Last Desire 9.5 Teil 1 von Sky- (Concealed Desire) ================================================================================ Kapitel 8: Ezras Misere ----------------------- Da es immer noch heftig schüttete, als wäre der Weltuntergang nahe, blieben sie an der Bushaltestelle sitzen und warteten. Ezra war inzwischen etwas lockerer und entspannter geworden und eigentlich war jetzt der Augenblick gekommen, um ihn auf etwas ganz Bestimmtes anzusprechen. Doch ein wenig haderte Elion noch, denn er befürchtete, dass der Junge abhauen würde, wenn er ihm von seinem Vorhaben erzählte. Er atmete ein paar Male tief durch und legte eine Hand auf Ezras Schulter, wobei er ihm tief in die Augen sah. „Ezra, ich habe seit gestern nachgedacht. Weißt du, das ist doch wirklich kein Leben. Ich sehe doch, wie schlimm dich diese Kerle behandeln und du leidest doch selbst darunter. Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich Mum suchen gehe und sie um Hilfe bitte. Sie wird sicher einen Weg wissen, um dich vom Strich wegzuholen und dir zu helfen, ein vernünftiges Leben aufzubauen.“ Wie er schon bereits befürchtet hatte, war Ezra alles andere als begeistert und sein Blick als auch seine gesamte Körperhaltung standen auf Abwehr. „Was redest du da für einen Scheiß?“ fragte er und rutschte ein klein wenig von Elion weg und sah aus, als würde er gleich die Flucht ergreifen. „Du hast doch gesagt, sie wäre tot.“ „Das war sie auch, aber sie ist nach knapp 20 Jahren wieder zurück. Ich weiß auch noch nicht wieso sie wieder lebt, weil sie ja kein Proxy ist. Das muss ich selbst noch herausfinden. Aber sie ist wird dir mit Sicherheit helfen können.“ Doch Ezra war anzusehen, dass er das definitiv nicht wollte. Obwohl Elion das alles nur gut meinte und ihm helfen wollte, spielte sich bei ihm folgendes Denken ab, in welches er sich völlig verfahren hatte: „Elion’s Mum = Eltern = Pflegefamilien-Trauma Hilfe = Schwäche = wehrloses Opfer = Zielscheibe für noch schlimmere Grausamkeiten“ Man konnte ihm regelrecht im Gesicht ablesen, dass ihm gerade genau dies durch den Kopf ging und er deshalb komplett abblocken würde. „Vergiss es“, sagte Ezra entschieden und verkrallte seine Hände in seine Jeans, während er die Zähne zusammenpresste. „Das kannst du vergessen. Ich geh ganz sicher nicht zu ihr hin. Die fünf Pflegefamilien haben mir echt gereicht und deine Mum wird doch auch nur die Nase rümpfen und auf mich herabschauen, weil ich in ihren Augen doch nur ein verkommener Stricherjunge bin, der seinen drogensüchtigen Vater gekillt hat und sich höchstwahrscheinlich ebenfalls zudröhnt. Sie wird doch auch denken, ich wäre ein hoffnungsloser Fall und total verkorkst. Darauf kann ich echt verzichten. Das tue ich mir nicht noch mal an!“ Nun erhob sich auch Elion und hielt ihn an den Armen fest, um beruhigend auf ihn einzureden. „Beruhige dich doch erst mal. Mum ist nicht so und sie wird dir helfen, das verspreche ich dir.“ „Ich gebe einen Scheiß auf deine Versprechungen und mach da ganz sicher nicht mit. Lass mich bloß in Ruhe mit deinen bescheuerten Ideen. Ich brauche keine Hilfe und das habe ich dir mehr als deutlich gesagt. Ich hab auch kein Bock mehr, darüber zu sprechen.“ Damit wollte er gehen, doch Elion hielt ihn fest, um ihn aufzuhalten. So schnell wollte er ihn nicht abhauen lassen. Er musste ihm endlich die Augen öffnen und ihm klar machen, dass das so nicht weitergehen konnte. „Bitte überlege es dir doch mal. Glaub mir, Mum ist nicht so. Sie ist ein sehr liebevoller und unvoreingenommener Mensch. Sie hat sich selbst um uns Proxys gekümmert, obwohl wir quasi dazu herangezüchtet wurden, um Menschen zu töten. Nun gut, sie kann ein wenig schräg sein, aber würde dich niemals einen verkorksten und hoffnungslosen Fall nennen, Ezra. Bitte sei doch vernünftig und denk doch mal nach. Was ist dir denn lieber? Ein einziges Mal Hilfe anzunehmen, oder weiterhin in diesem Haus zu leben, dich zu prostituieren und dann auch noch von Mafiosi vergewaltigt zu werden? Das ist doch keine Zukunft und du willst das doch auch nicht. Ich kann deinen Körper zwar jedes Mal zurücksetzen, wenn sie dich vergewaltigen und zusammenschlagen, aber ich kann nicht deine Erinnerungen zurücksetzen. Irgendwann wird es dir den Rest geben und dann wirst du endgültig zusammenbrechen.“ „Das werde ich nicht, denn ich bin kein verdammter Schwächling, kapiert? Ich hab es all die Jahre alleine geschafft, da werde ich es auch weiterhin alleine schaffen. Ich brauche keine Hilfe, insbesondere nicht von irgendwelchen Eltern, die einen auf heile Welt machen und dann doch hinter meinem Rücken zu reden anfangen und meinen, ich würde mit Drogen zu tun haben, an AIDS leiden und mit jedem dahergelaufenen Typen ficken, wenn der einen Fünfer springen lässt. Es ist doch jedes Mal das Gleiche gewesen. Erst sagen sie dir, dass alles gut wird und sie dich so lieben wie du bist. Und kaum, dass du ihnen zu anstrengend wirst, schieben sie dich in eine Besserungsanstalt, in die Klapse oder in ein Internat ab, um dich loszuwerden. Es war doch jedes Mal das Gleiche und ich hab keine Lust darauf, das alles noch mal durchmachen zu müssen. Ich bin fertig damit und werde von nun an nur noch mir selbst vertrauen.“ Elion verstand es langsam nicht mehr und er fragte sich, wie er diesen Dickschädel überzeugen konnte, ihm wenigstens ein einziges Mal zu vertrauen und sich helfen zu lassen. „Vertraust du mir denn gar nicht?“ „Warum sollte ich?“ erwiderte der Kleingeratene gereizt und versuchte sich loszureißen, doch Elion hielt ihn immer noch fest. „Bis jetzt hat mich doch jeder verarscht. Woher soll ich denn wissen, dass du nicht anders bist?“ „Weil ich doch keinen Grund dazu habe.“ Und damit schloss Elion den 18-jährigen in seine Arme und drückte ihn fest an sich. Er wollte ihn nicht gehen lassen und damit zulassen, dass Ezra wieder in diese kalte und grausame Welt zurückkehrte, in welcher es für ihn keine Zukunft gab. „Ich will dich beschützen, Ezra. Du bist sehr wichtig für mich und ich will nicht zulassen, dass sie dir wieder so wehtun. Ich… ich mag dich sehr…“ Einen Moment lang war Ezra wie erstarrt, doch als er dann erkannte, was der Proxy damit sagen wollte, da kam es bei ihm augenblicklich zu einer Kurzschlussreaktion. Er riss an Elions Haaren, woraufhin dieser ihn losließ und vor Schmerz laut aufschrie. Nun, Ezra hatte schon damit gerechnet, dass er ihm damit wehtat, aber dass er so starke Schmerzen litt, das hatte er nicht erwartet. Der Grauhaarige sank in die Knie und stöhnte gequält und man hätte meinen können, ihm wären die Beine gebrochen worden. Doch der 18-jährige versuchte, seine Wut wiederzufinden und rief „Ich hab es doch gewusst. Du verdammter Wichser willst mir doch nur an den Arsch und mich durchvögeln, nicht wahr? Erst markierst du hier einen auf Jesus 2.0 und in Wahrheit willst du mich genauso ficken wie die anderen. Ich hab es doch gewusst!“ Damit wandte er sich ab und ging. „Ich will dich nie wieder sehen, hast du kapiert? Hau bloß ab und lass dich nicht mehr blicken.“ Mit Archi an der Leine verschwand er und ließ Elion alleine zurück. Es interessierte ihn im Moment nicht, was aus dem Proxy wurde, er wollte einfach nur nach Hause und seine Ruhe haben. Ernsthaft, wieso nur musste dieser Mistkerl alles nur kaputt machen, indem er plötzlich mit der Tour kam, dass er irgendwie Gefühle für ihn hatte? Damit war doch alles komplett ruiniert. Es hätte ja vielleicht noch eine ganz gute Freundschaft zwischen ihnen werden können, aber stattdessen kamen jetzt auch noch Gefühle ins Spiel und hier blieb ihm eben keine andere Wahl, als die Reißleine zu ziehen und Elion aus dem Weg zu gehen. Ansonsten würde alles doch wieder nur auf eine Riesenkatastrophe zusteuern und das konnte er überhaupt nicht gebrauchen. Es war doch auch jedes Mal das Gleiche mit der Liebe. Sein Vater hat auch jedes Mal gesagt, er würde ihn lieben und hat ihn schließlich an irgendwelche älteren Säcke verkauft, um seine Schulden zu bezahlen und dann hat er ihn fast umgebracht. Seine Pflegefamilien hatten auch gesagt gehabt, sie würden ihn lieben und auch sie hatten ihn irgendwann nur noch loswerden wollen und auch mit diesem widerlichen Lehrer, seinem vierten Pflegevater, war es nicht anders gewesen. Er hatte ihm auch gesagt, er würde ihn lieben und ihn dann gezwungen, ihm einen zu blasen. Manchmal fragte sich Ezra, ob auf seiner Stirn irgendwie das Wort „Fickopfer“ geschrieben stand, dass wirklich jeder ihm an die Wäsche wollte und alle ihn entweder von oben herab behandelten oder ihn fast krankenhausreif schlugen. Wieso nur muss das immer mich treffen? Ich habe mir das nie ausgesucht und ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals darum gebettelt zu haben, von meinem Alten missbraucht zu werden und dann auch noch von irgendwelchen perversen Säcken gefickt zu werden. So ein Scheiß. Da dachte ich echt, Elion wäre vielleicht nicht so, aber da habe ich mich auch wieder völlig getäuscht. Warum nur konnte es auch keine normale Freundschaft geben, ohne dass gleich schon wieder irgend so eine Friendzone oder ein Drama a la Shakespeare daraus wurde? So etwas wie Liebe gab es doch eh nicht, zumindest nicht die, von der man immer in diesen kitschigen Schnulzen las. Die Liebe war doch bloß eine Lüge und mehr nicht. Liebe bedeutete nichts als Schmerz und Verzweiflung und darauf konnte er wirklich verzichten. Lieber lebte er ganz alleine und kam auch alleine in dieser Welt zurecht. Das war immerhin besser, als wieder nur verarscht und enttäuscht zu werden. Die Menschen waren doch eh alle gleich und würden sich niemals ändern. Und mit Elion verhielt es sich nicht anders. Dabei hatte er so nett gewirkt und bei ihm hatte er das Gefühl gehabt, er könne ihm vertrauen. Aber letzten Endes hat es sich doch nur wieder gezeigt, dass er niemandem vertrauen durfte und auch Elion keine Ausnahme bildete. „Dieser verfickte Vollarsch. Soll der doch alleine zu seiner Mutter zurück, aber ich hab keine Lust auf diesen Scheiß. Ich werde nicht zulassen, dass sich dass alles wiederholt und es nur wieder Schmerz und Kummer gibt.“ Während er so darüber nachdachte, umschloss seine Hand die Leine fester und er spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust. Am liebsten hätte er geschrieen, die Mülltonnen umgetreten oder die Fensterscheiben eingeworfen, aber das konnte er jetzt auch nicht gebrauchen. Er hatte schon eine Vorstrafe wegen Vandalismus, da konnte er nicht noch eine gebrauchen. Dann würde er doch in den Knast wandern. Sein Handy klingelte und er sah, dass es Parsons Nummer war. Scheiße, der hatte ihm noch gefehlt. Der rief sicher wegen seinem besonderen „Geburtstagsgeschenk“ an. Ezra nahm den Anruf an und fragte etwas unwirsch „Was gibt’s?“ „Guten Tag Ezra, haben Ramon und Tyson dir schon meine Nachricht übermittelt?“ „Meinst du bevor sie mir den Arsch aufgerissen haben, oder danach?“ „Hey, gib mir nicht die Schuld, wenn du nicht imstande bist, vernünftig mit Geld umzugehen. Oder vielleicht bist du auch viel zu wählerisch mit deinen Freiern. Soweit ich weiß, bist du heiß begehrt auf dem Markt und ich habe dir auch ein äußerst großzügiges Angebot gemacht. Deine ganzen Schuldenprobleme hättest du jetzt nicht, wenn du zu meinem persönlichen Haustier wirst.“ Ezras Magen verkrampfte sich, als er daran dachte. Er wusste, dass Jeffrey Parson regelmäßig bei Auktionen teilnahm und dass die Leute dort echt übel waren. Manche von denen standen darauf, ihre Sexsklaven brutal zuzurichten, sie wie Tiere zu halten und sie zu verstümmeln. Neill… er hatte das Pech gehabt, an Menschenhändler geraten zu sein und war an einen Auktionisten versteigert worden. Und dieser hatte ihm die Stimmbänder und die Augen entfernt sowie die Achillessehnen durchgetrennt. Danach hatte man nie wieder etwas von ihm gehört und die meisten in der Szene wussten, dass es für den armen Kerl eigentlich keine Hoffnung mehr gab. Und Parson war teilweise genauso schlimm. Ezra erinnerte sich an die Tage, als er mit ihm schlafen musste und was ihm da widerfahren war. Die Fesseln, diese ganzen widerlichen Kerle mit ihren Ledermasken und die Peitschen. Die Narben waren nie verblasst und insgeheim fürchtete er sich jedes Mal davor, wenn Parson ihn anrief. Denn er wusste, dass der Kerl einer von der Sorte war, von der nur ein Drittel der ersteigerten Sexsklaven länger als drei Jahre überlebte und die anderen waren mentale Krüppel geworden. Zwar hatte Ezra schon viele Erfahrungen in Sachen Sado-Maso machen können, aber Parson war bei weitem schlimmer als seine Schlägertypen, die er vorbeischickte. Manchmal kam es sogar vor, dass er seine Leute absichtlich zu ihm hinschickte, um ihn zu quälen, weil er sein Ziel nicht aufgegeben hatte, Ezra zu seinem Lieblingssklaven zu machen. Der 18-jährige wusste, dass er Parson nicht entkommen konnte. Der hatte seine Leute überall und Elion würde auch nichts ausrichten können. „Ich werde garantiert nicht zu deinem Spielzeug. Ich hab einen Job und eine Wohnung und ich werde das auch nicht aufgeben.“ „Du solltest besser aufpassen, Ezra. Meine Jungs sind ganz wild auf dich und es kann sein, dass ich sie nicht immer in Zaum halten kann. Nachdem Tyler und Ramon so von dir geschwärmt haben, wollen dich alle mal ordentlich rannehmen und du weißt, dass zum Beispiel Ronnie und Jack nicht so sanft und feinfühlig sind wie Ramon und Tyson. Die mögen es richtig hart und wenn du dich weiterhin so stur stellst, dann kann es vielleicht sein, dass die Jungs auf den Gedanken kommen, zu tun und zu lassen was sie wollen und dann kann ich für deine Sicherheit auch nicht immer garantieren.“ „Du kannst mich mal“, sagte Ezra mit trockener Stimme und legte auf, ohne auf eine Reaktion zu warten. Verdammte Scheiße, es wurde immer schlimmer und schlimmer. Nicht nur, dass ihn der Schuldenberg erdrückte, den er von seinem Vater aufgedrückt bekommen hatte, jetzt hatte er auch noch Stress mit Parson und nun wurde er vor die Wahl gestellt: entweder er verkaufte sich endgültig an ihn und wurde zu seinem Spielzeug, oder aber dieser Mistkerl würde ihm noch richtig üble Typen vorbeischicken. Was sollte er nur tun? Weglaufen konnte er nicht, Parson würde ihn sofort finden und wenn er nachgab und sich nach dem Willen dieses Mafioso richtete, dann war er auch so gut wie tot. Egal wie er sich entscheiden würde, es sah beschissen aus. Wie um alles in der Welt hatte er es nur geschafft, sein Leben in eine solche Katastrophe hineinzumanövrieren, dass es keine Alternativen als ein beschissenes Dasein als Sexsklave eines perversen und extrem sadistischen Mafiabosses gab? Und an wen konnte er sich denn wenden? An die Polizei? Pah, die waren sowieso keine Hilfe, weil die nur dann was machten, wenn es schon viel zu spät war und überhaupt: die Cops? Jene Sorte, der sein Vater angehört hatte? Nein, das war keine Alternative. Was blieb dann sonst? Tja, das wusste er leider selbst nicht. Elion zu fragen war ebenfalls ausgeschlossen. Der wollte doch auch nur das eine von ihm und war damit ebenfalls außen vor. In diesem Moment fühlte sich Ezra völlig hilflos und verloren und am liebsten hätte er geweint. Aber er konnte es nicht und vor allem wollte er es auch nicht. Niemand durfte sehen, wie er sich fühlte. Er wollte einfach nur noch nach Hause, sich ins Bett legen und schlafen. Mehr nicht. Einfach nur schlafen und diese ganzen Sorgen vergessen. Dieses Leben war auch total beschissen. Wieso nur hatte es ausgerechnet ihn so treffen müssen und wie konnte es nur dazu kommen, dass er so tief in der Scheiße landete? Was hatte er denn falsch gemacht? Blöde Frage, ich hab alles falsch gemacht. Genauso wie mein Vater, Tessa und meine Mutter. Wäre Tessa für mich da gewesen, als dieser Dreckskerl mich missbraucht hat, dann wäre es vielleicht nicht soweit gekommen. Wäre dieser scheiß Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht gewesen, dann wäre sie vielleicht noch hier. Nein, wahrscheinlich hätte er sie auch umgebracht so wie fast auch mich. Und meine Mutter interessiert sich doch eh nicht für mich. Es gibt doch niemanden auf der Welt, den ich um Hilfe bitten kann. Ich bin ganz alleine, weil ich es ja selbst so wollte. Ja… wenn ich alleine bin, ist es besser so. Und alleine werde ich auch ganz sicher einen Ausweg finden. Bisher habe ich doch immer eine Lösung finden können, auch wenn es vielleicht nicht immer die angenehmste war. Aber das Leben ist nun mal echt mies und ein einziger Kampf. Ich habe das mit zehn Jahren erkennen müssen und danach bestand mein Leben doch nur aus Kämpfen. So ein verdammter Scheiß. „Wir zwei haben echt die Arschkarte gezogen. Nicht wahr, Archi?“ Der Rottweiler trottete brav neben ihm her und war derselbe treudoofe Archibald, wie Ezra ihn immer gekannt hatte. Nun, er wusste, dass der Rottweiler auch anders konnte. Immerhin war er ein Kampfhund und hatte auch an einigen Hundekämpfen teilgenommen. Auf Kommando konnte er schon zur Bestie werden, wenn er wollte. Ezra könnte ihn benutzen, um sich vor diesen gewalttätigen Kriminellen zu schützen. Aber ob das auf Dauer funktionieren würde, bezweifelte er. Die würden Archi einfach erschießen, wenn er sie angreifen sollte oder ihn endgültig totprügeln. Und das wollte der 18-jährige doch auch nicht, denn Archi war seine Familie. Denn Hunde wollten im Grunde nur geliebt werden und das war alles. Deshalb waren ihm die Tiere oftmals lieber als die Menschen. Mit einem geschlagenen Seufzer blieb Ezra an einer Ampel stehen und sah zu Archi herunter, der wohl zu spüren schien, dass mit seinem Herrchen etwas nicht stimmte und daraufhin leise Winsellaute von sich gab. Ezra setzte ein Lächeln auf und streichelte ihm den Kopf. „Jetzt mach dir mal keine Sorgen um mich, Dummkopf. Wir kriegen das schon wieder hin. Bisher haben wir doch alles geschafft und da werden wir alles andere auch schaffen, nicht wahr? Es wird alles wieder gut werden.“ Doch der Rottweiler sah ihn immer noch mit traurigen Augen an, so als spürte er, dass Ezras Worte deutlich an Überzeugung verloren hatten. Kein Wunder, denn der Kurzgeratene zweifelte doch selbst an seinen eigenen Worten. Ja, er zweifelte ernsthaft daran, dass es ihm dieses Mal gelingen würde, sich da so einfach wieder herausboxen zu können. Schlimmstenfalls würde er so enden wie Neill… oder wie die anderen unzähligen Stricherjungs, die in Parsons Fänge geraten und bei diesen unzähligen perversen Orgien in den Wahnsinn getrieben worden waren. Einige von ihnen sollen sich sogar die Zunge durchgebissen haben, um sich umzubringen. Und ich werde auch dort enden, weil ich das Pech haben musste, dass mein Vater ausgerechnet an ihn geraten musste. Echt, mein alter Herr macht mir sogar noch Ärger, lange nachdem er tot ist. Hoffentlich hat er es in der Hölle auch schön gemütlich und lacht sich tot, dass ich hier gucken muss, wie ich klar komme. Und hoffentlich leisten Mum und Teresa ihm auch Gesellschaft. Oh ja, I love to entertain you, Motherfuckers! Mit einem resignierten Seufzen erreichte Ezra schließlich die Wilshure Street und war damit zurück in seinem Viertel. Ja, das Viertel der Gewalt, Drogen, Schießereien und Kriminalität. Ein Ghetto, wo alles verkommen, verwahrlost und dreckig war. Das war die Welt, in welcher er gelandet war und wo er auch höchstwahrscheinlich sterben würde. Tolle Aussichten, aber es hatte eben nie für etwas Besseres gereicht. Na Hauptsache, ich kann ein eigenständiges Leben führen und muss mir nicht von irgendwelchen bescheuerten Pflegefamilien sagen lassen, wie verkorkst ich doch bin. Einer, der vorbestraft ist, sich prügelt, schon mit zehn Jahren zu trinken und zu rauchen angefangen hat, sich von alten Säcken ficken lässt und seinen drogensüchtigen Vater umgebracht hat, gehört doch sowieso hierhin. Das ist nun mal die Realität. Schon seit damals gehöre ich bereits zum Abschaum der Gesellschaft und deshalb wollte mich auch nie jemand haben. Nicht mal meine eigenen Eltern. Als Ezra die Tür raufging, hörte er teilweise Stimmen im Haus, dachte sich aber nichts dabei, da Emilio sich mal wieder mit seinen Leuten im Hausflur aufhielt und wahrscheinlich wieder mit Marihuana dealte. Er stieg die Treppen hoch bis in den dritten Stock und erreichte schließlich seine Wohnung. Sogleich, als er den Rottweiler von der Leine nehmen wollte, da hörte er Schritte und als er sich umdrehte, erkannte er zwei kräftig gebraute Männer mit ziemlich zwielichtiger Visage direkt auf ihn zukommen. Ezra wurde kreidebleich im Gesicht, denn er kannte diese Männer. Immerhin hatten sie ihm die Narben auf seinem Rücken zugefügt: Ronnie und Jack. „Hallo Ezra“, grüßten sie ihn und kamen mit einem alles sagenden Grinsen in die Wohnung und sogleich begann Archi bedrohlich zu knurren. Ronnie, ein knapp zwei Meter großer Schrank mit Kurzhaarschnitt und einem hässlichen Nasenpiercing kam direkt auf ihn zu und leckte sich über die Lippen. „Hast du uns zwei vermisst?“ Ezra erkannte, dass er schnell hier raus musste. Und da die beiden den Weg versperrt hatten, konnte er nicht an ihnen vorbei. Der einzige Fluchtweg, der noch blieb, war die Feuertreppe. „Archi, fass!“ Als Ezra den Befehl gab und den Rottweiler von der Leine ließ, stürzte sich dieser mit gefletschten Zähnen auf Ronnie und vergrub seine Zähne in dessen Arm. Als Jack nun versuchte, den 18-jährigen aufzuhalten, zog dieser ein Springmesser hervor und schnitt ihm damit in den Handrücken und als er sein Zimmer erreichte, da knallte er die Tür zu und öffnete hastig das Fenster. Doch gerade, als er durchklettern wollte, zerrte Jack ihn an den Haaren zurück und schleuderte ihn zu Boden. Ezra stürzte und das nächste, was er hörte war, wie ein Schuss fiel und wie Ronnie schrie „Scheiß Drecksvieh!“ Gleich schon, als er aufstehen wollte, trat Jack ihm ins Gesicht und drückte ihn zu Boden. „Du kleine Bitch bleibst schön brav da liegen. Du hast uns und dem Boss schon genug Ärger gemacht. Und da du es offenbar für nötig hältst, ihm auf der Nase herumzutanzen, werden wir zwei dir erst mal Manieren beibringen.“ „Und da deine scheiß Töle mir den Arm blutig gebissen hat, wirst du auch bluten!“ Ronnie kam ins Zimmer und war stinksauer. Wieder ergriff Ezra das Springmesser, um sich noch irgendwie verteidigen zu können, doch da trat Jack auf seine Hand und hinderte ihn daran. Beide packten ihn und warfen ihn aufs Bett. Im Anschluss rissen sie ihm die Kleidung herunter und fesselten ihm die Hände auf den Rücken. „So du kleine Schlampe, es wird Zeit für eine kleine Lektion. Die Kinderstunde ist jetzt vorbei und eines versprechen wir dir: diese Gegenwehr wirst du noch richtig büßen.“ Ezra versuchte sich noch irgendwie zu befreien, doch die Fesseln waren zu fest geschnürt und gegen die beiden hatte er eh keine Chancen. Aber eines stand fest: egal was die mit ihm auch anstellten, er würde ganz gewiss nicht um Gnade betteln oder schreien. Die würden keinen einzigen Ton aus ihm herausbekommen. Ronnie und Jack sahen sich an und wieder leckte sich Erster gierig über die Lippen. „Was meinst du wie lange wir brauchen werden, um diese kleine Sau ordentlich zum Schreien zu bringen?“ „Länger als eine halbe Stunde hält der nie und nimmer durch.“ „Ach wart’s ab. Soweit ich gehört habe, kann der ziemlich viel einstecken. Nicht wahr, Ezra?“ Der 18-jährige presste die Lippen zusammen und sagte nichts. Aber er ahnte, dass ihm noch Schlimmes bevorstehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)