Ein kleiner Sommertraum von NuitNoire ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein leichter Windhauch streichelte über meine Wangen und ließ mich sanft aus meinem Schlaf erwachen. Langsam setzte ich mich auf und ließ meinen Blick die Wiese entlang schweifen, auf welche ich mich immer zurückzog, wenn ich mich nach ein wenig Ruhe sehnte. Doch irgendetwas schien anders als sonst, als hätten sich die Wiese und ihre Umgebung verändert. Ob es wohl an der aufkommenden Dämmerung lag die meine Sinne zu trüben begann? Ich kniff ein wenig die Augen zusammen in der Hoffnung mein Blick würde sich ein wenig klären. Doch mein Herz machte einen unruhigen Satz, als ich zu der Stelle der Lichtung blickte an welcher normalerweise schon das Haus, in welchem ich mit meinen Eltern und Geschwistern lebte, schemenhaft in Sicht war und wo nun ein großer, dunkler Turm in den Himmel hinausragte. Irritiert rieb ich meine Augen, doch der Turm blieb weiterhin an Ort und Stelle. Plötzlich hörte ich ein Rascheln in dem Gebüsch hinter mir und mein Herz begann auf Grund der aufkommenden Panik zu rasen. Was ging hier nur vor sich?! Schnell sprang ich auf, bereit wegzulaufen vor dem was kam. „Gott sei Dank, ich hab Euch gefunden!“ Mit diesen Worten stolperte ein junger Mann aus dem Gebüsch. Erschrocken stellte ich fest, dass seine Kleidung eher der glich, die ich normalerweise nur aus Filmen wie „Der Herr der Ringe“ oder dergleichen kannte. Auch war er sehr hochgewachsen, fast schon schlaksig. Sein Gesicht war sehr kantig und umrahmt von braunen, schulterlangen Haaren. Seine Augen waren mandelförmig und von so einem kalten blau, wie ich es noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Und seine Ohren?! Sie waren spitz… wirklich spitz… wie bei Legolas aus „Der Herr der Ringe“! Ich musste wirklich träumen! „Mylady Melody“, sprach der junge Mann mich wieder an und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Ihr werdet erwartet! Euer Vater ist nicht erfreut darüber, dass ihr Euch lieber hier herumtreibt anstatt Euch für den Ball zurecht zu machen. Schließlich sollt Ihr Euch heute einen Ehemann erwählen.“ „Bitte was?!“ Entgeistert blickte ich zu dem jungen Mann, dessen Namen ich noch nicht einmal kannte. „Wovon zur Hölle sprichst du da?! Und wieso nennst du mich Mylady? Bist du irgend so ein Irrer, der junge Mädchen und Frauen entführt?!“ Ich wich einige Schritte zurück und ließ den komischen Kerl nicht aus den Augen, wusste ich ja nicht, was dieser als nächstes vor hatte. Nun war es an ihm entgeistert und erschrocken dreinzublicken. „Aber Mylady, ich würde Euch doch nie etwas tun. Erkennt Ihr mich denn nicht? Ich bin es, euer treuer Freund seit Kindheitstagen und nun Euer untertänigster Diener, Feron. Kann es sein dass Ihr Euch heute nicht sonderlich wohl fühlt?“ Der Mann der sich Feron nannte und der behauptete ein Freund von mir zu sein kam langsam, ja fast behutsam auf mich zu. „Ich würde Euch wirklich niemals ein Haar krümmen.“ Langsam streckte er eine Hand nach mir aus. Mein Verstand schrie in mir, schrie mich an, ich solle schleunigst meine Beine in die Hand nehmen und verschwinden. Wer wusste schon was dieser Typ vor hatte? Er schien wirklich nicht ganz bei Verstand zu sein! Doch als ich in diese eisblauen Augen blickte, die voller Ehrlichkeit, Vertrauen und Güte strahlten, spürte ich wie mein Herz einen erneuten Hüpfer tat, allerdings nicht aus Angst sondern aus Zuneigung. Ich hatte auf einmal das Gefühl als würde ich Feron tatsächlich schon mein ganzes Leben lang kennen. Doch wie konnte das sein? Ich hatte ihn doch niemals zuvor gesehen. Oder etwa doch? Ich spürte wie meine Schläfe auf ein einmal anfing zu Pochen vor lauter Anstrengung das alles hier zu begreifen. Feron indessen verharrte immer noch mit ausgestreckter Hand und ohne groß zu überlegen ergriff ich diese. Weich und warm fühlte sie sich an, seine Hand, als sie die meine umschloss und ein vertrautes Prickeln ging durch meinen Körper. Erleichtert entfuhr dem jungen Mann ein Seufzer und er setzte sich gleich mit mir in Bewegung in Richtung des dunklen Turms. „Jetzt müssen wir uns aber wirklich beeilen! Ihr müsst Euch schließlich für den heutigen Abend besonders schön zurecht machen.“, meinte Feron mit einem Lächeln auf den Lippen. Als er meinen immer noch etwas irritierten Blick sah, den er wohl als Fauxpas seiner Wortwahl deutete, fügte er hastig und mit leicht erröteten Wangen hinzu: „Natürlich ist Eure Schönheit schon so vollkommen, dass Ihr das eigentlich gar nicht nötig hättet!“ Auch wenn die Situation mir immer noch zu schaffen machte schaffte er es tatsächlich mir ein kleines Lächeln auf die Lippen zu locken. Schnell waren wir an dem Turm angekommen, den ich ja schon von fern erspäht hatte. Doch wie sich herausstellte war dieser Turm nur ein kleiner Teil von einem riesen, gewaltigen Schloss. Das mulmige Gefühl der Angst, welches mich schon zuvor in seinen Bann gezogen, hatte kehrte wieder zurück. Wie konnte das hier alles real sein? Ich konnte es einfach nicht begreifen. Feron führte mich durch einen großen Schlossbogen, der in eine Art Innenhof führte. Dort waren schon einige ebenfalls sehr seltsam gekleidete Leute dabei, eifrig ihrer Arbeit nachzugehen. Einige von Ihnen begrüßten mich murmelnd und knicksten oder verbeugten sich höflich in meine Richtung. Wer auch immer ich hier sein sollte, ich musste wohl in irgendeiner Art und Weise wichtig sein. Vom Innenhof aus führte eine riesige Tür in eine Halle aus Marmor. Die Decke war in einer schwindelerregenden Höhe und wurde von verschlungenen Säulen gestützt, welche zum Teil mit Blumengirlanden umrankt waren. Hier und da stand eine Skulptur, die wie ich feststellte zum Großteil irgendwelche Krieger darstellten. Vor uns erstreckte sich eine große, breite Treppe, welche schätzungsweise in die oberen Räume führte. Das Geländer der Treppe war ebenfalls aus Marmor und so verschlungen gestaltet wie die Säulen. Ohne groß zu verweilen führte mich Feron weiter in die oberen Gemächer, von dem eines mir zu gehören schien. Zögerlich trat ich ein und wurde schon von einer älteren, etwas stämmigeren Dame mit ergrauten Haaren und ebenfalls spitzen Ohren erwartet. „Oh Mylady wir müssen uns beeilen! Wie ich sehe hat sich Euer Haar gelöst und so könnt Ihr Eurem Vater auf keinen Fall unter die Augen treten. Und Euren potentiellen Verehrern ebenfalls nicht. Aber lasst mich nur machen.“ Lächelnd kam sie auf mich zu, nahm mich sanft am Arm und zog mich zu einem Stuhl, welcher vor einem riesigen Spiegel stand. „Und du mein Junge hol ihre Kleidung!“, wies sie Feron mit einem energischen Kopfnicken an. Dieser nickte nur, drehte sich eilig um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Dann wandte sich die Dame wieder mir zu und machte sich sogleich an meinen Haaren zu schaffen. Ich vermied es in den Spiegel zu schauen, wusste ich doch nicht was sich mir für ein Anblick bieten würde, denn schließlich schien hier alles anders zu sein. „So ich bin fertig!“, verkündete die ältere Dame nach wenigen Minuten. „Wollt Ihr Euch nicht ansehen, Mylady?“ Ich schloss kurz die Augen, atmete einmal tief durch und drehte mich dann soweit, dass ich in Richtung des Spiegels saß. Kurz zögerte ich noch und öffnete dann nach einem erneuten tiefen Atemzug vorsichtig die Augen. Was ich dort im Spiegel sah konnte ich kaum fassen. Ich sah noch aus wie ich, aber irgendwie auch nicht. Meine so schon helle Haut sah wenn möglich fast noch heller aus, fast elfenhaft, meine puppenhaften Gesichtszüge wirkten fast makellos. Meine Augen die normalerweise einem ganz gewöhnlichen blau glichen wirkten wie das Meer selbst und meine Haare… sie waren nicht mehr das stumpfe blond von heute Morgen, nein, sie sahen aus wie flüssiges Gold in einer kunstvoll gesteckten Frisur. Und oh mein Gott! Meine Ohren sie waren… sie waren spitz!!! Ich versuchte erneut tief durchzuatmen, hatte ich doch das Gefühl ich würde jeden Moment wahnsinnig werden. Dann blieb mein Blick an dem hängen, was ich als Kleidung an meinem schlanken Körper trug, nämlich ein Kleid. Aber ich hatte doch eine Jeans angezogen…?! Meine Gedanken begannen wieder zu rasen, mein Puls beschleunigte sich und ich hatte das Gefühl als schnürte sich mir die Kehle zu. „Mylady, so beruhigt Euch doch. Ist die Frisur nicht zu Euer Zufriedenheit?“, fragte die ältere Dame besorgt. Sie hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt und drückte diese beruhigend. Doch ehe ich antworten konnte, spürte ich wie mir schwindelig wurde. Es wurde mir schwarz vor Augen und es fühlte sich an als würde ich ins nichts fallen. Als ich erneut meine Augen aufschlug und mich ruckartig aufsetzte, fand ich mich auf der Wiese wieder. Der Himmel hatte sich verdunkelt und die ersten Regentropfen trafen sanft auf meine Wange. Als ich mich umblickte konnte ich den Schemen unseres Hauses an der Lichtung ausmachen und eine Gestalt, die sich langsam in meine Richtung bewegte. „Melody? Kommst du bitte?! Es fängt an zu regnen und außerdem ist das Essen gleich fertig“, hörte ich die Stimme meiner Mutter in meine Richtung rufen. Schnell sprang ich auf die Beine und stellte fest, dass ich wieder meine Turnschuhe und meine Jeans trug. Ich schüttelte nur den Kopf und musste anfangen zu lachen. Meine Fantasie hatte mir einen Streich gespielt! Das alles war nur ein Traum gewesen! Ich rannte schnellen Schrittes zum Haus zurück, meine Mutter war schon wieder rein gegangen. Als ich eintrat war diese schon wieder in der Küche und ich sprang schnell die Stufen zu meinem Zimmer hoch, wollte ich doch einen Blick in den Spiegel riskieren um auch wirklich sicher zu sein, dass das alles nur ein Traum gewesen war. Doch was sollte es denn sonst sein? Nur weil es sich so real angefühlt hatte musste das noch lange nichts heißen. In meinem Zimmer angekommen ging ich gleich zu dem Spiegel, der über meiner Kommode hing und erstarrte. Ich sah fast genauso aus wie in meinem Traum, außer dass meine Haare mir in sanften Wellen über die Schultern flossen und nicht hochgesteckt waren. Zögerlich hob ich meine Hand und schob die Strähnen an meinen Ohren zur Seite. Doch die spitzen Ohren waren verschwunden. Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr mir. Allerdings wieso schienen meine Haare immer noch wie flüssiges Gold zu sein? Oder lag das an der neuen Haarkur die ich heute Morgen verwendet hatte… das musste es sein! Wieso war ich da nur nicht eher drauf gekommen?! Seufzend und kopfschüttelnd ließ ich mich auf mein Bett sinken. Ich hatte eine wirklich sehr lebhafte Fantasie. „Das alles war nur ein Traum… ein kleiner Sommertraum eben“, murmelte ich und musste über mich selbst schmunzeln. Langsam schloss ich wieder die Augen, ignorierte das Rufen meiner Mutter, dass das Essen fertig war, und gab mich einfach meinen Träumen hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)