Main hoon na - Ich bin immer für dich da von Seelendieb (Yugi x Yami) ================================================================================ Kapitel 7: Der Dieb und der Pharao ---------------------------------- Der Dieb und der Pharao Eine Handvoll Männer brachten ihre schweißüberströmten Pferde vor dem Wasser in dem Felsental zum Stehen. Andere Männer kamen angerannt und versorgten die Tiere, welche einfach nur am Ende ihrer Kräfte waren. Es war das Tal der Wüstenwinde. Seth war einer der soeben angekommenen Reitern. Er war hundemüde und am Ende seiner Kräfte. Seit drei Monaten machten die Truppen des Pharaos... oder halt Männer im Namen des Pharaos Jagd auf die Wüstenwinde. Sämtliche Verstecke bis auf das Felsental und ein Tal tief im Gebirge im Gebiet der Drachen waren zerstört wurden. Seth hatte auch sehr viele Männer verloren gehabt. Von ursprünglich 35 Leuten zählte er nur noch 15. Es war schrecklich! Der Machtwechsel war jetzt nun zwei Jahre her. Es ging alles ganz schnell und unkompliziert, dank Subarus Vorbereitungen. Seth hatte Atemu noch fast ein halbes Jahr lang unterstützt gehabt, bis er sich zurück zog. Atemu hatte eine sehr schwere Last. Er reiste ununterbrochen durch das Land, um seinen Untertanen Mut zuzusprechen, den Schaden zu begutachten, den Ramses verursacht hatte und seine Feinde im Keim zu vernichten. Wie viele Attentate gab es auf den Pharao! Nur sehr langsam gewann Atemu die Oberhand über seine Feinde. Und erst jetzt im zweiten Jahr seiner Regentschaft erkannte man die ersten Früchte seiner harten Arbeit: Die Landwirtschaft florierte, die Kornkammern füllten sich und das einfach Volk feierte wieder ausgelassen Feste. Und nun schien es, dass sich wieder Feinde und Verräter als Vertraute des Pharaos eingeschlichen haben. Diese organisierte Raubüberfälle auf die Leute Atemus und ließen es wie das Werk der Wüstenwinde aussehen. Lange hatte Atemu seine Hand schützend über Seth und seine Leute gehalten, doch schien es, dass die Hand langsam ermüdete. Denn seit drei Monaten wurden die Attacken immer heftiger und grausamer. Atemu hatte versprochen, immer ein Ohr und Hilfe für Seth übrig zu haben. Und so hatte dieser, sich darauf verlassend, seinen besten Reiter als Boten zu dem Pharao geschickt. Leise verfluchte Seth, dass er Yugi seit nun über zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Denn er war eigentlich der beste Reiter im ganzen Land! Und, wie er von dem weißen Drachen gehört hatte, auch mittlerweile ein sehr anerkannter, zuverlässiger und vertrauenswürdiger Bote. Er hatte sogar zwei Aufträge vom Hof erhalten gehabt. Allerdings war Yugi nie direkt in die Nähe des Pharaos gekommen. Wo allerdings Seth glaubte, dass Yugi es nicht wollte. Es reichte dem Kleinen wohl vollkommen zu, dass er wieder ein normaler Mensch sein durfte und nicht mehr sein Brot mit Raub oder Diebstahl verdienen musste. Seth verzog sich in die kühle Höhle, aß und trank eine Kleinigkeit und legte sich hin. Er wollte noch etwas schlafen. Sein Bote musste eigentlich jeden Augenblick wieder kommen. Seth schreckte hoch, als er laute Stimmen und empörte Rufe hörte. Was war los? Er erhob sich und trat aus der Höhle. Sein Bote war angekommen. Als er jedoch sah, wie dieser mit zusammengekniffenen Lippen direkt auf Seth zusteuerte, ahnte er nichts Gutes. „Und?“ kam Seth gleich zur Sache. „Keine Chance! Sie haben den Verstand des Pharaos so sehr vernebelt, man kommt nicht mehr durch. Er gab mir mit auf den Weg, dass wir unsere Tätigkeiten einstellen und ihm öffentlich Treue schwören sollen, damit wir wieder ungeschoren leben können. – Außerdem hat er beschlossen sämtliche Drachen in Ketten zu legen – oder zu töten!“ Seth starrte sein Gegenüber an. Hatte er richtig gehört? „Wir reden aber von Atemu? – Wieso sollte er auf einmal so grausam sein?“ – „Ich weiß es nicht. Ich habe es auch eigentlich Subaru zu verdanken, dass ich heil aus der Stadt rausgekommen bin. Atemu hätte mich fast in den Kerker werfen lassen. Dein Weißer ist geblieben. Er meinte, er wolle versuchen Atemu wieder zur Vernunft zu bringen und ihm die Augen über seine wahren Feinde zu öffnen. Außerdem hat dein Weißer den Rotauge losgeschickt, dass er Yugi in die Stadt bringen soll!“ Seth wurde blass. Sein Weißer... Ein Drache... griff ein! Und er hat sogar Yugi bestellt. Sollte alles umsonst gewesen sein? War Atemu gar nicht der Pharao, von dem die Mythen erzählten? Sollte Atemu wirklich nur... Seth schüttelte den Kopf. Sie mussten einen Weg finden, die falschen Berater zu vernichten, bevor es zu spät war. Und dazu musste er mit seinem Drachen reden! Seth gab rundum Befehle, suchte sich ein frisches Pferd und jagte auch schon davon – in das Hoheitsgebiet und die Stadt des Pharaos! „Hallo Yugi, da ich leider nicht weiß, wo du dich aufhältst, lass ich dir folgendes nun durch diese Zeilen bestellen: Der Machtwechsel ist sehr leicht von statten gegangen und ganz ohne Blutvergießen. Natürlich beginnt die eigentliche Arbeit jetzt erst. Wir müssen durch das Land reisen und alles wieder aufbauen. Ich wollte dir mit diesem Schreiben sagen, dass du aus deinen Schattendasein austreten kannst. Du kannst wieder normal leben. Ich habe dich als Boten bei den Hofeigenen Priestern empfohlen. Also du kannst jederzeit gerade als Bote oder Kundschafter nun dein Geld verdienen. Ich vermisse dich, mein kleiner Dieb! Und es würde mich freuen, wenn es dich mal an den Hof des Pharaos verschlagen würde. Falls du jemals Hilfe benötigen solltest, dann kannst du sie jederzeit bei mir anfordern. Faisal“ Yugi lag unterm Sternenhimmel am Ufer des Nils, als er diesen Brief wieder in den Händen hielt und durchlas. Er hatte diesen Brief seit nun fast zwei Jahren und jedes Mal, wenn er Sehnsucht nach Faisal hatte, las er sich diesen Brief durch. Er hatte dann das Gefühl, dass der Ältere neben ihn sitzen würde. Yugi hatte einen Auftrag erledigt gehabt - er musste ein Paket voller Diamanten nach Alexandria bringen – und war nun wieder auf den Rückweg. Dies war die letzte Nacht am Nil. Morgen würde er die weite Wüste betreten. Eigentlich könnte er ja am Nil bleiben, aber durch den Wüstenritt würde Yugi drei Wochen einsparen. Und er hatte sich vorgenommen, an den Königshof zu reiten und Faisal endlich mal zu besuchen. Vielleicht bekam er ja auch eine Audienz beim Pharao. Wie aus der Ferne vernahm Yugi das freudig aufgebrachte Fiepen und Surren von Kuriboh. Was war los? Mühsam versuchte sich der Kleine aus dem Land der Träume zu kämpfen. Ein sanftes Knurren erklang und dann war wieder Ruhe. Yugi fiel wieder in Tiefschlaf. Irgendwann jedoch wurde Yugi durch das Gurren von Kuriboh geweckt. „Kuriboh...!“ grummelte Yugi genervt, als er halb verschlafen zu seinem kleinen Kobold blickte. Dieser blickte ihn gerade mit seinen großen gelben Augen und... Yugi fuhr hoch. „Rotauge!“ rief er freudig überrascht und warf sich auch schon mit einer stürmischen Umarmung an den Hals des Drachens. Geduldig ließ dieser diesen Gefühlsausbruch über sich ergehen. Es war noch ungewohnt für ihn, von Menschen angefasst zu werden, aber da er seine Gedanken mit den von Yugi sofort vernetzt hatte, als er hier gelandet war, wusste er, was der Kleine dachte und fühlte – also keine Gefahr für den großen Drachen. „Wie geht es dir, Yugi?“ fragte der Drache sanft, als sich Yugi wieder beruhigt hatte und sich zu den Füßen des großen Rotauge niedersetzte. Dieser senkte seinen Hals und sein Kopf, so dass er auf Augenhöhe mit dem Menschen war. „Wie soll es mir gehen? Ganz gut. Habe gerade einen Botenauftrag erfolgreich ausgeführt und mache mich nun auf den Weg in den Palast des Pharaos. Will Faisal endlich wieder sehen!“ Die roten Augen des Drachen zuckten minimal zusammen. Yugi stutzte. „Was ist los?“ fragte er misstrauisch. Der Drache grinste. „Narbengesicht schickt mich. Er braucht deine Hilfe, um den Pharao wieder zu Vernunft zu bringen.“ – „Narbengesicht? Wer ist Narbengesicht?“ fragte Yugi verwirrt. „Der Weiße mit der Narbe...“ raunte Rotauge geduldig. Yugi schaute verblüfft in die blutroten Augen des Drachen. Dann legte er eine Hand zwischen die Nüstern des Schwarzen. „Erzähl...“ Und der Drache erzählte. Er sprach mit Bildern in Yugis Gedanken: Der Weiße hatte gerade Seths Boten wieder zu den Wüstenwinden geschickt, da erhob er sich in die Lüfte. Atemu wollte also sämtliche Drachen versklaven oder töten! Nur weil einige Menschen falschen Bericht erstatteten. Vielleicht sollte er mal den Pharao wach rütteln und wirklich etwas Zerstörung übers Land bringen? Mit einem großen Lichtblitz zerstörte er das nächstgelegene Feld und damit die Ernte eines ganzen Dorfes. Natürlich achtete der Drache darauf, dass niemand zu Schaden kam. „Was machst du da?“ fauchte der Rotauge, der den Ruf des Weißen gefolgt war und diese Zerstörung mit angesehen hatte. „Ich mache nur das, was uns Drachen vorgeworfen wird!“ knurrte der Weiße gefrustet. „Aber warum? Wenn der Pharao falsche Berater hat, denen er vertraut, dann ist doch deine Reaktion genau das, was sie wollen! Du gibst ihnen den Grund, uns zu jagen!“ – „Ich suche mir nur einen Weg, um in die Nähe des Pharaos zu kommen. Wenn ich das tue, was die Menschen behaupten, dann wird er mir Einhalt gebieten wollen und ich komme in seine Nähe! – Tu mir den Gefallen und bring Yugi her. So schnell wie möglich!“ bat der Weiße zum Schluss und verschwand. Rotauge blieb verwirrt zurück und machte sich Kopfschüttelnd auf den Weg. Yugi schwieg lange zu dem, was er in Bildern gesehen hatte. „Er ist doch lebensmüde! Sie werden ihn umbringen!“ entfuhr es Yugi endlich empört. „Er ist es müde mit ansehen zu müssen, wie seine Freunde leiden...“ Yugi blickte auf. „Freunde? Ist was mit Seth?!“ Der Rotauge wandte seinen Blick ab. „Rotauge! WAS ist los?!“ fauchte Yugi nun außer sich. Ein tiefes Seufzen entrang sich der Brust des Drachens. „Die Wüstenwinde wurden fast völlig vernichtet, weil es Leute gibt, die zwischen den Pharao und ihnen intrigieren. Seth hat den Pharao um Hilfe ersucht, wurde jedoch abgewiesen. Die Wüstenwinde haben auch zu uns den Kontakt abgebrochen, um uns nicht in Gefahr zu bringen.“ Yugi war entsetzt über das, was er soeben erfahren hatte. Gab es denn keinen Weg... Da bemerkte der Kleine den Brief Faisals, den er immer noch in der Hand hielt. Richtig! Faisal hatte ihn Hilfe jederzeit zugesagt! „Bring mich zu den Weißen!“ befahl Yugi und saß schon auf den Rücken des Drachen. Kuriboh sprang vor Yugi ebenfalls auf den Drachen. Dieser erhob sich mit einem wehmütigen Blick in die Lüfte. Der Rotauge machte sich tiefe Sorgen, wie Yugi reagieren würde, wenn er sah, dass Faisal ihm die Hilfe verweigern würde! Die Sonne brannte bereits vom Himmel und der Drache flog immer noch. „Schneller!“ drängte Yugi den Rotaugen, der bereits wie ein Pfeil durch die Luft schoss. Yugi war innerlich unruhig. Der weiße Drache hatte um Hilfe gerufen und vor Schmerzen aufgeschrien. Der Rotauge gab sein Bestes. Auch er hatte den Ruf seines Gefährten vernommen. Tränen der Verzweiflung rannen aus den Augen. Der gesamte Körper des Drachen war mittlerweile schweißbedeckt und er funkelte im Sonnenlicht wie ein schwarzer Diamant. Das Herz drohte zu explodieren ob dieser Anstrengung und endlich... endlich sah der Drache die weite Sandebene zwischen der Stadt und der Felswüste. Und dort lag auch der Weiße Drache verletzt etwa zweihundert Meter vom Rand der Felswüste entfernt am Boden. Seine Verfolger kamen soeben aus der Stadt geritten. Mit einer letzten Kraftanstrengung schoss der Rotauge so nah am Boden und dem Weißen vorbei, dass Yugi mit seinem Kuriboh gefahrlos abspringen konnte. Der schwarze Drachen zog sich in den Schatten der Felswüste zurück, um erst einmal zu verschnaufen. Er konnte einfach nicht mehr! Der weiße Drache riss seine eisblauen Augen weit auf, als er die Gedanken des Jungen spürte. Blitzschnell schoss ein schwarzer Pfeil an den Drachen vorbei und der Junge und sein Kuriboh landeten sicher neben den Weißen auf den Füßen. „Du bist tatsächlich gekommen...“ flüsterte der Weiße schwach. Yugi zögerte kurz, doch dann umarmte er den Hals von diesen mächtigen Wesen. „Wenn ein Freund ruft, komme ich sofort! – Alles wird gut, Faisal wird uns helfen!“ versuchte Yugi den Drachen zu beruhigen. Auch Kuriboh sang beruhigend auf den Weißen ein. Dieser schloss seine Augen. Er hatte sich noch nie so sicher gefühlt, wie bei diesem Jungen. Und es tat ihm innerlich Leid, dass der Kleine durch eine sehr harte Schulung gehen würde, wenn der Pharao jetzt nicht einlenken würde! So verharrten sie einen Moment, als Yugi hinter sich laute Stimmen und Hufgetrappel hörte. Yugi erhob sich und stellte sich schützend vor den Drachen. Es waren Soldaten des Pharaos. An dessen Spitze ritt Subaru. Als dieser Yugi erkannte, zügelte er abrupt sein Pferd und gab seinen Männern ebenfalls den Befehl anzuhalten. Yugi stand einem Heer von fast 50 Soldaten gegenüber. „Tritt zur Seite, kleiner Dieb! Dieser Drache hat dem Königreich großen Schaden zugefügt und den Pharao verhöhnt. Er muss bestraft werden!“ Yugi blickte mit kalten und harten Augen zu Subaru. „Ach... Und wer sagt das?“ war seine leise, aber weithin vernehmbare und warnende Antwort. Subarus Augen zuckten minimal zusammen. Respekt! Der kleine Dieb hatte sich in den letzten zwei Jahren zu einer enormen Persönlichkeit entwickelt! Das gefiel ihm! Endlich mal einen ebenbürtigen Gegner! „Der Pharao hat den Befehl erteilt diesen Drachen entweder in Ketten zu legen oder seinen Kopf ihm auf den Silbertablett zu servieren!“ Yugis Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Nur über meine Leiche!“ fauchte er unbeherrscht. Subaru grinste über die Herausforderung. Eine Handbewegung und ein dunkler Magier erschien neben Subaru. „Vernichte den Jungen und schwäche den Drachen!“ Der Magier zögerte kurz. Yugi sah, dass er ein Halsband trug. Der Magier würde gehorchen, ob er wollte oder nicht. Der Kleine war verwirrt. Sollten die Monster nicht friedlich neben den Menschen leben? Warum waren dann hier welche versklavt? Der Magier machte sich zum Angriff bereit und blitzschnell schoss er einen dunklen Strahl auf Yugi. Dieser lächelte selbstgefällig, als er in Gedanken nur „Kuriboh“ rief. Die Magieattacke prallte gegen eine Wand aus kleinen Fellknäueln. „Leih mir deine Kraft.“ Bat Yugi weiter in Gedanken den Weißen. Dessen Augen blitzten belustigt auf und er schoss einen Lichtblitz auf den Magier. „Kuriboh! Die Regenbogenbrücke!“ befahl da Yugi laut und Kuriboh verband sich mit dem Lichtblitz des Drachen und leitete diese Attacke in einem großen Bogen so um, dass sie den Magier im Rücken traf. Dieser schrie schmerzgepeinigt auf und brach schwerverletzt zusammen. Subaru war geschockt. Die Person, die vor ihm stand war definitiv nicht mehr der kleine Dieb von vor zwei Jahren. Das hier war ein eiskalter Krieger! „Subaru! Ich verlange nach Faisal!“ befahl da Yugi lautstark. Subaru stutzte. Faisal? Sollte Yugi immer noch nicht wissen, wer Faisal wirklich war? „Was geht es mich an, nach wem du verlangst!“ konterte er lautstark. Yugis Mundwinkel verzogen sich zu einem überheblichen Grinsen. „Ich habe hier ein Schreiben, dass mir freies Geleit und die Hilfe Faisals sichert. Also?“ Subaru zögerte. „Wie du willst...“ knirschte er schließlich mit den Zähnen und er wollte sich gerade abwenden, um „Faisal“ zu holen, als hinter ihnen ein Tumult entstand. Seine Soldaten machten ehrfürchtig eine weite Gasse frei. Auf zehn schwarzen Hengsten ritt die Leibwache Atemus vor und baute sich rechts und links neben Subaru auf, dabei Yugi und den Drachen fest im Blick. Auf zehn weißen Pferden kamen die Priester und Magier des Pharaos, begleitet von Monstern, meist Zauberer und Magier. Zu Yugis Entsetzen hatten ALLE Monster Halsbänder um. Auch die Priester teilten sich und bauten sich neben der Leibwache auf und machten somit eine Gasse für den Pharao auf. „Verneige dich vor dem Pharao!“ raunte Subaru leicht spöttisch. Yugi spie aus und trat noch einen Schritt vor. Hoch erhobenen Hauptes und mit stolzgeschwellter Brust wartete Yugi. Der Pharao ritt durch die Gasse. Sein schwarzer Hengst war über und über mit Gold und Geschmeide behangen. Yugi erkannte sofort das Pferd. Es war der Hengst von Faisal. Sein Blick ging nun in freudiger Erwartung zum Reiter. Was Yugi erkannte, war der Schmuck, den der Reiter trug, allerdings, das Gesicht konnte er nicht erkennen, weil ihm die Sonne so blendete. Aus einem Instinkt heraus sagte er noch einmal laut zu Subaru. „Subaru! Ich verlange nach Faisal!“ Der Reiter hatte die Worte gehört und zögerte kurz, dann näherte er sich dem Kleinen und endlich erkannte Yugi das Gesicht. Es war Faisal! Für einen Bruchteil der Sekunde verlor sich Yugi in den Amethystaugen. Doch irgendwas war anders. Die Augen waren kalt und hart. Yugi wich erschrocken einen Schritt zurück. Das war doch nicht Faisal oder? „Tritt zur Seite, Yugi. Der Drache ist gefährlich!“ erklang die sanfte, warme Stimme. Yugi schüttelte den Kopf. „Was wird dem Drachen vorgeworfen?“ begehrte er auf. In dem Moment holte ein Leibwächter mit einer großen Peitsche aus. „Tu, was der Pharao dir befohlen hat!“ fauchte er. Yugi starrte entsetzt zu dem Leibwächter und der Peitsche. Zu schnell war die Peitsche, als dass selbst Atemu es hätte verhindern können. Brutal schlug die Peitsche auf den Flügel des weißen Drachen, der diesen schützend vor Yugi gespannt hatte, und zerfetzte die empfindliche Flughaut. Der Drache schrie vor Schmerzen auf. Blut tränkte den Wüstensand. Yugi starrte auf das Blut. „Faisal...“ – „Nein, Yugi. Faisal war nur der Name, der mich schützte, bis ich wieder auf dem Thron bin. Ich bin Atemu, der Pharao.“ Sprach Atemu sanft. Yugi blickte mit kindlichen Augen verwirrt auf. Dann erschien ein strahlendes Lächeln. „Endlich sehe ich dich wieder!“ hauchte Yugi voller Freude. Atemu beobachtete fasziniert seinen kleinen Dieb und ein warmes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. „Auch ich habe dich vermisst!“ streckte er die Hand nach Yugi aus. Der weiße Drache beobachtete die Szene vor ihm und sein Herz blutete. Yugi... hauchte er wehmütig. Wirst diesen Schmerz aushalten? Yugi griff nach der warmen Hand Atemus und er lächelte ehrlich über das ganze Gesicht. „Komm mit mir in den Palast!“ forderte Atemu auf und wollte Yugi mit sich aufs Pferd holen, doch Yugi trat abrupt einen Schritt zurück und entzog dem Pharao seine Hand. Dieser runzelte die Stirn. „Und was wird aus dem Weißen?“ fragte Yugi. Atemu blickte zu den Weißen und seine Augen verdunkelten sich vor Hass. „Er wird getötet!“ meinte er nur. Yugi starrte entsetzt zu Atemu. Es fehlte quasi nur noch das Schulterzucken, so gleichgültig hatte Atemu dies gesagt. „Verschone ihn und gib ihn frei! Er wird dir nicht mehr Schaden.“ Verlangte Yugi leise. Atemu lachte hart auf. „Yugi... Nicht schon wieder diese Diskussion!“ fauchte er leicht genervt. Yugis Augen verengten sich. „Ich verlange die Hilfe, die du mir zugesichert hast! – Lass den Drachen ziehen!“ Yugi starrte in Atemus Augen. Sehr lange. „Nein.“ War die knallharte und endgültige Antwort. Yugi wurde leichenblass. „Was hast du mit Faisal gemacht?!“ wollte Yugi fast schon panisch wissen. „Ich bin Faisal! – Yugi, hör mit den Kinderspielchen auf! Tritt zur Seite!“ befahl da Atemu herrisch und ungeduldig. Yugi trat verwirrt und ungläubig zwei Schritte zurück. Nein, er war nicht Faisal! Faisal war ein lieber, ein ehrlicher Mensch. Ein Mensch, der für seine Freunde da war und nicht diese Bestie, die den Weißen töten wollte! „Nur über meine Leiche...“ raunte Yugi tonlos und seine Augen wurden eiskalt und tödlich. Atemu erstarrte, als er sah wie alles Leben aus Yugis Augen verschwand und nur noch die Kälte vorherrschte. Das waren bestimmt diese Drachen, die den Kleinen einer Gehirnwäsche unterzogen haben! Doch das ließ Atemu nicht zu! Niemand nahm ihn Yugi weg, noch nicht einmal diese Drachen! „Wie du willst...“ murmelte der Pharao und er stieg von seinem Pferd ab. Er würde selber den Drachen vernichten mit seinem Zauberer der dunklen Magie. Atemu schnippte kurz mit seinen Fingern und sein Zauberer stellte sich vor den Pharao. Der Zauberer blickte in Yugis Augen und es blutete ihm das Herz, dass Atemu den wohl einzigen wahren Freund, den er besaß, so vor den Kopf gestoßen hatte. „Bitte verzeih seine Taten...“ schickte der Zauberer seine Gedanken zu den weißen Drachen, zu Kuriboh und zu Yugi. „Vernichte den Weißen!“ befahl da Atemu. Und der Zauberer machte sich zum Angriff bereit. Yugi verspannte sich leicht. Im Unterbewusstsein registrierte er, dass wenigstens Atemus Monster nicht versklavt war! „Kuriboh...“ raunte Yugi leise und sein kleiner Kobold stellte sich grimmig, wie schützend vor Yugi. Da kam auch schon die Attacke des Magiers und Kuriboh schnaubte verächtlich auf, als er die Wand aus Fellknäueln aufbaute und somit den Angriff abblockte. „Wie willst du gewinnen, wenn du dich nur verteidigst?“ höhnte Atemu. Yugi knirschte mit den Zähnen. Er durfte sich jetzt auf gar keinen Fall zu einer unüberlegten Tat hinreißen lassen! „Und wie will dein kleiner Kobold meinen Magier vernichten?“ provozierte Atemu weiter. Er wollte unbedingt eine Antwort von Yugi. Dessen Schweigen war ihm unheimlich. Yugi sollte was sagen! Dieser starrte nur wutentbrannt in Atemus Augen. Er fühlte wie sein Herz zerbrochen war. Es lag zerschmettert vor ihm auf den Boden und Yugi wusste nicht, was er machen sollte. Er fühlte sich hilflos und so sehr verletzt. Yugi sprach nicht mehr, sondern hob nur seine rechte Hand und forderte sich den Angriff ein. Der weiße Drache mobilisierte seine aller letzten Kräfte und legte all seinen Schmerz, sein Bedauern und die gesamte Verzweiflung in diesen einen Lichtblitz und schoss ihn auf Atemu ab. Kuriboh vereinigte sich mit dem Lichtblitz und lenkte diesen in hohen Bogen, um ihn in den Rücken des Pharaos zu platzieren. Yugi folgte mit dem Blick den Lichtblitz und „Was...“ Yugis Augen weiteten sich entsetzt. „STOPP!“ brüllte er fassungslos über das, was seine beiden Monster da eben fabriziert haben. Kuriboh zuckte schuldbewusst zusammen und ließ vor Schreck all seine Fähigkeiten fallen, der Lichtblitz verpuffte in Rauch, drei Magieattacken trafen Kuriboh gleichzeitig, da sie von den Magier der Priester abgeschossen wurden waren um Atemu zu schützen. Weitere Magieattacken trafen Yugi direkt und mit voller Wucht – Keiner hatte damit gerechnet, dass die Wand aus Fellknäuel einfach so verschwinden würde. Tiefes Schweigen. Fassungslosigkeit. „Yugi...“ hauchte Atemu ängstlich. Langsam verzog sich der Rauch über der Einschlagstelle der Attacken und man konnte den Schemen Yugis erkennen. Der Kleine stand wie ein Fels. Langsam öffnete er seine Augen und ließ seine Arme sinken, die er schützend vor sein Gesicht gehalten hatte. „Zurück...“ befahl Yugi leise und Kuriboh trat wieder an seine Seite. Yugis Blick erhob sich und senkte sich tief in Atemus Augen. Leise fletschte er die Zähne. Der weiße Drache erschrak über die Gefühle Yugis. Sie waren dunkel. Sie waren böse. Yugi verfiel so eben in einen Blutrausch und er würde alles vernichten, was ihm im Weg stand – egal, was es kosten würde! Die eisblauen Augen blickten zu den schwerverletzten Kuriboh. Der Kobold würde keine weitere Aktion Yugis überleben – und dennoch würde Kuriboh für Yugi in den Kampf ziehen. Wie konnte das alles nur so eskalieren?! Da griff ein Magier von einem Priester wieder an. Kuriboh wollte eine schützende Wand aufbauen, doch hatte er keine Kraft mehr. Der Kobold brach bewusstlos zusammen. „Kuriboh!“ erschrocken wandte sich Yugi zu den Kleinen. Der Drache hob seinen breiten Schwanz und warf ihn blitzschnell zwischen Yugi und der Attacke. Die Attacke traf den Weißen. „Rotauge! Bring ihn hier weg!“ befahl da der Weiße. Yugi starrte fassungslos auf den kleinen Kobold und dann auf den großen Schwanz des Drachen, der ihn so eben beschützt hatte. Am ganzen Körper zitternd vor Wut erhob sich Yugi und trat einen Schritt vor. „DU!“ brüllte er dem Pharao entgegen und zückte seinen Langdolch, um Atemu anzugreifen. Der Pharao war schockiert über diesen Hass in Yugis Augen. Innerlich wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte, nur war er sich noch nicht bewusst, was genau. Seine Hand legte sich ebenfalls auf seinen Dolch und er erwartete Yugi, um diesen Angriff abzuwehren. Yugi wollte so eben auf Atemu losstürmen, als ein schwarzer Pfeil zwischen die Reihen schoss und Yugi packte. Dieser schrie kurz verblüfft auf. Der Rotauge hatte den Menschen mit seinem Maul gepackt und flog hoch in die Luft. Als Yugi registrierte, wo er war, fing an zu zappeln und schlug um sich. „Rotauge!“ brüllte er. „Lass mich runter! Lass mich zu Kuriboh!“ Doch der Rotauge flog weiter und entfernte sich immer mehr vom Ort des Geschehens. „Kuriboh braucht mich!“ Yugi holte mit dem Dolch aus und stieß mit brutaler Gewalt in den Hals des Drachen. Dieser zuckte vor Schmerzen zusammen. „Kuriboh!“ brüllte Yugi verzweifelt und der Drache wusste sich nicht anders zu helfen als zuzubeißen. Knochen brachen und Yugi schrie gellend vor Schmerzen auf. Bewusstlos brach er zusammen. „Verzeih...“ murmelte der Drache, als er das Blut des Menschen schmeckte. Rotauge mobilisierte all seine Kräfte, um sich zu beeilen. Nach einer gefühlten Ewigkeit landete er endlich vor einer großen Höhle in einem tiefen Waldgebiet. Ein strahlend weißer Drache mit eisblauen Augen trat aus der Höhle, gefolgt von einem blinden Drachenfluch. Dieser stutzte. „Kleiner Mensch?“ hauchte er bestürzt. Da trat ein roter Magier aus der Höhle. Er musterte Yugi eine Weile skeptisch, dann begann er den Kleinen zu heilen. „Also soll der Kleine nun doch seiner Bestimmung nachgehen?“ fragte der Weiße leise. Rotauge schloss seine Augen. Das Herz eines jeden Drachen blutete innerlich ob des Schmerzes von Yugi, der sich von Atemu so bitterböse verraten fühlte. Alle starrten sie entsetzt zu den schwarzen Drachen mit den blutroten Augen, als dieser Yugi vor Atemus Augen mit dem Maul gepackt hatte. „Yugi!“ brüllte Atemu, alles vergessend und rannte unwillkürlich drei Schritte dem Drachen hinter her und kam dabei gefährlich nahe dem Weißen. Dieser beobachtete fasziniert den Pharao – Er hing immer noch an den Kleinen. Also war Yugi der Schlüssel zu Atemus Herzen! Atemus Augen verfolgten jede Bewegung Yugis und des schwarzen Drachens, als dieser plötzlich zu biss. Yugi schrie vor Schmerzen auf und sackte dann bewusstlos zusammen. „YUGI!“ schrie Atemu entsetzt auf und er hob seinen Arm Richtung des Drachen. Voller Wut befahl er – „Wenn du ihn angreifst, tötest du Yugi...“ – Atemu zögerte, hielt sogar komplett inne in seinem Befehl und starrte verblüfft den weißen Drachen an. Dieser hatte sich mit der Gedankenwellt des Pharaos vernetzt. „Soll das eine Drohung sein?“ Der Drache grinste breit. „Nein, eine Tatsache! Wenn ihr ihn nicht richtig trefft, kann es passieren, dass seine Kiefer Yugi zermahlen. Und wenn ihr ihn richtig trefft, kann es sein, dass durch den Absturz Yugi mit getötet wird. Der Kleine ist bewusstlos und kann nicht reagieren...“ Atemu schwieg und trat noch näher an den Drachen ran. „Warum hast du das getan?“ – „Damit du endlich so vor mir stehst, wie jetzt...“ Atemu holte vor Wut aus und wollte dem Drachen eine Ohrfeige geben, doch da stand plötzlich Kuriboh im Weg und fing den Schlag ab. Der Kobold schrie auf und flog gegen den großen Körper des Drachens. Dessen Augen weiteten sich und er öffnete sein Maul, um nach Atemu zu schnappen. „Wage es, noch einmal Hand an den Kleinen zu legen!“ brüllte der Weiße trompetend. Atemu sprang einen Schritt zurück, um der Attacke auszuweichen. Er starrte lange zwischen Kuriboh und dem Drachen hin und her. Dann lächelte er diabolisch. Er hob eine Hand und Subaru näherte sich Atemu. „Legt den Drachen mein Zeug an. Er wird ab sofort mir gehorchen!“ Während Atemu dies sagte, blickten sich der Pharao und der Drache in die Augen. „Wenn du nicht willst, dass dem Kleinen was passiert, dann wirst du mir gehorchen und mir deine Kraft leihen!“ Der Drache schnaubte verächtlich, als man ihn das Zaum und die Panzerrüstung mit dem Zeichen des Pharaos anlegte. „Du bist so erbärmlich!“ – „Das werden wir ja sehen!“ umspielte ein gehässiges Lächeln Atemus Lippen. Er nahm den kleinen Kobold in seine Arme. Innerlich tat es Atemu weh, Kuriboh so zu sehen, doch musste er jetzt hart bleiben! „Du hast einen großen Fehler gemacht, indem du auf die falschen Leute hörst und deine engsten Vertrauten, die es mit dir ehrlich meinen, vor dem Kopf stößt oder gar vernichtest...“ murmelte der Weiße da plötzlich. Atemu blickte wieder in die Augen des Drachen. Und dieser sah mit Genugtuung, dass Atemu unsicher war, Angst hatte und... „Wenn ich wöllte, könnte ich dich vernichten, mein Pharao. Sei dir dessen immer bewusst, dass nur Yugi dich beschützt. Wenn Yugi nicht so eine ehrliche Seele wäre und sein Kuriboh über alles lieben würde, wäre es mir egal, was mit dem Kobold passiert.“ Atemu wurde leichenblass. Da kappte der weiße Drache die Gedankenverbindung wieder und war von nun an für den Pharao stumm. Zögerlich setzte sich Atemu auf den Drachen und nahm die Zügel in die Hand. Der Drache erhob sich leicht taumelnd in die Lüfte, wegen seines zerfetzten Flügels, aber dennoch brachte er den Pharao sicher in dessen Palast. Seth war so eben an den Rand der Felswüste angekommen, als er sah wie sowohl Kuriboh als auch Yugi schwer getroffen wurden. Fassungslos starrte er auf das Geschehen vor sich und war keiner Bewegung mächtig. Seth hatte mit allem gerechnet, aber nicht, dass Yugi und Atemu sich in einem Kampf gegenüberstanden. Er musste dem ganzen ein Ende setzen! Seth wollte sich so eben in Bewegung setzen, als „Bleib, wo du bist!“ hörte er den scharfen Befehl des Rotaugen, der an ihm vorbeischoss. Entsetzt verfolgte Seth der Szene, als der Rotauge Yugi packte und verschwand. Langsam sank er in die Knie, als er nun den Weißen und den Pharao beobachtete. Er wusste, die Beiden unterhielten sich. Leider wusste er nicht, was sie redeten. Der Weiße hatte mal wieder die Verbindung getrennt. Dieser wusste, dass Seth da war und alles beobachtete. Seth hasste die Drachen dafür, dass sie alles wussten und jeden Schmerz spürten! „Nein...“ hauchte Seth plötzlich ungläubig, als Atemu den weißen Drachen die Panzerrüstung anlegen ließ. Der Pharao hatte den Weißen gezähmt?! Und als Atemu sich auf den Drachen setzte und dieser in die Lüfte stieg, sah Seth den kleinen Kuriboh und er wusste, wie Atemu den Drachen in der Hand hatte. „Alles wird gut...“ sendete der weiße Drachen einen letzten Gruß an Seth, bevor er hinter den Palastmauern verschwand. „Dein Wort in Gottes Ohr...“ murmelte Seth unter Tränen, dem es schmerzte, den stolzen weißen Drachen in der Knechtschaft zu sehen. Dieses Wesen musste sich jetzt beugen und seinen Stolz wegwerfen – um den Pharao und Ägypten zu schützen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)