Kiss the starlight, Kiss the moonlight von Erenya ================================================================================ Kapitel 1: The moon is so blue tonight -------------------------------------- Im Hause Tsukino klingelte wie gewohnt ein einziger Wecker tapfer um seine Besitzerin aus dem Reich der Träume zu zerren. Das Rascheln der Decke verriet, dass ihr Besitzer noch nicht gewillt war aus Morpheus Armen zu entfliehen. Wieso auch? Sie hatte die ganze Nacht geweint und war erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen. Usagi Tsukino, ein junges Mädchen, das heute ihren ersten Tag in der Juuban High School hatte, erlebte ihren ersten großen Liebeskummer. Jahrelang hatte sie geglaubt, mit Mamoru Chiba den Mann ihres Leben an ihrer Seite zu haben, doch das war nun vorbei. Die Zukunft die sie gesehen hatte, war zerstört und das nur, weil sie beide nicht an Gefühlen aus einem vergangenen Leben klammern wollten. Selbst jetzt, halb schlafend, halb wachend, fragte sie sich, wer diese Tränen vergossen hatte. Sie, Usagi Tsukino, oder Prinzessin Serenity aus dem Mondkönigreich. Wann hatte es angefangen sie zu stören? Wann war es ihr wichtig geworden zu wissen, dass sie Usagi und nicht mehr Serenity war? „Usagi! Steh auf, sonst kommst du zu spät zur Schule!“ Die Stimme ihrer Mutter Ikuko drang in ihren Geist vor. Diese Anforderung galt ihr Usagi Tsukino. Eindeutig. Ihre Mutter wusste nicht von ihrem vergangenen Ich. Sie wusste nichts über das 30. Jahrhundert, Neo-Königin Serenity oder das Silberjahrtausend. Wie hätte Sie, Usagi Tsukino, überhaupt Königin werden sollen, wenn niemand wusste, dass sie Sailor Moon war? Wenn man es recht bedachte, hätte das niemals funktioniert. Sie hätte sich nur weiter an diese Hoffnung geklammert und sich dabei selbst verloren. „Usagi!“ Die Stimme Ikuko Tsukinos wurde lauter. Sie näherte sich definitiv dem Zimmer ihrer Tochter. Doch diese war nicht gewillt ihre müden Knochen aus dem Bett zu bewegen. 'Ob es Mamo-chan auch so geht?' Müde keimte dieser Gedanke in ihr auf. Warum interessierte sie das eigentlich? Sie hatten Schluss gemacht. Einvernehmlich. Das letzte Mal hatte sie ihn gesehen, bevor er in den Flieger nach Amerika gestiegen und somit aus ihrem Leben verschwunden war. „USAGI!“ Mit Schwung wurde die Tür aufgerissen und Ikuko stand mit der Kelle in der Hand vor ihrer Tochter, die müde das Gesicht aus dem Kissen grub. Ihr wutverzerrtes Gesicht verriet Usagi, dass sie, obwohl Ikuko von ihrem Liebeskummer wusste, ihr niemals erlauben würde, die Schule zu schwänzen. Sie verstand das in ihrem tiefsten Inneren auch. Doch die Gefühle Serenitys sagten was anderes. Sich vor der Welt verstecken, so zu tun, als existierte man nicht mehr, schien der passendere Plan. Bloß nicht raus in diese grausame Welt. „Auch wenn Mamoru dir den Laufpass gegeben hat, das Leben geht weiter. Also steh endlich auf!“ Ihre Mutter war einmalig darin, den Finger der Wahrheit noch tiefer in die bereits aufgebrochenen Wunden zu bohren. Aber es war besser so. Schließlich waren es Ikukos Worte, die Usagi den letzten Antrieb gaben, den sie brauchte um sich von ihrer Matratze zu trennen. „Er hat mir nicht den Laufpass gegeben. Es war eine einvernehmliche Trennung.“ Einvernehmlich. So hatten Mamoru und sie es genannt, um eine Ausrede dafür zu haben, warum sie einander nicht verabscheuen konnten. Sie hätten niemals diese Gefühle, die sie in den letzten Jahren, gegenwärtig aus ihrer Vergangenheit, miteinander geteilt hatten, in negative verwandeln können. Dafür hingen die Herzen ihrer alten, Inkarnationen viel zu sehr aneinander. Serenitys Herz... und Endymions. Da war es wieder. Diese Namen aus der entfernten unwirklichen Vergangenheit. Diese Namen, die beinahe ihrer beider Zukunft geworden wären. Nun war sie nur noch Usagi Tsukino. Für jetzt und für alle Zeit. „Ich frage mich wirklich, wann du Erwachsen wirst. Selbst an deinem ersten Tag in der High School kommst du zu spät.“ In Ikukos Stimme lag etwas leidvolles, doch das mitfühlende Lächeln verriet Usagi, dass ihre Mutter ihr nach dieser Trennung das vertraute Gefühl der Normalität geben wollte. Etwas, dass Usagi ganz gut gebrauchen konnte. „Danke, Mama“, wisperte sie leise und stieg aus dem Bett. Jetzt war wirklich nicht die Zeit Trübsal zu blasen. Sie hasste die Morgenstunden genauso sehr wie sie diese liebte. Sie musste zwar aufstehen, aber solange sie kamen, wusste sie, dass die Erde noch sicher war. Die Frage war nur wie lange noch. Jeden Abend erloschen mehr Sterne. Planeten, die sie kannte, weil sie eben jene auf ihrer langen Flucht besucht hatte. Jahrelang hatte sie nun in Frieden gelebt und doch wurde sie das untrügliche Gefühl nicht los, das ihre Vergangenheit sie einholte. Ihre Sachen standen schon bereit, so dass sie jederzeit aufbrechen konnte. Viel brauchte sie nicht, auch wenn sie mit schlechtem Gewissen dieses Leben zurücklassen würde. 'Frühstück...', murmelte sie in Gedanken und sah zu ihrem Huskeywelpen Koichi, der noch den Schlaf der Gerechten schlief. Im Laufe des Tages würde er mit Sicherheit wieder für genug Chaos sorgen. Doch egal wie viel Mist er baute, sie liebte ihn. Lächelnd ging sie an ihm vorbei gen Küche, die mehr eine Nische war und nicht unweit von dem Wohnzimmer entfernt lag. Frühstück war die wichtigste Mahlzeit des Tages, sagten die Menschen immer. Sie machte an einem schlechten Morgen gute Laune und stärkte die Kräfte. Ideal also um ihre müden Knochen zu motivieren. „Guten Morgen, Suki...“ Ein leises Gähnen, welches sie erahnte, weil es ihre Badezimmertür übertönte, verriet ihr, dass auch ihre Mitbewohnerin bereits wach war. Ein seltenes Bild, denn in der Regel schlief sie bis Mittags. „Guten Morgen, Yumi. Habe ich dich geweckt?“ Besorgt sah Suki zu ihrer Mitbewohnerin. Nicht weil sie sich darum sorgte, ob sie genug Schlaf bekam, sondern weil sie sich darum sorgte, dass sie es überlebte. „Geweckt? Ich habe nicht einmal geschlafen“, nuschelte sie müde und ging zu ihrer Mitbewohnerin, die frisches Gemüse aus dem untersten Fach ihres Kühlschranks zog. Ohne Suki zu stören, griff sie hinein und zog aus der Seite der Tür einen Energydrink hervor, den sie wohl mehr als nötig hatte. „Das ist selten... Du schätzt für gewöhnlich deinen Schönheitsschlaf.“ Etwas spottendes lag in Sukis Stimme. Sie wusste wie empfindlich Yumi auf ihr Aussehen reagierte. Besonders am Morgen, wenn ihre Haare in alle Richtungen abstanden und dicke Wagenräder ihre Augenränder waren. „Du weißt es nicht? Meine Agentur hat vor zwei Wochen eine neue Band unter Vertrag genommen. Gestern wurden sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Three Lights! Ich schwöre dir, die Jungs werden der Grund meiner schlaflosen Nächte. Was heißeres als die Three Lights wirst du in nächster Zeit nicht finden.“ Suki hob eine Augenbraue und sah ihre Mitbewohnerin zweifelnd an, während sie zu der Flasche Sojasoße griff. Sicher, Yumi wusste immer was im Trend lag, aber die Three Lights waren in dieser Hinsicht noch frisch geschlüpfte Küken. Niemand konnte sagen, ob sie überleben würden. „Weißt du was, schau sie dir selbst an. Am Ende der Woche geben sie ihr Konzert. Ich hab Freikarten.“ Ein Konzert? Das klang doch nach einer guten Idee. Suki war seit dem Zirkus nirgendwo mehr hingegangen und solange die Erde noch sicher war, musste sie doch alles genießen. „Gehst du dann diese Woche mit mir shoppen?“ Ein Konzert. Das war doch mal wieder der richtige Anlass um neue Klamotten zu kaufen. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass die aufstrebenden Stars sie sehen würde, wollte sie für den Fall der Fälle einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit verschränkten Armen stand Galaxia an der Wand und beobachtete die Starlights, die hier auf Erden als die Three Lights getarnt waren. Um ihnen nahe zu sein, hatte auch Galaxia ihre Sailor Rüstung abgelegt und sich den Namen Nozomi Kin, die die Managerin der Three Lights war, gegeben. Die Mädchen verkleidet als Jungs, gaben mit ihren Posen wirklich ihr Bestes, auch wenn Galaxia sich nicht sicher war, ob das reichen würde. „Seiya, schau bitte nicht direkt in die Kamera und dein Gesicht etwas nach links.“ Ohne zu murren, wie es Seiya alias Fighter in der Regel bei ihr tat, machte die Kriegerin, was der Fotograf von ihr verlangte. Dieses Business war wirklich seltsam, aber gleichzeitig auch so hilfreich. Nur über ein grandioses Debüt konnten sie die silberne Perle der Erde erreichen. Das war das erste, was sie gelernt hatten, als sie auf dem Planeten angekommen waren. Es war unglaublich. Dieser Planet, der fern davon war machtvolle Stämme zu beherbergen, war der einzige dieses Sonnensystems, der überlebt hatte. Nicht einmal die machtvollen Bewohner des Silbermondes hatten den grausamen Krieg gegen die Erdbewohner überstanden. „Okay, das war's für heute. Ihr Jungs seid echt super.“ Lobende Worte vom Fotografen. Das war ein gutes Zeichen. Je mehr Respekt die Menschen vor den neuen Stars hatten und je mehr sie ihre Arbeit anerkannten, desto größere Aufträge konnten sie annehmen um noch weiter ihre Botschaft hinauszutragen. „Was steht als nächstes an, Nozomi?“ Es hatte die drei nicht viel Mühe gekostet ihre Managerin zu finden. Auch wenn sie abseits von allem stand. Sie stach dennoch mit ihrem langen gewellten, fuchsiabraunen Haar, dass mehr ins orange wich, hervor. Zu Anfang hatten die Menschen sie für ein Model gehalten, wollten ihr ebenso einen Vertrag andrehen, aber Galaxia war alles andere als begeistert von dem Gedanken, dass sie sich von irgendjemanden herumkommandieren lassen sollte. Immerhin war sie die stärkste Kriegerin der Galaxie. „Es steht noch eine Pressekonferenz an. Danach habt ihr frei und könnt euch in der Stadt umsehen, allerdings solltet ihr abends im Studio sein. Wir machen heute die ersten Aufnahmen für euer Album.“ Sie brauchte keinen dieser Terminkalender, wie die Menschen sie nannten, um alle Termine auf dem Schirm zu haben. Sie hatte jeden einzelnen für diese Woche in ihrem Kopf. Genauso wusste sie, wann ihre Stars Luft für mehr Arbeit hatten und wann nicht. „Gehen wir. Ihr sollt immerhin einen guten ersten Eindruck hinterlassen.“ Galaxia stieß sich von der Wand ab und wandte sich der Tür zu, die direkt neben ihr war und sie aus dem viel zu warmen Studio führen würde. Frische Luft war das beste um die anhaltende Morgenmüdigkeit oder einen übergalaktischen Jetlag zu beseitigen. Zumindest hoffte sie das, denn ihre Mädchen wirkten nach der ganzen Anstrengung schon sehr erschöpft. Sie brauchte keine Stars, die schon nach der kleinsten Anstrengung zusammenbrachen. Das würde nur bedeuten, dass die drei für das Showbusiness nicht gemacht waren. Oh ja, sie standen ihnen ausgezeichnet. Die Uniform der Juuban High School standen ihnen allen, abgesehen von Rei die immer noch auf die T.A. Privatschule ging, ausgezeichnet. „Ist das nicht toll? Wir gehen endlich alle auf dieselbe Schule!“ Mit einem gespielten Lächeln, hakte sich Usagi bei Minako und Ami ein, die sie überrascht ansahen. Sie hatten damit gerechnet, dass Usagi nach der Trennung von Mamoru am Boden zerstört war, doch dem war augenscheinlich nicht so. Sie wirkte heiter, strahlend und fröhlich wie eh und je. „Endlich können wir gemeinsam unsere Bentos essen, über die Jungs in unserer Klasse reden und dieselben Grauen derselben Lehrer durchmachen.“ Schnell hatte Minako verstanden, dass Usagi nicht gewillt war über ihre Trennung zu reden, weswegen sie das Thema Usagis annahm und über ein gewöhnliches Leben als High School Schüler sprach. „Und wir können natürlich gemeinsam in der Bibliothek lernen.“ Da war sie wieder, die Stimme ihrer Vernunft. Ami Mizuno, das Genie, dessen große Liebe scheinbar die Bibliotheken dieser Welt waren. „Musst du uns schon am Anfang des Schuljahres auf die grausamen Ereignisse der Zukunft aufmerksam machen, Ami?“ Vorwurfsvoll klang Minako, als sie ihre Freundin ansah, die sich aber keine Schuld bewusst zu sein schien. „Aber lernen ist wichtig! Wie wollt ihr sonst die Prüfungen bestehen?“ Wie konnte man das lernen nur so sehr lieben? Diese Frage stellte sich Minako immer wieder. „Lass gut sein, Ami. Lass ihnen doch ihren Spaß. Der Ernst des Lebens kommt früh genug.“ Freundschaftlich legte Makoto ihre Hand auf Amis Schulter, die zwar immer noch nicht ganz verstand warum Usagi und Minako die Schule nicht ernst genug nahmen, aber sie war auch die Klügere, weswegen sie es einfach gut sein ließ. „Genau, Ami. Der Spaß und die Liebe sollten auch nicht zu kurz kommen.“ Und deswegen war Ami der kluge Part ihrer Gruppe. Minako beließ es nämlich nicht dabei und konnte nicht anders als Ami, während des Gehens, zu erklären, wie Mädchen ihres Alters sich benehmen sollten. Ein trauriges Lächeln lag auf Usagis Lippen, als sie etwas abgeschlagen von den drein dieses vertraute Bild beobachtete. Es war alles was ihr geblieben war, ihre Freunde. „Das ist nicht das Lächeln das ich von dir gewohnt bin, Mondgesicht.“ Erschrocken sah Usagi neben sich, als sie die vertraute Stimme Harukas hörte. Da war sie, Haruka Tenno, Spitzenläuferin, Rennfahrerin, Freundin der bekannten Violonistin Michiru Kaiou und Besitzerin eines Talisman. Anders als sonst wirkte sie jugendlicher, fast schon ebenbürtig mit Makoto oder Minako, was vielleicht an der hiesigen Jungsuniform der Juuban High School lag. Erneut fragte sich Usagi, wie alt Haruka war, denn bis eben hätte sie bezweifelt, dass sie noch auf die High School gehen würde. „Es ist doch nur verständlich, dass ihr nicht nach Lächeln zumute ist nachdem sie und Mamoru sich getrennt haben.“ Usagis Blick wandte sich nach rechts, dahin wo Michiru war, ebenfalls in einer Juuban Uniform. Wie immer war sie diejenige, die Usagis Maske sofort durchschaute und dies natürlich auch ganz direkt aussprach. Vielleicht lag das auch an ihrem Talisman, der sie Dinge erkennen ließ, die für das gewöhnliche Auge nicht sichtbar waren. „Wenn das so ist, wie wäre es, wenn wir nach der Schule einen Kaffee trinken gehen, Mondgesicht?“ Usagi wusste, dass dieses Angebot der Aufmunterung dienen sollte, doch sie konnte es unmöglich annehmen. Nach der Schule wollte sie einfach nur nach Hause und sich wie der sterbende Schwan ins Bett fallen lassen. „Danke, Haruka, aber ich habe schon etwas vor.“ Es war eine Lüge und sie wusste auch, dass Haruka das erkennen würde. Doch diese besaß genug Empathie um das einfach hinzunehmen und sie nicht weiter zu belästigen. Man konnte es wohl unglaubliches Glück nennen, dass Usagi mit ihren Freundinnen Ami, Makoto und Minako in dieselbe Klasse gekommen war. Unglaubliches Glück. Mehr konnte man sich doch nicht wünschen. 'Außer Mamo-chan...' Da war er wieder. Der Gedanke an den Mann den sie versuchte zu vergessen, der aber allgegenwärtig war und in ihrem Kopf herumgeisterte. Was musste sie nur tun um ihn zu vergessen? 'Will ich ihn überhaupt vergessen?' Usagi tat sich schwer damit ihn loszulassen. Warum eigentlich? Wieder keimte diese Frage auf, diese Zweifel, wer sie war. Wer war sie nun wirklich? Usagi Tsukino oder Prinzessin Serenity? Hülle oder Eindringling? Sie wusste es nicht. „Pst!“ Usagi wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie hörte wie Minako, die zwei Reihen hinter ihr saß, um ihre Aufmerksamkeit buhlte. Verwundert wandte sich Usagi zu ihr und sah, wie Minako mit abstrusen Handzeichen versuchte zu kommunizieren. Das dies nur wenig Erfolg hatte, wurde Minako klar, als sie Usagis fragenden Blick sah. Seufzend riss sie ein Blatt aus ihrem Notizbuch und schrieb die kurze Botschaft auf das Stück Papier. Unbewusst aerodynamisch faltete sie es zusammen und warf es gezielt zu Usagi, die sich schon wieder von Minako abgewandt hatte. Usagi spürte das Papier auf ihren Kopf aufkommen und nahm es von diesem, um es neugierig aufzufalten. In der Pause auf dem Dach. Mehr stand nicht da. Auch wenn es Usagi verwunderte, denn sie hatten doch noch vor Unterrichtsbeginn ausgemacht, dass sie gemeinsam zu Mittag essen würden. Sie war zwar schusselig und augenblicklich etwas neben der Spur, aber noch lange nicht vergesslich, das sollte selbst Minako bewusst sein. „Freiheit~!“ Die Pressekonferenz wurde gerade beendet als Seiya, ihren Körper dehnend und streckend, hinter der Bühne verkündete, dass sie nun wirklich genug hatte. Zumindest für die nächsten Stunden. „Hier“, Seiya sah zu Nozomi, die ihr und den anderen beiden Handtücher entgegen hielt. Wie vorausschauend. Es war in der Tat sehr warm im Saal gewesen, was sie wohl den Scheinwerfern und dem Blitzlichtgewitter verdankte. Daher nahm sie dankbar das Handtuch an und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wenn ihr wollte, frage ich einen Fahrer, ob er euch durch Tokyo fährt. Je besser wie dieses Gebiet kennen, desto wahrscheinlich ist es, dass wir die Prinzessin des Mondes finden.“ Yaten und Taiki nickten, als Nozomi die weiteren Varianten ihres Handelns verkündete. Seiya hingegen blieb ruhig und sah zu Boden. Es war nicht ihre Art sich herumfahren zu lassen. Sie wollte diese Stadt auf ihre Weise kennenlernen, so war es zumindest einprägsamer für sie. „Macht ihr ruhig. Ich habe auf dem Weg hierher ein paar Orte gesehen, die ich mir gerne genauer ansehen würde. Bis dann.“ Noch bevor Nozomi zu den ersten Worten ansetzen konnte, hatte Seiya ihr das Handtuch entgegen geworfen und fluchtartig das Gebäude verlassen. Dennoch hörte sie, außerhalb des Gebäudes, wie ihre Managerin wütend ihren Namen rief. Später konnte sie sich mit Sicherheit noch etwas anhören, soviel stand fest. Erst im Nachhinein bemerkte Seiya, dass ihre Flucht wohl keine gute Idee gewesen war. Nachdem sie den Ort der Pressekonferenz hinter sich gelassen hatte, hatte sie sich vollständig verlaufen. Erst bei einer Grundschule war ihr das aber bewusst geworden. Schmollend stand sie am Gitter, welches als Verzäunung des Sportplatzes diente und beobachtete die Kinder. Sie waren ausgelassen, glücklich und so unwissend. So wie einst die Kinder Kinmokus. Wie sehr sehnte sie sich nach den Tagen, in denen sie mit den Kindern Kinmokus gespielt und mit den Kriegern trainiert hatte. Letzteres meist nur um Kakyuu zu beeindrucken. Niemand war stärker als sie, kein Man und auch keine Frau. Abgesehen von Galaxia, aber sie war auch keine Bewohnerin Kinmokus. „Wirf den Ball hier her!“ Verträumt beobachtete Seiya das Spiel der Kinder. Wie sehr sehnte sie sich gerade nach diesen ruhigen Tagen ihrer Heimat zurück, zusammen mit ihrer Prinzessin. „Haben Sie sich verlaufen?“ Seiya sah von den spielenden Kindern weg. Ihr Blick richtete sich zu ihrer Linken, wo ein kleines Mädchen mit schwarzen, kinnlangen Haar stand. Ihre violettfarbenen Augen fixierten Seiya eindringlich. Etwas lag hinter dieser unschuldigen Fassade verborgen. Etwas mächtiges, zerstörerisches. „Kann man so sagen, Kleines. Ich bin noch nicht all zulange in dieser Stadt.“ Seiya versuchte sich an einem Lächeln. Auch wenn das Mädchen vor ihre eine unheimliche Aura verströmte, musste sie ihre Fassade aufrechterhalten. Nozomi würde sie einen Kopf kürzer machen, wenn ihre geheime Identität schon jetzt aufflog. „Hotaru!“ Eine ganze Zeit lang, hatten die beiden einander angestarrt, bis das Mädchen ihren Blickkontakt abbrach und zu einer Gruppe Mädchen sah, die hinter ihr aufgetaucht waren. „Hier bist du! Meiou-sensei sucht dich schon.“ „Ich komme!“ Die düstere Aura war abgeebbt. Sie lächelte fröhlich und wirkte nun ganz wie die anderen Kinder ihres Alters. Seltsam. Vielleicht hatte Seiya sich das auch eingebildet. „Ach ja, wenn Sie die Straße weiter in diese Richtung gehen, kommen sie zur Juuban High School. Dort kann ihnen sicher jemand helfen.“ Noch bevor das Mädchen bei ihren Freunden angekommen war, hatte sie sich zu Seiya umgewandt und in eine Richtung gewiesen. 'Also doch nur ein normales Kind', sagte sich Seiya in Gedanken und hob zum Dank die Hand. Sie sah wirklich schon Gespenster. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass der Untergang Kinmokus mit einem Kind angefangen hatte. Wie konnten die Menschen nur mit soviel Licht auskommen. Einfach eklig. Das war der erste Gedanke, der Erebos kam, als sie diesen Planeten das erste Mal von der Ferne entdeckt hatte. Sollten die Menschen sich doch solange wie möglich an ihrem Tageslicht erfreuen. Es würde nicht mehr lange strahlen. „Sauer, dass Nyx-sama noch warten will?“ Hämisches Gelächter erklang hinter Erebos, die wusste, wer das war. Sie schenkte der Zwietracht in Person deswegen keine Aufmerksamkeit, sondern konzentrierte den Blick ihrer eisig blauen Augen auf die Erde. Es war wirklich widerwärtig. „Hey, es ist unhöflich nicht zu antworten“, motzte die Zwietracht hinter ihr, doch Erebos warf sich als Antwort abfällig eine ihrer blonden Strähnen zurück. „Versprüh dein Gift gefälligst bei den Kriegern da unten. Da verschwendest du deine Zeit wesentlich besser.“ Kalt und monoton kam Erebos der Befehl für die Zwietracht über die Lippen. Sie durfte ihr keine Angriffsfläche bieten, sonst war sie genauso verloren wie die anderen Krieger der nun tageslosen Planeten. „Hier gibt es Krieger? Wirklich?“ Freude war in Zwietrachts Stimme zu hören. Sie liebte es Missgunst zu säen. Es machte so viele Dinge einfacher. „13 an der Zahl. Allerdings rate ich dir die Finger von Sailor Moon zu lassen. Nyx-sama kümmert sich persönlich um sie.“ Sailor Moon. Erebos hatte gehört, wie sehnsüchtig Nyx ihre Schwester den Namen dieser Kriegerin ausgesprochen hatte. So hatte sie Nyx noch nie erlebt. Ein Grund mehr Sailor Moon zu verschonen, zumindest wenn es nach Erebos ging. „Ich werde sehen, was sich tun und vermeiden lässt. Sobald der goldene Apfel aber gefallen ist, habe ich keine Macht mehr über das Geschehen.“ Angewidert verzog Erebos das Gesicht. Sie wusste genau, dass sie Zwietracht die Macht hatte diverse Partein aus Zank und Missgunst heraus zu halten. Sie tat es nur nicht gerne. „Geh einfach...“ Wenn nötig, musste sie Sailor Moon eben beschützen. Das war ihr egal, solange Discordia ihre Arbeit erledigte. Die Schulglocke der Juuban High School hatte eine Melodie, die in Seiyas Herz widerhallte. Die Erde war schon erstaunlich, auch wenn ihre Bewohner in gewisser Weise unkultiviert waren. Die Technik die sie auf Kinmoku besaßen, war weitaus fortgeschrittener und das Leben nicht nur entspannter, sondern auch langwieriger. Menschen auf Kinmoku lebten hunderte von Jahren, wohingegen die Menschen der Erde von Glück reden konnten, wenn sie an die Hundert kamen. Dennoch beneidete Seiya sie. Im Vergleich zu den Bewohnern Kinmokus schien das Leben hier so viel wertvoller und lebenswerter. Sie sah das in den Gesichtern derer, die sich aus dem Schulgebäude schlichen um, wie nannten es die Erdlinge, zu chillen. „Schaffst du das auch wirklich alleine, Usagi?“ Unmittelbar in Seiyas Nähe hörte sie eine Gruppe Mädchen, die besorgt zu einer von ihnen sahen. Ihre blonden, langen Haare, die zu zwei runden Haarknoten gebunden waren, wehten leicht im Wind und verdeckten ihr blasses Gesicht. Ihre Lippen formten ein unwirkliches Lächeln, eines, das Kakyuu immer maskenartig aufsetzte, wenn sie nicht wollte, dass man sich um sie sorgte. Seiya konnte man mit so etwas aber nicht täuschen. „Keine Sorge, Mädchen. Ich schaffe es schon nach Hause. Es ist nicht so weit.“ Sie zwang sich stark zu sein, wie Kakyuu und wahrscheinlich würde auch dieses Mädchen versuchen die Last eines ganzen Planeten auf ihren Schultern zu tragen, wenn sie musste. „Pass auf dich auf, Usagi.“ Besorgnis war aus der Stimme ihrer andren Freundin, die ebenfalls blondes Haar hatte, welches aber dunkler war, zu hören. Dieselbe Sorge, die in ihrer Stimme lag, wenn Kakyuu wieder eine Maske aufsetzte um Kummer und Leid zu verbergen. Dieses Mädchen und Kakyuu... Sie waren sich so ähnlich. Usagi wusste, dass sie körperlich fit war. Dass hatte selbst die Schulkrankenschwester erkannt. Dennoch sollte sie nach Hause gehen. Liebeskummer war eben doch nicht so leicht zu überwinden wie viele sagten. Es fühlte sich schrecklich an. Grausam. Fast so als würde ihr Herz sterben. „Wir sehen uns morgen.“ flüsterte Usagi und gab sich Mühe zu Lächeln. Sie wollte nicht, dass ihre Freundinnen sich sorgten, auch wenn das wohl nicht zu verhindern war. Sie spürte es zumindest, selbst wenn sie es nicht sah. Ihre Freundinnen sorgten sich wirklich. Wahrscheinlich zu recht. Dass sie den Tag nicht ohne Probleme durchstehen konnte, wie ein normales Mädchen, bewies ihr, wie schwach sie in Wirklichkeit war. Den Kopf vollkommen abschaltend, verließ Usagi das Schulgelände und lief langsam gen der Heimat. Ihre Mutter würde sauer sein. Sie würden schimpfen, seufzen und letztenendlich doch nichts dagegen sagen. Im Gegenteil, es würde ein mütterliches Gespräch geben, zusammen mit zwei Tassen heißer Schokolade. „Hey, O-Dango..“ Usagi war nur wenige Schritte weitergegangen und hielt erschrocken inne, als sie diesen vertrauten Spitznamen hörte. Sofort musste sie an Mamoru denken, denn so oder so ähnlich hatte er sie auch genannten. Bei dieser ersten schicksalhaften Begegnung. Es war für sie daher nur natürlich, dass sie sich umwandte, woraufhin ihr die traurigen, dunklen Augen eines Fremden entgegen blitzten. „Du scheinst dich hier in der Stadt auszukennen und ich habe mich verlaufen. Kannst du mir helfen?“ Sprachlos sah Usagi den Fremden an, dessen Pferdeschwanz leicht wie eine Feder im Wind wehte. Sie realisierte erst wenige Sekunden später, was der Fremde gesagt hatte. „W-Wohin wollen sie?“ Ein Lächeln glitt über die Lippen des Fremden. Ein schönes Lächeln. Fesselnd und faszinierend wie die Person selbst. „Crystal Crown Studios.“ Unwillkürlich hoben sich die Augenbrauen Usagis. Das war einer der letzten Orte, die sie erwartet hätte. Allerdings hatte der Fremde eine Aura an sich, die sie wirklich glauben ließ, dass ein Star vor ihr stand. „Die Straße in die entgegengesetzte Richtung runter. An der ersten Kreuzung links, immer der Neonreklame nach. Das letzte Gebäude ist es. Sie können das nicht verfehlen.“ Usagi bemühte sich, dass ihre Stimme ernst klang, nicht verweint oder schwach. Es kostete Kraft, doch irgendwie gelang es. „Danke, Schätzchen.“ Usagi errötete, als er sie mit diesem Spitznamen bedachte. Schätzchen. Er hallte seltsam fremd in ihren Ohren wider. „N-Nenn mich nicht Schätzchen!“ Es war ihr nicht angenehm. Sie wollte nach ihrer Trennung keine Kosenamen, schon gar nicht von jemanden, der es nicht ernst meinte. Noch weniger dann, wenn sie nicht in der Stimmung für solche Späße war. „Wir sehen uns, Schätzchen. Nächstes Mal allerdings, zeigst du mir dein wahres Lächeln.“ Lächelnd wandte er sich von ihr ab, hob die Hand zum verabschiedenden Gruß und lief in die ihm gezeigte Richtung. Wütend darüber, dass dieser arrogante Kerl nicht auf ihre Bitte hörte, wischte sich Usagi eine Träne weg, die ihr wieder bei den Gedanken an Mamoru gekommen war. „Nenn mich nicht Schätzchen, du unverschämter Kerl!“ Vergessen war ihr Kummer, als hätte der Fremde diesen einfach mitgenommen und durch ein anderes, ebenso starkes Gefühl ersetzt. Es war schon seltsam. Doch, irgendwie auch angenehm. Gleichzeitig verwunderte es Usagi aber, denn der Fremde hatte hinter ihre Fassade gesehen, so als kannte er sie in- und auswendig. Aus Sukis Sicht wirkten Michiru Kaiou und Haruka Tenno wie zwei normale Mädchen. Nicht außerordentlich hübsch, nicht sonderlich hervorstechend, aber doch irgendwie besonders. Im Duo erst wurden sie wunderschön, vor allem wenn man wusste, dass sie erfolgreiche Personen in ihrem jeweiligen Bereich waren. Seltsam war nur, dass sie hier waren, an der Juuban High School, wie zwei normale Mädchen. „Aikawa-san!“ Erschrocken fuhr Suki zusammen, als die ernste Stimme ihres Lehrers sie aus den eigenen Gedanken riss. Ertappt, weil sie nicht aufgepasst hatte, sprang sie förmlich von ihrem Platz auf, mit dem Literaturbuch in ihrer Hand. „Du kannst uns sicher sagen, wie Natsume Soseki die Worte >I love you< ins japanische übersetzte, oder?“ Erleichterung machte sich in Suki breit. Auch wenn ihre Lehrerin sie vorführen wollte und sie selbst für gewöhnlich selten antworten konnte, wenn eine Frage für sie im Raum stand, so würde es doch dieses Mal sie sein, Suki Aikawa, die dieses Duell gewinnen würde. Sie war schließlich ein Bücherwurm wie er im Buche stand und es gab kein Werk von Natsume Soseki, welches sie nicht gelesen hatte. „Der Mond ist heute Nacht so blau, oder?“ Sie liebte diese Metapher, dieses Liebesgeständnis, was man so einen Menschen getarnt nahe bringen konnte, ohne sich zu blamieren. Denn heutzutage lasen nicht mehr viele die Werke Sosekis, so dass die Bedeutung, das Geständnis selbst, auf ewig zu einem stummen Geheimnis werden konnte. Stolz setzte sie sich wieder, als ihre Lehrerin nickte, doch schnell bereute sie diesen Stolz, denn missgünstig lagen die Blicke einiger Klassenkameraden auf ihr. Unangenehm. Das war mit Sicherheit eines der Dinge, die sie in später Zukunft nicht vermissen würde. „Sehr gut, Suki. Immerhin hast du schon einmal von Soseki gehört. Pass bitte dennoch im Unterricht auf.“ Eine Rüge von ihrer Lehrerin. Das reichte aus, um ihr endgültig den Tag zu verderben. „Es ist also schlimmer als Anfangs angenommen“, schlussfolgerte Haruka aus dem was die Inner Senshis ihr erzählt hatten. Sie war schon verwundert gewesen, wo ihr strahlendes Mondgesicht war, als sie dieses zur Pause nicht erblickt hatte. „Als ihre Freunde müssen wir sie aus diesem Tief herausholen und ich weiß auch schon genau wie. TADA!“ Noch während sie sprach, kramte Minako in ihrer Tasche und zog zwei Tickets hervor, auf den drei junge Männer in verschiedenfarbigen Anzügen abgebildet waren. „Darf ich vorstellen, die heißeste Gruppe des Jahres! Drei Jungs, drei Lichter, die Three Lights!“ Euphorisch wedelte Minako mit den Tickets herum und drückte sie schließlich an sich, wie kleine Mädchen es für gewöhnlich mit ihrem Teddy taten. „Am Wochenende geben sie ihr Debütkonzert und dank Nadeshiko habe ich zwei Freikarten bekommen. Ich denke es könnte Usagi mal gut tun, wenn sie unter Leute kommt und abgelenkt wird.“ Auch wenn sofort klar war, dass Minako einfach nicht alleine zu einem Konzert gehen wollte, so bot sich diese Gelegenheit doch perfekt als Ablenkung für Usagi an. So ganz Unrecht hatte Minako damit nicht. „Meine Mutter hat von einem Patienten ebenfalls zwei Karten bekommen. Makoto, magst du vielleicht mit mir dahin gehen?“ „Dann braucht nur noch Rei-chan eine!“, jubelte Minako, als sei es bereits beschlossene Sache, dass sie wie gewohnt gemeinsam zu dem Konzert gehen würden. „Dann würde wirklich die ganze Bande da sein.“ Fragend sahen die Mädchen zu Haruka und Michiru, die verspielt lächelten. Doch hinter den Sinn ihrer Worte kamen sie nicht, denn ihre Senpai hüllten sich in Schweigen. Seiya ärgerte sich, dass sie keine Tickets für ihr kommendes Konzert bei sich hatte. Wie gerne hätte sie dem Schätzchen, das ihr den Weg gezeigt hatte, als Dankeschön ein Ticket gegeben. Natürlich mit dem Hintergedanken sie wiederzusehen und zum Lächeln zu bringen. Sie hasste es immer, wenn Kakyuu traurig war und weil das Schätzchen Kakyuu so ähnelte, konnte sie diesen traurigen Blick einfach nicht ertragen. An der Schule, wo sie das Mädchen zum ersten mal bemerkt hatte, blieb Seiya stehen und las die Zeichen, die hervorgehoben in Bronzefarbe, auf der Tafel prangten. „Juuban High School...“, flüsterte sie leise, um diesen Namen nicht zu vergessen. Vielleicht konnte Nozomi etwas drehen, damit sie ihr Schätzchen wiedersehen konnte. Schließlich war sie die Managerin. Als Usagi am nächsten Morgen aus ihrer Art Koma erwachte, fühlte sie sich besser. Die Tränen waren versiegt, zusammen mit ihren Gefühlen. Alles was in ihr übrig war, war Leere. Sie konnte nun also von Neuem beginnen, zumindest hoffte Usagi das. Zum ersten Mal in ihrem Leben, stand sie pünktlich auf, ohne dass sie unter bösen Einflüssen stand oder das der Wecker so nervig wurde, dass sie freiwillig aufgab. Überrascht bemerkte dies ihre Mutter, die bereits das Frühstück für die ganze Familie machte. „Usagi, seit wann... Geht es dir gut?“ Es war schon seltsam. Sie fühlte sich gut. Ihr ging es gut und dennoch fragte ihre Mutter sie, ob sie sich wohl fühlte. Nur weil sie einmal früher aufstand? Sie reagierte nicht darauf und setzte sich einfach schweigend auf ihren Platz. „Dass ich das noch einmal erleben darf, dass du früher aufstehst. Sonst immer schläfst du so fest, dass nicht einmal ein Bombeneinschlag dich wecken könnte.“ Keine Antwort. Zumindest sah Usagi es als nicht nötig an dem zu antworten. Ihre Mutter erwartete wahrscheinlich auch keine, denn sie war zu beschäftigt damit das Geschirr auszuräumen. „Wem gehört die denn?“, hörte Usagi plötzlich und wandte sich zu Ikuko, die eine vertraute Tasse in der Hand hielt. „Chibiusa“ stand in deutlichen Buchstaben unter dem Abbild eines Hasen. Das Wort war genauso deutlich wie der Stich, der Usagis Herz erneut durchbohrte, denn diese Tasse war der letzte Beweis, dass Chibiusa und damit eine Zukunft von ihr mit Mamoru existiert hatte. Doch Chibiusa und diese Zukunft, würde es nie wieder geben. „I-Ich muss los, sonst komme ich zu spät.“ Mehr mechanisch erhob sich Usagi von ihrem Platz und ging in den Flur, wo bereits ihre Tasche stand. „Chibi... Chibi...“ Sie hörte nicht, wie ihre Mutter versuchte den Namen Chibiusas einzuordnen. Sie wollte es nicht hören, denn sie und die anderen Kriegerinnen, waren die einzigen die sich an die kleine Lady aus der Zukunft erinnerten. Usagi wollte aber nicht mehr daran denken. Sie wollte die alternative Zukunft vergessen, denn sie würde für immer unerreichbar bleiben. Usagi hätte es sich denken müssen, dass nicht nur ihre Mutter überrascht darüber war, dass sie zum Frühaufsteher mutiert war. Doch jeder von ihnen, selbst ihre Freundinnen, hatte eine andere Theorie, wieso. Ami war der Meinung, dass Usagi endlich erwachsen wurde. Minako hingegen schien überzeugt zu sein, dass ihre Usagi von Aliens entführt und umprogrammiert wurde. Auf dieses Geschwätz gab Usagi nichts. Sie war doch immer noch sie Selbst, ob sie verschlief oder nicht. Wer war sie denn sonst für ihre Kameradinnen? „AUA!“ Erschrocken zuckte Usagi zusammen, als sie die Stimme vor sich hörte, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag eines menschlichen Körpers auf den Asphalt. Erst jetzt da sie dieses Mädchen mit den tiefschwarzen langen Haar auf dem Boden sitzen sah, wurde ihr bewusst, wie abwesend sie im Geiste gewesen war. „T-Tut mir leid...“, flüsterte sie entschuldigend und reichte der Gefallenen ihre Hand. Das Mädchen sah auf und Usagi stockte fast schon der Atem, als sie in diese nachtblauen Augen sah. „Schon in Ordnung. Ich habe auch nicht hingesehen, wo ich hin laufe. Es ist also auch meine Schuld.“ Ihr trauriges Lächeln traf Usagi tief ins Herz. Sie wusste nicht warum, aber das Mädchen erinnerte sie an sich selbst. „Danke für deine Hilfe“, wisperte das Mädchen, als sie Usagis Hand ergriff und mit ihrer Hilfe aufstand. Es war seltsam, denn just in diesem Moment hatte Usagi das Gefühl, diesem Mädchen nahe zu sein. Dabei kannte sie dieses nicht einmal. Es war seltsam, wenn man es logisch betrachtete. Aber nichts in ihrem Leben war normal. Usagi konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als das Mädchen vom Morgen neben ihrer Lehrerin an der Tafel stand. Sie hatte nicht erwartet sie wieder zu sehen und doch freute es sie. „Hört mal bitte alle zu. Ab heute habt ihr eine neue Klassenkameradin. Sie hat jahrelang in Griechenland gelebt und wird nun aufgrund der Arbeit ihres Vaters hier in Japan bleiben. Bitte helft ihr so gut es geht und heißt sie willkommen. Kurozawa-san, stell dich doch bitte der Klasse vor.“ Lächelnd blickte das Mädchen in die Klasse und griff zu der Kreide, die ihr die Lehrerin reichte. Es dauerte etwas, doch mit einer wirklich schönen, zierlichen Handschrift, hatte sie ihren Namen an die Tafel geschrieben. „Mein Name ist Kuraiko Kurozawa. Mein japanisch ist noch nicht so gut, aber scheut euch nicht, mit mir zu reden. Ich hoffe wirklich, dass wir alle gute Freunde werden.“ Dieses Lächeln... Es war Usagi so vertraut. Sie lächelte auch so. Unehrlich, leer, glücklos und doch versucht andere Menschen damit zu beruhigen, oder sich selbst zu versichern, dass sie stark war. „Neben Tsukino-san ist noch ein Platz frei. Dort kannst du dich hinsetzen. Also gut. Schlagen wir das Buch Seite 14 auf.“ Es war so wie es immer war, wenn neue Schüler in die Klasse kamen. Sie wurden vorgestellt, bekamen ihren Platz zugewiesen und schließlich ging man wieder zur Tagesordnung über. „Hey.“ Verwundert sah Usagi neben sich, als sie eine flüsternde Stimme hörte. Es war Kuraiko, die ihr ein ehrliches Lächeln schenkte. Usagi erkannte sofort den Unterschied zu dem, was sie der ganzen Klasse gezeigt hatte. „Ich finde es toll ein vertrautes Gesicht hier zu sehen. Vielleicht können wir ja Freunde werden. Mein Vater hat mir zwei Tickets für ein Konzert an diesem Wochenende gegeben. Magst du mit mir dahin?“ Obwohl Kuraiko leise flüsterte, konnte Usagi sie gut verstehen. Das Angebot das Kuraiko ihr machte, kam jedoch etwas plötzlich. Sie musste sich das gut überlegen, wobei es vielleicht besser war dahin zu gehen. Sie konnte sich dann von all den Kämpfen und auch von Mamoru ablenken. Noch dazu kannte Kuraiko niemanden hier. Freunde konnte sie sicher gut brauchen. „Gerne, danke für das Angebot.“ Ungläubig sah Minako zu Usagi, als sie ihnen erzählte, was die Neue getan hatte. Der schöne Plan Usagi selbst mit einer Konzertkarte zu überraschen, war dahin. „Es tut mir leid! Ich wusste nicht, dass ihr dasselbe vor habt“, beendete Usagi ihre Ausführungen und sah Minako entschuldigend an. „Schon okay, schon okay. Mach dir keine Sorgen, dann gebe ich Rei-chan diese Karte. Dann können wir ja zu sechst dahingehen.“ So gut es ging, versuchte Minako zu verbergen, wie es in ihrem Inneren tobte. Ihr schöner Plan. „Usagi-chan!“ Der Ruf, der von der Tür des Daches erklang, ließ die Mädchen aufsehen. Minako erkannte sofort die Neue. „Ah! Ich habe ganz vergessen, dass ich Kuro-chan die Schule zeigen wollte. Wir reden später weiter.“ Lächelnd wandte sich Usagi von ihren Freundinnen ab und lief zu Kuraiko, mit der sie zusammen zurück ins Schulgebäude ging. „Ich schwöre euch... Diese Kuraiko plant irgend etwas“, murrte Minako leise. Sie hatte die Neue schon in den kurzen Pausen beobachtet und bemerkt, wie intensiv sie einzig die Nähe von Usagi suchte. Alle anderen ließ sie einfach so stehen. „Du kannst doch nicht sagen, dass sie etwas plant, nur weil sie Usagi vor uns eine Karte gegeben hat.“ Selbst die eiskalte Logik Amis konnte Minako nicht zur Vernunft bringen. In ihrem Kopf hatte sich bereits das Szenario festgefressen, dass Kuraiko ein Feind war. Irgendein Alien, der es auf Usagi abgesehen hatte. „Mizuno-san, Kino-san! Ich habe euch beide schon überall gesucht.“ Minako seufzte. Heute konnten sie wohl wirklich nicht in Ruhe mit einander reden, ohne das jemand glaubte sie stören zu können. „Yumehara-kun? Was ist denn los?“ Verwundert sahen die beiden Angesprochenen zu den jungen Mann, der auf sie zugelaufen kam. „In der Cafeteria gibt es Probleme. Die elektronische Kasse gibt falsche Preise aus und die Schüler stehen kurz vor einer Revolte.“ Sofort verstanden Ami und Makoto den Ernst der Lage. Es war nun auch klar, was Yumehara von ihnen erwartete. Als stärkstes Mädchen der Klasse, konnte Makoto verhindern, dass es zu schlimmeren Ausschreitungen kam, während Ami die Elektronik der Kasse in Ordnung brachte. „Wir kommen sofort!“, verkündeten beide im Chor und liefen auch schon los. „Hey, und was ist mit mir?“ Minako konnte es einfach nicht glauben, dass sie nun wirklich alleine gelassen werden sollte. „Wir reden später weiter“, rief Ami ihr zu, bevor sie durch die Tür verschwand. Später... Diesen Spruch hatte sie heute einmal zu oft gehört. Selbst beim Essen hatten, so sah Suki es zumindest, Haruka und Michiru etwas an sich, weswegen sie ihre Augen nicht von ihnen nehmen konnte. Die beiden störten sich nicht einmal an ihren Bewunderern, sondern tauchten in ihre eigene kleine Welt ab. Sie konnte die tiefe Verbundenheit spüren, die beide miteinander teilten und doch beruhigte sie das nicht im geringsten. Seit sie am morgen das Schulgelände betreten hatte, lag ein dunkler, verräterischer Schatten über ihnen. 'Vielleicht sind meine Nerven überspannt.' Wieder und wieder versuchte sie sich das einzureden, doch ihre dunkle Vorahnung ließ sie einfach nicht los. Sie spürte in ihrem tiefsten Inneren, dass etwas schlimmes passieren würde. „Ist alles in Ordnung, Michiru?“ Suki sah zu Haruka und Michiru. Sie hatte beide vollkommen ausgeblendet, doch nun war es Harukas Stimme, die sich zurück in die Realität geholt hatte. In Michirus Hand erkannte sie den Spiegel, der ihr nur allzu vertraut war. Suki wusste um dessen Geheimnis und auch wem dieser Spiegel in Wahrheit gehörte. „Ich... Nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe mich wohl getäuscht.“ Suki glaubte genauso wenig wie Haruka, dass Michiru sich, bei was auch immer sie gesehen hatte, täuschte. Wenn es nur sie gewesen wäre, die eine schlechte Vorahnung hatte, wäre es eine andere Sache für Suki gewesen, aber so... Etwas stimmte hier ganz und gar nicht und diese Tatsache durch Michiru zu erfahren, beunruhigte sie noch mehr. In ihrem Kopf, vor ihrem dritten Auge, zog ein Schatten über den Mond. Er erschrak Rei, so dass sie von ihrem Buch aufsah und auf ihre Hand blickte. Sie hatte ihren Bleistift zerbrochen und zitterte selbst jetzt noch am ganzen Körper. Es war nicht wie die Vision des Mondes, der durch den Schatten des Neumondes verdeckt worden war, damals als der Dead Moon Circus durch die Sonnenfinsternis zu ihnen gekommen war. Es war etwas viel mächtigeres, etwas das vom Mond Besitz nehmen, sich mit ihm vereinen und seine Macht nutzen konnte. 'Wird es dieses Mal die Macht des Silberkristalls selbst sein, die wir fürchten müssen?' Rei erschauderte bei diesem Gedanken, denn sie wusste nur zu genau, dass, wenn ihre Vision dies bedeutete, die Erde verloren war. Denn es gab keine mächtigere Kriegerin als Sailor Moon. „Sag mal, Usagi-chan, wie hast du deine Freundinnen kennengelernt?“ Verwundert sah Usagi zu Kuraiko. Sie hatte mit so vielen anderen Fragen gerechnet, aber nicht mit dieser einen. „Wie wir uns kennengelernt haben? Nun ja, Ami habe ich das erste Mal in der Mittelschule angesprochen. Makoto ist später zu uns gewechselt und hatte erst einen schlechten Ruf, aber weil sie mich beschützt hatte, dachte ich mir, dass sie kein schlechter Mensch sein konnte. Rei habe ich in dem Tempel getroffen in dem sie lebt und Minako... Nun Minako hat uns irgendwie gefunden.“ Gerne dachte Usagi an diese Zeit zurück. An die Zeit, in der alles noch gut gewesen war. In der sie sich nie Sorgen darüber gemacht hatte, wer sie eigentlich war. „Kann man das Freundschaft nennen? Abgesehen von Aino-san, scheint keiner von ihnen daran interessiert gewesen zu sein, DICH kennenzulernen, wenn du nicht den ersten Schritt gemacht hättest. Ich frage mich, warum sie bei dir geblieben sind.“ Die Verwunderung wich der Verwirrung. Ihr war nicht klar, wie Kuraiko nun auf diesen Gedanken gekommen war. Die Mädchen waren schließlich schon so lange an ihrer Seite. Seit sie Kriegerinnen geworden und gemeinsam gegen Metaria gekämpft hatten, waren sie nie von ihrer Seite gewichen. Sie hatten sie, Prinzessin Serenity, immer beschützt. Prinzessin Serenity... Da war er wieder der Name aus ihrer Vergangenheit, der Name der Prinzessin dessen Inkarnation sie war. Waren ihre Freunde nur vielleicht wegen ihr mit ihr befreundet? Weil sie Prinzessin Serenitys Inkarnation war? Hatten sie vielleicht nie Interesse an ihr als Usagi gehabt? „Mach dir keine Sorgen, Usagi-chan. Mir kannst du vertrauen. Ich bin bei dir, weil ich DICH liebe.“ Unschuldig lächelte Kuraiko Usagi an, ergriff ihre Hand und gab ihr das Gefühl, dass sie, obwohl sie einander so fremd waren, wirklich nur Usagi Tsukino in ihr sah und nicht Sailor Moon oder Prinzessin Serenity, von denen sie nicht einmal wusste. Der Tag ihres Debütkonzertes war sehr schnell gekommen. So schnell, dass Seiya wirklich zum ersten Mal so etwas wie Nervosität verspürte. Dabei war sie selbst dann, wenn Kakyuu sie beim Training beobachtete, so selbstsicher. Jetzt hingegen war sie sogar erleichtert, dass die berühmte Michiru Kaiou zusammen mit ihrer Pianistin Haruka Tenno als ihre Vorband fungierte. So hatte sie noch eine kurze Gnadenfrist. „Dir werden doch nicht etwa die Nerven durchgehen wenn es darauf ankommt, oder?“ Seiya zuckte zusammen, als sie Nozomis Stimme hinter sich hörte. Sie hatte in der Phase tiefster Nervosität gesteckt und ihre Managerin hatte sie mit ihren spottenden Worten herausgeholt. „Wer sagt hier, dass mir die Nerven durchgehen?“ Wie sehr sie es doch hasste wenn Nozomi sie provozierte und sie nicht anders konnte als darauf zu reagieren. Sollte doch Nozomi auf diese Bühne gehen und sich von enttäuschten Fans ausbuhen lassen, wenn ihr die Stimme vor Aufregung versagte. (Das war zumindest jenes Horrorszenario, welches sich Seiya ausmalte.) „Du siehst aus, als würdest du gleich in Tränen ausbrechen und weglaufen“, spottete Nozomi, verkniff sich aber ein diabolisches Grinsen. Ihre Worte waren schon genug um Seiya auf die Palme zu bringen. Sie musste mit einem Grinsen nicht noch ihre Mordlust wecken. Aber von wegen Weglaufen. Seiya Kou lief vor nichts weg. Schon gar nicht dann, wenn sie ihrer Managerin beweisen konnte, wie falsch sie mit ihren Worten lag. „Dir werde ich es zeigen. Ich werde da raus gehen und die Mondprinzessin finden!“ Nozomi lächelte zufrieden. Das waren doch genau die Worte, die sie von Seiya hören wollte. Mit diesem selbstsicheren Verhalten konnten sie sicher mehr als nur die Prinzessin finden. Sie konnten sie dann auch beschützen. Usagi staunte nicht schlecht, als sie Michiru und Haruka auf der Bühne sah. Sicher, Michiru war berühmt, aber dass man sie auch als Vorband nutzte um eine debütierende Band zu vermarkten erschien ihr wie ein Geniestreich. „Das sind also auch Freunde von dir?“ Usagi nickte fasziniert. Sie hatte Kuraiko ja schon erzählt, dass sie viele Freunde hatte, doch hatte sie ihr verschwiegen, dass zwei von ihnen nicht nur ihre Senpais, sondern auch kleine Berühmtheiten waren. Jeder aus ihrer Schule, der heute hier war, würde am nächsten Tag von den beiden reden, da war sich Usagi sicher. „Usagi-chan...“ Usagi löste ihren Blick von Michiru, als die schwache Stimme Kuraikos neben sich erklang. Fest klammerte sich ihre neue Freundin an sie und benutzte Usagi als Stütze. Ihre Beine gaben mit einem Mal nach und forderten so Usagis ganze Aufmerksamkeit. „Kura-chan, ist alles in Ordnung?“ Panik machte sich bei Usagi breit. Sie hatte schon recht früh gemerkt, als Kuraiko sie abgeholt hatte, dass sie blass gewesen war, doch erst jetzt dämmerte es ihr wirklich, dass es dem Mädchen nicht gut ging. Sie hatte wahrscheinlich die ganze Zeit so getan, als ginge es ihr gut, um Usagi nicht zu beunruhigen. Kuraiko hatte schließlich nur das beste für Usagi im Sinn. Sie hatte sich schließlich auch zu Beginn des Konzertes so weit nach vorne wie möglich gekämpft, damit Usagi alles gut sehen konnte. Dabei hatten sie zwar Minako und die anderen aus den Augen verloren, was Usagi leid tat, aber sie vertraute darauf, dass ihre Freundinnen zurecht kamen. „E-Es geht schon. Tut mir leid...“, wisperte Kuraiko und klammerte sich Halt suchend an Usagi. Sie verstand, dass sie besser nicht inmitten der Menge stand, wenn Kuraiko in Wahrheit so schwach war. Etwas zu trinken und ein Platz zum sitzen waren da wohl besser geeignet. „Komm mit, Kura-chan. Wir müssen nicht wegen mir so weit vorne stehen.“ Usagi bemühte sich zu Lächeln. Sie wollte nicht, dass Kuraiko nun wegen ihr ein schlechtes Gewissen bekam. Das hatte sie nicht verdient, denn sie hatte schon soviel für sie getan. Sie verdankte es schließlich ihr, dass sie nun hier war. Noch dazu, sie wollte wirklich eine Freundin für Kuraiko sein und eine Freundschaft bestand aus Geben und Nehmen. Die Vorgruppe in Form mit Michiru Kaiou und Haruka Tenno hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Menge war begeistert und es war nun an den Three Lights diese Stimmung zu halten und wenn möglich sogar noch mehr anzuheizen. Die passende Motivation brachten sie dafür mit, dass erkannte Nozomi, als ihre „Jungs“ auf die Bühne gingen. Wenn es weiter so ging, wie es aktuell lief, konnten sie die Prinzessin des Mondes in Null Komma nichts finden. Allerdings, und das war Nozomi auch bewusst, durften sie sich dafür nicht nur auf das musikalische Können der Mädchen konzentrieren. Sie mussten mehr Wege ergründen und andere, neue Möglichkeiten in Betracht ziehen. Nachdenklich zog Nozomi deswegen ein Schulformular aus ihrer Tasche. Wahrscheinlich hatte Seiya Recht und sie konnten noch effektiver suchen, wenn sie andere Wege gingen. Normale Wege. Außerdem hatten sie den Three Lights das Alter von 16 Menschenjahren gegeben. In diesem Alter war es normal zur High School zu gehen und nach Berufen zu streben, die auf Dauer haltbarer waren als eine Karriere. „Was mich wahnsinnig macht, ist nicht das Licht des Mondes...“ Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie das verspielte Kichern einer Person hörte, die Nozomi nur zu gut kannte. Zuletzt hatte sie es auf Kinmoku von einem Kind gehört. „... sondern meine Gefühle für den Mann, der mich als erstes erblickte.“ Ihre Alarmglocken schrillten, als sie eine schöne, junge Frau sah, die eindeutig nicht zum Bühnenpersonal gehörte. Dennoch bezirzte ihre Anwesenheit die um sich befindlichen Männer nur zu deutlich. Es fing genauso an, wie auf Kinmoku und genau das musste Nozomi unterbinden. Sofort faltete sie das Formular, welches Seiya so wichtig war, zusammen und steckte es zurück in ihren orangefarbenen Blazer. Dahin, wo ihr wohl wichtigster Schatz lag, den sie immer bei sich führte. Fest umklammerte sie den Galaxiekristall sprach ihre Formel leise in Gedanken und erlaubte der Kraft der Galaxie ihren Körper zu erfüllen und zu stärken. Die Musik vibrierte in Seiyas Körper, als sie auf der Bühne stand und das Medley, welches sie für ihre Begrüßung geschrieben hatten, sang. Auch dieser Song enthielt die Nachricht für die Mondprinzessin, eine Nachricht, die nur eine wahre Kriegerin des Universums erkennen konnte. „Seiya no ore ga kanjiru, fushigi na kimochi. Fighter no ore ga kanjiru, shimeikan to wa chigatta kitto ginga ichi imiban chigai na kata omoi da ne.“ Seiya war die letzte die sich gesanglich präsentierte, bevor sie wenige Takte später mit ihren neuen Song ansetzte und die Halle in tosenden Beifall ausbrach. Es war genau dieser Moment, in dem sich Seiya sicher war, dass sie Erfolg haben würden. Sie würden bei dieser Anzahl an Zuhörern sicher die Mondprinzessin erreichen. „Bleib hier!“ Seiyas Stimme verstummte, als sie Nozomis Ruf hörte. Sie verdankte es nur ihren schnellen, antrainierten Reflexen, dass sie dem Mädchen auswich, das auf sie zu gestürmt kam, dicht gefolgt von Galaxia, die sich gerade für einen Angriff bereit machte. Seiya wusste, dass die stärkste Kriegerin der Galaxie dies nicht aus Spaß tat. Dieses Mädchen, das so unscheinbar war, musste zu den Feinden gehören. „Seiya...“ Ihre Mikrophone waren abgeschaltet wurden, was Seiya erst wahrnahm, als sie Yatens Stimme von der anderen Seite der Bühne hörte. Ein Blick in diese Richtung verriet ihr, dass Taiki ihre Mikros deaktiviert hatte, sodass sie ohne Probleme die Situation miteinander besprechen konnten, während sich Galaxia um dieses Mädchen kümmerte. Mit Sicherheit würde diese noch Hilfe brauchen, denn schon jetzt war den Drein klar, dass es sich um eine Schergin Nyx handelte. Panik brach in der Halle aus, als die unbekannte Sailor Kriegerin auf die Bühne stürmte und das Mädchen mit all ihrer Macht angriff. Diese duckte sich in einem Anflug der Angst und kroch auf die andere Seite der Bühne zu. „Hilfe...“, wimmerte sie verängstigt und sah hilfesuchend ins Publikum, dass bereits in Richtung der Notausgänge floh. „Du tückische Ratte!“ Erneut griff die Sailor Kriegerin an, anders als aber zuvor, konnte das Mädchen nur so knapp ausweichen, dass sie von dem Energiestrahl gestreift und verletzt wurde. Wimmernd lag sie am Boden, hielt sich den linken Arm mit der rechten Hand, durch deren Finger Blut sickerte. Sie hatte keine Aussicht auf Rettung, denn die Konzerthalle war bereits vollständig evakuiert worden. „Halt!“ Galaxia wollte gerade zu einem weiteren Angriff ansetzen, als aus den Zuschauerreihen plötzlich eine Stimme erklang. Ihr Blick richtete sich zu jenen und sofort war ihr klar, wer hier vor ihr stand. Diese Matrosenuniform war eben im gesamten Universum bekannt, auch wenn ihre eigene eher weniger danach aussah. Aber wie hätte man sie nicht kennen können, wenn man selbst eine von ihnen war. „Wir lassen nicht zu, dass du unschuldige Mädchen bei dem Debütkonzert der heißesten Newcomerband des Jahres angreifst. Wir stehen für Liebe und Gerechtigkeit und werden dich im Namen des Mondes bestrafen!“ Die vier Kriegerinnen, die Galaxia sah, gehörten also zu der Prinzessin, die sie so sehr suchten. Sie konnte also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. „Gut, dass ihr hier seid. Ich habe euch schon gesu-“ Galaxia konnte ihren Satz nicht beenden, denn blitzschnell war die Kriegerin im grünen Matrosengewand auf sie zugerast. Rechtzeitig war sie dem unangekündigten Faustschlag ausgewichen und hatte sich von ihrer unschuldig wirkenden Gegnerin entfernt. „Wer bist du und warum bedrohst du dieses Mädchen?“ Ernst sah die grüne Kriegerin sie an und forderte Antworten, die sie schon wenige Sekunden vorher gegeben hätte, wenn sie nicht unterbrochen worden wäre. Doch es ließ Galaxia auch verstehen, was sie übersehen hatte im Eifer. Wie sollte es auch anders für die Kriegerinnen wirken, dass sie hier ein harmlos wirkendes Mädchen angriff? „Ihr irrt euch! Sie ist nicht...“ Sie versuchte gerade sich zu erklären, als ihre Gegnerin sich an die grüne Kriegerin hilfesuchend klammerte. „Helft mir... Sie und ihre Kameradinnen wollen mich töten. Sie sagten, dass sie mein Hermera nehmen wollen.“ Wut kam in Galaxia auf. Wie konnte dieses Ding es nur wagen? Wie konnte sie es wagen, sie hier zu der Bösen zu machen, wenn sie doch auf der Seite der Erden Krieger stand? „Du miese...“ Erneut konnte Galaxia keinen klaren Gedanken formulieren, denn die Kriegerinnen der Erde handelten schnell in dem sie geschlossen ihre Angriffe auf sie zu schleuderten. „Star Gentle Uterus!“ Ein Strahl schlug wie eine Wand zwischen der Angriffswelle und Galaxia ein und blockierte so die Attacken, denen Galaxia unmöglich hätte ausweichen können. Erleichterung machte sich bei der stärksten Kriegerin der Galaxie bereit, denn nun musste sie diese ungewollte Schlacht nicht alleine schlagen. Usagi hatte mit Kuraiko hinter dem Tresen Deckung gesucht. Fest hielt sie das Mädchen im Arm, das wie Espenlaub zitterte. Sich hier vor Kuraiko zu verwandeln, kam für Usagi nicht in Frage, immerhin ging es hier um ihre geheime Identität. Sie hoffte einfach, dass ihre Freundinnen auch ohne ihre Hilfe gegen die nun vier fremden Kriegerinnen ankamen. „Ich habe Angst, Usagi-chan...“ Usagi wandte ihren Blick von ihren Freundinnen ab und strich sanft über Kuraikos Kopf. Sie zu beruhigen war nun ihre Aufgabe und diese wollte sie auch erfüllen. „Alles wird gut. Das Sailor Team ist da.“ Sie vertraute wirklich sehr auf ihre Freundinnen, auch wenn sie als Sailor Moon die stärkste Kriegerin dieser Galaxie war. Ihre Freundinnen selbst waren auch nicht zu verachten. „Usagi-chan... Ich...“ Kuraiko brach ab, den in ihrer unmittelbaren Nähe schlug ein Angriff der fremden Kriegerinnen ein. Das Zittern in Usagis Armen hatte nachgelassen. „Kura-chan?“ Schweigen. Usagi sah zu dem Mädchen in ihrem Arm. Sie war ohnmächtig geworden. Auch wenn Usagi sich Sorgen um Kuraiko machte, sie musste das ganze beenden, auf der Stelle. „Ich bin gleich wieder da“, wisperte sie dem bewusstlosen Mädchen zu und strich sanft über ihre Wange. „Silver Moon Crystal Power, Make Up!“ Der Gral erschien in Usagis Händen, wie gewohnt wurde sie in das silberne Licht des Silberkristalls gehüllt. Sie spürte die Macht der Vergangenheit in sich strömen. Die Macht von Prinzessin Serenity. Als sich Usagi in Erinnerung rief, wessen Macht sie sich hier bediente, um sich in Sailor Moon zu verwandeln, wer die eigentliche Sailor Moon war. Sie wollte nicht Prinzessin Serenity sein. Sie war schließlich Usagi Tsukino, das Mädchen das Kuraiko mochte. Das sie kennengelernt hatte, dessen Nähe sie gesucht hatte. Nein, sie war und würde niemals Prinzessin Serenity sein. Als sich Usagi diesem Gedanken sicher wurde, erlosch der Kraftstrom mitsamt der aufgenommenen Energie und Sailor Moon blieb vom Schlachtfeld fern. Venus sah Usagi an, die hinter dem Tresen hervorgekommen war. Sie wusste, dass nun alles gut werden würde, denn Sailor Moons Macht hatte bisher jeden Feind besiegt, oder in die Flucht geschlagen. Etwas stimmte aber nicht. Das wurde Venus bewusst, als das Bild des Grals verschwand und das Licht des Silberkristalls verblasste. Sailor Moon hingegen hatte nicht die Bildfläche betreten und war Usagi gewichen. „W-Was ist da passiert?“ Sie verstanden es nicht. Genauso wenig verstand es Usagi nicht, die fassungslos auf ihre Hände blickte. Das war noch nie passiert. Sie konnte sich nicht verwandeln. „Mädchen... Bringt die Kleine zu Usagi und beschützt sie!“ Sofort hatte Venus, als Anführerin der Inner Senshis, auf diese Veränderung der Situation reagiert. Wenn Sailor Moon nicht auf den Plan treten konnte, musste sie sich selbst dieser Sache annehmen. Sie als Anführerin musste dann auch alles in die Wege leiten. Voller Wut sah Galaxia wie diese Schlange sich hinter den irdischen Sailor Kriegerinnen versteckte. „Mars Flame Sniper!“ „Venus Love and Beauty Shock!“ „Space Turbulence!“ Galaxia war den Angriffen von Venus und Mars ausgewichen, als sie in der Luft war und eine weitere Stimme zum Angriff blies. Geschockt sah sie hinter sich, da diese Stimme von dort herkam und erkannte den Energiestrahl, der unausweichlich auf sie zuraste. „Galaxia!“ Eine Wucht prallte auf ihren Körper, noch bevor der Strahl sie treffen konnte, und wenige Sekunden später, sah sie Fighter schützend auf sich liegen. Das Gesicht der Kriegerin war schmerzverzerrt. Galaxia verstand auch schnell wieso, denn ihre Hand glitt über den feuchten Rücken Fighters. 'NEIN!' Das hatte sie nicht gewollt. So weit hätte es niemals kommen dürfen. „Healer! Maker! Wir ziehen uns zurück!“ Es war die einzige Möglichkeit. So gut sie konnte, hievte sich Galaxia Fighter auf ihre Schulter. Vorsichtig, denn das schmerzerfüllte Gesicht Fighters zeigte ihr nur zu deutlich, welche Qualen sie gerade litt. Sie jetzt aus der Schusslinie zu ziehen, war das mindeste was sie tun konnte. Usagi sah, wie ihre Freunde hinter den unbekannten Sailor Kriegerinnen herliefen. Sie hatte deutlich gesehen, dass eine der anderen Kriegerinnen verletzt worden war. Sie hatte sich schützend vor ihre Kollegin geworfen und dabei willentlich in Kauf genommen, selbst geschadet zu werden. So wie ihre Freundinnen sich für sie geopfert hätten. Konnten diese Kriegerinnen dann wirklich böse sein? „S-Sie sind weg...“ Usagi sah auf, als das Mädchen das ihre Freundinnen gerettet hatten, sich an sie klammerte. Sie schien wirklich erleichtert zu sein, aber aus anderen Gründen, als es Usagi sonst erlebt hatte. „Die Sailor Kriegerinnern werden sich um sie kümmern. Du musst dir also keine Sorgen machen.“ Usagi bemühte sich zu lächeln. Natürlich würden ihre Freunde sich um die fremden Kriegerinnen kümmern. Allerdings sorgte sich Usagi um die Fremden. Sie wussten nicht was los war, hatten nur gehört, was das Mädchen erzählt hatte mehr aber auch nicht. „Mit Sailor Moons Hilfe hätten die Kriegerinnen sie sicher vernichtet... Was wenn... wenn Sailor Moon nie wieder auftaucht?“ Mit geweiteten Augen sah Usagi das Mädchen an. Sicher, ihre spontane Nichtverwandlung hatte für Ärger gesorgt, aber wer sagte, dass es beim nächsten Mal wieder so enden würde? Wer sagte, dass man Sailor Moon noch brauchte? Wer garantierte ihr, dass ihre Freunde noch bei ihr bleiben würden, wenn sie nicht mehr zu Sailor Moon wurde? Es war das erste Mal, dass ihr diese Gedanken kamen. Ausgelöst durch ein Ereignis. Ausgelöst durch den Wunsch Usagi Tsukino zu sein.5 Ihre Hand zitterte, als sie die Rufnummer des Notrufes wählte. Die Geschichte für Seiya Kous Verletzung war schon längst geplant und doch beruhigte es Nozomi nicht im Geringsten. „Verdammt! Was hast du dir dabei gedacht, Nozomi?“ Sie hörte die Wut in Yatens Stimme nur zu deutlich heraus. Wut und den stillen Vorwurf, dass das alles ihre Schuld war. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Hätte sie nicht übereifrig reagiert, wären niemals die Sailor Krieger der Erde in Aktion getreten. Seiya wäre dann nicht verletzt worden und jene die ihre Verbündeten sein sollten, hätten nicht ein vollkommen falsches Bild von ihnen bekommen. Es war alles schief gegangen was schief gehen konnte. Die Panik, dass sie wie auf Kinmoku versagen würde, hatte sie just in dem Moment, als sie Nyx Schergin bemerkt hatte, einfach überwältigt. „Hört auf..“ Die gequälte Stimme Seiyas erhob sich. „Nozomi hat genauso gehandelt, wie ich es auch getan hätte. Außerdem wissen wir nun, wie schnell uns die Zeit in Wirklichkeit davon läuft. Wir müssen die Mondprinzessin finden.“ Jedes Wort das Seiya sprach, kostete sie Kraft. Jedes Wort und das nagte noch mehr an Nozomi, auch wenn Seiya sie verteidigte. „Und wie stellt ihr euch das nun vor? Die Krieger dieses Planeten glauben nun, dass wir die Bedrohung sind!“ Erneut war es Yaten die berechtigte Fragen und Argumente vorbrachte. Als Kriegerinnen konnten sie sich der Prinzessin einfach nicht mehr nähern. Allerdings gab es da noch eine andere Möglichkeit. „Dann suchen wir sie mit allen Mitteln, die wir als Menschen zur Verfügung haben. Wir werden die Prinzessin finden und beschützen.“ Mehr denn je war Nozomi entschlossen alles wieder in Ordnung zu bringen und Nyx aufzuhalten. Suki hatte ihre Freundin Yumi so weit es ging in Sicherheit gebracht, kurz nachdem die Konzerthalle evakuiert worden war. Sie zitterte am ganzen Körper, denn ihre dunkle Vorahnung war wahr geworden. Auch wenn das Mädchen, dass von dieser goldenen Sailor Kriegerin angegriffen wurde, nur zu gut getarnt gewesen war, hatte sie Discordia, ihre Nichte doch erkannt. Nyx war also hier und wahrscheinlich arbeitete sie daran diesen Planeten den Tag zu stehlen. „Schrecklich... Es sollte ihr Debüt werden...“, wimmerte Yumi, die immer noch nicht fassen konnte, dass die Konzerthalle zu einem Schlachtfeld mutiert war. „Keine Sorge... Alles wird gut.... Alles wird gut.“ Egal wie oft Suki diesen Satz sagte, sie konnte sich selbst nicht glauben. Wie auch, in Gedanken war sie schon längst von diesem Planeten geflohen. Ohne Wiederkehr. Die Frage war nur, wie lange konnte sie noch fliehen? Irgendwann hatte Nyx das Hermera eines jeden Planeten. Jedes in der Galaxie und im Kosmos. Wer sollte sie dann noch aufhalten, wenn überall Dunkelheit herrschte? „Zuhause mache ich uns eine heiße Schokolade“, wisperte Suki. Eine heiße Schokolade konnten sie wirklich gebrauchen. Sie mussten ihre Nerven beruhigen und dann überlegen, wie sie von diesem Planeten kam. Heimlich, ohne dass sich jemand an sie erinnerte. Nyx war immerhin nicht ihr Problem, sondern das der Erde. Es war „nur“ das Ende eines Planeten, der ihre zweite Heimat geworden war. Vielleicht war es ja doch ihr Problem und sie musste sich dem langsam stellen. Usagi saß im Krankenhaus neben Kuraikos Bett. Das Mädchen war immer noch nicht wieder zur Besinnung gekommen und so hatte Usagi beschlossen, so lange bei ihr zu bleiben, bis sie wieder erwachte. Ihre Freundinnen hatten die fremden Sailor Kriegerinnen nicht mehr erwischt, so dass sie jederzeit wieder angreifen konnten. Jederzeit. Würde sie sich dann in Sailor Moon verwandeln können? Diese Frage geisterte Usagi seit diesen Ereignissen im Kopf herum. Was wenn sie mit der Ablehnung ihres vergangenen Ichs die Fähigkeit sich zu verwandeln, verloren hatte? Usagi seufzte leise und hielt sich den Kopf. Ihr wurde ganz schwindelig bei diesem Gedanken. Zwar wünschte sie sich immer, nicht mehr kämpfen zu müssen, aber sie wollte auch nicht zum Zusehen verdammt sein. Sie blickte aus dem Fenster und sah zum Mond, dessen Licht selbst den hintersten Winkel des dunklen Krankenzimmers erhellte. Silber wie eine wertvolle Perle. Kraftvoll und anmutig so wie sie es als Sailor Moon einst gewesen war. Doch sie, als Metapher des Lichtes, war erloschen. Zumindest für diesen Moment. „Der Mond ist heute Nacht so blau, oder?“ Usagi zuckte zusammen, als sie plötzlich Kuraikos Stimme hinter sich wahrnahm. Sie wandte sich um und erkannte die aufrechte Silhouette des Mädchens, dessen Gesicht trotz des Mondlichtes einen Schatten warf. „Kura-chan! Geht es dir gut?“ Sofort waren Usagis Sorgen, ob sie jemals wieder Sailor Moon werden würde, weggeblasen. Wichtig war in diesem Moment nur ihre neue Freundin. „Keine Sorge, Usagi-chan. Du bist hier bei mir. Damit geht es mir also bestens.“ Kuraiko lächelte und streckte ihre Hand zu Usagi aus. Vorsichtig legte sie diese auf Usagis Wange, so dass sie spüren konnte, wie kalt sie war. „Du frierst...“, wisperte Usagi leise und erhob sich von ihrem Platz. Sanft drückte sie Kuraiko zurück in die weiche Matratze und zog die Decke hoch, so dass Kuraiko gut darin eingehüllt war. „Du solltest dich gut ausruhen. Es ist heute viel passiert.“ Glücklich lächelte Kuraiko Usagi an. Es war wieder dieses ehrliche Lächeln, was Usagi nur selten, aber wohl als einzige Person zu Gesicht bekam. „Danke. Du solltest nach Hause gehen und schlafen. Für heute hast du genug getan.“ Aufrichtige Sorge klang aus Kuraikos Stimme wider, sodass Usagi zögernd nickte. Zwar machte sie sich auch weiterhin Sorgen um ihre neue Freundin, aber ihr war auch nicht geholfen, wenn sie hier zusammenbrach. Jeder Schritt den Seiya machte, schmerzte. Aber sie konnte einfach nicht hier untätig bleiben. Sie musste zurück zu Yaten und Taiki, die mit Sicherheit gerade einen Plan zur Rettung der Mondprinzessin erdachten. Langsam, Schritt für Schritt, hangelte sich Seiya an die Wand gelehnt zum Ausgang. Immer wieder musste sie eine Pause machen, denn trotz der Tabletten, die man ihr verabreicht hatte, schmerzte die Wunde am Rücken unsagbar. Sie versuchte es zu ignorieren, doch immer wieder verschwamm ihre Sicht. 'Die dämlichste Idee die ich je hatte...', dachte Seiya, doch sie war auch nicht gewillt jetzt zurück zu gehen. Immerhin war sie schon so weit gekommen. „Verdammt!“ Seiya verdankte es nur der Wand, an der sie sich langsam hinab gleiten ließ, dass sie nicht vornüber zusammenbrach. Sie konnte nicht mehr stehen, geschweige denn noch einen Schritt laufen. „Hey, ist alles in Ordnung?“ Seiya betete innerlich, dass die Stimme nicht von einer Schwester kam. Es reichte schon, wenn Nozomi ihr Vorwürfe machte, noch mehr Menschen mussten sie nicht als Idiotin bezeichnen. Sie wusste schließlich selbst, dass sie eine war. „Alles okay, ich geh gleich zurück in mein Zimmer. Ich konnte einfach nicht mehr liegen.“ Sie bemühte sich um ein Lächeln, doch schon das fiel ihr schwer genug, so dass sie wusste, dass man diese Maske schnell durchschauen würde. Dennoch sah sie tapfer auf, wie es sich für eine Kriegerin gehörte und erkannte Sie. „Du?!“ Synchron mit dem Mädchen, machte Seiya ihrer Überraschung Luft. Da war sie, dass Mädchen, das sie an ihre Prinzessin erinnerte. „Schätzchen, was machst du denn hier? Bist du krank?“ Wie gerne hätte sich Seiya gerade in diesem Moment geohrfeigt. Da traf sie das Mädchen, das sie gerne erneut gesehen hätte wieder und sprach so einen Unsinn. „Du musst gerade reden. Du siehst blass aus. Wo ist dein Zimmer?“ Ohne zu zögern bückte sich das Mädchen zu Seiya und legte den Arm der Kriegerin auf ihre eigene Schulter. Soviel Selbstlosigkeit... Ja, dass war eindeutig Kakyuus Art. „Irgendwo dahinten... Wo Seiya Kou an der Plakette steht.“ Seiya war einfach zu schwach um sich zu wehren, sonst hätte sie gegen diesen Akt der Hilfsbereitschaft aufbegehrt. „Seiya Kou? Seltsam... Du hast denselben Namen wie ein Mitglied der Three Lights.“ Verblüfft sah Seiya zu ihrer barmherzigen Samariterin. Sie hatte sich immerhin ihren Namen im Bezug auf die Three Lights gemerkt, nicht aber wie sie aussah. Ein Blick in ihr Gesicht, verriet Seiya sogar, dass sie diese Aussage ernst meinte. Ohne dass sie etwas tun konnte, brach Seiya in lauten Gelächter aus. Dieses Mädchen war einfach erfrischend unglaublich. „Genau der bin ich auch, Schätzchen.“ Glucksend, auch wenn das schmerzte, antwortete sie auf den fragenden Blick des Mädchens. „Da du meinen Namen nun kennst, darf ich auch deinen erfahren?“ Auch wenn ein Krankenhaus nicht der passendste Ort für einen Flirt war, sah Seiya nun die Gelegenheit, ihr Schätzchen eine Information nach der anderen aus der Nase zu ziehen. „Usagi Tsukino.“ Seiya konnte nicht anders als zu lächeln. Nun wusste sie immerhin ihren Namen. Es war damit ein leichtes, sich für ihre zweifache Hilfe erkenntlich zu zeigen. „Ein schöner Name und so passend für ein Mondgesicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)