Last Desire 8 von Sky- (L x BB) ================================================================================ Kapitel 9: Beunruhigende Notizen -------------------------------- L beschloss noch bei Jeremiel zu bleiben, da er sich trotz Liams Worte Sorgen um ihn machte. Er versprach aber, nachher mal vorbeizuschauen. Beyond setzte sich ins Arbeitszimmer und aß wie immer Erdbeermarmelade. Liam begnügte sich mit einem Drink und verlangte auch sogleich alle Aufzeichnungen von Nastasja, die sie aufbewahrten. Watari und Beyond holten mehrere Kisten herbei und sogleich begannen sie alles zu durchsuchen. Dabei kamen Forschungsunterlagen, Notizen, Tagebücher oder gesammelte Skizzen zum Vorschein. Eines stand fest: Nastasja war wirklich eine fleißige Schreiberin gewesen und zum Glück hatte Watari alles aufgehoben. Vielleicht fand sich ja irgendwo ein Hinweis auf die Proxys oder diesen Parasiten, der versucht hatte, Andrews Seele zu zerfressen. Schließlich, als Liam eine Akte herausnehmen wollte, da fielen einige Fotos heraus, die er aufsammelte. Auf einem war Nastasja zu sehen, die auf der Couch schlief und ein Baby im Arm hielt, welches ebenfalls tief und fest schlief. Er schmunzelte, als er da sah. „Man kann über sie sagen, was mal will. Dass sie dickköpfig und ein wenig durchgeknallt war, aber sie war eine unglaubliche Person.“ „Hast du sie näher gekannt?“ „Nicht in dieser Zeit. In der 33. Zeitschleife haben wir uns näher kennen gelernt und uns angefreundet. Dabei sind wir oft ins Gespräch gekommen und haben uns des Öfteren mal getroffen.“ Als Beyond dieses Lächeln bei Liam sah, grinste er verschlagen und bemerkte sogleich „Sag bloß du stehst auf sie.“ Als der Unvergängliche diese Bemerkung hörte, da sah er Beyond mit einem dermaßen tödlichen Blick an, dass dieser fast Angst gekriegt hätte. Dann aber sagte er „Die Liebe, die ich für sie empfunden habe, ist anders als die, welche du für L empfinden magst. Ich habe sie nicht auf diese Weise geliebt. Es waren eher die Ideale und ihre Persönlichkeit, die ich bewundert habe.“ „Wie jetzt?“ „Vergleich es mit einem Künstler und einem Portrait. Diese Art der Liebe unterscheidet sich genau darin, dass der Künstler das Bild liebt, aber nicht die Person, die darauf abgebildet ist. Nicht anders ist es mit Nastasja. Ich habe sie selbst geliebt sondern das, was sie verkörpert hat. Das ist ein großer Unterschied.“ Beyond war zwar nicht ganz hundertprozentig zufrieden mit der Erklärung, aber er akzeptierte es dennoch und suchte weiter. „Also du hast ihren Charakter geliebt, sehe ich das richtig?“ „Ja, so kann man das sagen. Sie hat sich von nichts und niemandem einschüchtern oder bremsen lassen und hat sich ihre Ideale und Prinzipien bewahrt, egal was auch geschah. Und sie wusste immer, was sie sagte. Wenn mir jemand sagen würde, er würde die Welt retten, dann würde ich ihn nicht für voll nehmen und ihn auch für einen ausgemachten Spinner halten. Aber wenn Nastasja es sagen würde, das würde ich ihr sofort glauben. Denn dann weiß ich auch, dass sie einen realistischen Plan hat, selbst das Unmögliche möglich zu machen. Deshalb habe ich Eva auch nie verzeihen können, dass sie Nastasja einfach für ihre persönlichen Belange geopfert hat. Denn mit ihr ist jemand verloren gegangen, der vielleicht tatsächlich den Plan hätte entwickeln können, die Welt zu retten. Einfach auch weil sie sich nicht gescheut hat zu fragen, woher wir wissen wollen, dass blau auch wirklich blau ist.“ „Wenn ich mal wenigstens etwas Positives über meine Eltern sagen könnte. Auf die kann ich selber leider nicht sonderlich stolz sein. Insbesondere weil mein Vater ein Säufer war und uns ständig grün und blau geschlagen hat. Und meine Mutter wollte mich vor einem Zug stoßen, als ich acht Jahre alt war, weil sie überfordert war. Wenn ich dann immer so höre, wie toll L’s Mutter war, dann frage ich mich manchmal, wieso ich nicht auch solch eine Mutter haben konnte. Das macht mich echt neidisch.“ „Du hattest zumindest Eltern“, sagte Liam und begann eines von Nastasjas alten Tagebüchern durchzulesen. „Eva und ich waren früher ein einziges Bewusstsein gewesen, bevor wir uns voneinander gelöst hatten. Wir hatten keine Familie, keine Eltern, nur uns selbst. Wir waren einfach da und wussten nicht, woher wir kamen und was wir waren. Keiner war je für uns da, wir mussten von Anfang an alleine klar kommen. Wir hatten nie eine Familie, sondern waren ganz alleine…“ Nun, das war auch nicht gerade schön. Dennoch war Beyond der Auffassung, dass er vielleicht besser dran gewesen wäre, wenn er gänzlich ohne Eltern aufgewachsen wäre. Lieber das, als bis heute noch mit der Tatsache zu kämpfen haben, dass der Vater ein besoffener Schläger und seine Mutter eine durchgedrehte Suizidgefährdete war, die ihr eigenes Kind umbringen wollte und dabei selbst starb. „Im Grunde sind wir nichts Weiteres als Kinder und die Welt ist für uns bloß ein Puppenhaus. Wir können bestimmen, wer in diesem Puppenhaus lebt, wir können unliebsame Puppen einfach wegnehmen und neue dazuholen. Aber wir werden dennoch nie zu einem ganzen Teil dieses Puppenhauses werden können. Wir können nur in den Körper der Puppen schlüpfen und uns somit eine eigene kleine Welt in diesem Puppenhaus erschaffen. Wenn wir nicht Bewusstseinsfragmente von uns abspalten und sie in andere Körper setzen würden, müssten wir immer ein einsames Leben fristen, weil wir sonst keine Familie hätten. Ich weiß noch, wie Nastasja mir mal bei einem Spaziergang ganz spontan sagte: „Was glaubst du, wieso Gott mit aller Macht will, dass wir an ihn glauben und uns bestraft, wenn wir uns von ihm abwenden? Ganz einfach: er hat Angst davor, ganz alleine zu sein. Außer uns hat er doch niemanden… keine Eltern, keine Familie und selbst seinen eigenen Sohn verlor er. Und weil er nicht einsam sein will, da will er doch zumindest, dass wir für ihn da sind. Also ich finde, Gott kann einem schon leid tun.“ Deshalb sagte ich ja, dass ich sie für ihre Ansichten schon immer sehr bewundert habe. Sie hat die Welt aus einer ganz anderen Sicht gesehen und die wahren Dinge dahinter erkennen können. Es gibt wenige Menschen, die diese Gabe beherrschen. L und Jeremiel verfügen ebenfalls über diese Gabe. Auch sie sehen die Dinge aus einem Blickwinkel, der den meisten Menschen völlig verschlossen bleibt und dadurch können sie erkennen, was wirklich ist. Und auch deine Adoptivschwester verfügt über diese Gabe. Deshalb erinnert sie mich auch ein Stück weit an Nastasja. Sie besitzen beide das Talent, klar zu sehen und deshalb auch immer eine Lösung zu finden. Und sie sind beide große Familienmenschen.“ Sie durchsuchten alles und schließlich kam auch L hinzu, um sie bei der Suche zu unterstützen. Zunächst schien es so, als würden sie nichts finden, denn hauptsächlich drehten sich Nastasjas Aufzeichnungen um die Eva-Experimente und die Erforschung des Gedankenschaltkreises. Aber dann stieß L auf etwas, das ihn stutzig machte. Es war eine Notiz, die aber schon ziemlich zerrissen und ausgeblichen war, sodass man so gut wie gar nichts mehr lesen konnte. Doch Liam konnte die Schrift wiederherstellen und tatsächlich fanden sie etwas, das interessant sein konnte. L las es laut vor. „Meine Befürchtungen haben sich bewahrheitet und die Experimente geraten allmählich außer Kontrolle. Ich war naiv zu glauben, dass sich die Erforschung der unvergänglichen Eva allein auf die Entwicklung einer Seelenprothese beschränken würde, um Leben zu retten und Menschen aus dem Koma zu holen. Ich hätte es besser wissen müssen. Am Ende werden Erfindungen, die das Leben der Menschen verbessern sollen, doch eh nur als Waffe für den Krieg eingesetzt. Und so wie es scheint, hat sich jemand das Unborn-Phänomen zunutze gemacht, um ein Projekt voranzutreiben, welches den Codenamen „AIN SOPH“ trägt. Viel habe ich noch nicht in Erfahrung bringen können, es herrscht offenbar strengste Geheimhaltung und ich ahne, dass es zu gefährlich sein könnte, weiterhin Fragen zu stellen. Ich muss mehr über dieses Projekt herausfinden und in Erfahrung bringen, was sie damit bezwecken. Und vor allem muss ich unbedingt wissen, wer dahinter steckt und was das Ziel dieses Projektes ist. Sicherlich nichts Gutes, wenn es so dermaßen geheim gehalten wird, dass kaum jemand etwas mit dem Codenamen anfangen kann. Mein Gefühl sagt mir, dass der Verantwortliche auch an den Eva-Experimenten beteiligt ist und dass Projekt „AIN SOPH“ und „EVA“ irgendwie zusammenhängen. In dem Fall darf ich niemandem im Institut vertrauen und auch mit niemandem darüber sprechen. Nicht einmal mit Henry oder Watari. Ich werde Nachforschungen anstellen müssen, um in Erfahrung zu bringen, was für eine Waffe sie konstruieren und wenn nötig alles daran setzen, um sie an der Fertigstellung zu hindern. So etwas werde ich definitiv nicht zulassen. Ich hoffe nur, dass meiner Familie nichts passieren wird. Ich habe Angst, dass sie L noch etwas antun könnten, weil er in direkten Kontakt mit Evas Kräften gekommen ist. Wenn sie das herausfinden, werden sie sicherlich nicht wegschauen, sondern alles versuchen, um ihn in ihre Gewalt zu bringen. Aber nur über meine Leiche. Die kriegen meinen Sohn nicht. Und wenn es das letzte ist, was ich tun werde.“ „Also doch ein weiteres Projekt“, murmelte Beyond und aß noch etwas von seiner Erdbeermarmelade. Er dachte darüber nach, was in den Aufzeichnungen stand und hatte sogleich zwei Hauptfragen, die sich auch die anderen stellten: „Was ist mit diesem Unborn-Phänomen gemeint und was bedeutet AIN SOPH?“ Nun, da war auch L überfragt und konnte nichts damit anfangen. Doch zumindest hatte Liam auf die zweite Frage eine Antwort. „Ain Soph oder auch En Sof bedeutet „Es hat kein Ende“ Es ist der Gott jenseits allem Göttlichen und es handelt sich um eine Art Selbstschöpfung. Es ist der Urgrund aller Dinge, unendlich, unbegrenzt und willenlos. Die Quelle aller Dinge… Es ist eine Lehre aus der Kabbala und man findet es weder in der Bibel, noch im Talmud. Wenige kennen noch diese uralte Lehre. Um mal Asriel aus Gerona zu zitieren: „Wisse, alles Sichtbare und was mit den Sinnen des Herzens erfasst werden kann, ist begrenzt. Und alles Begrenzte hat ein Ende und alles was ein Ende hat, ist nicht unterschiedslos gleich. Darum, was nicht begrenzt ist, wird „Unendlich“, „Ain Soph“ genannt und dieses ist die vollkommene Gleichheit in absoluter Einheit, in der es keine Veränderung gibt. Und ist es ohne Grenze, gibt es nichts außer ihm. Und da es hoch erhaben ist, ist es der Urgrund von allem Verborgenen und Offenbaren.“ Da aus dem Unendlichen aber nichts Endliches entstehen kann, erschuf Ain Soph die Sefirot, die sowohl die Endlichkeit als auch die Unendlichkeit in sich tragen. Deshalb sind sie das Bindeglied zwischen Ain Soph und allem Vergänglichen. Neben Ain Soph existiert aber noch Ajin Gamur, nämlich das Nichts. Es wird geglaubt dass der erste Sefira den göttlichen Urwillen darstellt und aus dem Nichts heraus geboren wurde, da Ain Soph selbst keinen Willen besitzt. Demnach hätte er auch nicht die Schöpfung aller Dinge gewollt. Das war Sefira, die das Endliche und Unendliche in sich verkörperte und fähig war, das Unendliche fassbar zu machen. Denn da Ain Soph über allem erhaben ist, selbst über Sein und Denken, hat er auch weder Tun, Gedanken, Absicht oder Willen. Denn all diese Dinge laufen auf menschliche Beschränkungen hinaus. Da Ain Soph nach jeder Seite unbeschränkt ist, so ist die Vollkommenheit sein einziges Attribut. Deshalb sind Ain Soph und das Nichts gleich. All diese anderen Dinge besitzt ein Sefira.“ „Jetzt weiß ich wieder, wieso ich Atheist bin“, murmelte der Serienmörder und schüttelte den Kopf. „Irgendwie werden immer mehr religiöse Namen in den Raum geworfen. Sariel der biblische Todesengel, Sheol als das Totenreich, Ajin Gamur als das Nichts, ein Übergott namens Ain Soph, Eva und dann noch der achte Erzengel Jeremiel. Ernsthaft, so langsam kommt mir das immer mehr wie ein Religionsfall vor und nicht wie eine Reihe kranker Experimente an Menschen. Als wären die Shinigami mit ihren Death Notes nicht schon genug, jetzt müssen wir uns auch noch mit irgendwelchen Proxys herumschlagen, die irgendwelche seelenfressenden Parasiten in sich tragen. Kaum, dass die Unvergänglichen auf der Bildfläche erschienen sind, haben wir nur Ärger. Nichts gegen dich persönlich, Liam.“ „Schon gut“, murmelte der Mafiaboss und trank noch einen Schluck von seinem Drink. „Im Grunde hast du ja auch Recht. Das alles hätte niemals passieren müssen, wenn wir weiter im Verborgenen geblieben wären. Ich wusste, dass die Menschen sofort anfangen würden, selber Gott spielen zu wollen, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen. Im schlimmsten Fall wird da noch einiges auf uns zukommen und ich frage mich, was James Brown vorhat. Aber ich denke, dass er vermutlich selbst nur eine Schachfigur ist.“ „Stimmt“, gab L zu und nickte. „Wenn er und sein Vater wirklich die treibende Kraft wären, dann hätten sie sich mehr im Hintergrund gehalten, sonst wären sie zu schnell aufgeflogen. Immerhin hat meine Mutter schon recht früh geahnt, dass Joseph Brown ein falsches Spiel treibt. Und da er in der Notiz mit keinem Namen erwähnt wird, lässt das nur zwei mögliche Schlüsse zu: 1. sie wusste noch nichts von seiner Intrige oder 2. sie war sich schon längst im Klaren gewesen, dass er nur ein Strohmann war, wie auch später sein Sohn James. Dieser hat sich ja ausschließlich um die Gedankenschaltkreisforschung gekümmert. Also ist es denkbar, dass er für jemanden gearbeitet hat.“ „Ja, das würde erklären, wieso diese Sariel so komisch reagiert hat, als sie uns sagen wollte, was die Proxys vorhaben. Sie war auf einmal vollkommen geistesabwesend und wirkte wie ferngesteuert. Und sie sagte doch, ihre Mutter würde sie rufen. Also ist es doch nur logisch, dass da noch jemand neben diesem Schmierlappen Dr. Brown mit drin steckt. Und dieser Jemand ist in der Lage, die Proxys zu steuern.“ Das alles wurde immer seltsamer und so langsam fragte sich L, wohin das noch alles führen sollte. Der Fall Kira hatte schon unzählige Leben eingefordert, was würden da erst noch diese Projekte für einen Schaden anrichten? Liam verabschiedete sich schließlich und ließ ihnen seine Nummer da. „Sollte irgendetwas sein, dann bin ich jederzeit erreichbar. Wir werden weiterhin ein wachsames Auge auf euch haben um sicherzugehen, dass die Proxys sich nicht mehr so schnell bei euch blicken lassen.“ L war zwar ein wenig verstimmt darüber, dass Liam ihm helfen wollte (und das bedeutete für ihn, dass ein Mafiaboss ihm half!), aber er war auch vernünftig und um die Sicherheit der anderen zu gewährleisten, war es ratsam, dieses Angebot anzunehmen. Noch einmal wollte er nicht schon wieder jemanden verlieren, nachdem er seinen Bruder beinahe verloren hätte. Als sie alleine waren, blieben sie noch eine Weile sitzen, bis sie dann ins Schlafzimmer gingen. L fühlte sich müde und erschöpft und das kam bei ihm recht selten vor. Aber nach der Aufregung war das auch kein Wunder. Er kuschelte sich in die Decke ein und sogleich gesellte sich Beyond dazu und legte einen Arm um ihn. „Du siehst überhaupt nicht gut aus, L. Du bist ziemlich blass und deine Augenringe werden auch wieder dunkler. Und kann es sein, dass du dünner wirst?“ „Kann sein, dass mir diese Sache mit den Eva-Experimenten und die Begegnung mit den Proxys ein wenig an die Substanz geht.“ „Du solltest vielleicht mal kürzer treten, L. Vielleicht brauchst du mal Urlaub.“ „Hör mir bloß damit auf, es geht mir gut.“ Damit wollte sich L von ihm wegdrehen, doch da setzte sich Beyond auf und drückte die Handgelenke des Detektivs aufs Bett und sah ihm dabei direkt in die Augen. „Wem willst du hier etwas vormachen, L? Ich sehe doch, dass du erschöpft bist und das nicht nur wegen heute. Mein Tod und meine Amnesie, Fredericas Tod, Jeremiel, Liam und diese Proxys machen dir zu schaffen. Hey, ich mach mir doch nur Sorgen um dich. Ich kenne dich als den unnahbaren und willensstarken L, der sich durch nichts unterkriegen lässt und alles aushält. Und wenn du schon so weit bist, dass man dir schon ansieht, dass es dir nicht gut geht, dann ist es doch wohl klar, dass ich besorgt bin. Erst letzte Woche nahm mich Rumiko beiseite und fragte, ob du vielleicht eine Krankheit ausbrütest. Wir alle machen uns Sorgen, also sag schon was los ist.“ L wich Beyonds Blick aus und sagte erst nichts. Und dennoch war ihm anzusehen, dass ihm die Kraft fehlte und er Grenzen hatte. Ihn so zu sehen mochte Beyond überhaupt nicht. Und deshalb war er auch für ihn da, wenn er Hilfe brauchte. Er wusste, dass L jemand war, der ungern um Hilfe bat, weil er damit Schwäche zugeben musste. So etwas war einfach nicht seine Art und deshalb würde Beyond auch derjenige sein, der als Erster auf ihn zukam. „Sie hat dich nur deshalb nicht darauf angesprochen, weil sie wusste, dass du deinen Stolz hast. Aber weil wir beide ein Paar sind, ist es auch ein Stück weit meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass es dir gut geht. Also werde ich auch verdammt noch mal dafür sorgen, dass du wieder auf die Beine kommst und wenn ich dich mit roher Gewalt dazu zwingen muss, kapiert?“ „Ein bisschen widersprüchlich, findest du nicht?“ Doch Beyond blieb bei seiner Meinung. Er erhob sich und verließ das Schlafzimmer, dann ging er nach nebenan zu Rumiko und sagte direkt „Ich brauch ein paar Sachen. Meinst du, du könntest da aushelfen?“ „Klar“, antwortete die zweifache Mutter, die gerade ihre Tochter auf dem Arm hatte. „Was brauchst du alles und wofür?“ „Um einem sturen Esel Feuer unterm Hintern zu machen. Ich will ihm dein Spezialrezept mixen, damit es ihm wieder etwas besser geht.“ „Ach so, na dann komm mal mit in die Küche. Ich helfe dir dabei.“ Rumiko legte die kleine Eden im Kinderzimmer in die Wiege und ging gemeinsam mit Beyond in die Küche, um dort alles vorzubereiten. „Ihm scheint es wohl doch nicht ganz gut zu gehen, oder?“ „Nein, er stößt langsam aber sicher an seine Belastungsgrenzen und ich mache mir da eben große Sorgen um ihn. Ich hab mir auch schon überlegt, ob ich ihm nicht vielleicht auch bei seiner Arbeit aktiver zur Seite stehen sollte, um ihm zu helfen. Ich weiß ja, dass L nur deshalb so angeschlagen ist, weil Menschen involviert sind, die er liebt, aber ich weiß auch nicht, wie lange er braucht, um das alles vollständig zu verarbeiten. Mein Tod liegt ja auch noch nicht lange zurück und er leidet immer noch unter diesen Bildern, genauso wie unter Fredericas Tod. Und dann ist auch noch Jeremiel heute verunglückt. Das alles wird ihm langsam zu viel und bevor ich noch seinen Zusammenbruch miterlebe, nehme ich ihm lieber Arbeit ab.“ Rumiko lächelte als sie das hörte und zupfte ein paar Blättern von den Kräutern ab und begann einen kleinen Topf aufzusetzen, während Beyond sich ans Schneiden machte. „Er kann wirklich froh sein, dass du an seiner Seite bist und auf ihn Acht gibst. Du magst ihn ja ziemlich oft zur Weißglut treiben, aber dennoch passt du immer gut auf ihn auf. Ich glaube, er ist dir auch wirklich dankbar dafür. Und ich denke, mit meinem Spezialrezept wird es ihm bald wieder besser gehen. Es hat dich ja auch oft genug wieder auf die Beine gebracht.“ Sie waren gut eine Stunde beschäftigt und als sie so gemeinsam in der Küche zu Werke waren, da musste sich Beyond wieder an alte Zeiten erinnern. An Zeiten, bevor er und L zusammengekommen waren und wo er mit ihr und Jamie im Wohnheim der Oxford Universität gelebt hatte. Das kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor. Aber irgendwann entwickelte man sich ja auseinander. Rumiko hatte jetzt Kinder und vor allem ihren Mann. Und er hatte jetzt L. „Eines steht fest: Ich werde dafür sorgen, dass er nicht zusammenbrechen wird. Ganz egal was ich dafür tun muss.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)