Main hoon na - Ich bin immer für dich da von Seelendieb (Yugi x Yami) ================================================================================ Kapitel 1: Flucht ----------------- Flucht Der Junge blickte sich mit seinen großen amethystfarbenen Kinderaugen in seinem Schlafgemach um. Diese Nacht würde die Letzte sein, die er hier verbringen würde. Für eine sehr lange Zeit. Sein Vater war der große Aknamkanon. Er war der Pharao, der Herrscher über das ganze weite Land – über Ägypten. Und sein Vater wollte auch, dass er ein weiser, gerechter und weltoffener Herrscher später sein würde. Denn nur ein Herrscher, der die Welt gesehen hat, kann sein Volk sicher in die Zukunft führen. Atemu ließ sich seufzend auf sein großes weiches Bett fallen. Bis vor etwa zwei Wochen hatte er nichts von der Bürde eines Herrschersohnes zu spüren bekommen. Doch vor zwei Wochen ist er zehn Jahre alt geworden und da hatte ihm sein Vater eröffnet, dass er nun unter dem Decknamen Faisal auf ein Internat für Herrschersöhne nach England gehen würde. Dort würde er alles beigebracht bekommen – angefangen über Allgemeinwissen bis hin zu Kriegstaktikten. Atemu blickte an die Decke. Er sollte alleine in die große Welt. Er war noch nie weg von zu Hause und nun auf einmal so weit weg und für so lange Zeit… Ein leises Maunzen ließ Atemu sich auf die Seite drehen und er blickte in die goldenen Augen einer kleinen Straßenkatze, die sich irgendwie in die Palastmauern verirrt zu haben schien. Atemu musste grinsen, als er sich einen Bindfaden angelte und mit diesen die kleine Katze provozierte. Als das Kätzchen den sich bewegenden Bindfaden entdeckte, erstarrte sie und fixierte diesen. Sie legte sich flach auf den Boden, drückte ihre Hinterpfoten fest auf die Erde, ihre Schwanzspitze wackelte leicht, aber hektisch hin und her. Ihre Schnurrhaare waren ganz weit nach vorne aufgestellt, ihre Ohren waren gespitzt und die Augen waren weit geöffnet. Die Pupillen waren so groß, dass sie das Gold der Augen verdeckten. Und da funkelte es in den Augen auf und die Katze sprang los. In dem Moment zog Atemu an dem Faden und die Katze sprang schlitternd ins Leere, um gleich darauf dem Ende des Fadens hinter herzujagen. Atemu lachte kindlich auf und schon war er im Spiel mit dem Kätzchen vertieft. So fand Mahad, ein treuer Diener Aknamkanons und Beschützer Atemus, den Kleinen vor. Eine Weile beobachtete er den Jungen, der so unbekümmert und vergnügt mit dem Kätzchen spielte. Er hielt es nicht für richtig, den Jungen wegzuschicken, aber die Umstände erlaubten nichts anderes. Um Atemu vor seinen Feinden zu schützen, musste er das Land verlassen. Und der kleine Junge hatte viele Feinde! Laut räusperte sich Mahad, um sich Gehör zu verschaffen. Atemu hielt in seinem Spiel abrupt inne und die Katze suchte ihr Heil in der Flucht. „Du solltest doch deine Habseligkeiten packen, mein Prinz!“ ermahnte er den kleinen Jungen sanft. Dieser blickte betrübt zu Boden, Tränen unterdrückend. „Ich will nicht weg von hier!“ – „Du musst aber... zu deinem eigen Wohl! Glaub mir, später, wenn du älter bist, wirst du es verstehen...“ nahm Mahad den kleinen Jungen in dem Arm und erlaubte ihn Tränen zu weinen. Als sich Atemu beruhigt hatte, packten sie gemeinsam die Habseligkeiten des Prinzen zusammen. Dann zog sich Mahad mit den Worten zurück, dass Atemu sich auf einen frühen Aufbruch der Reise gefasst machen musste. Es war Vollmond. Mahad stand auf dem Balkon in seinem Gemach. Er lehnte sich auf die Brüstung, während er leicht irritiert den Mond betrachtete. Der Mond war blutrot. Sollte das ein Omen sein? „Was bedrückt dich, Mensch?“ trat aus dem Nichts der Zauberer der dunklen Magie an ihn heran. Dieser Zauberer war der Fürst aller Magier und stand immer an der Seite Aknamkanons, obwohl er diesen nie diente. Niemand wusste, was das eigentlich für eine Verbindung zwischen den Beiden war, doch wollte auch Niemand wissen, was passieren würde, wenn man Aknamkanon im Beisein des Magiers angriff. Mahad blickte auf. „Der Mond ist blutrot... Ich mache mir Sorgen um den Prinzen.“ Der Zauberer schnaubte leise verächtlich. Dies veranlasste Mahad den Zauberer direkt zu Fragen. „Warum stehst du immer an seiner Seite? Es ist doch offensichtlich, dass du Aknamkanon nicht leiden kannst!“ Der Zauberer der dunklen Magie blickte Mahad direkt in die Augen. Wohl zum ersten Mal überhaupt blickte der Zauberer einem Menschen direkt in die Augen. „Aknamkanon hat viele von uns vernichtet, um seine Macht zu festigen. Seine „Symbole“ seiner Macht wurde aus dem Blut der Unseren gefertigt. Ich habe ihm einen Handel vorgeschlagen. Er lässt uns „Monster“, wie ihr Menschen uns nennt, in Frieden. Kein Vernichten, kein Versklaven – einfach nur ein nebeneinander existieren und ich bleibe immer an seiner Seite, leihe ihm meine Macht.“ Mahad schluckte schwer und wandte seinen Blick ab. Ungern erinnerte er sich an die Zeit, als so viele Menschen und auch Monster vernichtet wurden, um das Land zu einigen und die Herrschaft Aknamkanons zu festigen. Auch er, Mahad, hatte in dieser Zeit, einen Kindheitsgefährten verloren – einen dunklen Magier. Jedoch war er auch erstaunt, weil er von diesem Pakt zwischen dem Pharao und dem Magier nichts wusste. „Er hat mich eben gebeten, immer an der Seite seines Sohnes zu sein und über ihn zu wachen...“ murmelte da der Zauberer. Mahad blickte auf. „Und wirst du?“ Der Zauberer trat nun auch an die Balkonbrüstung. „Ich soll den Sohn meines Feindes schützen?“ war die Gegenfrage. Mahad konnte nicht mehr darauf antworten. Sein Blick war auf die Tormauern gefallen und er erstarrte vor Entsetzen. Der Putsch hatte begonnen. Vor den Toren des Palastes waren Feinde des Pharaos, die ihn stürzen und sein gesamtes Blut auslöschen wollten. „Tu, was du willst! Nur lasse ich nicht zu, dass ein kleiner unschuldiger Junge für die Verbrechen seines Vaters zahlen muss, welche dieser lange vor der Geburt des Jungen beging!“ damit ließ er den Zauberer stehen und eilte in das Schlafgemach seines Pharaos. „Aknamkanon!“ rief Mahad, als er ohne zu zögern die großen Türen zum Schlafgemach des Pharaos aufstieß. In Mitten des großen Raumes stand er. Aufrecht und doch gebrochen. „Ich habe es bereits bemerkt...“ antwortete der Pharao leise. Mahad blieb wie angewurzelt stehen. Auch der Zauberer der dunklen Magie war ins Schlafgemach geeilt und verharrte nun neben Mahad. Sie sahen Tränen auf dem Gesicht des alten Mannes. „Ich habe so viel geopfert... so viel Blut vergossen und so viel Unrecht getan, um meinem Volk eine bessere und sichere Zukunft zu bringen... Und nun erhebt sich mein Volk gegen mich! Wir Herrscher sind doch nur Marionetten des einfachen Volkes...“ sprach der Pharao unter Tränen. „Ich flehe euch an! Rettet meinen Sohn und bringt ihn in Sicherheit! Er soll nicht für das büßen, was ich verbrochen habe!“ sank der große Pharao vor Mahad und dem Zauberer in die Knie und flehte. Die Augen des Zauberers verengten sich. Die Tür von Atemus Schlafgemach wurde brutal aufgerissen und der kleine Prinz fuhr aus dem Schlaf – seine Augen schreckgeweitet. In der Tür stand Papas Magier und Mahad war schon im Zimmer und holte die gepackten Sachen. Sein Blick fiel auf den Pharao und das kleine Straßenkätzchen, was neben Atemu saß und ihn auch verblüfft musterte. In dem Moment war Mahad klar, dass dieses Kätzchen schon länger ein Weggefährte des Prinzen war. „Zieh dich an, mein Prinz! Wir müssen aufbrechen...“ sprach Mahad sanft und ruhig. Atemu nickte halb verschlafen und kleidete sich an. Dann legte er seinem Kätzchen eine Art Geschirr an und nahm es an die Leine. Er wollte nicht, dass das Kätzchen verloren ging. Mahad lächelte, als er dies sah. Dann marschierten die Drei los. Zügig, aber ohne Hast. Atemu trug sein Kätzchen im Arm. Verwirrt runzelte Atemu die Stirn, als sie vor einer Geheimtür standen. Warum verließen sie den Palast durch eine Geheimtür und nicht normal durch das Haupttor? In dem Moment, als die Drei in den Geheimgang traten, knallte und prasselte es am Haupttor. Stimmen wurden laut. Wütende Stimmen. Stimmen voller Hass. Und sie verlangten nach seinem Papa. Langsam fing Atemu an zu ahnen und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Da schloss sich auch schon die Geheimtür. Der Zauberer machte mit seinem Zauberstab etwas Licht und trat voran, gefolgt von Atemu und Mahad. Der kleine Prinz wusste nicht, wie lange sie schon wanderten. Doch über ihn war immer wieder ein Poltern und Prasseln zu hören. Es machte ihm Angst. Sein Kätzchen lief mittlerweilen neben ihm. Instinktiv hatte Atemu nach einem Zipfel vom Mantel des Zauberers gegriffen. Er wollte diesen nicht verlieren. Der Zauberer duldete es schweigend, was Mahad wiederum verwunderte. „Duhuuuuuu... Zauberer?“ fragte da plötzlich Atemu. Der Magier blieb stehen. „Was wollten die Menschen von meinem Papa?“ Tiefes Schweigen. „Ich weiß es nicht...“ murmelte der Magier leise. „Du lügst!“ war die bestimmte Antwort. Der Magier drehte sich nun zu Atemu um und ging in die Knie, um mit seinem Gesicht auf gleicher Höhe mit dem Gesicht des kleinen Prinzen zu sein. „Bist du stark genug, um die Wahrheit zu verkraften?“ fragte er leise. Atemu starrte in die Augen des Zauberers. Er ahnte etwas, nur konnte er dieses Gefühl nicht zu ordnen, da er noch nie in seinem Leben mit Hass, Leid, Verrat und Schmerz konfrontiert wurden war. „Diese Menschen verlangten nach deinem Vater, um ihn zu stürzen. Sie sind der Meinung, dass dein Vater ein schlechter Herrscher ist und dem Volk nur Leid bringt. Sie wollen ihn stürzen und töten. Und sie wollen alles von ihm töten. Auch dich! Damit keiner von seinem Blut je wieder auf den Thron kommt.“ Atemu starrte den Magier an. Irgendwie begriff er die Worte. Irgendwie wusste er auch, was das bedeuten sollte. Aber etwas in ihm verweigerte sich, es zu realisieren. Der Magier erhob sich wieder und setzte sich in Bewegung. Atemu und Mahad folgten. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten die Drei und das Kätzchen auf einem Hügel das Ende des Ganges. Tief atmeten sie die frische Nachtluft ein. Im Osten begann es schon zu dämmern. Atemu blickte sich langsam um. Er war hier noch nie gewesen... Da blickte er nach Westen und auf die Stadt, in deren Mitte der große Palast des Pharaos thronte. Doch dieser Palast stand in Flammen! „Papa...“ hauchte Atemu matt, als er fassungslos in die Knie sank. Sein Heim verbannte da gerade... Emotionslos starrte der Zauberer auf die Flammen und Mahad biss sich auf die Lippen. Das durfte nicht sein! Plötzlich ertönte hinter ihnen Hufgetrappel. Einer der engsten Vertrauten und Offizier des Heeres vom Pharao, Subaru, kam mit zwei leeren Pferden und einer Eskorte von etwa zehn Mann im gestreckten Galopp angeritten. Aufbäumend parierten sie ihre Pferde, als sie Mahad erreichten. „Was ist passiert?“ fragte Mahad leicht besorgt, da dies definitiv nicht zum Plan gehörte. Subaru neigte leicht sein Haupt zur Begrüßung. „Es ist schrecklich! Der Putsch ging von Aknamkanons Bruder aus. Dieser hat alles vernichtet und zerstört. Er hat den Pharao durch die Gassen der Stadt fast zu Tode geschleift. Halbtot hat er ihn dann auf den Scheiterhaufen verbrannt. Der Palast wurde ebenfalls in Flammen gelegt. Alle, die treu zu Aknamkanon standen, wurden brutal vernichtet. Auf Atemus Kopf ist ein hohes Kopfgeld ausgesetzt. Er will Atemus Kopf auf einem Silbertablett gebracht bekommen!“ Fassungsloses Schweigen folgte. Der kleine Prinz hatte alles gehört. Und während er auf die Flammen seines Palastes starrte, begriff und verstand er nach und nach die Worte, die Subaru gesagt hatte. „Am allerbesten wäre es, wenn wir den Prinzen zu Pferd sofort auf das nächste Schiff bringen, was ihn nach England bringt. Dort kann er in Ruhe seiner Ausbildung nachgehen und sich auf den Tag vorbereiten, wenn er wieder zurück kommt und die Verräter bestraft. – Nur so können wir den Prinzen schützen!“ sprach Subaru nach einer Weile weiter. „Wie sicher ist er denn? Wer weiß noch davon, dass er nach England geht?“ fragte Mahad besorgt. Da grinste Subaru. „Verzeiht, Mahad. Aber es war alles geplant. Denn Aknamkanon ahnte es schon lange, dass sein Bruder gegen ihn intrigierte. Nur konnte er es ihm nie nachweisen. Also bat er mich die Flucht Atemus vorzubereiten. Dir wurde es nur so gesagt, damit du den Prinzen schonend darauf vorbereiten konntest. – Niemand wird wissen, unter welchen Namen der Prinz in England leben wird. Niemand, außer du, ich, der Magier und der Prinz selber! Selbst meine Leute hier wissen es nicht!“ Mahad atmete tief durch. „Was wirst du nun machen?“ fragte Mahad den Magier, als er sich auf das Pferd schwang. Der Zauberer der dunklen Magie antwortete nicht. Er trat an den kleinen Prinzen ran und drückte seine Schulter, während er weiter in die Flammen starrte. Er war schockiert gewesen, als er die Tränen beim Pharao gesehen hatte. Er hatte diesen komplett falsch eingeschätzt gehabt. Und nun der kleine Prinz. Er zitterte am ganzen Körper, er weinte hemmungslos und war sich leider viel zu sehr bewusst, was das hier alles bedeutete. Der Magier wusste, der Prinz brauchte nun jemanden, der ihn führte, damit er nicht noch den letzten Funken Menschlichkeit verlor. Denn der Zauberer spürte es in der Aura Atemus, dass dieser so eben gestorben war. Innerlich zerbrochen und um viele Jahre gealtert. Atemu war mit zehn Jahren Pharao, musste sein Volk regieren und es blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Volk in Stich zu lassen und zu fliehen. „Wir müssen aufbrechen, mein Prinz...“ raunte der Magier leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)