Das Weihnachtsgeschenk von DanteMaxwell (Teacup & Poe) ================================================================================ Das Weihnachtsgeschenk Es war mühsam gewesen heimlich aus dem Schlafsaal der Hufflepuffs zu entkommen. Es lag nicht daran, dass sein Herrchen einen leichten Schlaf hätte, oder daran, dass die Treppenstufen plötzlich viel höher waren, wenn man sie selbst erklimmen musste. Nein, es lag vor allem an diesem vermaledeiten Gemälde, welches sich nicht hatte öffnen wollen. Nur durch einen äußerst günstigen Zufall (ein Schüler hatte sich nachts in die Küche schleichen wollen) war es Poe gelungen dem Gemeinschaftsraum zu entkommen. Und nun saß er hier, im Raum der Wünsche und wunderte sich, dass sein Wunsch definitiv nicht erfüllt wurde. Stattdessen blickte er auf einen äußerst hohen Sockenhaufen, auf welchem sich eine graumelierte Katze fläzte und mit ihren Krallen ein paar Maschen löste. Ja, die Kröte fühlte sich hintergangen. Einen Sonnenstrahl hatte sie sich gewünscht und keinen flauschigen Vierbeiner auf einem Sockenhaufen. Warum mussten von Menschen erschaffene Dinge oder Räume auch immer nie so funktionieren, wie man es sich erhoffte? Die Katze hörte auf mit der Wolle zu spielen und musterte nun ihrerseits die Kröte neugierig. „Du bist Poe, richtig?“, fragte sie und legte dabei leicht ihren Kopf schief. „Edgar Allan Poe, zu deinen Diensten“, quakte die Kröte ein indirektes Zitat aus einem von Erics Lieblingsbüchern nach. „Du bist Cups, oder? Ihr Säugetiere seht für mich alle gleich aus.“ Ein spitzbübisches Grinsen schlich über Teacups Züge. „Hättest du so gute Augen wie ich, würde dir das nicht passieren. Was machst du hier im Raum der Wünsche? Suchst du auch nach Merlins antiker Sockensammlung?“ Die Kröte legte vorsichtig eine ihrer Füße auf die unterste Socke. Das Material war viel zu rau. Unnützer Merlin! Hatte der noch nie etwas von Weichspüler gehört? „Ich suche ein Geschenk für meinen Besitzer. Morgen ist dieses Fest, wo es immer ganz viel zu Essen gibt und alles glitzert. Jedes Jahr bekomme ich etwas geschenkt und diesmal wollte ich auch etwas schenken. Es scheint den Menschen wichtig zu sein.“ Nachdenklich wickelte Teacups einen Wollfaden um ihre Pfote. „Ich suche auch nach einem Geschenk. Aber nicht für meinen Besitzer, dem reicht es, wenn ich mich an seinem Bein reibe und nachts kuscheln komme. Ich suche etwas für meinen Freund.“Und der mag Socken?“ Teacup fauchte amüsiert. „Ich vergesse immer wie dumm Kröten sein können. Nein, ich mag Socken. Für ihn suche ich etwas anderes. Und? Was machst du ihm Raum der Wünsche?“ Poe hätte am liebsten geantwortet, dass diese Frage auch nicht sonderlich von Intelligenz zeugte, behielt es aber für sich. Eine Dame beleidigte man schließlich nicht. „Ich hoffte in diesem Raum zu finden, was ich suche.“ Probehalber legte er sich nun gegen den Sockenstapel. Nein, eindeutig zu kratzig. „Was genau suchst du denn, vielleicht kann ich dir helfen?“ Langsam stieg die Katze von ihrem Sockenberg herunter und schnupperte an der Kröte. Seltsamerweise roch die Amphibie nach Zimt. Poe empfand es als etwas seltsam so direkt beschnuppert zu werden, also nahm er sich die Freiheit heraus, eine seiner Hände gegen Teacups Nase zu drücken. „Ich suche einen Sonnenstrahl.“ Teacups Ohren spitzen sich neugierig. „Einen Sonnenstrahl? Ich mag die Sonne. Ich liege gerne herum und lasse mich von ihr wärmen. Aber einen einzelnen Strahl? Doch, vielleicht kann ich dir helfen.“ Poe entfuhr ein aufgeregtes Quaken. „Wo finde ich ihn?“ „Hmm…wenn ich dir helfe, hilfst du mir dann auch?“ Teacup ließ ihren flauschigen Schwanz neckend um Poes Gesicht streichen. Der war eindeutig weicher als die Socken. „Gerne. Was suchst du?“ „Ich suche Alice.“ „Alice?“ Die Kröte war sichtlich verwirrt. „Ja, Alice. Frank spricht manchmal von ihr, wenn er mit mir alleine ist. Sie muss sehr hübsch sein und sie ist ein Mensch. Frank mag sie. Deswegen will ich sie ihm schenken.“ Die Kröte quakte lachend. „Ich weiß wo Alice ist. Ich kann sie dir geben.“ „Dann haben wir eine Abmachung. Zeig du mir zuerst Alice und ich gebe dir einen Sonnenstrahl.“ Teacup blickte sich neugierig um, als sie die große Bibliothek betraten. Bücher entlockten bei ihr immer den Drang, ihren Kopf an den Kanten zu reiben. Ach, was liebte sie Bücher. Immer wenn Phil eines in die Hand nahm, sprang sie auf seinen Schoß und stieß ihr Köpfchen gegen eine der Kanten. Es gab fast nichts Besseres – außer natürlich einer Menschenhand, die sie ausgiebig kraulte. „Und hier ist Alice?“, fragte Cups ein wenig zweifelnd, während sie an einigen Büchern entlang schlich. Sie konnte nicht sehr gut lesen. Eigentlich garnicht. „Ja, Eric mag sie auch. Und sie ist wirklich hübsch. Da vorne, auf der Fensterbank!“ Poe setzte zu einem hohen Sprung an und die Katze folgte ihm schnell auf die gewiesene Stelle. Dort lag ein großes Buch, auf dessen Umschlag ein junges, wirklich sehr schönes Mädchen mit blonden Haaren zu sehen war. Sie schien gerade mit einer Katze zu sprechen, welche breit grinste. „Das ist Alice“, erklärte Poe, der ein wenig lesen konnte. „Eric hat mir die Geschichte sehr oft vorgelesen. Alice ist nett, sie ist hübsch und sie ist ein Mensch.“ Cups begann glücklich zu schnurren. Dieses Mädchen schien Katzen zu mögen. Was für einen guten Geschmack Frank doch hatte. Aber wie sollte es auch anders sein? „Jetzt müssen wir das Buch zu ihm bekommen. Wie soll ich es schieben?“ Poe blickte sich fragend um, bis sein Blick an ein bisschen Weihnachtsschmuck hängen blieb. Er hüpfte zu dem goldenen Band und löste es. „Halt still“, wies er die Katze an. Zwar besaß die Kröte keine richtigen Finger, aber er war mit seinen fingerähnlichen Füßen garnicht so ungeschickt – eine Tatsache, die er vor Eric verheimlichte, denn sonst würde dieser ihn nicht mehr wie einen König bedienen. Irgendwie schaffte es Poe, das Band sowohl an dem Buch zu befestigen, als auch eine Schleife um Teacups Hals zu binden, sodass sie das Buch einem Schlitten ähnlich hinter sich herziehen konnte. Nachdem der kritischste Moment geschafft war (Katze und Buch gemeinsam von der Fensterbank zu schubsen), machten sich die beiden auf zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Deren schützendes Gemälde war wesentlich freundlicher zu Haustieren und ließ die beiden ohne murren passieren. „Wir müssen aber noch meinen Sonnenstrahl finden“, erinnerte Poe seine neue Freundin an ihr Versprechen. Cups maunzte leise. „Wozu braucht dein Besitzer ihn eigentlich?“ „Alle sagen zu ihm, dass er öfter mal die Sonne sehen sollte. Also möchte ich ihm etwas Sonne schenken.“ Die Katze hielt inne und deutete auf einen großen Sessel. „Da drunter findest du den Sonnenstrahl.“ Poe befeuchtete kurz seine Augen. „Da ist es aber ganz dunkel.“ „Aber da ist ein Sonnenstrahl. In so einem Menschending drinnen.“ Etwas misstrauisch wagte sich Poe unter den Sessel. Dort war es vor allem dreckig und einige Wollmäuse blieben an ihm kleben. Plötzlich stieß er gegen einen zylinderförmigen Gegenstand. Mühsam schob er ihn unter dem Sessel hervor. „Das ist keine Sonne!“, erklärte die Kröte bestimmt. Jetzt erkannte er, dass es ein Plastikding war, ungefähr so lang wie er selber lang war, rundlich geformt und vorne hatte es eine Art Öffnung, wo ein Glas eingelassen war. „Du musst hier drücken“, erklärte Teacup und berührte einen weichen Knopf. Augenblicklich schoss ein Lichtstrahl aus der Vorderseite des Dings und blendete Poe. „Quuack!“, stieß er erschrocken aus. Die Katze drückte erneut auf den Knopf und das Licht erlosch. „Siehst du? Da drinnen ist die Sonne gefangen.“ Poe umarmte das seltsame Ding glücklich. „Vielen Dank. Ohne dich hätte ich sowas niemals gefunden.“ „Und ohne dich wäre ich nie Alice begegnet“, antwortete die Katze und schmiegte sich leicht gegen die Kröte. Poe legte ihr dankend die Arme um den Hals. Es würde noch einige Stunden dauern, ehe das Schloss erwachte, also saßen die beiden noch gemütlich beisammen und erzählten sich von ihren Besitzern und anderen Schülern. Eric erwachte, weil ihn irgendetwas störte. Er blinzelte verwirrt, doch als ihm grelles Licht in die Augen fiel, schloss er sie schnell wieder. „Quack!“ „Poe?“ „Quuuaaack!“ Der Hufflepuff richtete sich vorsichtig auf und spürte, wie sowohl Poe, als auch etwas anderes von seiner Brust kullerten. Mechanisch griff er nach seiner Brille und entdeckte sein Haustier neben sich, wo es ihm eine Taschenlampe ins Gesicht hielt. „Hey, guten Morgen. Wo hast du die denn her?“ Poe kletterte mit der Lampe zurück auf Erics Bauch und legte sie dort ab. Demonstrativ schaltete er sie aus und erneut ein. „Für mich? Oder willst du sie in deinem Terrarium?“ Poe schob die Lampe dichter an Eric. „Oh, also für mich. Vielen Dank. Wie kamst du drauf, dass ich eine Taschenlampe brauche?“ Die Kröte sprang zu einem aufgeschlagenen Astronomiebuch und klatschte ihre Hand auf eine gezeichnete Sonne. „Die Sonne? Aber das ist doch nur eine Tasch- ohhh. Ein gefangener Sonnenstrahl?“ „Quack.“ Eric lachte leise. „Danke, Poe. Dann wollen wir doch mal nachsehen, was der Weihnachtsmann dir dieses Jahr gebracht hat.“ In einem anderen Schlafsaal erwachte Frank, weil eine ungeduldige Katzendame um ihn herumstrich, sich anschmiegte und schließlich mit ihren Pfötchen auf seiner Brust herumdrückte. „Na, meine Schönste?“, begrüßte er den Vierbeiner und kraulte sie ausgiebig hinter den Ohren. Cups miaute auffordernd, doch Frank schien sich nicht aus dem Bett bewegen zu wollen. Nunja, für diesen Fall hatte sie vorgesorgt. Das Buch hatte sie nachts neben seinem Kissen platziert und schob es nun energisch gegen ihn. „Was ist denn los?“, fragte Frank noch etwas schlaftrunken und blickte verwundert auf das Buch. Teacup rieb ihr Köpfchen leicht an dem Buchdeckel und schließlich an Frank. „Für mich?“ Ein bestätigendes Miauen. „Alice im Wunderland?“, las der Ravenclaw fragend den Titel. „Womit habe ich das denn verdient?“ Teacup machte es sich auf seiner Brust bequem und sah mit sich und der Welt sehr zufrieden aus. „Na komm. Phil wird sich sicher fragen, wo seine Herzensdame am Weihnachtsmorgen herumläuft. Außerdem, wenn wir ihn nicht aus dem Bett schmeißen, wer dann? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)