Last Desire 13 von Sky- ================================================================================ Kapitel 5: Tiefer Schmerz und brennender Hass --------------------------------------------- Der Alpha-Proxy machte sich bereit zum Schlag und Watari blieb regungslos sitzen und erwartete den Hieb, der sein Leben beenden würde. Er wusste, dass er keine Chance hatte. Dieser Gegner war zu stark und er mit seinem kranken Herzen würde sowieso nicht mehr viel ausrichten können. Insgeheim hatte er schon geahnt, dass es früher oder später dazu kommen würde… Aber er hatte es eh nicht besser verdient. Allein schon deshalb nicht, weil durch seine Schuld Menschen zu Tode gekommen waren. Er faltete die Hände wie zum Gebet und senkte reuevoll und traurig den Blick. „Es tut mir alles so leid“, sagte er mit schwacher Stimme. „Ich hatte nie gewollt, dass dies alles so weit kommen musste.“ „Dafür ist es nun ein wenig zu spät, du alter Bock. Und nun stirb endlich für das, was du getan hast!“ Watari sah die transparente, durch Risse und Sprünge verunstaltete Klinge, die auf ihn gerichtet war und direkt auf sein Herz zielte. Nun war es also vorbei. Mit 74 Jahren würde sein Leben hier enden. Nun, vielleicht war es auch so am besten. Immerhin hatte er schon genug Sünden auf sich geladen, die er nicht wieder gut machen konnte. Er konnte seiner Tochter nicht mehr sagen, wie sehr es ihm leid tat, dass er ihr all diese Dinge zugemutet und ihr seine Interessen aufgeladen hatte, anstatt sie nach ihren Wünschen zu fragen. Er hatte sie in die Medikamentenabhängigkeit getrieben und war nicht für sie da gewesen, als sie ihn gebraucht hatte. Stattdessen hatte er sie einfach weggeschickt, als sie ihm von der Vergewaltigung erzählen wollte. Und er hatte weggeschaut, als es Andrew schlecht ging. Anstatt ihm zu helfen, seine Depressionen zu bekämpfen, hatte er ihn unter so einen enormen Leistungsdruck gesetzt und ihn letztendlich in den Selbstmord getrieben. Warum nur hatte er nicht schon viel früher erkannt, was da alles so im Argen lag? Wie hatte er nur so blind sein können? Was, wenn es L ähnlich ergangen wäre, wenn Beyond nicht in sein Leben getreten wäre? Ob er eines Tages irgendwann genauso zusammengebrochen wäre wie Andrew und Alice? Nun, im Grunde war dieser Gedanke jetzt auch vollkommen bedeutungslos. Er hatte Frederica die Aufgabe überlassen, sich um die beiden zu kümmern und nun war es ohnehin zu spät. Er würde hier sterben und er fragte sich, ob er im Jenseits wohl seine kleine Alice wiedersehen und ob sie ihm seine Fehler jemals verzeihen würde. Was wohl seine Frau Teresa sagen würde, wenn sie sich auf der anderen Seite begegneten? Ach er wünschte sich, er könnte die Zeit noch mal komplett zurückdrehen und alles anders machen. Er hätte Alice einfach ihr Ding machen lassen, damit sie sich ihren Traum von einer berühmten Schriftstellerin erfüllen konnte. Er hätte die Tatsache akzeptiert, dass sie Medizin hasste genauso wie Krankenhäuser und dass sie einfach keine Ärztin werden wollte. Ebenso hätte er dafür gesorgt, dass Andrew professionelle Hilfe bekam, um dieses schwere Trauma zu verarbeiten. Vielleicht wären all diese Dinge ja nicht passiert, hätte er einfach mal seiner Tochter zugehört. Bevor jedoch der Schlag erfolgen konnte, der sein Leben beenden sollte, wurde die Tür urplötzlich aufgestoßen und das mit solcher Kraft, dass sie fast aus den Angeln gerissen wurde. Sofort hielt der Alpha-Proxy inne und erstarrte kurz mitten in der Bewegung und auch Watari wandte sich zur Tür. Lacie und Elohim standen im Türrahmen und waren recht außer Atem, als wären sie hierher gerannt. Als der Unvergängliche die Maskierte sah und die Situation schnell erfasst hatte, zog er blitzschnell Evas Schwert, welches er mitgenommen hatte und blockte den Angriff ab, der kurz danach folgte und den alten Mann fast getötet hätte. Sie waren noch im allerletzten Moment gekommen, bevor es endgültig zu spät gewesen wäre. „Watari!“ rief Lacie und eilte direkt zu dem alten Mann hin, der immer noch mit dem Schreck zu kämpfen hatte, Nastasja folgte ihr, um nach dem Rechten zu sehen. Denn es stand zur Befürchtung, dass der gebürtige Erfinder durch diesen heftigen Schreck einen erneuten Herzinfarkt erleiden könnte. Elohim stieß den Alpha-Proxy zurück und stellte sich schützend vor die anderen und schnitt somit den Weg ab. Er bereitete sich auf den Angriff vor und hielt das Schwert fest in den Händen. Doch die Maskierte lachte nur, als sie ihn sah und schnell erkannte, dass es nicht Elion war, der da stand, sondern Elohim. „Soso, dann bist du also doch noch endlich wach geworden. Freut mich sehr, dich auch mal persönlich zu sehen, Elohim. Du kannst dir ja nicht vorstellen, wie lange ich schon auf diesen einen Augenblick gewartet habe, wo wir uns endlich gegenüberstehen werden. Und wie sich zeigt, hat sich das Warten durchaus gelohnt. Gut siehst du aus. Wenn nur nicht dieser jämmerliche Proxy-Körper wäre, der so gar nicht zu dir passt und doch eigentlich unter deiner Würde ist, hm?“ Elohim erwiderte nichts darauf, sondern baute sich direkt vor seiner Kontrahentin auf und wilde Entschlossenheit war in seinem Blick zu sehen. Obwohl er Gewalt verabscheute und verurteilte, so würde er mit Sicherheit nicht zulassen, dass seine andere Hälfte noch mehr Schaden anrichtete und unschuldige Menschen tötete. Dieses Mal würde er kämpfen und nicht zulassen, dass seinetwegen erneut alles ins Chaos gestürzt werden würde. Und noch einmal wollte er auch gewiss nicht seinen Sohn verlieren, den er damals für tot gehalten hatte und der gänzlich ohne ihn aufwachsen musste. Für sein anderes Ich, welches nicht einmal davor zurückschreckte, seinem Sohn etwas anzutun, empfand er im Grunde fast genauso viel Abscheu wie für die Mörder seiner Kinder und seines Freundes Hajjim. „Wie viel Hass und Zorn erfordert es, um einen alten wehrlosen Mann anzugreifen? Selbst wenn du meine dunkle Seite in dir trägst, solltest du doch genügend Anstand haben, dich nicht an Menschen zu vergreifen, die völlig wehrlos sind und nichts getan haben, was den Tod verdienen würde!“ „Er ist nicht weniger schuldig als ich und an seinen Händen klebt ebenso viel Blut“, erwiderte die Maskierte kalt und machte sich ebenfalls bereit. Fest stand, dass dieser Kampf nicht leicht werden würde. Und keiner würde Gnade walten lassen, sondern gleich aufs Ganze gehen. Die Ansichten, Gefühle und Ziele waren einfach viel zu unterschiedlich, als dass man es anders hätte klären können. „Er lebt schon viel zu lange und es ist allein seine Schuld, dass es überhaupt erst so weit kommen musste. Und mir ist es herzlich egal, ob es Frauen, alte Leute oder Kinder sind, die der Säuberung zum Opfer fallen werden. Sie lassen mir doch keine andere Wahl und ihr Tod ist eine Notwendigkeit, um endlich den Frieden zurückzubringen! Diese Welt ist doch sowieso schon verdorben genug und ich sehe mir dieses Elend nicht einen Tag länger mit an. Du müsstest doch am besten verstehen, was ich meine. Immerhin haben sie dir doch deine geliebten Kinder und deinen besten Freund genommen und dich wie einen Schwerverbrecher behandelt. Sie haben ein Komplott geschmiedet, um dich zu vernichten und sind letzten Endes damit durchgekommen. Du hast alles getan, um Gerechtigkeit einzufordern, aber sie haben sich alle gegen dich verschworen und sich darüber lustig gemacht, dass du nichts tun konntest, als sie deinen Sohn Kohen vor deinen Augen enthauptet haben. Und letztendlich haben dich sogar noch jene im Stich gelassen, die eigentlich auf deiner Seite waren. War es denn nicht so, dass sogar Samajim geglaubt hat, du hättest deinen besten Freund umgebracht? Da sieht man doch, wie es wirklich um die Ehrlichkeit der Sefirot bestellt ist. Sie sind doch keinen Deut besser als die Menschen und verdienen es doch gar nicht, noch weiter zu existieren. Und welche Existenzberechtigung haben die Menschen denn schon? Sie sind nichts als erbärmliche kleine Insekten, die immer dumm und beschränkt bleiben und sie werden sich immer gegenseitig belügen, verletzen und töten. Glaub mir, die Welt ist ohne sie alle Male besser dran. Es wird Zeit, diesen Teufelskreis aus Verrat und Gewalt für immer zu beenden und alles wieder zum Ursprung zurückzuführen. Und dazu werde ich alles dem Erdboden gleich machen und diese widerliche Rasse, die sich die Krönung der Schöpfung nennt, ein für alle mal ausrotten zusammen mit allen anderen!“ Es war purer Hass, der da sprach und nichts als Verachtung. Das war also Elohim, wie er nach der Ermordung seiner Kinder und seines besten Freundes Hajjim geworden war. Obwohl es unfassbar war, was für Ansichten er hatte, man konnte trotzdem den tiefen Schmerz darin erkennen. Ausgerechnet er, der immer gegen Gewalt war und sich nie gegen die Anfeindungen der anderen gewehrt hatte… der immer an eine friedliche Welt geglaubt hatte, war zur Ausgeburt des Hasses geworden. Er war einfach zu oft ein Opfer gewesen, als dass er es noch länger hätte ertragen können. Die Anfeindungen gegen ihn selbst hatte er problemlos aushalten können. Aber der Mord an seinen Kindern war einfach zu viel für ihn gewesen. Das war der Moment, indem er endgültig seinem Schmerz verfallen war. Der Verlust eines Geliebten führt zur Trauer… Trauer wird zur Verzweiflung… Verzweiflung wandelt sich in Wut und Wut wird zu blindem Zorn. Ja… nichts anderes war mit Elohim passiert. Und sein Hass hatte das ganze Projekt, welches eigentlich seine Familie und auch den Frieden wieder zurückbringen sollte, zu einem nicht enden wollenden Alptraum verwandelt. „Mag sein, dass es Leid auf der Welt gibt“, räumte Elohim ein. „Aber das ist noch lange kein Grund, um wahllos andere zu töten. Gewalt darf man nicht mit Gewalt beenden, weil es dafür keine Rechtfertigung gibt. Ebenso wenig, wie man andere durch Angst kontrolliert und gefügig macht und es dann auch noch Frieden und Ordnung nennt. Was damals passiert ist, war schlimm genug und ich kann den Mördern meiner Kinder auch nicht vergeben. Aber das ist noch lange kein Grund, Unschuldige zu töten, die damit rein gar nichts zu tun haben. Unser Hass sollte allein jenen gelten, die unser Leben zerstört haben und wir dürfen nicht einfach so Selbstjustiz üben. Unrecht darf man nicht mit Unrecht vergelten.“ Doch der Alpha-Proxy lachte nur spöttisch darüber und schüttelte nur den Kopf angesichts dieser naiven Ansichten und seiner Meinung auch ziemlich selbstgerechten Worte. In seinen Augen war das, was Elohim da sagte, nur eine einzige Lachnummer und sonst gar nichts. „Das ist auch der Grund, warum du nichts ausrichten konntest. Weil du einfach zu weich dafür bist. Deshalb wirst du in dieser Welt auch nie etwas ändern können. Stattdessen wirst du es sein, der am Ende wieder vernichtet wird. Du wirst mich nicht aufhalten. Ich werde nicht eher Ruhe geben, bis ich all diese widerwärtigen Kreaturen vom Angesicht dieser Welt vertilgt und die alte Ordnung wiederhergestellt habe. Ich werde Ain Soph und die anderen zurückholen und dann wird all das Leid ein Ende haben und zwar für immer!“ Damit griff der Alpha-Proxy an und attackierte direkt Lacie, die gerade ungeschützt war. Diese hob die Arme, um ihr Gesicht zu schützen, doch Elohim ging dazwischen und die Klingen prallten mit einer solchen Wucht aufeinander, dass die dabei freigesetzte Kraft deutlich zu spüren war. Es war ein so schauerliches Geräusch, dass es ihnen eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Ein erbitterter Kampf entstand und Lacie verließ zusammen mit L und Beyond das Zimmer, da alles andere viel zu gefährlich gewesen wäre. Und während sie kämpften, setzte der Alpha-Proxy noch weiter nach um Elohim genau da zu treffen, wo er am verletzlichsten war. Wohl wissend, dass er ihn auf diese Weise definitiv kriegen konnte. „Wie gefällt es dir, deine eigene Waffe in diesem Zustand zu sehen, hm? Wann ist dein Herz so zerbrochen? Als deine geliebte Ain bei der Geburt deines letzten Sohnes gestorben ist, oder als man dir deine Kinder genommen hat? Ich habe mich schon gefragt, wieso du zwei Schwerter hast und nur eines davon gebrochen ist. Vielleicht, weil dein Herz schon bei Ains Tod Wunden davongetragen hat? Hast du danach ein neues Schwert erschaffen, weil du für deine Kinder da sein wolltest, nachdem sie schon ihre Mutter verloren hatten? Beschützt du deshalb Proxy-Zero, weil du in ihr die Chance siehst, deine geliebte Frau wieder zurückzuholen? Wenn es das ist, dann kann ich dir helfen. Im Grunde will ich doch nur deine Interessen umsetzen und Ain und deine geliebten Kinder zurückholen. Willst du sie denn nicht wiedersehen und sie wieder in die Arme schließen? Wünschst du dir nicht auch wieder diese Zeit zurück, als es noch gar keinen Hass oder Neid gab und wo ihr alle friedlich miteinander gelebt habt?“ Nastasja sah das mit an und erkannte, dass es reine psychologische Kriegsführung war, die der Alpha-Proxy da betrieb. Er wusste genau, wo Elohim verletzlich war und wie er ihn treffen konnte. Und das nutzte er schamlos aus, um ihn zu manipulieren und ihn dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern und sich dem Projekt anzuschließen. Das Schlimmste aber war, dass die Russin ihm diese Entscheidung nicht verdenken konnte. Elohim hatte seine Familie verloren, seinen besten Freund… und das alles nur durch ein hinterhältiges Komplott, welches nur dazu da war, damit die großen Alten in ihrer Macht noch weiter gestärkt wurden und sie die absolute Macht über die anderen hatten. Und dazu hatten sie lediglich die Entitäten bis auf Ajin Gamur aus dem Weg räumen müssen, um das zu erreichen. Es wäre in gewisser Weise nur menschlich, wenn Elohim seine Kinder unbedingt wiedersehen und in die Arme schließen wollte. Sie als Mutter würde wahrscheinlich auch nach jedem Strohhalm greifen, wenn sie dadurch ihre Kinder wiederhaben könnte. Es war einfach nur grausam das alles. Und dass Elohim eine so schwere Entscheidung treffen musste, war hart. Doch sein Wille war dieses Mal stärker. Denn er war fest entschlossen, nicht noch einmal denselben Fehler zu begehen und alles zu verlieren. Und obwohl sich in seinem Blick feste Entschlossenheit abzeichnete, so konnte man auch den unendlichen Schmerz in seinen Augen sehen, den der Verlust seiner Familie ihm bereitete. „Natürlich vermisse ich meine Kinder und Ains Tod habe auch nur schwer überwinden können“, gab er zu, wobei seine Stimme von starken Emotionen geprägt war, die er zu unterdrücken versuchte. „Und selbstverständlich denke ich auch manchmal daran, dass es damals vielleicht besser als heute war. Aber deshalb würde ich doch nicht einfach alles zerstören wollen. All diese Lebewesen und diese Welt… die Sefirot, die Seraphim und Nephilim… das ist alles Ains Erbe. Es ist ihr letztes Vermächtnis und deshalb werde ich es auch nicht einfach so zerstören, nur weil es mir nicht passt. Wenn ich das tue, wird sie gänzlich verschwinden und das will ich auch nicht. Keiner das Recht, das alles so mit Füßen zu treten, denn auch wenn die Sefirot viel Leid verursacht haben, viele von ihnen haben selbst unter den großen Alten zu leiden und sollten nicht für deren Fehler bestraft werden.“ „Oh Gott, bist du naiv“, rief der Alpha-Proxy verächtlich und wagte noch einen Angriff, den Elohim aber mühelos abwehrte. „Kein Wunder, dass du damals vollkommen unfähig warst, deine Kinder zu beschützen! Du bist viel zu gutmütig und lässt dich immer nur herumschubsen. Leute wie du sind es, die die Prügelknaben sind, weil sie sich niemals zur Wehr setzen und immer alles Unrecht hinnehmen, das ihnen widerfährt. Nur weil sie darauf hoffen, dass es irgendwann mal von alleine aufhört. Das macht sie nicht nur zu Opfern, sondern zu einer einzigen Lachnummer. In einer so rücksichtslosen Welt überlebt nur der Rücksichtslose. So läuft es und nicht anders und so war es schon immer gewesen und wird es auch niemals anders sein. Deshalb werden wir uns eben mit Gewalt unser Recht einfordern müssen. Denn von alleine wird sich auch nichts tun und auf Wunder hoffen ist eh absoluter Schwachsinn. Es gibt weder Wunder, noch Hoffnung. Man nimmt sich einfach, was man will, sonst tut es nämlich ein anderer. Aber ich bin kein Unmensch. Ich biete dir hiermit noch mal an: schließ dich mir an und ich werde dir deine geliebte Ain und deine Kinder zurückholen. Und du wirst wieder in deiner friedlichen Welt leben, wo alles wieder so ist wie früher und wo du nie wieder Angst haben musst, dass deinen Kindern etwas passieren könnte und dass sie genauso zur Zielscheibe des Hasses werden so wie du. Gemeinsam könnten wir ein Utopia erschaffen, wo all jene glücklich werden können, die genauso nach einem friedlichen Leben streben so wie du. Stell es dir nur mal bildlich vor: dein Sohn Nivkha braucht nie wieder Angst zu haben und du und Ain wärt wieder glücklich. Du kannst all deine Kinder wieder in die Arme schließen und auch Samajim wäre da. Und wer weiß… vielleicht können wir mit Ains Hilfe sogar deinen verstorbenen Freund Hajjim zurückholen. Ihr wärt wieder das alte Trio so wie damals und du bräuchtest dich nie wieder zu verstecken. Du und Ain, ihr wärt wieder das Zentrum dieser Welt und nichts und niemand würde euch je etwas tun. Du würdest von allen geliebt und verstanden werden und wärst nicht mehr das gefährliche Monster, als welches sie dich immer behandelt haben.“ Einen Moment lang zögerte Elohim, denn das Angebot war einfach zu verlockend. Und keiner konnte ihm im diesen Moment verdenken, dass er nicht sicher war, wie er sich entscheiden sollte. Er hatte seine Familie auf eine äußerst tragische Art und Weise verloren und jeder konnte seinen tiefen Schmerz nachvollziehen. Wenn man seine Liebsten verliert und die Chance bekommt, sie wieder ins Leben zurückzuholen und noch mal von vorne anzufangen… würde man diese Chance denn nicht ergreifen? Elohim blickte abwechselnd auf den Alpha-Proxy und zu den anderen herüber und es war nicht klar zu erkennen, was er in diesem Moment dachte oder fühlte. War es Angst? War es der Zweifel an der eigenen Überzeugung? War es die tiefe Sehnsucht nach der geliebten Familie und einer Welt, in der es keine Gewalt gab und wo man keinen Neid, keinen Machthunger und keinen Hass kannte? Lange schwieg er, ohne dass er etwas sagte, geschweige denn, dass er etwas tat. Es waren Momente der absoluten Ungewissheit für alle Anwesenden. Doch dann hatte er seine Entscheidung getroffen und schüttelte den Kopf. „Es stimmt schon, dass ich meine Kinder gerne wiedersehen würde. Aber nicht zu diesem Preis. Sie hätten das genauso wenig gewollt wie Ain! Und deshalb werde ich auch nicht zulassen, dass du mit deinen Plänen durchkommst!“ Es kam wieder zu einem heftigen Kampf, bei dem sich beide Gegner nichts schenkten. Schließlich startete der Alpha-Proxy einen erneuten Angriff, welchem Elohim ausweichen konnte. Im selben Moment holte er zum Gegenschlag aus und traf seine Kontrahentin direkt am Kopf und die Klinge erwischte den Helm. Die Wucht des Schlages war so gewaltig, dass es sie von den Füßen riss und sie durch das Fenster krachte und in die Tiefe stürzte. Sofort eilten Elohim und Nastasja zum Fenster, die anderen folgten ebenfalls. Sie sahen die Maskierte knapp zwei Stockwerke tiefer auf dem Boden liegen und offenbar war der Schlag ziemlich gewaltig gewesen, sodass sie gar nicht mehr die Chance gehabt hatte, sanfter zu landen. Zuerst glaubten sie, es hätte ihr endgültig den Rest gegeben. Eine Weile tat sich nichts, aber dann erhob sich der Alpha-Proxy wieder, wankte noch ein wenig und stand wieder auf. Dabei aber zerbrach der Helm endgültig. Die Bruchstücke fielen zu Boden und langes schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern. Einen Moment lang blieb sie regungslos stehen, dann aber wandte sie den Blick nach oben zu ihnen herauf. Und als Nastasja das Gesicht sah, weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen. „Das… das ist doch nicht möglich“, brachte sie hervor und rang mit der Fassung. Sie sah die eisblauen Augen, die fast zu leuchten schienen und dieses wunderschöne Gesicht und diese kühle aristokratisch wirkende Erscheinung. Jenes Gesicht und jene Augen, die ihr so vertraut waren. Es war völlig unmöglich und doch sah sie es mit eigenen Augen und ein Irrtum war völlig ausgeschlossen. „Alice?!“ Ja, es war eindeutig Alice, die da unten stand, mit dem Schwert in der Hand. Sie sah genauso aus wie damals und auch L und Beyond erkannten sie eindeutig von dem Foto wieder. Und doch… als sich ihr Blick mit Nastasjas traf, da sah die Russin nichts als Kälte in diesem Blick. Nichts als unbändiger Hass und Zorn. Hass auf Nastasja und die anderen, Hass auf die ganze Welt und insbesondere Hass auf ihren eigenen Vater, den sie sogar töten wollte. Als Watari diesen Namen hörte, stand er auf und eilte zum Fenster hin, um sich selbst zu überzeugen. Er wollte selbst sehen, ob es wirklich seine verstorbene Tochter war, die da unten stand. Und tatsächlich… es war seine kleine Alice. Doch sie sah ihn nicht mehr mit diesem liebevollen und leicht schüchternen Blick an, so wie sie ihn damals immer hatte. Stattdessen war nichts als unendlicher Groll in diesen Augen zu sehen und abgrundtiefer Hass. „Alice…“ In Wataris Augen sammelten sich Tränen. „Bist du es wirklich?“ Keine Antwort. Stattdessen ruhte dieser Blick auf ihn, der nichts als blindem Hass in sich trug und sonst nichts mehr. Und auf schmerzlichste Art und Weise wurde ihm bewusst, dass das nicht mehr seine kleine Alice war. Nein… das da war eine ganz andere Person… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)