Weiße Taube von Hielo (Gefühle) ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel Drei: Aufbruch --------------------------------- ~Aufbruch~ „Über Vergangenes mach dir keine Sorgen, dem Kommenden wende dich zu. - Dschuang Dsi (taoistischer Philosoph) Mit einem Geräusch, welches wie ein lauter Donner in den Ohren hallte, fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Sein Daumen glitt über die kleine, helle Stelle an seinem Finger, wo bis vor wenigen Minuten noch der goldene Ehering seinen Platz gehabt hatte. Das sollte also das Ende sein? Nein, viel mehr ein Anfang. Ein neuer Lebensabschnitt lag vor ihm. Zusammen mit den blutigen Überresten, die der Krieg hinterlassen würde. Einen Moment sammelte er sich, musste tief Luft holen, bevor er sich in Bewegung setzte und den langen, dunklen Korridor entlang schritt. Ohne Umwege machte er sich auf den Weg zu seinem Luftschiff. Das Letzte seiner ehemals stolzen Flotte. Als König hätte er sicherlich mit einer riesigen Armada von Schiffen abreisen können, doch dieses Amt hatte er gerade zurück in die lieblichen Hände seiner Prinzessin gelegt. Die Prinzessin, die ihn nicht liebte. Von der er sich so sehr wünschte, so sehr gewünscht hatte, dass sie ihn liebte. Doch es hatte keinen Sinn. Ihr Herz gehörte weiterhin ihrem Ritter. 'Ich weiß nicht, ob ich auf dich warten kann...', hatte sie ihm nachgerufen und ihm so schmerzhafte Hoffnungssplitter auf den Weg geworfen, welchen es nun zu überqueren galt. Er hatte es ihr geschworen. Er würde einen Pfad zu ihrem Herzen finden, auch wenn dieser mit noch so vielen Steinen und Splittern und Scherben übersät sein würde. Als hätte ihn das vorher schon aufhalten können. „Aber Junger Herr? Seid Ihr sicher, dass ihr schon aufbrechen wollt? Ohne Euren verehrten Vater in Kenntnis zu setzen? Ooooh, das wird nicht gut ausgehen, junger Herr!“ Sein Berater wälzte nervös Bücher über mögliche Handelsrouten, welche das Kriegsgebiet großzügig umschiffen würden. Er selbst seufzte gedankenverloren und richtete behutsam seine Brille. „Ich werde Vater schreiben, sobald wir aufgebrochen sind. Nenn mich einen Feigling, aber ich habe keine Lust auf eine väterliche Standpauke. Es wird sich schon alles klären.“ Ja, das würde es sich mit Sicherheit. Denn er hatte große Pläne. Er wollte helfen. Den Menschen, die nach dem Krieg alles verloren hatten. Vätern, Müttern und Kindern wollte er beistehen. Dann würde auch sein Vater zufrieden sein. So konnte er zu dem Mann werden, der sie verdiente. Wie er es versprochen hatte. „Weißt du, mein Bester?“, sprach er, während er sich einen Wein einschenkte. „Krieg ist Unsinn.“ Sein Helfer schüttelte kurz verständnislos den Kopf, was ihn zum kichern brachte. Ein bitteres Kichern. Er wusste, dass der mausähnliche Gehilfe schon unter seinem Vater gedient hatte und sicherlich den ein und anderen Krieg miterleben musste, was aber für ihn hauptsächlich gewinnbringendes Geschäft versprach. „Krieg...so ein Blödsinn.“, murmelte er weiter. Was war er für ein Egoist? Floh, wie ein feiger Hund mit eingezogenem Schwanz vor dem Krieg und der Verantwortung eines Königs. Aber er wollte lernen. Er wollte lernen, was das Volk brauchte, was das Volk wollte und verdiente. Er wollte lernen, was sie schon wusste. Nachdem sein Berater ihn schnellen Schrittes verlassen hatte, wohl um seine Nerven zu beruhigen, setzte sich dessen Herr schweigend an seinen Schreibtisch, das Glas Wein in der Hand. Den Blick starr auf einen Haufen Dokumente zu seiner Rechten. So viele Wörter überschlugen sich in seinen Gedanken. So viele Dinge, die er ihr gerne noch gesagt hätte. Die er ihr gerne jeden Tag, immer und immer wieder gesagt hätte. Zumindest war er froh, die drei wichtigsten Wörter noch ausgesprochen zu haben, sodass sie nicht mehr wie schemenhafte Gespenster um seinen Verstand herumkreisten. 'Ich liebe dich.“ Wie schön es geklungen hatte. Auch wenn danach der Abschied folgte. Allerdings kein endgültiger, soviel war sicher. Schließlich nahm er sich Feder und Papier, tauchte das feine Instrument kurz in das Tintenfass und begann zu schreiben. „An meine geliebte Prinzessin...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)