Shark Idiots von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 2: Bei der Unschuld meiner Tochter! ------------------------------------------- „Wie siehst du denn aus? Du bist total nass!“, schimpfte Rin erst einmal und zog den Größeren ins Haus. „Hast du keinen Regenschirm?“ „Vergessen“, murmelte Sousuke daraufhin und zog sich ein bisschen unbeholfen die Schuhe aus, die Kapuze jedoch nicht. Das übernahm Rin dann für ihn, der sie ihm aus dem Gesicht zog. „Was ist los?“, wollte er wissen, da er sah, dass etwas nicht in Ordnung war. Warum sonst sollte Sousuke unangekündigt am späten Abend total durchnässt bei ihm klingeln? Davon, was gerade bei diesem Zuhause abgelaufen war, ahnte er nichts. „Nichts…“, erwiderte der Brünette gedrückt. Ehe Rin noch weiter nachhaken konnte, kam dessen Mutter aus der Küche in den Flur, um nachzusehen, wer sie um diese Zeit besuchte. Die zierliche, rothaarige Frau schaute den großen jungen Mann einige Sekunden an und lächelte dann breit, wobei gewisse Ähnlichkeit zu ihrem Sohn erkennbar war. „Sousuke-chan, schön dich wieder zu sehen“, begrüßte sie ihn, ging auf ihn zu und wuschelte ihm durchs Haar, wie sie es früher auch getan hatte. Dazu musste sie sich inzwischen allerdings auf die Zehenspitzen stellen, da sie nur ein wenig größer als Gou war. „Aber du bist ja ganz durchnässt!“, stellte sie schockiert fest. „Rin, lass ihm ein Bad ein!“, wies sie ihren Sohn an und zog Sousuke dann in die Küche, um ihm dort einen warmen Tee anzubieten. Rin ging nach oben und tat, was seine Mutter gesagt hatte. Ihn beschäftigte jedoch der Grund für Sousukes Auftauchen. Was war passiert, dass dieser in so einer Verfassung bei ihm ankam? Währenddessen saß besagter Ex-Schwimmer in der Küche der Matsuokas und wurde von den beiden Frauen umsorgt. Ihm war noch nie so klar gewesen, dass bei ihm zu Hause etwas nicht stimmte, wie in diesem Moment. Auch wenn es nicht seine Mutter und Schwester waren, die sich um ihn kümmerten, es fühlte sich viel mehr nach Familie an, als Zuhause. „Was ist denn los? Ist was passiert?“, wollte Gou gerade mit einem interessierten, aber auch besorgtem Blick wissen. Doch ihre Mutter ermahnte sie: „Lass ihn. Er braucht jetzt erstmal ein warmes Bad und ein wenig Ruhe.“ Sie sah den jungen Mann nachdenklich an, der wiederum den letzten Schluck in der Tasse begutachtete. Er fühlte sich, als würde er in diesem Rest Flüssigkeit ertrinken können, wenn- In diesem Moment kam Rin die Treppe herunter und lugte in die Küche. „Wasser ist eingelassen“, teilte er den Anwesenden und vor allem Sousuke mit, der aus seinen Gedanken gerissen worden war und den letzten Schluck trank, ehe er sich erhob und nickte. Sie gingen zusammen hoch und Rin wirkte so, als würde er etwas sagen wollen, tat es aber nicht. Stattdessen meinte er dann am Bad angekommen: „Du kommst zurecht?“ „Klar, ich kenn mich ja hier aus“, meinte Sousuke und rang sich ein Lächeln ab, ehe er die Tür schloss und Rin auf der anderen Seite zurückließ. Als die Tür geschlossen war, wich das Lächeln einem ernsten Gesichtsausdruck. Einen, den man macht, wenn man nicht weinen will, es aber eigentlich sollte. Doch der Brünette schluckte seine Tränen herunter und zog sich stattdessen die nassen Klamotten aus und stieg in die Badewanne. Das warme Wasser tat gut auf seiner kalten Haut. Rin fuhr sich durchs Haar und ging dann erstmal nach unten, wo er auch schon von seiner Mutter in die Küche gezogen wurde. „Weißt du, was mit Sou-chan los ist? Er war ja noch nie der Gesprächigste, aber jetzt redet er ja gar nicht mehr“, überfiel sie ihn sofort mit Fragen. „Er hat mir auch nichts gesagt…vielleicht ist wieder was mit seiner Schulter“, mutmaßte Rin. „Aber deswegen würde er doch nicht mitten in der Nacht zu uns kommen!“, warf Gou ein, die sich auch um den Kindheitsfreund ihres Bruders sorgte. „Der arme Junge…weißt du, wie es mit seiner Familie steht, oder ob er eine Freundin hat?“, kamen die mütterlichen Gedanken von Mrs. Matsuoka. „Also eine Freundin hat er nicht und von seinen Eltern hab ich lange nichts mehr gehört“, erwiderte Rin ihr. Sousuke wäre nie auf die Idee gekommen, sich eine Freundin ‚anzuschaffen‘. Schon alleine aus dem Grund nicht, dass er mit Menschen nicht klarkam und weil er nicht wie sein Vater sein wollte. Sein Vater war ein gutaussehender Mann, an die 1,90 m groß und schon immer beliebt beim anderen Geschlecht gewesen. Da Sousuke nicht wie sein Vater sein wollte, kam es laut seiner Logik nicht in Frage, dass er sich mit Frauen abgab. Andererseits hatte er sich auch noch nicht so wirklich Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, einen Freund zu haben. Er wusste, wie das alles so funktionierte, aber weitergedacht hatte er noch nicht. Sowieso hatte er gerade andere Probleme, wie zum Beispiel, wie er Rin das mit seiner Schulter beibringen sollte – da er ihn ja nicht wieder anlügen wollte – und wo er demnächst wohnen sollte und welchem Beruf er nachgehen oder was er studieren würde. Für diese Nacht wollte er fragen, ob er bei Rin schlafen dürfte, so wie es früher schon oft vorgekommen war, wenn er nicht nach Hause gewollt hatte. „Dann ist vielleicht was mit seinen Eltern. Mit denen gab es ja schon immer Probleme“, meinte Mrs. Matsuoka und seufzte. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie Sousuke als Kind nicht nach Hause gewollt hatte und dass seine Eltern ihn nie abgeholt, oder sich sonst um ihren Sohn gekümmert hätten. Sie hatte die beiden auch nicht oft gesehen und wenn, dann waren die Gespräche bei einer Begrüßung oder einer Verabschiedung geblieben. „Frag ihn mal, wenn er im Bad fertig ist“, wies sie ihren Sohn an und Gou nickte eifrig. „Hatte ich sowieso vor.“ Inzwischen hatte sich der Körper des Brünetten aufgewärmt und er war aus der Wanne gestiegen. Rin hatte ihm Handtücher hingelegt, mit denen er sich nun abtrocknete, sich eins um die Schultern legte und dann Shorts, Socken und ein T-Shirt anzog, da er glücklicherweise wenigstens ein bisschen vorausgeplant und ein paar Wechselklamotten mitgenommen hatte. Die nassen Klamotten hängte er nebenan in der Waschküche auf. Er erinnerte sich daran, dass Rin und er früher oft draußen gespielt hatten und es auch ab und zu angefangen zu regnen hatte. Sie waren dann immer um die Wette nach Hause gerannt, aber einmal war Rin ausgerutscht, in eine Pfütze gefallen und hatte zu weinen angefangen, weil er sich das Knie aufgeschrammt hatte. Sousuke hatte ihn dann auf dem Rücken nach Hause getragen und gehofft, dass er zu weinen aufhören würde. Er mochte es nicht, wenn Rin weinte; vor allem nicht, wenn es wegen ihm war. Das war auch der Grund, warum er ihm nicht wirklich sagen wollte, dass sie nicht mehr zusammen schwimmen konnten, da der Rothaarige garantiert wieder weinen würde. Dass das deswegen geschah, da Rin sich ihm so verbunden fühlte und sich um ihn kümmerte, war Sousuke nicht wirklich bewusst. Er sah nur, dass Rin wegen ihm weinte und dass es seine Schuld war, weswegen er sich schlecht fühlte. Sousuke ging die Treppe hinunter und in die Küche, wo die drei Rothaarigen auch schon auf ihn warteten und erwartungsvoll anschauten, als er eintrat. „Fühlst du dich besser?“, kam es zuerst von Mrs. Matsuoka. „Ja, danke“, erwiderte der Brünette und nickte. „…also ich wollte fragen, ob ich heute Nacht hier bleiben kann“, nutzte er gleich die Gelegenheit, um zu fragen. „Aber klar doch!“, lächelte Rins Mutter. „Du darfst dir aussuchen, wo du schlafen willst…nur Gous Zimmer ist Tabu!“ „Mama!“, kam es fast gleichzeitig von Gou und Rin, die ihre Mutter geschockt mit geröteten Wangen ansahen. Sousuke zauberte diese Aktion jedoch ein leichtes Lächeln aufs Gesicht, ehe er antwortete: „Ich hatte sowieso vorgehabt, auf dem Sofa oder bei Rin zu schlafen.“ „Das ist gut“, nickte sie. „Wenn ihr beide noch in Rins Bett passt, geht das natürlich, sonst musst du mit der Couch vorlieb nehmen.“ Rin sah von Sousuke zu seiner Mutter und grummelte leise: „Mich fragt natürlich keiner…“ Hätte er wirklich etwas dagegen gehabt, wäre er nicht so ruhig geblieben und da das seine Mutter auch fand, stieß sie ihm in die Seite. „Hol eine Decke und ein Kissen aus meinem Zimmer und bezieh es.“ Daraufhin gingen die beiden hoch, dicht gefolgt von Gou, die natürlich mitkommen und beim Treppe hoch gehen, Sousukes Wadenmuskulatur begutachten musste. Sie holten das Kissen und die Decke und bezogen alles gemeinsam und legten es auf Rins Bett. Gou verabschiedete sich, da sie am nächsten Tag in die Schule musste und ließ die Jungs alleine. „Ich war echt schon lange nicht mehr hier“, stellte Sousuke fest und ließ sich auf Rins Bett fallen. Er sah sich in dessen Zimmer um: An den Wänden hingen hauptsächlich Poster von bekannten Schwimmern und ein paar Fotos an einer Pinnwand, sie zeigten Rin mit seinen Freunden(Rei, Nagisa, Makoto und Haruka), eins mit Gou und ihm, zu dem sie ihn wohl gezwungen hatte, ein paar von Australien und seinen Gasteltern und auch das vom Samezuka-Team, das sie zum Abschluss dieses Jahr geschossen hatten, war dabei. „Du hast dich kaum verändert“, stellte Sousuke lächelnd fest, Rin waren seine Freunde immer noch sehr wichtig, genau wie sein Traum, Profischwimmer zu werden, wofür er auf bestem Weg war. „Findest du?“, schmollte Rin ein bisschen und setzte sich neben seinen Kindheitsfreund. Gut, dass dieser sich nur im Zimmer umgesehen hatte und nicht unter dem Bett, in den Schubladen. Denn hätte er das gesehen, hätte er wohl nicht gesagt, dass Rin sich nicht verändert hatte. „Aber sag mal…was war los, dass du so spät noch hier vorbeikommst?“, erfüllte Rin den Wunsch seiner Mutter und fragte nach, was nicht hieß, dass er es sowieso getan hätte, weil er wissen wollte, was mit Sousuke los war. Dieser sah nach der Frage nicht mehr so unbeschwert aus, sondern hatte die ernste Miene aufgesetzt, die er meistens trug. „Ach nichts Bestimmtes…“, erwiderte Sousuke leise. Natürlich hatte diese Frage aufkommen müssen, aber das hieß nicht, dass er sie gerne beantwortete. Er wusste natürlich auch, dass seine Antwort bei keinem durchgehen würde, erst recht nicht bei Rin, dem er schon einmal was vorgemacht hatte. Der Rothaarige hatte erwartet, dass sein Kumpel nicht sofort mit der Sprache rausrücken würde und stieß ihn nun mit dem Knie an dessen Oberschenkel. „Du musst es mir jetzt nicht sagen, aber irgendwann wäre schon gut“, mit diesen Worten stand er auf, weil er noch duschen gehen wollte. Als Rin an der Tür angekommen war und die Türklinke herunterdrücken wollte, hielt ihn Sousuke auf einmal am Arm fest. Er hatte es sich wohl anders überlegt und wollte mit der Sprache herausrücken. Der Rothaarige drehte sich um und sah, dass sein Kumpel zu Boden blickte, ehe er dessen Stimme vernahm: „Ich…muss dir was sagen.“ Es war klar gewesen, dass etwas nicht stimmte, doch dass Sousuke sich so verhielt, ließ Rin schlucken. Es war wohl wirklich etwas Ernstes. „Okay…was ist los?“ „Ich habe gestern erfahren, dass ich meine Schulter nie wieder stark belasten darf und…“, eigentlich hatte Sousuke auch noch sagen wollen, was bei ihm Zuhause vorgefallen war, doch das brachte er noch nicht über die Lippen. Stattdessen hob er den Kopf an und schaute Rin an. „Es tut mir leid...“ Er wusste, dass es Rin nachgehen würde, dass sie nicht gegeneinander antreten können würden, aber dass es ihn selbst so fertig machte, dass ihm beinahe die Tränen in die Augen stiegen, hatte er nicht erwartet. Rin sah ihn ungläubig an: „…was?“ Er hatte ja gewusst, dass es um Sousukes Schulter nicht gut stand, doch erwartet, dass dieser nach einer Pause und erneuter ReHa wieder mit dem Schwimmen anfangen könnte und dass sie sich bald wieder gegenüberstehen würden. Schließlich war Sousuke ein ausgezeichneter Schwimmer, vielleicht sogar besser als er selbst. Es war tragisch mit anzusehen, was mit diesem passiert war und natürlich nahm Rin es mit, seinen Freund so scheitern zu sehen, obwohl er zu Größerem geschaffen gewesen war. Er hatte alles gehabt, was man als Schwimmer haben musste: einen gut gebauten Körper, Schnelligkeit, einen starken Willen, sich zu verbessern, Konkurrenzfähigkeit, von seiner genetisch bedingten Gelenkigkeit mal ganz abgesehen. Warum musste so einem Menschen so ein Unglück widerfahren? Hinzu kam, dass Sousuke für Rin noch eine ganz andere Bedeutung hatte. Dieser verstand ihn nämlich so gut wie kein anderer und der Rothaarige wusste inzwischen auch, dass er alles dafür tun würde, dass wenigstens er seinen Traum leben konnte und auch, dass er viel getan hatte, um ihn zu unterstützten. Er hatte es jedoch nicht an die große Glocke gehängt, sondern zum Beispiel Ai trainiert, ohne Rin etwas davon zu sagen. Als er es herausgefunden hatte, hatte es ihn glücklich gemacht. Wer wusste schon, was Sousuke sonst noch alles für ihn getan hatte, ohne dass er es mitbekommen hatte? Jetzt zu hören, dass dieser nie wieder gegen ihn antreten und sie nicht mehr gemeinsam schwimmen konnten, erschien Rin wie ein schlechter Scherz, den man mit ihm spielte. Dennoch realisierte er Sousukes Worte und spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Dass es seinem Gegenüber genauso ging, konnte er auch sehen. Sousuke hatte noch nie in seiner Gegenwart geweint und als Rin die ersten Tränen die Wange hinab liefen, blieb der Brünette noch standhaft. Rin konnte es nicht mehr mit ansehen, wie sein Freund sich so zusammenriss, obwohl dieser allen Grund zum Weinen gehabt hätte. Aber nein, der entschuldigte sich auch noch bei ihm! Dabei hätte es umgekehrt sein müssen, immerhin hätte er Sousuke nicht so unter Druck setzen sollen. „Idiot!“, schluchzte Rin und ging einen Schritt auf den anderen zu, ehe er ihn umarmte. Er wusste, dass es gut tat, einfach mal in den Arm genommen zu werden und seit Haru ihn damals gerettet hatte, wusste Rin, wie gut es sich anfühlte. Er wollte dieses Gefühl auch Sousuke vermitteln, da dieser mehr als das nötig hatte. Es gab noch einen anderen Grund, warum Rin ihn berühren wollte, doch daran dachte er in diesem Moment nicht. Erst, als sich zwei starke Arme um ihn schlossen und er an den Körper des Größeren gedrückt wurde, wurde es ihm wieder bewusst. Er schloss die Augen und sog den Geruch des anderen ein, der ihn beruhigte. Sousuke hätte alles erwartet, doch nicht, dass Rin ihn umarmen würde. Es fühlte sich einfach viel zu gut an, um wahr zu sein. Er wusste nicht, wie lange es her war, dass ihn jemand in den Arm genommen hatte. Das, was körperlichem Kontakt noch am nächsten kam, waren Rins Anstupser mit dem Knie, die er irgendwie sehr mochte. Aber das war absolut nichts, verglichen mit diesem Moment. Er hätte Rin am liebsten nie wieder los gelassen, einfach um dieses Gefühl nicht zu verlieren, seinen Duft wahrnehmen und bei ihm sein zu können. Er brauchte Rin mehr denn je und er mochte diesen mehr, als sonst irgendjemanden auf dieser Welt. Von seinem wichtigsten Menschen diese starke Zuneigung zu erfahren, war das Höchste für ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)