Kann man zwei Menschen lieben? von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 5: Sehnsucht -------------------- Sehnsucht Obwohl mittlerweile eine Woche vergangen war, schmerzte Usagis Herz immer noch, wie in der ersten Nacht, wenn sie an Setsuna dachte. Tiefe Sehnsucht und Angst hatten Usagis Gedanken an diesem Abend bis zum Morgengrauen begleitet. So sehr hatte Usagi gehofft, wenn sie nur etwas Zeit vergehen lassen würde, dann würde sich ihr Herz beruhigen und ihre Gedanken sortieren. Aber das Verlangen, die dunkelhaarige Frau wieder zu sehen, ihre Stimme zu hören, überwiegte seit Tagen alles. Je mehr Zeit verging, desto mehr schien die tiefe Sehnsucht zu wachsen. Usagi viel es schwerer den je sich auf etwas zu konzentrieren. Häufig war sie abwesend und verlor sich in ihren Tagträumen. Aber am meisten fürchtete sich Usagi vor ihren Gefühlen zu Mamoru. Noch nie hatte sie so sehr die Distanz zu ihm gesucht. Die junge Frau konnte die Nähe und Zuneigung des Mannes, den sie eigentlich liebte, nicht ertragen. Es schmerzte sie, wenn er sie verwirrt anschaute, weil sie jeglicher Zärtlichkeit auswich. Gedankenverloren fixierten die azurblauen Augen die Zimmerdecke. Jeder Atemzug schmerzte in Usagis Brust und das Verlangen, Setsuna endlich zu sehen, war auf einem schmerzlichen Höhepunkt. Seufzend drehte sich Usagi auf die Seite und ihr Blick blieb an dem schwarzen Kleid hängen. "Geh zu ihr!", sprach die Stimme ihres Herzens. Usagi wusste, sie würde es keinen Tag länger ertragen. Mit Herzklopfen schob sie sich vom Bett. Für einen Besuch wollte sie Setsuna das Kleid und die schöne Kette mitbringen. Die Kette hatte sie seit jenem Abend nicht abgenommen. Schweren Herzens löste sie den Anhänger und verstaute ihn in einer kleinen Schachtel. Als sie das Kleid und die Schachtel zusammen gelegt hatte, lächelte Usagi sanft. Die Aussicht Setsuna bald zu sehen, erfüllte sie mit Euphorie. Nachdenklich strich Usagi über die Kleidung in ihrem Schrank. Intuitiv hatte sie sich dafür entschieden, dass es etwas Geschmackvolles sein sollte. Es dauerte eine Weile, bis sich die Blonde für ein Outfit entschieden hatte. Nachdem sich Usagi im Bad fertig gemacht hatte, schaute sie in den Spiegel. Dezente Schminke, ein rosa kurzer Rock und eine weiße Bluse ließen sie viel erwachsener erscheinen als sonst. Hastig packte Usagi ihre Sachen zusammen und verließ das vertraute Elternhaus. Usagi wollte keine Sekunde mehr zögern und machte sich aufgewühlt Richtung Setsuna auf. Dabei genoss sie das starke Herzklopfen in ihrer Brust. Michiru schnitt grade das letzte Brötchen auf, als sie sanft in eine Umarmung gezogen wurde. Fragend lehnte sich die Meereskriegerin in die Arme ihrer Freundin. "Was ist mit Setsuna, kommt sie nicht?" Haruka seufzte leise und küsste den Hals ihrer Freundin: "Sie sagt, sie habe keinen Hunger." Michirus Blick wurde traurig und sie legte das letzte Brötchen in den Korb. "Arme Setsuna, ich weiß nicht, wo das Enden soll. Ich habe sie noch nie so zerbrechlich gesehen. Seit Tagen verkriecht sie sich und kommt nicht aus ihrem Zimmer.", seufzte Michiru leise. Haruka nahm den Korb und trug ihn zum eingedeckten Tisch. Ihr Augen blieb an dem dritten Teller hängen und sie sprach: "Ich auch nicht. Du solltest sie sehen. Ich habe das Gefühl nur eine falsche Berührung und sie zerbricht. Ob sie..." Aber Harukas Frage wurde von der Klingel unterbrochen. Die Sportlerin ging zur Tür und öffnete sie. Überrascht blickte sie in große blaue Augen: "Guten Morgen, Mondgesicht! Was verschafft uns die Ehre?" Auch Michiru wandte sich neugierig um und stutzte, als sie Usagi sah. "Guten Morgen, du siehst aber hübsch aus.", lächelte die Künstlerin, während Usagi das Haus betrat. Verlegen schaute Usagi auf das Kleid und die kleine Schachtel in ihrer Hand. "Ich wollte Setsuna das Kleid und die Kette wieder bringen. Ist sie nicht da?", fragte die junge Frau und schaute sich suchen um, dabei konnte sie den enttäuschten Unterton nicht verbergen. Haruka blickte kurz zu Michiru und dann wieder zu Usagi. "Doch, sie ist da. Sie ist oben. Sie... sie fühlt sich nicht gut, vielleicht kannst du sie ja aufmuntern. Wir Beide haben es schon erfolglos versucht.", antwortete Haruka sanft. Erschrocken sah Usagi auf und schaute ihre Freundinnen besorgt an: "Was hat sie?" "Das soll sie dir lieber selber sagen, Usagi. Geh ruhig zu ihr. Ich glaube, sie wird sich freuen, dich zu sehen.", erläuterte nun Michiru. Usagi zögerte nicht und lief ohne ein weiteres Wort die Treppen hinauf. Wie an jenem Abend lief Usagi den schmalen Flur hinab. Als sie vor Setsunas Tür stand, klopfte Usagi zaghaft an. "Ich möchte alleine sein, ich habe wirklich keinen Hunger!", antwortete Setsunas Stimme. Usagi erschrak vor der Traurigkeit, die in der dunklen Stimme mit schwankte. Vorsichtig öffnete die Blonde die Tür und sprach: "Setsuna, ich bin es Usagi. Darf ich rein kommen?" Regungslos lag Setsuna auf ihrem Bett und beobachte das Schattenspiel auf der Zimmerdecke. Fast eine Woche war vergangen, seit dem sie ihre Seele ein Stück geöffnet hatte. Mit aller Kraft hatte sie Kriegerin der Zeit versucht ihren Schutzwall wieder zu errichten. Aber Setsuna musste sich eingestehen, dass Usagi mit nur einem Tanz ihr Schutzschild durchbrochen hatte. Bisher war die Liebe zu ihrer Prinzessin erhellend gewesen, sie war der Grund, warum sie seit Anbeginn der Zeit ihr Leben für Usagi gab. Aber jetzt war alles anders. Der Gedanke an Usagi, an ihre Nähe und die gebliebene Leere schnitt schmerzhaft wie ein Messer in die Seele der einsamen Kriegerin. Schwer atmend drehte sich Setsuna auf die Seite. Wut auf sich selbst brannte in ihrem Bauch. Sie hasste sich in diesem Zustand, sie hasste es verletzbar zu sein. Aber egal wie sehr sich Setsuna bemühte, wie sehr sie die Erinnerungen des Abends von sich strich, sie holten sie immer wieder ein. Kapitulierend musste sie sich eingestehen, dass sie wohl doch zu lange alleine gewesen war. Tausende von Jahre ohne Liebe konnten nicht spurlos an ihr vorbei ziehen. Ihr Seele schrie vor tief verlangender Sehnsucht. In dem Augenblick als Setsuna ihren Kopf in das duftende Betttuch drückte, klopfte es an. Die Frau mit den dunkelgrünen Haaren hatte geglaubt, dass es Michiru war, die nun versuchen wollte sie zum Frühstücken zu bewegen. Überrascht vernahm Setsuna die sanfte Stimme ihrer Prinzessin und setzte sich blitzartig auf. "Usagi... entschuldige, ja komm rein.", antwortete Setsuna und stand vom Bett auf. Unsicher betrat Usagi das Zimmer und schaute in die traurigen dunklen Augen ihrer Freundin. Ein tiefes Bedürfnis regte sich in Usagi, einfach los zu laufen und sich in die Arme der Dunkelhaarigen zu werfen. Aber Usagi Widerstand dem Verlangen. Stattdessen ging sie langsam auf Setsuna zu und lächelte. "Ich wollte dir das Kleid und die schöne Kette wiedergeben und mich bedanken.", sprach Usagi, wobei es mehr ein Hauchen war. Usagi hatte das Gefühl auf Watte zu laufen, wenn sie in die dunklen Augen schaute. Setsuna, die nicht in der Lage war zu sprechen, nahm Usagi das Kleid ab. Unsicher schaute diese ihrer Freundin nach. Nach kurzem zögern sprach Usagi: "Haruka und Michiru sagen, dass es dir nicht gut geht. Was hast du?" Setsuna hängte das Kleid auf einen Bügel und verstaute es im Schrank. Mit einem melancholischen Lächeln drehte sie sich zu Usagi. Auch Setsuna kämpfte gegen das Bedürfnis an, ihren blonden Engel in eine enge Umarmung zu ziehen, um wieder das Gefühl zu fühlen, welches sie seit Tagen vermisste. "Es ist nichts, Usagi. Ich habe einfach keinen Hunger.", log die sie und schaute zum Fenster hinaus. Nachdenklich betrachtete Usagi das Profil ihrer Freundin. Zitternd trat die sie einen Schritt vor und hielt Setsuna die Schachtel hin, in die sie die Kette gelegt hatte. "Danke das du mir das Kleid und die schöne Kette geliehen hast. Ich habe gut darauf aufgepasst.", flüsterte Usagi heisern. Die Nähe zu Setsuna nahm ihr jeden Mut. Setsuna bemerkte die Unsicherheit ihrer Prinzessin und seufzte. Sie wünschte sich ihre fröhliche und unbesonnene Usagi zurück. Nach kurzem Zögern nahm Setsuna die kleine Schachtel. Die Dunkelhaarige öffnete sie und holte die Kette heraus. "Dreh dich um!", forderte sie Usagi sanft auf. Diese schaute ihre Freundin verwirrt an, drehte sich dann aber um. Plötzlich spürte Usagi, wie an jenem Abend, den kleinen Anhänger auf ihrem Dekolletee. Mit Herzklopfen tastete Usagi nach dem Anhänger und fragte flüsternd: "Setsuna?" Setsuna stand hinter Usagi und betrachtete den Hals ihrer Prinzessin. Ganz leise sprach sie: "Ich möchte dir die Kette schenken, sie steht dir viel besser als mir. Es soll mein Dankeschön für den unvergesslichen Tanz sein." Jedes Wort, das sie an Usagi richtete schien sie innerlich zu verbrennen. Mit schmerzender Vernunft ignorierte Setsuna das tiefe Begehren, Usagis Hals zu küssen. Usagis Herz raste, zaghaft ließ sie ihre Hand sinken und drehte sich um. Setsuna stand nur Zentimeter von ihr entfernt. Es war Usagi, die endlich ihrem Gefühl nachgab und sich in Setsunas Arme warf. Schweigend schmiegte sich die Frau mit den zwei Zöpfen in den wohlig vertrauten Duft. Setsunas Vernunft wollte Usagi von sich schieben, aber es gelang ihr nicht. Instinktiv hatte sie ihre Arme gehoben und legte sie nun um ihre Prinzessin. "Usagi..", hauchte Setsuna verzweifelt und zog das engelsgleiche Wesen an sich. Der sanfte Duft nach Vanille war Balsam für ihre Seele. Beide Frauen versanken in der innigen Umarmung. Nach einer Ewigkeit löste Setsuna die Umarmung ein Stück und suchte nach den großen blauen Augen. Als sie fand was sie suchte, fragte sie leise: "Was soll ich tun? Usagi, ich weiß nicht mehr was ich tun soll." Usagi betrachtete die dunklen tiefen Augen und legte eine Hand auf Setsunas Wange. "Du könntest mit mir frühstücken, würdest du das tun?", fragte Usagi und lächelte. Setsuna zögerte und lächelte dann. "Für dich würde ich alles tun!", antwortete sie ehrlich. Haruka lächelte, als Usagi mit Setsuna herab kam. Liebvoll stupste sie ihre Freundin an. "Ich wusste, dass du für Usagi runter kommst.", neckte die Sportlerin ihre Freundin. Setsuna war dankbar für Harukas flapsigen Umgang, es gab ihr das Gefühl, dass alles normal war. Die letzten Tage des Schmerzes vielen von der Älteren ab und sie setzte sich mit Herzklopfen an den Frühstückstisch. Ohne Aufforderung saß Usagi neben ihr und lächelte sie verliebt an. Setsunas Stimme der Vernunft wurde von ihrem Herzen zum Schweigen gebracht, als sie das Lächeln erwiderte. Die vier Frauen frühstückten ausgiebig miteinander. Haruka scherzte und Usagi lachte ausgelassen. Auch Setsuna fühlte sich wieder wohler und beobachtete ihren Sonnenschein. Genauso liebte sie ihren Engel und so wollte sie die blonde Frau immer um sich haben. Die unsichere und schüchterne Usagi irritierte Setsuna. Seit Tagen fühlte Setsuna wieder Wärme durch ihren Körper strömen. Als das Frühstück beendet war, erhob sich Usagi und sprach: "Leider bin ich mit den Anderen verabredet. Setsuna, kann ich dich vorher noch sprechen?" Haruka räusperte sich und stand blitzartig auf. "Ich muss das Auto aus der Garage holen." Mit einer ähnlich schlechten Ausrede war auch Michiru in Sekunden aus der Küche verschwunden. Erstaunt und mit leicht geröteten Wangen schaute Setsuna ihren Freundinnen nach und wandte sich dann an Usagi. "Was möchtest du denn?", fragte sie sanft. Usagi ging um den Tisch herum und blieb vor der Dunkelhaarigen stehen. Das Blut rauschte durch ihren Körper als sie anfing zu sprechen: "Setsuna, ich..." Nervös griff sie die Hand ihrer Freundin und versuchte erneut zu sprechen: "Ich... Du... Ich möchte... Setsuna, ich würde gerne mir dir ausgehen. Ich meine so richtig. Seit Tagen kann ich an nichts Anderes mehr denken, als an dich. Ich schlafe keine Nacht mehr durch, ich kann mich nicht mehr konzentrieren, weil ich mich so sehr nach dir sehne." Setsuna atmete die Luft hörbar ein. Sie schaute auf Usagis Hand, die ihre hielt: "Usagi, ich würde mit niemand anderes ausgehen als mit dir, aber du bist mit Mamoru zusammen." Plötzlich warf sich Usagi in Setsunas Arme und vergrub ihren Kopf in das duftende Haar. Ihre Stimme wurde von Tränen erstickt, als sie sprach: "Ich weiß, aber das verhindert nicht, dass ich genau hier sein will. Ich verstehe mich selbst nicht. Ich will Mamoru nicht verletzten, aber ich will auch bei dir sein. Bitte, gib mir die Zeit. Ich verstehe, wenn du das nicht möchtest, aber gib mir Zeit meine Gefühle für dich zu verstehen. Ich empfinde mehr als nur Freundschaft für dich Setsuna." Setsuna legte ihren Kopf auf das blonde Haar. Heiße Tränen tropften ihre Wangen hinab. Setsuna spürte, das ihre Seele kurz davor war zu zerspringen. Ihre Vernunft befahl ihr, für ihr Wohl und das Usagis, die Intimität Hier und Jetzt zu beenden. Aber ihr Herz konnte Usagi nicht von sich schieben. "Ich habe Angst, ich habe Angst, dass ich daran zerbreche. Usagi du hast keine Ahnung, wie sehr...", aber Setsuna schwieg, dann strich sie über Usagis Wange und hob deren Kopf an. Liebvoll betrachtete sie Usagis Gesichtszüge. Für ihren Engel würde Setsuna sterben, also warum sollte sie nicht ihre Seele riskieren. Eine lange Weile schwieg Setsuna und Usagi wartete zitternd ab. Endlich antwortete sie: "Ja, ich gehe mit dir aus. Ich hole dich morgen Abend um 19 Uhr ab!" Erleichtert lächelte Usagi und betrachtete liebvoll die dunkelroten Augen. Bevor Setsuna die Umarmung lösen konnte, stellte sich Usagi auf ihre Zehenspitzen und küsste Setsuna zärtlich auf den Mund. Die Herzen beider Frauen schlugen im gleichen Takt, als Usagi den Kuss löste und flüsterte: "Hab keine Angst! Ich werde nicht zulassen, dass du daran zerbrichst. Ich fühle, dass alles gut wird. Bis morgen Abend, meine Setsuna!" Schweigend und mit Herzklopfen schaute Setsuna ihrem blonden Engel nach, als diese durch die Eingangstür verschwand. Erst als das blonde Haar verschwunden war, sprach endlich Setsunas Vernunft: "Worauf lässt du dich da ein, Setsuna?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)