Panem Adventskalender von District_13_rising ================================================================================ Kapitel 9: 12.12. - Annie Cresta -------------------------------- Adventskalender 2014 12. Dezember An meiner Wand hängt ein bunter Kalender Annie Odair Distrikt 4 im Jahr der 76. Hungerspiele „Daddy“, quietschte Maggy begeistert als es an der Tür klingelte, aber Annie wusste, dass nicht Finnick war, der vor der Tür stand. Sie hob ihre 15 Monate alte Tochter auf den Arm. Maggy hatte sich angewöhnt nach draußen zu laufen, wenn sie die Tür für Besucher öffneten. Nachdem Annie und Finnick ihr ein paar Mal hinterher gerannt waren, waren sie dazu übergegangen ihre Tochter auf den Arm zu nehmen, wenn sie zur Tür gingen. „Nicht Daddy, Tante May“, verbesserte Annie und öffnete die Haustür. Wie erwartet, war es ihre Cousine May, die zum Adventskalender basteln vorbei gekommen war. May war in einen dicken Wintermantel eingehüllt. Sie wirkte durchgefroren. Der Wind draußen war aber auch sehr stürmisch. „Nein Daddy“, machte Maggy enttäuscht und verzog das Gesicht, weil sie erkannt hatte, dass es nicht ihr Vater war, der vor der Tür stand. „Ist dein Mann nicht da?“, fragte May, nachdem Annie ihre Cousine ins Haus gelassen und ihr den Wintermantel abgenommen hatte. „Nein!“ Annie schüttelte den Kopf. „Der Adventskalender soll eine Überraschung werden. Du kannst keine Überraschungen für Finnick machen, wenn er in der Nähe ist.“ Deswegen war sie ihren Göttergatten auch los geworden, weil sich Überraschungen für ihn besser planten, wenn er nicht in der Nähe war. „Ich hab ihn einkaufen geschickt.“ Annie lächelte breit. Ihr Plan war wirklich perfekt. „Bist du sicher, dass er nicht bald wieder da ist?“, gab May zu Bedenken. Annie schüttelte wieder den Kopf. „Ich hab die Einkaufsliste unter Umständen sehr durcheinander geschrieben. Wenn er das nicht merkt, wird er ein bisschen herum rennen.“ Und sie hatte genug Zeit um Finnicks Überraschung fertig zu bekommen. Annie brachte den Wäschekorb in die Küche. Sie hatte mit Mags Unterstützung kleine Socken gestrickt, das hieß die alte Mentorin hatte die meisten Söckchen gestrickt und leider auch die schöneren. Dann hatte sie ein Seil gekauft und in drei Teile geschnitten. An jedem Seil waren 24 Socken befestigt, die sie mit kleinen Geschenken füllen würde. Die Geschenke dazu hatte sie alle heimlich besorgt und im Wäschekorb unter der gewaschenen Wäsche versteckt. Das war ein gutes Versteck, weil Finnick sich nicht für Wäschekörbe interessierte. „Es ist zwar ein Brauch aus Distrikt 11, aber warum sollten wir das nicht übernehmen? Ich finde die Idee sehr schön und Maggy freut sich, wenn sie Geschenke auspacken darf.“ An ihrem Geburtstag hatte Maggy sich am meisten über das Geschenkpapier gefreut, in dem ihre Geschenke eingepackt gewesen waren. „Wir haben einen für Maggy, einen für Makrele und einen für Finnick“, erklärte Annie ihrer Cousine zum bestimmt einhundertsten Mal. „Mit dem für Finnick fangen wir an, bevor er nach Hause kommt und etwas mitbekommt.“ „Er bekommt spätestens dann etwas mit, wenn du den Adventskalender aufhängst.“ „Er muss ja nur bis morgen warten, dann kann er das erste Geschenk aufmachen.“ Annie wusste nur nicht genau wie sie ihren Mann dazu bekommen sollte tatsächlich erst morgen den Adventskalender zu öffnen. Bei Maggy und Makrele würde das einfacher werden. „Ich hab übrigens Babykleider von Maggy raus gesucht. Es ist alles ganz neutral. Du kannst gerne mitnehmen, was dir gefällt“, sagte Annie, während sie den Inhalt des Wäschekorbs auf dem Tisch verteilte. Zumindest waren Maggys erste Strampelanzüge alle weiß. Erst seit sie nicht mehr in Distrikt 13 waren, hatte Annie angefangen ihrer Tochter typische Mädchenfarben anzuziehen. Hätte sie Maggy in den ersten Monaten anziehen können, was sie gewollt hätte, hätte sie kistenweise rosa-pinke Strampelanzüge und Jäckchen und Mützchen. Damit hätte May nichts anfangen können. In ungefähr drei Wochen erwartete Annies Cousine ihr erstes Kind. Es würde ein kleiner Junge werden und da war Rosa vielleicht nicht die passenste Farbe. „Hast du die Socken alleine gestrickt?“, fragte May und schaute sich die Adventskalendersocken genauer an. „Nicht direkt“, antwortete Annie. Sie strickte gern Socken. Leider nur nicht besonders gut. Sie strickte unförmige Socken, die man mit etwas Glück nicht beim Laufen verlor und die mit genauso viel Glück keine Löcher aufwiesen. Beim Stricken verlor sie regelmäßig Maschen und wenn sie es schaffte das zu retten, dann hatten ihre Socken kleine Löcher, die aussahen als hätten sie Motten rein gefressen. „Die hast auf jeden Fall du gestrickt“, stellte May fest und identifizierte eine Socke, die Annie tatsächlich selbst gestrickt hatte. „Und die und die ...“ „Ja, ich weiß“, unterbrach Annie ihre Cousine und nahm ihr das Seil mit den Socken weg. „Mags hat beim Stricken geholfen, sonst wäre ich nicht fertig geworden.“ „Du hättest auch etwas anderes zu essen haben können“, sagte Annie. Sie hatte May Eier gekocht, weil ihre hochschwangere Cousine unbedingt gekochte Eier hatte essen wollen. Nur hatte sie dabei nicht erwähnt, dass sie die Eier mit Zucker essen wollte. Angewidert beobachtete Annie ihre Cousine. Da sollte sich noch mal jemand bei ihr über ihre Essgewohnheiten in der Schwangerschaft mit Maggy beschweren. Gekochte Erbsen in Apfelmus waren längst nicht so pervers wie gekochte Eier mit Zucker, fand Annie mal ganz objektiv und konnte dabei nicht aufhören May anzustarren. „Nein, das ist sehr gut, danke“, lächelte sie zufrieden. „Aha“, machte Annie und schaute aus dem Fenster um May nicht mehr beim Essen zu beobachten. „Du weißt, dass das ganz schön pervers ist“, meinte Annie kopfschüttelnd. Der Geruch der gekochten Eier machte Mays Essen für Annie nicht unbedingt ansprechender. „Da erinnere ich dich dann demnächst dran“, antwortete May lachend. „So schnell geht das nicht“, widersprach Annie. Das hatte der Arzt auch gesagt. Bevor sie die Pille abgesetzt hatte, hatte sie nämlich mit ihrem Arzt gesprochen. „Mein Arzt hat gesagt es könnte ein Jahr dauern.“ Finnick hatte dazu zwar gesagt, dass er Finnick Odair wäre und das ganz sicher nicht ein Jahr dauern würde bis sie wieder schwanger war, aber sie versuchte sich keine Hoffnungen zu machen, dass es schnell klappen würde. Nachher wäre sie enttäuscht, wenn es länger dauerte. Der Regen prasselte unaufhörlich gegen die Fenster. Es war eine Sturmflut angekündigt für den nächsten Tag. Der Wind war bereits jetzt stürmisch und es regnete seit einer Stunde ununterbrochen. Besorgt beobachtete Annie wie die Regentropfen an der Glasscheibe des Küchenfensters herunter liefen bis Makrele auf die Fensterbank hüpfte und ihre Nase platt drückte bei dem Versuch Tropfen zu fangen. Hoffentlich würde Finnick nicht zu nass werden. Annie hatte ihren Mann nur aus dem Haus haben wollen. Dabei hatte sie nicht bezweckt, dass er sich schwer erkältete. Wenn er das Handy schon hätte, das Annie ihm zu Weihnachten schenken wollte, würde sie ihn anrufen und ihm sagen, dass er sich irgendwo unterstellen sollte. Andererseits war Finnick ein erwachsener Mann. Er würde allein auf die Idee kommen sich unterzustellen, bevor er völlig durchnässt werden würde. Er war schließlich nicht Maggy. Annie hatte May die Süßigkeiten für Finnicks Adventskalender zum Verpacken gegeben, während sie die kleinen selbst geschriebenen Gutscheine und die Dinge, wie Massageöl lieber selbst einpackte. „Was schreibst du eigentlich auf die Zettel?“, wollte May neugierig wissen. Sie war aufgestanden und schielte Annie über die Schulter als sie den letzten Zettel schrieb, den Finnick am 1. Dezember finden würde. „Viel Spaß mit deinem Adventskalender“, las May vor. „Dein armer Mann.“ „Ich freu mich auf sein Gesicht“, gab Annie grinsend zu. „Ich werde mich für den Zettel ganz lieb entschuldigen.“ Sie hatte dafür auch schon ein paar Ideen, wie sie das tun würde. Dafür hatte sie sich eine Schleife gekauft um sich selbst als Geschenk zu verpacken. Annie und May hatten die Adventskalender fast fertig. Für Makrele hatte Annie Leckerchen selbst gebacken. Sie hoffte, dass ihr Kätzchen die Leckerchen auch mochte. An Heiligabend bekam Makrele sogar kleine, getrocknete Fische, die Annie auf Mays anraten zuerst in Frischhaltefolie gewickelt hatte, bevor die Katze die Adventskalender von der Wand holte, weil sie den Fisch roch. In Maggys Adventskalender gab es ein paar Süßigkeiten, Früchteriegel, kleine Boote für die Badewanne zum Schwimmen lassen, eine Mütze, Haarspangen, Socken, die Annie lieber gekauft als gestrickt hatte, und eine kleine Kinderschürze, damit Maggy auch mithelfen konnte Kekse backen. „Die Schürze ist süß“, sagte May, als sie das letzte Päckchen einpackten. Gleich könnten sie die Adventskalender aufhängen und das alles, bevor Finnick nach Hause kam. Sie lagen gut in der Zeit. „Nächstes Jahr bekommt der kleine Mann auch eine und dann backen wir zu viert Kekse“, antwortete Annie und stupste Mays Babybauch an, als sie ein Geräusch an der Haustür hörte. „Du kannst hier nicht rein“, hielt Annie Finnick auf, als er, nass und mit Einkaufstaschen beladen in die Küche gehen wollte. Sie überlegte nach einem guten Grund warum sie Finnick nicht in die Küche lassen wollte, aber ihr fiel nichts Gutes ein. „Du verheimlichst was vor mir“, stellte Finnick auch prompt fest. „Nein! Du bist nur nass und tropfst die ganze Küche voll. ... Na gut, es ist eine Überraschung“, sagte Annie und versuchte sich größer zu machen, damit sie den Blick auf die Küche versperrte. „Hallo May“, grüßte Finnick ihre Cousine, weil es absolut unmöglich für Annie war die Sicht auf die Küche zu versperren. May erwiderte den Gruß und verdeckte zumindest die Sicht auf das letzte Geschenk, das sie für Maggy einpackten. Dabei wäre es nicht so schlimm, wenn Finnick die Überraschung für ihre Tochter sehen würde. Zumindest wäre es schlimmer gewesen, hätte er seine Überraschungen gesehen. „Was für eine Überraschung ist es denn?“, wollte Finnick wissen. „Wenn ich es dir sage, dann ist es keine Überraschung mehr“, antwortete Annie. Sie hatte es sich sehr niedlich vorgestellt, wie Maggy jeden Morgen mit ihrem Daddy ein Adventskalendertürchen öffnete und beide nicht wussten, was sich in dem Türchen verbarg. Deswegen wollte sie auch eigentlich nicht, dass Finnick die Geschenke jetzt sah. „Na gut“, seufzte sie, weil sie Finnicks Bettelblick einfach nicht lange stand halten konnte und er nutzte das auch noch schamlos aus. „Es ist ein Adventskalender.“ „Was ist da drin?“, fragte Finnick weiter. „Das soll doch jeden Tag eine Überraschung sein, Purzelchen.“ Mehr würde Annie ihm wirklich nicht mehr sagen. Jeden Tag eine kleine Überraschung um die Wartezeit bis Weihnachten zu überbrücken, war schließlich der Sinn des ganzen. Nicht das sie vorher alles verriet. Annie wurde wach. Desorientiert setzte sie sich auf und fröstelte, weil ihre Bettdecke abhanden gekommen war. Ihr Blick fiel auf Finnicks leere Betthälfte. Ihr Mann war weg. Vielleicht war Maggy wach geworden. Sie bekam momentan ihren ersten Backenzahn. Etwas, das noch schlimmer war als die Schneidezähne. War ihre Tochter wach geworden und Finnick war aufgestanden um sie zu trösten? Annie kämpfte sich müde auf die Beine. Sie nahm ihren Bademantel, den sie über die Sessellehne gehängt hatte und zog ihn über, bevor sie Finnick suchen ging. Zuerst in Maggys Zimmer. Dort war er aber nicht und ihre Tochter schlief ganz friedlich. Sie bemerkte nicht einmal wie Annie ihre kleine Bettdecke wieder richtig zog. Annie machte sich auf den Weg nach unten ins Wohnzimmer, weil sie diese Ahnung hatte, dass ihr Mann wie magisch von seinem Adventskalender angezogen wurde. Bereits im Flur hörte sie Finnicks Stimme und Makreles Jaulen. Neben der Wohnzimmertür hielt sie inne um nicht gleich zu verraten, dass sie ebenfalls wach war. „Psst, du kannst nicht wieder Hunger haben. Du hattest dein Futter schon. Du musst die Klappe halten, sonst verrätst du uns beide“, flüsterte Finnick der jammernden Katze zu. „Makrele! Davon wird dein Frauchen wach und dann erwischt sie uns …“ Annie musste sich beherrschen um nicht in Lachen auszubrechen. Sie schlich bis zur Wohnzimmertür. Finnick hantierte im dunklen Wohnzimmer mit einer Taschenlampe an seinem Adventskalender. Makrele lief maunzend um ihn herum, weil sie den Lichtschein fangen wollte. Selbstvergessen beobachtete Annie die beiden einen Moment lang. „Makrele … Hast du mich angefaucht?!“, fragte Finnick die Katze beleidigt, nachdem sie halbherzig nach seinem Bein geschlagen hatte. Annie konnte ein Kichern nicht mehr unterdrücken und betätigte den Lichtschalter um auf sich aufmerksam zu machen. Finnick drehte sich ertappt zu ihr um. Er grinste breit. „Makrele hatte Hunger“, behauptete er. Makrele maunzte und Finnick knipste die Taschenlampe wieder aus. „Finnick, kannst du nicht warten bis morgen ist?“, fragte Annie belustigt und lehnte sich in den Türrahmen. „Lass uns wieder ins Bett gehen.“ „Es ist morgen“, antwortete Finnick mit einem Blick auf die Uhrzeit. „Seit zwei Stunden ist der 1. Dezember, Annie.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)