Main hoon na - Ich bin immer für dich da von Seelendieb (Yugi x Yami) ================================================================================ Kapitel 10: "... denn er weiß nicht, was er tut!" ------------------------------------------------- „... denn er weiß nicht, was er tut!“ Sein Flügel tat so weh und sein Schwanz schmerzte. Der Weiße hielt seine Augen geschlossen und stöhnte leise vor sich hin. Er trug keine Ketten. Er hatte sogar ein weiches Strohlager, aber er war gefangen in einem riesigen Käfig. Der Weiße seufzte leise. Atemu hatte ausdrücklich befohlen gehabt, das niemand ihm ein Haar krümmen sollte, weil der Drache sein persönliches Spielzeug sei. Unbewusst fletschte der Weiße die Zähne. Er war gefangen! Plötzlich legte sich ein Schatten über sein Gesicht. „Was willst du?“ knurrte der Drache. „Deine Wunden heilen...“ Die unsichere Stimme des Magiers ließ den Drachen seine Augen öffnen und aufblicken. „Wie geht es Kuriboh?“ fragte der Weiße versöhnlicher. „Er schläft... Ich habe seine Wunden geheilt. Allerdings wird Atemu es sehr schwer haben, das Vertrauen des Koboldes wieder zu erlangen.“ Der Drache schnaubte verächtlich. Der Zauberer der dunklen Magie legte eine Hand auf die Stirn des Drachen und begann leise Worte zu murmeln. Angenehme Wärme floss durch den Körper des Drachen und die Schmerzen ließen nach. „Bitte verzeih ihm, denn er weiß nicht was er tut!“ begann der Magier wieder leise. „Weiß er überhaupt, was er tut oder getan hat?!“ fauchte der Drache wieder. „Was weiß er überhaupt? – Außer dass wir Drachen Feinde des Pharaos sein sollen?“ Der Magier schwieg. „Kennt er denn die alten Sagen seines Volkes? Die Lieder und Mythen? Kennt er die Mär vom Drachen und dem Magier?“ – „Ich weiß es nicht.“ – „Warum hast du es ihm nicht erzählt? Es ist deine Pflicht, als sein Beschützer! Aknamkanon hat ihn in deine Obhut gegeben – in deine und Mahads. Warum kennt er die alten Volksweisen seines eigenen Landes nicht?!“ Der Drache breitete mit einem Schlag seine Flügel aus und musterte den Magier, der jetzt mehr wie ein Häufchen Elend vor ihm hockte. Er war fertig mit der Heilung. Der Drache erhob sich und seufzte. „Du bist viel zu jung für diese Verantwortung, die man dir zu Aknamkanons Zeiten aufgebürdet hat. Was weißt du von der Geschichte dieses Landes? Von der wahren Geschichte des Landes?“ Die Augen des Magiers weiteten sich und er starrte in die eisblauen Augen. „Seit jeher stehen wir Drachen an der Seite des einfachen Volkes, der Untertanen. Wenn der Pharao gerecht und weise ist, dann stehen wir auch an dessen Seite. Wenn der Pharao sein Volk knechtet, ausbeutet und ungerecht ist, kämpfen wir gegen den Pharao! – Die letzten Worte des Magiers waren: „Bitte bleib an meiner Seite.“ Und der Drache antwortete: „Ich bleibe an deiner Seite. – Auf ewig!“ Der Magier symbolisiert den Pharao und der Drache das Volk. – Du kennst die Mär?“ Der Zauberer nickte leise. „Er hört mir nicht zu...“ raunte er da leise. „Wie oft wollte ich ihm von der Mär erzählen, wenn er immer wieder gegen die Drachen redete. Aber er will nichts hören. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll. Ich habe nicht die Erfahrung und Weisheit wie der rote Magier...“ Der Weiße stutzte kurz. „Du kennst ihn?“ – „Wer von den Magiern kennt ihn nicht? Jeder von uns ist bestrebt, genauso weise und mächtig zu werden wie er. Doch nie hat einer von uns ihn zu Gesicht bekommen. Ich weiß nur, dass er an der Seite des vorletzten Pharaos vor Aknamkanon gekämpft hat und auf einen großen roten Drachen in die Schlacht gezogen ist.“ Der Weiße musterte den Zauberer lange. Wenn er das Alter des Magiers in Menschenjahre umwandeln würde, dann wäre dieser gerade mal so alt wie Atemu es jetzt war. Er brauchte Hilfe. „Versprich mir, dass du ihm von der Mär erzählst und ich sorge dafür, dass er dir zu hören wird.“ Der Magier blickte dankbar auf. „Nun geh und hab ein Auge auf Kuriboh... und danke, dass du meine Wunden geheilt hast.“ Der Magier nickte nur leise und verschwand. Und du hast immer noch nicht die wahren Beweggründe Aknamkanons verstanden... dachte der Weiße, als er in den Himmel blickte. Er spürte die Tränen Yugis und sein Herz wurde ganz schwer. Atemu lehnte mit dem Rücken im Türrahmen seines Gemaches, wo es zu seinem großen Balkon rausging. Seine Arme hatte er vor seiner Brust verschränkt und er starrte in die weite Wüste hinaus. Jetzt, wo er endlich für sich allein war, hatte er alles abgelegt, was ihn als Pharao kennzeichnete. Jetzt, wo er endlich allein war, konnte er sich wie ein normaler Mensch verhalten und auch seinen Gedanken hinterher hängen. Er dachte an Yugi. Wie es ihm wohl ging? Das Bild, als der Rotauge, Yugi im Maul, zugebissen hatte, hatte sich tief bei Atemu eingebrannt. Er war fassungslos. Der Drache, der Yugi draußen im Schott absolute Treue geschworen hatte, hatte Yugi schwerverletzt. Oh, Yugi... wie hast du dich wohl in deine Drachen getäuscht! Dann blickte der Pharao zu Kuriboh. Der kleine Kobold lag schlafend auf seinem Bett. Es hatte ihn so weh getan, den Kleinen so verletzt zu sehen. Sein Magier hatte ihn geheilt und dann das Gemach verlassen. „Kuriboh...“ raunte Atemu bedrückt, als er wieder in die weite Wüste hinausblickte. Er hatte das tiefe Vertrauen in Yugis Augen gesehen. Atemu zitterte vor Wut, als er an den Schmerz in den Augen seines kleinen Diebes dachte, als Atemu sich weigerte, den Weißen ziehen zu lassen. Yugi, verdammt! Der Weiße hatte die Ernten sämtlicher umliegender Dörfer vernichtet! Er war eine Gefahr für sein Volk! Es erholte sich doch erst langsam von Ramses‘ Tyrannei. Er konnte es doch nicht zu lassen, dass der Weiße sein Volk wieder in den Hunger stürzt. Er verstand es immer noch nicht, warum der Weiße dies gemacht hat. Wenn er keinen Drachen vertrauen würde, dann doch den Weißen mit der Narbe und Yugis Rotauge. Atemu schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich war es falsch gewesen, das Gesetz zu erlassen, dass sämtliche Drachen in Ketten gelegt werden sollten. Doch was sollte er machen? Atemu war müde und fühlte sich überfordert. Seit dem ersten Tag, als er den Thron bestieg, trachtete man ständig nach seinem Leben. Wie oft lag er schwerverletzt irgendwo in einer Gasse und nur der Zufall hatte seinen Magier ihn finden lassen. Wie oft hatte er den Tod ins Auge blicken müssen und hauchdünn hatte sein Zauberer ihn das Leben gerettet. Atemu hatte so viele Feinde! In seiner direkten Umgebung und draußen im Land. Er wusste, er hatte auch Feinde unter seinen Beratern, aber er wusste nicht wer es war. Nur sein Magier genoss sein volles Vertrauen... und sein kleiner Dieb. Atemu hatte beschlossen, scheinbar auf seine Berater einzugehen, um seine Feinde draußen im Land nach und nach zu vernichten. Dabei hatte er seine Feinde in seiner direkten Umgebung immer im Blickfeld. Er bemerkte, dass man versuchte einen Keil zwischen ihn, den Pharao, und seinen treuesten Anhängern, den Wüstenwinde, zu treiben. Doch Atemu musste an sein Volk denken. Was war eine Handvoll von Seths Leuten gegen sein gesamtes Volk. Er musste Opfer bringen, um erst einmal das Land wieder zu stabilisieren und sein Volk wieder zu stärken. Atemu wusste, dass er ohne sein Volk, was ihm den Rücken stärkte, nichts war und auch keine Chance hatte zu bestehen. „Kennst du die Mär vom Drachen und den Magier?“ fragte es da plötzlich in Atemus Gedanken. Dieser schreckte auf und erstarrte. Wer war das gewesen? Der Weiße? Nein, dafür war die Stimme zu hell und... Verblüfft blickte der Pharao zu Kuriboh, der auf dem Bett saß und diesen mit seinen großen gelben Augen anblickte. „Du beherrschst das auch?“ fragte Atemu ungläubig. Der Kobold lachte hell auf und mit einem Schwung kuschelte er sich an Atemu. „Warum hast du das Narbengesicht nicht gesagt?“ fragte der Kobold. Atemu runzelte seine Stirn. Was? Der Kobold fiepte vergnügt. „Ich habe deine Gedanken gelesen. Narbengesicht hat mich mit deinen Gedanken verbunden und wollte, dass ich herausfinde, warum du so komisch bist. – Warum hast du deine Sorgen Narbengesicht nicht anvertraut?“ Atemu umarmte den kleinen Kobold fest und grub sein Gesicht in dessen plüschiges Fell. „Wenn das so einfach wäre... Ich darf mir keine Blöße geben. Mein Volk steht an erster Stelle... Ich weiß nicht mehr, wem ich noch vertrauen kann, mein kleiner Kobold.“ Murmelte Atemu leise, fast schon verzweifelt. „Kennst du die Sagen und Märchen deines Volkes?“ fragte der Kobold vorsichtig. Atemu schüttelte den Kopf. „Der Prinz war der Sohn des großen Pharaos, der über das gesamte Ägypten herrschte. Der junge Prinz lebte in Saus und Braus, bekam alles, was er wollte, hatte für alles einen Diener und langweilte sich einfach zu Tode, weil er keinen Freund hatte, mit dem er spielen konnte. Und zwar spielen, wie ganz normale Jungs...“ begann Kuriboh leise zu erzählen und der Pharao lauschte fasziniert der Volksweise. Der Zauberer der dunklen Magie wollte so eben das Gemach seines Freundes betreten, als er Kuriboh summen hörte. Die Erzählweise des Koboldes war leise, sanft und melodisch. Der Magier lauschte der Mär und war verwundert, denn so hatte er die Mär noch nie gehört... Und nun ergab es für ihn auch einen Sinn, als Narbengesicht meinte, dass der Drache für das einfache Volk steht und der Magier für den Pharao. Ein Seitentor knallte scheppernd zu. Der Drache reagierte nicht. Er lag in der Sonne, seine Flügel leicht gespreizt und genoss die Strahlen. Seine Augen waren geschlossen. Er knurrte missmutig ob des lauten Geräusches, was in seinen empfindlichen Ohren schmerzte. Er hörte Schritte, die sich ihm näherten. Genervt öffnete er seine Augen, wandte seinen Blick zu den Geräuschen und verblüfft erstarrte er. Vor ihm stand Atemu, allerdings ohne irgendein Abzeichen des Pharaos. „Was willst du, Atemu?“ fragte er skeptisch. Atemu schüttelte den Kopf. „Ich steh nicht als Atemu sondern als Faisal vor dir. – Ich möchte mit dir reden.“ Erstaunt erhob sich der Drache in seiner vollen Größe und blickte zu dem kleinen Menschen herab. Er schwieg. Atemu war nicht ganz wohl zu Mute, als der Drache sich erhoben hatte. Diese Kraft und Ausstrahlung... Er konnte immer noch nicht begreifen, wie Yugi sich so blind diesen Wesen anvertrauen konnte. Auch war er gewohnt, dass die Drachen immer auf seiner Augenhöhe waren und – Atemu wurde sich mit einem Mal bewusst, was dies bedeutete. Gleiche Augenhöhe bedeutete Respekt und Achtung – und die hatte der Weiße wohl nicht vor Atemu. Er seufzte. „Wir können offen reden. Mein Magier hat einen Bannkreis gezogen, so dass niemand uns belauschen, angreifen oder stören kann.“ Der Drache musterte noch immer den Pharao. Es amüsierte ihn, wie dieser gegen seine innere Angst versuchte anzukämpfen. Die Worte Narbengesichts, dass er ihn töten könnte, wenn er wöllte, hatten Atemu ganz schön tief getroffen! Endlich ließ der Drache sich auf Atemus Augenhöhe hinab und fixierte ihn mit seinen eisblauen Augen. „Was willst du?“ wiederholte der Drache. Atemus zuckte leicht zusammen, als der Drache sich plötzlich niederließ, um auf Atemus Augenhöhe zu sein. „Kuriboh meinte, ich soll dir von meinen Problemen berichten.“ Der Drache stutzte. Kuriboh?! „Warum hat er mit dir gesprochen? Ich hatte es ihm strengstens verboten!“ fauchte er leicht. Atemu wich leicht einen Schritt zurück. „Warum soll er nicht mit mir reden? Wir sind Freunde!“ versuchte Atemu den Kobold zu verteidigen. Die Augen des Drachen blitzten auf. „Freunde?“ Atemus Augen verengten sich misstrauisch. Der Ton, mit dem der Weiße das Wort ausgesprochen hatte, war merkwürdig. War der Pharao schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten? „Ja... Freunde...“ murmelte Atemu vorsichtig. Da lachte der Drache hart auf und keifte fast schon, als er dem Pharao eine Frage stellte. „Freunde! Dann verrate mir bitte, warum du Yugi das Herz gebrochen hast?!“ – „Ich hatte meine Gründe. Ich darf mir keine Blöße geben, um mein Volk nicht in Gefahr zu bringen. Ich muss meine persönlichen Wünsche zurückstellen!“ knirschte Atemu mit den Zähnen. Der Drache neigte sich mit seinem Gesicht ganz nah zu Atemu. Dieser spürte den warmen Atem und sein Körper zitterte leicht vor Angst. „Persönliche Gründe?“ sprach der Weiße fast sanft. „Dann erlaube mir eine weitere Frage, o Pharao... Du stehst jetzt vor mir als Faisal und nicht als Atemu. Brauchst dir also keine Gedanken wegen irgendeiner Blöße machen. Wenn Yugi JETZT vor dir stehen und von dir verlangen würde, mich ziehen zu lassen, sich dabei auf deinen Brief berufend – würdest du seiner Bitte Gehör schenken?“ Atemu spürte das tiefe Brodeln in dem Drachen. Jedes falsche Wort konnte einen unkontrollierten Ausbruch provozieren. Er hatte Angst vor diesen Drachen, der ihn gedroht hatte, dass er ihn töten könnte, wenn er wöllte... Und nur Yugi der Grund ist, warum der Weiße dies nicht tat. Yugi... alles drehte sich um seinen kleinen Dieb. Atemu schluckte schwer und vertraute auf Yugis Worte, als er ihm einmal sagte, dass die Drachen einem nichts tun werden, wenn man ehrlich mit ihnen ist – Hoffentlich! „Nein... Ich würde seiner Bitte nicht entsprechen. Es hätte zu weitreichende Folgen, dich ziehen zu lassen, die ich nicht verantworten kann... meinem Volk gegenüber nicht und... auch Yugi gegenüber nicht!“ Der Drache brüllte vor Wut und bäumte sich hoch auf, als er die Worte hörte. Er machte sich zum Angriff bereit. Er riss sein Maul weit auf und tief in seinem Rachen erkannte Atemu mit Entsetzen, wie sich eine riesige Lichtkugel bildete. Atemu hatte mit fester Stimme begonnen. Doch als er sah, wie der Drache sich aufbäumte, wackelte diese und erstickte fast. Doch Atemu sprach alles aus, was er zu sagen hatte – am ganzen Körper zitternd vor Angst. Bei den letzten Worten stoppte der Weiße seinen Angriff. Er schloss sein Maul und der Lichtblitz schoss harmlos durch seine Zähne in alle Richtungen. Der Drache neigte sein Haupt wieder zu Atemu hinab. „Ich will deine Probleme nicht hören. Du bist der Pharao und deine Schergen sind die Magier. Das einzige, was mich momentan interessiert, ist, dass du Yugi das Herz gebrochen hast.“ – „Ich habe ihm das Herz nicht gebrochen! Ich habe ihn verletzt, ja. Sein Vertrauen erschüttert, ja. Aber ich habe nicht sein Herz gebrochen! Dafür müsste er mich lieben. Und das tut er nicht...“ meinte Atemu wieder fest. Der Drache schaute den Pharao lange und tiefgründig an. „Bist du dir da sicher?“ Atemu wurde blass. Ihm blieb fast das Herz stehen. Was meinte der Weiße damit? Sollte etwa... Nein! Energisch schüttelte der Pharao seinen Kopf und verschloss dieses Gefühl, diese Hoffnung tief in seinen Herzen. Er durfte nicht nachgeben! Der Weiße war ihn so eben am manipulieren! Der Drache beobachtete den Pharao aufmerksam und registrierte sein Dilemma. Süffisant lächelte er, als der Pharao der Meinung war, dass der Drache ihn manipulieren würde. Der Weiße wandte sich abrupt ab. „Die Unterredung ist beendet!“ meinte er nur. Atemu war wie vor dem Kopf gestoßen, als der Weiße ihn einfach stehen ließ. Das konnte er doch nicht auf sich sitzen lassen! „Narbengesicht!“ fauchte er dann schon fast. Der Drache erstarrte und wandte sich dann blitzschnell wieder zu Atemu. „Woher hast du diesen Namen?“ fragte er aus einer Mischung von Zorn und Verblüffung. „Kuriboh hat dich so genannt...“ runzelte Atemu seine Stirn. Ein tiefes dunkles Knurren entrang sich aus der Brust des Drachen. „Ich warne dich... Du krümmst ihn kein Haar!“ knurrte nun Atemu, der in Anbetracht der Reaktion des Weißen ernsthafte Sorge hatte, das Kuriboh die nächste Begegnung mit den Drachen nicht überlebte. „Du... warnst mich... kleiner Mensch?“ verblüfft starrte der Drachen den Pharao an. „Narbengesicht... Bitte bleib an meiner Seite!“ sprach Atemu nun leise und mit fester Stimme. Wenn die Mär stimmte, würde der Drache ihn nun Treue schwören... Der Weiße starrte den Pharao an. Lange. Kuriboh... knurrte er innerlich. Warum hatte der Kobold es dem Pharao erzählt? „Der Drache steht für das Volk. Du vertrittst mein Volk. Der Magier für den Pharao. Der Magier war nichts ohne den Drachen. Und ich bin nichts ohne mein Volk. Ich bitte dich, bleib an meiner Seite! Damit ich mein Volk schützen und stärken kann.“ Atemus Stimme war leise und bestimmt. Sein Blick fest und duldete keine Verweigerung. In diesem Moment wusste der Weiße, dass er verloren hatte. Er wusste, dass er gehorchen würde und den Pharao überall hintragen würde – und wenn es selbst gegen sein eigenes Volk war. Atemu war mächtig und sehr gefährlich! Doch der Drache war gezwungen, dieser Bitte nachzukommen. Schon seit Urzeiten – gezwungen durch die Liebe und Loyalität des ersten Drachen zu seinem Freund, den Pharao! Der Drache brüllte auf. Lang und unendlich tief. Atemu spürte die Verzweiflung in diesem Brüllen. Die Scham, Trauer und den Schmerz eines gedemütigten Charakters. Es verschlug dem Pharao dem Atem. Noch nie hatte er sowas starkes gefühlt gehabt. Doch er konnte und durfte nicht zurück! Er hatte nach der Treue des Drachen gefordert! Der weiße Drache legte sich zu Füßen des Pharaos. Tränen rannen über sein edles Gesicht. Die eisblauen Augen vor Schmerz geschlossen, als er dem Pharao seine Treue schwor. „Ich bleibe an deiner Seite. – Auf ewig!“ Der Magier hatte die Barriere gelöst, in dem Moment, wo der Pharao den Drachen unterworfen hatte. Fassungslos starrte er zu den weißen Drachen. Noch nie hatte er sowas erlebt. Warum waren diese mächtigen Wesen so einfach mit Worten zu unterwerfen? Warum?! Das darf nicht sein! Das hätte nicht sein dürfen! Das erste Mal in seinem Leben vergoss der Zauberer der dunklen Magie Tränen. Tränen der Fassungslosigkeit, des Schmerzes und der Scham. „Bitte verzeiht ihm... denn er weiß nicht was er tut!“ murmelte der Magier und wandte sich bedrückt ab von der Szene vor ihm. Er hatte das unbeschreibliche Gefühl, dass Atemu so eben sein Volk verraten und sein Land in den Untergang gestürzt hatte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)