Last Desire 12 von Sky- ================================================================================ Kapitel 9: Eine folgenschwere Intrige ------------------------------------- Diese Nachricht machte sie alle sprachlos, selbst Samajim, wobei es bei ihm wahrscheinlich einen anderen Grund hatte. Elohim hatte noch mehr Kinder als Dathan und sie waren getötet worden? „Ich… ich hatte Geschwister?“ fragte Dathan fassungslos und wich einen Schritt zurück. Elohim nickte und wirkte in diesem Moment sehr unglücklich als er an seine Familie dachte. „Drei Brüder und drei Schwestern. Ihre Namen waren Jamin, Sabriel, Kohen, Yakuma, Rea und Teruma. Sie waren Ains Geschenk, weil ich mir schon immer eine Familie gewünscht habe. Wir haben friedlich zusammengelebt und unbeschwerte Zeiten erlebt.“ „Moment mal“, unterbrach sein Sohn ihn, als er das hörte und schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich verstehe das jetzt gerade nicht. Ain ist… meine Mutter?“ „So in der Art. Ain war eigentlich weder Mann noch Frau, konnte aber jede Gestalt annehmen und um mir Kinder zu schenken, nahm Ain die Gestalt einer Frau an. Wir haben uns sehr geliebt und es gab so etwas wie Neid, Machthunger oder Eifersucht nicht. Unter uns gab es keine Streitigkeiten und alles befand sich in einem harmonischen Gleichgewicht. Aber als Ain dann unser siebtes Kind, also dich zur Welt brachte, verließ sie mit einem Male all ihre Kraft und sie starb. Sie konnte mit letzter Kraft in ihre Ursprungsform zurückkehren und daraufhin teilte sie sich in unzählige Fragmente auf, aus denen schließlich die Sefirot geboren wurden. Und die Sefirot waren ganz anders als wir. Da sie die Vergänglichkeit und Unvergänglichkeit in sich vereinigten, waren ihre Herzen erfüllt von Machthunger, Selbstsucht und Neid. Die Zeit, in der wir friedlich leben konnten, war vorbei und obwohl wir niemandem etwas getan haben, standen wir plötzlich im Mittelpunkt dieser Anfeindungen. Ich habe mein Bestes gegeben, um euch alle zu schützen und fand in Samajim und Hajjim Verbündete, die meine Ansichten verstanden und mich unterstützten. Vielen der großen Alten hat das nicht gepasst. Drei von ihnen waren besonders schlimm: Miswa die Strenge, Rakshasa der Zornige und Kabod der Ehrwürdige. Sie waren mitunter anderem die Rädelsführer des Attentats. Als sie uns angriffen, hat deine älteste Schwester Teruma die anderen versteckt und ich selbst habe nach dir gesucht, da du dich zu der Zeit irgendwo im Haus versteckt hattest. Als sie dann das Haus anzündeten, konnte ich dich noch im letzten Augenblick finden und dich so verstecken, dass das Feuer dir nichts anhaben konnte, dann wollte ich zu den anderen. Doch ich kam zu spät. Rakshasa und Miswa hatten sie bereits umgebracht und nur Kohen, meinen Zweitjüngsten am Leben gelassen. Er war schwer verletzt gewesen. Sie haben ihn grausam verstümmelt und er hat verzweifelt um Hilfe gerufen. Ich eilte natürlich sofort zu ihm hin, um ihm zu helfen, aber das war nichts anderes als eine Falle gewesen. Sie hatten Kohen als Lockvogel benutzt, um meine Unachtsamkeit zu ihrem Vorteil zu nutzen. Als ich nahe genug war, um Kohen zu helfen, da griff mich Kabod von hinten an und durchbohrte mich mit seinem Schwert. Schwer verletzt lag ich da und musste mit ansehen, wie sie Kohen vor meinen Augen enthaupteten. Sie ließen mich zurück in der Gewissheit, dass ich diesen Angriff nicht überleben würde. Aber ich überlebte und schleppte mich schwer verletzt zu Hajjim. Ich erzählte ihm, was geschehen war und er versorgte meine Wunden. Er versprach, diesen Vorfall zu klären und dafür zu sorgen, dass sie mit ihrem Verbrechen nicht durchkommen. Aber Miswa, Rakshasa und Kabod waren schneller und töteten ihn, um ihr Verbrechen zu vertuschen, den Mord hängten sie mir an, als sie es nicht schafften, auch mich zu töten. Das Einzige, was ich noch für Hajjim tun konnte war, ihn in seine Ursprungsform zu versetzen und dann seine Seele zu teilen, damit er nicht gänzlich sterben musste.“ Samajim war fassungslos und konnte nicht glauben, was er da hörte. Die ganze Zeit hatte er geglaubt, dass Elohim Hajjim getötet hatte, weil dieser vielleicht dachte, seine besten Freunde hätten ihn verraten. Aber nun stellte sich alles in einem ganz anderen Sachverhalt dar und nun verstand er auch die ganzen Zusammenhänge. Betroffen senkte er den Blick. „Ich hatte schon geahnt, dass eine Intrige dahinterstecken könnte, aber ich ging eher davon aus, dass die drei euch beide gegeneinander ausgespielt haben. Dass Hajjim ihnen ein Dorn im Auge war, hatte ich schon gewusst, aber dass sie so weit gehen würden…“ „Sie sagten, es wäre alles auf deinen Befehl hin geschehen.“ Diese Nachricht war nun zu viel für Samajim. Für gewöhnlich bewahrte er ja die Ruhe, aber so etwas zu hören, war selbst für ihn zu viel. „Wie bitte?“ fragte er und wurde blass. „Und… das hast du denen wirklich geglaubt? El, du müsstest mich doch gut genug kennen, um zu wissen, dass ich dir so etwas niemals antun würde. Wir sind fast wie Brüder und wir haben einander immer vertraut.“ „Ich weiß“, sagte Elohim und wich seinem Blick aus. „Aber verlier du in einer Nacht deine Familie und kurz darauf deinen besten Freund, nur weil er dich retten wollte. Sie alle haben mich gehasst und weil ich mit Hajjim befreundet war, musste er sterben. Und mir hat doch sowieso niemand mehr geglaubt. Selbst du hast geglaubt, ich hätte Hajjim umgebracht. Ich hatte einfach alles verloren und wirklich alles und jeden gegen mich gehabt. Ich konnte einfach nicht mehr. Alles was ich wollte, war Gerechtigkeit. Ich wollte, dass die Verantwortlichen für das Attentat bestraft wurden, aber da die großen Alten die Gesetze machten, hatte ich keine Gerechtigkeit zu erwarten. Ich wollte daraufhin Ajin Gamur sprechen und ihn als allerhöchste und letzte Instanz bitten, sich darum zu kümmern. Aber wieder machten sie mir einen Strich durch die Rechnung und machten sich sogar noch darüber lustig, was passiert ist. Sie machten sich darüber lustig, dass sie meinen schwer verletzten Jungen leiden ließen, nur um mich auf diese Weise in einen Hinterhalt zu locken. Ab diesem Zeitpunkt sind meine Erinnerungen nur noch sehr verschwommen. Ich fühlte nichts mehr als diese Leere, die sie in mein Herz gerissen hatten. Verzweiflung über den Verlust meiner Familie und einem meiner besten Freunde. Und vor allem fühlte ich Hass. Meine Trauer und Verzweiflung wurden zu unsäglichem Hass und ich dachte mir: wenn es keine Gerechtigkeit für mich gibt, schaffe ich sie mir selbst. Und eine Welt, die nur Leid und Elend erzeugt und wo solch grausame Verbrechen ungesühnt bleiben und die Monster zu Göttern werden und die Unschuldigen verfolgt und getötet werden, kann doch eigentlich gleich aufhören zu existieren. Das waren meine letzten Gedanken gewesen, bevor meine Erinnerung gänzlich fehlt. Ab diesem Zeitpunkt war ich bereits tot.“ Betroffenes Schweigen herrschte. Sie konnten sich nicht vorstellen, wie viel Grausamkeit und Hass es erforderte, um einem Vater seine Kinder zu nehmen und sich dann auch noch darüber lustig zu machen. Aber nun verstanden sie auch, warum Elohim so geworden war. Es war die Wut und die Verzweiflung darüber, dass ihm alles genommen wurde und er keine Gerechtigkeit erfahren hatte. Der Hass und der Spott hatten ihn zu einem verbitterten Rächer gemacht, der sie alle den gleichen Schmerz fühlen lassen wollte, den auch er erleiden musste. Sie alle waren tief erschüttert über diesen Schicksalsschlag und insbesondere Nastasja, die ja selber Mutter war, litt mit ihm und konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Leise schluchzte sie und wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen weg. Auch Samajim sah tief getroffen aus und senkte den Blick. „Es tut mir leid“, sagte er mit schwacher Stimme. „Ich habe dir Unrecht getan. Hätte ich davon gewusst, dann… dann hätte ich selber…“ „Nein, mein Freund“, unterbrach Elohim ihn mit ruhiger Stimme. „Sie hätten dich genauso aus dem Weg geräumt, wenn du das getan hättest. Stattdessen haben sie die Situation genutzt, um uns beide gegeneinander auszuspielen. Sie erhofften sich, dass sowohl du als auch ich nicht überleben werden. Und als das nicht funktionierte und nur ich gestorben bin, da war auch schon der Krieg vorbei und als du Ajin Gamur für dich gewinnen konntest, haben sie es nicht mehr gewagt, dich töten zu wollen. Stattdessen wollten sie wahrscheinlich nur meine Gefolgsleute töten, weil sie fürchteten, dass diese mit der Wahrheit rausrücken könnten.“ „Also um es mal zusammenzufassen“, meldete sich nun Beyond, der dem gesamten Gespräch aufmerksam zugehört hatte und sich schon so seine Meinung bilden konnte. „Dann ist Elohim gar nicht der wahre Schuldige, sondern diese drei großen Alten, die das Attentat verübt, Hajjim ermordet und den Krieg provoziert haben. Dann ist das alles nur eine gewaltige Intrige?“ „Du hast es richtig erkannt“, bestätigte Elohim und wandte sich nun den anderen zu. „Zwar erinnere ich mich nicht so genau an den Krieg selbst, aber dieser ganze Krieg diente nur einem einzigen Zweck: mich zu töten, Samajim auszuschalten und die absolute Kontrolle über die anderen zu haben.“ „Das passt sogar ins Bild. Kurz, nachdem du tot warst, wurden deine Gefolgsleute verurteilt und wirklich niemand kam ohne Todesstrafe davon. Viele von ihnen sind tot, ein paar konnte ich aber retten, darunter auch Nabi. Ich konnte Ajin überzeugen, dass sie als Asylanten hier in London leben, damit Miswa und die anderen ihnen nichts antun können. Ich habe Nivkha ebenfalls als Asylant ausgegeben. Ajin war eingeweiht. Und seitdem der Krieg vorbei ist, haben Miswa und die anderen die totale Kontrolle über die Sefirot und die Seraphim.“ „Verstehe…“ Elohim atmete tief durch und hatte vorher Ernst und tiefer Schmerz sein Gesicht verdüstert, so hellte es wieder auf und seine Gesichtszüge entspannten sich. „Es tut mir aufrichtig leid, was alles passiert ist. Was ich getan habe, war unverzeihlich und ich werde auch die Verantwortung dafür tragen. Dass ihr alle damit hineingezogen wurdet und selbst unter dieser Geschichte zu leiden hattet, stand nie in meiner Absicht und ich weiß auch nicht, ob ich das überhaupt wieder gut machen kann, was meinetwegen geschehen ist.“ „Sie sind selbst ein Opfer“, erklärte L schließlich, nachdem er intensiv über alles nachgedacht hatte. „Natürlich haben Sie ein schweres Verbrechen begangen, aber auch Sie haben viel verloren, nämlich Ihre Familie. Ihnen ist großes Unrecht widerfahren und nun stehen wir vor der entscheidenden Frage: werden Sie uns dabei helfen, das alles zu beenden? Der Alpha-Proxy trägt Ihr altes Ich in sich, welches immer noch an dieser Vendetta festhält und einen erneuten Krieg beginnen will. Dazu will er meinen Bruder benutzen. Wir müssen das alleine tun, weil sich sonst die großen Alten einmischen würden und dann würde alles eskalieren, was schlimmstenfalls den Untergang dieser Welt bedeuten würde.“ Elohim ließ den Blick durch die Runde schweifen und betrachtete sie alle genau. Es lag etwas Prüfendes in seinem Blick, als versuche er zu erkennen, welche Absichten sie verfolgten. Dann aber beendete er sein Schweigen. „Es ist das Mindeste, was ich tun kann, um die Fehler wieder gutzumachen, die ich begangen habe. Ich wollte diesen Krieg genauso wenig wie jeder andere und ebenso wenig will ich, dass Unschuldige mit ihrem Leben bezahlen müssen für das, was ich und insbesondere die großen Alten zu verantworten haben. Ich gebe euch hiermit mein Wort, dass ich euch beistehen werde und alles gebe, um zu verhindern, dass es noch mal zu einem Krieg kommt. Dieses ganze Blutvergießen muss endlich mal ein Ende haben.“ Dieser Meinung waren sie alle und so stand es fest, dass Elohim an ihrer Seite kämpfen würde, um seine rachsüchtige Hälfte zu stoppen. Da sie aus Rücksicht auf Dathans Gefühle ihn erst mal mit seinem Vater allein sprechen lassen wollten, zogen sie sich zurück, Samajim wollte nach den neuesten Erkenntnissen in die Shinigami-Welt reisen, um mit Ajin Gamur sprechen und zu beraten, was getan werden konnte. Denn für ihn stand nun endgültig fest, dass er die Sache in die Hand nehmen wollte, um die wahren Verbrecher zur Verantwortung zu ziehen und diese unfassbare Intrige aufzuklären, die so viele Leben eingefordert hatte, nur um die Macht der großen Alten zu stärken und deren Feinde für immer loszuwerden. Also verabschiedete er sich fürs Erste und versprach seinem alten Freund, dass er persönlich dafür sorgen würde, dass diese Tyrannei ein für alle Mal ihr Ende finden würde. L und Beyond zogen sich ins Kaminzimmer zurück, während Frederica Samajim zur Tür begleitete. Liam kam wenig später ebenfalls ins Kaminzimmer, während Nastasja einen Moment lang allein sein wollte. „Das war ja mal ne Hausnummer“, sagte der Serienmörder und streckte sich ein wenig, bevor er sich auf dem Sofa neben L niederließ. „Aber ehrlich gesagt kann ich ihn schon verstehen, dass er Amok gelaufen ist. Wer wäre das denn nicht, wenn man mit einem Male seine ganze Familie verliert und dann auch noch den Spott ertragen muss? Das ist echt hart.“ Dem konnte L auch nicht viel entgegensetzen. Er hatte zwar irgendwie schon so ein Gefühl gehabt, dass vielleicht mehr dahinterstecken könnte, warum Elohim so geworden war, aber es war um einiges schlimmer gewesen, als er sich vorgestellt hatte. Was gab es denn Schlimmeres für einen Vater, zuerst die Person zu verlieren, die seine Kinder zur Welt gebracht hatte und dann auch noch die Kinder sterben zu sehen, obwohl man nie etwas unrechtes getan hatte? Irgendwann war da einfach die Grenze erreicht, wo man es nicht mehr ertragen konnte. Und eines stand für ihn fest: dieser Elohim, der gerade zu ihnen gesprochen hatte, war nicht derjenige, den es zu bestrafen galt. Das war seiner anderen Hälfte vorbehalten, die all diese Verbrechen begangen hatte und vor allem waren es die großen Alten, die als Hauptverantwortliche zu bestrafen waren. Im Grunde war Elohim doch nur eine Marionette in diesem blutigen Machtspiel gewesen, wo einzig und allein nur das Gesetz des Stärkeren zählte und die Schwachen grausam unterdrückt oder getötet wurden. Das war eine Geschichte, die weit über seine Grenzen ging und es stand nicht in seiner Macht, die großen Alten zur Verantwortung zu ziehen. Das würde Samajim übernehmen. Liam schwieg eine Weile, bevor er dann selbst etwas hinzufügte. „Diese Worte, die er gesagt hat… dass die Welt aufhören könnte zu existieren, wenn sie nichts als Schmerz, Unrecht und Elend bereithält… das hat Elion selber mal gesagt. Das war, als diese beiden Schläger von Parson Ezra so brutal vergewaltigt haben, dass er an den Verletzungen gestorben ist. Und da muss ich auch an das denken, als Dathan seinen Vater zitiert hat: Leute wie er besitzen ein Herz aus Glas, das frei ist von Zorn, Habsucht und Machthunger. Sie tragen ihre Gefühle frei nach außen und lassen andere in ihr Herz sehen, damit diese ihr wahres Ich erkennen. Mag sein, dass es so ist, aber es birgt auch Risiken. Denn ein Herz aus Glas ist viel zerbrechlicher als ein normales Herz. Und was bleibt denn noch, außer Scherben, die tiefe Wunden reißen? Ich glaube, dass der Schmerz, den diese Personen mit einem solchen Herzen fühlen, weitaus schlimmer ist als unserer, eben weil sie so empfindsam sind. Ich kapier da echt nicht, was sich die großen Alten bei solchen Aktionen denken und ich will es auch nicht wissen. Zwar habe ich gesagt, dass mir das alles vollkommen egal ist und es nichts an meiner Einstellung ändert, aber das geht selbst über mein Verständnis hinaus.“ „Über meines auch“, schloss sich Beyond direkt an. „Wenn man mal nachdenkt: die großen Alten töten einfach seine Familie, nur weil er da ist. Und nicht nur das, sie töten ihre eigenen Familien, weil diese ihnen gefährlich werden könnten. Ich meine, sind wir hier bei den alten Griechen? Deren Götter waren doch schon schlimm genug. Kein Wunder, dass sich der Monotheismus am Ende in den meisten Ländern durchgesetzt hat… Im Grunde sind die Unvergänglichen doch keinen Deut besser als die Menschen. Bleibt nur zu hoffen, dass das alles auch endlich vorbei ist, wenn wir diesen verdammten Alpha-Proxy aufgehalten und Jeremiel da rausgeholt haben. Na wenigstens ist bei der Aufweckaktion alles gut gelaufen und Elohim ist auf unserer Seite. Da kann doch eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Wir müssen nur Acht geben, wann Elohim wieder verschwindet, damit wir das besser einschätzen können.“ Dem konnte L nur zustimmen und aus diesem Grund hatte er auch schon längst die Stoppuhr am laufen. „Wir müssen auf jeden Fall herausfinden, wo sich dieses Institut befindet. Wir haben ja den Gebäudeplan, den Lacie uns gezeichnet hat. Wenn diese Angaben stimmen, muss es sich um ein großes und abgelegenes Gebäude handeln, das nicht allzu viel Aufsehen erregt. Beyond, wir werden schon mal sehen, welche zu diesem Muster passen. Wenn einer von uns fündig wird, sammeln wir so viele Informationen wie möglich und dann überlegen wir uns, wie wir es am besten infiltrieren können.“ „Okay, ich setz mich gleich an den Laptop.“ Damit begannen sie ihre Arbeit und waren motivierter denn je. Sie hatten einen sehr mächtigen Verbündeten dazugewonnen und waren sich sicher, dass sie es schaffen konnten, den Alpha-Proxy zu stoppen und Elohims dunkle Seite aufzuhalten. Als sich die Aufregung langsam gelegt hatte und Elohim gerade allein war, da öffnete sich die Tür des Wohnzimmers und Lacie kam herein. Vorsichtig und leise schloss sie die Tür und kam näher. „Entschuldige, dass ich störe…“ „Kein Problem. Du bist Lacie, Nivkhas gute Freundin, nicht wahr? Ich wollte mich bedanken, dass du ihm beigestanden und für ihn da gewesen bist.“ Die Engländerin lächelte ein klein wenig zurückhaltend und blieb direkt vor ihm stehen. Sie errötete leicht und wich seinem Blick aus. Dann aber suchte sie wieder den Augenkontakt zu ihm und nahm seine Hand. „Ich habe zu danken. Dafür, dass ich die Chance habe, dich endlich selber kennen zu lernen. Es war schon immer mein größtes Bestreben gewesen, dich zu sehen.“ Bevor Elohim etwas sagen konnte, hatte Lacie sich zu ihm vorgebeugt und küsste ihn. Es war ein kurzer und etwas überhasteter Kuss, als sie sich auch schon wieder von ihm löste. „Entschuldige, dass ich so direkt vorgehe. So etwas ist eigentlich nicht meine Art. Aber ich…“ Doch sie sprach nicht weiter, als Elohim ihr sanft über ihre blasse Wange strich und ihre blauen Augen betrachtete. „Warum?“ fragte er und in seinem Blick lag so viel Tiefe, dass man sich darin hätte verlieren können. „Warum ich?“ „Ich weiß es nicht. Es ist einfach so. Und obwohl ich dich nie gekannt und nie gesehen habe, so habe ich mich dennoch zu dir hingezogen gefühlt. Und wenigstens ein Mal wollte ich dir nahe sein.“ Sie musste schmunzeln, als sie so darüber nachdachte. „Schon verrückt, dass man sich unsterblich in jemanden verlieben kann, ohne ihn zu kennen, oder? Es mag egoistisch und selbstsüchtig klingen, vielleicht stimmt das ja auch. Es ist nicht so, dass die Freundschaft zu Dathan mir nichts bedeuten würde und ich es nicht ernst meine. Ich mag ihn sehr und ich bin gerne seine Freundin. Aber… ich hatte darauf gehofft, eines Tages dich treffen zu können und dir zu sagen, wie ich fühle. Bitte entschuldige vielmals. Es stand nicht in meiner Absicht, dich zu bedrängen.“ Damit wollte Lacie wieder gehen und damit diese Sache einfach abhaken. Es war ein Ausrutscher gewesen und sie hatte auch ein schlechtes Gewissen, dass sie ihn so bedrängt hatte und dann auch noch in dieser Situation. Sie wusste, dass es falsch war, aber sie hatte sich so sehr gewünscht, ihm wenigstens das zu sagen, bevor sie vielleicht nicht mehr die Chance dazu hatte. Doch als sie wieder gehen wollte, hielt Elohim sie fest und hinderte sie daran. „Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Für seine Gefühle muss man sich nicht rechtfertigen und für sie kann man auch nichts. Du musst nicht gleich sofort gehen. Lass mir doch die Chance, dich näher kennen zu lernen, Lacie.“ Mit großen Augen sah sie ihn an und konnte nicht glauben, dass er das gerade wirklich gesagt hatte. Doch zugleich war sie sehr glücklich darüber und blieb deshalb. „Und ich dachte, meine Art und mein Timing würden dich nur abschrecken.“ „Nein“, erklärte er mit einem Kopfschütteln. „Dazu braucht es einiges mehr.“ Also setzten sie sich und redeten viel miteinander. Es herrschte eine fast schon vertraute Atmosphäre, als würden sie sich schon ewig kennen. Lacie erzählte ihm von der Zeit, die sie mit Dathan verbracht hatte und wie es zu ihrer Begegnung gekommen war. Aber dann, als es knapp 23 Uhr war, brach er bewusstlos zusammen und blieb regungslos liegen. Lacie schlug daraufhin sofort Alarm und gab den anderen Bescheid. Insgesamt hatte dieser Zustand knapp neun Stunden gedauert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)