Das Ende des Helden der Zeit von Zoja ================================================================================ Kapitel 1: Once I called you brother ------------------------------------ Wie in Trance stehe ich vollkommen regungslos am Ende des Raumes und starre die dunkle Gestalt, welche nur wenige Meter von mir entfernt an einem zu Grunde gehenden Baum lehnt, fassungslos an. Ich hätte der gesamten Situation nicht vertrauen sollen, es ergibt doch alles keinen Sinn. Warum solltest du ausgerechnet heute zurück kommen, nach all den Jahren in denen du verschwunden warst? Warum gerade an diesem Ort, wo ich einen Zwischengegner besiegen soll? Und warum ist außer dir niemand zu sehen? Doch ich achte auf nichts von alledem. Auch nicht auf mein Unterbewusstsein, welches dir misstraut und versucht, mich mit einem Ziehen in der Magengegend vorzuwarnen. In diesem Augenblick bin ich einfach nur glücklich dich lebendig zu wissen, will meine Arme um dich schließen und nie wieder loslassen. Ich bekomme kaum noch mit, dass sich meine Finger um den Griff meines Schwertes lösen und es in das eiskalte Wasser gleiten. Höre den leisen Aufplatscher nur wie durch Watte, gedämpft. Spüre die Wassertropfen, die den Bereich oberhalb meiner Stiefel durchnässten nur am Rande. Schon habe ich die wenigen Meter Abstand zwischen uns überbrückt und blicke dir in die rubinroten Augen. Sie sind noch genauso, wie ich sie in Erinnerung hatte :unlesbar, ausdruckslos, beinahe als emotionslos zu bezeichnen. Es hätte mir zu Denken geben müssen, dass du kein Wort gesagt hattest, kein Zeichen der Freude von dir gegeben hattest. Doch ich schob es auf dein, recht verschlossenes Wesen und auf die Tatsache, dass es einfach eine unfassbare Überraschung ist, dass wir uns nach so langer Zeit wiedertreffen. „Dark“, flüstere ich, meine Stimme belegt, hallt in meinem Kopf unnatürlich nach, als wäre es nicht meine. Statt eine Antwort abzuwarten, ziehe ich dich in eine Umarmung, schlinge meine Arme so fest wie möglich um dich und verspüre eine Wärme in mir aufsteigen, die Wärme, die einen überkommt, wenn man ganz nah bei einer geliebten Person ist. Irritiert von dem plötzlichen Schauer, der mir kalt den Rücken hinunter läuft, lege ich meinen Kopf sacht auf deiner Schulter ab. //Wie Schnee//, durchfährt es mich. Weiß, wie die frisch gefallenen Flocken, die vom Himmel segelten und auch so eisig. Wenn Ganondorf erst einmal besiegt war, würden wir gemeinsam durch den Winter gehen, würden zusammen die Jahre erleben. Ich schließe meine Augen und genieße das Gefühl deiner Hände, die sich um meine Taille legen, ehe das metallische Klirren einer gezogenen Klinge ertönt. Wie schon so oft bei anderen geübt, versuche ich mich aus deinem Griff zu befreien, doch – zu spät. Der Dolch steckt bereits in meinem Rücken, Blut breitet sich aus und färbt meine Tunika um die Stichwunde herum in ein dunkles, bräunliches Rot. Auch wenn der Schmerz erträglich ist, spüre ich etwas in mir zerbrechen. Etwas kleines, kaum wahrnehmbares. Ich kann nicht sagen, was es ist, doch ich kann es spüren. Du lässt mich los, greifst nach deinem Schwert, welches für mich anfangs nicht sichtbar hinter dir versteckt war. Meine Verwirrung ausblendend sprinte ich so schnell wie möglich zu meiner eigenen Waffe aber ich kann nicht einmal eine Attacke ausführen, da sitzt du bereits rittlings auf meinem Bauch. „Warum?“, verlässt es tonlos meine Lippen, bevor sich die Spitze deines Schwertes tief in meine linke Brust bohrt. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Mit einem begierigen Funkeln in den Augen und einem breiten Grinsen, welches meine Gesichtszüge verunstaltet, beobachte ich dich dabei, wie du deine letzten Atemzüge machst. Dein Schrei klingt mir noch befriedigend in den Ohren nach. Lachend erhebe ich mich und ziehe mein, nun blutverschmiertes Schwert aus deinem leblosen Körper. Das war es wohl. Das Ende des Helden der Zeit. Kapitel 2: When the daylight comes ---------------------------------- Mit geschlossenen Augen stehe ich unter dem warmen Wasserstrahl, die Tropfen rinnen über meine Haut und versuchen jegliche Spur, jeden Geruch des vorherigen Geschehens von mir abzuwaschen. „Lass mich raten, du warst schon wieder bei ihm!?“ Meine Fee schwirrt schimpfend um mich herum, während sie so gut wie möglich der durchsichtigen Flüssigkeit ausweicht. Doch sie ist nicht schnell genug und mit einem kaum hörbarem Klatschen landet der dunkelrote Fellball auf dem gefliesten Boden. Ich öffne meine blutroten Augen und stelle schmunzelnd das Wasser ab, um Ivan(*) aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Zeternd wendet sie sich in meiner, noch warmen Hand, gewilligt sämtliche Nässe aus ihrem Fell zu entfernen. „Danke“, ihr Tonfall ist trotzig, für jegliche Höflichkeitsfloskeln hat sie sonst kein Verständnis, „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du endlich mit diesem Kerl, wie heißt er noch gleich, Link? Na ja, ist ja auch egal. Auf jeden Fall solltest du mit ihm Schluss machen. Wie lange läuft das überhaupt schon?“ „Beinahe drei Monate“, entgegne ich und kann den Stolz, der in meiner Stimme mitschwingt nicht verhindert, genauso wenig wie das warme Lächeln, welches meine Mundwinkeln umspielt. So schnell es gekommen ist, verschwindet es auch wieder und macht einem hinterhältigen Grinsen Platz. „Und was ist mit dir? Seit wann bist du schon mit Navi, die wie ich dich erinnern darf, seine Fee ist zusammen?“ Wenn ihr Rotton nicht genau derselbe wie der meiner Augen(**) gewesen wäre, hätte ich schwören können, dass Ivan bei dieser Aussage noch eine Nuance dunkler angelaufen ist. Zumindest erhebt sie sich ungewohnt schnell wieder von meiner Handfläche und ich meine aus ihren darauf folgenden Worten Scham heraushören zu können. „Das geht dich überhaupt nichts an! Außerdem bin ich nicht gekommen, um mit dir über irgendwelche Beziehungen zu reden.“ Es belustigt mich wie sie das Wort 'Beziehung' ausspricht. Als ob es eine ansteckende Krankheit, etwas ekelerregendes wäre. Nun gut, dass war es für mich lange Zeit auch. Bis... Ivans Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. „Sondern um dir mitzuteilen, dass Ganondorf dich sehen möchte. Was so viel heißt wie 'setz deinen kleinen Knackarsch in Bewegung und geh zu ihm'.“ Mein davor noch so überhebliches Grinsen verblasst, weicht einem wütenden Ausdruck. „Was will der denn schon wieder?“, quetsche ich zwischen meinen fest zusammengebissen Zähnen hervor. „Hey, beruhig dich. Es wird schon nichts Schlimmes sein.“ Sie klingt gelangweilt, als ob sie sich ein Gähnen unterdrücken müsste, doch ich weiß, dass sie sich Sorgen macht. Ich erinnere mich noch gut ans letzte Mal, dass Ganondorf mich zu sich befohlen hatte. Damals war es, weil ich den Helden der Zeit im Wassertempel nicht besiegt hatte und ich denke nicht, dass ich zu erwähnen brauche, dass er alles andere als amüsiert gewesen war. Unten bei den Kerkern, gut versteckt in der hintersten Ecke liegt eine kleine, unscheinbare Kammer, für die meisten nicht zugänglich. Doch trotzdem ist sie unter uns mehr als bekannt. Es ist Ganondorfs persönliche Folterkammer. Alle Schattenwesen, die sich unter seiner Herrschaft befinden, haben ein Stück ihrer Seele dort gelassen, ein Stück ihrer Selbst. Ihre Schreie hallen durch die verlassenen Gänge, dringen bis in die letzten Winkel des verfallenen Schlosses vor und lassen und einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Jeder von uns ist sich bewusst, was in diesem Raum passiert, auch wenn niemand traut es laut auszusprechen. Bei meinem letzten Besuch wurde ich an die Wand gekettet, mit einer mir nicht bekannten Flüssigkeit übergossen und ausgepeitscht. So lange, bis sich einzelne Hautlappen lösten, die Peitschenspitze sich unbarmherzig in mein Fleisch bohrte, tiefe Schnitte auf meiner Haut und in meinem Inneren entstanden. Ein leeres Gefühl breitet sich in mir aus, in dem verzweifelten Versuch jegliche Schmerzen und Erinnerungen an damals zu unterdrücken. Meine Augen sind starr nach vorne gerichtet, auf keinen genauen Punkt fixiert. Sie blicken ausdruckslos, sind trübe, was zu meinem Verhängnis werden sollte. Denn ein mir nur zu bekannter flauschiger Gegenstand schlägt wieder und wieder, wie besessen gegen meine Schläfe, was trotz seines Fells doch ziemlich wehtut. „Sag mal, drehst du jetzt völlig durch?“, fauche ich Ivan genervt an, auch wenn ich ihr insgeheim dankbar bin. Es ist nicht gut, wenn ich zu viel über die Vergangenheit nachdenke, das ist mir sehr wohl bewusst. Passieren tut es mir dennoch oft. Zu oft, für Ivans Geschmack. Verärgert funkelt sie mich an, doch es ist nicht nur Zorn, sondern auch Besorgnis, die mir dort entgegenblitzt. „Nein. Aber du anscheinend. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du gefälligst nicht darüber nachdenken sollst?“, ihr Ton wird ein wenig sanfter aber es schwingt immer noch ein Hauch Zorn mit, „Und außerdem bin ich nicht blind. Ich sehe doch, dass du Angst hast. Los, jetzt zieh dich an und dann komme ich mit dir zu Ganondorf.“ „Das ist lieb von dir, Kleine aber ich würde mich jetzt wirklich gerne anziehen. Könntest du also bitte..?“ Meine Finger formen einen Pfeil in Richtung Ausgang, mit einer Hand öffne ich die Tür. Seufzend dreht sie mir den Rücken zu, doch ich kann ihr belustigtes Grinsen förmlich spüren. Ivan hat kaum den Raum verlassen, da steigt ein Lachen in meiner Kehle hoch und dringt nach außen. Es ist nicht so, dass ich es nicht unterdrücken könnte... ich will es nur nicht. Mit um den Bauch geschlungenen Armen, zusammengekniffenen Augen stehe ich in gekrümmter Haltung im Raum und lache, lache, wie ich es seit Jahren nicht mehr getan habe. Meine Seiten stechen, meine Wangen schmerzen und ich bekomme keine Luft mehr, doch ich lache weiter, als würde mein Leben daran hängen. Die gesamte Situation ist so unsinnig, wahnwitzig und zur selben Zeit unglaublich erleichternd, befriedigend. Alles fühlt sich so leicht an und mein Lachen ebbt erst mit den weißen Sternen ab, die beginnen vor meinem schwarzen Sichtfeld herumzutanzen. Ein letztes Kichern erfüllt die Luft, darauf ist alles still. Zu still. Ich hasse die Stille. Sie macht mir Angst, so Angst. Hektisch beginne ich mir meine Kleidung überzustreifen, summe dabei eine wilde, aggressive Melodie, deren Ursprung mir nicht bekannt ist. Ich kann mich gerade noch davon abhalten, meine Fingernägel an meiner Hand anzusetzen und sie langsam und genussvoll aufzukratzen, meine Arme in ein wunderschönes Rot zu tauchen. Die alleinige Vorstellung versetzt mich in Ekstase, doch ich beherrsche mich. Es würde ihm nicht gefallen. Ganz und gar nicht. Stattdessen binde ich meine, bereits trockenen Haare zu einem kurzen Zopf zusammen, lasse ein paar pechschwarze Strähnen in mein Gesicht hängen. Meine Mundwinkel sacken ab, während ich mit einer geübten Bewegung meine Ohrringe befestige und anschließend den Waschraum verlasse. Die Tür fällt mit einem lauten Krachen hinter mir ins Schloss. Suchend blicke ich mich um aber ich kann Ivan nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich ist sie bereits vorrausgeflogen und wartet auf mich. Kurz schließe ich die Augen und atme einmal tief ein, ehe ich losrenne. Ich renne und renne, bis ich vollkommen außer Atem vor dem Thronsaal ankomme, wo meine Fee auf mich wartet. Ich gebe meinem Körper ein wenig Zeit, um genügend Luft in seine Lungen pumpen zu können, dann nicke ich Ivan zu und mache einen Schritt nach vorne, woraufhin die schwere Eichentür wie von alleine aufschwingt. Zügig setze ich mich in Bewegung, Ivan direkt hinter mir. Am Ende des gigantischen Saales befindet sich ein ausladender, aus Marmor gehauenem Thron, auf welchen ich ansteuere. Der samtene, rote Teppich dämpft meine Bewegungen, ehe sie vor Ganondorf, der breitbeinig und mit einer freizügig bekleideten Frau auf seinem rechten Oberschenkel auf dem Thron prangt, abstoppen. Aus den Augenwinkeln bemerkt er mich uns seine Hände, die bis eben noch mit den Brüsten der Hure beschäftigt waren, stoßen diese weg und sie landet unsanft vor meinen Füßen. Mit einem Tritt in die Seite weise ich sie an sich aus meinem Blickfeld zu entfernen, worauf sie leise wimmert und verschwindet, mir dabei einen bitterbösen Blick zuwirft. Kapitel 3: ----------- Ich beachte sie nicht weiter, soll die Nutte doch von mir denken was sie will, ich brauche sie nicht. Immerhin habe ich schon jemanden. Viel mehr interessiert mich, was Ganondorf von mir möchte. Herausfordernd blicke ich zu ihm auf, wie er dort mit einem diabolischem Grinsen im Gesicht über mir thront, ein Arm nahe am Schritt, der andere auf der Lehne abgestützt. Wut brodelt in mir auf und ich hätte alles dafür gegeben, wenn ich meine Faust nur in sein Gesicht, nein, in jede einzelne Stelle seines verdammten Körpers rammen könnte. Wenn ich ihm bei lebendigem Leibe seine Schweinshaut abziehen, seine riesigen Genitalien eigenhändig mit meinem Schwert abtrennen und ihn unten in seiner Kammer, angekettet verrotten lassen könnte. „Dein abgrundtiefer Hass ehrt mich wirklich aber vergiss bitte nicht, dass ich sowohl deine Gedanken lesen, als auch deinen Körper übernehmen kann. Also halt dich zurück, sonst kann ich für nichts garantieren. Und -“ Er macht eine Pause, sein Grinsen wird noch breiter. „Danke für das Kompliment. Woher auch immer du das weißt. Verächtlich schnaube ich aus : „Ach komm. Als ob ich deinen Schwanz nicht schon oft genug in meinem Mund gehabt hätte. „Nicht nur da.“ Leise lacht er vor sich hin, ignoriert mein geknurrtes 'Fick dich' gekonnt. „Aber genug davon. Sicherlich fragst du dich, warum ich dich zu mir bestellt habe. Um dich im vorraus zu besänftigen, es ist nicht wegen deiner hervorragenden Zungenkünsten.“ Ein Schleier der Lust legt sich wie ein Schatten über seine Augen, verdunkelt sie. „Auch wenn ich nichts dagegen hätte. Wir können später gerne noch ein wenig üben.“ „Träum weiter“, entgegne ich mordlustig, meine Hände zu Fäusten geballt, angriffsbereit. „Na, na, na, wir wollen doch nicht ausfallend werden“, belehrt er mich mit zuckersüßer Stimme. „Ich habe nur einen kleinen Scherz gemacht.“ Ich will etwas entgegnen aber er lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen. „Kommen wir endlich zur eigentlichen Sache. Lange genug habe ich dein Geturtel mit dieser Witzfigur eines Helden geduldet und ich denke, es ist genug. Er vertraut dir blind, das müssen wir ausnutzen. Sobald Link“, angewidert spuckt er den Namen aus, als wäre es Ungeziefer, „Morgen in der Zitadelle der Zeit ankommt, wirst du ihn ein für allemal beseitigen. Wenn du dich jedoch weigerst – nun ich bin mir sicher, du weißt, was dann passieren wird, nicht wahr?“ Scheinbar in Gedanken versunken leckt er sich, lasziv grinsend, langsam über seine Lippen, doch mir ist klar, dass er es mit voller Absicht macht. Meine vorherigen Foltergedanken kehren zurück, stärker und lebendiger als zuvor. Meine Hände beginnen unkontrolliert zu beben, meine Fingernägel graben sich tief in das weiche, verletzliche Fleisch und hinterlassen leuchtend rote Spuren. Der Schmerz tut gut. „Ja.“ Ich klinge beherrscht, nichts stört den Schein. Doch in mir brodelt es, Zorn und Abscheu fließen brennend heiß, wie Lava durch meine Venen. „Gut. Dann hol mir jetzt die Hure wieder rein oder willst du lieber dein bezauberndes Hinterteil hinhalten?“ Ohne eine Antwort zu geben eile ich fluchtartig aus dem Raum, sein triumphierender Blick ruht auf mir, als hätte er einen Krieg für sich entschieden. Den Krieg mochte er gewonnen haben, doch die Schlacht war noch nicht vorüber. Die Prostituierte, die während unserem Gespräch gehorsam hinter der Tür gewartet hatte, huscht an mir vorbei. Sie scheint die Zeit genutzt zu haben, um ihren Körper noch aufreizender, erotischer präsentieren zu können. Nicht, dass es mich interessieren würde. Meine Gedanken befinden sich momentan weit weg von weiblichen Reizen und Sex. Minutenlanges Schweigen herrscht, nur unterbrochen vom Geräusch meiner Schritte auf dem kahlen Steinboden und dem anhaltenden Schwirren einer fliegenden Fee, Ivan. Wenigstens besitzt sie den Anstand, solange Ruhe zu bewahren, bis wir in meinem Schlafraum angekommen sind. Dann stürmt sie auf mich los wie eine Flutwelle. „Und was willst du jetzt machen? Er weiß, dass du Link am Leben gelassen hast, du kannst ihn schlecht noch weiter hintergehen. So wie ich das sehe, kannst du nichts anderes tun als deinen Freund, den berühmten Helden der Zeit zu töten. Oder fällt dir sonst noch ein anderer Ausweg ein? Übrigens, was meinte Ganondorf eigentlich mit -“ Scharf sauge ich die Luft ein. Ich hatte gehofft, dass sie mir diese Frage ersparen würde. „Den Konsequenzen einer Befehlsverweigerung?“ Es ist nicht ihre Schuld, es ist nur natürlich von ihr nachzufragen, doch trotz dieses Wissens werde ich erneut sauer und weiß keine bessere Lösung, als Ivan anzuschreien : „Ist das denn nicht offensichtlich? Dieses dreckige Schwein wird erst Kontrolle über meinen Körper übernehmen und dann meine Beziehung zu Link schamlos ausnutzen. Was denkst du, was er dann mit ihm machen wird? Er wird, er wird -“ Meine Stimme bricht ab, Galle steigt in meinem Magen hoch und beginnt zu brennen. Bilder erfüllen meinen Kopf, Link, verletzt, eingesperrt, gefoltert. Physisch und Psychisch gequält, gebrochen. Lebhafte Szenarien spiegeln sich ununterbrochen vor meinem inneren Augen ab, wiederholen sich. Ohne es zu bemerken, brülle ich regelrecht los: „Mach, dass es aufhört! Es soll aufhören! Ich will das nicht, ich will -“ Meine Stimme wird leiser, sie ist nicht mehr als ein hauchzartes Wispern. „Damit einer überleben kann, muss der andere sterben.“ Auch wenn Ivan nicht sonderlich überrascht ist, trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag. „Das heißt... ich muss sterben.“ Langsam fallen meine Finger von meinen Armen ab, die sie bis eben noch mit langen, roten Striemen verziert haben und verflechten sich ineinander, während ich mich behutsam auf dem harten Steinboden niederlasse. „Da du es anscheinend nicht schaffst, Link umzubringen, ja. Schön, dass du es verstanden hast.“ Für einen Außenstehenden muss es wirken, als würde sie die Unausweichlichkeit meines Todes, des Todes ihres einzigen Begleiters nicht kümmern. Doch das täuscht. Sie hat einfach nur verstanden, dass ich meine Entscheidung getroffen habe und versucht nicht, mich davon abzuhalten. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit und Zuneigung für dieses kleine, schlaue Lebewesen, auch wenn ich es niemals zugeben würde. „Also, wie sieht jetzt dein Plan aus?“ „Da das einzige, was mich töten kann, das Masterschwert ist und dieses sich momentan in Links Besitz befindet, müssen wir es ihm entweder entwenden oder ihn dazu bringen, mich zu töten. Letzteres wird nie im Leben funktionieren, bleibt nur noch, sich das Masterschwert anzueignen. Aber wie?“ Mein Kinn ist auf meine Handrückfläche gestützt, nachdenklich schweift mein Blick aus dem einzigen, mit Spinnennetzen umwobenen Fenster des Raumes. Eine einsame, schwarze Spinne kriecht hervor, behutsam, um sie nicht zu verscheuchen, schleiche ich an sie heran und halte ihr meinen Arm hin. „Betäubungsmittel.“ Fasziniert beobachte ich, wie das Tier verschwindet, ehe ich mich erneut Ivan zuwende, die mich nur verwirrt ansieht. Ihr Mund klappt auf, ganz als würde sie etwas fragen wollen, doch ich komme ihr zuvor. „Ich habe noch einen Trank aufbewahrt, dessen Aufnahme eine starke Betäubung bis hin zu Bewusstlosigkeit auslöst. Wenn -“ „Und wie bitte willst du es schaffen, Link das einzuflößen?“, unterbricht Ivan mich, Zorn funkelt in ihren Augen, „Freiwillig wird er dieses Gebräu niemals trinken, immerhin ist er nicht dumm. Was hast du also vor?“ An ihrer Tonlage erkenne ich, dass ich mächtig Ärger bekommen würde, wenn ich ihr das vorschlagen würde, woran ich gedacht hatte. „Das ist nicht wichtig.“ Mein linker Mundwinkel verzieht sich nach oben, erzeugt ein hinterhältiges Lächeln. Ich hasse es, Ivan nicht die Wahrheit erzählen zu können aber sie würde diese nicht billigen. Zweifelnd mustert sie mich für einen Moment, ehe sie mir zustimmt, wenn auch widerwillig. „Gut. Ich vertraue dir. Aber wenn wir jetzt nicht losreiten, werden wir es niemals rechtzeitig zum Sonnenaufgang zur Zitadelle schaffen. Also hol schnell deinen Trank und dann machen wir uns auf den Weg.“ Mit einem zustimmenden Nicken befördere ich eine Flasche, in der sich eine purpurne Flüssigkeit befindet aus den unendlichen Tiefen meiner Tunika. Abschätzend wiege ich den Trank hin und her, meine Augenbrauen sind fest zusammengekniffen, doch er scheint noch wirksam zu sein. „Nichts für ungut, Kleine aber,“ Das Gefäß wandert zurück in meine Tunika. „Das würde ich gerne alleine erledigen.“ Und mit diesen Worten ergreife ich die Türklinke des Hinterausganges, trete hinaus in die Dunkelheit und knalle die Tür vor einer verdutzten Ivan zu. Kapitel 4: ----------- Kalter Wind schlägt mir entgegen und in sekundenschnelle ist mein gesamter Körper von einer Gänsehaut überzogen. Man merkt, dass der Winter bald kommen wird. Fröstelnd begebe ich mich auf den Weg zu meinem Pferd, welches zu meiner Freude bereits gemächlich auf mich zutrabt. Leise flüsternd streichle ich ihren weichen Hals entlang, sehe zu wie das schwarze Fell durch meine Finger gleitet und beginne kleine Kreise zu ziehen. „Na, meine Schöne, bist du bereit für eine Ausritt?“ Wohlig schnaubt sie aus, presst ihren Kopf näher an meine Brust. Sie ahnt, dass ich bald sterben werde. Ihre sonst glühend roten Augen haben eine matte orange Tönung angenommen und auch ihr Fell glänzt nicht mehr wie früher. „Mach dir keine Sorgen, ich habe einen würdigen Nachfolger gefunden.“ Ja, Ghirahim würde sich wunderbar um die Stute kümmern, da bin ich mir sicher. Insofern er ihr keine Zöpfe in die lange Mähne einflechten oder sie sonst wie verunstalten würde. Vergnügt lache ich auf und wuschele ihr durch die, noch ungezähmte Mähne. „Dann wollen wir mal los, nicht wahr?“ In der Absicht, sie nicht zu verletzen oder ihr irgendwie wehzutun, schwinge ich mich auf und lasse mich sanft auf ihren breiten Rücken gleiten. Zaumzeug brauchen wir nicht. Der Absatz meiner Stiefel drückt sich in ihre Flanken und sie gallopiert los. Meine Augen tränen in der eiskalten Nachtluft, mehrere Zweige schlagen mir ins Gesicht, doch ich reite weiter. Als wir im Morgengrauen vor der Zitadelle der Zeit ankommen, sind meine Glieder taub und ich kann meine Finger kaum noch bewegen. Meine Kleidung klebt an meinem verschwitzten Rücken aber was interessiert mich das, so kurz vor meinem Tod? Ein paar Minuten verharre ich bei meinem Pferd, massiere ihren Hals und lausche meinem eigenem Atem, bis ich mich von ihr löse. „Los, reite wieder zurück. Ich komme schon klar.“ Nach einem sanften Klaps auf ihr Hinterteil schreitet sie los, wird immer schneller, bis sie schließlich im vollem Gallop im finsteren Wald verschwindet und ich keinen Grund mehr habe, nicht die Zitadelle zu betreten. Mit jedem schritt den ich mache, wird meine Nervosität größer und größer. Als ich nun alleine in diesem gigantischem Raum stehe, nichts Vertrautes um mich herum, droht sie mich zu verschlingen. Meine Atmung geht schnell, flach, ich will schreien, kann aber nicht. Das einzige, was mich von einer Panikattacke abhält, sind zwei Hände, die energisch Druck auf meine Schultern ausüben und ein weiches paar Lippen, das sich an meiner Halsschlagader entlang küsst. „Alles ist gut. Du bist nicht alleine.“ Erleichtert seufze ich und drehe mich um, blicke direkt in seine saphirblauen Augen. Halt, Sicherheit, all das drücken sie aus. „Was machst du hier?“ Ich hatte bereits mit dieser Frage gerechnet. Sie klang weder vorwurfsvoll noch sauer, einfach nur überrascht und neugierig, ein wenig besorgt. „Nichts besonderes. Ich wollte nach dir sehen und mich vergewissern, dass es dir gut geht.“ Ein zärtlicher Kuss auf die Stirn folgt. Er scheint beruhigt zu sein, doch kaum, dass sein Blick auf meine Arme fällt, verfinstert er sich. „Dark?“, knurrt Link bedrohlich, seine Fingerknöchel knacken. „Was habe ich dir über Selbstverletzung gesagt? Irgendwann bringst du dich damit noch selber um!“ Wenn er nur wüsste. Während er mit einer Hand meine Arme festhält, kramt er mit der anderen eine Flasche mit durchsichtiger Flüssigkeit hervor. „Das wird jetzt ein wenig schmerzen“, warnt er mich vor, dann lässt er den Trank über meine Wunden fließen. Schwarzer Dampf bildet sich, sobald das Heilmittel mit meiner Haut in Berührung kommt und verursacht unglaubliche Qualen. Mit zusammengebissenen Zähnen leide ich lautlos, darauf bedacht keine Schwäche zu zeigen, bis alles vorbei ist und die Wirkung eintritt. Blässliche Narben bedecken nun meine Arme. „Danke.“ Sein Gesichtszüge erhellen sich, glücklich lächelt er mich an und verstaut die leere Flasche wieder. Gezwungen lächele ich zurück, meine Gedanken kreisen jedoch um das, was ich gleich tun werde, tun muss. Es fühlt sich so falsch an, etwas in meiner Brust verkrampft sich und ein grässliches Gefühl steigt in mir auf. Wenn ich ihn hier so zufrieden und nichtsahnend vor mir stehen sehe, ist es, als wäre mein Herz zu einem schweren Stein, einer Last geworden. Aber einen anderen Weg gibt es nicht. Er oder Ich. „Du bist auch verletzt, lass mich dich heilen.“ Ich nehme einen großen Schluck von der purpurnen Flüssigkeit, sie brennt wie Säure in meiner Mundhöhle, doch ich ignoriere es. Bereitwillig lässt sich Link in eine Umarmung ziehen, seine Hände wandern meine Wirbelsäule entlang, bis sie auf meinem Hintern liegen bleiben. Frech grinsend packt er einmal fest zu und ich nutze die Gelegenheit, um meine Lippen auf seinen zu platzieren, ihn in unseren letzten Kuss zu verwickeln. Ich öffne meinen Mund einen Spalt breit, meine Zunge erkundet spielerisch seinen, bereits geöffneten Mundraum und befördert gleichzeitig das Betäubungsmittel in diesen. Triumphierend spüre ich, wie er schluckt, unwissend mein Todesurteil bestätigt. Die Wirkung erfolgt in sekundenschnelle und deutlich stärker als erwartet, was mich jedoch eher erleichtert. Jetzt, wo Link bewusstlos in meinen Armen liegt, muss er wenigstens meinen Tod nicht mitansehen. Vorsichtig lasse ich ihn auf den harten Steinboden gleiten, betrachte ihn liebevoll, wie er friedlich dort ruht und knie mich herunter, um ihm den allerletzten Kuss meines Lebens zu geben. Mit zittrigen Händen ziehe ich sein Masterschwert aus der Scheide und setzte es an meiner Pulsschlagader an. Es beginnt hell aufzuleuchten, ganz als hätte es Ewigkeiten auf diesen Moment gewartet. Wahrscheinlich hat es das auch. „Leb wohl, Schnucki.“, wispere ich in den Raum, ehe die Klinge mein Handgelenk liebkost, immer tiefer dringt, die Ader in zwei Teile schneidet und das Blut den Boden besudelt. Süßer Schmerz umhüllt meinen Körper wie eine warme Decke, ich schließe meine Augen und die langersehnte Dunkelheit empfängt mich, befreit mich aus der Welt der Lebenden. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Stöhnend fasse ich mir an den Schmerzenden Kopf, der sich anfühlt, als würde er jederzeit explodieren. Was habe ich gemacht? Zögerlich öffne ich die Augen und bei dem Anblick, der sich mir bietet, stockt mir der Atem. Neben mir liegt Dark, regungslos, in seiner linken Hand eine blutverschmierte Waffe, mein Masterschwert. Habe ich ihn umgebracht? „Nein“, keuche ich fassungslos, meine Knie geben nach und ich falle vor ihm nieder. „Das darf nicht wahr sein. Ich habe...“ Entkraftet breche ich zusammen, Tränen strömen über meine Wangen, benässen die Leiche meines Geliebten. Das kann nicht die Realität sein, das ist alles nur ein böser Traum, rede ich mir verzweifelt ein. Davon überzeugt ziehe ich an meinen Haaren, realisiere erst dann, dass das hier die Wirklichkeit ist, sobald ich ein Büschel goldblonden Haares in meinen Händen halte. „Nein, nein!“, brüllt es tief aus meiner Kehle, als würde ein wütendes Monster darin hausen, welches die Kontrolle über mich übernimmt. Wild knurrend schließe ich meine Finger um Darks Hals, drücke fest zu, hoffe auf ein Lebenszeichen, das Zucken eines Augenliedes. Vergebens. „Nein, nein, nein, nein.“ Wie eine Beschwörungsformel wimmere ich ununterbrochen dieses eine Wort, wie wenn der Tod ihn so freigeben, mir wieder zurückgeben würde. Beschützerisch kuschele ich mich an den, von jeglicher Wärme beraubtem Körper, bette meinen Kopf auf seine Brust und wünsche mir, dass ich dort hinkomme, wo er ist. Das der Tod sich gnädig erweist und uns zusammenführt, bist in alle Ewigkeiten. Selbst wenn es bedeutet, dass ich mich opfern muss, trage ich diese Bürde. Selbst wenn es das Ende des Helden der Zeit bedeutet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)