Sinneswandel von Friedi (LExJP) ================================================================================ Kapitel 11: Das Date -------------------- Wieder saßen wir am See. Wir taten nichts. Nichts Besonderes, jedenfalls. Wir saßen einfach nur nebeneinander und er hatte einen Arm um mich gelegt. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Es war der Moment, der einfach nur wunderschön war und ich wollte ihn für immer genießen. Doch plötzlich spürte ich etwas Kaltes auf meinem Gesicht. Ich fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch. Vor mir stand Marlene mit einem Lappen in der Hand. Tadelnd schüttelte sie den Kopf. „Da bist du die pünktlichste Hexe, die ich kenne“, meinte sie, „und ausgerechnet heute verschläfst du!“ „Tut mir leid“, murmelte ich verschlafen. „Ich hab noch ewig wach gelegen und konnte nicht einschlafen.“ Marlene verdrehte die Augen. „Jetzt steh jedenfalls auf!“, scheuchte sie mich hoch. „Es ist 5 nach 9 und wenn James dich nachher abholen kommt, musst du hübsch aussehen!“ „Ja, ja…“, erwiderte ich und stieg aus dem Bett. „Ich hab noch nicht mal gefrühstückt!“ „Zauber dir ein Brötchen hier auf dein Zimmer!“ „Was wenn das auffliegt?“ „Mein Gott, Lily! Wie soll das denn auffliegen?“ Und sie war schneller als ich und mit einem kurzen Wink mit ihrem Zauberstab, ließ sie zwei belegte Brötchen vor uns erscheinen. „Bitte schön“, sagte sie. „Aber jetzt verschwindest du erstmal im Bad und machst dich fertig. Du kannst dann frühstücken, während ich dir die Haare mache.“ Ich gehorchte brav ihren Anweisungen und ging ins Badezimmer. Ich sah wirklich noch total verpennt aus. Die Aufregung hatte mich viel zu lange wach gehalten. Knapp zehn Minuten später gesellte mich wieder zu Marlene. Diese hatte in der Zwischenzeit meine Klamotten begutachtet und überlegte nun, was ich anziehen sollte. „Bedenke, mein Outfit muss strandtauglich sein“, wies ich sie darauf hin. „Ich weiß, ich weiß“, antwortete sie und entschied sich schließlich für ein luftiges Sommerkleid. Sie hielt es mir kurz an. „Jap, das sieht gut aus!“, befand sie und reichte es mir, damit ich es anziehen konnte. „Zieh deinen Bikini drunter!“ Gesagt, getan. Schließlich saß ich, fertig angezogen, auf meinem Bett, aß meine Brötchen und Marlene wuselte in meinen Haaren herum. „Was für eine Frisur willst du mir eigentlich machen?“, wollte ich wissen. „Das siehst du dann, wenn ich fertig bin“, antwortete sie. „Wie gemein!“, schmollte ich. Sie antwortete nicht, sondern lachte nur kurz. Während sie mir in den Haaren rum fummelte, unterhielten wir uns über James und über mein bevorstehendes Date mit ihm. Marlene gab mir alle möglichen Tipps, doch ich war einfach nur nervös. „Mein Gott, Lily“, sagte sie schließlich, „es ist nur James! Du hast jahrelang kein Problem damit gehabt, ihn voll zu meckern!“ „Da war das noch etwas anderes gewesen!“, erwiderte ich. „Ja, aber du hast schon zwei ganze Tage hier mit ihm verbracht und ihr werdet euch ja sicherlich nicht die ganze Zeit angeschwiegen haben!“ Das stimmte, aber irgendwie kam es mir trotzdem noch als etwas völlig anderes vor. „Da waren Sirius und Jana dabei!“, stellte ich fest. Marlene seufzte. „Bleib einfach ganz natürlich“, schlug sie vor. „Du wirst sehen, der Tag mit ihm alleine wird wunderschön werden!“ Eine Weile schwiegen wir und Marlene begann, mir die Flechtfrisur, die sie gemacht hatte, nun hochzustecken. „Dir ist immer noch bewusst, dass James und ich an einen Strand gehen?“, versicherte ich mich. „Ja, ja“, erwiderte sie. „Wenn ihr ins Wasser geht, kannst du die Haarnadeln raus nehmen und den Zopf so herunter hängen lassen. Das sieht dann auch hübsch aus.“ „Aber warum machst du sie dann überhaupt erst rein?“ „Das ist das I-Tüpfelchen!“ „Aha!“ Als sie schließlich fertig war, gab sie mir einen kleinen Spiegel und ich sollte mir die Frisur angucken gehen. Sie hatte mir die Haare zu einer Muschel hoch gesteckt. „Jetzt siehst du aus, wie eine Meerjungfrau!“, kommentierte sie grinsend. Es sah wirklich schön aus! „Danke“, sagte ich. „Gern gescheh’n!“, freute sie sich. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Oh mein Gott! War es wirklich schon um 10? „Komm rein!“, rief ich und rannte nun eilig im Zimmer umher, um meine Strandtasche zu schnappen. „Morgen Lily“, grüßte James. „Oh, hi Marlene!“ „Hi, James“, antwortete Marlene. „Ich wünsch euch viel Spaß und ich bin dann auch direkt mal wieder weg. Wir quatschen dann heute Abend, Lil‘.“ Ich hatte keine Zeit, zu antworten. Mit einem „Plopp“ war sie auch schon wieder verschwunden. „Hi James“, grüßte ich ihn daher etwas verlegen. Er lächelte mich an. „Du siehst wirklich wunderschön aus“, fand er. „Wenn ihr heute Abend mit einander redet, richte Marlene ein Kompliment für diese Frisur aus!“ „Danke, das werde ich tun“, versicherte ich ihm. „Von mir aus können wir los. Ich brauche nur noch mein Portemonnaie.“ „Du brauchst dein Portemonnaie nicht!“, antwortete James. „Doch, brauch ich“, bestand ich und wollte danach greifen, doch James packte mich an den Schultern und schob mich scheinbar mühelos in Richtung Tür. „Nein, brauchst du nicht, glaub mir“, erwiderte er und zog schließlich die Tür hinter uns zu. Ich musste mich wohl geschlagen geben, aber ich war mir definitiv sicher, dass ich ihm alles bis auf den letzten Knut zurückzahlen würde! „Wir müssen heute leider mit dem Bus fahren“, sagte James, als wir auf dem Weg zur Haltestelle waren. „Ist ein wenig schäbig für ein Date, aber Tatze ist derjenige mit dem Führerschein und zum Apparieren kenn ich mich zu wenig aus.“ „Ich hab kein Problem damit“, versicherte ich ihm. „So sehen wir immerhin auch was von der Gegend.“ James grinste etwas. „Wenn du meinst“, erwiderte er. Die Fahrt mit dem Bus dauerte noch nicht mal lange. Wir kamen in einer kleinen Ortschaft namens Cirkewwa an, von wo aus die Fähren zu den beiden kleineren Inseln Gozo und Comino fuhren. James kümmerte sich um die Fährtickets und er weigerte sich mir zu sagen, wie viel ich ihm schuldete. Nachdem die Fähre abgelegt hatte, waren wir innerhalb weniger Minuten auf Comino. Die Hauptinsel Malta an sich war schon klein. Comino dagegen war wirklich winzig. Vereinzelt sah man von weitem ein paar Gebäude stehen, aber es gab keine Straßen, sondern nur kleine „Wanderpfade“. Letztlich bestach die Insel durch ihre unglaubliche Einfachheit. Wir stiegen direkt neben der Blauen Lagune aus. Diese wurde durch ein vorgelagertes Riff abgegrenzt. Das Wasser war hier türkisblau und es war wunderschön. James mietete uns einen Sonnenschirm und Strandliegen und wir suchten uns eine etwas ruhigere und abgelegenere Stelle am Strand. Es war ein wenig steil hier. Um ins Wasser zu gelangen musste man einen kleinen Hang hinunter. Er sah mich mit strahlenden Augen an. „Also laut Beschreibung hab ich mir das zwar ein wenig anders vorgestellt“, sagte er, „aber es ist ruhig und wir haben den Tag ganz für uns alleine!“ Ich lächelte. Ja, damit hatte er Recht, denn wenn man einmal von dieser Lagune absah, dann war es hier wirklich ruhig. „Ich find’s schön hier“, bestätigte ich. „Darf ich dich mit Sonnencreme einschmieren?“, fragte James und guckte mich an. Ich wurde rot. „OK“, stammelte ich verlegen. James schien sich darüber zu freuen und ich zog mir das Sommerkleid aus. Er blieb „anständig“. Er schmierte nur den Rücken und die Arme ein. Die „heiklen“ Stellen überließ er taktvollerweise lieber mir selber. Es beruhigte mich etwas und ich konnte es genießen. James war im Übrigen ein wirklich guter Masseur. Danach schmierte ich ihn auch mit Sonnencreme ein. Natürlich auch nur die anständigen Stellen. Nachdem wir die Sonnencreme einen Moment einwirken lassen hatten, löste er mir die Haarklemmen, die Marlene mir aufwändig reingemacht hatte und zog mich geradezu mit ins Wasser. Er half mir, sodass ich nirgendwo abrutschen konnte. „Du siehst so verlegen aus“, bemerkte er, als wir schließlich im Wasser waren. „Es irritiert mich etwas“, antwortete ich. „Was irritiert dich?“ „Naja ich meine, du hast mich in Hogwarts immer auf die Palme gebracht. Und du warst immer so arrogant und ein elender Angeber. Und jetzt ist plötzlich alles so anders!“ „Ist das schlimm?“ Er hob eine Augenbraue. „Nein! Ich meine nur, es ist ungewohnt. Aber mir gefällt die Art, wie du jetzt bist.“ Er lächelte und nahm mich in den Arm. „Naja, du hast ja alle Zeit der Welt, dich daran zu gewöhnen“, meinte er. Ich nickte leicht. „Du hast mich schon vor Ewigkeiten fasziniert“, fuhr er fort. „Ich weiß inzwischen jedoch, dass du diejenige bist, mit der ich glücklich werden will.“ Wieder startete ein regelrechtes Feuerwerk in meiner Magengegend und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich wollte das Thema wechseln. Über Gefühle konnte ich irgendwie nicht so richtig sprechen. Jedenfalls nicht, ohne dabei in Verlegenheit zu geraten. „Freust du dich eigentlich schon auf das neue Schuljahr“, wollte ich daher wissen. „Eigentlich schon“, erwiderte James. „Aber viel mehr noch kann ich es mittlerweile kaum noch abwarten mit der Schule abzuschließen. Ich will nicht länger nur tatenlos in den Nachrichten lesen, was um mich herum passiert.“ Ich verstand, worauf er anspielte. Auch mir machte zunehmend Angst, was schon seit Ewigkeiten im Tagespropheten kursierte. Anfangs hatte ich die Nachrichten über diesen dunklen Zauberer noch als Nachrichten über irgendeinen Spinner abgetan. Ich hatte ihn nicht wirklich ernst nehmen können. Aber mittlerweile zeichnete sich ab, dass man ihn tatsächlich ernst nehmen sollte. „Was hast du nach Hogwarts vor, Lily?“, fragte James mich. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher“, erwiderte ich. „Ich schwanke noch, ob ich Heilerin oder Aurorin werden sollte. Aber eigentlich tendiere ich zurzeit mehr dazu, Heilerin zu werden. … Und du?“ „Naja, ich hab gehört, dass Dumbledore plant, eine Art Widerstand gegen diesen Voldemort zu gründen. Mein Vater war schon immer gut im Duellieren und Dumbledore hat ihn am Anfang des Sommers gefragt, ob er Mitglied werden würde. Mein Vater hat zugesagt und ich denke, ich werde mich nach meinem Abschluss auch dem Widerstand anschließen.“ „Und beruflich?“ „Naja primär will ich mich auf den Widerstand konzentrieren. Genau genommen haben meine Eltern mir schon, als ich noch ein ganz kleiner Junge war, so viel Gold angespart, dass ich wahrscheinlich den Rest meines Lebens davon leben könnte. Aber das alleine wäre langweilig. Ich denke irgendwann werde ich mich vielleicht in der Abteilung für magische Strafverfolgung oder so bewerben.“ Ich blickte ihn verdutzt an. Das erklärte so einiges. Er war stinkreich! So stinkreich offensichtlich, dass ihm das Geld offensichtlich zu den Ohren rausquellen musste! Das musste dann wohl auch der Grund sein, warum er mich nicht bezahlen lassen wollte. Er wusste ganz offensichtlich einfach nicht wohin mit dem ganzen Geld! „Was ist?“, wollte er wissen und mir fiel auf, dass mein Mund offen stand. „Hast du gerade gesagt, dass du von dem ganzen Gold, was deine Eltern für dich angespart haben, den Rest deines Lebens leben könntest?“, erwiderte ich etwas fassungslos. „Ja, mindestens“, antwortete er. Das wirkte immer noch so irreal für mich. Mir war wohl mal aufgefallen, dass seine Schulausrüstung im Allgemeinen sehr hochwertig war und dass seine Familie wohl finanziell nicht schlecht da stehen konnte, hatte ich mir auch schon denken können. Aber dass sie so stinkreich waren hatte ich schlichtweg unterschätzt. „Stört dich das?“, fragte James unsicher. „Nein“, erwiderte ich. „Ich bin nur … erstaunt. Ich weiß irgendwie nur nicht, was ich dazu sagen soll.“ James zuckte mit den Schultern. „Das Gold meiner Familie hat sich genau genommen über Generationen hinweg angesammelt“, erzählte er. „Mein Vater müsste eigentlich auch nicht arbeiten, um meine Mutter, Jana und mich zu versorgen, aber er war mal ein recht erfolgreicher Unternehmer, weil er findet, dass es für die magische Gemeinschaft wichtig ist, etwas zu tun. Und ich könnte auch nicht den ganzen Tag zu Hause rum sitzen und nichts tun. Deswegen werde ich mich auch früher oder später irgendwo bewerben, aber im Augenblick finde ich den Widerstand einfach wichtiger.“ Das war in seinem Fall sogar eine akzeptable Begründung. „Ich hab, ehrlich gesagt, noch gar nicht gehört, dass Dumbledore so einen Widerstand aufbauen will“, gab ich zu. „Naja kannst du ja eigentlich auch noch nicht“, entgegnete James. „Ich habe nur mitbekommen, dass er meinen Vater gefragt hat. Im Augenblick ist der Widerstand noch eine sehr lose Gruppierung, denke ich. Ich weiß auch noch nicht so viel darüber.“ „Achso. … Vielleicht sollte ich mich auch anschließen, wenn wir mit dem Abschluss fertig sind.“ James schluckte. „Eigentlich fänd‘ ich es gut, wenn du Heilerin wirst“, sagte er. Er klang etwas besorgt oder bildete ich mir das gerade ein? „Meine Großmutter war wohl eine sehr angesehene Heilerin gewesen. Aber ich habe sie nie kennen gelernt. Mein Vater hat mir das erzählt.“ „Du meinst also, ich sollte mich nicht dem Widerstand mit anschließen?“ „Es ist gefährlich!“ „Und für dich etwa nicht?“ „Doch, aber die Todesser haben es so sehr auf Muggelgeborene abgesehen.“ „Ich wäre allerdings auch nicht sicherer, wenn ich mich nicht dem Widerstand anschließen würde, oder?“ Er antwortete nicht. Ich konnte ihm ansehen, dass er mir darin wahrscheinlich nicht widersprechen konnte, aber es behagte ihm nicht. „Ich will nicht, dass dir etwas passiert“, sagte er schließlich. Darauf konnte ich wiederum nichts so wirklich erwidern. Ich konnte mich wohl verteidigen. Ich war immer gut in Verteidigung gewesen. Wir hatten Duellieren gelernt und ich war durchaus in der Lage nicht nur mich selbst zu verteidigen. Aber ob mir das eine sichere Chance geben würde, dass mir nichts passierte? „Letztlich“, meinte ich schließlich, „gibt es wahrscheinlich so oder so keine sichere Garantie dafür, dass einem nichts passieren würde, oder? Ob man nun Widerstand leistet oder nicht, spielt keine Rolle. Aber man sitzt nicht nur tatenlos herum.“ Er nickte und es schien ihn sichtlich zu bedrücken. „Können wir das Thema wieder wechseln?“, fragte er. „Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, den Tag mit dir einfach nur genießen zu können. Vielleicht kommt Dumbledore uns ja auch noch zuvor und dieser Voldemort kann besiegt werden, bevor wir Hogwarts abschließen.“ Hinter dieser Aussage steckte wohl mehr Hoffnung als tatsächliche Überzeugung, aber ich verstand, dass er lieber das Thema wechseln wollte. „Worüber würdest du lieber reden wollen?“, fragte ich daher. „Wie stellst du dir sonst so deine Zukunft vor? Ich meine, abgesehen davon, dass du Heilerin wirst“, wollte er wissen. „Keine Ahnung, ich hab mir noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht“, überlegte ich. „Ich weiß, dass ich, wenn ich irgendwann mal eine Familie haben sollte, in jedem Fall magisch heiraten möchte.“ Er guckte mich ein wenig verdutzt an. „Schämst du dich für deine Abstammung?“, wollte er wissen. „Nein, das ist nicht der Grund“, antwortete ich. „Ich meine nur, meine eigene Schwester hasst mich seit ich nach Hogwarts gekommen bin. Ich hab von einigen unserer Mitschüler gehört, dass sie teilweise nur zu einem ihrer Elternteile Kontakt hätten, weil das jeweils andere ein Muggel ist und die Nachricht darüber eine Hexe bzw. einen Zauberer geheiratet zu haben ähnlich gut aufgenommen hat, wie meine Schwester. Ich möchte einfach nicht, dass meine Beziehung daran scheitert, dass ich eine Hexe bin.“ „Moonys Mutter ist übrigens auch eine Muggel“, erzählte James. „Sein Vater ist ein Zauberer und er hat sie wohl mal vor einem Irrwicht gerettet. Jedenfalls hat Moony das erzählt. Er sagte, seine Mutter hätte nie ein Problem damit gehabt.“ „Ich weiß. Das hat er mir auch schon mal erzählt“, antwortete ich. „Aber ich will einfach ein gewisses Maß an Sicherheit.“ „Naja eigentlich sollte ich mich ja nicht darüber beschweren“, erwiderte James leicht grinsend. „Ich bin ja ein Zauberer und ich glaube nicht, dass ich jemanden anderes heiraten würde.“ Ich verstand, wie er das meinte und wieder war da dieses Feuerwerk in der Magengegend. Mein Gesicht musste dem Scharlachrot des Gryffindor-Wappens gleichen. „Du …“, stammelte ich, „ich meine…“ Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte und er blickte mir tief in die Augen. „Ich meine das ernst“, versicherte er. „Ich weiß, dass ich nur mit dir glücklich werden will und wenn ich dich nicht heirate, dann werde ich wohl nie heiraten.“ Ich war immer noch verlegen und wusste einfach nicht, was ich darauf antworten sollte. „Also ich will eine Familie gründen“, fuhr James fort. „Und wenn dieser ganze Wahnsinn vorbei ist, will ich glücklich mit dir und unseren gemeinsamen Kindern irgendwo in einer ruhigen Gegend wohnen.“ Er schien das alles schon fest geplant zu haben. Er grinste mich breit an und für ihn war das beschlossene Sache. Mich überrumpelte das irgendwie. „James, ich kann dir darauf irgendwie noch gar nicht so richtig antworten“, gestand ich. „Ich weiß noch überhaupt nicht, was ich von alledem hier halten soll. Ich war noch nie verliebt und es ist alles so komisch!“ „Oh!“, erwiderte er. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“ „Das ist alles so neu für mich“, fuhr ich fort. „Ich meine bis vor ein paar Tagen war ich noch felsenfest davon überzeugt, ich könnte dich überhaupt nicht ausstehen und jetzt steht plötzlich mein ganzes Gefühlsleben Kopf!“ Er kam etwas auf mich zu und drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Und wieder dieses Feuerwerk! Ich hatte fast schon das Gefühl mein Herz würde mir gleich aus der Brust springen! „Tut mir leid“, entschuldigte er sich erneut. „Ich verspreche dir, dir mehr Zeit zu lassen. … Aber … ich fänd’s schön, wenn wir ein Paar werden könnten.“ Diesen Wunsch konnte ich ihm irgendwie nicht mehr abschlagen. Genau genommen konnte ich es nicht erklären, warum, aber ich hatte ja Gefühle für ihn, wie ich jetzt ja festgestellt hatte. Was konnte es schon schaden, wenn wir einfach ein Paar wären? Ich nickte. „JIPPIEE!“, rief James glücklich und umarmte mich so stürmisch, dass ich im Wasser umkippte. Als wir beide wieder auftauchten, drückte er mir erneut einen Kuss auf die Stirn. Dieses Mal überschwänglicher als vorher. Ich dagegen konnte ihn nur anlächeln. Mir fehlten die Worte. Wir ließen uns noch ein bisschen im Wasser treiben, bevor wir schließlich wieder zu unseren Sachen zurückkehrten. Er wickelte mich in mein Badetuch und blickte mich glücklich an. Irgendwie wurde es jetzt immer unwichtiger, über was wir uns unterhielten. In mir breitete sich zunehmend ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit aus. James dagegen war einfach nur glücklich und die Freude, die in seinen Augen leuchtete war definitiv echt. Sie konnte nicht gespielt sein. Der Rest des Tages rauschte irgendwie nur so an mir vorbei. Wir verbrachten noch ein wenig Zeit in der Lagune, dann packten wir irgendwann unser Zeug zusammen und spazierten über die Insel. Es gab hier auf Comino sogar ein Hotel, in dem wir etwas Kleines, sozusagen als etwas verspätetes Mittagessen, aßen. Dann spazierten wir weiter. Es gab nicht viel zu sehen außer einer kleinen Kirche, einer alten Schweinefarm und einem alten Wachturm. Das alles stammte noch aus einer Zeit, in der Comino noch besiedelt war. Heute lebten nur noch eine Hand voll Menschen ständig auf dieser Insel. Aber im Grunde war das egal. Es war so unglaublich ruhig und daher einfach nur idyllisch. Wir spazierten einmal über die ganze Insel und unterhielten uns so über dies und das, ohne dabei wirklich ein bestimmtes Thema beizubehalten. Irgendwann, als es schon langsam spät wurde und die letzte Fähren zurück nach Malta bald ablegen würden, gelangten wir zurück zur Blauen Lagune und beeilten uns auf die Fähre zu kommen. Gerade pünktlich zum Abendessen waren wir dann schließlich wieder im Hotel. Wie wir feststellten hatten Sirius und Jana den Tag zusammen mit James‘ und meinen Eltern verbracht und sie saßen auch schon alle am Tisch. „Da seid ihr ja!“, begrüßte uns Mrs Potter. „Wie war euer Tag?“ James antwortete ihr. Ich nahm gar nichts so richtig wahr. Ab und zu sagte ich wohl auch mal etwas, aber meine Gedanken waren ein einziger Salat. Nach dem Abendessen begleitete mich James noch mit in mein Zimmer. „Ich fand den Tag wirklich schön“, sagte er. „Ja, das war er“, bestätigte ich. „Also… sind wir jetzt offiziell ein Paar?“, fragte er noch einmal, so als könne er sein Glück noch nicht so richtig fassen. „Ich denke schon“, antwortete ich. Auch ich brauchte wohl noch etwas Zeit, um mich an diesen Gedanken zu gewöhnen, aber er gefiel mir durchaus. Ein Grinsen breitete sich wieder auf seinem Gesicht aus. „Dann“, sagte er, „hoffe ich, dir hat der Tag genauso gefallen wie mir.“ „Hat er“, versicherte ich ihm. Er lächelte zufrieden und gab mir wieder einen zärtlichen Kuss. Dieses Mal aber direkt auf den Mund. So langsam sollte ich mich ja eigentlich an dieses Feuerwerk gewöhnt haben, doch es übermannte mich jedes Mal aufs Neue. Der Kuss war schön und ich ließ mich in ihn hinein versinken. Er nahm mich dabei in seinen Arm, sodass ich mich einfach fallen lassen konnte. Nach einer ganzen Weile, ich wusste nicht so wirklich, wie viel Zeit vergangen war, lösten wir uns wieder voneinander. Er blickte mich noch immer mit diesen strahlenden Augen an und ich stellte fest, dass ich diese Augen wirklich liebte. „Lily?“, hörte ich plötzlich eine Stimme. Es war Marlene und ich sah mich verwirrt um. Der Zwei-Wege-Spiegel lag auf meinem Nachttisch und James reichte ihn mir. „Oh ups“, rief Marlene aus, als sie James erkannte, „ich störe noch! Dann warte ich wohl besser noch ein wenig.“ „Nein, nein“, erwiderte James grinsend, setzte sich hinter mich, zog mich zu sich heran und blickte mir über die Schulter. „Also sofern ihr jetzt nicht gerade streng geheime Themen besprechen wollt, macht es mir nichts aus, wenn ihr euch unterhaltet.“ Marlene lachte, während ich erneut rot wurde. „Wie frech!“, befand sie. „Aber gut, eigentlich hab ich ja nur eine brennende Frage und ich denke, Lily kann sie auch so erraten.“ Ja, konnte ich. So wie sie grinste platzte sie nur so vor Neugierde, ob wir denn jetzt endlich mal zusammen waren. „Ja, sind wir“, antwortete ich ihr daher auf diese unausgesprochene Frage. „Yay!“, rief sie fröhlich. „Glückwunsch! Das wird auch langsam mal Zeit!“ James, der wohl ebenfalls erraten konnte, worum es ging, lachte, verkniff sich allerdings den Kommentar. „Gut“, fuhr Marlene fort, „ich lass euch dann mal wieder in Ruhe. Ich wünsch euch noch viel Spaß. Und falls du noch mal für mich Zeit hast, Lily, kannst du dich ja noch mal melden.“ Und mit diesen Worten war sie wieder schneller aus dem Spiegel verschwunden, als ich antworten konnte. Ich drehte mich um und sah in James Gesicht. Seine Augen leuchteten vor Freude. „Das war gemein!“, beschwerte ich mich, doch ich konnte nicht wirklich ernst dabei klingen und wirklich ernsthaft meinte ich es wohl auch nicht. „Was denn?“, fragte er. „Ich war doch auch nur neugierig!“ Er blickte mich an, wie ein unschuldiges kleines Kind und dieser Gesichtsausdruck brachte mich zum Lachen. Ich schüttelte daher nur den Kopf. Er zog mich in seine Arme und drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn. Ich weiß nicht mehr so wirklich, was dann kam. Der Abend rauschte nur so an mir vorbei, wie der Großteil des Tages auch schon. Irgendwann müssen wir dann wohl eingeschlafen sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)