Gedankenabzüge von wortlos ================================================================================ Kapitel 1: Ein Lächeln ---------------------- Ein Lächeln Manchmal ist die Zunge wie gelähmt. So vieles, was gesagt werden will, stirbt den süßen Tod eines Lächelns. Unausgesprochen existiert es vielleicht nicht, während sich die eigene Wahrnehmung betrügt und einzig an Freude berauscht, beglückt. Der Kopf wird schwerer, der Geist träger. Sinne sind wach und scharf. Zerschneiden die eigene Stille in hauchdünne Fetzen. Würde man sie zusammensetzen, blickte man in eine Fratze purer Verzweiflung. Kein Schauspiel, keine Masken, nur auferlegte und gespendete Wärme für die eigene Kälte. Nichts bricht das Eis. Nichts erreicht das Licht im Inneren. Nichts wird je wieder darin versinken. Als Stein auf dem Grund liegen und jeden freien Atemzug klirrend stechen lassen. Das Refugium ist leer. Ich bin nicht mehr. War ich es je? Sein. Schein. Illusion zwischen den Zeiten. Und im Jetzt stirbt der Augenblick auf wortlosen Lippen. Kapitel 2: Fressen ------------------ Fressen Ich möchte springen. Hinab in den Schlund schluckender Tiefe, die mich bereits mit aufgerissenem Maul verschlingt, zerreißt. Wortlos … nein, wertlos. Jedes beschissene Wort. Abgezogene Seelenfäden, die mir in das Fleisch schneiden. Erwürgen. Bluten lassen. Umsonst. Das Leben säuft mich leer. Und der Brand giert weiter. Für etwas muss er doch gut sein! Für jemanden. Einmal! Nicht umsonst verschenken. Vergeben. Verlieren. Das Nichts feiert ein Festmahl. Die Angst diniert. Und ich verdaue Enttäuschungen. Erbreche mich an Ekel. Spucke auf Gefühle. Angewidert von mir selbst. „Würdest du mir bitte das Messer reichen?“ „Zerkleinerte ich ungenügend?“ „Ja; leider. Das Herz ist zu groß.“ Kapitel 3: Waidwund ------------------- Waidwund Etwas tun … ich will etwas tun! Irgendwas. Doch jede Reaktion wäre nur ein winselndes Aufschreien, ein Zucken von etwas, was bereits leblos ist. Sein sollte. Zumindest stirbt. Es ist gut so. Und es ist schrecklich ... … dieser Waidwund Und Stund um Stund Flüstert der Tod: Sieh … Du warst nicht Jäger, sondern Vieh! Hast die Hoffnung nicht gefangen Warst Beute, in Vertrauen aufgehangen Der Schmerz schleicht durch dein Blut Abgezogen, all dein seelisch Gut Allein das Salz ist nicht vergebens, Konserviert es Leid doch Zeit deines Lebens. -- Wo bleibt der Gnadenschuss? Kapitel 4: OP: Offenherziger Patient ------------------------------------ OP: Offenherziger Patient Ich hab's satt, dass du an mir frisst. Hab dich doch nicht so! Genau das ist es doch. Ich habe mich nicht mehr. Welch Theatralik; bei dem Schmerz ist doch noch genug über. Stimmt. Ich schnitt noch nicht genug ab. Worauf wartest du dann? Wirf den Rest der Vergeblichkeit zum Fraß vor. Also Scheibe für Scheibe. Eine für die Trauer, eine für die Wut, eine für ... Halt! Doch nicht so! Sondern? Zerhacken, zerfleischen, zermalmen. Schließlich willst du doch vernichten. Ich? Nein. Ich wollte nur geliebt werden. Hat ja großartig funktioniert. Um kleinlich zu sein, keineswegs. Versuchs mit Lachen. Damit sieht's gleich besser aus. Kann ich nicht mehr. Der Spott verstümmelte den Humor. Dann ist wirklich alles gestorben. Schön wär's. Ich hör's noch immer. Was? Das Pochen. Die Wunde. Das Herz. Dann bring's zu Ende. Jetzt. Fressen, um den Hunger zu stillen. Kapitel 5: Nachruf ------------------ Nachruf Wenn ich gerade nur den leuchtenden Ausweg der Inspiration finden würde … alles ist nur finster. Seit Tagen schon quält mich dieser dumpfe Druck im Unterbewusstsein. Ab und an schwappt eine Welle über mein Gemüt und alles ist glasklar. Der Geist zerschlägt diesen Spiegel, denn, ach wie sinnlos ist es, in ihn zu blicken! Tausendfach könnte sich mein Geist an der Erkenntnis brechen, sie bliebe hoffnungslos, leblos. In meinen Augen liegt nicht das Kennen, nicht die Loslösung von allem. Gebannt hängen sie an ihrer Version, ihrem Leid. Bereinigung braucht mehr; Unmögliches wie mir scheint. Wie soll man eine Aussprache ins Leben rufen, wenn alles gestorben ist? Fast. Alles lässt sich unter Worten begraben. Warum nicht die Erinnerung … Kapitel 6: Zerschmetterung -------------------------- Zerschmetterung Warum frisst etwas Altes nur immer mit solch einer wiedererweckten Kraft an einem? Kann dieses Vieh nicht einfach an Alterserscheinungen verrecken? Zu Staub zerfallen? Lass mich dich zwischen meinen Hände klatschen und mit einem Schlag deine Flügel der Psyche brechen! Doch du tanzt nur und singst „Hast du mich vermisst?“ Ja. Ich vermisse, dich zu hassen. Friss an mir. Zerfleische Gedanken. Verschlinge Gefühle. Zerschmettere mich. Lass den leeren Kadaver der Seele zurück. Ich weiß ja, du kommst wieder … Kapitel 7: Sehnsucht -------------------- Sehnsucht Sehnsucht - Wie oft habe ich versucht, ihr zu entfliehen. Ich kann nicht aus der Sucht. Ich suche weiter, getrieben von Sehnsucht. Ich flüchte, immerzu in die Versuchung der Leere. Wundert es, dort nichts zu finden? Weiter zu suchen? Geist an Geist stehen wir, der Horizont blockiert. Zugemauert mit Worten. Rissiges Gestein, bröckelnd, Gedanken erschlagend. Tot sein. Selbst sein. Frei sein. Ich bin nicht bei mir. Betrunken, berauscht, aufgezehrt, verbraucht. Willst du mir nicht einen weiteren Tropfen geben? Einen der Hoffnung? Ich bezahle mit Blut. Mit Herzblut. Mit heißen Tränen auf weichem Stein. Ich suche nach Kälte, nach Schwärze, nach Taubsein. Dann müsste ich die Stille nicht mehr hören, den Schrei der Sehnsucht nicht mehr fühlen. Es gibt nur Taubheit. Deine. Neue Nacht, neuer Versuch: Träume! Suche Zuflucht! Finde Kraft! Ich kann nicht … Der Alb sitzt auf meinem gebrochenen Herzschlag, inmitten der Seele. In dem Loch, welches mich findet. Immerzu, auf der Suche nach mehr … Nach dir, nach mir, nach uns? Ich habe es vergessen. Verloren im Sehnen von Zeit und Raum. Abschaum die Gischt. Unberührtes Eiland im weiten – Mär. Warum hat es kein Ende? Sehnsucht nach Auflösung, Erlösung, Lösung. Und sie lebte versuchend bis an ihr Lebensende; Erinnerung. Irgendwann bringt sie mich um. Kapitel 8: aufgrund ------------------- aufgrund Das Knirschen unter meinem Geist Das Knacken unter meinem Herzen Das Krachen unter meiner Seele Im Wortraum So klingt es denn, wenn ein anderer bricht. Durch mich. Ich berste, brenne, breche – unversehrt.  Die Gedanken einzig verkehrt. Gefangen in fremden Spähren. So fremd. So bekannt.  Die gleiche Hilflosigkeit. Die selbe Stille. Leere. Hier und dort. Ich wünsche mich fort, ich wünsche mich zurück. Ich wünsche mir den unerfüllten Wunsch, die Hoffnung abseits allen Lichts. „Komm mir nicht zu nah, sonst kann's geschehen …“ Ich hatte es kommen sehen. Nicht meine Angst – diesmal. Nicht meine Zweifel – diesmal. Meine Schuld – jedes Mal? Unter Glas fühle ich mich. Unter Glas sollte ich bleiben. Verweilen, die Zeit der Sehnsucht mit Steinen austreiben. Allein in Splittern leiden. Sieh in meinen Spiegel und finde das Lächeln der Hässlichkeit. Sieh in meine Augen und finde den Glanz von Vergänglichkeit. Sieh in meine Seele und blicke fort! Sieh in mich und finde dort - mein Wort  im ewigen Hall Schall und Rauch. Und die Wolken brechen entzwei lassen flüssigen Nebel frei … … fallend auf Grund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)