Last Desire 13 von Sky- ================================================================================ Kapitel 7: Aufbruch ------------------- Nachdem sich alle soweit gefangen hatten, beschlossen sie, sofort aufzubrechen und das Institut zu stürmen. Sie durften keine Zeit mehr verlieren, da sie ahnten, dass Jeremiel so langsam die Zeit davonlief. Watari war nicht davon abzubringen, ebenfalls mitzukommen. Doch L versuchte ihm das wieder auszureden, da er sich ernste Sorgen um seinen alten Mentor machte, der sich 20 Jahre lang um ihn gekümmert hatte und dessen gesundheitliche Verfassung nicht zum Besten war. „Watari, Sie hatten erst kürzlich einen Herzinfarkt erlitten. Die Aufregung könnte zu viel Sie sein und…“ „Es geht um mein einziges Kind“, erwiderte der alte Mann und klang schon fast verzweifelt. „L, ich habe mich immer in Zurückhaltung geübt und nie eine persönliche Bitte an dich gerichtet. Aber es geht hier auch um meine Tochter und ich will sie sehen und von ihr erfahren, wie das alles nur so weit kommen konnte und was sie veranlasst hat, so etwas Furchtbares zu tun. Und mach dir keine Sorgen um mich. Ich fühle mich soweit bestens und werde das schon schaffen.“ „Und außerdem sind Liam und ich dabei“, ergänzte Nastasja noch und legte eine Hand auf Wataris Schulter. Sie hatte größtes Verständnis für seine Situation und da sie beide schon fast wie Vater und Tochter waren, wollte sie ihm schon gerne helfen. „Sollte mit ihm etwas sein, können wir ihm helfen. Ich bin immerhin Humanbiologin und Liam ist Chirurg.“ Zwar war L immer noch nicht so ganz davon überzeugt, dass es eine gute Idee war, aber er willigte dann doch ein, aber nur unter der Voraussetzung, dass Watari es auf sein eigenes Risiko hin tat. Damit war alles beschlossen und jeder bekam eine kugelsichere Weste. Liam hatte zudem auf dem Londoner Schwarzmarkt Waffen für die anderen organisiert für den Fall, dass es aus dem Ruder laufen sollte. Sicher war sicher. Da sie eine Weste zu wenig hatten, überließ Elohim Watari seine. „Ich brauche so etwas nicht“, erklärte er nur. „Für Menschen sind Kugeln weitaus gefährlicher als für mich, da werden Sie diesen Schutz mehr brauchen.“ Während sie damit begannen, die Waffen zu prüfen, setzte sich Lacie noch ein Mal ans Klavier und begann „One Last Wish“ von James Horner zu spielen. Kurz darauf waren Schritte zu hören und Nastasja stand, wie schon einmal, neben ihr und hörte ihr zu. Eine Weile sagte sie nichts und hörte einfach nur zu. Als sie aber diesen melancholischen Blick bei Lacie sah, während sie dieses Lied spielte, fragte sie „Was denkst du, wenn du das Lied hier spielst?“ „Ich denke da an ein Zitat, das ich irgendwo mal gehört habe… Jedes Lebewesen stirbt für sich allein. Es klingt schon irgendwie traurig… und auch einsam, nicht wahr?“ Die Russin ahnte, dass Lacies bedrücktes Verhalten vielleicht auch was mit ihr zu tun hatte. Nun gut, sie hatte sich ein wenig kühl und ruppig verhalten, was ihr auch wirklich leid tat. Immerhin konnte Lacie doch nichts dafür, dass sie sie so sehr an Alice erinnerte und sie konnte ihr auch kaum die Freundschaft zu Dathan vorwerfen. Sie war schon ziemlich unfair zu ihr gewesen. „Ich wollte mich noch entschuldigen für mein ruppiges Verhalten“, sagte sie schließlich. „Ich… ich war wahrscheinlich etwas eifersüchtig gewesen und da geht mein Temperament manchmal etwas mit mir durch.“ „Schon in Ordnung, ich kann es ja verstehen. Es ist nur so, dass ich mich eben irgendwie verantwortlich für Dathan gefühlt habe. So im Nachhinein denke ich, dass es daran liegt, dass er auch mal ein Patient von Alice war und er nur deswegen so schrecklich entstellt war, weil er sie gerettet hat. Trotzdem hat er ihr Mut gemacht und wahrscheinlich wollte dieser Teil von Alice in mir für ihn da sein, um Wiedergutmachung zu leisten für das, was ihm ihretwegen widerfahren ist. Es ist schon eine Ironie, oder?“ Nachdem sie das Lied zu Ende gespielt hatte, begann sie noch „Ice Dance“ von Danny Elfman. „Dass ich ihn versehentlich anfahre und ihm begegne, wo ich ohnehin schon einen Teil von Alice in mir trage, kann doch eigentlich nur Schicksal sein. Jedenfalls bin ich froh, dass Dathan seinen Vater wieder hat und dass er einen so liebevollen Menschen an seiner Seite hat. Er hat Alice das Leben gerettet und ist für mich ein sehr guter Freund. Da will ich wenigstens, dass er glücklich ist und seine Familie wieder hat.“ „Frederica hat mir erzählt, was dir so durch den Kopf geht. Hör mal, wenn es wegen mir ist, dass du dich in irgendeiner Form unerwünscht fühlst, dann tut es mir wirklich leid, das habe ich nicht gewollt.“ „Ist schon gut. Eigentlich lag es irgendwie mehr daran, weil ich so verunsichert war, weil ich nicht wusste, wer ich bin und wo ich hingehöre. Immerhin war mein ganzes Leben nur eine Lüge und das ist schon echt hart. Aber lass uns darüber weiterreden, wenn wir das alles erledigt und Alice und deinen Sohn Jeremiel gerettet haben, ja? Dann können wir ja noch mal ganz von vorne anfangen und vielleicht Freundinnen werden.“ „Ja gerne.“ Nastasja setzte sich schließlich zu ihr und versuchte selbst zu spielen. Sie war nicht ganz so musikalisch wie Alice, aber ein paar einfache Melodien konnte sie zumindest hinbekommen. Sie schaffte es mit etwas Mühe, „Greensleeves“ zu spielen. Lacie erkannte es sofort und lächelte. „Alice hat diese Melodie geliebt. Sie hat sie immer wieder auf dem Klavier gespielt. Aber… ich bevorzuge eher „Schwanensee“ oder „One Last Wish“. Wenn ich doch so viel von Alice habe, wie kommt es, dass ich eine ganz andere Musik mag?“ „Weil du deine eigene Persönlichkeit hast. Nur weil du Teile von Alice in dir trägst, heißt das noch lange nicht, dass du gänzlich wie sie sein musst. Ich glaube, dass Gott jedem seine eigene Persönlichkeit gegeben hat. Es gibt genügend Theorien, dass selbst Roboter eine eigene Persönlichkeit entwickeln könnten, selbst wenn wir ihnen die Erinnerungen und die Eigenschaften einer Person einprogrammieren. Man kann Menschen so oft klonen wie man will und ihnen immer wieder dieselben Erinnerungen einzuspeisen. Sie würden eine eigene Persönlichkeit entwickeln, eben weil Gott es vorsieht, dass jedes Lebewesen das Recht auf Individualität hat. Und genauso hast auch du sie.“ Als Lacie das hörte, musste sie wieder lächeln und schlug ein A-Dur an. „Was ist dein Gott für eine Person?“ „Ein gütiger, liebender und verständnisvoller Gott, der uns nur nach unseren Taten beurteilt und nicht danach, was wir glauben und welchen Menschen wir lieben.“ „Dann hast du einen wirklich wunderbaren Gott… Wahrscheinlich würde es viel weniger Hass und Intoleranz auf dieser Welt geben, wenn alle an diesen Gott glauben würden…“ Beyond war gerade dabei, sein Messer zu prüfen, ob es auch wirklich scharf genug war. Schusswaffen hatte er ohnehin noch nie sonderlich gemocht und er hoffte auch, dass sie nicht zum Einsatz kommen musste. Als er L so auf dem Sofa kauern sah mit diesem nachdenklichen Blick, legte er das Messer aber wieder beiseite, ging zu ihm hin und schloss ihn in den Arm und drückte ihn fest an sich. „L, bitte versprich mir, dass du immer bei mir bleibst, damit ich dich beschützen kann, ja?“ Der Detektiv mit den Pandaaugen war überrascht darüber, denn bisher war Beyond immer so gefasst geblieben und hatte ihn immer aufmuntern müssen. Aber nun… hat er etwa Angst um mich? Ja aber wieso? Eigentlich müsste ich ja mehr Angst um ihn haben, weil es für gewöhnlich immer er ist, der alles abbekommt. Warum also verhält er sich so? Ein Gedanke kam L, wieso Beyond so neben der Spur war. Und als er es erkannte, erwiderte er die Umarmung und strich ihm sanft durchs Haar. „Beyond, nur weil du und Alice gewisse Ähnlichkeiten miteinander habt, heißt das noch lange nicht, dass du genauso zum Amokläufer wirst. Du hast doch die Kurve gekriegt, wenn auch etwas spät. Aber du hast es geschafft, dein Leben wieder in den Griff zu bekommen und du hast eine Familie… und du hast auch mich.“ „Ich weiß und genau das macht mir Angst“, erklärte Beyond und wirkte ziemlich geknickt. „Du weißt, ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt und ich würde jederzeit für dich sterben, wenn es sein müsste. Aber ich weiß nicht, was passiert, wenn ich dich verlieren würde. Ich könnte es einfach nicht ertragen und ich habe ehrlich gesagt Angst davor, dass eines Tages der Moment kommen würde, an dem ich nichts mehr tun kann, um dich zu retten. Verstehst du? Ich würde lieber selbst in den Tod gehen, als dich zu verlieren.“ „Keiner von euch wird so schnell draufgehen“, unterbrach Liam, der gerade dabei war, die Klinge seines Schwertes zu säubern. „Ich habe Jeremiel versprochen, euch mit meinem Leben zu beschützen. Also besteht kein Grund, Panik zu schieben und sich mit so etwas aufzuhalten. Konzentriert euch lieber auf das, was vor euch liegt und überlasst alles andere mir. Immerhin ist es ja sowieso vorgesehen, dass ich bei euch bleibe und auf euch aufpasse.“ „Da hast du es gehört“, sagte L schließlich und küsste Beyond, um ihm wenigstens ein bisschen seine Sorgen zu nehmen. „Ich gebe es zwar nur ungern zu, aber Liam hat in diesem Fall Recht. Hey, wir schaffen das und wenn das vorbei ist, dann werden wir die ganze verlorene Zeit nachholen, das verspreche ich dir.“ Liam war in ein tiefes Schweigen versunken und begann nun damit, seine Magnum zu laden. Wilde Entschlossenheit war in seinen Augen zu sehen und fest stand, dass er sich von nichts und niemandem aufhalten lassen würde. Er würde Jeremiel retten, ganz egal was er dafür tun musste. Kurz darauf kamen Elohim und Dathan dazu und sofort wandte sich der Mafiaboss dem Sprössling zu und fragte „Meinst du, du kriegst das hin?“ „Ja“, antwortete Dathan entschlossen, doch es war nicht zu übersehen, dass er Angst hatte. Elohim legte ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter. „Wir schaffen das schon. Eine Schlacht gewinnt man nur, wenn man sich aufeinander verlassen kann und zusammenarbeitet. Und so wie ich diese Familie erlebt habe, hält sie besser zusammen, als so manch andere Gruppen. Nivkha und ich wären soweit fertig. Wie ist es bei euch?“ Nun, auch sie waren fertig. Fehlten nur noch Nastasja, Watari und Lacie. Sie warteten noch einen Augenblick, aber dann kamen die beiden Frauen dazu und schließlich auch Watari. Schließlich zogen sie ihre Mäntel an und gingen nach draußen zu den Autos, nachdem sie sich von Frederica verabschiedet hatten, die sich um die beiden Kranken kümmern würde. Sie wünschte ihnen viel Glück und bat insbesondere die menschlichen Mitglieder der Gruppe, gut auf sich aufzupassen. Sie verteilten sich auf die beiden Autos und fuhren los. Während der Fahrt wirkte Nastasja ein wenig geistesabwesend und summte langsam und leise die Melodie von „Hallelujah“. Es hatte etwas sehr Trauriges an sich und wahrscheinlich musste sie wieder an diesen eiskalten und hasserfüllten Blick denken, mit dem Alice sie angesehen hatte. Auch Beyond wirkte ein wenig nachdenklich und hielt die ganze Zeit L’s Hand fest. Schließlich legte er seinen Kopf auf dessen Schulter ab und sein Blick nahm etwas Melancholisches an. „Manchmal“, sagte er schließlich und unterbrach damit diese lastende Stille, „manchmal schreibt das Leben doch die seltsamsten Geschichten mit den merkwürdigsten Zufällen, nicht wahr?“ „Kann schon sein. Aber Dathan sagte doch auch, es gäbe keine Zufälle. Nur die Illusion eines Zufalls. Nichts, was uns passiert ist, war je ein Zufall, sondern vorherbestimmt.“ Der Himmel verdüsterte sich und als sie schließlich Crayford erreichten, war in der Ferne ein leises Donnern zu hören. Teilweise fielen vereinzelt kleine Schneeflocken. „Ob Alice wirklich im Institut ist? Sie muss doch wissen, dass wir kommen“, gab Beyond zu bedenken und sah zu Elohim, der mit ihnen im Wagen saß. „Alice ist dort“, versicherte er ihnen. „Ich kann sie deutlich wahrnehmen. Sie wartet darauf, dass wir kommen, weil sie es zu Ende bringen will und zwar ein für alle Male. Genauso wie wir. Jeremiel ist auch dort.“ Nun, dann würde es also ein für alle Male enden und zwar genau dort, wo alles begonnen hatte. Irgendwie der passende Ort für solch eine Konfrontation. Und in gewisser Hinsicht auch eine Ironie. Wie so vieles in dieser Geschichte, die schon geschrieben wurde, bevor es überhaupt die ersten Menschen gab… Nastasja, die auf dem Beifahrersitz saß, hatte ihren Rosenkranz in die Hände genommen und sprach leise ein Gebet, wahrscheinlich für ihre beste Freundin Alice und ihren Sohn Jeremiel, dass sie beide gerettet werden konnten. Sie betete in ihrer Muttersprache, sodass keiner von ihnen im Wagen verstehen konnte, was sie sagte. Außer Elohim, der jede Sprache der Menschen kannte. Aber sie irgendwie hatten sie es im Gefühl, dass sie trotzdem wussten, wofür sie betete. In diesem Moment kam L ein gewisser Neid auf. Kein böswilliger Neid… nein, er war ein wenig neidisch auf seine Mutter, weil sie es schaffte, an so etwas wie göttliche Fügung zu glauben und sie sich trotz allem ihren Glauben an einen gütigen und liebevollen Gott bewahren konnte, der das Beste für sie alle wollte. Er hatte noch nie an so etwas wie eine göttliche Macht geglaubt, allerdings war es auch nicht so, dass er es gänzlich abgestritten und geleugnet hätte, dass es vielleicht so etwas geben könnte. Allein schon als er während des Kira-Falls erfahren hatte, dass es so etwas wie Todesgötter gab, hatte es ihn völlig aus der Bahn geworfen und ihn fast schon in Angst und Schrecken versetzt und sein Innerstes völlig durcheinandergeworfen. Danach hatte er angefangen, an die Existenz von höheren Wesen zu glauben und dass es Dinge gab, die weit über den Grenzen des menschlichen Verstandes existierten. Und nun gab es sogar noch Wesen, die weit über den Shinigami standen und die die Macht besaßen, alles Leben gänzlich auszulöschen und neu zu erschaffen. Es gab sie, diese Götter, an denen die Menschen glaubten. Und das Fatale war, dass diese Götter im Grunde genommen nicht viel anders waren als die Menschen. Und die Menschen waren in diesem Spiel nichts als einfache Bauern. „Mum.“ Nastasja beendete kurz ihr Gebet und wandte sich dann ihrem Sohn zu. „Ja?“ „Zu was für einem Gott betest du denn eigentlich, nach dem, was wir erfahren haben?“ „Zu dem Gott, an den ich schon immer geglaubt habe.“ Tolle Antwort… Beyond, der diese unangenehme Atmosphäre irgendwie loswerden wollte, ließ die nächste Bemerkung los. „Irgendwie schon verrückt, oder? Ich meine, es hieß immer wieder „Vater unser“ und dabei hat sich jetzt herausgestellt, das Gott doch im Grunde eine Frau ist. Ich meine, Ain Soph ist doch der Ursprung allem, was lebt. Damit wäre sie doch quasi Gott.“ „Ich glaube, du hast nicht richtig zugehört“, erwiderte L direkt. „Ain Soph ist ein geschlechtsloses Wesen, das lediglich die Gestalt einer Frau angenommen hat.“ „Aber es hat diese Gestalt beibehalten und war Elohims Frau. Also ist es doch eigentlich mehr eine Frau. Und wie sieht es eigentlich bei den anderen aus?“ „Die Ursprungsform aller Unvergänglichen ist form- und geschlechtslos“, erklärte Elohim, der diese Frage am besten beantworten konnte. „Sie nehmen lediglich eine körperliche Form an, um auf diese Weise ein Leben in einer Gemeinschaft besser führen zu können. Also ist auch eigentlich Ajin Gamur form- und körperlos. Die Entitäten verkörpern ja eigentlich die Unendlichkeit, die Ewigkeit und die Allgegenwärtigkeit. Sie sind grenzenlos und stehen damit über alles und jedem. Aber da sie in dieser Form unmöglich am Leben anderer teilhaben können, spalten sie Teile von sich ab, die sie mit ihrem Bewusstsein verbinden und diesem Fragment eine körperliche Gestalt geben. Im Grunde funktioniert das nach dem Marionettenprinzip.“ „Das heißt… Liam zum Beispiel steckt nicht komplett in diesem Körper, sondern nur ein Teil von ihm?“ „Nicht direkt. Die Sefirot und die Seraphim nehmen vollständig eine körperliche Gestalt an, weil sie ja Vergänglichkeit und Ewigkeit in sich vereinen, damit unterscheiden sie sich von den Entitäten. Denn diese haben nichts Vergängliches in sich. Bei meinem anderen Ich ist es anders. Weil Samajim und die anderen seine Kraft versiegelt haben, ist seine Macht so stark eingeschränkt worden, dass es nicht fähig ist, direkt von einem Körper Besitz zu ergreifen. Stattdessen hat es mein anderes Ich nur geschafft, von einem Unborn Besitz zu ergreifen und deshalb sind all diese ganzen Experimente so umständlich geworden.“ „Und wie sind Alice und Joseph an den bösen Elohim herangekommen?“ Elohim, der leider keine Erinnerungen an sich hatte, konnte nur den Kopf schütteln und so wandten sie sich an Lacie, die sich ja eigentlich am besten mit den Experimenten auskannte. Doch auch sie konnte nicht wirklich weiterhelfen. „Tja, so genau weiß ich das auch nicht. Am besten fragen wir Alice, immerhin trägt sie Elohims andere Hälfte in sich.“ Sie erreichten schließlich die Straße und parkten die beiden Autos am Straßenrand. Ein kalter Wind wehte und gemeinsam gingen sie in Richtung der alten Chemiefabrik. Als sie nahe genug waren, hielt Lacie sie allerdings auf. „Da sind Überwachungskameras. Es wird nicht sehr einfach, sie zu umgehen und um durch das Tor zu kommen, muss erst eine Identifizierung über die Kameras erfolgen und man muss einen Zahlencode eingeben. Ansonsten wird Alarm ausgelöst und es wird richtig problematisch.“ „Kein Problem“, meldete sich Nastasja, die es immerhin schon geschafft hatte, unerkannt bei Vention einzubrechen. „Sag mir, wo die Kameras sind und ich kümmere mich schon darum. Ich kann über die Mauer drüberklettern und dann das Tor öffnen. Liam ist zu groß und auffällig und auf mich würden sie wahrscheinlich nicht so schnell schießen wie auf ihn.“ Lacie nickte und nannte die einzelnen Standorte der Kameras und in welchem Radius sie sich bewegten und wo es blinde Flecke gab. Dann nannte sie ihr noch den Standort des Wachhauses, von wo aus das Tor geöffnet wurde und wie man die Anlage bediente. Damit ging Nastasja los und sie beobachteten, wie sie mühelos über die hohe Mauer kletterte, die eigentlich so gut wie gar keine Haltemöglichkeiten bot. Um sich gegen den Stacheldraht zu schützen, warf sie einfach ihre Jacke darüber und war danach über die Mauer verschwunden. Nun galt es nur noch abzuwarten, bis Nastasja es geschafft hatte, das Tor zu öffnen. Dass sie es schaffen würde, bezweifelte keiner von ihnen. Immerhin war sie eine durchtrainierte Kampfsportmeisterin und zudem Wissenschaftlerin. Eine gefährlichere Kombination konnte es ja nicht geben. Dathans Blick blieb auf die Mauer gerichtet, über die seine Freundin geklettert war und fror entsetzlich in der Kälte. „Wäre es nicht viel einfacher gewesen, einfach das Tor aufzubrechen?“ Liam schlug ihm diesen Gedanken sofort wieder aus dem Kopf, als er das hörte. „Wenn im Institut an Proxys geforscht wird, gibt es mit höchster Wahrscheinlichkeit bewaffnetes Personal, das scharfe Munition verwendet. Immerhin müssen sie die Proxys irgendwie wieder unter Kontrolle bekommen, wenn sie ausbrechen sollten. Und einfach so mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ist mehr als gefährlich, vor allem weil wir Mitglieder in der Gruppe haben, die einen Kugelhagel nicht so leicht wegstecken oder abwehren können. Und es erspart auch so eine Menge Ärger. Solange wir nicht abschätzen können, was da alles auf uns zukommen könnte, müssen wir äußerst vorsichtig sein.“ Lacie nickte zustimmend und verschränkte die Arme, um sich irgendwie warm zu halten. „Ich glaube zwar nicht, dass sie bereits neue Proxys haben, die kampfbereit sind, aber selbst jene, die noch nicht mit der Ausbildung fertig sind, sollte man nicht unterschätzen. Immerhin gehorchen sie ihrem Alpha bedingungslos und können auch nicht anders. Blinder Gehorsam ist eine extrem gefährliche Waffe und im Grunde gefährlicher als jede Schusswaffe.“ „Mein anderes Ich weiß eben, wie man eine Schlacht erfolgreich führt“, murmelte Elohim und wurde ernst. „Bleibt nur zu hoffen, dass diese Konfrontation nicht allzu viele Verluste erfordert. Es sind schon genug Menschen für dieses Projekt gestorben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)