Last Desire 9.5 Teil 2 von Sky- (Uncertain Desire) ================================================================================ Kapitel 13: Liebe und Verzweiflung ---------------------------------- Als sie den Club erreichten, war Ezra nervös und ehrlich gesagt froh, dass Nastasja bei ihm war. Es fiel ihm immer noch schwer zu glauben, dass seine Mutter irgendetwas mit dieser Drogengeschichte zu tun hatte und er wollte es auch nicht glauben. Wieso sollte sie denn auch so etwas tun? Er sah einfach keinen Grund und er wollte es auch selbst nicht glauben. Natürlich war sie nicht gerade das, was er sich unter einer liebevollen und aufopfernden Mutter vorstellte so wie Nastasja. Sie war ein bisschen oberflächlich, aber deswegen beging man doch nicht gleich so eine Straftat, oder? Welche Mutter machte denn so etwas? Das wollte ihm einfach nicht in den Kopf und allein der Gedanke daran, dass sie etwas damit zu tun hatte, tat ihm weh. Es reichte doch schon, wenn sein Vater ihn hintergangen und verletzt hatte, da konnte seine Mutter ihm doch so etwas nicht auch noch antun. Als sie vor dem Eingang standen, blieb Ezra stehen und aufmunternd legte die Russin einen Arm um ihn. „Keine Angst, ich bin bei dir. Gemeinsam schaffen wir das schon.“ Schön und gut, dachte Ezra und ließ ein wenig den Kopf sinken. Aber was ist, wenn der Sachverhalt so ist, wie ich befürchte? Was, wenn meine Mutter tatsächlich damit zu tun hat? Was, wenn ich ihr nach Frankreich folgen muss und all das hier hinter mir lassen soll? Würde Elion mir wirklich folgen, so wie er es versprochen hat, oder sind das nur irgendwelche leeren Versprechungen? Insgeheim hatte er Angst und das spürte auch Nastasja deutlich. Gemeinsam betraten sie den Club und gingen zu den Privatzimmern, wo sie Monica zu finden hofften. Doch als sie die Tür erreichten, hörten sie Stimmen und sogleich legte Nastasja signalisierend ihren Zeigefinger auf die Lippen. Daraufhin horchte sie an den offenen Türspalt und Ezra tat es ihr gleich. Sie hörten Monica mit jemandem reden und wie es der Zufall wollte, war es nicht auf Französisch, sodass sie es beide verstehen konnten. „…ja. Es ist schon schwer mit einem solchen Kind. Aber ich bin bereit, sämtliche Mühen auf mich zu nehmen, um ihm zu helfen. Das ist alles wirklich so tragisch. Declan, mein erster Mann hatte einen wahrlich schlechten Einfluss auf ihn ausgeübt und nun liegt es an mir, diese schlechten Verhaltensweisen auszumerzen. Ich frage mich ohnehin, womit ich das verdient habe. Ich meine, ich opfere mich mit meinem ganzen Herzblut für diesen Jungen auf und wie dankt er es mir? Er nimmt Drogen, holt sich irgendwo Geschlechtskrankheiten her und ist noch nicht mal bereit, im Entferntesten an seinen Problemen zu arbeiten. Aber ich werde sehen, dass ich sein Drogenproblem in den Griff bekomme. Ich kenne da eine hervorragende Entzugsklinik in Paris, wo es ihm an nichts mangeln wird und wo ihm mit Sicherheit geholfen werden kann.“ Entzugsklinik? Ezra hatte genug gehört. Ohne noch eine weitere Sekunde zu warten, betrat er das Zimmer und fand seine Mutter mit einem Journalisten vor. Sie war überrascht und fragte „Was machst du denn schon hier, Ezra? Ich dachte, ich hätte ganz klar und ausdrücklich gesagt, wie spät du hier sein sollst.“ „Wieso denn? Um dein tolles Interview zu stören?“ Ezra hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah wirklich danach aus, als würde er gleich ausrasten. Für gewöhnlich war er ja ein sehr hilfsbereiter Mensch, der ziemlich viel einstecken konnte, ohne sich dagegen zur Wehr zu setzen, aber das hier war eindeutig zu viel. Er wusste nicht einmal, ob er wütend, enttäuscht oder verletzt sein sollte. Wahrscheinlich war er alles zusammen und er hatte wirklich Mühe, sich zusammenzureißen. „Du hast dich ja schnell damit mit dem Gedanken angefreundet, dass ich angeblich ein Junkie bin, genauso wie Dad. Aber hast du mich nur ein Mal im Krankenhaus besucht und dir mal meine Version der Geschichte angehört? Ich hab die ganze Zeit an der Bar auf dich gewartet und Todesängste ausgestanden, als dieser Hurensohn mir das LSD untergejubelt hat. Wegen ihm ist die ganze Scheiße mit Lucy wieder hochgekommen und ich dachte echt, ich müsse sterben. Wäre Elion nicht gekommen, hätte mich dieser Scheißpenner vergewaltigt, während du dich mit deinen tollen Geschäftskollegen amüsiert hast. Das kann dein toller Journalist mal schön in seine Klatschkolumne schreiben.“ „Ezra, wie redest du mit mir?“ rief Monica empört und sogleich als sie Nastasja sah, lächelte sie verächtlich und verschränkte die Arme. „Ach so ist das. Jetzt verstehe ich das alles. Sie versuchen einen Keil zwischen mir und meinen Sohn zu treiben. Ich weiß, was Sie vorhaben. Nur weil Sie unfähig sind, eigene Kinder zu zeugen, wollen Sie mir meinen Sohn wegnehmen und hetzen ihn gegen mich auf. Dabei will ich nur das Beste für meinen Sohn. Ich werde ihn mit nach Paris nehmen und ihm ein anständiges Zuhause geben und mich wegen seines Drogenproblems um ihn kümmern.“ „Lass Natascha aus dem Spiel“, rief Ezra und baute sich zu seiner ganzen (wenn auch eher kümmerlichen) Größe auf und sah sie wutentbrannt an. „Sie war für mich da und hat Erste Hilfe geleistet, als es mir schlecht ging, sie hat mich jeden Tag im Krankenhaus besucht und ihre ganze Familie hat mir geholfen der Polizei zu beweisen, dass ich keine Drogen nehme. Sie sind mir untergeschoben worden und das konnte auch bewiesen werden. Dieser Joel ist von irgendjemandem beauftragt worden und es wird sich nur um eine Frage der Zeit handeln, bis feststeht, wer dahinter steckt. Und eines sage ich ganz klar: ich gehe auf keinen Fall in eine Entzugsklinik und was deine Parispläne angeht: hast du überhaupt mal nachgefragt was ich will? Ob du es glaubst oder nicht, aber es gefällt mir hier sehr. Natascha und die anderen kümmern sich gut um mich und sie glauben mir auch im Gegensatz zu dir.“ „Ich würde dir ja gerne glauben“, erklärte Monica, ließ aber keinen Moment lang von ihrer herablassenden Art ab und wirkte sogar noch verärgert über den Gefühlsausbruch ihres Sohnes. „Aber wer ein Mal Drogen nimmt, der nimmt sie garantiert wieder und ich will einfach kein Risiko eingehen und dafür sorgen, dass es nicht wieder passiert und du von diesem schrecklichen Zeug wegkommst. Ich will dir nur helfen und so dankst du es mir? Du blamierst mich vor allen Leuten und benimmst dich so aufmüpfig und respektlos nach allem, was ich für dich getan habe? Ich bin deine Mutter.“ Und dieses Argument war zu stark, als dass Ezra noch hätte etwas erwidern können. Mit einem Mal war seine ganze Energie weg und er sah schon fast danach aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Aber in dem Augenblick legte Nastasja eine Hand auf seine Schulter und trat vor. Sie hatte sich so lange rausgehalten, wie Ezra noch den Mut hatte, selbst etwas zu sagen. Doch nun, da Monica anfing solche Geschütze aufzufahren, da war nun ihr Part und sie wirkte in dem Moment wie ein Boxer, der gerade den Ring betrat und bereit war, seinen Gegner mit einem gewaltigen Schlag auf die Matte zu schicken. „Wo waren Sie ihm denn eine gute Mutter?“ fragte sie mit donnernder Stimme und in dem Moment klang ihr russischer Akzent umso bedrohlicher, tiefer und aggressiver, dass man fast geglaubt hätte, man hätte es mit einem Kerl zu tun. In dem Moment bemerkte auch niemand, dass der Journalist, der gerade noch die Diskussion verfolgte und aufnahm, sogleich einen Anruf bekam und den Raum verließ. „Sie haben sich nicht ein Mal die Mühe gemacht, sich mehr auf ihn einzulassen. Ezra hat sich wirklich Mühe gegeben und alles getan, um Ihre Zuneigung zu gewinnen. Er hat sich Ihnen zuliebe verändert und obwohl Sie wussten, dass er Vegetarier ist, haben Sie ihn dazu genötigt, Schnecken zu essen. Ich habe Sie und Ihre bescheuerten Ansichten verteidigt und versucht, ein wenig zu vermitteln, weil ich wollte, dass wenigstens Ezra eine richtige Familie hat. Ich dachte, dass er so vielleicht glücklich wird. Aber kaum, dass Sie aufgetaucht sind, hat es nur Unglück gegeben. Wegen Ihnen leidet der Junge richtig und hätten Sie wenigstens ein bisschen Sorge um ihn gehabt, dann hätten Sie ihn nicht ganz allein im Club gelassen. Dann hätte so ein Vorfall verhindert werden können. Ihnen habe ich ja einiges zugetraut, aber dass Sie so dermaßen verantwortungslos sind, hätte selbst ich nicht gedacht.“ „Was fällt Ihnen ein, so mit mir zu reden? Und überhaupt: Ezra ist 16, da kann man wohl doch erwarten, dass er auf sich selbst aufpassen kann. Was kann ich denn dafür, dass der Junge zu dumm dazu ist?“ „Wagen Sie es ja nicht noch mal, Ezra dumm, klein, mager oder mädchenhaft zu nennen. Ich warne Sie, ich war sehr geduldig mit Ihnen aber ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn weiterhin so herabwürdigen, obwohl Sie eigentlich stolz sein können, einen so wunderbaren Sohn zu haben. Ezra mag zwar vielleicht ein paar Macken haben, aber er ist ein sehr cleverer und willensstarker Junge, hilfsbereit und unglaublich selbstständig für sein Alter. Er musste all die Jahre ganz allein zurechtkommen und hat es geschafft, obwohl er noch so jung war und sogar die Mafia am Hals hatte. Er hatte niemanden, der ihm geholfen hat und trotzdem hat er es geschafft, nicht auf der Straße zu landen. Es ist eine Schande, dass er mit solch einer Mutter gestraft ist, die nicht mal dazu fähig ist, ihr eigenes Kind zu lieben.“ „Das verbitte ich mir“, erwiderte Monica und wurde nun richtig sauer. „Wie können Sie es wagen, mir zu unterstellen, ich würde mein eigenes Kind nicht lieben?“ Hier verschränkte nun auch Nastasja die Arme und sah sie mit einem herausfordernden und sogleich überlegenen Blick an. „Ach ja?“ fragte sie und ihr Ton nahm etwas Kühles an und auch sie selbst war nicht mehr so laut und kampflustig wie vorher. „Ich mag zwar keine aufgedonnerte High Society Dame sein wie Sie, aber seit wir reingeplatzt sind, haben Sie Ezra nur mit Herablassung und Ekel angesehen. Wenn Sie Ihr Kind wirklich lieben, dann nehmen Sie es in den Arm, wie es eine gute Mutter nun mal tut.“ Hier aber schaltete Monica deutlich einen Gang zurück. Und es war allzu offensichtlich, dass Nastasja sie an einem wunden Punkt erwischt hatte, wo sie unmöglich etwas dagegensetzen konnte. Doch trotzdem versuchte sie noch den Schein zu wahren und lachte. „So ein Unsinn“, rief sie und lachte wieder. Aber jeder konnte deutlich hören, dass es gekünstelt war. „Natürlich liebe ich meinen Sohn. Was fällt Ihnen ein, so eine unverschämte und absurde Behauptung in den Raum zu stellen?“ „Dann beweisen Sie es.“ „Ich muss Ihnen gar nichts beweisen. Diese ganze Scharade ist doch mehr als lächerlich.“ „Mum…“ Ezra trat nun vor und sah zu ihr auf. Sein Blick wirkte nun nicht mehr so mürrisch, abweisend und kühl wie sonst, sondern sehr verletzlich, beinahe flehend. Er wirkte wie ein kleines Kind, das völlig allein gelassen war und sich nichts Sehnlicheres wünschte, als die liebevolle Umarmung einer Mutter. Und ihn so zu sehen, tat Nastasja unendlich weh im Herzen und sie wünschte sich, sie könnte ihm diesen Schmerz ersparen. Aber da mussten sie jetzt durch. Denn nur so konnte Ezra die Wahrheit erkennen und mit diesem Thema abschließen. „Mum, was hält dich davon ab, mich in den Arm zu nehmen?“ fragte er mit fast schon zitternder Stimme, die von einem tief sitzenden Schmerz zeugte. „Bin ich denn so abstoßend für dich, dass du dich so sehr dagegen sträubst, mich in den Arm zu nehmen?“ „Das bist du nicht“, stritt sie energisch ab, aber sie machte immer noch keine Anstalten, ihm näher zu kommen. „Du bist doch nicht abstoßend für mich. Das ist doch nur der Mist, den dir diese Russin da einredet. Und damit eines klar ist: ich will dich mit zu mir nach Frankreich nehmen, weil ich dich liebe und ich dich bei mir haben will, damit wir eine richtige Familie werden können.“ Ezra ging einen weiteren Schritt auf ihn zu und immer noch zögerte Monica. Aber dann, um zu beweisen, dass sie es ernst meinte, nahm sie ihn in den Arm. Doch der 16-jährige spürte sofort, dass es sie Überwindung kostete und diese Umarmung gab ihm einfach nicht dasselbe Gefühl wie bei Nastasja. Es fühlte sich falsch an, geheuchelt und gelogen. Deshalb befreite er sich von ihr und ging einen Schritt zurück. „Lass es gut sein, Mum. Es bringt doch nichts. Du kannst mich nicht so lieben, wie ich bin. Und ich… ich will diesen ganzen Luxus und das Geld nicht. Deine Welt ist nicht meine Welt, genauso wenig wie meine Welt deine ist. Wir sind einfach zu verschieden und du bist einfach nicht fähig, so etwas wie Liebe für mich zu empfinden. Also warum willst du mich dann überhaupt bei dir haben, wenn du mich nicht lieben kannst? Das hat doch keinen Sinn. Wieso willst du mich von hier wegholen?“ „Na weil sie den ganz großen Rummel bekommen würde, wenn herauskommt, dass ihr Sohnemann ein sich prostituierender 16-jähriger Junkie ist.“ Die Tür hatte sich geöffnet und da kamen auch schon Sheol und Beyond herein. Sowohl Nastasja als auch Ezra waren komplett überrascht, die beiden zu sehen und hatten auch nicht mit ihnen gerechnet. Insbesondere die 30-jährige Russin war vollkommen perplex und fragte „Was macht ihr denn hier?“ „Wir können ein klein wenig Licht in die Angelegenheit bringen“, erklärte der Serienmörder und hatte eine CD bei sich, die er mit einem fast schon triumphierenden Lächeln zeigte. Monica verstand immer noch nichts und erkannte die beiden auch nicht, da sie die beiden ohnehin nur ein Mal gesehen und ihnen auch keine sonderliche Beachtung geschenkt hatte. „Was hat das zu bedeuten und wer sind diese Leute?“ „Mein Name ist Ryuzaki“, log Beyond und ging nun direkt zu ihr hin, wobei er sie mit seinen Shinigami-Augen mörderisch anfunkelte. Und allein bei seinem Anblick lief der High Society Künstlerin ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Ich arbeite im Auftrag für einen sehr hochrangigen Detektiv, der sich mit dem Fall beschäftigt. Auf der Festplatte des Laptops habe ich einige interessante E-Mails gefunden. Angefangen von Suchverläufen bezüglich halluzinogenen Drogen und ihre Wirkungen und Nebenwirkungen, und Korrespondenzen mit einem gewissen Nick Jacoby, der sowieso derzeit in Untersuchungshaft ist, weil er wegen Drogenhandels, Drogenbesitzes, sexueller Nötigung und gefährlicher Körperverletzung beschuldigt wird. Glauben Sie etwa, es würde allein reichen, die E-Mails zu löschen? Sie waren noch alle im Papierkorb und ich habe sowohl sämtliche E-Mailkorrespondenzen, als auch ihre Suchverläufe im Web auf CD gespeichert und sowohl eine an die Polizei und eine an die Presse geschickt. Und das hier ist eine Kopie für meinen „Chef“.“ „Und nicht nur das hat Sie verraten“, ergänzte nun Sheol, der auch seinen Teil zu der ganzen Geschichte beitragen wollte. „Sie waren ja sehr fleißig mit dem, was Sie in Ihrer Biografie geschrieben haben. Aber es ist doch seltsam, dass Sie schon über Ezras Drogenkonsum im Club berichten, bevor es überhaupt passiert ist. Nun, dass von dem Übergriff keine Rede war, spricht zumindest dafür, dass Sie das nicht beabsichtigt haben und Ezra lediglich die Drogen unterjubeln wollten. Im Grunde war die ganze Aktion im Rose Diamond bloß gestellt, damit alles dem Inhalt Ihrer Biografie entsprach. Allerdings war die Aktion erst für die Party im Black Lotus geplant gewesen, deshalb haben Sie so viele Spuren hinterlassen und unvorsichtig gearbeitet. Dass Ezra so kurzfristig zu Ihnen kommen würde, war gar nicht eingeplant, aber es passte Ihnen dennoch ganz gut in den Kram.“ „Also haben Sie Nick Jacoby kontaktiert. Er kam in den Club, sprach Ezra an und gab ihm schließlich das LSD und die Beruhigungsmittel. Auf der CD ist auch belegt, dass Sie ihm 20.000$ überwiesen haben, plus noch das Geld für die Drogen. Dabei haben Sie extra ein Konto unter einer falschen Identität angelegt, damit die Polizei nicht auf Sie schließen kann. Stattdessen sollte es heißen, dass Ezra sich bei einem Drogendealer Stoff besorgt hätte. Es wäre für die Polizei sogar nachvollziehbar gewesen, weil Jugendliche, deren Elternteile mit Drogen zu tun hatten, oft selbst welche nehmen. Genauso ergeht es jenen nicht anders, die auf den Strich gehen. Keiner hätte großartig Fragen gestellt und Ezra wäre als Junkie abgestempelt worden. Sein Leben wäre ruiniert und Sie hätten ihn in irgendeine Entzugsklinik und dann wahrscheinlich danach noch in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen. Irgendwelche Gründe hätten Sie dafür sicherlich finden können. Man hätte ihn dort für die nächsten Jahre isoliert und mit irgendwelchen Drogen vollgepumpt, um ihn ruhig zu stellen. Und Sie wären in den Augen der Öffentlichkeit die verzweifelte Mutter, die alles in ihrer Macht stehende getan hat, um ihrem Kind zu helfen. Nur dumm, dass wir dahintergekommen sind, bevor Sie damit durchgekommen wären. Die Polizei ist übrigens gleich hier.“ Damit wandte er sich an Nastasja und machte seinen Rücken krumm. „Mein Job ist erledigt. Ich verschwinde lieber und überlasse euch den Rest. Wir sehen uns später.“ Damit verließ Beyond das Zimmer und als Monica merkte, dass dieser vermeintliche Ryuzaki ein Bekannter von Nastasja sein musste, da weiteten sich ihre Augen und wutentbrannt sah sie die Russin an. „Sie haben irgendwelche Detektive angeheuert, um mich zu diffamieren?“ „Nein, das habe ich nicht“, erklärte Nastasja und blieb immer noch so ruhig und kalt wie zuvor. „Ich sagte doch, dass Sie mich nicht unterschätzen sollten, weil ich die Mittel habe, Sie zu zerstören, wenn Sie es wagen sollten, meiner Familie drohen zu wollen. Zufälligerweise ist mein Sohn ein Detektiv und dazu noch ein verdammt guter. Ich habe meine Familie gebeten, Sie näher unter die Lupe zu nehmen, weil ich sichergehen wollte, dass Sie bezüglich Ezra ehrliche Absichten verfolgen. Und so wie es aussieht, war es die richtige Entscheidung gewesen. Sie sind wirklich das Allerletzte. Dass so etwas wie Sie überhaupt Mutter ist, ist einfach nur eine Schande!“ „Das… das ist nicht wahr“, rief Monica und wandte sich an Ezra. „Du darfst davon kein Wort glauben. Sie und ihre Familie versuchen doch nur, uns gegeneinander auszuspielen. Glaub mir, ich will nur dein Bestes, Ezra. Das ist alles nur eine Lüge.“ Doch der 16-jährige schüttelte nur den Kopf und senkte den Blick. „Nein“, sagte er mit kraftloser Stimme. „Deine Aufmerksamkeit und deine Sorge um mich waren die einzigen Lügen. Und ich war so dumm und habe gedacht, es läge ganz allein bei mir und ich müsse es mir unbedingt verdienen, von dir geliebt zu werden. Immer, wenn wir uns getroffen haben, da kam von dir doch immer nur Ablehnung. Ablehnung gegen mein Aussehen, gegen meine Vergangenheit, meinen Charakter, meine Liebe zu Elion, einfach alles. Du hast mich die ganze Zeit schon abgelehnt und ich war trotzdem so blöd und hab versucht, es dir irgendwie recht zu machen, weil ich nur von dir geliebt werden wollte. Verstehst du das denn nicht, Mum? Ich wollte niemals Geld, schicke Klamotten oder ein eigenes Haus mit Limousine und so. Alles was ich wollte, war eine Familie. Ich wollte doch nur, dass du mich lieb hast und mir das Gefühl gibst, dass du mich so liebst wie ich bin und dass ich auch liebenswert bin. Mir ist es doch völlig egal, ob du arm oder reich bist. Ich hätte dir sogar verziehen, wenn du dich erst jetzt gemeldet hättest, wenn du wenigstens dann für mich da gewesen wärst. Aber jetzt… jetzt wünschte ich mir ehrlich gesagt, ich hätte dich nie getroffen. Verdammt Mum, du hast über meine Vergangenheit, meine Homosexualität und mein Aussehen hergezogen. Du hast mir Drogen verabreicht und mich damit ins Krankenhaus gebracht. Und wofür? Damit sich die Presse um dich reißt? Soll ich dir was sagen? Du kannst mich mal, du bist für mich gestorben. Ich habe keine Mutter mehr! Ich will dich nie wieder sehen und ich will auch nicht zu dir nach Frankreich. Werde doch glücklich mit deinem Reichtum, aber werde es bitte ohne mich. Für mich bist du keine Mutter und bist es auch nie gewesen. Ich hasse dich und ich will, dass du aus meinem Leben verschwindest!“ Die letzten Worte hatte Ezra förmlich herausgeschrieen, als wollte er es die ganze Welt wissen lassen. Es war so unendlich viel Wut, Schmerz und Verzweiflung in seinen Worten, dass er jeder damit gerechnet hätte, dass er weinen würde. Doch er tat es nicht. Selbst dann nicht, als Monica nur die Nase rümpfte und meinte „Bitte, dann sieh doch zu, wie du alleine klar kommst. Ich brauch dich eh nicht und ich habe dich sowieso nie gewollt. Wäre es damals nicht dafür schon längst zu spät gewesen, dann hätte ich dich ohnehin abgetrieben.“ Und hier platzte Nastasja endgültig der Kragen. Sie gab Monica eine so heftige Ohrfeige, dass es die 40-jährige fast von den Füßen riss. Diese konnte es nicht fassen und drückte eine Hand auf ihre gerötete Wange. „Dafür verklage ich Sie“, brachte sie hervor und musste sich aber dann doch abstützen. „Das werden Sie mir büßen.“ „Tun Sie sich keinen Zwang an. Das war noch nicht mal im Ansatz genug für das, was Sie Ezra angetan haben.“ Damit legte Nastasja einen Arm um Ezra und ging mit ihm zusammen nach draußen. Sheol machte erst Anstalten, ihnen zu folgen, blieb dann aber doch stehen, um selbst noch mal etwas loszuwerden. „Ich hoffe, Ihr Gesicht war noch nicht abbezahlt. Im Ernst: wie kann man nur so kaltherzig sein? Wahrscheinlich haben Sie zu viel Botox abgekriegt und davon ist die Hirnhälfte fürs logische Denken komplett zerstört worden. Ernsthaft: fahren Sie zur Hölle, Sie olle Barbiepuppe.“ Damit knallte er die Tür hinter sich zu und verließ den Club. Er eilte zu Nastasja und Ezra, um nach dem Rechten zu sehen. In dem Moment kamen auch schon die Polizisten und er gab ihnen noch den Tipp, wo sie Monica finden konnten. Als er nach draußen kam, fand er seine Adoptivmutter zusammen mit Ezra. Dieser hatte sich an sie geklammert und weinte bitterlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)