchdreht, dass ihr alles um euch zerstört, aus Angst eure Freiheit zu verlieren. – Ich sah jedoch, wie wichtig es dir war, dich wieder mit mir zu vereinigen, um die Menschen hier zu beschützen. Darum bat ich dich, mir das zu überlassen, weil du schon nur das Verschmelzen nicht überlebt hättest. Das Gefühl, was du hattest, war Angst, fast schon Panik, als du zuschauen musstest und nichts tun konntest. Ich habe die ganze Zeit versucht, deine Seele und deinen Geist zu beruhigen.“ Der Greis lauschte den Worten des Magiers und beobachtete dabei den Pharao. „Jeder Schaden des Gefäßes wird als Schmerz des Geistes umgewandelt, der den Körper beherrscht. So konnte der Magier frei agieren, obwohl, du so schwer verletzt warst. In dem Moment, wo der Magier deine Seele unterwarf und die Kontrolle des Körpers übernahm, waren Schmerzen und Verletzungen nicht mehr existent...“ ergänzte der Greis. Atemu erhob sich abrupt und atmete tief durch. „Danke...“ murmelte er leise. Der Greis nickte. „So eine Erfahrung lässt niemanden kalt. Deshalb möchtest du deine Ruhe haben?“ Atemu nickte. Der Greis erhob sich. „Ich werde jetzt schlafen gehen. Bleibe nicht mehr allzu lange hier draußen, Atemu. Du musst dich ausruhen!“ Damit verabschiedete sich der Greis und betrat seine Hütte, um schlafen zu gehen, mit dem Wissen, dass der Pharao nicht folgen und am nächsten Morgen auch nicht mehr anwesend sein würde. Langsam ging die Sonne auf und tauchte die weite, unendliche Wüste in ein flammendes Meer. Die warmen Strahlen vertrieben langsam die Eiseskälte der Nacht und der einsame Wanderer atmete tief durch. Unschlüssig betrachtete er den Himmel und dann das Dünenmeer direkt vor ihm. Die Fläche kam ihm merkwürdig vertraut vor, auch wenn es höchstwahrscheinlich Einbildung war... Aber... Seufzend ließ sich der Wanderer dort nieder, wo er gerade stand. Er war jetzt seit etwa einer Woche unterwegs. Alles zu Fuß und in der Regel wanderte er in der Nacht. Wo er genau hin wollte, wusste er nicht. Er wollte einfach nur für sich sein. Der Wanderer war Atemu. Begleitet von seinem Magier, der ihn durch seine Magie mit Wasser und Nahrung versorgte, war er, kurz nach dem der Greis gegangen ist, aufgebrochen. Während der Zeit des Wanderns hing er seinen Gedanken nach. Wie oft ließ er die letzten Jahre an sich vorbeiziehen und wie oft verweilten seine Gedanken zu lange bei seinem kleinen Dieb. Ob er Yugi je wiedersehen würde? Ob Yugi überhaupt noch an seiner Seite sein wollte? „Sag... das vor uns ist das Dünenmeer, was ich mit Yugi durchritten bin, oder?“ fragte Atemu leise, als er vor sich blickte. Der Magier schaute in die Weite und ließ seine Magie wirken. Und tatsächlich spürte er noch nach all den Jahren eine ganz schwache Spur von Yugi und Atemu. „Ja... direkt vor uns, auf der anderen Seite des Dünenmeeres spüre ich noch Reste des Lagers, wo wir Narbengesicht haben weinen hören.“ Atemu grinste leicht und ließ sich auf den Rücken fallen. Also war er auf der Suche nach Yugi? Oder eher auf der Suche nach seinem Selbst, da er einfach zu lange nicht er selbst sein konnte... durfte und sich verbiegen musste, um anderen zu gefallen. „Wie gerne würde ich an deiner Seite sein und die Verantwortung einfach abgeben...“ murmelte Atemu leise, als er einschlief. Der Magier musterte seinen Freund lange und intensiv. Leichte Traurigkeit huschte über das Gesicht des Magiers. Atemu litt unter der Bürde des Pharaos! „Geschafft...“ brach Atemu kraftlos zusammen. Zwei Tage hatte er gebraucht, um durch das Dünenmeer zu gelangen und nun war er einfach nur fertig. Die Hitze hatte ihn mehr als nur zermürbt. Schwer rang er nach Luft und sein Herz drohte zu zerbersten. Langsam ging die Sonne unter und der Pharao wusste, dass er eigentlich sich erheben müsste um ein Feuer zu entfachen und... Atemu war zu kaputt. Kaum hatte sein Atem sich beruhigt, fiel er auch in einem tiefen Schlaf. Der Zauberer der dunklen Magie schüttelte nur belustigt den Kopf darüber und entfachte ein Feuer, damit Atemu die Nacht nicht erfror. Der Pharao hatte die letzten beide Tage sehr viel nachgedacht, ganz besonders, was das Verhältnis zu seinem Dieb betraf. Anscheinend war er zu einem Entschluss gelangt, denn die letzten zwei Stunden, hatte Atemu eine enorme Kraft ausgestrahlt. Leise trat der Zauberer ein Stück in die Wüste und ließ den Wüstenwind um seinen Körper spielen. Hier hatten sie vor über fünf Jahren den weißen Drachen weinen gehört. Was war alles passiert seit dem? Nie hätte sich der Zauberer träumen lassen, dass er in Atemu mal einen Freund sehen würde, doch spätestens seit dem der Pharao sich mit seiner Seele dem Zauberer unterworfen hatte, wusste dieser, dass der Pharao sein Freund war. Und er schwor sich hier unter dem Wüstenhimmel, dass er immer für seinen Freund da sein würde und alles tun würde, damit Atemu mit seinen kleinen Dieb wieder vereint sein würde! Atemu und sein Zauberer standen bei Sonnenaufgang am Rand des Schotts. Sie überlegten. „Das letzte Mal, war der Pfad ziemlich abgesunken...“ murmelte Atemu. Der Zauberer nickte nur. „Yugi hatte gemeint, das die Oberfläche schwer beschädigt sein müsste... und der Pfad war verbunden und... Alles brach zusammen, als Yugi und der Rotauge in den Schott versanken...“ Der Magier nickte erneut. Atemu biss sich auf die Lippen. „Und nun? – Wie sollen wir heil rüberkommen geschweige denn den richtigen Weg finden?“ Der Zauberer grinste leicht, als er nur mit seinen Schultern zuckte. Atemu registrierte das Grinsen. „Ja, ich weiß... ich bin hier draußen hilflos der Naturgewalt ausgeliefert! Yugi hat mir da einiges voraus!“ – „Schön, dass du das selber erkennst...“ spöttelte da freundschaftlich der Magier. Belustigt schüttelte Atemu seinen Kopf und er schaute wieder nachdenklich über die Salzseefläche. Plötzlich berührte ihn etwas sanft an seiner rechten Handfläche. Atemu stutzte. Er kannte diese Aura... Langsam drehte er sich rum und stand einem riesigen Drachenfluch gegenüber, der soeben seinen Kopf wieder hob und den Pharao warm musterte. „Endlich habe ich dich gefunden, mein Pharao! – Steig auf meinen Rücken. Seto baucht deine Hilfe.“ Die Stimme des Drachen war tief und dröhnte nur so in Atemus Gedanken. „Seto?“ fragte er ungläubig und schwang sich schon auf den Rücken des Drachen. „Er hat sich auf einen Kampf um Macht eingelassen, den er nicht gewinnen kann!“ raunte der Drache leise, während er sich in die Luft erhob. „Ein Kampf um Macht?“ – „Seto möchte ein bestimmtes Monster beherrschen. Es hat sich bereit erklärt, sich dem Befehl Setos zu beugen, wenn dieser ihn in einen Kampf besiegt.“ – „Und wo ist das Problem?“ Der Drache lächelte sanft. „Seto hat einen Gegner, den er nicht besiegen kann! Er hat einen Kriegsgott zum Gegner...“ Atemu schwieg zu diesen Worten. Seine Gedanken rasten. Einen Kriegsgott? Unter den Monstern gab es kein einziges, was einem Kriegsgott gleich kam. Es sei denn... Atemu hielt den Atem an und er wurde blass. Doch nicht etwa... „Beeil dich Drachenfluch!“ befahl Atemu gepresst und der Drache setzte sich in Bewegung. In wilder Jagd durchpflügte der Drache den Himmel und näherte sich dabei unaufhaltsam dem Tal, wo die Wüstenwinde damals ihr Versteck hatten. Atemu verkrampfte sich leicht. Er fühlte sich nicht ganz wohl dabei. War er innerlich noch nicht bereit, diesen Ort zu betreten mit den ganzen Erinnerungen. „Müssen wir hier her?“ fragte er daher den Drachen. Dieser antwortete nicht, sondern glitt über den letzten Gipfel des Tales und verharrte. Atemu starrte auf das Bild vor ihm und keuchte entsetzt auf. Auch dem Drachenfluch war es nicht geheuer, so wie ein nervöses Zittern durch seinen Körper raste. Beruhigend versuchte Atemu eine Hand auf den Hals des Drachen zu legen, allerdings zitterte der Pharao selber vor tiefer Angst. Vor Ihnen ragte ein riesiges Monster in den Himmel. Blitze zuckten um die riesige Gestalt. Dieses Monster sah wie ein in eine Rüstung gekleideter Barbar aus. Breite Schultern, breites Kreuz, überdimensional riesige Hände, schmale Taille. Aus dem Rücken ragten zwei kurze, aber kräftige scharfkantige Flügel hervor. Seine Schultern waren mit Hörnern verziert und aus der Stirn ragten ebenfalls zwei kräftige Hörner hervor. Zwischen den Hörnern lag ein türkisfarbener Opal, der je nach Stimmung und Lichteinfall seine Farbe änderte. Auf dem Kopf thronte noch ein Horn, was fast schon einer Papstkrone gleich kam. Blutrote und unendlich tiefe Augen blitzten aus dem flachen stämmigen Gesicht. Das Maul wirkte wie der Mund eines Totenschädels mit spitzen Reißzähnen. Das ganze Monster war himmelblau und wirkte wie aus Titan. Man konnte nicht erkennen, ob es eine Rüstung trug, oder ob es der eigene Körper war, so verwachsen schien alles zu sein. Das Monster war so riesig, dass Atemu mit seinem Drachenfluch gerade etwas größer waren, als ein Auge des Monsters. Dieses Monster war Obelisk, der große Kriegsgott! Obelisk war einer von den drei großen Göttermonstern, die nur dem Pharao und dem ägyptischen Volk dienten. Diese Göttermonster waren der Beweis für jeden Zweifler. Wenn diese Wesen einer Person gehorchten, dann war diese der wahre Pharao und Herrscher über Ägypten. „Obelisk...“ hauchte Atemu fassungslos und dennoch ehrfürchtig. Er hatte zwar alles gelernt, was er wissen musste, um als Pharao zu bestehen, doch hätte er sich nie träumen lassen eins von diesen Monstern je zu Gesicht zu bekommen! Obelisks Ohren zuckten leicht, als er seinen Namen hörte und sein Blick glitt zu dem Sprecher. Leicht amüsiert stellte er fest, dass der Pharao da auf einen Drachenfluch vor ihm schwebte. Würde der Pharao den Mut haben, einzugreifen und den kleinen Menschen mit seinen weißen Drachen retten? Atemu sah, wie die blutroten Augen sich auf ihn richteten. Er sah ein belustigtes Funkeln in diesen tiefen Augen und ihm wurde mit einem Schlag bewusst, dass das Monster spielte! In diesem Moment dröhnte ein vielfaches Brüllen zum Pharao rüber. Dieser riss seine Augen von Obelisk und blickte in die Richtung, von wo das trompetende Brüllen her kam. Da stand er! Stolz erhobenen Hauptes verlangte er absoluten Gehorsam seiner weißen Drachen. Setos Kleidung war zerfetzt und er blutete aus vielen kleinen Wunden. Breitbeinig stand er schützend vor dem am Boden liegenden Narbengesicht. Dieser Drache war schwerverletzt. Seine Flügel waren mehrfach gebrochen und zerfetzt. Atemu wurde leichenblass, als er den stolzen weißen Drachen so jämmerlich, vor Angst zitternd, hilflos auf den Boden lag. Seto gab so eben einen lauten herrischen Befehl. Seine Stimme war voller Wut – niemand verletzte seinen weißen Drachen! Zwischen ihm und Obelisk formatierten sich drei schneeweiße Drachen. „Was hat er vor?“ murmelte Atemu eher abwesend, weil ihn der Anblick der Drachen so faszinierte. Weder Drachenfluch noch der Magier antworteten, denn in diesem Moment vereinigten sich die drei weißen Drachen in einem grellen Lichtblitz zu einem riesigen dreiköpfigen weißen Drachen! „Der Drache von Yugi!“ entfuhr es Atemu. Der Magier nickte mit Unbehagen. „Seine Schwanzspitze...“ murmelte er leise, als er mit seinem Stab auf den Drachen zeigte. Atemu folgte dem Wink. Die Schwanzspitze wurde schwarz! „Reine Seele... ja?“ knurrte Atemu leise, als sich der Drachenfluch auch schon in den Sturzflug begab. „Er ist geblendet vor Wut, Trauer und Verzweiflung, weil Narbengesicht so schwer verletzt ist!“ meinte der Magier, während er seine Kräfte sammelte. „Wir werden den Kampf unterbrechen!“ meinte Atemu bestimmt. Sein ganzer Körper spannte sich an. „Dir ist schon bewusst, mein Freund, dass wir gegen Obelisk keine Chance haben...“ Atemu nickte. „Ich weiß, wir müssen nur so lange den Kampf unterbrechen, bis Seto wieder klar ist...“ Der Magier schüttelte leicht seinen Kopf und mit einer entschlossenen Bewegung ließ er seine Magie wirken. Der Drachenfluch wurde in einem rotgoldenen Licht getaucht, als der Pharao und der Zauberer der dunklen Magie sich vereinigten. In dem Moment befahl Seto den Angriff und drei Mäuler öffneten sich, um Energie von der Umwelt zu absorbieren und die Lichtblitzattacke vorzubereiten. Auch Obelisk holte mit seiner riesigen Faust zum alles vernichtenden Schlag aus. Diesmal hielt er sich nicht zurück, denn der dreiköpfige Drache war gefährlich! Der Drache schoss mit einem dröhnenden Brüllen seine Attacke ab. Drei Lichtblitze vereinigten sich zu einem in sich wirbelnden Lichtstrahl. – „Jetzt!“ – „Ich kann nur einen Angriff abwehren!“ – „LOS!“ – Im selben Moment schlug Obelisk mit seiner rechten Faust zu. Ein greller blauer Magieball umspielte die Faust. Mit dieser Faust würde er den Lichtstrahl begegnen und abfangen. Doch kurz bevor die beiden Attacken sich berührten, erschien plötzlich zwischen den beiden Angriffen ein riesiger Bannkreis, der eine breite Spiegelwand in den Himmel wachsen ließ. Der Angriff des Drachen traf auf die Fläche und wurde sofort abgelenkt und wieder auf den Drachen zurück geworfen. Die große, übermächtige Faust des Kriegsgottes stoppte nur wenige Millimeter vor dem Spiegel. Atemu atmete innerlich auf. „Zwinge den Drachen sich zu trennen!“ raunte Atemu. „Du bist dann schutzlos Obelisk ausgeliefert...“ gab der Magier zu bedenken. Atemu nickte und schon trennte sich der Magier wieder vom Pharao und warf eine Magieattacke auf den dreiköpfigen Drachen, der mit einem grellen Lichtblitz sich wieder in drei weiße Drachen aufteilte. Währenddessen starrte Atemu mit offenem und entschlossenem Blick zu Obelisk. Dieser griente spöttisch, als er seine Faust wieder zurück zog. Der Pharao vor ihm belustigte ihn. Er stand da, als ob er jeden in der Luft zerreißen würde, wenn man den anderen Menschen und den Drachen zu nahe kommen würde und dennoch zitterte er am ganzen Körper. Seto starrte verblüfft, dann fassungslos und letztendlich entsetzt auf die Szenerie vor ihm. Atemu hatte sich nicht nur zwischen ihn und dem Monster gestellt, nein, er verhinderte eine Fortsetzung des Kampfes und ließ seine Drachen sich wieder trennen! Seto war erbost und wutschnaubend stürmte er auch schon auf den Pharao zu. Kaum, dass er bei Atemu war, griff er an dessen Schulter und riss ihn herum. „Was fällt dir ein?!“ brüllte Seto außer sich vor Wut. Atemu blickte mit festem Blick in Setos Augen, jedoch blieb er ruhig. „Die Frage gebe ich zurück...“ und damit deutete der Pharao zu Narbengesicht. Seto zuckte erschrocken zusammen. „Ich verlange eine Erklärung! Warum bekämpft ihr euch?“ forderte Atemu nun mit herrischer Stimme. Obelisk zuckte leicht zusammen über so viel Stärke und Ruhe in der Stimme. „Das geht dich nichts an!“ fauchte Seto. Atemu blickte tief in Setos Augen. „Es geht mich sehr wohl was an! Zu einem, weil du dich mit einem Göttermonster anlegst, was eigentlich nur dem Pharao gehorcht und zum anderem, weil du zu meinem Gefolge gehörst, wir noch sehr viel zu tun haben, um Ruhe in das Land zu bringen und du dich jetzt hier aber sinnloser Weise abschlachten lässt. Und der Hauptgrund ist Narbengesicht! Was ist passiert, dass Narbengesicht so schwer verletzt am Boden liegt?!“ – „Obelisk hat ihn so zugerichtet!“ – „Und warum?“ Da bückte sich der große Gott zu den Beiden hinunter. „Lass mich erklären, Pharao.“ Atemu zuckte leicht zusammen über diese kräftige und dröhnende Stimme. Kurz blickte er zu Obelisk und nickte. Da trat auch schon sein Magier an Narbengesicht ran und begann ihn zu heilen. „Nimm all die magische Kraft. Ich brauch jetzt nichts mehr.“ Der Magier nickte und Atemu wandte sich nun voll zu Obelisk und blickte hoch in das Gesicht des Riesen. „Ich höre!“ Ein leises spöttisches Grinsen huschte über die Gesichtszüge des Monsters. „Sein Name ist Seto. Er befiehlt über die weißen Drachen. Ich kämpfe gerne an der Seite der Menschen, die über die weißen Drachen gebieten. Denn diese Menschen sind ehrlich und ihnen liegt das Wohl des einfachen Volkes am Herzen. Dieser junge Mann hier ist allerdings sehr ungeduldig und kennt wohl die Höflichkeitsformeln nicht. Anstatt sich vor mir zu verneigen, verlangt er, dass ich mich vor ihm verneige. So bot ich ihm an; wenn er mich in einem Kampf besiegt, werde ich mein Knie vor ihm beugen und ihm überall hin folgen.“ Atemu wandte sich augenblicklich zu Narbengesicht. Da hatte Seto wohl den Drachen in den Kampf geschickt. „Bitte beende...“ wandte sich Atemu wieder an Obelisk, wurde jedoch abrupt von einem Lichtstrahl unterbrochen, der an ihn vorbeischoss und Obelisk brutal von der Seite traf. Der blaue Riese taumelte und brüllte brutal auf. Seine Augen glühten rot auf und sein Opal zwischen den Hörnern auf den Kopf begann grell aufzuleuchten. Mehr im Affekt holte er aus und schlug mit der Faust zu und warf damit den dreiköpfigen weißen Drachen mitsamt Seto zu Boden. Seto war nämlich leicht abseits gegangen, als Atemu sich mit Obelisk unterhielt und hatte seinen drei Drachen befohlen, zu fusionieren und den Riesen anzugreifen. Atemu starrte fassungslos zu dem Geschehen. „SETO!“ rief er laut, als dieser brutal zu Boden geschleudert wurde. Er war verletzt; konnte sich nur mühsam regen. Da stieg Obelisk in die Luft und holte wieder mit seinen Fäusten aus. Als beide Fäuste glühten, ließ der Riese sich in die Tiefe stürzen – beide Fäuste ausgestreckt und direkt auf Seto zu. „Nein...“ hauchte Atemu, als er auch schon zu Seto rannte. Doch Seto konnte sich nicht wirklich bewegen. Da blickte Atemu auf und starrte Obelisk entgegen, der immer noch an Tempo zu legte. Atemu stand auf, stellte sich schützend vor Seto und breitete seine Arme aus, um noch mehr Fläche zu bieten, die Seto schützte. „Obelisk, es reicht! – Stopp!!“ brüllte der Pharao verzweifelt. Atemu sah das Glühen in den Augen. Er sah die Unendlichkeit und er wusste, Obelisk würde töten. Würde kein Pardon kennen. Alles in ihm schrie, zu fliehen, seine Arme schützend vor sein Gesicht zu nehmen oder zu mindestens die Augen zu schließen... – doch Atemu blieb standhaft und zuckte mit keiner Wimper. Nun war der Riese so nah, dass er zuschlagen konnte und der Pharao erwartete die Wucht des Aufpralls. Doch mit einem kräftigen Flügelschlag stoppte der Riese nur Millimeter erneut vor dem Pharao. Staub wirbelte auf. „Tritt zur Seite, Pharao!“ forderte Obelisk. „Nein! Ich trete erst zu Seite, wenn du diesen Kampf für beendet erklärst! Seto ist Kampfunfähig. Du hast gewonnen!“ Atemus Stimme war fest und bestimmt, obwohl sein Kreislauf drohte zusammen zu brechen und sein Körper wie Espenlaub zitterte. „Er hat mich feige aus dem Hinterhalt angegriffen.“ – „Er ist bestraft genug. Der Kampf ist vorbei!“ Obelisk ließ sich langsam wieder auf seine Beine nieder. Nachdenklich musterte er den Pharao. Wie weit würde dieser für Seto gehen? „Knie nieder, Pharao. Knie nieder vor mir und bitte um Verzeihung für Seto!“ Atemu erstarrte, als er die Worte vernahm. Er blickte zu Seto. Er durfte nicht noch mehr Leben opfern! Also trat er einen Schritt näher zu Obelisk. Der Pharao schloss demütig seine Augen, sank vor Obelisk in die Knie und warf seinen ganzen Körper in den Dreck, als er laut sagte: „Obelisk, ich, Atemu, Pharao von Ägypten, bitte demütigst um Verzeihung , für Setos Verhalten. Ich bitte dich ergebenst darum, diesen Kampf als beendet zu betrachten.“ Der blaue Riese blickte lange auf den Körper. Er war erstaunt. Diese Opferbereitschaft hatte er auch an Seto gesehen. Seto wollte über Obelisk gebieten, damit er dem Pharao helfen konnte. „Atemu... bitte... nein...“ hörte Obelisk eine leise Stimme verzweifelt. Sein Blick glitt zu Seto, der sich mühsam aufgerappelt hatte und nun fassungslos und beschämt zum Pharao blickte. „Erhebe dich Pharao!“ meinte da der Riese. Atemu erhob sich langsam und blickte auf. „Höre mich an, Pharao. Wenn du meine Hilfe brauchst, rufe mich. Ich werde dir immer zu Verfügung stehen. Doch werde ich dir nur meine Kraft leihen, wenn es darum geht, das Volk Ägyptens zu schützen. Ansonsten werde ich an der Seite Setos bleiben. Er gefällt mir, und ich werde ihm gerne dienen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)