A Winters Tale von rea_seraph ================================================================================ Kapitel 5: Es warst eben doch immer du. --------------------------------------- Rakan war außer sich vor Wut. So überaus wütend... auf sich selbst. Warum hatte er Narjan nicht gewarnt? Gut, er hatte nicht ahnen können wozu es seinen Neffen treiben würde, dass sein Seelenpartner ihn zeitweise verließ. Irgendwie hatte er im Innersten gehofft, dass Narjan über die Distanz hinweg bemerken würde, dass ein Mensch nicht die passende Wahl ist. Dass Ihre Lebensspannen, Ihre Wesen sich zu sehr unterschieden als, dass sie jemals miteinander glücklich werden könnten. Aber was hatte er sich da nur angemaßt?! Es war ganz allein die Entscheidung seines Neffen an wen er Herz und Seele verlor. Und vielleicht reichten einige glückliche Jahre Narjan über all die Jahre hinweg, die sein Partner ihn früher verlassen würde. Es war schlicht und einfach egal. Er musste etwas unternehmen bevor sein Neffe nicht mehr zu retten war. Denn ein Körper, auch der eines Kitsune (Fuchsdämonen) konnte nur bedingte Zeit ohne seine Seele fortbestehen. ~~*~~ Die Eltern von Charles waren überraschend leicht zu überzeugen. Nicht zuletzt, weil sie heute morgen einen alarmierenden Anruf von Charlies Onkel Claude erhalten hatten. Charlie war momentan beim Arzt und ließ seinen Finger untersuchen. Unter diesen Umständen würde er den wichtigen Einstufungstest nicht absolvieren können. Zum Goldschmied brauchte man nun mal zu allererst seine Hände. Und wenn ein Finger blau angelaufen war und schmerzte, waren das keine guten Voraussetzungen. Der Arzt hatte ihn nun erst einmal zwei Wochen krank geschrieben. Marie van Strauss rief nach Rakans Erklärungen - und dieser hatte sie wirklich vollkommen ins Bild gesetzt auf sämtliche Konsequenzen pfeifend - sofort in Paris an und bat Charlie doch nach Hause zu kommen, damit sein Finger in Ruhe genesen konnte. Sie wusste es wäre nicht klug Charlie am Telefon zu erzählen, was mit Narjan geschehen war, deshalb versuchte sie ihre Stimme so ruhig wie möglich zu halten. Charlie war schnell überredet. "Ja, Mam. Ich glaube auch, dass es ganz gut ist, wenn ich mich zu Hause auskuriere. Narjan wird sich sicher freuen, dass ich zu seinem Geburtstag jetzt doch kommen kann und den Test kann ich nächsten Monat nachholen. Hab schon alles geregelt." "Wunderbar, mein Schatz. Dann komm Heim. Ich habe dir den Flieger in 2 Stunden vom Flughafen Charles-de-Gaulle aus gebucht. Bis heute Abend." "Alles klar, Mam. Dankeschön. Ich hab Dich lieb." Marie lächelte "Ich Dich auch." Und das meinte sie auch. Wen kümmerte es, ob Ihr Sohn Seelenpartner eines Kitsune war? Dieser Fuchsdämon war der liebste Junge, den sie sich vorstellen konnte und wollte immer nur das Beste für Charlie. Was konnte sich eine Mutter mehr wünschen, als dass Ihr Sohn von seinem Partner / seiner Parterin geliebt wurde?! Sie blickte mit warmen Augen zu Ihrem Mann und sah den liebenden Blick erwidert. Es war schön zu wissen, dass ihr Sohn nicht allein sein würde, wenn sie und Peter einmal nicht mehr waren. ~~*~~ Völlig außer Atem stürmte Charlie seinen Eltern, Rakan und dessen Frau voran in Richtung See. Er konnte nicht fassen, was ihm seine Mutter wenige Mintuten zuvor möglichst einfühlsam erklärt hatte. Narjans Seele hatte vor lauter Kummer über seine Abwesenheit seinen Körper verlassen. Er würde sterben, wenn Charlie ihn nicht irgendwie zurück holte. Das war alles wirklich schrecklich gelaufen. Er machte sich solche Vorwürfe! Dabei wollte er doch nur, dass Narjan stolz auf ihn war. Und dass sie später etwas zusammen hatten. Ein kleiner Schmuckladen mit selbst Geschmiedetem neben Narjans Tempel war Charlies Traum seit er ein kleiner Junge war. Er wusste schon damals, dass sie für immer zusammen bleiben würden. Und er hatte sich selbst gut zugeredet diese paar Jahre Ausbildung locker zu überstehen, weil er ja wusste warum er die Distanz und die Mühen auf sich nahm. Eine gemeinsame Zukunft. Natürlich hatte er für Narjan Paris ein bisschen bunter und aufregender beschrieben, aber größtenteils hatte er damit auch sich selbst zu überzeugen versucht, dass es gar nicht so schlimm war von Narjan getrennt zu sein. Es war ja nicht auf Dauer. Endlich. Noch nie war ihm der Weg zum See so lange vorgekommen. Keuchend warf er sich neben Narjans Körper zu Boden. Sanft strich er ihm einige Haarsträhnen aus dem viel zu kalten Gesicht. Mit beiden Händen griff er nach den Händen des Fuchsdamöns, dem sein Herz gehörte. "Bitte, Narjan. Verlass mich nicht! Ich brauche Dich so sehr!" Schluchzend brach es aus Charlie hervor, während er sich zu einem sanften Kuss herabbeugte. Seine warmen Lippen trafen auf den viel zu kalten Mund. Die leicht bläuliche Färbung zog seinen Blick magisch zu Narjans rechtem kleinen Finger. Als Charlie seinen linken kleinen Finger bei Narjans rechtem kleinen Finger einhakelte, spürte er wie ein Ruck durch den Körper des Fuchsdämons ging. Narjans Kopf wandte sich in Richtung See und gleich darauf hatte wieder alles Leben den Körper verlassen. Verdutzt blickte auch Charlie zum See. Er ging näher heran und sah unter der Eisdecke die durchsichtige Gestalt Narjans schwimmen. Völlig verwirrt flog sein Kopf hin und her zwischen Körper und Seele. Etwas erzählt zu bekommen war einfach doch anders als es live zu erleben. Das war mit Abstand das gruseligste was er bisher je gesehen hatte... Aber jetzt musste er sich zusammen reißen! Beherzt rutschte Charlie auf Knien näher und schlug mit der flachen Hand auf die Eisfläche! "NARJAAAAN! Oh mein Gott! Bitte! Geh in deinen Körper zurück! Bitte verlass mich nicht! ICH LIEBE DICH DOCH!" Sekunden zogen zäh dahin und Charlie kam es wie eine Ewigkeit vor... Plötzlich riss die geisterhafte Gestalt unter der Eisschicht die Augen auf und starrte Charlie ins Gesicht. Verwunderung, Glückseligkeit und ein zauberhaftes Lächeln zogen in Sekundenbruchteilen über Narjans geisterhaftes Gesicht. Im nächsten Moment spürte dieser, wie er aus dem eisigen See herausgezogen wurde. Es fühlte sich an wie ein samtenes Band, das ihn am Finger umschloss und in seinen Körper zurück zog. Charlie stolperte vom Seeufer fort, wieder hin zu Narjans Körper. Rakan, seine Frau Sinka und Charlies Eltern sahen das schwache Leuchten, das Narjans Körper umgab und staunten als der Fuchsdämon endlich flatternd die Augen öffnete. "Charlie." War das einzige Wort, das Narjan hervorbrachte und das Echo war enorm. Allen rannten die Tränen aus vollen Augen über die Wangen und Charlie war sprachlos vor Glück. Er hatte es geschafft. Er hatte Narjan retten können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)