Love Me or Shut Up von Toru-Jung (Chris und Ryan Two) ================================================================================ Kapitel 2: Wo ist Ryan? ----------------------- Chris “Hi, Chris. Lange nicht gesehen”. Bianca kam mir in einem weisen Rüschenkleid entgegen und umarmte mich herzlich. “Wieso hast du uns denn nicht schon früher besucht?”, fragte Jessy die hinter Bianca in der Wohnungstür stand. “Ich bin einfach nicht dazu gekommen”. “Auch egal. Hauptsache du bist hier. Lass dich knuddeln”. Jessy nahm mich ebenfalls in die Arme. Sie roch stark nach einem blumigen Parfüm. Wir gingen zusammen ins Wohnzimmer. Ich war tatsächlich schon seit Wochen nicht mehr hier gewesen. Die ganze Sache mit Ryan hatte mir keine Zeit für was anderes gelassen. Ich hatte die beiden nur gesehen, wenn sie auch ins Krankenhaus gekommen waren um Ryan zu besuchen. “Wie geht es dir denn?”, fragte Bianca und stellte mir ein volles Glas Cola auf den Tisch, vor dem Sessel, in dem ich mich gerade hingesetzt hatte. “Ich kann mich nicht beschweren. Und euch?” “Na, wir freuen uns, dass jetzt alles wieder besser wird. Und das wir endlich alle wieder zusammen sein können, wie früher”. Jessy lachte und schaukelte in ihrem Sessel fröhlich hin und her. “Ich hoffe nur, dass es Ryan auch bald gut genug geht damit er zu uns kommen kann”, sagte Bianca besorgt. “Weißt du was Neues von ihm? Es geht ihm doch besser, oder?” “Ja, er wird sicher bald entlassen. Ich gehe ihn morgen besuchen und frage wann er mal zu euch kommen will”. “Das wäre toll”, freute sich Jessy. “Jetzt wo es draußen so schön geworden ist, könnten wir so vieles unternehmen. Wie lang ist es wohl her, seit wir einfach nur so zusammen waren?” “Sagt mal, weiß einer wie es eigentlich weiter geht mit Ryan?”, fragte Bianca und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. “Wie meinst du das? Es geht ihm gut, ist das nicht das wichtigste”, sagte Jessy. “Ja, schon. Aber ich fragte mich wo er hin geht, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird. Ihr wisst doch, wegen der Sache mit seinem Vater und seiner Mutter. Beide können ihn jetzt nicht mehr nehmen”. “Rede nicht so darüber”, sagte ich entsetzt. “Das Ganze ist schlimm genug”. “Entschuldige“, sagte sie überrascht über meinen harschen Ton. „War doch nicht böse gemeint. Ich wollte ja nur wissen wo er jetzt hin soll. Überleg doch mal! Was gibt es für eine Möglichkeit wo er hin kann?” “Hast eigentlich recht”, gab Jessy zu. “Das frage ich mich auch”. Sie setzte eine nachdenkliche Miene auf und hielt den Zeigefinder an ihre Schläfe. “Ich schätze mal, in so einem Fall geht man zu seinen Verwandten die einen aufnehmen. Er ist ja noch nicht achtzehn Jahre alt”. “Ja, so wird es wohl sein”, sagte ich. “Es wird doch alles schon längst geregelt sein“. “Ja. Was haltet ihr davon, wenn wir einen kleinen Ausflug in den Vergnügungspark machen, wenn er wieder fit ist? “Wieso nicht. Das wäre mal was anderes. Ich frag Ryan morgen ob er Lust hat”. Ich freute mich ihn schon bald wiederzusehen. „Und ob er mitkommt. Sonst zwing ich ihn“. “Aber”, sagte Bianca. “Hast du schon mal andere Leute bei Ryan im Krankenhaus gesehen, die ihn besuchen, Chris? Ich meine außer uns drei oder Vinc und Sara“. Ich überlegte kurz. Aber mir fiel niemand ein, außer die Krankenschwestern oder die Ärzte. “Nein. Na und? Ich hab ihn jedenfalls fast jeden Tag besucht. Er fühlt sich sicher nicht einsam”. “Darum gehst mir auch nicht. Hat er denn überhaupt Verwandte? Wenn du sagst du hast noch keinen gesehen, Chris. Wen er Verwandte hat, dann müssen diese doch schon längst wissen, dass er im Krankenhaus ist und ihn besuchen kommen”. “Vielleicht haben sie auch einfach keine Lust”, sagte Jessy. Ich warf ihr einen mahnenden Blick zu. “Was soll das denn heißen?” Sie hob die Hände abwehrend und lächelte unschuldig. “Gar nichts. Ich dachte nur…“. “Gibt euch das nicht auch zu denken?”, sagte Bianca noch immer in diesem nachdenklichen Ton, als wäre sie einem großen Geheimnis auf der Spur. “Stellt euch mal vor er hat keine Verwandte. Wo soll er dann hin?” Kurz herrschte Stille. “Es gibt doch sicher Einrichtungen oder so, wo er hin kann”, sagte Jessy. “Das ist zwar nicht schön, aber was will er machen”. Sie lachte und sagte: “Vielleicht hat er aber doch noch Verwandte in Amerika und geht deshalb zurück dorthin. Wäre doch möglich, er ist doch Amerikaner”. Plötzlich traf mich der Schlag. Nach Amerika? “Ja. Da fällt mir ein hast du in der Hauptstraße diesen neuen amerikanischen Laden gesehen? Der hat ganz tolle Klamotten. Da müssen wir unbedingt mal hingehen. Du wirst ausflippen, wenn du die Sachen siehst, Bianca”. Ich saß an einem Samstagmorgen in meinem Zimmer, draußen schien die Sonne. Und ich machte Hausaufgaben, obwohl ich jetzt überhaupt keine Lust dazu hatte. Wenn ich fertig war, konnte ich Ryan besuchen gehen. Gleich nach dem Frühstück habe ich mich an die verflixten Hausaufgaben gesetzt, und war deshalb auch zum Glück gleich fertig. Ich schlug das Mathebuch zu und packte alles weg. In der Küche fand ich Maria, die am Tisch saß und einen Kakao trank. Meine Mutter war nirgends zu entdecken. Ich nahm mir eine Dose Cola aus dem Kühlschrank und setzte mich zu meiner kleinen Schwester. “Wo ist Mom denn hin?“, fragte ich und nahm einen großen Schluck. “Zu der Nachbarin”. “Und wann kommt sie wieder?” “Keine Ahnung. Bin ich die Auskunft?” “Schon gut. Wenn sie wieder kommt sag ihr, dass ich im Krankenhaus bin”. “Wieder deinen Freund besuchen?” “Ja, wie immer”. Mein Freund? Warum sagte sie mein Freund? Das klang ja als würden wir…. Aber wie sollte sie es auch sonst sagen. War ja klar dass sie sich nichts damit dachte. Jedoch was mich betraf erschrak ich etwas über mich, weil ich für eine Sekunde dachte, sie würde meinen das ich und Ryan… Okay, stopp. Jetzt dachte ich es schon wieder. Ich trank noch einen Schluck Cola. “Ich will mit!” “Was?”, sagte ich erschreckt, so dass ich mich beinahe verschluckt hätte. “Das geht nicht. Auf gar keinen Fall” “Wieso?” “Weil ich nicht will das du mitkommst”. “Wieso?” “Weil du wahrscheinlich nur nerven würdest”. “Ich will deinen Freund aber auch mal kennenlernen”. “Nein, kommt gar nicht in Frage”. “Du bist gemein. Du nervst doch viel mehr als ich”. “Ich hör wohl nicht recht”. “Stimmt doch. Du bist ja jeden Tag bei ihm“, auf einmal grinste Maria frech. “Also wenn das nicht nervt. Ich hätte an seiner Stelle schon längst die Fliege gemacht”. “Jetzt spinn nicht. Ich weiß gar nicht was du meinst. Ich bin gar nicht jeden Tag bei ihm. Und er würde ganz sicher nicht vor mir weglaufen. Was du dir wieder ausdenkst”. “Ich meine ja nur, dass du nachmittags gar nicht mehr so oft da bist wie früher. Und du spielst nicht mehr mit mir”. “Dass ich öfters später nachhause komme, heißt doch nicht, dass ich immer bei ihm bin. Ich hab auch noch andere Freunde. Ist doch wohl klar. Und außerdem, du hast ja wohl auch andere Freundinnen, die mit dir spielen”. “Ich will aber auch mal wieder mit dir zusammen spielen. Außerdem kann meine Freundin heute nicht”. “Schon gut, ich geh jetzt aber. Also sag Mom wo ich hingehe. Und stell nichts an solange sie weg ist”. “Natürlich nicht. Bin doch kein Kleinkind mehr”. Auf dem Weg zum Krankenhau, fiel mir ein, dass ich Ryan gar nicht gesagt hatte, das ich heute komme. Aber das machte keinen Unterschied. Er würde sich bestimmt freuen wenn ich kam. Und ich freute mich wie immer ihn zu sehen. Auch wenn unser letztes Treffen erst Gestern war. Als ich das Krankenhaus betrat ging ich schnurstracks in den dritten Stock und auf sein Zimmer. Ich klopfte einmal und wartete. Aber es tat sich nichts. Ich klopfte noch einmal. Aber wieder tat sich nichts. Also ging ich einfach rein. Erst bemerkte ich es nicht, denn das Zimmer war immer sehr ordentlich gewesen. Ich schaute mich um. Es war nichts mehr von Ryan da. Nicht die Jacke, die sonst auf dem Stuhl hing, nicht die Uhr die sonst auf dem Tisch lag und keine Wasserflasche neben dem Bett. Was hatte das zu bedeuten? Ich machte mich auf den Weg nach unten um am Empfang zu fragen, denn ich hatte das Gefühl das ich mir eine Suchaktion quer durchs Krankenhaus sparen konnte. Und plötzlich kam mir der Gedanke, das Ryan vielleicht abgehauen sein könnte. Nein, Maria hatte das nur als Scherz gesagt. Am Eingang angekommen fiel mir ein, dass ich ihn ja einfach anrufen konnte. Ich ging hinaus vor die Tür, holte mein Handy raus und wählte seine Nummer. Doch sein Handy war ausgeschaltet, was mich dann schon ein wenig ärgerte. Warum hatte er sein Handy ausgeschaltet? Nach einem weiteren vergeblichen Versuch, ging ich wieder hinein und zum Empfang. Die Krankenschwester, die ich immer sah, wenn ich her kam lächelte, als ich zu ihr kam. Noch bevor ich etwas sagen konnte redete sie drauf los. “Hallo. Du suchst sicher deinen Freund, nicht wahr? Da kommst du etwas zu spät. Er ist vor zwei Stunden weg“. “Was? Er ist weg. Wohin denn?” Mir viel plötzlich ein was Bianca gesagt hatte. War er vielleicht schon am Flughafen? “Hat er dir denn nichts gesagt. Ich dachte ihr erzählt euch alles”. Sie kicherte kurz wie ein Schulmädchen. “Habt ihr euch etwa gestritten? Das kommt ja bei den besten Freunden vor. Aber wie heißt es: was sich liebt, das neckt sich”. “Wo ist er denn?” Ich ging gar nicht erst auf ihre Sprüche ein. “Heute Morgen wurde er entlassen und ist abgeholt worden. Ich bin ja froh, dass es ihm wieder besser geht. Aber ich werde ihn vermissen. Das hab ich ihm auch gesagt, er ist ja so ein netter Junge. Auch wenn er ziemlich schweigsam ist Aber das macht ihn zu einen gutem Zuhörer, findest du nicht?” “Er hat mir nicht gesagt wo er hin geht”. Ich war nah dran unhöflich zu werden. Aber diese Frau konnte einem echt auf die Palme bringen mit ihrem unnötigem Geschwätz. “Ich erreiche ihn nicht und weiß auch nicht wo er ist. Also könnten sie…“. “Aber klar. Natürlich. Aber ich weiß leider auch nicht wo er ist”. “Was? Wieso denn nicht? Ich dachte sie wissen alles”. Sie lachte amüsiert, als hätte ich einen Witz gemacht. “Ich spioniere doch nicht die Leute aus, na hör mal. Ich weiß echt nicht wo er hin ist. Nur das er heute entlassen wurde und dann abgeholt wurde”. Mir riss langsam der Geduldsfaden. Eine andere, ältere Frau kam von hinten zu ihr und sagte, sie müsse ihr mal helfen und solle mitkommen. Und ich hatte immer noch keine Antwort. “Einem Moment mal. Von wem wurde Ryan denn abgeholt?” “Das weiß ich leider nicht. Ich hab ihn zuvor nie gesehen”. Das war ja klar, dass sie nicht jeden kannte. Langsam dachte ich sie wollte mich für dumm verkaufen. “Was war es denn für ein Typ?” “Nun ja. Es war ein großer junger Mann. Ach ja, und er hatte Piercings”. Dann ging sie rasch zu einer anderen Krankenschwerster. Ich war heil froh, dass sie mir wenigstens das sagte, ohne lange zu quatschen. Mit fiel auch gleich ein wer es sein könnte. Das war ganz klar Vincent gewesen. Und zum Glück hatte ich seine Nummer. Ich konnte nur hoffen dass er dran ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)