Warum bist du es, der mein Herz berührt? von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 2: Schutzengel ---------------------- Die Woche verging ohne weitere Vorkommnisse. Yukiteru und Aru hatten sich in der Zeit weiter angefreundet, was den Braunhaarigen mit einer Mischung aus Freude und Besorgnis erfüllte. Als er am Dienstag aus dem Schulgebäude trat, bemerkte er die drei Schläger, die ihn verfolgt hatten. Sie verschwanden in einer abgeschiedenen Ecke. Neugierig geworden, folgte er ihnen und sah mit Schrecken, dass sie sich Aru näherten. „Hey, du!“ rief einer der Typen wütend. „Oh, ihr seid es nur.“ meinte der Weißhaarige gelassen. „Du hast uns wie Idioten aussehen lassen, du Penner!“ „Das habt ihr auch ohne meine Hilfe geschafft.“ „Was sagst du da?“ Wie versteinert beobachtete Yukiteru das Geschehen,unfähig, etwas zu tun. Einer der Kerle wollte sich auf Aru stürzen, aber dieser blockte ihn mit Leichtigkeit ab. Mit einer Schnelligkeit, die Yukiteru ihm nicht zugetraut hätte, benutzte Aru einen Schulterwurf und der Schläger krachte schwer zu Boden. Sein Kumpan wollte ihm helfen, doch ein heftiger Tritt in den Magen ließ ihn stöhnend zu Boden gehen. Der dritte ergriff hastig die Flucht und der Weißhaarige baute sich vor dem offensichtlichen Anführer auf. „Ihr werdet Yukiteru-kun nicht mehr zu nahe kommen.“ sagte er mit eisiger Stimme. „Solltet ihr es wagen, ihn noch einmal zu bedrohen, werdet ihr nicht so einfach davonkommen.“ Geschockt wandte der Braunhaarige sich ab und floh, ohne zu wissen, wohin. In einem Park hielt er an und schnappte nach Luft. Er konnte nicht glauben, was Aru getan hatte. Die Kälte, die in seiner Stimme gelegen hatte, jagte ihm immer noch Schauer über den Rücken. Warum war Aru so weit gegangen? Und wie sollte er jetzt vorgehen? Lange überlegte er, bis er sich dazu entschied, ihn einfach zu fragen. Er zog sein Handy aus seiner Tasche und wählte die Nummer des anderen. Kurz darauf hörte er Arus Stimme: „Hallo?“ „Akise-kun? Ich bin es, Yukiteru.“ „Sofort bekam die Stimme einen herzlichen Klang. „Yukiteru-kun. Wie schön, dass du anrufst. Was gibt es?“ „Ich muss mit dir reden. Kannst du zum Park in der Nähe vom Rathaus kommen?“ „Ja, gerne.“ antwortete Aru leicht verwundert. „Ich bin in etwa zehn Minuten da.“ Während er wartete, bemühte sich der Braunhaarige, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Als Aru schließlich ankam, setzte er sich zu Yukiteru und blickte ihn abwartend an. „Worüber wolltest du mit mir sprechen?“ „Na ja, ich...ich habe dich vorhin gesehen. Warum hast du diese Schläger bedroht?“ „Ich habe niemanden bedroht. Ich habe ihnen nur gesagt, dass sie dich in Ruhe lassen sollen.“ „Und woher willst du wissen, dass sie es auch tun? Bestimmt werden sie mir trotzdem irgendwann auflauern. Was dann? Du kannst nicht ständig auf mich aufpassen. Wie hast du dir das vorgestellt?“ „Du bist zu ängstlich. Niemand wird dir etwas tun.“ Sekundenlang saß Yukiteru einfach nur da. „Hast du nicht zugehört?“ Aru hielt ihn an den Schultern fest und blickte ihm tief in die Augen. „Solange ich kann, werde ich dich beschützen. Ich verspreche es. Niemand wird dich herumschubsen, wenn ich es verhindern kann.“ Ungläubig starrte der Braunhaarige den anderen an. „Aber...“ Aru ließ ihn wieder los und stand auf. „Ich muss los. Und was unser Gespräch angeht: Sieh mich einfach als eine Art Leibwächter. Keine Angst, ich bin für dich da.“ Yukiteru sah ihm nach, bis er verschwunden war. In seinem Kopf drehte sich alles. Erst als die Sonne unterging, machte er sich auf den Weg zurück. Lange lag er auf seinem Bett, ohne Schlaf zu finden. Wie kam Aru nur auf den Gedanken, dass er sich als Leibwächter aufspielen sollte? Schließlich hatte Yukiteru ihn nie darum gebeten. Wirkte er denn wirklich so schwach? Kurz entschlossen ging er in den Flur und musterte sich im Spiegel. Braune, verwuschelte Haare, blaue Augen, etwas dünn vielleicht. Mit den leichten Muskeln, die er vorzuweisen hatte, ließ sich auch nicht gerade ein Blumentopf gewinnen. Trotzdem hatte er es eigentlich immer geschafft, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Er kam auch ohne Hilfe gut zurecht. Das war früher so gewesen und das würde sich auch nicht ändern. Der Gedanke, dass Aru bereit war, wegen ihm in Gefahr zu geraten, flößte ihm Angst ein. Wenn ihm irgendwas passierte, würde Yukiteru nicht viel tun können. Ihn nahm doch sowieso niemand wirklich ernst. Wütend auf sich, auf Aru und überhaupt auf die Welt, streckte Yukiteru seinem Spiegelbild die Zunge heraus und machte sich an die Hausaufgaben. Die hatte er in der Aufregung fast vergessen. Doch obwohl er es vermeiden wollte, kehrten seine Gedanken immer wieder zu dem Weißhaarigen zurück. Nach zwei Stunden gab er frustriert auf und nahm sich vor, etwas früher aufzustehen und den Rest zu erledigen. Doch am nächsten Morgen wachte er erst spät auf und musste sich beeilen, um überhaupt rechtzeitig zur Schule zu kommen. Dementsprechend mies war er gelaunt, was der gesamten Klasse aufzufallen schien. Niemand sprach mit ihm und sogar die Lehrer ließen ihn in Ruhe. Als es zur großen Pause klingelte, machte Yukiteru sich auf den Weg in die Schulkantine, wo er einem der Kerle begegnete, die ihn verfolgt hatten. Als dieser ihn erkannte, machte er sofort kehrt und ging hastig in eine andere Richtung. Mit seinem Mittagessen suchte der Braunhaarige sich einen freien Platz. Ohne auf seine Umgebung zu achten, begann er zu essen, bis er aus den Augenwinkeln einen vertrauten weißen Haarschopf bemerkte, der sich ihm näherte. Bevor Aru ihn begrüßen konnte, warf er diesem einen warnenden Blick zu. Kurz wirkte der andere erschrocken, doch dann huschte ein trauriger Ausdruck in sein Gesicht. Ohne ein Wort setzte er sich zu Yukiteru und schweigend aßen sie weiter. Nachdem er fertig war, stand der Braunhaarige auf und wollte gerade gehen, als Aru ihn kurz am Arm festhielt und ihm einen Zettel in die Hand drückte. Erst als Yukiteru das Tablett abgegeben hatte, las er sich durch, was dort stand. In kleiner, eleganter Schrift zog sich ein einziger Satz über das Papier: `Du siehst besser aus, wenn du lächelst.´ Yukiteru zerknüllte das Papier und warf es in den nächsten Mülleimer. Ihm war nicht nach Lächeln zumute. Heute schien alles schiefzulaufen und er konnte es kaum noch erwarten, endlich hier raus zu kommen. Als es dann soweit war, setzte er sich an seinen Schreibtisch und sorgte dafür, dass seine Hausaufgaben wieder auf dem neuesten Stand waren. Danach blieb ihm wenigstens noch genug Zeit, zu duschen und etwas fernzusehen. Allmählich beruhigte er sich wieder und empfand nun leichte Schuld, weil er sich Aru gegenüber so mies verhalten hatte. Aber eigentlich war der Weißhaarige auch selber schuld. Tauchte einfach auf, tat so, als wäre er Yukiterus verdammter Schutzengel oder für was er sich auch immer hielt und erwartete dann auch noch, dass dieser ständig fröhlich und gut gelaunt durch die Gegend lief. Jeder hatte doch mal einen schlechten Tag. Und wenn Yukiteru dann seine Ruhe haben wollte, war das mehr als berechtigt. Vermutlich wäre es besser, dem anderen vorerst aus dem Weg zu gehen. Wenn er Aru zeigte, dass er keinen Schutz brauchte, würde sich bestimmt alles wieder einrenken. Und er würde sich auch für heute entschuldigen, wenn es sein musste. Mit diesem Gedanken kuschelte er sich in die Kissen und war kurz darauf eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)