Something in December von katzendrache (Gefühlschaos zu Weihnachten) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Advent - Ungebetener Gast --------------------------------------- Erster Advent – Ungebetener Gast Mit starr nach draußen gerichtetem Blick hob ich ein Bein auf das Fensterbrett, um ihm unbemerkt zu folgen. Ein leichter, schwereloser Schnee hatte begonnen, vom dunklen Himmel zu fallen und jetzt in diesem Moment, in dem ich drauf und dran war, heraus zu finden, wohin er wieder so spät verschwinden mochte, spürte ich doch ein gewisses Maß an Aufregung in mir aufkeimen, so als wäre es unheimlich wichtig, was ich hier tat. Wie war es nur dazu gekommen? Und in diesem einen Moment, indem mein Körper sich in die Dunkelheit der Nacht erhob und mein Gesicht die ersten feuchten Schneeflocken zu spüren bekam, durchdrangen mich die Erinnerungen an die letzten zehn Tage, in denen mein eigentlich ruhiges Leben so seltsam unterbrochen worden war. Alles hatte an dem Montag nach einem dieser Feiertage angefangen, die die Menschen jedes Jahr vier Wochen vor diesem komischen Weihnachtsfest feiern. Advent nennen sie das. Und es war der erste von vier. Ich hasse ja diese Feiertage generell, aber trotzdem feiere ich jedes Jahr mit – zumindest bin ich physisch anwesend, solange die dieses Tralala veranstalten. Es gibt gutes Essen, also kann man sich nicht beschweren, aber den Sinn verstehe ich immer noch nicht. Interessiert mich auch nicht. Das einzige, was ich diesmal daran interessant fand, war der Tag danach. Es war gegen Nachmittag. Ich hatte gerade mein Training beendet und wollte auf einen Snack in die Küche gehen, als ich Bulma mit jemandem an der Haustüre reden hörte. An der Aura und der wahnsinnig nervigen Tonlage erkannte ich binnen einer Sekunde, dass es Kakarott sein musste, der sie wohl besuchte. Zuerst dachte ich mir nichts dabei. Erst, als sie ihn die Treppe hinaufführte, was sie sonst noch nie getan hatte, wurde ich hellhörig. Sie gingen bis in den zweiten Stock. Eine Türe wurde geöffnet. Mein Misstrauen wuchs. Die einzigen Orte, die sich dort oben befanden, waren mein Privatzimmer, ein großes Bad und einige Gästezimmer. Meine Stirn legte sich wie automatisch in Falten. Als ich Bulma herunterkommen hörte – Kakarott nicht im Schlepptau – ging ich in die Küche und tat so, als wäre nichts. Nahm ein Brot und begann, daran herum zu nagen, während ich jeden von Bulmas Schritten genau beobachtete. Wir kommunizierten nicht sonderlich viel miteinander. Das hatten wir nie. Es war auch nicht nötig. Und das wenige an Kommunikation, das dann doch statt fand, ging normalerweise nie von mir aus. Diesmal schon. „Was will der hier?“, fragte ich geradeheraus. Bulma sah mich irritiert an. Als wunderte sie sich, dass ich den Mund aufmachte, ohne angesprochen worden zu sein. „Er wird hier eine Weile wohnen. Das hab ich dir doch neulich gesagt?“ Mürrisch schüttelte ich den Kopf. Die holte mir meinen Erzfeind ins Haus?! Gut, mittlerweile hatte sich diese unangenehme Aggression zwischen uns irgendwie gelegt, vor allem seit unserem Sieg gegen Boo, aber er war schließlich immer noch mein größter Konkurrent! „Ach, da hast du sicherlich wieder mal nicht zugehört...“, säuselte sie und begann, Gemüse klein zu schneiden für das Abendessen. „Also, er wird hier eine Zeit lang wohnen.“ „Wieso?“ So viel Interesse kannte ich von mir selbst nicht, aber irgendwie passte es mir nicht, dass er hier sein würde. Das war mein Revier. Mein Haus. Bulma seufzte. „Ich würde ja sagen, frag ihn doch selbst, aber ich glaube, es ist besser, wenn du ihn eine Weile in Ruhe lässt.“ Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause, mit der sie mich verrückt machte. Sie machte das immer. Diese Pausen. Ich wollte Informationen. Und sonst nichts. „Son Goku und Chichi haben sich getrennt.“ Das weckte mein Interesse nun doch auf ein so unnormales Maß an, dass ich fast mit einem weiteren 'wieso' heraus geplatzt wäre, wenn ich nicht gewusst hätte, dass sie mir sowieso alles erzählen würde. Die beiden Turteltauben hatten sich getrennt? Schön für Kakarott, dass er endlich von dieser schrecklichen Frau los kam, aber wie er das nun letztendlich angestellt hatte, wollte ich doch zu gerne wissen. „Sie haben scheinbar schon vor längerer Zeit beschlossen, dass sie sich trennen, sobald Son Goten nicht mehr zu Hause wohnt. Sein Umzug in dieses neue Studentenheim in der südlichen Hauptstadt war vorgestern und jetzt haben sie es eben durchgezogen.“ „Aha“, hörte ich mich murren. „Und wieso ausgerechnet hier?“ „Das ist auf Chichis Mist gewachsen.“ „War ja klar.“ Ich musste gehässig grinsen, als Bulma mit verstellter Stimme dieses Weib nachahmte. „'Du weißt doch wie er ist'“, quietschte sie in höchsten Tönen. „'Er würde am liebsten in diesem heruntergekommenen Haus in den Bergen wohnen, aber da war ja seit Jahren niemand und es ist doch schon Winter. Er holt sich dort nur den Tod...'“ Dann schaltete sie wieder auf normal. „Und dann hat sie gefragt, ob er nicht hier ein Zimmer haben könnte.“ Ich musste kurz lachen. „Das heißt, Kakarott lässt sich von seiner Nicht-mehr-Ehefrau aufdiktieren, wo er zu wohnen hat? Dieser Kerl ist... Ach verdammt, dafür gibt’s gar kein Wort...“ „Er tut ihr damit einen Gefallen, Vegeta“, belehrte mich Bulma. „Sei einfach nett zu ihm. Er macht eine schwere Zeit durch. Ich weiß ja nicht mal, von wem von beiden diese Trennung ausging. Vielleicht fühlt er sich verletzt. Lass ihn in Frieden, oder lenk ihn ab. Kannst ihn ja mal mit auf deine Arbeit nehmen oder so.“ „Spinnst du jetzt vollkommen?“ Dieser Gedanke war so abstrus, dass ich es mir nicht einmal vorstellen wollte. Und so verging der erste Abend. Beim Abendessen schwieg ich eisern. Alles, was ich hätte sagen wollen, wäre doch nur wieder abschätzig gewesen und Bulma hätte sich aufgeführt. Darauf hatte ich schlichtweg keine Lust. Und Kakarott wirkte weder bedrückt, noch bekümmert, noch sonst irgendwie anders, als sonst. Er war der gleiche unausstehliche Sonnenschein, der er immer war. Zum Kotzen. Zwei, drei Mal versuchte er, mich in seine Unterhaltung mit Bulma und Trunks einzubeziehen, aber zum Glück war er wenigstens intelligent genug, ein lustloses Brummen als Ablehnung zu verstehen. Am nächsten Morgen beim Frühstück schlug Bulma uns dann vor, dass wir doch gemeinsam trainieren sollten und merkte an, dass wir uns ja so lange nicht mehr gesehen hatten. „Keine Zeit“, grummelte ich lustlos und stopfte noch etwas von den Brötchen in mich rein. „Arbeit.“ „Du arbeitest?“, fragte Kakarott mich und ich spürte seinen ätzend neugierigen, fröhlichen Blick regelrecht auf mir. „Ja.“ Zu mehr konnte ich mich nicht aufraffen. Dieser Typ machte mich kirre. „Papa arbeitet in einem Dojo von Mister Satan“, erklärte Trunks, ebenso fröhlich. Wie konnten die eigentlich morgens schon so fit sein? „Er bringt Jugendlichen Karate und Kung-Fu bei.“ „Aha.“ Kakarott klang überrascht. Natürlich, er war nie wirklich arbeiten gegangen. Zumindest nicht, soweit ich mitbekommen hatte. Und natürlich war es seltsam, dass ich arbeitete, schließlich war ich der Herrscher einer verdammten Kriegerrasse und lebte bei der reichsten Frau auf diesem Planeten, aber die Tage waren einfach so verdammt langweilig geworden, seit keine Feinde mehr auf die Erde kamen. Und das im Dojo war eine wunderbare Gelegenheit, eventuelle zukünftige Krieger auszubilden. Und bei diesem Satan lernten sie ja nicht wirklich etwas. Im Grunde war keiner so gut geeignet für den Job, wie ich. Die Schüler hassten mich. Und sie verehrten mich. Und endlich bekam ich mal den Respekt gezollt, der mir auch gebührte. „Kann ich da nicht mal mitkommen?“ „Nein!“, posaunte ich raus und warf ihm einen aggressiven Blick zu. Was dachte der sich eigentlich?! „Wenn du schon in meinem Haus leben musst, dann bleib mir wenigstens auf der Arbeit fern!“ „Ist ja gut...“, entschuldigte er sich treudoof. Gott, wie ich das hasste, wenn er das tat! Das war so unwürdig! So ehrlos! Nie konnte er mal zu dem stehen, was er eigentlich wollte. Und obwohl es das Gegenteil war, von dem, was ich selbst wollte, kam mir dieses Verhalten so unheimlich ätzend vor... Eine Schande, so einen als einen meiner Rasse bezeichnen zu müssen... Kaum zu glauben, dass er so viel stärker war, als ich. Nach diesem unsäglichen Frühstück, ging ich in mein und Bulmas Schlafzimmer, das sich im ersten Stock befand. Der erste Stock war sozusagen unsere Familienebene. Trunks Zimmer am einen Ende des Ganges, unseres am anderen Ende und dazwischen ein großes Bad und ein Zimmer, das früher Trunks' Spielzimmer gewesen war. Mittlerweile stand darin aller möglicher Ramsch, den ich seit Jahren nicht gesehen hatte, und natürlich gab es da auch noch Bulmas riesigen begehbaren Kleiderschrank, in dem ich auch ein Eckchen hatte. Ich besaß nicht viel. Nur ein paar Alltagskleider, etwas Schickes, in das Bulma mich immer hinein zwingen musste, wenn sie wollte, dass ich es trug – meist half nur Bestechung – und eben allerhand Trainingsbekleidung. Ich stopfte etwas davon in meine Trainingstasche für die Arbeit, aber meine Schuhe konnte ich nicht finden. Sie musste wohl noch in meinem Privatzimmer ein Stockwerk weiter oben liegen. Also warf ich mir die Tasche über die Schulter und ging nach oben. Ich öffnete die Türe, ging hinein, fand die Schuhe und packte sie rasch ein. Ich war schon ein wenig spät dran. Wie meistens eigentlich. Aber das war mir egal. Ich wollte gerade zur Türe hinaus stürmen, als ich Schritte im Gang hörte. Ich hielt inne. Das war sicherlich Kakarott auf dem Weg in sein Zimmer. Ich wollte ihm nicht wirklich über den Weg laufen, also blieb ich in meinem Zimmer und lugte nur vorsichtig durch einen kleinen Spalt, den die Türe geöffnet war, hinaus, wann er wohl vorbei sein mochte. Und dann lief er endlich vorbei, aber irgendetwas an ihm war anders. Er verschwand in seinem Zimmer. Seine Türe klickte leise, als sie ins Schloss fiel. Ich ging hinaus auf den Gang und blickte ihm nach. Was war das nur gewesen? So hatte ich ihn noch nie gesehen und ich fragte mich, ob es daran lag, was ich beim Frühstück gesagt hatte. Aber eigentlich war das ja absurd. Vielleicht lag es aber auch tatsächlich an dieser Trennung von diesem Weib, dass er nun tatsächlich schwermütig und beklemmt aussah. Ich flog auf die Arbeit, aber dieser Gesichtsausdruck ging mir nach. Beim Frühstück war er noch so fröhlich gewesen und auf dem Gang hatte er ausgesehen, als wäre er die Depression höchstselbst. Kakarott in Trauer. Das schien mir irgendwie schwer begreiflich. Und während ich so weiter nachdachte, was dahinter steckte, wurde mir klar, dass ich Mitleid mit ihm hatte. Was war ich nur für ein verweichlichter Mensch geworden... Die darauf folgenden Tage ging es so weiter. Immer wenn ich ihn sah, hatte er sein dämliches Grinsen im Gesicht. Sein 'mir geht es so toll und die Welt ist so schön'-Grinsen. Ich hasse es! Glücklicherweise gab Bulma ihm Beschäftigungen, die sonst wahrscheinlich ich hätte erledigen müssen und er tat alles, was sie sagte, mit dieser Leichtigkeit und Freude, die man von ihm kannte. Und jedes Mal, wenn ich ihn irgendwo alleine sah, hatte er diesen anderen Gesichtsausdruck. Diesen traurigen, niedergeschlagenen. Und nachdem ich diesem zum zweiten Mal gesehen hatte, wurde mir klar, dass sein fröhliches Wesen, das er hier so knallhart in Gesellschaft durchzog, eine scheiss Maske war! Der machte seinen ganzen Freunden etwas vor! Und um mich darüber zu versichern, dass ich auch Recht hatte, beschloss ich, ihn heraus zu fordern. Ich saß also in meinem Zimmer. Es war absolut still. Normalerweise ließ ich das Radio oder den Fernseher laufen, aber diesmal saß ich einfach nur auf meinem Sofa und wartete. Und dann hörte ich, dass er die Treppe herauf kam. Ich stellte mich also in den Halbschatten vor meiner Zimmertüre, an den Türstock gelehnt und wartete darauf, dass er auf dem obersten Treppenabsatz ankam. Und als ich ihn dann erblickte, hatte er tatsächlich diesen Blick drauf, als wäre die Welt soeben untergegangen. Ich rührte mich nicht. Er tat ein paar Schritte in den Gang, direkt in meine Richtung, bevor er mich bemerkte. Und eben dieser Moment war einfach göttlich. Hätte einer von diesen Spielfilmen nicht besser machen können. In dem Augenblick, in dem er mich bemerkte, floss die Sonne regelrecht in sein Gesicht, sein Körper wurde aufrecht, sein Gang beschwingter und seine Mundwinkel zogen sich nach oben. Ja, diese Maske war so perfekt, dass selbst ich sie nicht hätte durchschauen können, wenn ich nicht das, was darunter lag – was auch immer das sein mochte – gesehen hätte. Dabei war ich eigentlich der Meister, was emotionale Masken anging. Selbst seine Augen schienen zu leuchten. Es war perfekt. Einfach perfekt. „Hallo Vegeta“, grüßte er fröhlich. Meine Stirn runzelte sich. „Ich wusste gar nicht, dass du hier oben bist. Was machst du hier?“ Ich blickte ihn nichtssagend an. Nur mit gerunzelter Stirn, so als hätte ich irgendetwas nicht verstanden. Aber er verstand augenscheinlich nicht, was ich damit sagen wollte. „Mein Zimmer ist hier oben“, erklärte ich simpel. „Du hast ein eigenes Zimmer? Ich dachte, du und Bulma-“ „Erstens geht dich das rein gar nichts an“, unterbrach ich ihn herrisch. „Und zweitens: Ja, ich habe ein eigenes Zimmer und ja, ich teile auch ein Zimmer mit Bulma.“ Ich sah regelrecht die Ratlosigkeit in seinem Gesicht, als ich nichts weiter dazu sagte. Die Situation war mehr als peinlich. Da standen wir also und wussten beide ganz genau, dass er etwas versteckte. Und was es auch war, da war immer noch dieses Mitleid darüber in mir. Jetzt, da ich wusste, dass es wirklich so war, wie ich dachte, sogar noch eine Spur mehr. „Training?“, fragte ich ihn tonlos. Er nickte. Seit wann konnte ich eigentlich Mitleid empfinden?! Nach gut drei Stunden Training in meinem Gravitationsraum waren wir beide ausgelaugt und viel entspannter, als noch zuvor. Diese wenigen Stunden des Kämpfens hatten uns ein bisschen von dieser Stimmung zurück gegeben, die wir damals während dem Kampf mit Boo geteilt hatten. Es fühlte sich gut an, wieder ordentlich zu trainieren, auch wenn ich ihn immer noch nicht eingeholt hatte. Fast fühlte es sich ausgelassen an, völlig ausgelaugt neben ihm den Trainingsraum zu verlassen. Und ich merkte, dass es auch ihm um einiges besser zu gehen schien. Er wirkte ausgeglichener. Sein Lachen wirkte nicht übertrieben. Es war mittlerweile spät geworden. Draußen war es bereits dunkel. Bulma saß im Wohnzimmer im Erdgeschoss und schaute irgendeinen Schwachsinn im Fernsehen. Ich zog mich in mein Zimmer oben zurück. Setzte mich aufs Sofa, öffnete mir eine Flasche Bier und schaltete ebenfalls diese sinnlose Flimmerkiste ein. Irgendwann hörte ich auf dem Flur Kakarotts Türe. Er war wohl in sein Zimmer gegangen. Und als ich die vergangenen Trainingsstunden in meinem Kopf Revue passieren ließ, blickte ich gedankenverloren aus dem Fenster in den sternenklaren Himmel. Und dann erblickte ich Kakarott, der in rasantem Tempo von der Capsule Corp. fort flog. In meinem Kopf formte sich eine Frage. „Wohin zum Teufel fliegt dieser Kerl so spät?“ Ich blieb noch ein paar Stunden wach, faulenzte zu diesem absolut langweiligen Action-Film, der lief. Trank Bier. Ich hatte am nächsten Tag frei, also gönnte ich mir ein paar mehr. Und dann war ich wohl nach einer Weile auf dem Sofa eingeschlafen. Dass Kakarott irgendwann wieder nach Hause kam, bekam ich nicht mit. Es musste wohl ziemlich spät gewesen sein. ~~~ooo~~~ Das nächste Frühstück ließ Kakarott aus. Er war absolut nicht wach zu kriegen. Erst gegen Mittag stand er auf. Er sah aus, wie gerädert. Trotzdem trainierten wir am Abend. Es pendelte sich so ein, dass wir fast jeden Abend miteinander trainierten. Meist nicht so spät, wie beim ersten Mal. Und auch in diesen scheinbar langsam Alltag werdenden Tagen, bekam ich in unbeobachteten Momenten diesen traurigen, niedergeschlagenen Gesichtsausdruck zu sehen. Ich muss dazu sagen, dass ich ihn irgendwann regelrecht suchte. Ihn verfolgte, wenn ich wusste, dass er irgendwo alleine war. Irgendetwas an diesem Anblick interessierte mich. Es durchdrang mich regelrecht. Ich wollte zu gerne wissen, was dahinter steckte, aber ich konnte ihn ja nicht einfach so fragen. Das lag nicht in meiner Natur und es war auch nicht mein Recht, es zu erfahren. Also versuchte ich, es auf meine Weise heraus zu finden. Und was mir auch weiterhin auffiel war, dass er alle paar Tage, eher unregelmäßig, nachts das Haus verließ, so wie ich es schon einmal zufällig mitbekommen hatte. Immer flog er in dieselbe Richtung. Und immer kam er erst spät, oder besser gesagt 'früh' zurück. Und jeden Morgen danach blieb er Ewigkeiten in seinem Bett liegen, als hätte er eine anstrengende Nacht hinter sich gehabt. Natürlich fragte ich mich insgeheim, was er trieb, wenn er weg war. Ich stellte Spekulationen an, ob heimlich trainierte, oder ob er vielleicht eine neue Frau hatte, die er traf. Oder ob er irgendetwas ganz anderes machte. Ob er in die Berge ging oder zu diesem Haus, in dem er aufgewachsen war, wie ich gehört hatte. Oder ob er vielleicht irgendeine seltsame Perversität ausübte, die man ihm absolut nicht zugetraut hätte. Und irgendwann wuchs meine Neugierde ins Unermessliche. Genau genommen war das zehn Tage nachdem er bei uns eingezogen war. Drei Tage nach diesem komischen zweiten Advent, an dem Bulma überflüssigerweise einige andere ihrer Freund zum Essen eingeladen hatte. Diesen Glatzkopf ohne Nase mit seiner ollen Blondine und diesen alten Lustgreis. Keine Ahnung, wieso sie den immer einlud, wo er ihr doch offensichtlich immer noch an die Wäsche wollte. Aber versteh einer die Frauen... Und natürlich Kakarotts Söhne und diese Satan-Tochter. Meiner Meinung nach eine viel zu große Gesellschaft, aber in Voraussicht auf die Feier, die Bulma wieder für Weihnachten plante, noch ein übersichtlicher Haufen... Kakarott hatte wieder einen auf heile Welt gemacht. Mittlerweile machte mich das rasend. Ich wollte verdammt nochmal wissen, was für ein Geheimnis dieser Kerl mit sich herum trug. Und so hatte ich beschlossen, ihm das nächste Mal zu folgen. Absolut unauffällig und absolut unbemerkt. Und so kommen wir an dem Punkt an, an dem ich aus dem Fenster klettere und den ersten Schnee des Jahres auf meinem Gesicht spüre. Kakarotts Aura ist unterdrückt, aber ich folge ihm grob in die Richtung, in die er geflogen ist. Ich sehe ihn, wie einen winzigen Punkt am Horizont, dem ich unablässig folgen muss, weil er sonst augenblicklich verschwunden sein würde. Es ist arschkalt und ich bin froh, dass ich meine olle Winterjacke über gezogen habe, bevor ich gegangen bin. Ein leichtes, aufgeregtes Kribbeln durchzieht meine Körpermitte, so dass ich mich nicht ganz wie eingefroren fühle. Mühsam folge ich ihm durch dieses Scheisswetter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)