Vampireheart von Tsuki_no_Hime (SessKago) ================================================================================ Kapitel 1: A Dream? ------------------- Der Volksmund sprach von Untoten, die das Blut Lebender zu sich nahmen, um sich zu nähren. Er berichtete von schönen Frauen, die Männer verführten und sie in die Nacht verschleppten. Es gab Gerüchte. Auch in Musashi, dem Dorf der alten Priesterin Kaede, in welchem gerade die Gruppe von Inuyasha rastete, wurde viel gemunkelt, doch niemand wusste etwas Genaueres. Vampire? Wohlmöglich. Kagome lächelte bei diesem Gedanken. Als ob es wirklich Vampire geben würde. Na gut, an Dämonen hatte sie erst auch nicht geglaubt, galten sie in ihrer Zeit doch bereits als ausgestorben. Es war also nicht gänzlich auszuschließen. Dennoch hatte sie noch nie mit einem Kontakt gehabt, obwohl sie doch bereits seit drei Jahren zwischen den Epochen pendelte. „Worüber denkst du so angestrengt nach?“ Sango war unmerklich neben sie gerutscht und sah sie neugierig an. Auch Inuyashas Aufmerksamkeit richtete sich nun auf die beiden Frauen, während Miroku und Shippo bereits im Reich der Träume verweilten. „Mir kamen nur gerade die Worte der Dorfbewohner in den Sinn. Findet ihr es nicht auch merkwürdig, dass wir in letzter Zeit immer wieder auf Gerüchte über Untote stoßen? Gerade jetzt, wo Naraku vernichtete wurden und auch die Anzahl der Dämonenangriffe erheblich abgenommen hat.“ Nachdenklich nickte Sango ihr zu. Kagome hatte Recht, dennoch waren es bisweilen nur Gerüchte. Es gab keine Indizien, die wirklich dafür sprachen, was die Einheimischen sich erzählten. Alles nur Spekulationen. „Meint ihr, wir sollten dem nachgehen?“ Inuyasha wandte seinen Blick ab und schaute hoch in den Himmel, wo dutzende Sterne die Nacht erhellten. Kagome war diese Reaktion Antwort genug. Sie seufzte. Warum musste Inuyasha auch immer so ein Dickschädel sein. Sango indes schüttelte nur mit dem Kopf und betete sich nun ebenfalls zur Ruhe. Sie wollte keineswegs zwischen die Fronten geraten, wusste sie doch von Kagomes hitzigem Temperament und Inuyashas Sturheit. Eine wahrlich explosive Mischung, wie schon oftmals bewiesen wurde. Dennoch hatte Kagome nicht vor Benzin ins Feuer zu schütten. Wenn er ihr nicht helfen wollte und ihre Freundin scheinbar auch nicht gewillt war ihr beizustehen, dann musste sie sich eben alleine mal kundig machen. Warum sollte sie ihre Freunde auch anbetteln ihr zu helfen? Soweit kam es noch… Verärgert stand sie auf und stapfte davon, ohne Inuyasha auch nur eines Blickes zu würdigen. Genervt sah er ihr nun hinterher. Das dieses Weib auch immer ihren Willen durchsetzen musste. Sollte sie halt machen und sehen, wo sie blieb. Er würde ihr garantiert nicht zur Hilfe eilen, wenn sie sich mal wieder in Lebensgefahr begab. Nein, ganz bestimmt nicht! Entschieden schüttelte er den Kopf. Mal sehen, wie lange es dauern würde, bis sie wieder zur Besinnung kam. Er gab ihr höchstens eine Nacht. Damit schloss er seine Augen und lehnte sich etwas zurück. Auch er brauchte hin und wieder etwas Schlaf, war er doch schließlich nur ein Halbdämon. Genervt sah Kagome sich um. Bäume, Gräser und Büsche. Alles sah gleich aus, so dass sie ihre Orientierung nun gänzlich verloren hatte. Sie wusste nicht mehr, welchen Weg sie gekommen war. Weshalb musste sie auch so überstürzt das Lager verlassen? Gedanklich schlug sie ihren Kopf mehrmals an eine imaginäre Wand. Sie war doch wirklich seltendämlich. Gestresst fuhr sie sich mit der Hand durch die langen, schwarzen Haare und entschied einfach weiter gerade aus zu gehen. Irgendwann musste dieser Wald ja irgendwo enden. „Jetzt könnte ich echt gut eine Taschenlampe gebrauchen.“ Niedergeschlagen dachte sie an ihren Rucksack, der noch immer im Lager stand. „Sieh an, welch hübsches Täubchen sich um solch eine Zeit in den dunklen Wald verwirrt hat.“ Ruckartig blieb Kagome stehen und sah sich nach allen Seiten um, bis es plötzlich hinter ihr knackte und eine junge, wunderschöne Frau anmutig auf sie zuschritt. „Wer seid Ihr?“ Ein Lächeln schlich sich auf ihre blutroten Lippen, während ihre ebenfalls roten Augen sie teils belustigt, teils einschüchternd anblitzten. „Mein Name ist Nereza und ich mag es gar nicht, wenn man unaufgefordert in mein Gebiet eindringt.“ Ihr Gebiet? Aber das war doch der Wald, der den heiligen Baum beherbergte. Sie hatte ihn schon dutzend Mal betreten, doch nie zuvor war sie dieser Frau begegnet. „Nun sprich, was willst du hier?“ Kagome spürte, wie sie in die Knie ging. Es war, als würde eine unsichtbare Macht sie förmlich dazu zwingen, der Unbekannten Respekt zu zollen. Nun spürte sie auch die Aura, die von ihr auszugehen schien. Sie war stark und kalt. Ein eisiger Schauer jagte ihr über den Rücken. Er war keine gute Idee von ihr gewesen alleine los zu ziehen. Ob Inuyasha sich bereits sorgte und nach ihr suchte? Sie hoffte es. „Verzeiht, ich wusste nicht, dass dies Euer Gebiet ist. Wenn Ihr mir sagt, wie ich zurückfinde, so werde ich Euch nicht weiter belästigen.“ Ein spöttisches Lächeln legte sich auf Nerezas Lippen. Dachte dieses Menschenweib wirklich, dass sie für diese Frechheit ungeschoren davon kommen würde? Dann war sie wahrlich dümmer, als sie anfangs angenommen hatte. Und doch sagte ihr etwas, dass es nicht richtig wäre, sie einfach zu töten. Nicht, dass sie Mitleid empfinden würde. Keineswegs. Jedoch ging eine starke Kraft von der auf dem Boden knienden Frau aus. Zuletzt hatte sie so eine Kraft an einer Miko wahrgenommen. Dies war nun schon gut 50 Jahre her. Wenn sie sich Recht entsinne war ihr Name Kikyo. Eigentlich hatte Nereza damals vor, ihr die Unendlichkeit zu schenken, die sie mit diesem jämmerlichen Halbblut verbringen durfte, wenn sie dafür nur ihr Blut kosten durfte. Schade, dass es nicht dazu kam. Naraku… Dieser Name hinterließ noch immer einen schalen Nachgeschmack. Aufmerksam musterte sie ihr Opfer und stellte fest, dass sie eine spirituelle Ähnlichkeit zu der toten Miko besaß. Es war also wahr, was man sich erzählte. Sie musste Kikyos Reinkarnation sein. Die, die einst das Juwel wieder in diese Welt brachte und für sein zerbersten verantwortlich gewesen war. Nun war sie also mit einer zweiten Chance gesegnet, sich das reine Blut einer Miko einzuverleiben. „Steh auf und tritt näher.“ Ohne Umschweife kam Kagome dem deutlichen Befehl nach. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Ihr Körper reagierte automatisch. Sanft umschloss Nereza mit der Hand ihr Kind und studierte sorgfältig die angespannten Gesichtszüge, bis sie wieder von ihr abließ. Erleichtert atmete Kagome aus. „Du riecht nach Enttäuschung und unerwiderter Liebe.“ Nereza schmunzelte. Menschen und ihre einfältigen Gefühle. In den ganzen 750 Jahren, die sie bereits auf Erden wandelte, hatte sie diese noch nicht verstanden. Was verbanden die Menschen nur mit all den Gefühlen? Kaum merklich schüttelte sie den Kopf und roch nebenbei auch leicht den Geruch von Hund. Diese Frau beschritt also den gleichen Weg wie Kikyo zuvor. Sie hatte gänzlich ihren Platz eingenommen. Wie amüsant. „Wie ist dein Name?“ „Kagome.“ Zufrieden nickte Nereza ihr zu. ’Verbindung zweier Welten’. Durchaus passend. „Nun denn, Kagome. Beantworte mir eine Frage. Bist du zufrieden mit deinem bisherigen Leben? Bist du glücklich?“ Kagome stutzte. Warum wurde sie so etwas gefragt? Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. War sie glücklich? Sie dachte an Inuyasha, dachte daran, wie er sich noch mehr von ihr abgesondert hatte, seit Kikyo endgültig in das Totenreich eingefahren war. Dachte daran, wie die Gruppe langsam immer mehr entzweibrach. Und sie dachte an ihre Familie, die sie nun nie wieder sehen würde, seit der Brunnen bei dem Kampf gegen Naraku zerstört wurde. Anschließend schüttelte sie den Kopf. „Nein.“ Nerezas Schmunzeln wandte sich in ein Grinsen, welches ihre spitzen Eckzähne entblößte. Diese Antwort hatte sie fast schon erwartet. „Ich würde dir gerne einen Vorschlag unterbreiten.“ Aufmerksam lauschte Kagome ihren Worten. Was für einen Vorschlag könnte sie nur meinen? „Lass mich dein Blut kosten und zur Belohnung erfülle ich dir deinen sehnlichsten Wunsch.“ Ihr sehnlichster Wunsch? Inuyashas Liebe? Nein, sie hatte sich längst schon damit zufrieden gegeben, dass seine Liebe nicht ihr galt. Die Rückkehr in ihre Zeit? Auch nicht. Sie vermisste ihre Familie zwar, doch Tokio war für sie nie eine Heimat gewesen. Was war ihr sehnlichster Wunsch? War er so verborgen in ihr, dass sie nicht einmal wagte an ihn zu denken? Oder schlummerte er noch tief in ihr und wartete auf sein Erwachen? „Wie hast du dich entschieden?“ Kagome studierte Nerezas neutrale Gesichtszüge. Konnte sie ihr trauen? Hatte sie denn überhaupt noch etwas zu verlieren, wenn sie sich darauf einließ? Angespannt kniff sie die Augen zusammen und legte den Kopf schief, sodass Nereza einen guten Blick auf ihren freigelegten Nacken hatte. Die Versuchung war einfach zu groß, als das Kagome ihr hätte widerstehen können. Menschen waren so leicht zu ködern. Belustigt zuckten Nerezas Mundwinkel, bevor sie sich vorfreudig über die Lippen leckte. Innerhalb eines Augenaufschlages hatte sie Kagome zu sich gezogen und ihre Lippen auf die Halsschlagader gepresst. Verspielt fuhr sie mit der Zunge über diese, nahm deutlich das gleichmäßige Pochen war und das pulsieren des Blutes. Mit den Fangzähnen kratzte sie über die weiche Haut, ritzte diese dabei leicht auf und leckte mit der Zunge über die Wunde. Der süßliche Geruch und metallische Geschmack des Blutes vernebelte ihr die Sinne. Dazu kam noch der süße Beigeschmack Kagomes Jungfräulichkeit und ihrer Reinheit. Nie zuvor hatte sie solch edles Blut genießen dürfen. Sie konnte sich kaum noch halten, als sie kurz von Kagome abließ, um ihr wenig später die Fangzähne in den Hals zu rammen. Gequält keuchte Kagome auf. Diese Schmerzen waren kaum erträglich. Es brannte wie Säure, die ihre Haut verätzte, brannte wie Feuer, welches ihren ganzen Körper verbrannte. Hätte Nereza sie nicht gehalten, so wäre sie schon langst zu Boden gegangen. Mit aller Kraft kämpfte sie gegen die drohende Ohmacht an und verlor. Sie bekam nicht mehr mit, wie Nereza wenig später von ihr abließ, bekam nicht mehr mit, wie sie ihr einige Tropfen ihres Blutes in den Mund träufelte und bekam nicht mehr mit, wie sie bedächtig ins Moos gebetete wurde. Die Dunkelheit hielt sie gänzlich gefangen und nur der Mond war Zeuge des eben geschehenen. Als Kagome zu sich kam, fühlte sie sich wie neu geboren. Sie rappelte sich auf, streckte sich genüsslich und sah sich dann orientierungslos um, bis ihre Erinnerungen zurück kehrten. Vorsorglich tastete sie mit den Fingerspitzen ihren Hals ab. Keine offene Wunde, kein Blut, keine Narbe. Hatte sie das alles vielleicht nur geträumt? Stirn runzelnd blickte sie auf ihre Hand und tastete ihren Körper ab. Alles so wie immer. Dabei hatte es sich so real angefühlt. Schulter zuckend erhob sie sich von ihrem Nachtlager und streckte sich erneut. Sie fühlte sich so ausgeruht, wie als hätte sie hundert Jahre geschlafen. Sie hätte Bäume ausreisen können. Allerdings würde sie das auf später verschieben. Vorerst galt es einen Weg zurück zum Dorf zu finden. Und da sie den Orientierungssinn einer Walnuss hatte, war dies ein langwieriges Unterfangen. „Hier steckst du. Wir haben dich schon überall gesucht.“ Erschrocken drehte Kagome sich um, schaute direkt in das besorgte Gesicht von Sango. Der Anflug eines schlechten Gewissens machte sie in ihr breit. Sie hätte echt nicht ohne weiteres abhauen sollen. „Es tut mir leid.“ Liebevoll nahm Sango sie in die Arme und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. „Schon okay. Hautsachte dir ist nichts passiert.“ Zusammen schlugen sie schweigend den Rückweg ein. Sie hatten sich schon seit längerer Zeit nicht mehr viel zu berichten. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis jeder einen anderen Weg einschlagen würde und die Gruppe somit endgültig auseinander brach. Woran das lag, konnte Kagome nicht sagen. Es wusste wohl keiner von ihnen, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollten. Naraku war vernichtete, der Juwel komplett. Es gab nichts mehr, was sie noch verband. Im Dorf angekommen, durfte sie sich erst einmal eine Standpauke von Inuyasha anhören, welche sie geflissentlich ignorierte. Es interessierte sie nicht, was Inuyasha zu sagen hatte. Hätte er sich wirklich Sorgen gemacht, wer er ihr gefolgt, wusste er doch über ihre unbedachten Handlungen Bescheid. Sie interessierte ihn nicht mehr. Die Wahrheit war hart und tat weh, doch sie hatte mittlerweile gelernt damit umzugehen. Was brachte es, wenn sie weiterhin in einer Traumwelt lebte und überall nur Gutes sah? Das Leben war nun mal kein Ponyhof. Seufzend folgte sie den Anderen, die bereits den Weg aus dem Dorf eingeschlagen hatten. Wohin würde ihr Weg sie wohl führen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)