Last Desire 9 von Sky- (L x BB) ================================================================================ Kapitel 2: Der Einbruch ----------------------- Als Hester beerdigt wurde, regnete es in Strömen und es hatten sich viele Leute versammelt, um an der Beisetzung teilzunehmen. Freunde, Kollegen, Bekannte… Selbst ein paar Abgänger aus dem Waisenhaus waren dabei, um von ihr Abschied zu nehmen. Auch L und die anderen nahmen daran teil und während Beyond am Klavier spielte, sang Rumiko „Tears in Heaven“ und „Hallelujah“. Sogar Liam ließ sich blicken, da Hester immerhin mal für eine Zeit lang seine Kollegin gewesen war und er sie auch sehr geschätzt hatte. Andrew, der immer noch nicht ganz auf der Höhe war, weinte nicht, sondern sah mit trostlosen und matten Augen ins Leere und sagte rein gar nichts. Schon seit er sich mit diesem Parasiten infiziert hatte, wirkte er völlig neben der Spur und hatte nicht ein einziges Mal gelacht, freundlich gelächelt oder überhaupt lebhaft gewirkt. Wie Liam schon gesagt hatte: es war nicht gravierend, aber dennoch deutlich erkennbar, dass Andrew nicht mehr derselbe war wie zuvor. Oliver hatte tröstend seinen Arm um ihn gelegt, doch darauf reagierte der Rothaarige nicht. L selbst war zusammengeschrumpft und wirkte durch seine gebeugte Haltung schon fast zwergenhaft. Als nun nach und nach jeder eine Rose ins Grab legte, da trat er hervor, senkte den Blick und wirkte so erschöpft und kaputt, dass sich selbst Watari große Sorgen um ihn machte. Er blieb eine Weile schweigend stehen und sah hinab auf den Sarg, dann sagte er leise und kaum hörbar „Lebwohl Hester. Eine gute Seele wie dich wird es so schnell nicht mehr geben. Für mich warst du mehr als nur eine Vertraute. Du warst eine gute Freundin. Danke für alles. Ich verspreche dir, dass ich deinen Mörder finden werde.“ Damit legte er die Rose ins Grab und ging. Auch Beyond legte eine weiße Rose ins Grab, sagte aber nur ein kurzes „Danke für alles“, da er es einfach nicht schaffte, andere Worte zu finden. Aber er war sich sicher, dass Hester genau gewusst hätte, was er damit meinte. Nachdem alle von der Toten Abschied genommen hatten, kehrten sie zurück und sagten nicht viel. Doch als sie schon das Haus betreten wollten, fiel ihnen auf, dass die Haustür nicht richtig abgeschlossen war. Und das war mehr als verdächtig. Denn L hatte seine eigenen Vorsichtsmaßnahmen, an denen er sofort erkennen konnte, ob jemand sich Zutritt verschafft hatte. Und dem war tatsächlich so. Im Haus herrschte zwar kein Chaos wie bei Hester, als dieser Proxy eingebrochen war, aber dennoch ließ sich schnell erkennen, dass jemand hier gewesen war und alles durchsucht hatte. L blickte zu Watari, Beyond und Jeremiel und diese verstanden schon und nickten. Der gebürtige Engländer holte seine Erfindung raus, mit der er eventuelle Wanzen und Kameras lahm legen konnte und sofort begannen sie alles abzusuchen. Rumiko, die noch mitgekommen war während Oliver und Andrew selbst nach Hause zurückgekehrt waren, half mit und fragte sogleich „Wer sollte denn hier bitteschön einbrechen? Ich meine, die Computer und Fernseher sind noch alle da und hier sieht es auch nicht so aus, als wäre alles auf den Kopf gestellt worden.“ Ja. Wer auch immer hier ins Haus eingedrungen war, er hatte allem Anschein nach gezielt etwas gesucht und musste wohl auch gewusst haben, wo er es finden könnte. Beyond, der als Erster den Geistesblitz hatte, ging ins Arbeitszimmer und suchte nach. Nach einer Weile rief er „L, hast du vielleicht die Aufzeichnungen deiner Mutter woanders hingetan?“ „Nein, die müssten noch im Arbeitszimmer sein.“ Nun kamen auch die Lawliet-Zwillinge dazu, um nachzusehen, doch es stellte sich schnell heraus, dass Beyond mit seinem Verdacht Recht hatte. Der Einbrecher hatte sämtliche Aufzeichnungen von Nastasja Kasakowa gestohlen und auch Jeremiels Zeichnungen mitgehen lassen. Als wäre die Situation durch Hesters Tod nicht schon schlimm genug, jetzt war auch noch jemand bei ihnen eingebrochen und stahl Nastasjas Unterlagen. Rumiko verschwand ihrerseits in die Küche und bereitete einen Kaffee vor, während die anderen zu grübeln begannen, was das wohl zu bedeuten hatte. Sie wandte sich an Watari, der überhaupt nicht gut aussah und dem die ganze Aufregung der letzten Zeit überhaupt nicht gut getan hatte. Rumiko machte sich ernsthaft Sorgen um ihn, denn auch wenn Watari immer den Anschein erweckte, als könne ihm rein gar nichts anhaben, so war ihr erst letztens aufgefallen, wie er Medikamente eingenommen hatte. Sie setzte sich schließlich zu ihm. „Watari, jetzt mal Butter bei den Fischen: was ist mit Ihnen los? Ich sehe doch, dass es Ihnen gar nicht gut geht und dass Sie Pillen schlucken. Und ehrlich gesagt mache ich mir langsam ernsthaft Sorgen, dass Sie vielleicht eines Tages noch einen Zusammenbruch erleiden.“ „Ach, ich merke allmählich, dass ich alt werde“, gab der Erfinder zu und putzte seine Brillengläser. „Und diese schrecklichen Geschichten sind ja nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Fredericas Tod und ihre jahrelange Qual, die Tatsache dass man Nastasja eines ihrer Kinder weggenommen hat… und nun ist auch Hester verstorben. Sie war meiner Alice sehr ähnlich, deshalb hatte ich sie auch sehr ins Herz geschlossen. Beide besaßen den gleichen Ehrgeiz und dasselbe Talent im medizinischen Bereich. Auch äußerlich sahen sie sich sehr ähnlich, da meine Alice dasselbe schwarze Haar hatte. Und sie hatten den Willen, Menschen zu retten. Es war für mich fast wie ein Deja-vu. Nur mit dem Unterschied, dass ich meine Tochter nie bestatten konnte, weil man ihre Leiche nie finden konnte. Sie ist einfach von der Strömung aufs Meer hinausgerissen worden. Ich werde bald 74 Jahre alt und als ich noch bei Hester zur Untersuchung war, da sagte sie mir, dass mein Herz auch nicht mehr so gut funktioniert. Ich solle mich etwas mehr zurücknehmen und Aufregungen vermeiden.“ „Wissen L und Beyond schon davon?“ Sein Gesichtsausdruck war Antwort genug. Er hatte nichts gesagt. Offenbar wollte er ihnen diese Nachricht ersparen. „Als Nastasja ihren Sohn zu mir gebracht hat, da war er fünf Jahre alt. Er hat immer wieder geweint und nach seinen Eltern gerufen. Ich habe mich um ihn gekümmert wie ein Vater und war stets bemüht, ihn in allen Situationen zu unterstützen. Als ich sah, wie er Gefühle für Beyond entwickelte, da hatte ich zuerst Sorge um ihn, aber ich war auch froh zu sehen, dass er auch andere Menschen in sein Leben ließ. L war seit damals immer so verschlossen gewesen und wurde immer mehr und mehr zu der Person, die er all die Jahre anderen nur vorgegeben hatte. Er hatte vergessen was es heißt, eine Familie zu haben und mit anderen zusammenzuleben. Ich wollte ihn beschützen und habe ihn vor der Welt versteckt, weil ich wollte, dass wenigstens etwas von Nastasja weiterlebt und ich zumindest mein Versprechen halten konnte.“ „Und Sie haben ja auch gute Arbeit geleistet. Dank Ihnen konnte L Kira aufhalten und er lebt. Er ist erwachsen und jetzt hat er eine Familie. Aber Sie sollten wirklich mehr auf sich Acht geben. Vielleicht… vielleicht sollten Sie ja mal in Betracht ziehen, sich zur Ruhe zu setzen und einen Nachfolger zu suchen, der L bei seiner Arbeit unterstützt. Sein Bruder Jeremiel wird ja auch bald wieder zu Liam zurückkehren und Beyond ist in vielerlei Hinsicht genauso wie L. Ich würde ja gerne helfen, aber ich habe selbst eine Familie. Vielleicht kennen Sie ja jemanden, der mit den beiden Hornochsen zurechtkommt.“ Watari schwieg und wirkte nachdenklich. Er dachte kurz darüber nach, aber so wirklich überzeugt schien er noch nicht zu sein. Natürlich war das nicht gerade eine leichte Entscheidung. Nachdem L seiner Obhut anvertraut worden war, war dies hier quasi zu seiner Lebensaufgabe geworden und nun, da es um seine eigene Gesundheit nicht zum Besten stand, stand er vor einer schweren Entscheidung und vor allem musste er L die Wahrheit irgendwie beibringen. Die Musiklehrerin spürte, was das Problem war und goss Watari einen Kaffee ein. „Es ist ja ganz lieb, dass Sie L ein Stück weit vor der Wahrheit schützen wollen, aber glauben Sie nicht auch, dass auch er längst gemerkt hat, dass es Ihnen nicht mehr ganz so gut geht? Er ist nicht dumm und sicherlich ahnt er auch schon was. Deshalb sollten Sie ihn mal die Tage darauf ansprechen und ihm die Wahrheit sagen. Es mag ja sein, dass Sie nicht wollen, dass er nach seinen Eltern auch noch jene Person verliert, die für ihn all die Jahre die einzige Bezugsperson war. Aber er hat jetzt auch uns und ich bin ja auch da. Wir werden weder Sie noch L im Stich lassen. So, ich geh jetzt mal zu den Jungs rüber und schau mal nach, ob sie schon was in Erfahrung gebracht haben.“ Damit stand die Halbjapanerin auf und ging mit einem Tablett ins Arbeitszimmer. Dort saßen Jeremiel, L und Beyond da und besprachen die Lage. „Und? Schon den Täter gefunden?“ L saß an einem Laptop und überprüfte die Überwachungskameras vor dem Haus und hatte tatsächlich eine Person gesehen, allerdings hatte diese wirklich gute Arbeit geleistet, um unerkannt zu bleiben. Sie hatte langes schwarzes Haar, trug eine Sonnenbrille und einen Sonnenhut. Ihr Gesicht war aufgrund dessen kaum zu erkennen, sodass selbst Beyond nicht viel ausrichten konnte. „Das Problem ist, dass ich entweder die Augen oder das ganze Gesicht sehen muss, um den Namen zu erkennen. Aber da die obere Gesichtshälfte durch diesen Hut verdeckt wird, sehe ich rein gar nichts. Scheiße verdammt, wer ist diese Frau und wieso hat sie die Unterlagen gestohlen?“ „Vielleicht ist es ja diese „Mutter“, von der die Proxys geredet haben“, vermutete Jeremiel. Aber Beyond und L waren nicht sonderlich überzeugt von dieser Theorie. „Dann wären die Proxys doch selbst hergekommen und dann hätten sie nicht nur die Unterlagen gestohlen, sondern uns auch gleich umgebracht.“ „Dann könnte es auch vielleicht Eva gewesen sein, die irgendwelche Pläne verfolgt und nicht erkannt werden will.“ Nun gut, das war zumindest eine Theorie. Zwar war L noch ein wenig skeptisch, aber es war auch nicht ganz ausgeschlossen. Wenn das wirklich Eva gewesen war, dann stellte sich die Frage, wieso sie Nastasjas Aufzeichnungen gestohlen hatte. Sie hätte doch genauso gut um Hilfe bitten können, wieso also diese Heimlichtuerei und diese Verkleidung? Das alles war schon ziemlich merkwürdig und so ganz trauten sie der Sache nicht. Schließlich aber hatte Jeremiel etwas Interessantes zu erzählen. „Als ich bei Liam war, da haben wir auch über den Fall gesprochen und auch darüber gerätselt, was dieses Unborn-Phänomen sein könnte. Ich weiß, dass Liam beiläufig gesagt hatte, dass Eva erst spurlos verschwunden sei und dass sie nicht mal für ihn auffindbar war. Und die Unvergänglichen sind ja in der Lage, jegliche Form von Lebewesen auf der ganzen Welt aufzuspüren. Aber Eva war wie vom Erdboden verschluckt und jetzt ist sie wieder aufgetaucht, allerdings gehe sie ihm die ganze Zeit schon aus dem Weg und nun vermutet er eben, dass sie wieder irgendwelche Alleingänge plant. Dies würde zumindest dafür sprechen, dass Eva die Unterlagen gestohlen hat. Und sie muss die Zeit genutzt haben, wo wir alle bei Hesters Beerdigung waren, um hier einzudringen und Nastasjas Unterlagen zu stehlen. Wahrscheinlich vermutet sie irgendetwas in diesen Aufzeichnungen zu finden, was ihr bei der Durchführung ihres Plans helfen könnte.“ „Nun, das wäre zumindest eine Idee. Vielleicht ist sie ja auch auf der Suche nach Antworten zu diesem Phänomen und hat sich gedacht, dass Nastasja als Humanbiologin etwas darüber gewusst hat. Die Tochter vom alten Knacker hat immerhin sogar einen Patienten behandelt, der unter diesem Syndrom gelitten hat. Und wir wissen, dass Nastasja früher, als sie gerade erst nach England gekommen war, eine Zeit lang bei den Wammys gewohnt hat. Und auch sonst hatten sich die beiden ganz dicke verstanden. Also wäre es doch möglich, dass Nastasja irgendwo in den Aufzeichnungen etwas erwähnt haben könnte, das wir vielleicht übersehen haben.“ „Wir haben sie mehr als gründlich studiert und nichts Auffälliges feststellen können, was uns weiterhelfen könnte.“ „Doch“, sagte Jeremiel überraschend, dem nämlich etwas Wichtiges eingefallen war, was er zuvor noch nicht ganz bedacht hatte und nun zur Ansprache bringen wollte. „Die unvollständige Formel, die keiner von uns entschlüsseln konnte. Ich habe sie vervollständigt und wollte herausfinden, was es für eine Formel ist und wollte mich näher damit beschäftigen. Vermutlich hat es mit der Formel irgendetwas auf sich. Immerhin handelten sonst alle Aufzeichnungen von den Eva-Experimenten und die Pläne zum Tesserakt hat sie verbrannt. Womöglich ist etwas in dieser Formel enthalten, was mit den Proxys zu tun haben könnte.“ „Das finden wir heraus, wenn wir sie hätten, um sie zu entschlüsseln.“ Nun, das war kein großes Problem für Jeremiel, der die gesamte Formel im Kopf hatte. Er schnappte sich einen Zettel und einen Stift und schrieb alles auf. Selbst die Handschrift seiner Mutter imitierte er perfekt und so hatten sie ziemlich schnell die vollständige Formel vor sich liegen. L war tief beeindruckt. „Nicht schlecht. Und die Handschrift sieht auch aus wie das Original.“ „Dein Bruder hat ein ziemlich gutes Gedächtnis und zudem noch ein Talent zum Fälschen von Handschriften.“ Jeremiel wirkte ein wenig verlegen weil er oft nicht wusste, wie er auf Komplimente reagieren sollte. Schließlich lächelte er, wobei es wirklich herzlich wirkte und sagte „Danke“. Und als Beyond dieses Lächeln sah, da konnte er nicht anders, als zu schmunzeln und L mit einem sanften Ellebogenstoß in die Seite zu sagen „Ich versteh schon, wieso Liam so verrückt nach deinem Bruder ist. Bei dem kann man ja nur schwach werden.“ Und für diesen mehr als ungebührlichen Kommentar fing sich der Serienmörder sogleich einen Klaps mit der zusammengerollten Zeitung ein, die L ihm kurzerhand über den Kopf zog. „Sei bloß still!“ warnte der Detektiv ihn mit bedrohlicher Stimme und Beyond wurde daraufhin etwas kleinlaut und rieb sich die Stelle, wo ihn die Zeitung erwischt hatte. „Ernsthaft“, meckerte er und zog eine Schmollmiene. „Wo nimmst du immer diese blöde Zeitung her? Schleppst du die etwa ständig mit dir herum?“ „Irgendwie brauch ich ja wohl eine Methode, um dich zu erziehen.“ „Bin ich etwa ein Hund, oder was?“ „Einen Hund kann man wenigstens erziehen, im Gegensatz zu dir.“ „Stimmt, dem kann man auch zumindest ein paar Tricks beibringen.“ Nun war auch von Jeremiel ein Seitenhieb gekommen, bevor Rumiko die Chance bekam, etwas dergleichen zu sagen. Sie musste lachen und klopfte dem älteren Lawliet-Zwilling anerkennend auf die Schulter. „Ich sehe schon, du lässt dich nicht von den Späßen meines Bruders ärgern.“ Beyond fand das nicht sehr witzig und schmollte missmutig. Dann wandte er sich wieder dem eigentlichen Thema zu, weil es ihm langsam zu blöd wurde. „Also was die Formel betrifft: hat da jemand eine Idee?“ Nun schaute auch Rumiko drauf, konnte aber genauso wenig damit anfangen und neigte ihren Kopf nachdenklich zur Seite. „Auf jeden Fall handelt es sich um eine chemische Formel. Aber ich kenne ehrlich gesagt kein passendes Ausgangsprodukt dafür. Die einzelnen Teile dafür kenne ich, die sind ja recht einfach. Aber wenn wir in Betracht ziehen, dass es die Formel ist, die eine Humanbiologin entwickelt hat, dann kommen doch bloß folgende Möglichkeiten in Betracht: Medikament, Impfstoff, körpereigene Stoffe wie Enzyme und andere Proteine, Gift und Gegengift.“ Ja, das war zumindest ein Anfang, aber dennoch half das auch nicht sonderlich weiter. Denn es konnte sich wirklich um alles Mögliche handeln und wahrscheinlich wusste nur ein Mediziner etwas damit anzufangen. Dummerweise fehlte L nach Hesters Tod jetzt jemand, der diese Aufgabe übernehmen könnte und zudem hatte er sowieso etwas gegen Mediziner. Ein Ansprechpartner musste her und da Beyond sein Medizinstudium sowieso nie ganz beendet hatte, konnte auch er nicht viel damit anfangen. Schließlich aber hatte Jeremiel eine Idee. Er ging einige Bücher holen, die er sich aus Liams Privatbücherei ausgeliehen hatte und darunter waren auch Fachliteraturen für die Bereiche dabei, die sie brauchten. „Vielleicht hilft es, wenn wir die Formeln vergleichen. Dann könnten wir so auf dem Weg herausfinden, um was es sich genau handelt.“ Dieser Vorschlag wurde sofort aufgenommen und so verteilten sie die Bücher. Beyond nahm das Buch über Giftformeln, L konzentrierte sich auf Impfstoffe, Rumiko auf Gegengifte und Jeremiel nahm das Buch mit Medikamenten sowie Enzymen und anderen Proteinen unter die Lupe. So saßen sie die ganze Zeit zusammen und durchblätterten Seite um Seite und schrieben sich auf, welche Formel der auf Jeremiels Zettel ähneln könnte. Sie waren fast den ganzen Tag damit beschäftigt und schließlich musste Rumiko gehen, da sie sich um ihre Kinder kümmern musste. Also übernahm Beyond beide Bücher und schließlich hatte er etwas Interessantes gefunden, was tatsächlich etwas mit der Formel zu tun haben könnte. „Ich habe hier etwas. Es geht um Fleisch fressende Bakterien. Ein extrem seltener Fall in den USA. Beim Baden hat sich ein Mann, der eine offene Wunde an seinem Bein hatte, mit Bakterien infiziert, die ihn regelrecht zerfressen haben. Eine Studentin hat sich ebenfalls infiziert und man musste ihr beide Hände und ein Bein amputieren. Nekrotisierende Fasziitis nennt sich das. Es gibt hier drin ein experimentelles Mittel zur Bekämpfung dieser aggressiven Bakterien und es ähnelt der Formel hier, allerdings gibt es dennoch einige Unterschiede.“ L und Jeremiel sahen sich die Seite genauer an und tauschten sogleich einige fragende Blicke aus, dann kam L zu seiner Schlussfolgerung. „Also kann es sein, dass Mutter ein Heilmittel gegen Nekrotisierende Fasziitis herstellen wollte.“ „Oder aber etwas Vergleichbares.“ „Dann könnte es sich um ein Heilmittel für den Parasiten handeln, der Andrews Seele fast zerfressen hätte.“ „Ein Heilmittel gegen parasitäre Bewusstseinsformen.“ Beyond sah abwechselnd zu den beiden und schaute ein wenig perplex drein als er sah, wie sie gegenseitig ihre Gedankengänge erfassten und fortführten. „Ernsthaft, ihr beiden werdet mir langsam immer unheimlicher. Ihr redet ja wirklich schon wie eineiige Zwillinge.“ „Ach echt?“ fragten beide unisono, was das Ganze aber nicht wirklich besserte. Beyond blieb dabei und wandte sich wieder den Formeln zu. Wenn es wirklich stimmte und Nastasja hatte damals eine Formel entwickelt, die die Ausbreitung von parasitären Bewusstseinsformen im menschlichen Körper unterbrechen konnte, dann würde das zumindest erklären, wieso die Proxys all die Jahre nicht einsatzbereit waren. „Nastasja hat den Proxys ein Mittel gespritzt, welches die Aktivität des Parasiten eindämmt. Von Andy wissen wir, dass Elions „Mum“ ihm etwas gespritzt hat, wodurch er nicht einsatzfähig war. Da Nastasja offenbar ein enges Verhältnis zu den Proxys hatte und eine Art Mutterfigur für sie war, hat sie versucht, ihnen zu helfen. Also entwickelte sie ein Mittel, damit dieser seelenfressende Parasit sich nicht weiter ausbreiten konnte. Da die Formel aber unvollständig war, verlor das Mittel irgendwann seine Wirkung und so konnte sich der Parasit wieder ausbreiten. Um aber so ein Gegenmittel zu finden, muss Nastasja den biologischen Gedankenschaltkreis geknackt haben und dessen genetische Beschaffenheit kennen. Und Jeremiel ist es unbewusst gelungen, das Gegenmittel zu perfektionieren, womit wir den Parasiten tatsächlich stoppen könnten.“ „Und was will Eva damit anstellen?“ „Den Parasiten wahrscheinlich auslöschen.“ Ja, das war gut möglich. Nur stellte sich die Frage, wieso Eva so ein Geheimnis daraus machte. Irgendwie kam ihm das mehr als seltsam vor. Während sie weitergrübelten, ereilte sie ein Anruf von Oliver, der etwas Interessantes zu melden hatte: jemand hatte sich Zutritt bei Vention verschafft, sämtliche Sicherheitssysteme austricksen können und mehrere Geräte gestohlen. Es handelte sich um ebenfalls um eine Frau. Sie hatte sich mit einer falschen Schlüsselkarte, speziellen Kontaktlinsen und falschen Fingerabdrücken problemlos Zutritt verschafft und konnte den Kameras so geschickt ausweichen, dass nirgendwo ihr Gesicht zu sehen war. Man wusste nur, dass es sich um eine schwarzhaarige Frau gehandelt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)