Das andere Herz (Okita x Saitou) von TakaPersephone ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Hajime war gleich nach dem Frühstück gegangen, so jedenfalls erzählten es die anderen. Inzwischen war es schon Mittag und obwohl Souji keinen Hunger hatte, bestand Hijikata-san darauf das er wenigstens etwas Suppe aß. Wie schon erwartet hielt er Souji auch gleich noch einen Vortrag über Verantwortung für sich selbst und andere, wie wichtig es war seine persönlichen Grenzen zu kennen und eine Vielzahl anderer Dinge, die Souji ausnahmsweise kommentarlos hinnahm – aber nur weil er noch viel zu erschöpft war um gegen Hijikata an zu reden. Erst als Kondo-san aus dem Dojo kam wurde er von seinem Elend erlöst. „Toshi, das reicht jetzt aber. Ich bin mir sicher, Souji hat was aus der Sache gelernt und es wird nicht wieder vorgekommen. Nicht wahr, Souji?“ Souji nickte brav, wie es von ihm erwartet wurde und zog sich dann dankbar wieder zurück in das Gästezimmer. Er öffnete die Shoji-Tür um das warme Herbstlicht hereinzulassen und schob den Futon so vor das Fenster, das die Sonne direkt auf das Kissen und sein Gesicht schien. Er dachte an die gestrige Nacht, eine verschwommene Erinnerung, die ihn mit Wärme füllte. Es war schön gewesen, so viel wusste er noch. Plötzlich fiel ihm wieder Hajimes sonderbare Frage ein. Nanshoku... Klar hatte er davon gehört, aber mehr auch nicht. Er wusste, das Sano vor ein paar Wochen ein neues Buch voller erotischer Bilder gekauft hatte (er und Shinpachi hatten es jedem gezeigt der nicht schnell genug das weite gesucht hatten). Souji hatte die doofen Sprüche der beiden ignoriert und sich verkrümelt. Solche Dinge interessierten ihn nun wirklich überhaupt nicht. Das ausgerechnet Hajime ihn nach so etwas gefragt hatte, fand er mehr als merkwürdig. Er hätte nicht gedacht, das Hajime auf so was stand. Andererseits konnte er sich Hajime auch nicht mit einem Mädchen vorstellen... Souji schälte sich wieder aus seinem Futon und setzte sich raus auf die Engawa, deren Holzdielen durch die Sonne schön warm waren. Schlafen würde er jetzt sowieso nicht mehr, dazu hatte er jetzt viel zu viele Gedanken im Kopf. Wenn er es genau nahm, wusste er eigentlich doch nicht so viel über Nanshoku... Den Rufen aus dem Dojo nach waren Sano und Shinpachi gerade mitten in einem Kampf, was die perfekte Gelegenheit für ihn bot sich heimlich das besagte Buch doch mal anzuschauen. Leise ging er in die Küche und von da aus in das Zimmer das sich Shinpachi, Sano und Heisuke teilten. Das Gegröle aus dem Dojo wurde lauter, über dem restliche Haus lag eine verheißungsvolle Stille. Souji sah sich noch mal um und schlüpfte dann ungesehen in das Zimmer. Das Buch lag wie eine Einladung offen auf dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes. Wahllos schlug Souji eine Seite auf und begann die Bilder zu überfliegen. Verschlungene Körper, Mann mit Frau, Mann mit mehreren Frauen und dann... Souji starrte auf das erste Bild das einen Mann mit einem jugendlichen Prostituierten in einem Teehaus zeigten. Wenn ihn die anderen Bilder schon nicht gerade begeistert hatten, so fand er das noch seltsamer. Er konnte sich nicht vorstellen, das jemand solche Sachen zum Vergnügen machen würde...lustlos blätterte er weiter, überflog die restlichen Seiten und legte das Buch dann wieder zurück an seinen Platz. Auf die Bilder hätte er gut und gerne verzichten können. *** Hajime kam in der nächsten Woche vorbei und alles war wie immer. Er fragte Souji kurz ob er wieder vollkommen gesund war, dann begannen sie mit ihrem Übungskampf ohne jede Regeln. Es dämmerte bereits als sie Stunden später den Garten hinter dem Haus durchquerten um sich am Brunnen zu waschen. Hajime hatte das Training diesmal frühzeitig beendet, bevor einer von ihnen sich zu sehr verausgabt hatte. Er wollte Hijikata-san nicht noch einmal enttäuschen und hatte sich vorgenommen, in Zukunft lieber einen Kampf abzubrechen als zu riskieren das Souji aufgrund seiner Dickköpfigkeit wieder bis zum äußersten ging. Die kühle Abendluft tat gut und Hajime spürte wie das Adrenalin aus seinem Körper langsam verschwand. Souji hatte gerade den ersten Eimer aus dem Brunnen hochgezogen, als Heisuke die Engawa entlang kam, die nassen Haare mit einem Handtuch umwickelt. „Hey ihr beiden, wollt ihr nicht ein Bad nehmen? Das Wasser ist noch schön heiß.“ Souji blickte fragend zu Hajime, welcher nur zustimmend nickte. Der kleine Anbau mit der Wanne wurde nur vom schwachen Schein einzelnen Laterne erleuchtet. Souji hatte den Eimer mit Wasser zum waschen mitgebracht, Tücher lagen schon bereit. Leichter Dampf entstieg aus der Wanne und in dem ganzen Raum war es wollig warm. Schweigend zogen sie sich im Halbdunklen aus. Hajime löste sein Haarband und begann seine Haare mit einem Tuch hochzustecken. Sie waren viel zu lang um sie nur zu einem Pferdeschwanz hoch zunehmen, die Spitzen würden doch im Wasser landen. Und da er nicht unhöflich sein wollte und er nicht wusste, ob nach ihnen noch jemand das Bad benutzen wollte, achtete er penibel darauf das er keine Strähne vergaß. „Was ist?“ fragte er Souji, dessen Grinsen er in dem dämmrigen Licht trotzdem noch gut genug wahrnehmen konnte. „Du siehst lustig aus!“ stichelte Souji, der inzwischen begonnen hatte sich zu waschen. Hajime schüttelte kaum merklich den Kopf. Als er mit seinen Haaren fertig war und sich ebenfalls gewaschen hatte, stieg er er voller Vorfreude in das heiße Wasser, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Souji stieß einen wolligen Seufzer aus als er ihm in die Wanne folgte, die gerade groß genug für sie beide war. Als er sich hingesetzt hatte, stießen ihre Knie fast aneinander, aber Hajime schien das nicht zu stören und bewegte sich keinen Millimeter. Er fühlte wie sich jeder Muskel seines Körpers dank der Wärme entspannte. Durch das schmale Fenster konnte er den letzten Streifen Tageslicht ausmachen. Außer dem Knistern des Feuers und dem Singsang einer Nachtigall im Garten lag eine angenehme Stille in der Herbstnacht. Er liess sich tiefer in das Wasser sinken, stieß nun endgültig an Hajimes Knie, doch dieser bewegte sich wieder nicht. Die Wärme lullte ihn ein, machte ihn müde und träge. Die Augen fielen ihm zu, er lauschte Hajimes gleichmäßigen Atem und genoß das noch so ungewohnte Gefühl der großen, bedingungslosen Vertrautheit die zwischen ihnen beide herrschte. Er verlor jegliches Zeitgefühl. Als er die Augen wieder öffnete, war das letzte Abendrot längst verschwunden. Sein Gefühl sagte ihm, der Moment für seine Frage war gekommen. Wenn er jetzt nicht diese Sache ansprach, mit der er sich die vergangenen Tage gequält hatte, dann würde es vielleicht nie dazu kommen. Irgendwann würde es zu lange her sein, nur eine verblasste Erinnerung. „Nee, Hajime-kun...“ begann er leise. „Warum hast du mich eigentlich letzte Woche gefragt ob ich Erfahrung mit Nanshoku habe?“ Ein leichtes Zucken, kaum merkbar, dann ein Seufzen. Hajime hatte gehofft das Souji seine Frage im Fieberwahn gleich wieder vergessen hätte... Er öffnete Augen, Soujis Blick war ausnahmsweise mal nicht spöttisch, im Gegenteil, Hajime konnte darin nur ehrliche Verwunderung erblicken. „Tut mir leid, das war wirklich unangemessen.“ entschuldigte er sich bei Souji. Er wusste ja selbst nicht genau, warum um alles in der Welt er mit dieser Frage herausgeplatzt war. Souji zuckte mit den Achseln. „Ich hab mich jetzt nicht beleidigt gefühlt oder so...“ stellte er klar. „Aber ich bin neugierig, warum du das wissen wolltest. Hab ich denn bei dir den Eindruck erweckt, das...“ Hajime wusste nicht, was er sagen sollte. Souji sah ihn an, als erwartete er von ihm ein eindeutiges „Nein, natürlich nicht!!!“ - doch das Gegenteil war der Fall. Du bist nachts halbnackt in mein Bett gekommen, was genau soll das denn sonst für ein Eindruck machen... „Sag schon, Hajime-kun.“ bohrte Souji weiter. „Also...ich dachte...“ Hajime versuchte verzweifelt die richtigen Worte zu finden und fragte sich gleichzeitig warum Souji ausgerechnet jetzt mit der Sache ankam, wo sie zusammen in dieser engen Badewanne saßen. „Ja, ich dachte du hättest schon Erfahrung damit.“ gab er schließlich zu. Souji sah ihn mit skeptischen Blick an und verschränkte die Arme. „Wieso sollte ich?“ „Souji...ich weiss nicht an wieviel du dich noch von letzter Woche erinnerst. Aber da du noch weißt, das ich dich nach Nanshoku gefragt habe, weißt du sicherlich auch noch, das du unbedingt bei mir in meinem Futon schlafen wolltest. Da dachte ich eben...“ „Woher sollte ich denn mit so was Erfahrung haben???“ unterbrach Souji ihn aufgebracht, Hajimes Erklärungsversuche völlig ignorierend. “Wie kommst du nur auf so was, Hajime-kun?“ Hajime seufzte. Er war sich nicht ganz sicher, ob Souji wirklich so schwer von Begriff war oder ob er ihn nur ärgern wollte. „Wie bereits gesagt, du bist nachts in mein Bett gekommen.“ begann er von neuem. Als wenn das nicht eindeutig genug wäre, aber Hajime hatte das Gefühl er müsste das ganze etwas ausführlicher erklären. „Es war nur eine logische Schlußfolgerung.“ sprach er weiter. „Außerdem ist mir aufgefallen, das du und Kondo-san-“ „Kondo-san würde niemals so etwas machen!“ rief Souji empört und setzte sich so abrupt aufrecht hin, das ein Schwall Wasser aus der Wanne schwabte. Sein ganzer Körper war angespannt, die Fäuste geballt, wie als wollte er gleich auf Hajime losgehen. Soujis Verhalten und sein herausfordernder Blick sagten Hajime das er völlig falsch gelegen hatte. Es war ihm schon bei ihrer allerersten Begegnung aufgefallen, dass die Beziehung zwischen Kondo-san und Souji anders war als zwischen den anderen Bewohnern des Dojo. Und als Souji letzte Woche nicht mehr ansprechbar gewesen war, hatte Kondo-san ihn so liebevoll in den Arm genommen und später, als Hijikata immer wieder nach ihm gesehen hatte, um seine Temperatur zu prüfen oder das nasse Tuch auf seiner Stirn zu wechseln, hatte Souji öfters Kondos Namen gemurmelt.. „Bitte entschuldige meine falsche Vermutung. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.“ meinte Hajime nach einem Moment angespannter Stille. Souji zögerte ein paar Augenblicke, schien nachzudenken und liess sich dann wieder zurück ins Wasser sinken. „Okay...“ Die unangenehme Stille zwischen ihnen blieb, Hajime schloss wieder die Augen, konnte aber trotzdem spüren wie Souji ihn immer noch aufgewühlt anstarrte. Schließlich fasste er sich ein Herz. Er öffnete die Augen und sah seinen Freund direkt an. „Souji...warum wolltest du unbedingt bei mir schlafen?“ Es war ja immerhin so, das Soujis Verhalten der Auslöser für ihr jetziges Gespräch gewesen war. Zugegeben, er war noch benommen und schläfrig gewesen in jener Nacht, dennoch konnte Hajime nicht aufhören an seine Worte zu denken. „Weil es schön war dein Herz schlagen zu hören...“ hatte Souji gesagt. Aber das konnte unmöglich alles sein, oder? Soujis Gesicht blieb regungslos, doch sein Körper verspannte sich wieder. Auf diese Frage hatte er selbst noch keine Antwort gefunden und sie hatte ihn ebenfalls jede Nacht beschäftigt. Es war nicht so, das er diese Dinge mit Hajime machen wollte, die in dem Buch gewesen waren. Ganz bestimmt nicht. Aber trotzdem...es war so schön gewesen. Er rang mit sich, wusste nicht was er sagen wollte. Letzte Woche, im Nebel des Fiebers und der Erschöpfung war alles einfacher gewesen, es hatte nur dieses eine Verlangen gegeben, sonst nichts. Dieser Zustand zwischen Wachsein und Traum war nun vorbei und mit jeden Tag der vergangen war, war Souji sein Verhalten unangemessener und kindischer vorgekommen.Gleichzeitig sehnte er sich nach diesem beruhigenden Gefühl zurück, welches Hajimes Nähe in ihm hervorgerufen hatte. „Ich ...ich weiß es nicht...“ bekannte er zögerlich und zum zweiten mal diesen Abend hörte Hajime nur absolute Ehrlichkeit und Unsicherheit bei seinem Freund. Souji drehte den Kopf von Hajime weg und blickte wieder durch das schmale Fenster nach draußen, einzelne Sterne hatten inzwischen den Nachthimmel durchzogen. „Es war schön...“ ergänzte er und spürte gleichzeitig das er rot wurde, etwas das ihm sonst nie passierte. Er hoffte, das Hajime es in dem dämmrigen Licht nicht sah, falls es bei seinem überhitzen Körper überhaupt auffallen würde. Er spürte Hajimes Blick auf sich ruhen, traute sich nicht seinen Kopf wieder zu seinem Freund zu wenden und starrte daher weiter auf die hellen Sterne, hoffte das das beklemmende Gefühl in seiner Brust wieder verschwinden würde. Er hatte eine Grenze überschritten, schon wieder. Nur diesmal gab es kein Fieber, keinen erschöpften Zustand mit dem er sich herausreden konnte. „Souji...“ Hajimes sanfter, aber auch fordernder Ton brachte ihn doch dazu, ihm wieder in die Augen zu sehen. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des anderen und Souji spürte wie das unangenehme Gefühl wieder verschwand. „Ist schon in Ordnung...“ eröffnete Hajime ihm. „Du musst wissen...“ Er hielt kurz Inne, wollte sich zügeln, doch sein Herz liess es nicht zu. „Mir hat es auch gefallen...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)