Sinneswandel von Friedi (LExJP) ================================================================================ Kapitel 4: Überrumpelt ---------------------- Als ich die Augen öffnete, blickte ich in ein Paar haselnussbraune Augen, die mich zärtlich ansahen. Wo ich war konnte ich nicht beschreiben, doch ich lag in seinem Schoß und mit einem Lächeln auf den Lippen streichelte er mir sanft durchs Haar. Ich fühlte mich wie gefesselt von diesen Augen. Sie waren so intensiv. Gerade beugte er sich nach vorne zu mir. Ich schloss entspannt die Augen in Erwartung eines Kusses … … als mich ein Klopfen an meiner Zimmertür aus meinen Träumen riss. Erschrocken fuhr ich hoch. Ich saß in meinem Bett, in meinem Hotelzimmer und ich war alleine. Niemand war hier, außer mir. Es war nur ein Traum gewesen. Es klopfte noch einmal an der Tür. „Lily, Schatz“, hörte ich die Stimme meiner Mutter. „Bist du schon auf? Komm runter ins Restaurant frühstücken.“ „Ja, Mum“, rief ich ihr zu. Ich blieb jedoch noch einen Moment in meinem Bett sitzen. Was hatte ich da nur geträumt? Ich hatte bis gerade eben tatsächlich noch erwartet, dass mich James Potter küssen würde! Und was noch schlimmer war: ich hatte mich dabei auch noch wohl gefühlt! Das musste wohl eindeutig noch der Schock von gestern sein, ihn hier zu treffen. Ich schüttelte nur den Kopf über diesen Traum. Wie konnte mir mein Unterbewusstsein nur einen solchen Traum bescheren? Als ob er mich nicht schon genug in den Wahnsinn trieb! Nun aber stand ich auf und machte mich fertig fürs Frühstück. Meine Eltern und Tunia hatten sich bereits längst am Frühstücksbuffet bedient, als ich mich zu ihnen gesellte. „Guten Morgen“, wünschte ich ihnen und gab meinen Eltern der Reihe nach einen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen, Schatz“, erwiderte meine Mutter. Ich setzte mich. Mein Vater studierte unterdessen einen Busfahrplan, den er sich an der Rezeption des Hotels besorgt hatte. Wir würden mit dem Bus nach Mdina fahren. Das war einfach der günstigste und einfachste Weg, um überall hier auf Malta hinzugelangen. „Also“, sagte er schließlich, „der Bus nach Mdina fährt alle 30 Minuten. Der nächste fährt in 20 Minuten. Aber ich würde sagen, wir frühstücken jetzt noch gemütlich und nehmen dann einen später.“ „Klingt gut“, antwortete ich während ich mir ein Brötchen schmierte. Ich freute mich auf den Ausflug. Ich hatte mir vorgenommen jeden Ausflug mit Postkarten und einem Souvenir für Marlene zu dokumentieren. Und heute würde ich damit anfangen. Schließlich, als wir fertig gefrühstückt hatten, rannte ich noch einmal kurz in mein Zimmer, um meinen Fotoapparat zu holen. Ich wollte schließlich auch mein Reisetagebuch füllen. Die Busfahrt nach Mdina war recht kurz. Wir stiegen kurz vor der Stadt aus, um den Rest zu spazieren. Die kleine Stadt war von einer Mauer aus Sandstein umgeben. Nachdem wir das Stadttor durchquert hatten, schien es, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Alle Häuser waren aus Sandstein und es gab viele enge Gassen. Das alles wirkte wie aus dem Mittelalter. Es gab hier kaum Verkehr, keine Hektik und keine Straßenverkäufer. Es war hier einfach nur unglaublich ruhig. Die Stille genießend bummelten wir durch die Straßen der kleinen Stadt bis wir zur St. Paul’s Cathedral gelangten. Hier hatten wir einen Führer, der uns ein wenig über die Geschichte Mdinas und der Kathedrale erzählte. Der heilige Apostel St. Paul hatte hier auf Malta einst Schiffbruch erlitten und seit dem hier in Mdina gelebt. Ihm hatte Malta das Christentum zu verdanken. Die Kathedrale, die heute ihm zu Ehren besichtigt werden konnte, war zwischen 1697 und 1703 neu errichtet worden, nachdem ein Erdbeben im Jahre 1693 den Vorgängerbau zerstört hatte. Nur die Apsis war von diesem Vorgängerbau noch erhalten geblieben. Im Inneren der Kathedrale gab es einen prächtigen Raum mit vielen Wand- und Deckenfresken. Die Kuppel war bemalt und stellte den genannten Schiffbruch des St. Pauls dar. Es gab auch ein Kathedralen Museum, in welchem einige Silberteller und –münzen sowie Kupferstiche und Holzschnitte des Künstlers Albrecht Dürer ausgestellt waren. Als wir die Kathedrale wieder verließen, suchte ich, wie ich mir vorgenommen hatte, einen kleinen Souvenirladen auf. Davon gab es hier nicht viele, aber zumindest konnte ich mir tatsächlich ein paar schöne Postkarten und ein kleines Modell der Kathedrale für Marlene holen. Mit diesen Einkäufen war ich für heute glücklich. Wir verbummelten noch etwas die Zeit in Mdina, bis wir am Nachmittag schließlich wieder zurück in unser Hotel fuhren. Es war immer noch genügend Zeit noch runter an den Strand zu gehen. Und so ging ich auf mein Zimmer, um meine Sachen abzuladen und meine Strandtasche zu holen. Allerdings packte ich mir einige Postkarten, Fotos von heute und mein Reisetagebuch in die Strandtasche. Ich konnte ja am Strand unten schon mal damit anfangen zu schreiben. Ich schloss die Zimmertür hinter mir, als ich mich auf den Weg runter an den Strand machte. Meine Eltern kamen in diesem Moment ebenfalls wieder aus ihrem Zimmer. Das Wetter war schließlich auch einfach zu herrlich, um es im Hotelzimmer zu verbringen. Ich wartete auf sie. „Wo ist eigentlich Tunia?“, fragte ich. „Ich hab sie noch nicht gesehen, seit wir zurück sind.“ „Ich denke, sie wird am Pool sein“, vermutete mein Vater. „Oder auch am Strand. Aber sie sagte heute Morgen, sie wolle sich den ganzen Tag bräunen lassen.“ Irgendwie beneidete ich Tunia dafür, dass sie braun wurde. Sie konnte sich tatsächlich in die Sonne legen und Farbe bekommen. Meine Bräune dagegen – sofern denn meine Haut tatsächlich mal etwas Farbe annahm – ließ sich nur mit einem durch gegarten Hummer vergleichen. Aber was wollte ich machen? Das war so ein Punkt, dem ich noch nicht mal mit Magie so wirklich Abhilfe verschaffen konnte. Es gab wohl Bräunungszauber. Doch die hielten nie länger als ein paar Tage an und das allgemeine Bräunungsverhalten der Haut änderten sie auch nicht. Also was nützten die schon? Während ich etwas gedankenverloren noch so darüber nachdachte, ging ich – gefolgt von meinen Eltern – in Richtung Treppe, als ich plötzlich mit jemandem zusammen stieß. „AUTSCH!“, rief ich. Ich drohte nach hinten umzufallen. Doch die Person, in die ich reingerannt war, fing mich auf. Ich blickte nach oben und erkannte das etwas verdutzte Gesicht von James Potter. Warum eigentlich ausgerechnet ich? Warum musste das Schicksal ausgerechnet mir einen solchen Streich spielen? Reichte es nicht schon, dass er auch hier Urlaub machte? Musste ich ihm auch noch ständig über den Weg laufen? Und was die ganze Sache noch schlimmer machte: musste Sirius Black wirklich auch noch anwesend sein? Letzterer grinste breit und auch auf James‘ Gesicht breitete sich nun ein verschmitztes Grinsen aus. „Du fliegst also auf mich?“, fragte er, als schien gerade sein größter Wunsch in Erfüllung zu gehen. Ich gewann meine Fassung wieder. „Nimm deine Griffel von mir!“, rief ich und machte mich los. „Ich flieg nicht auf dich. Ich bin nur versehentlich mit dir zusammen gestoßen. Ich kann ja schließlich nicht um Ecken sehen. Und jetzt hör auf, mich zu verfolgen!“ Ich stürmte die Treppen hinunter. Ich denke, James und Sirius starrten mir verdutzt nach, doch ich drehte mich nicht um, um das herauszufinden. Eigentlich verfolgten sie mich ja wahrscheinlich nicht. Nur das Schicksal wollte mich offensichtlich zurzeit ganz besonders ärgern. Am Strand unten, breitete ich meine Sachen aus und entschied mich sofort erst einmal ins Wasser zu gehen. Auf diesen Schock gerade eben brauchte ich erstmal eine Abkühlung. Das Wasser war so herrlich wie gestern. Entspannt ließ ich mich wieder im Wasser treiben und spielte eine Weile Wasserleiche. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich mich bereits treiben lassen hatte. Plötzlich jedoch spürte ich ein Paar Hände auf meinen Schultern. Ich hatte kaum noch Zeit einen spitzen und erschrockenen Schrei auszustoßen, als mich diese Hände schon unter Wasser tauchten. Nur für einen kurzen Augenblick und sie ließen mich auch sofort wieder los. Doch der Schreckmoment hatte seine Wirkung. Ich fuhr herum, als ich wieder über Wasser war. Natürlich! Es war James Potter! „Wie war das gleich mit dem Verfolgen, Lily?“, wollte er wissen. „Ich glaub, ich hab das nicht ganz verstanden.“ Er grinste schelmisch. „Lass mich in Ruhe!“, rief ich wütend. „Ich muss mich schon das ganze Schuljahr lang mit dir und Black rum schlagen. Könnt ihr mir nicht wenigstens ein paar Wochen Urlaub von euch gönnen?“ „Du musst zugeben, du hast gerade irgendwie dazu eingeladen“, lachte James. Ich spritzte ihm Wasser ins Gesicht und versuchte ihm zu entkommen. Leider war er schneller als ich. „Ich weiß gar nicht, was du hast, Lily“, sagte er. „Im Grunde war es ja nicht geplant gewesen dir hier zu begegnen. Und wie kommst du eigentlich überhaupt auf die Idee, wir würden dich überhaupt verfolgen?“ „Nun, wie sonst ist es zu erklären, dass du mir gerade so auf den Senkel gehst?“, erwiderte ich. „Hm…“, überlegte James. „Ich hätte es als eine glückliche Fügung des Schicksals bezeichnet.“ Er grinste mich immer noch an. „Eine schicksalhafte Fügung mag es wohl sein“, antwortete ich. „Aber ob sie glücklich ist, wage ich zu bezweifeln.“ „Komm schon, Lily!“, meinte James. „Ist es denn wirklich so schlimm?“ „Ich finde, ich habe mir ganz ehrlich eine Ruhepause vor dir und deinem Schoßhündchen verdient“, erwiderte ich. „Und jetzt würde ich diese Pause ganz gerne auch genießen wollen.“ „Gerne“, sagte James. „Wie lange möchtest du denn gern Pause machen? Ein oder zwei Stunden? Ist es OK, wenn ich dich heute Abend dann zum Billard einlade?“ Wie konnte er nur so begriffsstutzig sein?!? „Potter!“, rief ich aufgebracht. Doch ich war so außer mir, dass ich kaum antworten konnte. Schließlich kam mir ein Gedanke, wie ich ihn loswerden könnte. „Mit dir geh ich erst aus, wenn du drei Prüfungen bestanden hast.“ Er bekam große Augen. „Die wären?“, wollte er gespannt wissen. „1. Du musst es schaffen, mich mit einem deiner blöden Streiche so zu überraschen, dass ich nur noch darüber lachen kann.“ Diese Aufgabe war an den Haaren herbeigezogen. Sie war total bekloppt! Aber er würde daran scheitern. Dessen war ich mir sicher. „2.“, fuhr ich fort, „musst du erraten, was in meinem letzten Traum vorkam.“ Wusste ich eigentlich noch, was ich hier gerade tat? „Und 3.“, schloss ich, „musst du ohne die Hilfe von irgendjemanden erraten, was ich am liebsten tue und was ich am liebsten hab.“ Ich wusste eindeutig nicht, was ich tat! Ich glaube ich war gerade endgültig dabei den Verstand zu verlieren! Aber sicher würde er trotzdem an diesen Aufgaben scheitern! Er blickte mich an. „Für 1. brauch ich ein wenig Vorbereitungszeit“, erklärte er. „Zu 2. … hm… wie wär‘s damit; Du hast geträumt glücklich und selig in meinen Armen zu liegen?“ VERDAMMT!!! „Nein“, log ich. Doch das breite Grinsen, das sich gerade auf seinem Gesicht ausbreitete verriet mir, dass diese Lüge gerade alles andere als glaubwürdig gewesen war. „Und zu 3.; Ich weiß, dass du gerne liest und dabei am liebsten Muggel-Fantasy, weil du wahrscheinlich die Sichtweise auf unsere Welt spannend findest. Du verbringst deine Abende gerne damit mit deinen Freundinnen über alles Mögliche zu quatschen. Deine Lieblingsfarbe ist grün, denke ich, jedenfalls sind viele deiner Sachen grün. Deine Lieblingsjahreszeiten sind eindeutig Herbst und Winter, weil du es magst, dich im Gemeinschaftsraum in eine warme Decke vor dem Kamin einzukuscheln und dabei zu lesen, auch wenn du natürlich auch den Frühling und den Sommer magst … Was möchtest du noch alles wissen?“ Ich war so geplättet, dass ich auf seine Frage zum Schluss gar nicht antworten konnte. Woher, zum Teufel, wusste er das? Er deutete mein Schweigen dahin gehend, dass er diese Aufgabe wohl bestanden hatte und grinste wieder. „Die erste Aufgabe schaff ich auch noch“, versprach er fröhlich und schwamm nun wieder zurück zum Strand. Ich blieb, wo ich war und konnte mir nur noch selbst in den A****llerwertesten beißen, für diesen wirklich spitzenmäßigen und ganz intelligenten Einfall. SCHEISSE!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)