Die Schatten werden länger von Memories_of_the_Moon ================================================================================ Kapitel 9: Eure Majestät, der König, er ist tot ----------------------------------------------- Zehn Jahre später „Okay, lass mich nachdenken....Was heißt »Aragorn von Dunedain, du bist uns bekannt« ?“ Legolas sah Eldarion herausfordernd an. Dieser überlegte einen Moment. „Aragorn in Dunedain.... Moment, ich hab's gleich!“ „Lass dir ruhig Zeit“, meinte der Elb grinsend. Eldarion ging ein paar Schritte auf und ab, wobei er so angestrengt nachdachte, dass Legolas zu lachen anfing. „Jetzt hab ich's“, rief Eldarion. „Aragorn in Dunedain, istannen le ammen.“ Und vor Freude klatschte er in die Hände. „Sehr gut“, lobte ihn Legolas. „Du wirst noch zu einem richtigen Elben...“ „Au ja!“, freute sich Eldarion. „Das muss ich Vater erzählen, wenn er zurückkommt!“ Doch in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein aufgebrachter Mann stürmte herein. Als er die zwei Männer erblickte, blieb er keuchend stehen. „Gott sei Dank, dass ich Sie gefunden habe....!“ Er schnappte nach Luft. Legolas erhob sich und auch Eldarion hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. „Was ist geschehen?“ „Eure Majestät, der König, er ist tot.“ Für den Bruchteil einer Sekunde lang herrschte absolute Totenstille im Raum, dann folgte ein Klirren. Legolas hatte sein Glas fallen lassen. Er taumelte kurz und griff Halt suchend nach Eldarions Schulter. Dessen Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Und obwohl er bereits seit geraumer Zeit wusste, dass Legolas und sein Vater mehr als nur Freunde waren, hatte ihn die Reaktion des Elben, die doch so menschlich war, erschreckt. Legolas hatte gewusst, dass dieser Augenblick eines Tages kommen würde. Doch irgendwie hatte er es in den letzten Jahren geschafft, den Gedanken daran in die hinterste Ecke seines Kopfes zu verbannen. Er hatte sich selbst geschworen, sich darauf vorzubereiten, doch hatte er dies stets aufgeschoben, da nur mehr jeder einzelne Tag zu zählen schien und das Morgen keine Bedeutung mehr hatte. Daher traf es ihn jetzt unvorbereitet, aus dem Nichts, wie ein tödlicher Pfeil aus der Dunkelheit. Er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, doch sein Geist blieb leer und stumm. Auch Eldarion stand unter Schock. Das hier konnte unmöglich passieren. Der Mann, den er nun schon seit vierzehn Jahren Vater nannte, konnte unmöglich tot sein. Noch nicht. Es musste ein Traum sein.... Doch tief in seinem Herzen wusste Eldarion, dass es real war. „Wo... wo ist er?“, brachte er mühsam hervor. „Ich...ich will ihn sehen...“ In diesem Moment wurde die Tür erneut geöffnet und Faramir stürmte herein. „Er lebt“, schrie er. „Zumindest jetzt noch“, fügte er leiser hinzu. „Wo ist er? Was ist passiert?“ Legolas hatte sich wieder einigermaßen gefasst. Er hatte die elbische Maske der scheinbaren Kühlheit aus seiner Erinnerung heraufbeschworen; er musste jetzt einen klaren Kopf bewahren. „Die Männer bringen ihn nach oben in sein Gemach“, antwortete Faramir. „Was ist mit Ithroniëll?“ „Sie hält sich zur Zeit in Nord-Ithilien auf. Ich habe schon einen Reiter zu ihr geschickt...“ Ithroniëll war eine der wenigen Elbinnen, die sich dafür entschieden hatten, in Mittelerde zu bleiben. Sie lebte schon seit langem in Bruchtal und war eine der wenigen Schülerinnen Elronds gewesen, der sie in seinen medizinischen Kenntnissen unterwiesen hatte. Jetzt, nachdem er Mittelerde verlassen hatte, war sie einer der besten Heilkundigen des Kontinents. Legolas nickte. „Gut. Was ist passiert?“ „Aragorn war mit einigen Männern in den Bergen, weil es das Gerücht gab, dass dort einzelne, aufständische Orks eine Revolte planten. Doch sie wurden in eine Falle gelockt: Mehrere Bergtrolle stürzten sich aus dem Hinterhalt auf sie, noch bevor Aragorn mit ihnen verhandeln konnte....“ „Dafür bringe ich sei um“, meinte Eldarion hitzköpfig und zog sein Schwert. „Das erledigen meine Männer gerade“, entgegnete Faramir. „Ich war zufällig mit einigen meiner Männern in der Gegend und als wir auf den Kampf aufmerksam wurden, sind wir sofort hingeeilt... Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Männer schon nicht mehr am Leben. Auch Aragorn hielten wir zuerst für tot, doch konnten wir einen schwachen Puls ausmachen und brachten ihn sofort her. „ „Ich danke dir, Faramir“, sagte Legolas. Der Angesprochene nickte knapp und eilte hinaus, um nach seinen Männern zu sehen. „Ich werde mit ihm gehen“, entschied Eldarion. „Ich werde Vater rächen!“ Und schon war er auf den Füßen und steuert zielstrebig Richtung Tür. „Havo dad!“, erwiderte Legolas bestimmt. „Setz dich!“ „Amman?“, protestierte Eldarion. „Warum?“ „Andelu i ven“, beschwor ihn der Elb. „Die Straße ist gefährlich. Hast du denn vergessen, dass du der Thronfolger bist?“ Das hatte Eldarion tatsächlich nicht bedacht. „Dann glaubst du also, dass Vater stirbt?“, fragte er leise. „Ich weiß es nicht“, antwortete Legolas. „Doch auf jeden Fall braucht er uns jetzt...“ Eldarion nickte einsichtig. „Lass uns gehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)