Lux Aeterna von Fanatika ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Lux Aeterna „Ich hasse Deko!“ „Warum hast du uns dann überhaupt dafür eingetragen?“ „Weiß ich auch nicht mehr.“ „Manchmal glaube ich, du warst bei der Intelligenzverteilung abwesend.“ „Ly, das ist nicht nett!“ „Ist es nicht, aber es ist die Wahrheit.“ „Hmpf.“ „Und nun?“ „Bei Merlin, ich weiß es nicht!“ „Großartig... wirklich großartig.“ An manchen Tagen fragte sich Lysander wirklich, warum sein Zwillingsbruder jedes Jahr aufs Neue auf irgendwelche dummen Ideen kam, bei denen er sie BEIDE eintragen musste. Nein, nicht, dass Lorcan nur sich selbst damit quälte und sich selbst in diesen Mist manövrierte, er spannte ihn auch noch dafür ein! Letztes Jahr hatte er sie beide für die Inventurzählung der Bibliothek angemeldet (schon mal hunderttausende von Büchern gezählt? Nein? Ist auch furchtbare Zeitverschwendung, das wusste Lysander jetzt aus eigener Erfahrung.). Davor das Jahr hatte er allen Ernstes für ein komplettes Schuljahr mit seinem Bruder zusammen die Quidditchspiele kommentieren müssen und in diesem Jahr, ja, da hatte Lorcan den Vogel nun wirklich abgeschlossen. Denn Lorcan, der es irgendwie geschafft hatte, zum Vertrauensschüler zu werden, hatte sich und seinen werten Bruder für die Weihnachtsdekobastelstunde mit den Erst- und Zweitklässlern eingetragen. Ohne Worte, einfach ohne Worte. Im ersten Augenblick hatte Lysander noch geglaubt, sein Bruder hätte das getan, um irgendein Mädchen zu beeindrucken – aber nein, die Vermutung hatte er schnell revidieren müssen, denn Lorcan war hellauf begeistert von der Idee gewesen. Das Problem hierbei war ein ganz Simples: er hatte nur leider rein gar keine Kreativität vorzuweisen und da sollte Lysander ins Spiel kommen. Nur leider gehörte Weihnachten nicht gerade zu den Festlichkeiten, die Lysander mochte, nein, er mochte diesen Firlefanz überhaupt nicht. Er mochte weder Lebkuchen noch Plätzchen noch die ollen Weihnachtslieder, die sie jedes Jahr zuhause singen mussten. Das würde ihm zwar dieses Jahr erspart bleiben, da sie beide Weihnachten in Hogwarts verbringen mussten, aber er glaubte nicht daran, dass das Weihnachtsfest in Hogwarts so viel besser werden würde. Hm, vielleicht konnte er sich in seinem Schlafsaal einschließen? Aber gut, sie waren bei der Weihnachtsdeko, die sie mit den lieben, kleinen, nervigen Rotzblagen – pardon Kindern - basteln sollten. Lorcan saß an einem der Tische, die Hände hatte er auf das dunkle Holz gelegt und der Kopf lag mittlerweile zwischen seinen Händen. Er wirkte verzweifelt. Gut so, das würde ihm vielleicht eine Lehre sein! Oder auch nicht. Lysander seufzte und legte den Kopf schief. „Ich nehme nicht an, dass du aufgeben willst?“ „Richtig!“, erwiderte sein Bruder dumpf, da er gegen das Holz sprach, anstatt seinen Kopf auch nur einen Millimeter von der Tischplatte hochzuheben. „Aber Trübsal blasen bringt uns auch nicht weiter. Du musst doch irgendwelche Ideen gehabt haben, als du unsere Namen in die verdammte Liste eingetragen hast!“ „Hmhm.“ Ganz klasse. Das war so typisch. „Haben sie in der Schülerversammlung einen Unterthemenbereich vorgegeben?“ Vielleicht hatten sie ja Glück und mussten sich nicht alles aus den Fingern saugen. Damit wäre zumindest ein Anhaltspunkt gegeben, in welche Richtung sie denken konnten, aber... „Nein.“ Er spürte, dass seine Toleranz für seinen Bruder langsam immer weiter schwand und einer Ruhe vor dem Sturm Platz machte, die niemals etwas Gutes zu bedeuten hatte. Lysander regte sich nicht oft auf, aber wenn er es doch tat, dann aber richtig. Mit Tellern hatte er bisher noch nicht geworfen – das war viel zu weibisch -, aber das ein oder andere Spielzeug war schon damals geflogen. Seine Bücher würde er natürlich niemals, aber wirklich niemals, auf seinen Bruder werfen – dazu waren seine Lieblinge viel zu kostbar -, aber es gab ja noch andere Gegenstände, die so rumlagen und sich als Wurfgeschosse eigneten. Zauberschachfiguren zum Beispiel. Klein, aber oho. Riefen das ein oder andere Hörnchen auf der Stirn des Gegenübers hervor, wenn man nur gut genug zielen konnte. Er stellte sich Lorcan mit einem schönen, großen Horn mitten auf der Stirn vor. Der Anblick begann ihm zu gefallen. „Soll das Ganze als Geschenk herhalten oder soll damit auch was geschmückt werden?“ Ja, er gab nicht auf. Irgendwas an Gehirnmasse musste doch bei seinem Bruder vorhanden sein, mit dem er sich irgendwas ausdenken konnte. Konnte doch nicht ernsthaft alles an ihn gegangen sein? Okay, wenn er sich das Häufchen Elend da auf dem Tisch ansah, dann vielleicht doch... Oh, er hob den Kopf! Lorcan bewegte sich langsam und hob den Kopf an, um seinen Bruder ansehen zu können. War das ein Hoffnungsschimmer in seinen Augen? „Wäre ja schon was, wenn man es als Geschenk und Weihnachtsdeko benutzen könnte, oder?“ Ja, er klang definitiv hoffnungsvoll. Er schien allen Ernstes zu glauben, dass Lysander ihm jetzt den Ausweg aus der aussichtslosen Kreativlosigkeit präsentieren würde. Nee, so nicht. „Gut, dann kannste ja jetzt mal deinen Hintern in die Bibliothek schwingen, etwas suchen und mir dann Bescheid geben, wenn du etwas passendes gefunden hast!“ „In die Bibliothek?“ Lorcans Augen weiteten sich schreckerfüllt. „ALLEINE?!“ Kaum zu glauben, dass sein Bruder sie beide zur Inventurzählung in die Bibliothek beordert hatte, wenn er so große Probleme damit zu haben schien, diese allein aufzusuchen. „Bis später!“ Lysander drehte sich um und verschwand zur Tür hinaus. Zurück ließ er einen erneut verzweifelten Lorcan, der den Kopf geräuschvoll auf die Tischplatte fallen ließ, um sich anschließend lautstark darüber zu beschweren. ͠ Zwanzig Erst- und Zweitklässler saßen auf ihren Stühlen, starrten auf Lorcan und Lysander, die vorne am Pult standen und sich in ihrer Rolle nicht ganz wohl zu fühlen schienen, und warteten auf die Dinge, die da kommen würden. Lorcan hob die große, schwarze Tasche an, die er mitgebracht hatte. Oh, es hatte ihn einige Überredungskunst gekostet, dass er das Klassenzimmer von Professor Slughorn benutzen durfte, aber er hatte es geschafft! Geräuschvoll ließ er die Tasche auf das Pult plumpsen, sodass Lysander ihm einen warnenden Blick zuwarf. Seine dunklen Augen waren direkt auf ihn gerichtet und schienen jene von Lorcans Bewegungen genaustens zu verfolgen. „Willkommen in der vorweihnachtlichen Bastelstunde!“, begrüßte Lorcan die Gruppe. Zum Glück nahmen nicht alle Erst- und Zweitklässler in Hogwarts daran teil. Es war eine freiwillige Angelegenheit und damit hatten sich die Chaoten vom Dienst sicherlich nicht dazu angemeldet. Machte die Sache für sie leichter – zumindest theoretisch. „Das ist mein Bruder Lysander und ich bin Lorcan.“ Er deutete erst auf seinen Bruder, dann auf sich. „Heute wollen wir ein Lux Aeterna basteln.“ Gemurmel erhob sich, fragende Blicke wurden ausgetauscht. Lysander hob neben ihm eine Augenbraue und trat dann einen Schritt vor. „Also, Lux Aeterna ist der Fachname für das „Ewige Licht“. Manche von euch kennen diese Flüssigkeit sicher schon. Sie wird in einigen Lichtphiolen verwendet, manchmal kann man es auch abgefüllt in Weihnachtskugeln kaufen. Letzteres ist unser Ziel. Wir werden zusammen ein Lux Aeterna herstellen und dies dann in eine Weihnachtskugel abfüllen.“ Eines der Kind hob die Hand. Es war ein Junge mit pechschwarzem Haar und dunklen Augen. Lysander nickte ihm zu, als Zeichen, dass er sprechen möge. „Aber ist die Herstellung eines Ewiges Lichts nicht gefährlich? Wir haben doch kaum Erfahrung“, wandte er ein und Lysander grinste Lorcan an. Das war genau der Einwand, den auch sein Zwillingsbruder gebracht hatte, als Lorcan ihm von seiner unglaublich brillanten Idee erzählt hatte. Doch wie auch zuvor, winkte Lorcan mit einem Lächeln ab. „Es ist vollkommen ungefährlich, diesen Trank herzustellen. Außerdem sind wir beide an eurer Seite. Es kann also nun wirklich nichts schief gehen, glaubt mir.“ Lorcan strotzte nur so vor Zuversicht. Er kam gar nicht auf die Idee, dass etwas schief gehen könnte. Immer positiv denken. Das würde super klasse werden! Er klatschte in die Hände und an der Tafel erschienen die Zutaten und genauen Arbeitsanweisungen für den Trank, um das Lux Aeterna herzustellen. „Gut, dann würde ich sagen, wir beginnen?!“ Er grinste breit in die Runde. Die Gesichter der Kinder blieben skeptisch. Davon ließ er sich jedoch nicht beeinflussen. Mit dem Wink seines Zauberstabes ließ er weihnachtliche Musik erklingen, um die Stimmung ein wenig aufzulockern. Das würde schon werden. Da war er sich sicher. Er hatte an alles gedacht. ͠ „So!“ Lorcan erhob erneut die Stimme. Nach gefühlt vier Stunden Brauzeit würde nun der letzte Schliff folgen. Lysander sah noch immer genauso skeptisch aus, wie er sich fühlte. Irgendetwas sagte ihm, dass sein Bruder etwas ganz wichtiges vergessen hatte. Er wusste nur nicht, was es war und ehrlich gesagt hatte er keine Lust gehabt, sich das Tränkebuch zu schnappen, in dem Lorcan den Trank ausfindig gemacht hatte, um herauszufinden, was ihm so schwer im Magen lag und dementsprechend störte. „Nun rühren wir noch dreimal gegen den Uhrzeigersinn und fügen dann die geschnittenen Zutaten hinzu. Das sind die, die nachher dafür sorgen, dass unser Trank zum Ewigen Licht wird.“ Lorcan klang zuversichtlich und lächelte breit in die Runde. „Eins... zwei.... drei!“, gab er laut den Rührrhythmus vor. „Nun nehmt ihr die kleingehackten Collembolen. Lasst sie langsam in den Trank gleiten und rührt dabei kräftig von innen nach außen im Uhrzeigersinn. Fünf Umdrehungen! Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf.“ Er beobachtete die Rührgeschwindigkeit der Schüler nicht so genau, sodass Lysander zwischen den Vierertischen umher ging, um sicher zu stellen, dass alles so klappte, wie sein Bruder sich das vorstellte. Denn nur weil Lorcan behauptete, dass nichts schief gehen konnte, hieß das noch lange nicht, dass dem nicht so war. Lysander wusste, wovon er sprach, er hatte 15 Jahre Lebenserfahrung mit seinem Zwilling. In dieser Zeit hatte er schmerzlichst lernen müssen, dass man dem Optimismus seines Bruders niemals trauen sollte – wenn einem sein Leben lieb war. „Nun gebt ihr die geraspelten leuchtenden Ölbaumpilze hinzu. Laut Rezept müsst ihr nun noch 10 mal im Uhrzeigersinn rühren und zwar von außen, bis ihr die Schwänze der Leuchtschnellkäfer hinzugebt. Dann lassen wir alles noch einmal aufkochen und können es abfüllen!“ Er klatschte begeistert in die Hände und freute sich selbst wie ein kleines Kind, was Lysander nur eine hochgehobene Augenbraue entlockte, während die Kinder allesamt in Begeisterungsstürme ausbrachen. Trotz der anfänglichen Skepsis hatte Lorcan es mit Weihnachtsmusik, Plätzchenverzehr und dem Trankbrauen geschafft, die Stimmung zu heben und schlussendlich schien man sich nun darauf geeinigt zu haben, Lorcans Idee mit dem abgefüllten Ewigen Licht ganz klasse zu finden, denn jeder hatte sich transparente Kugeln herausgesucht, in die nachher alles abgefüllt werden würde. Auf den Gesichtern war eine gewisse Vorfreude zu erkennen, einige tuschelten aufgeregt und stießen sich gegenseitig an, um die Trankfarben dann lautstark zu diskutieren, denn kein Trank schien wie der andere auszusehen. Dann machte sich ein Staunen breit, denn die Tränke begannen zu schimmern und zu leuchten. Lysander lehnte sich vor und blickte in einen der Kessel, beobachtete das seltsame Farbenspiel zusammen mit einem rothaarigen Mädchen und einem Jungen, der ebenfalls in Ravenclaw war. Kleine Farbtupfer begannen sich wie Tropfen auf der Oberfläche des Trankes auszubreiten. Die Tropfen schlugen Wellen, bis sich zwei berührten und vermischten. Schließlich war der ganze Kessel voll von den leuchtenden, schimmernden Tropfen, die keine Tropfen mehr waren. Der Trank leuchtete und das in allen Farben. Egal von welcher Seite man schaute, ob man weiter oben oder weiter unten war, die Farbe änderte sich ständig. Es war faszinierend und nahm Lysander gefangen. Er konnte gar nicht mehr aufhören in den Kessel zu blicken. Der Trank und das Lichtspiel hatte ihn in einen Bann gezogen. Eine Stille setzte ein. Nur ab und an hörte man noch einen Bewunderungslaut. Alle schienen damit beschäftigt zu sein, sich das Ergebnis ihrer Arbeit anzusehen. So langsam musste Lysander sich eingestehen, dass die Idee seines Bruders vielleicht doch nicht so dumm gewesen war, wie er zu erst vermutet hatte. Einige Minuten vergingen, dann klatschte jemand in die Hände und die Köpfe hoben sich. Lorcan stand vorn am Pult und grinste. „Ich möchte euch bitten, eure Kessel nun auszumachen. Ich nehme an, jeder Trank hat nun die spezielle Pigmentierung gezeigt. Das bedeutet, dass der Trank fertig ist. Wir werden eine kleine Pause machen und dann unsere Tränke in die Kugeln füllen.“ Er warf einen Blick zur Uhr. „Ich erwarte euch in 20 Minuten wieder im Klassenzimmer.“ Kaum zu glauben, aber wahr. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Lysander Schüler von Hogwarts sah, die mit einem Lächeln im Gesicht die Kellerräume verließen. Nicht dass Zaubertränke nicht ein tolles Fach war, aber das hatte er wirklich noch nicht gesehen. Der Raum leerte sich und Lysander trat auf seinen Bruder zu, der am Pult stehen geblieben war und den letzten Kindern zusah, wie sie den Raum verließen. „Ich muss zugeben, ich hätte nicht damit gerechnet, dass deine Idee so gut ankommt“, gestand Lysander. In seiner Stimme schwang kein Spott mit. Es handelte sich lediglich um eine ernst gemeinte Feststellung, die zur Abwechslung mal zu Gunsten seines Bruders ausfiel. Dieser grinste ihn an. Er schien heute generell gute Laune zu haben. Kein Wunder, er hatte Bestätigung dafür gefunden, dass seine Schwachsinnsidee – nämlich sie beide zum Basteln anzumelden – gut gewesen war. Eigentlich war das jetzt schlecht für Lysander, denn Bestätigung führte nur dazu, dass Lorcan sich für nächstes Jahr erneut berufen fühlen würde, seinen Schnappsideen weiter freien Lauf zu lassen. Andererseits wollte Lysander so ehrlich sein und den Erfolg der Idee, die sein Bruder trotz Kreativlosigkeit gehabt hatte, anerkennen. „Ich hab dir doch gesagt, ich finde was.“ „Das klang für mich eher so, als wenn du bereits aufgegeben hättest, es aber nur nicht zugeben wolltest.“ „Tja, siehst du – gut, dass ich nicht aufgegeben habe!“ Lorcan lachte und Lysander merkte, wie er selbst mit in das helle, ehrliche Lachen seines Bruders einstimmte. ͠ Erwin füllte gerade die letzte transparente Kugel, die er noch übrig hatte, mit dem Lux Aeterna. Er verschloss die Öffnung mit dem kleinen Pfropfen, den Lorcan ihm gegeben hatte und legte die Kugel dann, nachdem er den Verschlusszauber angewendet hatte, auf den Stapel Kugeln, die er bereits abgefüllt hatte. Die kleine Pyramide funkelte und strahlte ihn an und er bemerkte, dass er erneut kaum den Blick von den Kugeln abwenden konnte. Auch einigen anderen war es so gegangen. Kleine Häufchen mit leuchtenden Kugeln, die man zum Baumschmuck umfunktioniert hatte, lagen nun vor den Schülern. Lorcan nahm zwei der Kugeln in die Hand und ließ sie an den beiden Verschnürungen baumeln, die sie zuvor gebastelt hatten. „Wenn ihr die Kugeln nun schüttelt, dann seht ihr, wie sich dieser kleine Film, den ihr ausmachen konntet, als ihr vorhin auf die Oberfläche des Trankes geschaut habt, in der Kugel verteilt. Das sorgt für die unterschiedlichen Farben, die ineinander verschmelzen“, erklärte er und schüttelte die Kugeln mehrmals kräftig. „Ich bin mir sicher, das funktioniert auch, wenn ihr die Kugeln an den Verschnürungen leicht im Kreis herumwirbelt.“ Auch dies machte er vor. Er grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd und bemerkte gar nicht, wie sich die Verschnürung löste. Mit einem Mal riss das Band, das dafür gesorgt hatte, dass Lorcan die Kontrolle über die kleine Kugel behielt. Diese verwandelte sich in ein Wurfgeschoss und flog in hohem Bogen auf den Stapel Kugeln zu, von dem Lorcan die Kugel zuvor genommen hatte. „Es passiert nichts... keine Sorge, die Kugeln sind stabi.....“ Weiter kam er nicht, denn mit einem ohrenbetäubenden Knall krachte die Kugel auf die anderen. Ehe sie sich versahen, gab es eine laute Explosion und einen Lichtblitz, der den gesamten Raum erhellte. Geblendet hatten alle Schüler und die beiden Zwillinge ihre Augen reflexartig geschlossen. Lysander sah kleine Lichtpunkte vor seinen geschlossenen Augen aufblitzen. Ein Schmerz zog sich durch seinen Kopf. Automatisch war er in Deckung gegangen, sobald er die Explosion gehört hatte. Nun, nachdem nichts mehr zu hören war, und auch der Schmerz in seinen Augen langsam nachließ, öffnete er seine fest zusammengekniffenen Augen und blinzelte mühsam. Anfangs konnte er kaum etwas erkennen, dann fügte sich alles langsam zusammen. Der Stapel Kugeln war verschwunden. Der Boden und der Tisch um die Stelle herum waren voller Zaubertrank, der aus den Kugeln ausgelaufen war – die nicht ganz so stabil zu sein schienen, wie Lorcan behauptet hatte. Lysander erhob sich und begab sich direkt zu den Kindern, die der Explosion am nächsten gestanden hatten, fragte sie, ob sie etwas abbekommen hätten und wie es ihnen ging, doch es schien soweit alles in Ordnung. Nun ja, nicht ganz, denn drei Kinder und Lorcan waren mit dem Zaubertrank in Berührung gekommen. Während die Kinder den Trank nur auf ihren Schuluniformen hatten, klebte das Zeug auch in Lorcans Haaren. Das sah so absurd aus, dass Lysander trotz des Ernstes der Situation in Lachen ausbrach. Lorcans kurzen Haare, die schon länger mal wieder einen Friseur nötig gehabt hätten – angeblich hatte er vor sie wachsen zu lassen-, tropften so sehr, dass es so aussah, als hätte er gerade eine Dusche genommen. Hinzu kam, dass er überall Flecken im Gesicht hatte, die leuchteten und ihm damit das Aussehen eines Geistes gaben. Mit den hochgehobenen Händen und dem fassungslosen Ausdruck in seinem Gesicht wirkte er noch komischer. Das schienen auch die Kinder zu finden, denn nicht nur Lysander lachte, sondern auch alle anderen. Die Kinder begannen nach und nach einzustimmen, sobald sie den ersten Schock überwunden hatten. Lorcan wirkte verdutzt, tauschte einen verwirrten Blick mit seinem Bruder – und begann dann selbst zu lachen. Als hätte er es gewusst. Irgendwas musste schief gehen. Es ging immer etwas schief. Sonst wäre es keine von Lorcans Ideen. ͠ „Kennst du den Typen aus Slytherin?“ „Welchen meinst du?“ „Na den Zwilling.“ „Den mit den leuchtenden Haarsträhnen?“ „Ja, genau den.“ „Ich habe da so ein komisches Gerücht gehört.“ „Und das wäre?“ „Das wäre Lux Aeterna.“ „Echt?“ „Ja, aber dann würde es ja nie wieder rausgehen!“ „Hm... deswegen hat er es wohl schon zwei Jahre. Das erklärt einiges.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)