Last Desire 7 von Sky- (L x BB) ================================================================================ Kapitel 3: Sam Leens oder Jeremiel Lawliet? ------------------------------------------- L hätte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Sam Leens direkt vor der Tür stehen würde. Und anstatt, dass er mit einer Pistole auf sie zielte, hob er zum Gruß die Hand und sagte „Guten Tag. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.“ Einen Moment brauchten sie, um zu realisieren, dass da wirklich Sam Leens vor ihnen stand und einfach Guten Tag sagte, als wäre nichts. L sagte nichts und versuchte die Situation zu analysieren, doch da war auch schon Beyond da, packte wutentbrannt den Blondhaarigen am Kragen und stieß ihn gegen die Wand. „Du verdammter Mistkerl“, rief er und hob ihn schon fast von den Füßen, obwohl der emotionslose Killer genauso groß war wie er. Beyond sah wirklich danach aus, als würde er gleich in seine wahnsinnige Seite verfallen, aber glücklicherweise konnte das ja nicht mehr passieren. Trotzdem änderte es nichts daran, dass er Sam am liebsten den Hals umgedreht hätte. „Was suchst du hier? Wenn du Andy und die anderen töten willst, dann musst du erst mal an mir vorbei und ich sag dir eines: dieses Mal wirst du mir nicht so leicht davonkommen.“ Sam sah ihn mit einem nichts sagenden Blick an und hob die Augenbrauen, wodurch er einen etwas verwunderten und auch fragenden Gesichtsausdruck bekam. Aber Emotionen waren nicht wirklich darin zu lesen. Dennoch blieb es L nicht verborgen, dass etwas an den Augen anders war. Sie wirkten nicht mehr so leer wie sonst, sondern viel lebhafter. „Ich bin hier, weil ich meinen Bruder kennen lernen wollte“, erklärte er und machte keine Anstalten, sich aus Beyonds Griff zu befreien. „Und du bist Beyond, richtig?“ „Verarsch mich nicht, Sam. Auf deine Tricks fall ich ganz gewiss nicht rein, also hör auf, dich so dumm anzustellen.“ „Aber mein Name ist doch nicht Sam. Mein Name ist Jeremiel. Ich bin…“ Doch Beyond ließ ihn nicht ausreden und stieß ihn noch mal gegen die Wand, woraufhin sich der emotionslose Killer hart mit dem Hinterkopf schlug und zu Boden stürzte. Der BB-Mörder wollte gerade noch einen nachsetzen, doch da zerrte L ihn weg und rief „Hör auf damit! Das bringt uns jetzt auch nicht weiter.“ „Spinnst du jetzt völlig, L? Er hat es bis zu uns geschafft und wenn wir ihn nicht sofort einsperren, dann wird er uns alle abknallen.“ „Entschuldigung, ich wollte hier niemanden erschrecken“, kam es vom Boden her und der verhasste Killer machte nicht einmal Anstalten, sich großartig zu wehren oder seinen Angreifer zu überwältigen. Zum Zeichen, dass er unbewaffnet war, hob er die Hände und erklärte „Ich bin wirklich nur hier, weil ich meinen Bruder kennen lernen wollte. Und um es noch mal zu sagen: ich bin nicht Sam Leens. Ich hab keine Waffen bei mir und ich will auch niemandem etwas tun. Das ist die Wahrheit.“ „Sei still!“ Beyond packte ihn erneut und legte seine Hände um den Hals des Menschen, den er so sehr hasste und fürchtete, als wolle er ihn erwürgen. Blanker Hass loderte in seinen Augen und er drückte zu. „Ich werde dir niemals vergeben, was du mir angetan hast. Das zahl ich dir alles hier und jetzt zurück!“ Als L das hörte, wollte er Beyond von ihm herunterzerren, da sah er etwas Merkwürdiges, das ihn stutzig machte. Und auch der BB-Mörder war mehr als verwirrt und vergaß für einen Augenblick seine Wut, als er die Angst in diesen eisblauen Augen sah. Und das war etwas, das eigentlich vollkommen unmöglich war. Sam Leens, der emotionslose und namenlose Schrecken von Amerika hatte Angst? Zuerst dachte er, er hätte sich vielleicht geirrt, aber es war eindeutig Angst zu sehen. Und um der ganzen Verwirrung noch die Krone aufzusetzen, rief der am Boden Liegende „Nein bitte, es tut mir Leid! Ich wollte doch nichts Böses.“ Nun beruhigte sich auch Beyond wieder ein Stück weit, als er sah, wie sein verhasster wie gefürchteter Todfeind ihn angsterfüllt ansah. Wohl wissend, dass er hier vielleicht wirklich sterben könnte. Ein wenig ließ er von ihm ab, schüttelte verwirrt den Kopf und verstand die Welt nicht mehr. Was war nur mit Sam passiert? Es war doch eindeutig er, das sah man allein schon an diesen eisblauen Augen, die unverkennbar waren. Er sah genauso aus wie Sam Leens, aber dennoch verhielt er sich überhaupt nicht wie er. Und das war unbegreiflich. „Wieso?“ fragte Beyond und schüttelte wieder den Kopf. „Wieso siehst du mich so an, als hättest du Angst? Erklär mir das.“ „Na weil…“, doch der Killer mit den eisblauen Augen schien mit der Antwort zu hadern oder er schaffte es nicht, die richtigen Worte zu finden. Aber dann platzten förmlich die Worte „Na weil ich eben Angst habe!“ aus ihm heraus. „Bitte… lasst mich wenigstens alles erklären, bevor ihr mich umbringt. Ich will niemandem etwas tun und ich habe auch nicht vor, euch zu töten. Alles was ich will ist, meinen Bruder L kennen zu lernen.“ Der Detektiv beobachtete ihn genau und blieb recht neutral im Gegensatz zu Beyond. Die Bewegungen, dieser Ausdruck in den Augen, die Stimme und die Art zu sprechen. Das war einfach nicht Sam Leens. Das da war ein vollkommen anderer Mensch. Aber wie konnte das sein? Es war das Beste, wenn dies näher untersucht wurde und dass auch dafür gesorgt wurde, dass Beyond nicht vollkommen Amok lief. Also ordnete L an, dass der vermeintliche Sam Leens in den Keller gesperrt werden sollte. Ihm wurden Handschellen angelegt und der ganze Raum wurde mit Kameras überwacht. Natürlich wurde er vorher untersucht, aber außer einem Handy, wo drei anonyme Nummern eingespeichert waren, trug er nichts bei sich. Er war vollkommen unbewaffnet hergekommen und das entsprach auch nicht wirklich Sam Leens’ Art. Andrew, der nicht eine Sekunde länger in dem Haus bleiben wollte, fuhr mit Oliver nach Hause. Für ihn war es wahrscheinlich besser so, ansonsten hätte er nicht eine ruhige Minute gehabt. Zugegeben, L hätte die ganze Sache etwas anders angefangen, aber da Beyond am liebsten ein Blutbad angerichtet hätte um sich an Sam zu rächen, war ihm quasi keine andere Wahl geblieben. Während Beyond erst mal etwas von seinen Beruhigungsmitteln einnahm um wieder runterzukommen, wies der Detektiv Watari an, die Monitore im Auge zu behalten, während er sich mit seinem „Gefangenen“ unterhalten wollte. Dieser saß seelenruhig auf dem Bett und wirkte nicht sonderlich danach, als würde diese Maßnahme ihn sonderlich schocken. Er schien es eher gelassen hinzunehmen, aber es konnte auch ganz anders sein, da dieses Gesicht vollkommen unbewegt und ausdruckslos blieb. Als L in den Keller ging, hatte es der Gefesselte schon längst geschafft, seine Handschellen zu öffnen und anstatt einen Fluchtversuch zu unternehmen, hockte er einfach auf dem Bett und wartete geduldig. Als L hereinkam, machte er immer noch keine Anstalten zu fliehen oder ihn anzugreifen. Er wartete einfach, bis sich auch L gesetzt hatte, dann sagte er „Danke.“ „Wofür bedankst du dich?“ „Dafür, dass du nicht zugelassen hast, dass Beyond mich noch erwürgt. Ich wollte wirklich nicht für so viel Aufregung sorgen. Das tut mir aufrichtig Leid.“ L beobachtete ihn genau und war erstaunt, wie sehr sich Sam Leens verändert hatte. Er war nicht nur redseliger geworden, er hatte auch eine ganz andere Haltung. Irgendwie wirkt dieser Kerl wie eine Mischung aus Sam Leens und… ich. So verrückt das auch klang, aber das sah doch selbst ein Blinder. „Du sagst, du heißt Jeremiel Lawliet und du bist mein Bruder.“ „Ja, ich bin dein älterer Zwillingsbruder.“ „Und du kennst keinen Sam Leens?“ „Nun, ich weiß, dass ich mal er war oder dass er zumindest in diesem Körper gelebt hat. Das Ganze ist etwas kompliziert und schwer zu glauben. Sam ist erschossen worden und danach wachte ich gänzlich ohne Erinnerungen in diesem Körper auf. Alles was ich wusste war, dass du mein Bruder bist und wie mein Name lautet.“ „Du erinnerst dich an nichts?“ Der Blondhaarige schüttelte den Kopf und knöpfte sein Hemd auf, dann zeigte er L eine noch nicht vollständig verheilte Wunde auf seiner Brust, die von einer Kugel stammte. Zwar war der Detektiv kein Mediziner, aber dieser Schuss hätte definitiv tödlich sein müssen. „Eva hat mich wiederbelebt und mich bei ihrem Bruder gelassen. Er hat sich um mich gekümmert und mir geholfen, dich zu finden. Entschuldige, dass ich einfach so unangemeldet vor der Tür stand. Mir ist erst eingefallen, dass ich mich vielleicht hätte telefonisch ankündigen sollen, als ich schon die Türklingel betätigt hatte.“ Nun, ich glaube, das hätte auch nichts geändert, dachte sich L und begann wieder auf seiner Daumenkuppe herumzukauen. Also hat Eva ihn wiederbelebt und ihn dann quasi zu mir geschickt, damit wir uns näher kennen lernen? Nun, streng genommen ist er ja tatsächlich ein wiedergeborener Teil ihrer Familie. Und… er ist mein Zwillingsbruder. „Gibt es sonst irgendetwas, woran du dich vielleicht erinnerst?“ „Leider nein. Ich weiß nur von Eva, dass ich ein fehlgeschlagenes Experiment von Dr. Joseph Brown war und dass meine… unsere Eltern auch von ihm getötet worden sind. Evas Bruder brachte mich schließlich ins Waisenhaus, um mich zu retten, da ich als missglücktes Experiment eigentlich getötet werden sollte. Und Sam Leens hat furchtbare Verbrechen begangen, das weiß ich auch. Und ehrlich gesagt hat mir das auch ziemlich zu schaffen gemacht. Ich dachte, ich wäre ein Mörder, der besser dran wäre, wenn er tot geblieben wäre. Und zu erfahren, dass ich nichts Weiteres als ein Laborprodukt bin, war auch sehr hart für mich. Deshalb kann ich auch verstehen, wenn ihr mich hasst und mir nicht vertraut. Aber dennoch wollte ich dich unbedingt kennen lernen.“ Wenn das alles wirklich nur Fassade sein sollte so wie Beyond behauptet, dann spielt er seine Rolle verdammt gut. Eigentlich schon zu gut. Das ist eindeutig nicht Sam Leens, aber wer ist dieser Mensch vor mir wirklich? Ist es etwa der wahre Jeremiel und damit mein richtiger Zwillingsbruder, so wie er unter normalen Umständen geboren worden wäre? „Wieso wolltest du mich kennen lernen?“ „Nun, zuerst hatte ich gehofft, du könntest mir sagen, wer ich bin. Aber… dann dachte ich, dass ich dich kennen lernen könnte, weil ich so vielleicht etwas mehr über das Zusammenleben mit Menschen erfahren kann. Ich verstehe leider nicht viel davon und es fällt mir auch sehr schwer, Gefühle richtig zu erkennen.“ Als L das hörte, runzelte er die Stirn. Sam… nein, Jeremiel konnte mit Gefühlen nicht viel anfangen? Das klang doch eher nach Sam Leens. Was hat das bloß zu beuten und wieso kann er sich an rein gar nichts erinnern, nicht einmal an seine Begegnung mit Beyond in Evas Welt? Das ist doch merkwürdig. L begann nachzudenken und auch Jeremiel war anzusehen, dass diese Situation nicht einfach für ihn war. Nachdenklich legte er sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, während er weiterhin in dieser hockenden Position blieb. Offenbar war das wohl seine angewohnte Haltung. „Wieso sitzt du eigentlich so?“ „Na weil ich mich so besser konzentrieren kann. Du etwa nicht?“ Er ist tatsächlich wie eine Mischung aus Sam und meiner Wenigkeit. Wieso nur ist das so? L musste sich an Fredericas Märchen erinnern. Eva hatte ihr Herz mit der Leere geteilt, um ihr Gefühle zu geben. Ich bin ihre menschliche Wiedergeburt und das heißt, dass Jeremiel deshalb eine Mischung aus mir und Sam Leens ist, weil er einen Teil von mir angenommen hat. Aber kann ich da wirklich so sicher sein? Und wie hat Eva es geschafft, ihn so zu verändern? Nun, es war vielleicht besser, wenn er einen Spezialisten bzw. eine Spezialistin hinzuzog. Hester war ja nicht nur Ärztin, sondern auch Psychologin. L erhob sich schließlich und sofort fragte Jeremiel „Was hast du jetzt eigentlich mit mir vor?“ „Ich werde eine Ärztin bitten, dich näher zu untersuchen. Versteh mich nicht falsch, aber ich kann kein Risiko eingehen. Du wirst fürs Erste im Keller bleiben. Dies geschieht unter anderem auch zu deiner eigenen Sicherheit. Du hast Beyond ja erlebt und ich kann nicht riskieren, dass die Situation zwischen euch beiden eskaliert.“ Jeremiel nickte und sagte einfach „Ich verstehe. Wenn du es für das Beste hältst, werde ich hier bleiben und deine Anweisungen befolgen. Aber… dürfte ich ein Telefonat führen?“ „Wozu?“ „Evas Bruder hat von mir verlangt, dass ich mich bei ihm melde. Und er kann etwas unangenehm werden, wenn ich ihn nicht anrufe.“ „Was heißt „unangenehm“ genau?“ „Er ist Evas böser Zwilling.“ Nun, das beantwortete L’s Frage. Er erlaubte Jeremiel einen Anruf, allerdings nur unter der Bedingung, dass der Hörer auf laut gestellt wurde. Also wählte Jeremiel die erste Nummer, doch da keiner ranging, wählte er die zweite. Es dauerte ein wenig, aber dann meldete sich eine gut gelaunte Stimme, die in L’s Ohren ein wenig tuntig klang und sofort rief der Angerufene „Hey Engelchen! Was gibt es denn, steckst du gerade in Schwierigkeiten?“ Jeremiel blickte kurz zu L herüber, dessen Blick ihn zu durchbohren schien und antwortete „Nein, es ist alles bestens. Könntest du Bescheid sagen, dass ich mich die nächsten Tage nicht melden kann? Ihr braucht euch auch keine Sorgen zu machen. Es ist alles bestens und ich werde wieder anrufen, wenn es möglich sein sollte.“ „Okay, dann sag ich Herzchen Bescheid, dass er sich mal keine Sorgen machen sollte und du mit deinem Telefonat noch etwas warten willst. Viel Glück noch mit deinem Bruder. Wir drücken dir alle die Daumen!“ Damit war das Telefonat beendet und Jeremiel gab L das Handy zurück. „Wer war das?“ „Ein Abkömmling von Evas Bruder. Er fungiert als rechte Hand und Berater und hat sich auch um mich gekümmert, als ich noch nicht ganz auf der Höhe war. Da ich schon mal Bescheid gesagt habe, dass ich die nächste Zeit nicht anrufen werde, wird er zumindest nicht in Betracht ziehen, persönlich herzukommen. Das könnte sonst eventuell für Komplikationen sorgen, die ich lieber vermeiden will.“ „Und wieso versuchst du nicht einmal abzuhauen?“ „Na weil ich dich näher kennen lernen will. Du bist mein Bruder und ich weiß selbst, dass ich in meinem alten Leben als Sam Leens unverzeihliche Dinge getan habe. Deshalb bin ich auch bereit, dafür grade zu stehen. Und ich will es nicht noch schlimmer machen, als es schon ist.“ L betrachtete ihn noch eine Weile nachdenklich und ließ sich das alles durch den Kopf gehen. Schon merkwürdig, dachte er sich. Er macht keinerlei Anstalten abzuhauen, obwohl er die Chance dazu hätte. Stattdessen bleibt er sogar freiwillig hier unten im Keller und sorgt sogar noch dafür, dass Evas Bruder keinen Ärger macht. Konnte es wirklich sein, dass er jetzt der Jeremiel war, der er eigentlich sein sollte? „Kannst du dich auch nicht daran erinnern, wie du Beyond in Evas Welt geholfen hast?“ Mit einem immer noch ausdruckslosen Gesicht schüttelte der Blondhaarige den Kopf und erklärte „Leider nein. Ich weiß zwar, was alles passiert ist, aber persönliche Erinnerungen habe ich keine.“ Soso, dann erinnerte er sich also wirklich an überhaupt nichts. Nun, es war besser, wenn er das Ganze näher untersuchen ließ. Er ließ Jeremiel daraufhin erst mal alleine und kehrte zurück. Beyond, dessen Beruhigungsmittel inzwischen schon Wirkung zeigten, fragte direkt nach, was das „Verhör“ denn ergeben habe. „Er erinnert sich an überhaupt nichts, nicht einmal an eure Begegnung in Evas Welt. Zudem weist er einige Verhaltensmuster auf, die noch an Sam erinnern, aber manche ähneln auch meinen. Er sagte, dass Eva ihn wiederbelebt habe und dass er bei ihr und ihrem Bruder gelebt hat.“ „Und Sam Leens?“ „Nun, Jeremiel weiß zwar, dass er mal Sam Leens war, aber er gibt an, dass er sich an nichts erinnern kann. Ich werde Hester bitten, ihn näher zu untersuchen. Entweder sagt er die Wahrheit, oder aber er ist ein guter Lügner. So oder so will ich wissen, was genau dahintersteckt. Hester soll ihn komplett durchchecken und auch sein Hirn unter die Lupe nehmen. Wenn er wirklich imstande ist, Angst vor dir zu haben, dann muss auch etwas an seinem Gehirn passiert sein. Auf jeden Fall ist es immer noch derselbe Körper, darin besteht keinerlei Zweifel. Ich habe auch die Schusswunde gesehen, die Sam getötet hat. Aber so wie es aussieht, hat Eva Jeremiel seinen Körper überlassen und dieser hat keine Erinnerungen.“ Beyond sagte nichts, sondern wandte den Blick ab und sein Gesicht ließ erahnen, dass er unzufrieden war. Gerade wollte er gehen, da legte L eine Hand auf seine Schulter. „Was ist los?“ „Das fragst du noch? Du glaubst diesem Monstrum doch wohl nicht im Ernst, oder? Ich meine, es ist verdammt noch mal Sam Leens!“ „Jetzt sei mal vernünftig, Beyond. Das ist nicht mehr Sam, sondern Jeremiel. Er verhält sich völlig anders und das dürfte doch selbst dir nicht entgangen sein. Du hast doch die Angst in seinen Augen gesehen.“ „Mag ja vielleicht sein, aber allein wenn ich ihn sehe kommt alles wieder hoch! Die Angst und die Erinnerungen an diese verdammten Horrorstunden mit ihm und Clear. Selbst wenn er seine Erinnerungen verloren haben sollte, so ist er immer noch Sam Leens. Und das werde ich dir beweisen damit du endlich kapierst, dass man ihm nicht trauen kann.“ Damit verschwand Beyond und L fragte sich, was der Kerl denn nun wieder vorhatte. Seine Frage wurde schnell beantwortet, als Beyond mit einer Pistole zurückkam. Als er das sah, weiteten sich seine Augen und sofort ergriff er den Arm des Serienmörders. „Das kann doch wohl jetzt nicht dein Ernst sein, oder? Willst du ihn etwa erschießen?“ „Keine Sorge, da sind nur rote Farbpatronen drin. Die hab ich von Oliver. Ich will ihn auf die Probe stellen. Sam ist ein Meisterschütze und wenn dieser Kerl da genauso gut schießen kann und mich sofort abzuknallen versucht, dann hast du den endgültigen Beweis. L, er ist ein Monster und wird auch immer eines bleiben. Du willst es nur einfach nicht wahrhaben, das ist alles.“ Damit wollte Beyond gehen, doch L spürte, wie sich die Wut in seinem Inneren aufstaute und er hätte ihm am allerliebsten so richtig den Kopf gewaschen. „Ich bin eben vorsichtig mit meinem Urteil, wann Menschen Monster sind und wann nicht. Dich haben sie doch auch immer ein Monster genannt, obwohl du nichts dafür konntest. Habe ich dich deswegen je verstoßen? Nein, ich habe dir eine Chance gegeben, weil ich wusste, dass du einen guten Kern in dir hast und nichts dafür kannst, dass du dieses andere Ich in dir hattest. Und ebenso wenig konnte Jeremiel je etwas dafür, dass er zu Sam Leens wurde. Mag sein, dass er grausame Verbrechen begangen hat und dass er dafür die Todesstrafe verdient, aber du vergisst dabei eines: er hat es sich genauso wenig ausgesucht wie du. Wenn Joseph Brown ihn nicht für Forschungszwecke benutzt hätte, dann hätte er diesen Hirnschaden nicht gehabt und hätte normal aufwachsen können. Genauso wie du normal hättest leben können, wenn du die Shinigami-Augen und diese dunkle Seite in dir drin nicht hättest.“ „Willst du ihn jetzt etwa in Schutz nehmen?“ „Nein, aber ich berücksichtige nun mal auch die Möglichkeit, dass der Mann, den wir im Keller eingesperrt haben, wahrscheinlich gar nicht Sam Leens ist, sondern eine ganz andere Person. Und in dem Fall dürfen wir ihn nicht für Sams Taten verurteilen.“ „Wieso willst du ihm denn eine Chance geben?“ „Weil er mein Bruder ist!“ Nun war auch L laut geworden und so etwas war ihm bis dato fast nie passiert. Er hatte immer seinen ruhigen Ton bewahren können, aber diese Auseinandersetzung mit Beyond war endgültig zu viel gewesen. Und es war nun mal Tatsache, dass ihm das alles schon zu schaffen machte. Natürlich hasste er Sam Leens für das, was er Beyond und Andrew angetan hatte, aber er konnte doch nicht Jeremiel für das verurteilen, was er nicht begangen hatte. Streng genommen war das ja nicht seine Schuld, dass er so gewesen war. Beyond sah ihn mit einem schwer definierbaren Blick an. Es zeigte Enttäuschung, Wut und Fassungslosigkeit. „Ich kann das echt nicht glauben. Wir beide sind seit Monaten zusammen und haben schon so viel gemeinsam durchgestanden. Und jetzt auf einmal ziehst du dieses Monster mir vor und ignorierst einfach, was er mir angetan hat? Weißt du was, L? DU KANNST MICH MAL!“ Und damit stieß Beyond ihn von sich, woraufhin L stürzte und zu Boden fiel. Der Serienmörder würdigte ihn nicht eines Blickes und ging davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)